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Donnerstag. Erste Ausgabe. Vormittags 11 Uhr. 27. Mai 18S2 Eeipßtg. Die Zeitung er scheint mit Auinahme »el Sonntag« täglich zwei mal und wird ausgegeben in L«tp- gig Vormittag« II Uhr Abend« I Uhr; in »,«»»«« Abend« 5 Uhr, Vormittag« 8 Uhr. —- Nr. 245. -— Deutsche Allgemeine Zeitung. Zu beziehen durch all« Post ämter de« In- und Au«landr«, sowie durch die lärpeditio- nen in Leipzig (Ouerstraße Nr. 8) mnd «re«d«n lbei <s. Häckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. 8). V»«t4 für da« Vierteljahr 1'^THlr.j jede einzeln« Num mer l Ngr. »Wahrheit und Recht, Freiheit und Erseh!» g»sertion«gebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Die Zollvereinsconferenzen in Berlin. X Berlin, 26. Mai. Gestern sand eine längere Sitzung der Zollver- rinSconferenz statt, in welcher wieder einmal die streitigen Principienfra gen zur Erörterung gelangten: (Nr.244) Einige Vertreter der Mittclstaaten, na- mentlich Württemberg, hatten die Frage gestellt, wann denn die bairischen An träge zur nähern Jnbetrachtnahme der Conferenz gelangen sollten; es wurde hierauf seitens Preußens keine weitere Erwiderung ertheilt unv nach einigen Controversen verschiedener Bevollmächtigten ging man zur weitern Bespre chung der Vorlagen über. Diese Besprechungen haben nur für die Mit glieder einen auf die wirklichen und direkten Verhandlungen vorbereitenden Charakter; denn es wurde ausdrücklich in einer der ersten Sitzungen ange nommen, daß alle hier stattfindenden Erklärungen keinen bindenden Charak- ter besitzen und nur als Gutachten zu betrachten seien. Diese Vorbespre chungen sind jedoch demnächst an ihrem Ende angclangt, und eS wird sich jetzt darum handeln, wann die bindenden Unterhandlungen beginnen sollen. Hierzu müssen die Bevollmächtigten aber erst eine Vollmacht und Erklärung abgcben, daß sie zum Abschlusse bindender Verhandlungen bereit seien, und dies dürfte der sehr kihliche Punkt sein, an dem die Confercnzvcrhandlun- gen nun angelangt sind. Bevor man solche Erklärungen mit Vollmacht nicht abgegeben, sind alle Verhandlungen ohne allen reellen Nutzen. Mit Bezugnahme auf diesen Umstand Hal denn die diesseitige Regierung An fangs voriger Woche -eine Note nach Wien gesendet (Nr 241), in welcher sie in längerer Ausführung darauf hinweist, wie es auch dem Interesse Oesterreichs zuwiderlaufe, wenn die preußische Negierung in ihrem wohl- begründeten Recht auf Neconstituirung des Zollvereins durch einen Theil der bisjeht dabei betheiligten Negierungen ein Hinderniß erleide ; denn durch die materiellen und finanziellen Verhältnisse sei die preußische Regierung gezwungen, eine ihren Landesbedürfnissen angemessene Stellung in der Han delspolitik einzunehmen, und sollten jene Negierungen bei ihrer Opposition verharren und sich dem bestandenen Zollverein feindselig entgegenstellen, so würde die preußische Negierung in die Lage verseht, eine Handelspolitik zu befolgen, die ihrem Lande und dem Norden Deutschlands allein zugute kommen würde; sie würde aber die Idee einer Einigung in weitere Ferne schieben, wenn nicht gar gänzlich unmöglich machen. — In den Zeitungen war neuerdings mehrfach von einem an den Bank director Poppe in Leipzig gerichteten Schreiben des sächsischen Mini- sterS v. Beust über den Standpunkt der sächsischen Negierung in der Aollfrage die Rede. Der Augsburger Postzciiung ist jetzt von Berlin eine „authentische" Abschrift dieses Schreibens zugegangcn, die auch wir (in einer Beilage zu unserer heutigen zweiten Ausgabe) vollstän dig mittheilen werden, da das Schreiben in mehrfacher Hinsicht allgemeines Interesse darbietet. Deutschlanv. Man schreibt dem Nürnberger Korrespondenten aus Frankfurt a. M.: Gegen das Arrangement, welches von Oesterreich und Preußen im Namen deS Deutschen Bundes zur Beilegung der Streitigkeiten mit Däne mark getroffen worden und das gegenwärtig der Bundesversammlung zur Ratification vorliegt, hat, wie verlautet, eine der Bundesregierungen eine Verwahrung an die Bundescentralbehörde gerichtet. Dieselbe soll bereits vor mehren Tagen der Bundesversammlung übergeben worden sein. Die Marinebeamten, welche von dem Reichsverwescr Erzherzog Johann von Oesterreich ohne Vorbehalt angestcllt worden waren, werden, wie verlautet, nach Auflösung der Nordseeflotte den Nonactivitätsgehalt beziehen, bis sie anderweitige Verwendung im Bundesdienste gefunden haben werden. Die Ausgaben für die Flotte sind auch jetzt noch, trotz der ansehnlichen Neduc- 1ion des Personals, sehr bedeutend; sie belaufen sich auf 1000 Thlr. täglich. Berlin, 26. Mai. Die Festlichkeiten zur Feier der silbernen Hochzeit deS Prinzen Karl, berichtet die National-Zeitung, haben be- reitS in Potsdam begonnen. Geschenke aller Art, an denen meist ein be deutender künstlerischer und oft auch materieller Werth zu bewundern ist, laufen von den verschiedensten Seiten ein. Der Kaiser von Rußland wird dem Vernehmen nach ein echt kaiserliches Geschenk, die vollständige Ausstat tung eine- Zimmers Won reinem Silber, überreichen lassen. Eine Zahl Ouvriers, Künstler und Hoflieferanten des prinzlichcn Hause» übergibt ein ebenso prachtvolles als künstlerisches Album, in welchem freundliche Rück erinnerungen durch bildliche Darstellungen aufgefrischt werden. Die eigent liche Festlichkeit geht heute vor sich, wird sich aber nach Möglichkeit aus den Familienkreis beschränken. Auch kommt eine von dem Generalmusikdirector Meyerbeer für diese Festlichkeit componirte Cantate zur Aufführung. Frau Herrenburger-Tuczeck wird darin die Solopartie ausführen und 20 Sänger des DomchorS unter der Leitung des Musikdirektors Neithardt werden den Chor bilden. Hr. Meyerbeer selbst wird diese Gesangaufführung am Pianoforte begleiten. Den Text hat der Kammergerichtsrath Goltdammcr gedichtet. Die Zeichnungen lieferte der Hofmaler Prof. Hensel. Die Vor feier des Landesschützenfestes in Potsdam, das gleichfalls auf Veranlassung der silbernen Hochzeit veranstaltet wurde, begann schon am 23. Mai. Einige neunüg Schützengildcn sind durch Deputationen vertreten, welche in ihren verschiedenen Uniformen Potsdam beleben und mit der unaufhörlich hin und her wogenden Menschenmenge, welche das Fest heranzieht, ein interessantes Bild geben. Eine neue Stadt von Breterbuden und Gezeiten mit Sehenswür digkeiten und Erfrischungen aller Art ist von der Langen Brücke ab über den Schützenplah entstanden. In dem neuen Saale des Schühenhauses waren die Silbergcwinne und Ehrengaben für das prinzliche Paar zur Schau gestellt. Ein aus Silber getriebener Myrtenkranz und ein silberner Blu- anenstrauß wird von einer Deputation junger Mädchen übergeben werden. In einem Nebenzimmer war die wahrhaft künstlerisch gearbeitete Beglück wünschungsadresse der Landesschützengilde ausgelcgt. Am 24. Mai begann erst das eigentliche Lanbesschützenfest. Gestern sollten die dem prinzliche» Paare zugedachten Huldigungen in Glienicke dargebracht werden. — Die Preußische Zeitung bringt aus Koblenz vom 24. Mai folgenden Artikel über die Vexationen Hessens und Nassaus auf dem Rheine und die dagegen zu treffenden Repressalien: „Durch die zwischen Rheinhessen und Nassau eingetretenen Differenzen in Betreff der Dampfschiffahrt wird die Bewegung auch der preußischen Schiffe in so nachtheiligcr Weise gestört, daß sichern, Vernehmen nach nun auch unsererseits für diese Vexalionen Ne- peeffalien einlreten sollen. Bekanntlich bestehen nach der Rheinschiffahrts- convcntion auf preußischem Gebiete die Zollämter Koblenz, Andernach, Linz, Köln, Düsseldorf, Ruhrort, Wesel und Emmerich. Die preußische Regie rung Hal indeß, wie ebenfalls bekannt ist, nur das erste wie das letztgedachte an den Grenzen bestehen lassen und die andern sämmtlich aufgehoben, blos und allein zu dem Zwecke, den Verkehr auf dem Strome zu beleben und ihn möglichst von allen hemmenden Fesseln zu befreien. Diese Aufhebung ist indeß nur unter gewissen Vorbehalten erfolgt und cs ist danach unserer Regierung gestattet, sie unter Umständen wieder zurückzunehmen. Die vielen gedachten Vexalionen nun, welchen in neuester Zeit die preußischen Dampf schiffe zu Kaub und Mainz ausgesetzt sind, veranlassen unsere Regierung zu der Maßregel, daß sämmtliche hessische und nassauische Schiffe an allen ob- gedachlcn ZollsteUcn amtlich behandelt werden sollen, und zwar solange, als die preußischen Schiffe in Kaub und Mainz eine so rücksichtslose Behand lung erfahren. Wer dabei am schlimmsten betroffen wird, kann nicht zwei felhaft sein; ganz besonders wird die hessische Dampsschleppschiffahrt am här testen dadurch betroffen werden." — Wie der Frankfurter Postzeitung aus Berlin geschrieben wird, hat Hr. v. Manteuffel im betreffenden Ministerrath die einzige dissentirende Stimme gegen die Octroyirung einer provisorischen Wahlordnung für die I. Kammer abgegeben. — Die Koblenzer Zeitung vernimmt aus zuverlässiger Quelle, daß in folge allerhöchster Bestimmung eine Uebung der Landwehr-Cavalerie in diesem Jahre nicht statthaben werde. — Aus München vom 25. Mai berichtet der Nürnberger Correspon- dent: Vorgestern ist die Rückcrklärung der bairischen Bischöfe auf die allerhöchste Entschließung, „den Vollzug des Concordats betreffend", dem Könige übergeben worden. Dem Vernehmen nach beharren die Bischöfe ein» mülhig bei den früher gemachten Ansprüchen. -— Aus Karlsruhe schreibt man der Mannheimer Zeitung: In Be zug auf die Foderungen der oberrheinischen Bischöfe wird unsere Re gierung nicht allein für sich eine Antwort geben, sondern demnächst gemein schaftlich mit den übrigen Staaten eine solche erfolgen, welche die Sache bestimmt abmachen wird, denn man ist einmal der ewigen Reibungen und Foderungen müde und wird zwar gewähren, was mit dem Wohle deS Staals verträglich ist, im Uebrigen aber feste Grenzen ziehen und allen weitern Anfoderungen ein Ziel setzen. Um dies um so wirksamer zu thun, haben sich alle diese Regierungen zu einem gemeinschaftlichen Vorangehen vereinigt, denn nur so werden alle Ausschreitungen gleichmäßig zurückgewiesen. — Aus Frankfurt a. M. vom 21. Mai wird der Börsen-Halle ge- schrieben: Der Chef des Hauses Rothschild, Baron Anselm v. Roth schild, befindet sich dem Tode nahe. Chelius ist aus Heidelberg anwe send, Schönlein ist durch den Telegraphen aus Berlin gerufen worben. Man hofft durch diese Aerzle einen Aufschub erlangen zu können, um den allein es sich in dieser Krankheit handeln kann, die in der Harnblase und Harn»