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Ssima-Uch« Di« ä«i»»W --- sch«l»t mit Au«n«hmc »t« Eonntag« ttgllch zwei mal «»wird au«gegebentn tkeip- ,iU Bonntitig« kl Uhr I Uhrj in »«««d«« O»nd« t Uhr, Vormittag« « Uhr. Erste Ausgabe, vormittags II llhr. 27. März 18S2. Nr I4S Deutsche Allgemeine Zeitung. z» bqiehtN durch alle V«ß- 4«tcr »c« In- und Auelaude«, ftwie durch die Sr»rditi»- ne« in Eeipjig (Ourrftraße Nr. 8) und Dreadeu ftei <t. H<!lkner, Neustadt, An der «nicke, Nr. I). W,«i« für da« Blerteljahr »>^LHlr.; t«»e einzelne Num mer l N gr. «Wahrheit »ad «echt, Freiheit aad Gesetz!» Snsertinnlgebatr für den «aum einer Zeile > Ngr. D rmtschlanV. * Frankfurt a. M., 23. März. Der Ministerialrath Hock wird, wie der Lloyd meldct, nach dem bevorstehenden Schluffe der Zollconferenzen nach Frankfurt a. M. abgehen, um die Resultate der Verhandlungen dem Bundestage vorzulegen. Ebenso wird den Zeitungen zufolge die Rück kehr deS StaatSrathS Christ von Wien binnen kurzem erwartet. Derselbe hat sich in Wien in Angelegenheiten der deutsch-österreichischen Zolleinigung aufgehalten und die österreichischen Industriellen zum Besuche der bevorste henden Generalversammlung deS hiesigen Schutzzollvereins dringend aufge- fodert. Stellt man diese beiden Thatsachen zusammen, so läßt sich anneh- men, daß in der nächsten Zeit eine lebhafte Agitation für die deutsch-öster reichische Zolleinigung sowol beim Bundestage als in den Kreisen der süd deutschen Gewerbtreibenden sich geltend machen wird. Wir haben schon öfter darauf hingewiesen, daß der Bundestag gar nicht der Art ist, um die all gemeine deutsche HandelSeinigung herbeizuführen; die bisher, seit 25 Jahren gemachten Erfahrungen stehen unserer Behauptung als sprechende Zeugen zur Seite. Hat doch nicht einmal die dresdener Uebereinkunft wegen Be- förderung des Handels und Verkehrs zur Annahme gelangen können; wie viel weniger wird dies der Fall sein mit einem Handels - und Zollvertrage, welcher demnächst in eine vollständige HandelS- und Zolleinigung übergehen soll! ES können vielmehr derartige Versuche nur dazu dienen, die Verwicke lungen zu vermehren und dem demnächst durch Seperatverträge zu bewir kenden Abschlusse eines Handelsvertrags mit Oesterreich neue Schwierigkeiten zu bereiten. Ebenso liegt die Gefahr nahe, daß die auf ausgiebigen Schutz gerichteten Bestrebungen des Vereins zum Schutz der vaterländischen Arbeit, der von ihm selbst als vorzüglichste Aufgabe hingestellten Erhaltung deS Zoll vereins Schwierigkeiten bereiten, deren Lösung möglicherweise den eigenen Interessen des Südens nicht erwünscht sein möchte. — Ein berliner Korrespondent der Schlesischen Zeitung schreibt: Einige Nachrichten, die von hier aus verbreitet wurden, stellen eine Schwenkung der Negierung zu Gunsten der österreichischen Zolleinigung in Aussicht. Man muß hierbei darauf Hinweisen, daß es die Haltung der preu ßischen Negierung gänzlich verkennen hieß, wenn man sie mit den zügellosen Angriffen identificirte, welche Oesterreich in einigen Blättern erfuhr, ebenso wie man die österreichische Regierung nicht richtig beurlheilte, wenn man ihr das preußenfeindliche Räsonnement der österreichischen Presse zur Last legte. Zu dem Letzter» hat man allerdings einen gewichtigen Grund, denn die österreichischen Zustände machten eS leicht, diesen Angriffen Preußens ent gegenzuwirken, während in Preußen die Regierung nicht dieselben Mittel in Händen hätte. Gewiß ist cs, und die letzten Depeschen beweisen es, daß auch die handelspolitische Frage noch keineswegs zu einem gereizten Tone zwischen den beiden Cabineten Veranlassung gab. Preußen hat dennoch sei- nen Willen sehr bestimmt sormulirt ausgesprochen, und es wird, wie man erfährt, hierbei verharren, wenn Sachsen die österreichischen Zollplane ^vor der Zeit in die Verhandlung wirst. Der Zeitpunkt hierfür wird erst nach Feststellung der Zollvereinsverhältnisse gekommen sein. Berlin, 26. März. In der gestrigen Sitzung der II. Kammer theilte der Präsident Graf Schwerin mit, daß der Staatsanwalt zu Bres lau die Genehmigung zur Einleitung einer Untersuchung gegen den Abg. Harkort wegen Preßvergehen beantrage. Der Antrag geht an die Justiz- commission, welche Abg. Harkort um Beschleunigung der Sache ersucht. Die Kammer discutirte sodann den vom Obersten v. Prittwitz erstatteten Bericht über die Erwerbung der Niederschlesisch-Märkischen Eisen bahn durch den Staat. Der Gesetzentwurf wurde mit einigen Abände rungen und ohne weitläufige Debatte von den Kammern angenommen. XBerlin, 26. März. Ueber die Vertagung der Kammern ist nun eine definitive Einigung aller Betheiligtcn erfolgt; dieselbe wird auf 14 Tage während des Osterfestes geschehen, wie es denn auch bestimmt ist, daß die Wirksamkeit der Kammern mit dem 15. Mai d. I. ihr Ende erreicht ha- den wird. — Gestern hat sich Hr. v. Bismark-Schönhausen nach Frankfurt a. M. begeben. Die Stimmung zwischen den Bundesgesandten der beiden deutschen Großmächte hat sich daselbst noch um nichts gebessert; Vielmehr kann man dieselbe eher in der letzten Zeit als gespannter betrach ten. Man darf nicht vergessen, daß Hr. v. Bismark-Schönhausen ein Koryphäe der Kreuzzeitungspartei ist und daß das Verbot dieses Organs in Oesterreich, wobei derselbe sowol finanziell wie literarisch betheiligt, keine gün stige Stimmung bei demselben hervorgebracht hat. Aus Baiern. Die Allgemeine Zeitung bringt eine etwas ausführ lichere Nachricht über die bereits öfter erwähnten hochwichtigen Fragen, die, wenn sie auch den Sturz des Cabinets noch nicht hcrbeiführten, doch die Festig keit desselben sehr bedeutend erschüttert haben mögen. Die Allgemeine Zei ¬ tung versichert, die MinisterkrisiS sei noch gar nicht vorüber. „Uebri- gen-", berichtet sie, „waren in der Sache alle reinen und unreinen Hebel in Bewegung gesetzt worden. Während man von einer Seite Baiern vorwirft, e- habe sich zum Vasallen Oesterreichs gemacht, soll andererseits täglich eine Menge anonymer Briefe sowol als solche von bekannten Perstnen an den König über eine sogenannte «preußische Partei» eingegangen sein. Schiebt man Oester reich alle möglichen politischenReactionSplanein dieSchuhe, so verbreitet man auf der andern, auf gleich nichtige Gründe hin, «S handle sich um die Einführung der «Gewerbefreiheit» durch Preußen und den Zollverein, man wolle Baiern preußisch, wol gar lutherisch machen. Von der Entfernung zweier Personen aus der Nähe des Königs (DonnigeS' vor allem und auch v. d. Tann's) durch Uebertragung gewisser Missionen wurde gesprochen, und gewiß ist, daß die erstere in An trag gebracht wurde. UebrigenS wird im Cabinet ein Antrag des Mini steriums in Sachen der Foderungen des Episkopats gegenwärtig be- rathen. Noch haben sich Krone und Ministerium deshalb nicht geeinigt, aber eS werden wahrscheinlich durch die Verwendung des Ministeriums dem Epi skopat Concessionen gemacht werden, die freilich nicht so weit gehen sollen, das Religionsedict in Frage zu stellen oder der Krone bestimmte Staats rechte der Kirche gegenüber, auf die sie nicht verzichten zu dürfen glaubt, zu entziehen, ^dtruv sub juOio« lis est." Während man also in reli giösen Angelegenheiten die möglichsten Concessionen macht, jedenfalls weil die unausbleiblichen Nachtheile der Nachgiebigkeit gegen die Anfoderungen des Ultramontanismus nicht so klar in die Augen springen und in der Staats kasse sich fühlbar machen, ist man in der Frage der Zollvereinsver handlungen mit Oesterreich und Preußen nicht in der Lage, gewissen be kannten Lieblingsneigungen nachzuhangen, indem die zwingende Gewalt der materiellen Interessen hier rin zu gebieterisches (Zuos ego! ruft. Die Allge meine Zeitung berichtet denn auch über diese Angelegenheit folgendermaßen: „Hier handelt es sich noch immer darum, ob sich Baiern Oesterreich gegen über durch einen Vertrag dergestalt binden soll, daß es den der Zeil nach fixirten Eintritt Oesterreichs selbst auf die Gefahr einer Auflösung deS Zoll vereins durchsetzen oder den in Wien vorgelegten Vertrag als einen Ent wurf für die demnächst folgenden Verhandlungen in Berlin betrachten soll. Württemberg (Staatsrath v. Neurath ist hier und Hr. v. Linden in Ber lin) hat sich bereits dahin ausgesprochen, principaliter die Erhaltung deS Zollvereins als die Richtschnur seiner Politik zu nehmen, zugleich aber eine Bereinigung in Handelssachen mit Oesterreich auch in Berlin zu stützen, überhaupt den Vertrag 8 mit Oesterreich so zur Verhandlung zu bringen, Laß ohne Sprengung des Zollvereins eine Aussöhnung und billige Ver kragung der beiden deutschen Großmächte auf dem Handelsgcbiete möglich werde. Von Denen, die diese Ansicht theilen, wird gellend gemacht, daß dieser Auffassung der einzuhaltenden Richtung die preußischen neuesten Vor lagen sür die Unterhandlungen in Berlin den besten Vorschub leisten; denn Preußen gehe darin ebenfalls vor allem von dem Grundsätze der Erhal tung des Deutschen Zollvereins aus, lege alle Punkte des Vertrags mit Hannover zur Discusfion und Abstimmung vor und mache überhaupt so wenig prä- judiciclle Anträge, daß man in der That nicht sehe, wie einige Stimmen aus Wien sich so sehr darüber ereifern könnten. Im Allgemeinen scheint sich hier die Ueberzeugung immer mehr fcstzustellen, daß der Zollverein nicht gesprengt werden dürfe.... Wir hören, daß demnächst in der II. Kammer einige Interpellationen in diesem Sinne gemacht werden sollen." Ein anderer Correspondent der Allgemeinen Zeitung berichtet aus Mün chen vom 24. März: Der Ministerpräsident v. d. Pfordlen ist heute Abend auf der Eisenbahn nach Bamberg gereist, wo er, wie wir hören, morgen mit dem königlich sächsischen Staatsminister Frhrn. v. Beust wegen der Zoll- und Handelssache zusammenkommcn wird. Der württembcrgischc De- partemcntschef deS Auswärtigen, Hr. v. Neurath, hat unsere Stadt wieder verlassen. (Nach einer andern Nachricht fände eine Zusammenkunft dieser drei Minister in Hof statt.) In Betreff der Zukunft des Zollvereins darf man sich keinen unbegründeten Besorgnissen hingeben. Jeder Denkende in Baiern, vor allem seine Staatsmänner erkennen den hohen Werth einer im Laufe von zwei Jahrzchnden zu Stande gekommenen und befestigten Verei nigung von fast 30 Millionen Deutschen, die Niemand von heute bis mor gen wieder durch Zolltarife und Schlagbaume wird trennen wollen. Kassel, 23. März. Die Folgen der Hasscnpflug'schcn Negierungsweise sprechen sich in der überhand nehmenden Auswanderung am deutlichsten aus. Nach amtlichen Berichten aus Karlshafen belief sich die Zahl der Personen aus Nieder- und Obcrhessen und aus dem Fuldaschcn, für die Plätze auf den von da täglich auf der Weser nach Bremen abgehenden Dampfschiffen im laufenden Monat Marz bestellt waren, auf 8000. Die mulhmaßliche Menge der Auswanderer aus Kurhcsscn für das Jahr 1852