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637 mit 6000 Thlrn. veranschlagt ist, stellte di- Deputation den Antrag: „Die Regierung wolle künftig, soweit irgend thunlich, da wo die Beamten Tan- tiimeu als einen Theil ihres Dienstgenusses beziehen, diese Tantiemen nicht nach der Größe des Umsatzes, sondern nach der Höhe des Reinertrags der dabei in Betracht kommenden Anstalten regeln." 7) Blaufarbenwerk zu Oberschlema mit 32,600Thlrn. Reinertrag (früher 30,000Thlr.); 8) Ausbeute von den fiscalischen Cuxantheilen an den Privatblaufarbenwerken im Betrage vonISOOTHlrn.jährlich. Nachdem aufdenRath derDeputation die sämmtlichen Unterabtheilungen von Pos. 9, sowie die Gesammtsumme von 102,180 Thlrn. ginchmigt worden, wurden nachfolgende zwei von ihr gestellte Anträge angenom- men: „Die hohe Staatsregierung wolle 1)auf eine weitere Abminderung des Administrationsaufwandes bei dem Berg, und Hüttenwesen und zunächst na mentlich daraus Bedacht nehmen, daß dieselbe baldmöglichst in diejenigen Grenzen zurückgeführt werde, welche in den Berechnungen zu dem neuen Berggesetz von der Negierung aufgestellt worden sind, 2) die bei den hals- brückener Schmelzhütten beabsichtigten Neubauten aus den im Bericht angedeuleten Gesichtspunkten (finanzieller Art) vor definitiver Anord- nung einer nochmaligen Erwägung unterwerfen." Eine eigentliche Debatte rief nur Pos. 10, die Posteinkünste, hervor. Die Bruttoeinnahmen der letztern sind für diese Periode mit 750,700 Thlrn., der Reinertrag mit 223,500 Thlrn. (früher 204,000 Thlr.) angesetzt. Hierbei bemerkt der Be- richt: „Die Erscheinung, daß Abgabenermäßigungen in vielen Fällen eine Verminderung der Einnahmen nicht herbeiführen, zeigt sich in erfreulicher Weise auch bei der vorliegenden Positiqu. Während durch den österreichisch- deutschen Postverein (vom 1. Juli 1850 an) eine namhafte Verminderung der Portosätze eingetreten ist, die allerdings auch in der ersten Zeit einen ansehnlichen Einnahmeausfall herbeigeführt hat, glaubt dje Verwaltung den noch den Etat der Postnutzungen für die begonnene Finanzperiode um 19,500 Thlr. jährlich erhöhen zu können, weil die durch jene Ermäßigung hervorgerufene Vermehrung des Postvcrkchrs den ersten Ausfall nicht allein sehr bald ausgeglichen haben, sondern hoffentlich sogar größere Einnahme- Überschüsse herdeiführen wird. Es ist dieselbe Erfahrung, die man in allen Ländern gemacht hat, wo man sich zu durchgreifenden Postreformen ent- schlossen, namentlich in England, wo man in dieser Beziehung mit einem Schritte am weitesten gegangen ist, neuerlich in Belgien rc." Schließlich empfiehlt die Deputation, nachdem sie der Kammer, gerathen, die Pos. 50 mit 223,500 Thlrn. anzunehmen, noch folgende Anträge: Die Staatsregie rung wolle 1) in sorgsame Erwägung nehmen, ob nicht bei geeigneter Ge legenheit im deutschen Postverein-auf, eine Abminderung des vertragsmäßig festgestelltev SatzeS für die Necommandationsgebühr hinzuwirken, inmittelS aber für den Binnenverkehr eine solche Abminderung eintreten zu lassen sein möchte", ferner „in Fixerung der Postbeamten mit derjenigen Beschleunigung fortfahren, welche vom fiscalischen Interesse geboten ist". Die Discussion bWg sich im Wesentlichen auf einige Wünsche nach Verbesserungen, unter welchen insbesondere eme weitere Portoherabsetzung an der Grenze eine ra ¬ schere Postbefördcrung auf dem Lande, Aufhebung des Frankirungszwangs, Ermäßigung der Schlußzeit von zwei Stunden auf wenigstens anderthalb Stunden, Einführung von Briefmarken für 5 Pf., bequemere Einrichtung der Postwagen ic. hervorgehoben wurden, worauf Negierungscommissar v. Eh renstein ausführlicher entgegnete. Die Position wurde sodann nebst den von der Deputation gestellten Anträgen genehmigt. Mersonalnachrichten. tvrdensverleihungen. Preussen. Rother Adlerorden 1. Cl.: der han noversche Gtnekallieutenant v. d. Decken; 3 Cl.: der hannoversche Major Jäger; St.-Johanniterorden: der hannoversche Major v. Sichart und der han noversche Lieutenant'Graf v. Grote: ' . Handel und Industrie. * Serkin, 31. März. Bekanntlich hat unser Handelsminister v. d. Heydt der Berlin-Hamburger Eisenbahngesellschaft aufgegeben, vom 1. April d. I. ei nen Nachtzug einzurichten, der hier um 10 Uhr Abends abgeht, und für jeden versäumten Lag eine Strafsumme von 200 Lhlrn. festgesetzt. Es hat infolge dessen gestern eine Berathung der Direktion jener Bahn in Ludwigslust stattge funden, wozu auch Vertreter der mecklenburgischen, lauenburgischen und der Ham burger Regierung eingeladen waren. Diese drei letztern Regierungen, die in gleicher Weise wie die preußische bek der Bahn betheiligt sind und dieselben Ga rantien übernommen haben, haben sich gegen die Foderüngen deS Hrn. v. d. Heydt erklärt, da sie einsahen, daß die enormen Mehrkosten in keinem Verhältnisse zu dem Vortheile von nur vier Stunden stehen, die dem correspondirenden Publicum an Zeit erspart würden. Die Direction hat deshalb, gestützt üuf die Einsicht der andern Regierungen, die Federung des Hrn. v. d: Heydt abgelrhnt und sieht den weitern Folgen derselben entgegen. Bei der Hartnäckigkeit unsere Ministers dürste diese Angelegenheit Noch zü höchst interessanten Controvers^n fsihren. — Das Dresdner Journal enthält eine U-bersicht der bei den sächsischem Postanstalten im vergangenen Jahre eingegangenen Briefe, Gelder ic., wor aus wir die Hauptresultate hervorheben. In Parenthese fügen wir zugleich die Ziffer bei, um die sich die Summe gegey das Jahr 1850 erhöht hat. Es gingen ein: einfache Briefe 6,681,230 (422,577 mehr), Packete 920,658 (128,291 mehr), Geldbriefe 694,890 (81,851 'Mehr). Nur die Zahl der recoinmandirten Briefe ist um 129 gesunken', , indem man deren nur 84,384 Stück zählte. Der bei den Geld sendungen declarirte Werth belief sich auf 102,355,455 Thlr. und zwar in Silber 12,456,357 Thlr. (641,277 Thlr. mehr)-, in Gold 4,154,920 Thlr. (162,617 Thlr. mehr), in Papier 65,461,634 Thlr. (8,970,850 Thlr. mehr) und in Staats papieren 20,282,544 Thlr. (12,070,631 Thlr. mehr). Die Zahl der eingeschrie benen Reisenden war um 59,974 Personen, nämlich bis auf 317,645 gestiegen. * Leimig, 1. April. Leipzig-Dresdner 160 Br., 159 G.; Sächsisch-Baiersche 907, Br., 90 G.; Sächsisch-Schlesische 1027, Br., 1027g G.; Löbau-Zittauer 24'/g Br.; Magdeburg-Leipziger 241 Br. ; Berlin-Anhaltische 121 Br.; Berlin- Stettiner 1327, G.; Köln-Mindener 112 G.; Thüringer 787» G.; Friedrich- Wilhelm-Nordbahn 457, Br.; Altona-Kieler 1077, Br.- 107 G.; Anhalt- Dessauer Landesbankact. Il.it. ä. 148 G., US. 1257, G.; Preuß. Bankanth. —; Wiener Banknoten 82 Br., 817ä G. s e u L L L) Dresden, 30. März. Fast scheint es, als wolle uns der Nachwinter, wie er nach einigen warmen, frühlingverkündenden Lagen aufs neue mit eisigen Schnee stürmen sich einstellte,auch die Concertgenüsse nachträglich bereiten, an denen wir in der ablaufenden Saison gerade keinen Ueberfluß gehabt haben. Das In teresse dafür, so weit cS lediglich Virtuosenleistungen betrifft, stellt als ziem lich gesunken sich heraus, wenn man von dem schwachen Besuche den unaus- weichliche^ Schluß auf die Lheilnahme des Publikums macht. Und so bedauerlich dieser Umstand in Rücksicht auf die concer'tirenden Kunstler sein mag, so hat er doch anderntheils auch seine erfreuliche Seite, wenn man, wie eben bei unk, die Wahrnehmung machen kann, baß die Coneertproductionen von absolutem Wer- the, um diesen Ausdruck zu gebrauchen, in denen größere und in ihrer Art klas sische Leistungen vorgeführt werden, sich eines zahlreichen Besuchs zu erfreuen ha- ben. Am 26. März hatte Hr. A. H. Ehrlich, Pianist aus Wien, hier eine musika lische Morgenunterhaltung veranstaltet, die leider nur eine geringe Lheilnahme gesunden; wir bedauern das, denn der Virtuos hätte ohne Zweifel eine größere und intensivere Anerkennung verdient, als selbst der lebhafteste Beifall bei ziemlich leerem Saale ihm gewähren konnte, mag man immer auch dieses natürlich unge nügende Resultat der Wahl der bei uns nun einmal unbeliebten und ungewohn ten Mittagsstunde und dem Conglomerat von unaLweislich Monotonie erzeugen den bloßen Pianofortevorträgen zuschreiben, die durch die Einschaltung einer Dc- clamation unserer Hofschauspielerin Frl. Perg und einer Violoncellpiece des Kam- mermusikuS Schlick keineswegs genügendes Relisf empfing. Hr. Ehrlich gehört, dürfen wif hier dcS anderweit beliebten Ausdrucks uns bedienen, eigentlich einem ziemlich „überwynhenen Standpunkte" an. Dämit soll keineswegs gesagt sein, daß er nicht auf der Höhe moderner Klaviervirtuosität stände. Im Gegentheil befrie digt er alle in dieser Rücksicht zu stellenden, bekanntermaßen nicht geringen Ansprüche an Durchbildung der Technik, Sicherheit, Fertigkeit und Aplomb der Ausführung in befriedigendster Weise, und leistet in dieser Hinsicht des Trefflichen sehr Vieles, wie der Vortrag deS Lhalberg'schen Notturno, der LiSzt'schen Lxankscription von Mendels- sohn's „Auf Flügeln des Gesanges", und seiner eigenen, zum Theil außerordentlich schwierigen CochsiositioNsn hinlänglich bewies, und wir vermißten Nur größere geistige Energie (daß Hr.Mrlich nichtzu den Klavierpaukern gehört^ sondern gerade umgekehrt in der (eichten Zartheit seines Vortrags seine Force sieht, rechnen wir ihm hoch an) und eine tiefere poetische Auffassung und Beseelung des Vortrags, in denen sich zumeist die originale Künstlerkraft documcntiren muß. Abgesehen davon, daß seine eigenen Com- positionen entweder (übrigens sehr geschickte) Transscriptionen (Ouvertüre zum „Feld lager in Schlesien", und Scene und ChorauSdem „Prophet") waren, oder doch nirgends über das Salonniveau derartiger Leistungen sich erhoben (Impromptu über Lhe- mata aus der „Regimentstochter") Variationen übzr ein Thema aus der „Nacht wandlerin"; Polka - Etüde), so zeigte sich jener Mängel vorzugsweise in dem äu ßerlich allerdings sehr gelungenen Vorträge der Schübett'schen Variationen (Op.42) und dem Präludium und Fuge von I. S. Bach', bei denen wir das wahrhaft tiefere l e t o n. Erfassen und eine dem entsprechende Begeisterung und charakteristische Ausfüh rung doch zu sehr vermißten. Die moderne, rein technische, immerhin sauber und geschmackvoll nuancirte Salonvirtuosität allein will eben doch nun einmal nicht mehr vollständig genügen, und wir glauben sie also den „überwundenen Stand punkten" beizählen zU müssen. So achtungswerth und bedeutend daher auch die Leistungen des Hrn. Ehrlich sind, so vermögen sie doch nicht zu begeistern, nicht unwillkürlich mit fortzurcißcn, und wir können ihnen eine höhere künstlerische Bedeutung nicht beilegen." ' " " " ' — *Hoffmann von Fallersleben, der sich seit einigen Wochen bei Ver wandten in der Nähe von Hannover aufhält, ist mit einer neuen Auflage seiner Geschichte des Kirchenliedes bis auf Luther beschäftigt und wird eine neue Auf lage seiner gesammelten Gedichte in einer Buchhandlung in Hannover erscheinen lassen. In Göttingen, wo er längere Zeit die Bibliothek benutzte, hat er, als achtes Heft seiner Lorso dslgioas, eine Sammlung alter niederländischer Lieder er scheinen lassen, d. h. selbstgedichteter Lieder in altnicderländischer Sprache. ^Einige derselben, welche früher gedruckt waren, sind für wirklich alte echte Lieder ange sehen und in flämische und deutsche Volksliedersammlungen übergegangen?-wie daS- in der Vorrede ergötzlich genug berichtet wird. - u ' - - *Von Karl Gödeke ist kürzlich in Hannover das erste Heft eines litera rischen Werkes über daS deutsche Mittelalter erschienen, das kn vollstän digen Inhaltsübersichten und reichhaltigen Proben zum ersten Mate den reichen Schatz mittelalterlicher Literatur auch der weitern Bildung zugänglich zu machen verspricht. Wenn die bisherigen Werke dieses fleißigen Schriftstellers durch ihre Reichhaltigkeit und Csenauigkeit Beifall fanden, so darf diese neueste, durch gängig aus den Quellen geschöpfte Arbeit auf gleichen Erfolg rechnen. < . - > .2 - * Rußland hat wiederum 40 deutsche Bücher verboten und zwar sämmt- lich während deS einen Monats October 1851, darunter folgende: Beck: „Memoi ren einer Äaüie", Kodenstedt: „Tausend und ein Tag im Orient", BrennglaS: „Berliner Volksleben", Düringsfeld: „Eine Pension am Genfersee", Anastasius Grün: „Pfaff vom Kahlenberg", Jung: „Geschichte der Frauen", Kinkel: „Ge dichte", Menzel: „Die Gesänge der Völker", „Moderne Titanen", Roman von Gieseke, Opitz: „Nikolaus Lenau", Scheible: „Die fliegenden Blätter deS 16. und 17. Jahrhunderts" rc. *Jn Paris starb vor kurzem der einzige Sohn des bekannten Leib-Mame luken Napoleon's, Roustan, in großer Dürftigkeit. Das einzige Erbe, daS er von seinem Vater bekommen, war das Costume desselben. Dies trug er fort während, bis eS in Lumpen zerfiel, und in diesen starb er auch.