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Donnerstag. EeiP-ig. Die Leitung <rc scheint mit Au«n«hmc v,t K»n»t-ß« täglich zwei mgl und wird ausgegeben tn «eip> >ig Bormittag« II Uhr Abend« » Uhr; in »r««»«« Abend« L Uhr, Bormittag« « Uhr. Drei» für da« Vierteljahr »ÄLhlr.; jede einzelne Num mer I Ngr. Erste Ausgabe. Bomittagk ll Uhr. 1S. April 18SL. —- Nr. 174. -— Deutsche Allgemeine Zeitung. Zu beziehen durch alle Post ämter de« In- und Au«lande«, sowie durch die tirpeditio- nen in Leipzig (vuerstraüe Nr. 8) und ivr«»d«N (bei Ü. Häckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. L). «Wahcheft und Recht, Freiheit patz «MI» Anserttvnägebübr für den Raum einer Zeil« 2 Ngr. »etttschl««-. Die Frankfurter Postzeitung schreibt aus Frankfurt a. M. vom 45. April: Man bezeichnet als den vom Bundestage zur Regulirung der deut schen Flottenverhältmsse bestimmten Kommissar dm oldenburgischen Geh. Staa^Srach vr. Fischer, und sügt dann hinzu: „Gicht -emMann« auch der Ruf strengen Rechtssinncs wie großer administrativer Gewandtheit zur Veite, so muß man doch den Muth bewundern, daß ein in so vorgerückten Zähren stehender Staatsmann sich einem ebenso verwickelten qlS in der öf fentlichen Meinung unbeliebten Geschäft zu unterziehen wagt?.^ 0Berlin» 14. April. Zn Bezug auf die in Darmstadt gepflogenen Konferenzen der Minister süddeutscher Staaten vernimmt man, daß di« Bil dung einer süddeutschen Zollgruppe, wie sievsn einer Seite proponirt wurde, nicht zu Stande gebracht worden ist und daß, was die Haltung der «inzel- «en auf jenen Confermzen vertretenen Regierungen anlangt, dieselbe fthr «etlrö war, namentlich soll der württembergische Minister sich von jeder Parteinahme gegen den Zollverein zurückgezogen haben. — Für den Monat Mai, in welchem eine Reise d«S Kaisers von Oesterreich nach Böhmen bevorstehen soll, wird auch, wie man in unterrichte ten Kreisen erzähl^ ein Besuch deö Kaisers in Dresden erwartet.— Der Verein zum Schuhe vaterländischer Arbeit in Frankfurt a. M. nimmt den neuesten Nachrichten zufolge «inen specifisch antipreußischen Charakter an. Der langjährige Seerrtär des Vereins, Georg Schirges, ist infolge dessen aus dieser Stellung geschieden. Berlin, 14. April. Der Ministerpräsident v. Manteuffel ist ge- flern Abend um 6'/-Uhr, der Finanzminister v. Bodelschwingh im Laufe des Nachmittags nach Bersin zurückgekehrt. Kurze Zeit nach der Ankunft des Ministerpräsidenten fand im Hotel desselben eine die Zollconferenzen be treffende Berqthung'statt. — Cs soll von dem preußischen Gesandten in Wien, Grafen Arnim, die Meldung in Berlin eingegangen fein, daß man binnen kurzem hier der An kunft einer Vertrauensperson des österreichischen Cabinets ent gegensehen dürfe, um über die schwebenden Fragen und namentlich auch -über dje zur Zeit in den Vordergrund gedrLngte handelspolitische Frage mög lichst eine ^Einigung herbeizuführen. — Ueber die Reise des Geh. Legationsraths Dönniges theilt die All- Hemeiue Zeitung eine aus Manchen datirte, jedenfalls auf officiellen Grund lagen ruhende Darstellung mit, die-wir ihres mannichfach interessanten Zu- chalts wegen vollständig geben: In diesen Tagen trat der Geh. LegationS- ^äth DönuigeS eine außerordentliche Mission nach Paris im besonder» Auf- -trage des Königs an. Da diese Sendung zu den vielfachsten Commenta- ren und nicht wenigen Misverständnissen Anlaß gegeben hat, sind Sie er- -sucht, folgenden rein thatsächlichcn Erläuterungen darüber Raum zu . geben. ,Dönniges' Entfernung auf einige Monate ist auf den Wunsch des Mini- fierpräsidenten v. d. Pfordten gerade in diesem Augenblicke geschehen, wo jm Eabinet des Königs die Frage der Concessionen an das katholische Epi skopat und der bei den Unterhandlungen der Zollconferenzen in Berlin «in- zuhaltende Gang berathen wird. Die Gründe, welche vom Ministerpräsi- dtntrn allerhöchsten OrtS für die eben jetzt zu erfolgende Mission angeführt wurden, glauben wir hier nicht weiter berühren zu sollen. Bekannt aber Ist, daß dieser Augenblick von einer Anzahl Parteiblätter benutzt wurde, um «ine Flut von Angriffen und Schmähungen, namentlich wegen der in Aus sicht stehenden Berufungen ausgezeichneter Gelehrten an die Universität Mün- chen in Umlauf zu schen. Den Bürgern der Stadt München ward das Gerücht eingeprägt von «einer preußischen Partei am Hofe, welche Baiern durch dm Zollverein -mediatisiren, die vermeintlich durch -en Vertrag mit Hannover emeuerte Unionspolitik Preußens stützen, die Gewcrbcfreiheitin «Kaiern erführen, ja,Land lutherisch machen wolle. Eine Merson aus -der Höher» Gesellschaft kam beim Könige schriftlich und mündlich um die «Entfernung von Dönniges und selbst«eines Adjutanten (v. -d. Tann) ein, . brr ebenfalls als - zu «der.preußischen Partei-gehörig angesehen,werde, weil «r sich Mit einer Norddeutschen eben zu vermählen im Begriff stehe und eine Wohnung im Hause d«S preußischen Gesandten bezogen Habe. Lassen wir !«on diesen Dingen all Das unbeachtet, «was hloS zu jenen Sagen und Stre- bangen gehört, in denen alle aufgeregten Parteien sich gleich bleiben- Be- «rachten-wir nur di« Gache an M, um sie.jetzt, wo.«n Moment ruhiger Erwägung -egrben ist, von zufälligen>Md absichtlichen Misdeutungen zu be- , sreign- Daß, Dönniges Protestant - ist, konnte - w»l, schwerlich ihm, und «feiner -Stellung zum Vorwurf-gereichen in -einem Staate Me Baiern, wo diePro- «estanttn in voller Gleichberechtigung mit den Katholiken stehen, in einem Habintt, wo alle andern Vertrauensmänner des Königs Katholiken find. Daß Dönniges ein geborener Preuße und Norddeutscher ist, konnte ebenso wenig gegen ihn mit Grund angeführt worden, da derselbe sogleich bei seinem Neber- tritt in bairische Dienste das Jndigenat erworben, sich ganz vom preußi schen UnterchanenMbWlle -gelöst Md bei siinem Eintritt in den bairischen Staatsdienst don M Huf die Verfassung abgelegt hatte. Ueberdies mußte dieser Vorwurf deS UreußtNthumS allen Sinn für Diejenigen verlieren, die Dönniges' öffentliche Wirksamkeit ass Publicist in Flugschriften und Zei tungen kannten, weil er gerade in den Jahren 1848, 1849 und 1850 sehr entschieden gegen den Ausschluß Oesterreichs aus der deutschen Verfassung, gegen -aS Kaisirthum und die Union-Politik Preußens, namentlich gegen Hrn. v. Radowitz, -ausgetreten war. Auch auf den Dresdener Conferenzen und von Dresden aus hatte er das Prineip einer Umgestaltung des Deut schen Bundes durch die Versöhnung der beiden deutschen Großmächte und die.Consolidirung der deutschen Mittelstaaten in öffentlichen Schriften und in den von ihm herrührenden Aktenstücken stets vertreten. Seinem Cha rakter chat man nie einen Vorwurf zu machen gewagt; nie ist gehört wor- den, daß er seih« Stellung zur Erlangung selbstsüchtiger Zwecke oder zur Einmischung in die Verwaltung qusbeute. Wenn eS sich trotz alledem sei ner Stellung und Wirksamkeit wegen um eine Entfernung handelt, so wird die Aufdeckung -er vollständigen Wahrheit am besten das Urtheil über diese Frage an die Hand geben. Niemand wird auch selbst in einem Staate, wo das konstitutionelle System bis zur äußersten Consequenz durchgeführt wird, von dem Monarchen verlangen können, daß er keine Meinung, keine selbständige Ansicht dem Ministerium gegenüber haben oder eine solche sich bilden solle. Dies hieße die Natur des Königthums, ja die Natur des Menschen verkennen. Die Theorie, daß der Monarch in constitutionellen Staaten nur den Punkt auf das ministerielle i zu setzen habe, ist längst verworfen, und hat in Deutschland, wo die fürstliche Gewalt stets eine in sich berechtigte, persönliche Macht war, überhaupt keine Geltung erhalten. Daß der König bei der Ausübung dieser Regierung freien unabhängigen Rath auch dritter Personen, Nachweisung von Hülfsmitteln, Befragung erfahrener tüchtiger Männer nöthig hat, versteht sich von selbst. Die Bildung von Staats- räthen, von Geheimräthen ordentlicher und außerordentlicher Art ist daher auch in allen constitutionellen Staaten eingeführt. Außerdem wird Nie mand dem Könige verwehren wollen, Vertrauensmänner jeberArt bei beson- dcrs wichtigen Fragen zu Rath zu ziehen, aus dem Bauer-, Bürger-, Adels- oder Gelehrtenstande, je nachdem das Geschäft Erfahrung oder Ver stand braucht. Dies ist nun in Baiern von jeher geschehen, auch unter dem Könige Max il. jAußer Dönniges wurden Staatsräthe wie Hr. v. Abel, v. Maurer, Graf Armansperg, Rcichsräthe wie Graf Reigertberg, Ban kiers und Fabrikanten, Professoren p>ie Bayer, Bluntschli, Dollmann, und mehre Andere— Bürger und Bauern ebensowol wie,Edelleute und je- desmal in solchen Sachen gehört, bei denen der König voraussetzen konnte, daß ihr Verstand und jhr Charakter Bürgschaft gäbe für ihre Worte. Dön niges wurde nur in den eigentlich staatswiffenschaftlichen Fragen, für die er seine Ausbildung erhalten hat, in den,wissenschaftlichen und die Unterstützung der Künste betreffenden.mit schriftlichen und mündlichen Gutachten.Mgezo- gen; er wurde nie ausschließlich gehört, sehr häufig kam es vor, daß feine Ansichten und Gutachten gegenüber andern nicht den Sieg davontrugen; noch häufiger, daß er die Anträge deS Ministeriums unterstützte, während Andere sie angriffen. In den laufenden Administrationsfrygen ist er nie von dem Könige zugezygen worden. Selbst bei Berufung von ausgezeichneten Gelehrten «geh München, bei denen -er König erklärt hatte, wo Staats mittel nicht äusreichten, aus der Cabinetskasse Zuschüsse leisten zu wollen, hat Dönniges nur in vertraulichen Anfragen an mehre Gelehrte zugleich sich zu wenden den Befehl erhalten,.um zuerst die Möglichkeit herauszustellen, ob sie für Baieru. zu gewinnen wären. Die eingelaufeyen Briefe an Dön niges wurden dann zur weitern, freien .und officiellen Benutzung an das Ministerium überschickt. Der jetzige Minister des Cultus hatte selbst einen Bericht an den König über-den Aufümd der? Universität München erstattet, und auf die Nothwendigkeit solcher Berufungen aufmerksam gemacht; er hat dann »Hue Ausnahme dje empfohlenen Männer selbst in Antrag gebracht, und man kann wol glauben, daß Namen wie Liebig, Pfeufer, R. Wagner, --Simrock Baiern um M Mre, gereicht« , können. In der Frage deS Episko pat- ist DönnigeS nicht nur nicht gefragt worden, sondern hat den Wunsch ausgesprochen, darin kein Gutachten abgeben zu dürfen. Dagegen bei den Verhandlungen in Bezug auf die Wiener Zollconferenzen wurde er von dem Könige mehrmals , zu Gutachten aufgefodert; es war -ieS um so natürlicher als Dönniges' staätSwissenschastliche Schriften über AvllvereinSfragen hinrei- chMd.bekannt sind. Auch hat derselbe im Ganzen und Kroßen die Ansich- ten -eS Handelsministeriums von der endlichen Nothwendigkeit eines Han- delS- und Zollvertrags mit Oesterreich stets gttheilt, und die zu Lag« ge° trettne Meinungsverschiedenheit drehte sich nur darum: ob es an der Zeit