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HMnt mit Lus»»!»«« »e< * Mtch»>t «i , ZM Dklltschc Mgt Mk«i» für t«« Bt.rttlj.hr ' »'^Lhkr ; jedcrwj'ln« N«m. m«r l R,r. > ..», '.t . Die Rapoleonsliteratur. » ---Wir freuen un« aufrichtig, gegenüber der in unserm ersten Artikel (Nr. 108) charakterisirten Broschüre „Loui- Napoleon", bisher der einzigen umfänglicher« Besprechung des Staatsstreichs vom 2. Dec. in unserer Presse, nunMhr eine andere Schrift über diesen Gegenstand namhaft, machen zu kön nen welche dem deütschen Rechtssinn und der deutschen Gewissenhaftigkeit mthr Ehre macht. Die kürzlich erschienene Schrift „Vier Wochen französi» scher Geschichte" (1. Dec. 1851 bis 1. Ian. 1852) von A. L. v. Nos- chau (Leipzig, Avenarius u. Mendelssohn), bietet zwar wenig mehr als eine schlichte übersichtliche Zusammenstellung der größtentheils durch die Ta- ge-preffe bereits bekannten Ereignisse, aber der Geist edler, sittlicher Ent- rüstung, der darin weht, die unerbittliche Strenge, womit der Verfasser all den verschiedenartigen Sophistereien, mit denen man von vielen Seiten her den Tewattstreich vom 2. Dec., gleichwie auch andere Gewaltstreiche zu beschönigen versucht ha», di« einfachen Grundsätze de- Rechts und die Po- litik de- ehrlichen ManneS entgegenhält, endlich der klare und unbestechliche Blick, womit der durch länger» Aufenthalt in Frankreich mit den dortigen Zuständen vertraute Verfasser der Heuchelei, die sich nicht emblödet, die öffentliche Meinung und die Stimme deS Volks zu fälschen, die Maske ppm Gesichte reißt: alles Das hat etwas äußerst Wohllhuendes und Erfri schende« in dieser Zeit sittlicher und politischer Schwächt. ES ist bereits in diesen Blättern mehrfach auf daS von einer Anzahl der aus Frankreich verbannten oder geflüchteten Mitglieder der Ordnungspartei in Belgien herauSgegebene bullotin kran^sis Bezug genommen worden. Die Schritte, welche man zur Unterdrückung dieser Publikation von Paris aus gethan und welche sehr bedrohlicher Natur gewesen sein müssen, da sie die sonst so legale und verfassungsstrenge belgische Regierung zu Maßregeln ver- mocht haben, welche sich nach der Verfassung und den Gesetzen Belgiens schwerlich rechtfertigen lassen, sowie der Eifer, womit man die Einschlep- pung von Exemplaren deS Bulletin franxals nach Frankreich verhindert und bestraft, bezeuge» hinlänglich die Wichtigkeit, die man dem Bulletin franxais von jener Seite her beilegt. Und man hat nicht Unrecht. Geschrieben von Männern, die, wie sie selbst sagen, stets Männer der Negierung, Männer der Gesetzlichkeit, Cokscrvative waren, wendet sich das Bulletin franzjais nicht an die Leidenschaften der Massen, sondern an das Ncchtsgefühl, an die Vernunft, an den Drang nach Ruhe und Ordnung selbst bei den Mittelklassen, sucht diese zu enttäuschen über die Folgen, welche der Staats streich gerade für sie haben werde, sucht sie aus der dumpfen Erstar- ruyg, womit sie die Tkat des 2. Deccmber hinnahmen, aufzuwecken, daS Gefühl der Erbitterungj über den Staatsstreich, die für einen Augenblick er- stickt schien durch die Furcht vor der Anarchie und daS Bedürfniß der Ruhe, wieder lebendig zu machen. Geschrieben von Männern, welche ebensowol die Maschinerie, deren man sich bedient, um das Schauspiel eines demokratisch- militärischen CäsarenthumS in Seene zu sehen, als die darin auftretendcn Personen durch ihre früher» amtlichen Stellungen oder ihre gesellschaftlichen Verbindungen ziemlich genau kennen, bringt dasselbe beinahe in jeder Num mer Enthüllungen der compromittirendsten Art über die dermalen am Ruder befindlichen Herren. Geschrieben endlich mit dem Tone fester Zuversicht in die nur ephemere Dauer der gegenwärtigen Herrschaft, auf die gewisse und nicht ferne Wiedererstehung der jetzt beseitigten parlamentarischen Institu tionen, droht eS den stärksten Wall de- gegenwärtigen Regiments, den fatalistischen Glauben an seine Festigkeit und Unzerstörbarkeit, den dasselbe so geflissentlich um sich zu verbreiten sucht, allmälig zu zerbröckeln und end lich zu Boden zu werfen. Mit unerbittlicher Strenge verfolgen die Ver fasser des Bulletin franxais daS System deS 2. Dec. auf jedem seiner Schritte: bald denunciren sie der Nation die kriegerischen Gelüste, durch welche der neue Diktator Frankreich mit ganz Europa in Conflict bringen und Wohlstand und Freiheit im Innern vollends zertrümmern werde; bald geben sie erschütternde Details über die brutale Behandlung der gefangenen Repräsentanten und ihrer um ihr Geschick besorgten Verwandten. Wieder rin ander mal zählen sie alle die Mittel der Einschüchterung und Bestechung auf, durch welche man die sogenannte freie Abstimmung des Volks illusorisch ge macht hat; oder sie analysiren die Listen des Senats, deS Staatsraths, der Re gierungscandidaten für die neue Legislative, um zu zeigen, welche völlige Leere bekannter und geachteter Namen um die neue Gewalt herrsche, mit welchen Nul litäten dieselbe sich zu umgeben gcnölhigt sei. Endlich entgeht ihnen auch keiner der schwankenden oder zurückweichcnden Schritte, in dcnen sich die Un- sicherhcit des neuen Systems und dessen Bewußtsein von der eigenen Schwäche und Jsolirtheit verräth. Selbst die Waffe des directen persönlichen Angriffs und des Skandals haben die Verfasser des Bulletin fran^ais nicht verschmäht, Z» ».ich «Ik« »ottr »»« Zn- nn» Ans»«»- »<« s»»I« »urch di» tionen l» E.iptlO <v»»r. fir.ßc Str. 8) und <s»i S. Höckner, Reust»»», der »rücke, Str. ».) Wahrheit Ultd «echt, Freiheit »d Tesch I» «.um «... ZM. , R«r. um der französischen Nation zu zeigen, in welchen Händen ihr Schicksal dermalen liege und was sie von Leuten zu erwarten habe, wie die, welche man ihr hier schildert. Und wie sehr auch sonst immer eine Publicistik, die sich an die Handlungen hält, einer solchen vorzuziehen ist, die den per sönlichen Charakter der Handelnden angreift, die deren Vergangenheit durchstöbert, um ihre Gegenwart zu verdächtigen, so leidet doch dies« Re gel da eine Ausnahme, wo der ganze Schwerpunkt der Handlungen in der Persönlichkeit der Handelnden liegt, wo zur Entschuldigung von Tha te», welche auf keine Weise sich rechtfertigen lassen, nur allenfalls da« «ine Anführen denkbar wäre: daß die Personen, die sie vollführten, durch die sittliche Reinheit ihres Charakters, durch ihre bewährte Uneigennützig keit und Vaterlandsliebe, durch alle erhabenen Eigenschaften deS Geist«- und Herzens vollständige Bürgschaft wenigstens dafür böten, daß da- von ihnen Unternommene, wenn auch in seinen Mitteln vielleicht nicht gerecht fertigt, doch von den edelsten Absichten getragen sei und zu einem für das Gemeinwohl erwünschten Ziele führen werde. Dieser Prätension ge genüber, welche wirklich von den Männern des Elyse'e mit einer fast stau- nenSwerthen Naivetät gemacht wird (auch in den Schriften von Gra mer und P. Mayer begegnen wir derselben), war es nicht blo« erlaubt, sondern geboten, die Antecedcntien jener Männer, welche eine solche Prä- tension eklatant Lügen strafen, schonungslos zu enthüllen; daran zu erin- nern, wie ein Hauptaktcur, Hr. Fialin de Persigny, mit fast allzu kecker Offenheit sein und seiner Genossen GlaubenSbekenntniß in den Worten aus gesprochen habe: „Wir werden dem Lande entgegentreten mit dem Eisen in der einen und dem Golde in der andern Hand", und: „Wir haben kein« Schlosser zu verlieren"; oder den gegenwärtigen Krieg-Minister St.-Arnaud durch eine nicht eben empfehlende Laufbahn zu verfolgen, von den Karckos ciu vorps, in denen er damals unter dem minder tönenden Namen Leroy diente und aus denen er wegen gewisser Jugendthorheiten gestoßen ward, über die Theater der Bannmeile von Paris, auf denen er als Mr. Flo- rival auftrat, dann nach Blaye, wo er „gewisse subalterne Dienste verriß tete, zu benen nicht Jeder sich hergegeben hätte", endlich nach Afrika, wo er, „zwar zuverlässig im Feuer, aber nicht ebenso im Punkt« des Rech» nungswesens", nur der Nachsicht des Generals Rulliere (man kennt den Brief, worin dieser bei Gelegenheit seiner Entsetzung auf jene Thatsache an spielte) es zu verdanken hatte, wenn nicht sein Degen zerbrochen und er eassirt ward; oder endlich eine Geschichte zu erzählen, wie Hr. MaupaS, der sich selbst zum Hr». de Maupas erhoben hat, als Präfect, um einen misliebigen Mann in einen Criminalproceß zu verwickeln, den Richter zu überreden suchte, Haussuchung zu thun und verborgene Waffen, „die man ja leicht dahin praktiriren könne", bei ihm zu finden, eine That, für welche Hr. Maupas zwar von dem damaligen Minister L(on Faucher den ganzen Unwillen eines sittlich strengen Ehrenmannes, aus dem Elyste dagegen, wo man sich darüber Hinwegzusehen verstand, die Polizeipräfectur von Pari- davontrug. Nach solchen Proben begreift man den tödtlichen Haß, womit die der- maligen Gewalthaber in Frankreich das Bulletin franxais und seine Ver fasser verfolgen. Wir haben es hier nur mit der Polemik deS Bulletin franyais gegen Ludwig Bonaparte und die Principien seiner Herrschaft zu thun. Wäre dies nicht der Fall, so würden wir allerdings auf einen we sentlichen Mangel dieser Schrift tiefer eingehen müssen: auf den Mangel positiver, schöpferischer Ideen, welche die Verfasser derselben der Regierung-- weise Napoleon's gegcnüberzustellen im Stande wären. Zurück zur Re publik wollen sie nicht, daö bekennen sie offen; das allgemeine Stimmrecht flößt ihnen Schrecken ein; die Wiederherstellung der Julimonarchie ist offen bar das Ziel ihrer Wünsche, deren Fall der Gegenstand ihres Bedauern-. Von einer neuen Politik findet man hier keine Spur; es sind immer die alten Principien, auf die jene Staatsmänner zurückzukommcn scheinen, als ob nicht die Tage deS 24. Febr. und des 2. Dec. wenigstens soviel buch stäblich bewiesen hätten, daß diese alten Principien nicht ausreichen, um Frankreich vor einem Handstreiche, sei eö eines revolutionären Clubs, sei es eines Diktators, zu schützen, daß weder die Monarchie noch die Re- publik in der Gestalt, die man ihnen bisher gab, auf der Basis der beste henden Institutionen möglich und lebensfähig sei. Hätten wirklich jene Staatsmänner von der neuesten Katastrophe, die sie so tief gedemüthigt und Frankreich in so unabsehbares Elend gestürzt hat, so wenig gelernt, daß sie glauben könnten, wenn es ihnen nur gelänge, Bonaparte zu beseitigen und sich, die alte parlamentarische Mehrheit, mit ihrer alten Politik wieder an seine Stelle zu sehen, so wäre Frankreich gerettet und ein neuer 2. Dec., ein neuer 24. Febr. oder ein neuer 24. Juni unmöglich? Wie gesagt, wir finden dieses Bewußtsein von den eigenen Fehlern und von der Noth-