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zeiung, daß man sich von der Untauglichkeit des GesthtS vom 23. Nov. noch überzeugen werde. Aus einer Bemerkung des Sprechers, sowie aus dem Be richt«, in welchem die Deputation ihr Bedauern über „früher der Stadt Thum gemachte Hoffnungen", die von der Regierung unerfüllt gelassen worden, „weil Ehrenfriedersdorf später günstigere Bedingungen gemacht habe", aus gesprochen hatte, nahm Staatsminister Zschinsky Veranlassung zur Widerle gung, indem er ausführte, daß die Regierung hinsichtlich der Wahl der Orte stets zuerst die Zweckmäßigkeit berücksichtigt und sich auch in dem ange regten Falle zunächst deshalb für Ehrenfriedersdorf entschieden habe. Nach dem Schlüsse der Debatte wurde der obige Antrag der Deputation gegen 1 Stimme (Hr. v. Egidy) genehmigt. Eine Petition mehrer Landgemeinden der Oberlausih, um Erhöhung der Entschädigung der Localeinnahmcn für Einhebung der Brandkatasterbeiträge (Referent Viccpräsidetst Gottschald) blieb, wie dies auch in der andern Kammer bereits geschehen, aus sich be ruhen. Schließlich berieth man noch einen Bericht des Secretärs v. Zehmen über die die allgemeinen Staatsbedürfnisse betreffende Abtheilung (^) des Ausgabcbudgets. Wie in der,11. Kammer bewilligte man (mit Ausnahme von Pos. 2, Verzinsung der Staatsschulden, über welche die Beschlußfas sung Vorbehalten ward) sämmtliche Postulate. Bei der für die „Landtags kosten" (42,000 Thlr.) ausgestellten Fodcrung wurde von den HH. v. Metzsch und v. ErdmannSdorf gewünscht, daß künftig die Landtage im Interesse der Deputationsarbeiten sobald als möglich vertagt werden und die Berathun- gen des Budgets weniger ins Einzelne gehen möchten, worauf der Viceprä- stdent an den hier einschlagcnden, in der II. Kammer gestellten Antrag er innerte, bei dessen Berathung man auf den beregten Gegenstand zurückkom men könne. Die II. Kammer ging nach Verlesung des Protokolls und Mittheilung der Registrande zu einer geheimen Berathung über. Unter den Eingängen befand sich das Expropriationsdecret, dessen wir gestern bei Gele genheit der Berathung über die Zwickauer Eisenbahn gedacht haben, und ein anderes, das auf die Frage der Abminderung der Grundsteuer in den Gebirgsgegenden zurückkommt. Handel und Audn-lrie. Ueber die projectirte Eisenbahn von Charkow nach Feodcsia am Schwarzen Meere, heißt es in der Shipping Gazette vom 31. März, haben wir noch Nichts Bestimmtes erfahren. Der Plan geht von Privatgesellschaften auS, welche eine RegicrungSgarantie von 4 Proc. zu erlangen suchen, ohne welche derselbe wvl kaum ausführbar wäre. Die Länge der Bahn würde 350 —400 engl. Meilen be- tragen, und zur Vollendung der Communication mit Petersburg wäre eine Linie von 450 engl Meilen von Charkow nach Moskau erfoderlich. WaS die Wirksam keit auf der Petersburg-Moskauer Linie betrifft, so hat dieselbe, wie es heißt, wäh rend des Winters keine Unterbrechung erfahren. Es ist täglich nur ein Zug und der Passagierverkehr ist sehr gering, während in dem Gütertransport eine bedeu tende Concurrenz mit den Schlitten besteht, welche die Waaren wohlfeiler verführen. * Leipzig, 24. April. Rüb öl, im Anfang der Woche noch steigend und bis 10'/^ Thlr. bezahlt, war später etwas matter, und wurde bei geringerer Kauflust wieder zu 10 Lhlrn. abgegeben, zu welchem Preise auch die heutige Börse schloß. Offerten von Seiten der Abgcbcr sind jedoch nicht dringend, und man glaubt, daß der Artikel sich auf seinem jetzigen Standpunkte erhalten wird. Juni/Juli 10'/^ Lhlr., Juli/Aug. io-/, Lhlr., Sept./Oct. 10'/- Lhlr. Börsenbericht. * Leipzig, 24.April. Leipzig-Dresdner 166 Br.; Sächsisch-Baiersche 90'/, G.; Sächsisch-Schlesische 102'/^ Br.; Löbau-Zittauer 25 Br.; Magdeburg-Leipziger 243 G.; Berlin-Anhaltische 122'/, Br., 122 G.; Berlin-Stettiner 134 G.; Köln-Mindener —; Thüringer 81^4 G.; Friedrich-Wilhelm-Rordbahn 45'/, G.; Altona-Kieler 107'/, Br., 107 G.; Achalt-Dcssauer Landesbankact. lüt.^. 156 G., lat. v. 130'/, Br., 130 G.; Wiener Banknoten83'/« Br., 83 G. F e rr i L * — r Dresden, 20. April. Gestern kam bei Gelegenheit des Gastspiels des Hrn. Härting vom danzigcr Theater Laube's „Monaldeschi" wieder ein mal zur Aufführung. Das Haus war, zum Theil wol infolge der Einweihung der Marienbrücke, welche an diesem Abende festlich erleuchtet und lebensgefährlich stark besucht war, schwach besetzt. Das Stück bewährte sich aber aufs neue als «in wirksames, obwol der Gast in der Hauptrolle, welche früher hier Emil De vrient glänzend gespielt, eine Vergleichung mit dem letzter« hervorrief, die zu seinem Nachtheile ausfiel. Das Publicum war indessen nicht unzufrieden mit ihm, opplaudirte ihm mehrmals und rief ihn sogar heraus. Das war jedenfalls eine zu große Gefälligkeit, aber cs liegt ihr koch eine instinktive Anerkennung der künstlerischen Individualität des Gastes zu Grunde, die zwar für große Aufgaben nicht ausreicht, doch bei allen Mängeln der Bildung etwas Ansprechendes hat, das, auf Rollen angewcndet, denen Hr. Härting mehr gewachsen ist, sehr will kommen geheißen werden muß, und das wol, wenn er hier bleibt, ein thätiges Gegengewicht gegen eine gewisse, wie es scheint, unverbesserliche Geschmacklosig keit bilden wird, vor welcher auf unserm Theater besonders Hr. Kramer sich zu hüten verschmäht. Der Letztgenannte hat ein äußerst lebhaftes Schauspielernatu rell und ist nicht ohne Begabung, vorzüglich für das Komische; aber eS fehlt ihm in hohem Grade an Maß und Selbstbeschränkung und eigentlichem künstleri schen Ernst, sodaß sein Spiel immer äußerlicher und manierirter, also leerer, wird. Er kann, mit einem Worte, nicht über den Schauspieler hinaus und entwöhnt sich immer mehr der nothwendigen Bedingung des Fortschritts, nur den Geist des Stücks und die Charakterschilderung im Auge zu haben. Zn ähnlicher Weise ver mißt man an Hrn. Liebe eine genügende künstlerische Selbstbegrenzung,, deren Mangel natürlich allmälig zur Verflachung führen muß. Mit lobenswürdiger Ge wissenhaftigkeit hält dagegen Hr. Walther sein Talent zuRathe; cs fehlt ihm, wie den Genannten, ebenfalls noch viel, aber unverkennbar lebt ein würdiges, auf die Sache gerichtetes Streben in ihm, das sich auch in dem mehr oder weniger Mislingcnden zeigt. In der Ausführung des Einzelnen, in der Behandlung des Vortrags rc. hat Hr. Walther noch gegen manches Hinderniß zu kämpfen; doch seine Richtung im Ganzen trägt für den gebildeten Beobachter den Stempel einer echten Kunstliebc, die ihn zur harmonischen Ausbildung eines im besten Sinne braven Künstlers zu führen verspricht. Uebrigens wird, wie wir hören, Hr. Wal ther, der schon früher eine Novelle herausgegeben, nächstens mit einem (hier bei Woldemar Türk erscheinenden) Romane auftreten, in welchem er seine Ansichten über Schauspielkunst und Schauspiel entwickelt hat. Wie man uns sagt, verfolgt er besonders den Zweck, die, oft begründeten, Vorurtheile gegen den Schauspieler stand beseitigen und denselben in sittlicher und künstlerischer Beziehung heben zu helfen. Hierin soll er sich vorzüglich den Vorschlägen Eduard Devricnt'S, des geist vollen Kenners des Lheaterwesens, anschließen und mit ihm unter Anderm die Nothwendigkcit einer Vorbildungsanstalt für Diejenigen, welche sich der Bühne widmen, erörtern. Ueber den geistigen und poetischen Gehalt des Buches werden wird bald Gelegenheit haben, zu urtheilen. Jedenfalls sind dergleichen Bestrebun gen für unser Theater bezeichnend. Auch unter den Damen desselben wird uns eine genannt, die bereits mit einem Bändchen Gedichte debutirt hat und einen antiken Stoff zum Vorwurf eines Trauerspiels gewählt haben soll. Sind wir recht unterrichtet, so beschäftigt sich die Verfasserin, Frl. Cohn, mit den griechi schen und römischen Schriftstellern an deren Quelle. Auf der Bühne hat sie mit etwas spröde widerstrebenden Natur zu kämpfen. Da wir einmal der schrift- -fieAevischen Lhätigkeit unserer Lheatermitglieder Erwähnung gethan, so können wir unser Bedauern nicht unterdrücken, daß Hr. Wilhelmi sein artiges Talent für kleine Lustspiele so lange ruhen gelassen. Sein gefälliger Schwank: „Einer muß heirathen", war ihm sehr wohl gelungen. k Leipziger Stabttheater, 24. April. Madame de la Grange setzte ihr Gastspiel mit dem gestrigen zweiten Auftreten als Lucia in der gleichnamigen Oper von Donizetti fort, und bestätigte auf da« glänzendste in dieser Rolle das überaus günstige Urtheil, welches wir in Uebereinstimmung mit ihrem ersten Au- ditorium über sie fällen mußten. War der genialen Sängerin im „Barbier von Sevilla" noch mehr Gelegenheit gegeben, durch Vollendung und Kühnheit ihrer Technik zu clektrisiren, so durften wir gestern, obgleich sie uns auch diese Vorzüge L e t o N. nirgends vermissen ließ, vorzugsweise ihre bedeutende Befähigung für die höhere dra matische Darstellung in der Oper anerkennen; namentlich riß eine Situtation, die sonst gewöhnlich abstößt, die Wahnsinnsscene des dritten Actes, durch herrliches Ensemble von Spiel und Gesang der Mad. de la Grange das Publicum zu ungctheilten stürmi schen Beifallsbezeigungen hin. Das überfüllte Haus rief Mad. de la Grange drei mal, ein mal bei offener Scene. Mit verdoppelter Spannung erfüllt uns die Erwartung ihres dritten Auftretens als Fides, welches uns auf morgen versprochen ist. Die übrigen Partien der gestrigen Oper wurden sämmtlich mit großem Flciße ausge führt (wir nennen. Hrn. Brassin als Ashton, Hrn. Wiedemann als Edgar, Hrn. Behr, ganz vorzüglich als Raimund, Hrn- Schneider als Arthur), wenn auch nicht verschwiegen werden kann, daß wir hier und da empfanden, wie selten der deutsche Sänger einer italienischen Oper gerecht zu werden vermag. *AuS Sondershausen schreibt man: Am 14. April, Morgens 4 Uhr, wa ren drei Arbeiter auf dem Grundstücke des hiesigen Bataillonschirurgen Werner mit Brunnengraben beschäftigt, als sie plötzlich durch einen heftigen Donner- schlag, der neben ihnen aus der Erde hervorzukommen schien, erschreckt wurden. Dem Donnerschlage erfolgte eine Erschütterung des Bodens und eine breite Feuer säule, welche hoch empor schlug, jedoch sogleich wieder erlosch. Sofort öffnete sich der Boden und ein drei Fuß dicker Wasserstrahl drang siedendheiß hervor, der sich bald einen Kessel bildete. Die Arbeiter, erschreckt durch das Phänomen, machten davon schleunigst Meldung in der Stadt und eine Masse Neugieriger, unter ihnen der Professor der Chemie am Gymnasium, eilten herbei. Letzterer stellte sofort Untersuchungen an und fand, daß die Quelle 65 Grad Wärme Reaumur enthielt, in jeder Minute 63 preuß. Quart Wasser gab, welches einen starken Schwefel geruch ausströmte und Eisen, Kupfer, sowie etwas Quecksilber zeigte. UeberdieS warf die Quelle viele Holzstücke und Steine, sowie einen großen MammuthSzahn aus, der nahe an 7 Pfd. wog. *Der günstige Erfolg, dessen sich die vorjährige Prcisausschrcibung der Redac tion des wiener Jllustrirten Familienbuchs zu erfreuen hatte, veranlaßt diese, abermals für die zwei besten Novellen, welche ihr bis Ende Juli 1852 einge- sendct werden, Preise auszusetzen, und zwar (außer einem Honorar von 40 Fl. C.-M. per Bogen), einen von 30 Dukaten und einen von 20 Dukaten in Gold. DaS Preisrichteramt haben diesmal Bauernfeld, Friedrich Halm und Seidl übernom men, deren Entscheidung Ende September 1852 gefällt werden wird. — Auch die Redaction der Oesterreichischen Jllustrirten Zeitung in Wien hat eine Preisausschreibung veranstaltet, für Novellen, humoristische Skizzen, han delspolitische Aufsätze u. dgl. Die Einsendungen müssen bis 22. Oct. erfolgt sein. Das PreiSrichteramt haben die HH. Becker, Kaltenbaeck, Kaltenbrunner und Pan nasch übernommen. 2 München, 20. April. Der als Reisender und Naturforscher zur Genüge be kannte Gelehrte Moritz Wagner hat uns gestern verlassen und ist im Begriffe eine dreijährige Reise anzutreten, als deren Ziel vorerst Nordamerika und Cen tralamerika bezeichnet wird; später dürften auch Südamerika und die Inseln der Südsee, besonders die Philippinen, Gegenstand der Forschung des genannten Rci- senden werden. *LonVon, 21. April. Frl. Wilhelmine Clauß aus Prag, die geniale Pia nistin, debutirte gestern vor dem londoner Publicum in Willis' Rooniß mit einer Fuge von Bach und einigen Tondichtungen von Beethoven und Mendelssohn, und machte seltenes Furore. Außer dem Morning Herald hatte leider kein Blatt einen Reporter geschickt, weil Frau Pleyel, dcren Stelle Frl. Clauß aus dem Stegreife vertrat, unwohl gemeldet worden war. *Henriettc Sontag hat am 19. April in Bremen die Reihe ihrer Gast- darstcllungen mit der Tochter des Regiments eröffnet. Der Empfang war, wie die Weser-Zeitung sagt, ein glänzender und einer, wie er die Hörer und die Künst lerin zugleich ehrte. Am 21. April trat sie als Susanne auf.