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ZUR EINFÜHRUNG Joseph Haydns Instrumentalkonzerte nehmen in seinem Werkverzeich nis nur einen kleinen Raum ein. Obgleich der Komponist fast alle Instrumente berücksichtigte (Violine, Violoncello, Kontrabaß, Flöte, Oboe, Horn, Trompete und Klavier), galt sein Interesse in erster Linie nicht dieser Werkgattung. Im instrumentalen Bereich konzentrierte er sich mehr auf die Komposition von Sinfonien, Serenaden und Divertimenti. Die vermutlich nach 1760 entstandenen Violinkonzerte — die Echtheit einiger Kompositionen ist umstritten — sind in unseren Konzertsälen eine Seltenheit. Erst nach 1900 wieder entdeckt, stehen sie noch heute im Schatten der Mozartschen Konzerte. Haydn widmete sie dem Konzertmeister der Kapelle in Esterhazy, Luigi Tomasini. Möglicherweise gab dieser dem Komponisten auch einige Anregungen für die spieltechnische Ge staltung des Soloparts. Haydn verwendet in den Violinkonzerten nur das begleitende Streichorchester; in späteren Instrumentalkonzerten erweiterte er den Klangkörper durch die Hinzunahme der Bläserstimmen. Das Cembalo hat hier wie in den frühen Sinfonien noch die Funktion des klangfüllenden General baßinstruments. Das G-Dur-Violinkonzert, zweifellos ein echtes Werk Haydns, trägt in der Themengestaltung Züge des frühklassischen Konzertstils. Das Haupttheina des 1. Satzes (Allegro) ist in sich kontrastierend. Im sanglich heiteren Dur- Charakter beginnend, wendet es sich im Verlauf einer lyrisch nachdenklichen Stimmung zu. Dem innig kantablen Adagio folgt ein frisch und spritzig dahin eilendes Finale, in dem Solist und Orchester unbekümmert miteinander wett eifern. Zugunsten der musikalischen Substanz hat Haydn in diesem frühen Konzert auf eine brillante, virtuose Spieltechnik verzichtet. Eines der ganz besonders selten zu hörenden sinfonischen Werke Gustav Mahlers ist die 6. Sinfonie a-Moll, seine „Tragische Sinfonie”. Die in den Jahren 1903 05 entstandene, am 27. Mai 1906 unter Mahlers Leitung in Essen zur Uraufführung gebrachte Komposition gehört allerdings in ihrer gedanklichen und klanglichen Herbheit, ihrer monumentalen Anlage zu den am wenigsten eingängigen, am schwierigsten zu verstehenden und anspruchsvollsten Werken des Komponisten und erschließt sich eigentlich erst nach öfterem Hören mehr und mehr. Im Gegensatz zu der vorangegangenen 5. Sinfonie, die nach anfänglicher Düsternis schließlich zu Befreiung und Triumph führte, endet die „Sechste" nach gewaltigen Kämpfen voller Sehnsucht nach Klärung und Über windung doch in Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit. Um die pessimistische Gefühlsrichtung dieser Sinfonie, den Unfrieden und die Zerrissenheit der Seele, die sich hier widerspiegeln, ursächlich begreifen zu können, müssen wir uns vor Augen stellen, in welch einer Epoche Gustav Mahler seine Werke geschrieben hat. „Es ist oft bemerkt worden, wie Mahler unter der Krise der bürgerlichen Welt, jener .Entwertung aller Werte' litt, die der Imperialismus herbeigeführt hatte. In seinem Werk erscheinen denn auch zunächst einmal in ganz auffälligem Maße Bilder des Schreckens und Grauens, der Verzweiflung und Seelennacht gequälter, gejagter Menschen, so wie besonders in der ins Riesige gesteigerten und dabei tragisch-erschütternden 6. Sinfonie. Das Leid zahlloser Mitmenschen leidet er mit; er empfindet die Auflösungserscheinungen einer ganzen Epoche und insbesondere der bürgerlichen humanistischen Kultur, und er empfindet auch die Ungleichheit, Ungerechtigkeit, Gefühlskälte, Gleich gültigkeit, so wie er sie im Wien von damals um sich hatte” (E. H. Meyer). Speziell muß für die 6. Sinfonie auch die unmittelbare Entstehungszeit berücksichtigt werden: die Tätigkeit des Komponisten als Wiener Opern-I direkter neigte sich bereits ihrem Ende zu, und die damit im Zusammenhang! stehenden verbitternden Kämpfe, die auf seine Gedanken und Stimmungen! Mittwoch, den 19. April 1972, 20.00 Uhr Donnerstag, den 20. April 1972, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden Dirigent: Hans Swarowsky, Österreich CSSR Solist: Bohuslav Matousek, PAUSE illliliilililillllllllllllill!lllilillllllililillilliiiiiiiiiiiliilllllllllllliiiiiiiiiiiiiiiliiiHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii|i||iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiininiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii;inii Sinfonie Nr. 6 a-Moll Allegro energico, ma non troppo Scherzo Andante moderato Finale (Allegro moderato) Joseph Haydn 1732-1809 Gustav Mahler 1860-1911 Konzert für Violine und Streichorchester G-Dur Allegro moderato Adagio Allegro Erstaufführung DRESDNER PHILHARMONIE BOHUSLAV MATOUSEK, Jahrgang 1949, erhielt ersten Unterricht auf seinem Instrument bereits im frühen Kindesalter, was ihm ermöglichte, seit seinem 10. Lebensjahr mehrmals erste Preise bei nationalen Wettbewerben zu erringen. 1965 wurde er Sieger des Rundfunkwettbewerbes um die beste Interpretation zeitgenössischer tschechischer Musik. 1969 erweckte er als Teilnehmer des UNESCO-Wettbewerbes in Paris die Aufmerksamkeit von Yehudi Menuhin. Als er mit ausgezeichneten Ergebnissen einen internationalen Interpretationskurs in Zürich im Sommer 1969 bei Arthur Grumiaux absolvierte, lud ihn der berühmte Geiger zu einem Stipendium- studium zu sich nach Belgien ein. Nach Beendigung seiner Ausbildung an der Prager Akademie der Musischen Künste als Schüler J. Pekelskys und V. Snitils will Bohuslav Matousek dieser Einladung Folge leisten. waren in der Theorie von Weingartner und wo er 1934 Nachfolger 1940 bis 1944 HANS SWAROWSKY wurde 1899 in Budapest geboren. Seine Lehrer Webern und im Dirigieren Felix Stuttgart, Hamburg, Berlin, Dirigen* an das Opernhaus Zürich. Arnold Schönberg und Anton von Richard Strauss, über die Opernhäuser Erich Kleibers wurde, kam eF 1937 als wirkte er als Dramaturg der Salzbur ger Festspiele. 1945 wurde er General musikdirektor in Stuttgart, übernahm jedoch bereits 1946 die Leitung der Wiener Sinfoniker und der Rundfunk konzerte. Im gleichen Jahr erhielt er eine Professur an der Wiener Musik akademie — ein Amt, das ihm den ehrenvollen Ruf eines „österreichischen Dirigentenmachers ” einbrachte. 1947 bis 1950 war er außerdem Direktor des Opernhauses in Graz. Seitdem ist Prof. Swarowsky -- ausgenommen die Jahre 1957 bis 1959, in denen er am Scottish National Orchestra in Glasgow wirkte — als Gastdirigent bei den führenden Orchestern Europas und — seit 1960 — auch in den USA tätig. Er dirigiert regelmäßig zu den Fest spielen in Salzburg, Wien, Berlin, Prag und Athen, konzertiert mit den Wiener Philharmonikern und Sinfoni kern und ist auch Dirigent der Wiener Staatsooer. Hans Swarowsky genießt Weltruf als Kenner der Werke von Mozart, Brahms, Mah’er und Strauss.