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Donnerstag. tchri», mit ttglichjwkt «al an» »Ir» «ulz<g<»en I« L«lp»i« Nar«lNa,< ll Uh», Ab»»»« « Uhv> lk »*««»«« *»»»»» * Uhr, »*>mM««« 8 Uhr. pl, da« Vir^eljah» »'/»Lhl*.; j«»k<I»zrlnr Ram. «r» I St«*. Zweite Ausgabe. Abends 6 Uhr. v Mai 18S2. —» Rr LH —— DtliWt Mgtwkim Ztitmg. «Wahrheit «d «echt, Freiheit »d Gesetz I« Ax beziehen durch alle tEt »e« In- «nd «nelaU» >«», stnvt« durch »I« Orpedt» eionrn In »ripzig (Q»«r- straffe Nr. 8) und wr«4b«» (bei L. Herkner, Neustadt, An der Brücke, Nr. I.) 8»sffrtt«»s«etüs» für den stidnt« einer Lest* S N^r. Deutsch kand. s Berlin, 8. Mai. Mir der kleinen Majorität von 134 gegen «8 stimmen ist gestern in der II. Kammer der Regierungsantrag auf Erhö- hung der Rübensteuer abgelehnt worden. Di« weist Majorität hat be schlossen, daß der Zollverein im nächsten Jahre von 1,400,000 Ctr. Zucker 2,800,000 anstatt 7,000,000 Thlr. Einnahme haben solle, daß das Publi- cum also 4,200,000 Lhlr. an die Fabrikaten anstatt an die Regierung Steuer bezahlen sollt Ein günstigerer Schritt für die österreichische ZolleMi- gung ist hier noch nicht geschehen. Denn wer könnte sich verbergen, daß es namentlich die Finanzsrag« ist, welche die meisten Zollvereinsglieber an das alte Band noch fesselt, und baß da, wo eine volkswirthschaftliche Anschauung für dasselbe entscheiden würde, das Princip eines Schutzzolls von 80 Proc, ein»- Schutzzolls nicht gegen ausländische Concurrenz, sondern gegen die mit vielen Millionen erzogene inländische Colonial-Zuckerindustrie, die Sympathie zurückschreckt? Man würde sich jedoch irren, wenn jener Majorität eine handels politisch« Üeberzeugung zugetravt würde. Einige Individuen mögen aller dings aus eigenem Interesse an der Frage, ihrer eigenen Beziehung zur Rübenzuckerindustrie wegen, gegen die Steuer gestimmt haben, die Majori tät aber ist au« ganz andern Umständen hervorgegangen. Die «Zeit», rin Löealblatt, welche- allgemein als das Organ des Ministerpräsidenten betrach tet wird, brachte nämlich vor einigen Tagen einen Artikel gegen die Steuer erhöhung, und Or. Quehl, der Borleser des Ministerpräsidenten, welcher all gemein als dessen Vertrauter betrachtet wird, sprach sich überall ebenfalls ge gen die Steuererhöhung aus. Die ministerielle Partei, von. welcher die Mehrzahl ebenso sehr als die der Opposition der VolkSwirthschast fern steht, mußt« daher glauben, die Regierung wünsche selbst, daß ihr Gesetzesvorschlag durchfallr. Mit Ausnahme Weniger, welche durch persönliche Berührung mit Hrn. v. Manteuffel besser unterrichtet waren, stimmte daher die Recht« ge gen den Anttag. Sie erfuhr erst hinterdrein, daß die «Zeit» nicht des Mi nisterpräsidenten, sondern nur des vr: Quehl und vr. Quehl nur der Rü benzuckerfabrikanten Organ gewesen sei. Man kann aus diesem Vorgänge zwar nicht« lernen, al« daß die größten Eigenthumsfragen von sehr unbedeuten den Umständen und noch unbrdeutendern Personen abhängen, und daß ein Mini sterpräsident nicht einmal auf die Menschen zählen kann- welche er emporge- hoben. Die Bürgschaft liegt aber immerhin in den Ursachen des gegenwärtigen EttignisseS, daß die Rübenzuckerfabrikanten ihres Monopols sich nicht mehr lange erfreuen werden, denn die Regierung kann auf die Dauer den Aus fall in der Einnahme nicht ertragen und wird künftig dafür sorgen, daß ihre Partei nicht gegen sie stimmt Hierauf zu warten, ist aber für die Cvlonialzuckerfabrikantm, für die Rheder, für die Lauftnde von Händen, welche bei diesen Erwerbszweigen beschäftigt sind, eine Unmöglichkeit, für da- Publicum, welche- feinen Zucker theuer und überdies die Steuern be zahlen muß, um den Au-fall der Staatskassen an Einnahmen zu ersehen, eine höchst schmerzlich« Geduldprobt, und man gibt sich der Hoffnung hin, daß di« Regierung sofort mit einem neuen Anträge hervortrete, mit dem näm lich, den Eingangszoll auf Colonialzucker herabzusetzen. — Man schreibt der Kölnischen Zeitung aus dem Bückeburgischen: Seit de« 22- April, als dem Tage, an welchem der „steinreiche" Ban kier LazaruS Heine sich von hier entfernt hat, bildet der Fall seines Hauses, welcher die Residenz, ja das ganze Fürstenthum wie «in Gewitter schlag au- h«iterm Himmel getroffen hat, fast das einzige Tagesgespräch. Fortwährend erfährt man neue Details. Wenn auch manche der umlau fenden Erzählungen noch weiterer Bestätigung bedürfen mag, so werden Ih nen doch einige auf möglichst sorgfältig eingezogenen Erkundigungen beru hende Notizen nicht unwillkommen sein. LazaruS Heine ist der Sohn eines AiegenschlächttrS, welcher sich aus dürftigen Umständen herausgearbeitet, zu ansehnlichem Wohlstände erhoben hatte, sodaß er sterbend seinen sieben Kin- dem ein Vermögen von mehr als 100-000 Thlrn. hinterließ. Die betrieb samen Söhne vermehrten diesen Vermögensstock noch durch speculative reiche Heimchen. Lazarus Hein« betrieb zuerst einen Handel mit Ellenwaaren, dann «in Bankiergeschäft, und hat schon vor Jahren durch das Fallissement sei- ne« Bruders Iakob Heine zu Hamburg und ein«- andern Bruders zu Mün chen Verlust« erlitten. Auch wankte sein Credit schon einmal, als er bei dem Baue d«r Eisenbahnstrecke durch das schaumburg-lippesche Gebiet die Unter bringung der Action übernommen hatte. Wahrscheinlich wäre er schon damals ge- fallen, wenn ihn nicht der Fürst der übernommenen Verpflichtung entbun den und von da an nur al« Commissionar benutzt hätte. Indessen galt sein Hau-, wenn auch nicht für so reell wie das eine« ander» bückeburger Ban kier-, b«S Meier Aaron, doch für völlig sicher. Daher hatte er für d«n Fürsten und für Privatlrut« jede-Stande-, nicht nur innerhalb de« Fürsten- IhumS, sondern weit über dessen Grenzen hinaus zahllose kleinere und grö ßere Geldgeschäfte zu besorgen. Insbesondere brachten ihm arme Dienstbo ten und Bauer», ja ganze Gemeinden, ihre Ersparnisse und vermeinten- sie bei ihm sicherer und vortheilhafttr als in der Sparkasse anzulegen. Da kä mm plötzlich von Leipzig «inige protestirte Wechsel zurück. LazaruS Heine ver reiste am 22. April, wie matt meintt, um Geld herbcizuschasftn I Indessen langt« ein hebräisch geschriebener Brief an seine Familie von Dover an, dessen sich die Obrigkeit bemächtigte, und welcher die Bestätigung de« Ver dachts eine- böswilligen Bankbruches lieferte. Denn Heine meldet darin, wie versichert wird, sein« glückliche Ankunft in England mit den geborge nen Gütern und weist seine Familie an, ihm zu folge». Die Söhne hat ten auch bereit- zwei schwere Kisten mit Silbersachen re. nach Hannover geschafft, welche jedoch durch telegraphische Depesche von der Obrigkeit mit Beschlag belegt und zurückbeordert wurden, während die Söhne Arrest er hielten. Levi Heine in Bückeburg, Bruder des Lazarus, soll durch diesen Bruder nicht nur sein große- Vermögen, sondern auch den Verstand ver loren haben. Da- von LazaruS bewohnte schöne HauS gehört leider nicht diesem, sondern einem fünften Bruder, welcher dermalen in Kassel lebt, sich zwar in Bückeburg anbaute, aber wieder wegzog, weil seine Frau nicht hof fähig sein sollte. Demnach werden die Gläubiger sich nicht einmal an da« Haus halten können. Der Bankrott soll sich auf circa 350,000 Thlr. belau fen. Dabei soll die fürstliche Kammerrasse mit 150,000 Thlrn., Baronesse Lehzen, die Erzieherin und frühere Gesellschafterin der Königin Victoria in England, mit 18—20,000 Thlrn., die Gemeinde Frille mit 10,000 Thlrn., ein wohlhabender mindener Arzt mit 10—12,000 Thlrn., viele Wenigbemil- telte mit ihrer ganzen Habe betheiligt sein. Die Kammerkaffe soll für eine Partie der sehr gesuchten Kammcrobligationen angebliche Fünfhundcrtthaler- Goldrollen mit Achtgroschenstücken und einigen an die Enden gelegten Dop pelpistolen von Heine empfangen haben! Baronesse Lehzen, die Freundin der Königin Victoria, hat sogleich an diese persönlich geschrieben, der Monar chin den Sachverhalt auseinandergefttzt und die englischen Behörden zu ern ster Thätigkeit aufgerufen. Das wird mehr helfen als eine diplomatische Note. Hr. Meier Aaron, dem der Fürst die Reguliruug der verwickelten Heine'schen Geldangelegenheiten angeboten hatte, hat den ihm zugcdachten Auftrag, als mit seinem Geschäfte unvereinbarlich, abgelehnt. — AuS Brake vom 30. April sagt die Oldenburger Zeitung: Mit dem heutigenTage hat die deutsche Flotte zu existiren aufgehött. Heute und morgen nämlich werden die Besatzungen der Schiffe, im Ganzen etwa 600 Mann, entlassen, und es bleibt nun nichts mehr zu thun übrig als der Verkauf der Schiffe und des vorhandenen Jnventariums. Die Beamten bleiben noch im Dienst, bi- ihre Rechnungen revidirt und definitiv abge schlossen sind, was, wie man meint, noch vier Monate dauern kann. Die Schiffe sind bereits vollständig abgetakelt und bleiben hier und in Bremrr- hafen auf dem Strome liegen und jedes behält vorläufig seinen Comman- danken mit acht Mann als Besatzung. Welchen Eindruck diese Nachricht, die erst am 27. April, also drei Tage vor dem Termine, den Offizieren und der Mannschaft durch den Admiral Brommy in Person eröffnet wurde, gemacht hat, läßt sich nicht beschreiben, und daß man auch in Frankfurt a. M. nicht viel Gutes davon erwartet hat, geht wol daraus hervor, daß der Admiral Brommy von dort aus ermächtigt ist, im Falle bei oder nach der Entlassung Excesse vorkommen sollten, das Standrecht zu verkün digen. Was aber den Unmuth unter den Entlassenen besonder- hervorruft, ist weniger die Entlassung selbst als die Art derselben: daß man ihnen, die größtentheils eine frühere Carriere und ihr gute- AuSkdMmen aufgegeben haben, um ihre Dienste der neuen Schöpfung zu weihen, eine- schönen Ta ges sagt: „Uebermorgen brauchen wir euch nicht mehr und geht ihr dann nicht gutwillig, so werdet" ihr füsitirt!" Kündigt man doch jedem Dienst boten, den man loswcrden will, den Dienst mehre Monate vorher. Wenn man aber glauben wollte, daß der vierteljährige Gehalt, der den Entlassenen ansgezahlt wirb, eine Entschädigung für den plötzlichen Abschied sei, so ist dagegen zu bemerken, daß gar Mancher von der Mannschaft von der erhal tenen Abfindungssumme kaum die Kosten seiner Heimreise decken wird. Bei den Offizieren aber wird die verheißene vierteljährige Gag« zur zweimonat lichen, indem man ihnen nur dreimonatlichen Landgehalt auszahlt, der um ein Drittheil geringer ist als der Seegehalt, den sie bisjeht bezogen haben, und daö Geld, welches ihnen jetzt auSgezahkt wird, kommt bei Keinem wol der Summe gleich, die er vor wenigen Iahten bei seinem Eintritt in die Marine für seine erst« Uniformirung hat anlegen müssen. Eß ch tv sßH» ^AuS der Schweiz, 2. Mai. Charakteristisch für die Stellung d«r R«. gierung von Bern ist die vom Ncgierungsrath Blösch in der in Bern stattgehabten, schon erwähnten „Ausgeschoffenenversammlung" gehaltene Rede,