Volltext Seite (XML)
Freitag. Leipzig. Die Zeitung er- schelnt mit Au«nahme »«« Sonntag« ttgllch zwei mal und wird auigkgebenin Leip. >i< Vormittag« ll Uhr Äbend« I Uhr; in Dresden Abend« b Uhr, Vormittag« « Uhr. Erste Aukzabc. Bormittazk 1l Uhr. 2t. Mai L8S2. Rr 235 Deutsche Allgemeine Zeitung. Zu beziehen durch alle Post ämter de« Zu- und Au«lande«, sowie durch die Lrpeditio- »cn in Detpztg (Querstraße Nr. 8) und Dresden (bei ist. Höckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. st). Htkeis für da« Vierteljahr l'^LHlr.; jede einzelne Num mer l Rgr. «Wahrheit »ud Recht, Freiheit uud Sesehl» zusertlsnsgedübr für den Naum einer Zeile r Ngr. Die Zollvereinsconferenzen in Berlin. Die Preußische Zeitung erklärt: Aus einer kürzlich (zuerst in dem Mainzer Journal) veröffentlichten Erklärung des hannoverschen Bevoll mächtigten bei der in Berlin versammelten Zollconferenz haben mehre Blätter Veranlassung genommen, ihren Besorgnissen über die auf den Sep- tembervertrag bezüglichen Intentionen des hannoverschen Ministeriums einen La» lehtere verdächtigenden Ausdruck zu geben. Au» zuverlässiger Quelle können wir vrrstchern, daß auch nicht der geringste Grund vorhanden ist, nn der Loyalität de« hannoverschen Ministerium» zu zweifeln und daß da her jede dieser Versicherung widersprechende Deutung der erwähnten Erklä rung eine durchaus irrige ist. — Wie der National-Zeitung mitgetheilt wird, ist in den letzten Tagen von Berlin «in« im „vrrsöhnlichen Ton«" gehaltene Note an das öster reichische Cabinet gerichtet worden, deren Inhalt die obschwebenden han delspolitischen Fragen betraf. Es wird versichert, die Regierung habe in Lem Aktenstücke ihr bisherige» Programm festgehalten. — Zugleich soll nun- mehr auch von den R«gi«rungen, die der Darmstädter Coalition bei- getrettn sind, eine Auskunft verlangt sein über jenes zweideutige, dem Zoll verein« feindlich entgegentretende Bündniß. Die Auskunft ist bis zu einem bestimmten Termin erbeten worden. D-«tschka«d. Die Deutsche Allgemeine Zeitung hat, wie sich deren Leser erinnern werden, brreilS mehrfach'in Erinnerung gebracht, daß die vom deutschen Volke zur Errichtung einer deutschen Flotte dargebrachten Beiträge den Gebern wiedererstattet würden, nachdem man nicht für zweckmäßig erachtet, «ine deutsche Flotte zu haben. Von München wird jetzt der Allgemeinen Zeitung berichtet, daß man diesen Schrittt zu thun beabsichtige. Man schreibt nämlich: Der Centralausschuß deS oberbairischen Flottenvereins, der sich noch im Besitze einer Summe von einigen hundert Gulden befindet, hat, bei dem Verschwinden aller Hoffnung, das Geld seiner ursprünglichen Bestimmung zuwenden zu können, beschlossen, dasselbe zur Abhülfe dringender Noth und zur Unterstützung einer wohlthätigen Anstalt zu verwenden. Es wird des halb einen Theil der vorhandenen Gelder an die Nothleidenden in Ober franken, einen andern an daS Arme-Kinder-Hospital in München anweisen, und gewiß damit der SinneSweise Derjenigen entsprechen, welche die Geschäfts führung des Vereins in seine Hände gelegt haben. Zugleich hat der Cen- IralauSschuß, in Erwägung, daß die seinerzeit von ihm an das Reichsmi- nisterium eingesendete Summe für ein Kanonenboot bestimmt worden, wo für er (nach Auffoderung des ReichSmarineministeriums) den Namen Wen- drlstein geschöpft, und daß bei dem bevorstehenden Verkauf der Flottenbe standtheile keiner der Contribuenten ein näheres Anrecht an die aus dem „Wendelstein" zu erlösende Summe haben könne als er, beschlossen die ge eigneten Schritt« zu thun, um srine Ansprüche gehörigen Orts und in ge höriger Weise vertreten zu lassen. Unbedenklich wird man dieses Verfah ren billigen, da die freiwilligen Beiträge, sobald der Zweck, für welchen sie dargebracht waren, von den verbündeten deutschen Regierungen aufgtgeben worden, naturgemäß an die Einsender zurückzugehen haben. — Dem Nürnberger Correspondenten wird al- bestimmt mitgetheilt, daß die oldenburgische Regierung dem Wunsche des Bundestages, daß sie der Ernennung d«S StaatSrathS Fischer zum Bundesliquidator des Nord- seegeschwaderS nachträglich beistimmen möge, nicht entsprochen habe. Die ab lehnende Erklärung sei dem Vernehmen nach bereit» vor mehren Tagen nach Frankfurt abgeschickt worden. Es werde aber dadurch in dem Auf trage, welcher dem StäatSrath Fischer von Bundeswegen ertheilt sei, keine Aenderung herbtigeführt, vielmehr sei wiederholt die Verfügung aus Frank- furt ergangen, daß daS Bundesmandat für denselben aufrecht erhalten bleibe. Berlin/ 20. Mai. Die gestern zu Ehren des Kaisers von Rußland stattgefunbene große Parade war eins der glänzendsten militärischen Schau- spitl«, die Berlin seit langer Zeit gesehen. Schon seit früh Morgens ström ten unabsehbare Menschenmassen, zu Wagen, zu Pferde und zu Fuß, nach dem eine Viertelstunde vor dem Halleschen Thore befindlichen Tempelhofer Felde hinaus, wo da- militärische Schauspiel stattfinden sollte. Die Neu- gierigen psr exooilvnos hatten sich zu beiden Seiten der von dem Halle- fchen Thore nach dem Tempelhofer Felde führenden Chaussee Kopf an Kopf gelagert, um den Kaiser, welcher diesen Weg passiren mußte, zu sehen. Hier und da waren improvisirte Schenkwirthschaften errichtet und die Ber- liner genossen ihr Heimatliche-, Weißbier und Staub, in reichlicher Fülle. Um 10^> Uhr erschienen der König und der Kaiser, begleitet von den Prinzen, den an unserm Hofe weilenden fürstlichen Gästen, und einer über aus glänzenden Suite. Der Kaiser trug die Uniform deS 6. Kürassier- regimentS, dessen Chef er ist. Die hohen Herrschaften wurden vom Volke nicht weniger als vom Militär mit lautem Hurrah begrüßt, während die auf dem linken Flügel stehenden Geschütze mehrmals gelöst wurden. Sie ritten bann die langen Fronten hinab (es waren 18,000 Mann in zwei Treffen aufgestellt) und bald darauf erschienen die Kaiserin und die Königin, be gleitet von den hier anwesenden fremden Fürstinnen und den Prinzessinnen, und fuhren in sechsspännigen Wagen ebenfalls die Fronten hinab. Dann folgte ein zweimaliger Vorbeimarsch der Truppen, welcher gegen zwei Stun den währte; zuerst die Infanterie in Compagnie- und di« Cavalerie in hal ber EScadronSfronte, und dann die Infanterie in Bataillonscolonnen, die Cavalerie in EscadronSfront und die Artillerie in halben Batterien. Der letzte Vorbeimarsch der Cavalerie wurde im Trabe beliebt. Da erhob sich auf dem ohnehin aufgewühlten und sandigen Felde ein Staub, wofür die Phantasie Homer's nicht ausgereicht haben würde. Dicht, bis an die Wol ken, schrecklich, entsetzlich, besonders für die elegante Welt beiderlei Geschlecht-, die sich in Gala eingefunden hatte. Nach 1 Uhr war Alles zu Ende. — Vor dem Criminalgericht zu Berlin wurde vor einigen Tagen unter Ausschluß der Oeffentlichkeit eine Anklage auf Verbrechen gegen die Sittlichkeit behandelt, bei der die Hauptangeklagten den höher« Ständen der Gesellschaft angehörten. Reichsgraf v. M. wurde zu zehn Jahren Zucht hausstrafe verurtheilt. Zweiter Angeklagter war ein Baron v. Z.-N. Die Urtel gegen die mehr als zwanzig Betheiligten lauteten bei mehren auf 3 — 6 Jahre Zuchthaus. München, 19. Mai. Der besondere Ausschuß über die Beschwerde des Abg. vr. Schmidt, die Verhältnisse der Deutsch-Katholiken in Baiern betreffend, hat die Beschwerde mit allen gegen eine Stimme (welche sich für nicht zureichend informirt erklärte) für unbegründet erklärt. — DaS Leichenbegängniß des Prinzen Eduard von Sachsen-Altenburg hat diesen Nachmittag nach der hierzu erlassenen Anordnung stattgefunden. Dem mit sechs königlichen Hofpferden bespannten Hoftrauerwagen folgten zu nächst die Prinzen Luitpold, Adalbert, Karl und Herzog Ludwig in Baiern, dann die Herren der drei Hofrangsclassen rc., die sich sehr zahlreich einge funden hatten. Unter dem Offiziercorps bemerkte man auch viele von aus wärtigen Garnisonen, namentlich aus Fivsing und Augsburg. Die bei den Adjutanten des Verewigten, Rittmeister v. Meyer und Oberlieute nant v. Lerchenseld, dann der vom regierenden Herzoge von Sachsen-Alten- bürg hierher gesendete Offizier, Graf Holzendorff, begleiten di« Leiche bis Altenburg. — Der Erzbischof von Freiburg hat bekanntlich in Bezug auf den jüngsten Conflict mit der Staatsgewalt einen Hirtenbrief erlassen. Er spricht darin seine tiefe Trauer über diesen Streit aus, erhebt aufs höchste die Re gententugenden, die Milde, Güte und Liebe des verewigten Großherzogs, und bekennt, daß sein Herz vom heftigsten Schmerz ergriffen sei über die Verken nung der Abfichten, die ihn (den Erzbischhof) geleitet. Er sagt: tzd Geliebteste! Vor Gott betheuere ich euch, daß dazu einzig und allein meine Pflicht mich bewog, die mir al» katholischem Bischof obliegt, den LrauergotteSdienst nach den Vorschriften der katholischen Kirche, nach den Aussprüchen deS Heiligen Stuhls, mit dem ich durch das heilige Band des Gehorsams verbunden bin, an zuordnen. Offenbar steht es nur der Kirche zu, Bestimmungen über gottesdienst liche Handlungen zu treffen, und zu entscheiden, wann da» heilige Meßopfer dar gebracht werden dürfe, wann nicht, und e« kann in diesem Punkte der katholischen Kirche gewiß nicht weniger Freiheit vergönnt sein als den andern Confessionen und Religionsgesellschaften, die ja bei Anordnung gottesdienstlicher Feierlichkeiten einzig und allein von ihren Grundsätzen sich leiten lassen. ES ist nun aber Vorschrift der katholischen Kirche, daß das heilige Meßopfer für keinen Verstorbenen darge bracht werden dürfe, der nicht in der Gemeinschaft der Kirche dahingeschieden, weil offenbar nur Der Anspruch auf da« Opfer der Kirche hat, welcher ein GUed der Kirche gewesen, wie an den Gütern der Familie eben nur die Glieder der Fa milie Antheil nehmen. Ist man in frühem Fällen von dieser Vorschrift abgewichen, so folgt daraus nicht, daß man immer abweichen müsse. Die ein-, zwei-, drei- und mehrmalige U-bertretung einer Vorschrift hebt diese keineswegs auf, insbesondere wenn sie aufs neue eingeschärft wird, wie dies im vorliegenden Falle vor einigen Jahren von Seiten de» Heiligen Stuhle geschehen ist, wobei der Heilige Stuhl aus sprach, daß für alle Verstorbenen die heilige Messe zu lesen in solchen Fällen eine Täuschung deS gläubigen Volks sei, was der Kirche unwürdig ist.... Achte man doch eine Kirche, die sich von solchen Gedanken leiten läßt, und die nicht in weltlicher Klugheit, in menschlicher Berechnung etwaiger übler Folgen, aus Furcht, bei der Welt anzustoßen und bei den Großen der Erde einzubüßen, da« Allerhei- ligste zu einem Zwecke gebraucht, zu welchem e» ihr von dem Urheber aller Gnade nicht anvertraut ist. Erkenne man doch gerade aus solchem Austreten der Kirche, daß ein höherer Geist sie belebt, daß sie auf tieferm Fundament ruht als auf menschlicher Kraft und Stütze, und erblicke man in ihr die Stellvertreterin Jesu Christi, bei dem kein Ansehen der Person gilt und bei dem in solchen Fällen der