Volltext Seite (XML)
Sonnabend. MslMlG Di« Ztitung er. Aebtt mit N»«»°hm« de« «so^U-tz« «»glich,«ei Mal uxd »ird autgegeben in EeiPjtg Birmittag« l l Uhr, Ateud« « Uhr; in »r«»»«« Abend« h Utz,, « Utzr. , »x dn« Pierteljahr ' M«r i N^i. Zweite Ausgabe. Abends 6 Uht. —Nr. L35. -— 2« Dtiitschc Mgemm ZtitiiW. «Mehrheit und Recht, Freiheit und Beseh I.» März 18S2 Zn beziehen durch alle Post ämter he« 3n- und AuelNN« br«, ' foibit durch dir Lrprdt^ tiosten ik «e<»«ig lpuee« strafft Nr. 8/ »nd Hr«»» (bei U. Höckner, NeuNadt, «M der Brücke, Nr^.)' Insertionlgedütr für den NaümHner Zeile 2 Ngt?' Ik> bev , ... , <, -. 1.^.. .1^. . .... " e n-7" v««tfchra»». X Berlin, 19. März. Gestern, als am ominösen 18. März, waren trotz Ruhe dennoch von Hro. v. Hinckeldey hespyhe« Doskehruygen ge troffen: den Friedrich-Hain hielte« starke Abteilungen berittener Schuh- Mannschaften besetzt und Abends hafte P»n eifle nicht unbedeutende An- zahl Pplizeibeamte iy hie pffentlichen Locqlitäten entsendet, um dqrt von d«q Gesprächen, die mast etwa an diesem Tage aus historischen Rück- eftWerungen anbrinM möchte, gefällige Ssotiz ztt nehmen. Ich gehöre zu dw Glücklichen, die das ReWgt der Recherche« jene- Tag- kennen; tS besteht darin, daß drei Rähterjnsiey, die güf tiniflen der Gräber ein schwarz» rath-qoldenes FLhylein yüfflecktsn, und außerdem einige Bettler wegen dMonstrirender Redensarten arretirt wurden.-Fleute fand eine Parade der sämmtlichen hier garnisonirenden Capalerie vok dem Könige «nd einem glänzenden Stabe unter den Anden statt. Erstes Gqrde-Ühlanenregim«nt, erstes Varde-KürMerregi.ment, erstes Garde-Dragonerregimem und erste Ab- thellung der Regiments Garde du Corps destlirten v^or dem Könige vorbei. Das Gedrängt de- Publicum-hei solchen militärischen Schauspielen ist noch immer sehr groß. — Die parlamentarischen Reden des englischen Ministerium- haben hier die volle sttberzeugung hervorgerufen, daß die Freude, dasselbe noch lange am Ruder zu sehW, nicht von einiger Dauer sein dürfte. Schon die nächsten Sitzungen werden ein offen ausgesprochenes Mi-trauensvotum des Un terhauses bringen und dann wird män zur ParlamentSäuflösung schreiten oder ahfreten müssen, die Bewilligung der zum Regieren nöthigen Fonds durste aber sicherlich nicht erfolgen. Aus dir ganzen Debatte ersah män Wse dp.ch alles Talent sticht nutzt, wenn man sich hinter Phrasen ver- kriecht,und picht,mit der Sprache heran- Wilt. Seltsamerweise circusirten heute hier Gerüchte, wonach ani 18, März in London Unruhen aüstzebro- chpp Mn sollten; daß die- eine börsenspeculirende Erfindung, bedarf keiner weitern Erwähnung, doch zeigt eS, was man nicht Alles benutzt, um auf die steschtgläubigkeit her Oemüther zu speculiren. -- Die Kreuzzeitung wstd demnächst ihre Polemik au- schwerem Geschütz gegen die Schweiz eröffnen; bereit-haben die Plänkeleien in ihren „genMCorrefpondenzen" besonders gegen Hrn. Fazy, begonnen, und man wffb demnächst mit vollem Wüste segeln, um eirze gleichzeitige Neigung Höbern Orts damit befriedigen ustdchurch diese DienstWung aufGegendleystleistüng <etwa in deö Patrie-^ frage) ^ine Anwartschaft zu haben. Astch Das sind Recht-coM *Ws her ProvsW 19. März. Von allen Seiten ertönen Klagen Wer den immer mehr überhandnehmenden .Nothstaud, der in vie len Gegenden infolge de-Mangels an Arbfft, der Theuerüng der nothwen- digen- Lebensbedürfnisse und des eingetretenen Nachwinters immer bedrohli cher hervortrete. Am meisten ist da- aber doch der Fall in den Distrikten d«S Thüringer Walde- und vor allen Dingen in dem EichSfelde. DieRc- gierung zu Erfurt läßt e» sich sehr angelegen sein, soviel in ih^en Kräften steht, Abhüls« zu schaffen, so jetzt namentlich durch Verabreichung von Zinsge- trÄde in die Waldorte, und wie eS heißt, auch durch Beschaffung von Saat-1 kartoffeln, die gänzlich aüfgezehrt sind. Ueberall haben sich Hülfseomitk- ge- , bildet,-vor allem für das am meisten heimgesuchtt Eichsfeld; Unterstützun gen au- der Ferne laufen reichlich ein, besonder-veranlaßt durch einen Hülfe- ruf, -den - die landwirthschaftliche DistrictSdirection für die eichtfeldfchrn Kreise Heiligenstadt, Mühlhausen uNd Worbis hat ergehen lassen. In demselben wird' der > Nothstand so bezeichnet, daß die Schreckbilder desselben nicht zu schildern seien; auch erhellt daraus, daß in drei Dörfern wirklich der Hun gertyphus au-gebrochen ist und 12—14 Leute daran gestorben sind. * Posen, 18. März. Ein im jüdischen Jargon geschiebenes Pam- phlet gegen unsern Abgeordneten zur l. Kammer, den Oberregierungsrath Ür. Klee, der bekanntlich den Antrag gestellt hat, die Juden und Deutsch- Katholiken ,pon den Staatsämtern und der Kammermitgliedschaft auszu- schließen, wird hier viel gelesen. — Au- Polen berichtet man uns, daß die Unterhandlungen mit unserer Regierung wegen deS Eisenbahnanschsus» seS wieder ausgenommen werden sollen. — Die Getreidepreise können sich auf ihrer bisherigen Höhe nicht mehr erhalten, da es an großen Vor- räthen nicht fehlt. 2 München, 18. März. Noch ist unsere Ministerkrisis keineswegs vorüber, ja man hat gegründetes Recht, zu glauben, daß die Spqunung und Meinungsverschiedenheit zwischen der Krone und «Meinen ihrer ge» geywätssgen Räthe sggar noch in Zunahme begriffen sei. Pem Minister präsidenten v. d. Pfordten antwortete der König auf die Bitte um endli chen Entscheid über die Bildung eines neuen Ministeriums, daß er die Ant- wort darauf schriftlich erhalten werde. Dieselbe erfolgte gestern und lau tete dahin: die gegenwärtigen Herren Minister mochten noch so lange im Amte bleiben, dis von den beiden Kammern das Budget für die nächste Fi nanzperiode vollends erledigt wär«. Letzter«- wird lndeß erst in einigen Tagen der Fall sem GppÄ) da 'sich noch die II Kamcher' über die Diffe renzen schlüssig zu machen hät, welche sich' zwischen ihr und deü Herren Reschsrathen s» Betreff de-/AusgadebudgttS zMchst ergeben haben.Üstter den viesenEänhi oa'teq,'Mel«« bei Bildüng eims Ntüen MütisterittniS betück- sichtigt werden "sosley,'n«nne Ich JhW nckchf-lgeNde älS'fölche, Mch-'mt meiste Wahrscheinlichkeit süx sich häbeä: OrafArMnöperg (itü- der Oppv« Wön der s/Kamm» und zur Genüge von Gtitchrtttand'het bekannt) äls MinisterpmsidkNt und MnM Graf Olech für'dä- Jnntt«, Frhr. v. Gumppenberg für hl« AuMV V. Beve/Mt die Finalen, Graf BrZ 'fur ^en Handel ^nd-ßürff TäplS Hx'W-Ktieg.'" " " * Nürnberg, 17. März. Hin Vorfall, der sich neuerlich hier zugt» tragt« hat, vesdisnt, als charakteristisch für unsere dermaligen Zustände, auch au§wästs b«kay«t zu fl«rde«/ Ein Lieutenant a. D-, dsr auch 'm Schleswig-Holstein gehisnt hat, gab in neuester' Zeit verschieden« Poss« tische Brafchüren heraus, Heren Inhalt übrigens, wie' schon der wundes liche Titel d«r ersten: „VMqst/ yder hi« Schlange det Voffsnoth" er warten läßt, ziemlich verwirrt und phantastisch war, und worin kr unter Andern, besonder- gegen die Demokratie zu Felde zog. Trotzdem wurdi: die ganze Auflage von step MiM mjt^rschlag HM/Zn her'b-rigsn Nacht, nun cpMcirtt em PMiEW tV« Wette derartige SchM) al- MM die gesammte Auflage in di« Wohnung des Versässers abgellefttt wär; da er aber ein paar Minute« vor den ihn gewöhnlich btgleitenden Polizeidie- nern daselbst ankam, so wurde er von dem aufgebrachten Verfasser derge stalt mit Stockschlägen mishandelt, daß er zum Fenster hinaus um Hülfe rief, man wolle ihn ermorden. Infolge dieses Vorfalls versammelte sich («S war eben Markttag) eine große MeNfchenMengr' vor dem Hause. Gegen dtp Lieutenant ist bereits Erlmina^ wegen' thätlichtr Wider» stbüNg eingeleitet, und siM man der desfallflgen Verhandlung mit DpaNUNng entgegen. — Der bekannte Vorstand und eigentliche Schöpfer der aufgelösten Freien Gemeinde dahier, vr. Barthelmeß, sowie der bisherigeRe^ des Fränkischen Kurier, L. Jegel, werden Beide mit ihren Familien Anfang- April gemeinschaftlich nach Amerika aüswandern. * Pfts Thüristaep 19. März. An das Militär von Sonder-- hausen ist jetzt eveAaÜS dw Weisiäng ergangen, die schwarz-roth-gol- dene Cocarde ab- und die blau und weiße LandeScocatde aüzulegs«. Von dem Budget hat der Landtag den Titel der Ausgabe, fürst ¬ liches Haus, erledigt und die Civilliste in demselben mit 120,000 Thlrn. eingestellt. - Der Landtag In Gera hat bei der Berathung des ne«en Strafgesetzbuchs beim Hochverrath nur da Todesstrafe beschlossen, wo die Ermordung, Gefangenhaltung oder Auslieferung der Person des Staats oberhauptes in Feindesgewalt stattgefunden, hingegen in andern Fällen Zucht» hausstrafe statüwt. — In der g o th aisch e n Presse hat der Kampf für Md. wider die Union (mit Koburg), für und wider den revidirten Verfassung-» rntwurfbereitS von neuem begonnen. Die bisherige Opposition gibt jedoch zu erkennen, daß sie für die Regierung stimmen würde, wenn dieselbe sich nur dazu verstehen wollte, di« bedenklichsten Bestimmungen der neuen Verfas sung fallen zu lassen. Als solche nennt sie die Einrichtung des gemein schaftlichen Ausschusses, dem die Regierung die Besugniß eingeräumt, Uebe» schreitungen einzelner Positionen des Voranschlags der Staatskosten, inso-' weit sie die gemeinschaftlichen Staatsangelegenheiten betreffen, zu billigen und zu genehmigen, ohne dem Landtage deshalb verantwortlich zu sein; fer ner die den Ausschüssen der Sonderlandtage übertragene starke Competenz, und endlich die Bestimmung, daß in allen Fällen die relative Mehrheit d«r im Landtage anwesenden Abgeordneten, selbst wenn deren Anzahl nur- zwei Drittel der Gesammtzahl beträgt, einen gültigen Beschluß fassen kann. Hannover, 18. März. Nachdem bereits eine Anzahl Bericht« über die Plane unsers Ministeriums in sehr definitiver Weise in beb priü- ßischen officiösen Presse und auch in der Neuen Bremer Zeitung und dem Hamburgischen Correspondenten vor einiger Zeit erschienen waren, die mehr oder minder Verfassungsmodificationen, Preßgcsetze, Justiz, und Vermal- tungs-Organisationsgesetze, ritterschaftliche Provinzialrechte rr. al- in nächste Voraussicht stellten, zeigt es sich jetzt zur Evidenz, daß alle jene für die konservativen Interessen so plausibel dargestellten Fortschritte zur Zeit auf rein aus der Luft gegriffenen Erfindungen beruhen, die von ziemlich be kannten, erwerbsüchtigen Federn in die Welt hinringesendct werden. That- jache isi, daß die Beräthungen über die Organisationsgcsetze erst ihren Anfang genommen und daß, gleich in der dabei sehr an der Oberfläche hervortretenden ritterschaftlichen Provinziallandtagsfrage, eine Differenz zwi schen den Ministerien der bureaukratischcn und der ritterschaftlichen Elemente sich in den Vordergrund stellte. Man suchte dieselbe durch beiderseitige An»