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Sonnabend. Zweite Ausgabe. Abends 8 Uhr. 1«. April 1852. EeiHtzig. Di« Zeitung er» scheint mit Auinahme de« Sonntag« ttglich zwei mal und »ird LU«gegeben in Leipgtg Bormittag« ll Uhr, Abend« I Uhr; in »r«»d«u Abend« b Uhr, Vormittag« 8 Uhr. v««i» für da« Vierteljahr l'/»Thlr ; jede einzelne Num. mer l Ngr. —- Nr. 1«» Dtitscht Aßßs«cii!t Zkitmig. -Wahrheit und Recht, Freiheit und GesetzI» Zu beziehen durch alle Pofl- tmtcr de« In - und Au«lau« de«, sowie durch die Srpedt» «ionen in «ripjig (Duero ftraße Nr. 8) und »r«4d«l« (bei L. Höckner, Neustadt, Au der Brücke, Nr. L.) Insertion-gebühr für deu Raum einer Zeile 2 Ngr. DeS Osterfestes wegen erscheint die nächste Nummer Dienstag, LA. Mpril, Vormittags. Deutschland. > Die westfälischen Abgeordneten Harkort, Heintzmann, Metzmacher s und K. Overweg erklären im Kreisblatte von Dortmund in einem Schreiben au- Berlin gegenüber einer Aeußerung des Oberpräsitrnten der Provinz Westfalen in der I. Kammer: „Er könne durch ein großes Detail die man- > nichfachen Unzuträglichkeiten der Gemeindeordnung von 1880 für Westfalen nachweisen, sodaß, wenn man das Landgemeindewcsen auf eine dem wah- ! ren Bedürfnisse des Landes entsprechende Weise einrichten will, rin beson» dereS Gesetz hierüber erlassen werden muß", daß sie dieser Auffassung offen entgegenlreten müßten; „denn das Cavalicrregiment ist durchaus mißliebig in Westfalen, und die öffentliche Meinung wird zwischen dem Hrn. Ober» Präsidenten und uns zu entscheiden haben! Das verfassungsmäßige Recht der Petition an die Kammern steht zu diesem Zwecke unfern Wählern zu; mögen sie davon Gebrauch machen, bevor es zu spät ist!" 2 München, 8. April. König Max wohnte düsen Morgen in der Allerheiligen-Hofkirche den mid heute beginnenden Küchcnfriellichkeiten der , Eharwoche mit großem Cortege bei und nahm darauf die rum Gedäcktniß der Einsetzung des heil. Abendmahls am hiesigen Hofe herkömmliche Fuß- > Waschung und Ausspeisung der hierzu gewählten zwölf alten Männer im Herculessaale der Residenz vor. Dieselben zählten zusammen 1064 Jahre und der älteste derselben ist 102, der jüngste 86 Jahre alt. In gleich herkömmlicher Weise wurden zu derselben Erinnerung zwölf arme Mäd chen von zehn bis elf Jahren von der Königin neu gekleidet und mit Geld , beschenkt. * Nürnberg, 9. April. Wir sehen uns veranlaßt, unsere Ihnen IN Nr. 135 über eine bei Gelegenheit der Beschlagnahme von Schriften deS Lieutenants Th. vorgekommen sein sollende MiSdandlung des Polizei- officianten R. dahin zu berichtigen, daß Lieutenant Tk. einen derartigen Angriff gar nicht gemacht hat und sich daher auch nicht in Untersuchung befindet. Das Rufen aus dem Fenster, welches das falsche Gerückt ver- , anlaßte, war vielmehr von ihm selbst ausgegangen. Frankreich. 8 Paris, 7. April. Manfragtsich fast jeden Tag: ü quumi I'smpirv? ! wie man sich sonst nach der Aufführung eines neuen Stuckes erkundigte. > Man weiß, es wird kommen, man fühlt, eS sei nicht fern, man erwartet es, ' ohne es zu fürchten und ohne cs zu wünschen. Die Französin sind in ge» Wisser Beziehung eben solche Fatalisten, wie der Prmz.Prasibcnt auch, und sie glauben nun einmal, die Probe der bonapartistischcn Exp rimemalion bis zu Ende durcherleben zu müssen. Ludwig Bonaparte hat Frankreim in die sem Augenblicke ganz zu seiner Sache und nicht einmal Kaiser N>kolau« hat eine so unbeschränkte Machtvollkommenheit als der Präsident der Kran- zösischen Republik. In Frankreich gibt es keine Aristokratie, die ihm Fessln anlegt. Vom Kaiserthume glaubt man, daß es einen neuen W-nbungspunkt bilden werde, und alle Parteien ohne Ausnahme — so ist Frankreich! jo sind die Franzosen! — scheinen das Beste für ihre Zukunft davon zu erwarten. Die Legitimisten sehen den Thron Heinrich's V. dahinter, die Orleanisten glauben die Rückkehr ihrer königlichen Familie dadurch erleichtert und die Republikaner hoffen eine republikanische Revolution demselben folgen zu sehen. Girardin's neuerlichstes Auftreten mußte unter solchen Verhältnissen beson- > dern Unwillen erregen, obgleich nicht im Publicum selbst. Das Publicum betrachtet es als Gewinn, daß man endlich wieder den Muno auf.utkun wage, und da Girardin unverhohlen Opposition gegen das Kaiserreich macht, glauben Viele, Ludwig Bonaparte selbst habe ernstlich die Absicht, den un schädlichen Namen der Republik beizubchalten. Girardin selbst täuscht sich keinen Augenblick, er weiß, was das 6on8vrvon8 In AzPubinjun! des Prä sidenten zu bedeuten habe. Er weiß aber auch, daß Ludwig Bonaparte nichts dawider haben könne, wenn man ihn vorläufig beim Worte nimmt und an di« Redlichkeit seiner Absichten zu glauben sich anstellt. Wenn einmal das Lmpirs wiederhergestellt ist, bleibt nun noch Zeit genug, umzukehren nach Brüssel oder zu einer minder oppositionssüchtigen Politik. An die Vcrdäch- tigungen, die ihm seine unerwartete Stimmführung zuwege gebracht, ist Gi rardin längst gewöhnt, und er hat mit seiner gewöhnlichen Geschicklichkeit und mit seinem gewöhnlichen Muthe zur Aufklärung der Situation beige- tragen. WaS nun daS Kaiserreich selbst betrifft, so ist Ludwig Bonapar te'- Absicht klar. Er will das Kaiserthum Herstellen mit all senem Glanze, mit den meisten seiner Institutionen, mit den alten Uniformen, den Imperialistischen Würden, ehe die Republik selbst aufgegebcn werden soll. Das Unliebsam«, di« großen Lasten, welche dem Volke auf die Schul tern gewälzt werden, müssen noch auf Rechnung der Republik gestellt werden, und die Wiederherstellung des Kaisertitels als eine unbedeutende Veränderung erscheinen. Darum ist die Dotation dem Präsidenten der Republik auf kaiserlichem Fuße verliehen worden und wie sie weder Lud wig Philipp noch Ludwig XVIII. zur Verfügung hatten. Denn wenn auch die Chiffre der früher» Civillisten an und für sich eine größere war, so ist doch in Wirklichkeit die gegenwärtige bedeutend größer, da sie von den drückendsten Lasten der frühern befreit ist. Mit der kaiserlichen Dotation ist in der That der wichtigste Schritt zum Kaiserthume geschehen, und für dieses selbst bedarf es nur einer geringen Veranlassung einer militärischen Demonstration. Man glaubt, Ludwig Bonaparte werde die Verwirklichung der Fusion zum Vorwande nehmen, da von dieser in letzterer Zeit wieder mehrfach die Rede gewesen. Doch wird sich das auch ohne solche großar tigen Ausreden machen, und selbst die directen Abmahnungen der auswär tigen Mächte, welche dem Präsidenten zugckommcn sein sollen, können nicht Einstuß genug auf ihn besitzen, ihn von dem einmal gefaßten Entschlusse abzubringen; vielmehr scheint uns namentlich Rußland geeignet, Ludwig Bo naparte zu einem ooup cts bSt« im gegebenen Momente zu bewegen, und es sind auch schon mancherlei Anzeichen da, daß der Präsident auf ähnliche Eventualitäten gefaßt sei. Wie ist nämlich anzunehmen, daß ein Mann wie Ludwig Napoleon es ruhig mit ansehen werde, wenn die russischen Großfürsten dem Herzoge von Bordeaux offenbar als König huldigen? Seien Sie gewiß, daß noch die Zeit kommt, wo die Gerüchte von des Prä sidenten Absichten auf Belgien und das Protektorat von Italien sich al- Wirklichkeiten erweisen werden in der einen oder der andern Form, bei der einen oder der andern Gelegenheit. In Frankreich selbst wird er keinen Grund sehen, von seinen Licblingsideen zurückzutretcn, denn Frankreich ist ihm dem ganzen Administrationshcere nach, sowie in allen seinen Glücks- und Stellen jagern ergeben, solange sein Name leuchtet. Er ist klug und seiner Natur nach freigebig genug, den Ehrgeiz und die materielle Genußsucht des modernen Franzosenthums zu benutzen, und jetzt, wo er reichlichere Mittel in Händen hat als irgend ein Monarch vor ihm, mag dies für eine gewisse Zeit auch mit nicht wenig Erfolg geschehen. Als Vorbereitung zu seinen Zwecken be trachtet er Alles, was dem Namen und dem Andenken seiner royalistischen Nebenbuhler schaden kann, und so wird die bevorstehende Veröffentlichung einer Korrespondenz Ludwig Philipp's und seiner Frau angekündigt, die von cinem Privaten unternommen, doch von der Regierung veranlaßt wurde. Man hat dem Besitzer 500,000 Fr. von Seiten der Königin Amalie, dir durch diese Enthüllung arg compromittirt werden soll, versprochen und wenn dieser sich weigert, den Handel einzugehcn, müssen wichtige Veranlassungen dazu sein. Die Pariser sind nämlich sonst Leute, „die umS Geld Alles thun". — Der Moniteur enthält die Ernennung des ehemaligen RedacteurS des Courrier fran^ais und später des Bulletin de Paris, Latour-Du moulin, zum Abtheilungsdirector für die Buchhandels-, Druck- und Preß- angelegenhciten beim Polizciministerium. — Der Finanzminister hat entschieden, daß der Bericht über die Lage der Bank von Frankreich allmonatlich statt blos vierteljährlich veröffent licht werden soll. — Hr. de Girardin erklärt heute, daß er der Demokratie blos habe sagen wollen, was das Resultat seines zweimonatlichen Nachdenkens im Ausland- sei. Je mehr er nachgedacht, desto mehr habe «r gefunden, daß der Pessimismus der geradeste Weg sei, um zur Legitimität zu gelangen. Er wolle aber lieber Alles, als die europäische Restauration der jahrhundert alten Vergangenheit. — Unter den am 23. März verhafteten Personen befindet sich auch der preußische Flüchtling v. Mirbach, der seitdem auf der Polizeipräfectur im Gefängnisse sitzt. Preußen soll seine Auslieferung verlangt haben, und die französische Negierung scheint nicht abgeneigt, Preußens Verlangen zu ent sprechen; der Umstand jedoch, daß Mirbach im Jahre 1831 polnischer Of» fizicr war, wird denselben vielleicht vor der Auslieferung schützen. GroH-ritan»ie«. London, 7. April. Ueber den Untergang des Birkenhead (Nr. 167), der mehre Hundert Familien in Trauer stürzte, erhält man heute in den officiellcn Depeschen eine nur zu graphische Ausführung. Das Unglück ereignete sich zwei oder drei englische Meilen von der Küste Südafrikas, am 26. Febr. Um 2 Uhr Morgens, bei glattem Wasserspiegel und heiterm Himmel, stieß die Dampfsregalte, welche mit einer Geschwindigkeit von 8'/, Faden die