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472 die tbrn besucht««, eine viel größere Bedeutung haben al- emd^n' Kb!» ten, wo die Presse und da- Verein-recht vollauf athmen könnm, dir lär mendsten Manifestationen. Ludwig Bonaparte wird nun seinen Sieg blo- al- solchen betrachten und sich im Moniteur seinen Ideen ohne Rück halt überlassen. Der von uys längst angeküpdigtt'DsMiff auf die Un abhängigkeit de- RichterstandeS, die gestern aNgekündig» Herabsetzung der E-comptS der Bank, dje bevorssthende Reorganjflrungde-UnterrichtSwesen-, da- Alle- sind bloS thiilweise Reformen odtr Veränderungen, die nach der definitiven einheitlichen Umbildung des gegenwärtigen CabinetS noch viele andere nach sich ziehen müssen. — Die CabinetSfrag e, die ohne äußern An schein solange eine offene geblieben war, konnte bisher keine bestimmte Lö sung erhalten, weil sich zwischen dem Präsidenten und Hrn. de Persigny kleine Schwierigkeiten erhoben hatten, die, ohne eine gänzlich« Entzweiung hrrbeizuführen, den eigentlichen Chef der gegenwärtigen Minister in eine schiefe Stellung zu Ludwig Bonaparte gebracht hatten. Das unerwartete Erscheinen von Miß Howard auf dem Balle der Tuilerien hatte namentlich die Berührung der Beiden etwas schwierig gemacht und Hr. de Persigny beklagte sich mit Recht darüber, daß man wegen solcher kleinlicher Anlässe das ohnehin allzu freundschaftliche Verhältniß mit England noch unang«, nehmer mache. Die Erklärung dieses ScandalS durch ein plötzliches Un wohlsein der genannten Dame und daß dies«, um sich von der ihr angewie senen Galerie zu entfernen, einen der Säle des Palastes durchschreiten mußte, hat Lord Cowley anscheinend beruhigt und auch Hr. de Persigny ist endlich besänftigt worden. Die neue Ministercombinätion, die von verschiedenen bel gischen Blättern wiederholt angezeigt wurde, dürfte nun wirklich vor sich gehen, und es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß Hr. de Persigny daS Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten übernehmen werde. Ob Hr. Fortoul das Innere übernehmen, ob dieses an Hrn. Romieu, an den lyoner Präfccten Vincennes, an Hrn. Ferdinand Barrot oder an eine andere dienst willige Person verliehen werden solle, ist nicht gewiß. Wahrscheinlich ist immerhin, daß Hr. Turgot den Gesandtschaftsposten in Madrid oder London er halten und Hr. Fortoul, dessen Ministerium (des Unterrichts) ganz unterdrückt werden soll, in anderer Weise entschädigt werden dürfte. ES ist ebenso gewiß, daß die Regierung von dem Rechte, gediente und nicht allzu bereitwillig dienende Angestellte in Pensionsstand zu versetzen, umgehend Gebrauch ma chen werde, und nicht unwahrscheinlich ist, daß der Präsident des Cas sationshofes, Hr. Portalis, eins der ersten Opfer des bonapartistischen Zorns sein dürfte. — In der Allgemeinen Zeitung heißt eS in einem Artikel au- Pari-: Die äußerste Zurückhaltung, womit alle unabhängigen Journale von der ihnen bescherten Dosis Preßfreiheit Gebrauch machen, fängt denn doch an, den Rathgebern Ludwig Bonaparte'S bedenklich vorzukommen. Sie begreifen und sehen, daß das vielsagende Schweigen auf die öffentliche Mei nung einen viel schlimmer« Eindruck macht als die häufig nichtssagende Po lemik der Tagespresse. In der die letztere betreffenden Taktik, wenn auch nicht in den Gesinnungen, ist daher eine günstige Reaktion eingetreten, die sich freilich nur als willkürliche Toleranz gellend machen wird. Selbst den ministeriellen Blättern soll es nicht nur freigestellt, sondern sogar aufgege ben worden sein, die faden Süßigkeiten ihrer paraphrastischen Leitartikel mit einer leichten Zuthat von Opposition etwas aufzuwürzen und verdaulicher zu machen. Der Präsident selbst,so versichert man mir, ist über die ihn umgebende unendliche Widerstandslosigkeit betroffen und desorientirt, wie etwa Einer, der sich plötzlich in den leeren Raum versetzt fände. Er soll in diesem Zustande unter Anspielung auf bekannte Worte geäußert haben: „Ich fühle es wohl, man stützt sich nur auf Das, was widersteht. Ich wünschte, ich hätte ein Tribunal." Wenn diese Aeußerung ernstlich gemeint war, so wird es ihm nicht eben schwer fallen, seinen Wunsch nach etwas Krieg, Wi derspruch und selbst Feindschaft befriedigt zu sehen, auch ohne den getreuen Federn des Constitutionnel, der Patrie und des Pays Gewalt anzuthun. Denn die drei Oppositionsparteien befinden sich lediglich im Zustand« der Latenz und warten nur auf günstigere Zeiten, um sich wieder in ihrer «i- genthümlichen Action zu zeigen. . : Vrotzvsritannie«. London, 5. März. Bei den bis heute stattgefundenen Neuwahlen der CabinetSmit- glieder haben diese gegen ihre Oppositionscandidaten gesiegt, oder hatten auch gar keinen Gegner zu bekämpfen. Lord Henry Lennox Und Sir I. Packington befinden sich unter den Wiedergewählten. — Ein Hauptanker der vereinigten Opposition ist die „unsterbliche Schwie rigkeit" jeder Regierung, die Achillesferse des Reichs: Irland. Wäre Ir land die einzige Schwierigkeit im complicirten britischen System, so wäre ein Peelitisches Cabinet das einzig und allein mögliche. Morning Chronicle, das Organ der Peeliten, welches der Tjtelacte von Anfang an mit allen Waffen des Hohnes und des Pathos entgegcngctreten, erwartet daher mit Recht, für seine Rathschläge auf der grünen Insel Gehör zu finden, und wirbt unter den irischen Wählern und Vertretern Streiter gegen Lord Derby. Wohlgefällig cilirt es die Worte der «Nation»: „Die Whigs sind hinaus. Alte und bittere Feinde Irlands nehmen ihren Platz ein; aber Satan selbst, geschweige Scorpion Stanley, wäre ein willkommener Tausch. Peel, so lange verabscheut, war vor seinem beweinten Ende ein populärer Name ge worden; den Tory Bentinck ehrte unser ganzes Volk, und selbst Derby sei willkommen anstatt Russell's und Clarendon'S, deren Name ein Fluch ist, den künftige Geschlechter dies- und jenseit des Oceans zischend und höhnend ausstoßen werden!" Morning Chronicle legt nun diesen manierlich fluchen- ,u glaub«« genrigt ist, zu tiner Dtmonstration M den Waffen und zu einem hartnäckigen VertheidigungSkampfe der Schweizer für ihr« Unabhän- aigkeit kommen werde, die man in England bereit- bidroht sieht. Die Schweiz, durch innere Spaltungen geschwächt, an finanziellen Mitteln sehr schwach, würde jetzt schwerlich von den Großmächten durch militärische Ein- fäll« angegriffen werden, da ja schon «in Aufsttllen irgend bedeutend«! Trup- prnkörper an ihren Grenzen sie zu Rüstungen und zur Präsmthaltung eine- HeereS nöthigen, ihre Geldmittel bald erschöpfen, und sie so zu Unterhand lungen zwingen würde, ohne daß ein eigentlicher Krieg geführt worden. Nur Englands Geld würde dem Kampfe eine andere Gestalt geben können, und hieran knüpft sich allerdings «ine seit den letzten Tagen häufig aufgeworfene Frage über die äußere Politik des neuen Toryministeriums. Daß eine grö ßere Annäherung Englands an Ludwig Bonaparte stattfinden könnte, glaubt man, trotz der früher« freundschaftlichen Beziehungen Lord MalmeSbury'S zu Jenem, nicht annehmen zu dürfen. Man schließt vielmehr auf eine An näherung an Rußland, zwischen den, auch und dem Cabinet zu Berlin um so innigere Beziehungen eingctreten zu sein scheinen, je kälter in letzter Zeit das Verhältniß zu Wien geworden ist. -j-Frankfurt a. M., 6. März. Die Reise, welche der Kurfürst von Hessen vor wenigen Monaten nach Wien unternahm, hatte zum Zwecke, seine Frau, die Gräfin Schaumburg, und ihre Kinder als legitim vom kaiserlichen Hofe anerkennen zu lassen. Der Zweck wurde nicht er reicht und die Gräfin v. Schaumburg hatte sich nicht einmal eines Em- pfanges bei Hofe zu-erfreuen. Seit jener Zeit soll man nun in Kassel nicht mehr so gut österreichisch gesinnt sein, und das Bedürfniß fühlen, sich dem preußischen Hofe wieder zu nähern. Daher der Plan des Kurfürsten, sich nach Berlin zu begeben, wie wenig auch sein erster Minister dazu ge neigt sein mag. — Da bei zunehmender Verarmung in Kurhessen die Steuerfähigkeit der Unterlhanen täglich abnimmt, und trotzdem, daß die Steuern seit der Zeit der österreichisch-bairischen Besetzung erhöht wurden, noch immer Finanznoth in Kassel herrscht, so macht sich das Bedürfniß nach Staatsanleihen immer fühlbarer. Die Kapitalisten aber scheuen sich, ihr Geld herzugebcn, solange nicht die Anleihe von den Kammern bewil ligt wird. Die Kammern werden jedoch nicht einberufen, weil die alte Ver fassung beseitigt worden und die neue noch nicht ins Leben getreten ist. — Man meint, daß der Bundesprcßgesetzentwurf bei den Berathungen im Bundestage noch in manchen Punkten strenger abgesaßt werden wird. Eine Bestimmung des französischen PreßgesetzcS, wodurch der Absatz frem der Blätter im Jnlande bedeutend erschwert werden wird, eine hohe Stem pelgebühr nämlich, würde auch ins Bundesgesetz ausgenommen werden. * Weimar, 6. März. Das Tagesgespräch hier bildet gegenwärtig eine Protestatio« wegen Aufhebung der Grundrechte, die, von dem Landtags- abgcordneten und Stadtdirector Haase hier ausgcgangen, für den Landtag bestimmt war, dort aber, resp. bei den Mitgliedern der Majorität, nicht die genügende Unterstützung gefunden. Man schenkt diesem Schritte um so mehr Aufmerksamkeit, als er für den RechtSsinn des Verfassers, der sonst ganz der konservativen Partei angehört, ehrendes Zeugniß ablegt. Es möge mir daher auch gestattet sein, Ihnen diejenigen Stellen aus der Protestatio« mitzutheilen, welche als die schlagendsten zu betrachten sind; sie lauten: In Erwägung, daß der Bundestag, als Organ eines Staatenbundes, mit den Rechten eines Reichstages nicht befugt erscheint, weitere Rechte auSzuüben, als die beiden Grundgesetze des Deutschen Bundes, die Deutsche BundeSacte und die Wiener Schlußacte, ihm gewähren; in Erwägung, daß die innern Angelegen heiten der deutschen Bundesstaaten an sich außer der Wirksamkeit des Deutschen Bundes liegen, dem letzter» vielmehr nur nach den Art. 26, 27, 28 und 32 der Schlußacte daS Recht gegeben ist, die innere Ruhe und Ordnung in den deutschen Bundesstaaten insoweit aufrecht zu erhalten, als die innere Sicherheit des ge jammten Bundes eS verlangt; in Erwägung, daß demnach entweder Widersetz lichkeiten der Staatsbürger gegen die Staatsregierungen, oder doch wenigstens revolutionäre Umtriebe vorausgegangen sein müßten, welche in jedem einzelnen Grundrechte ihren, Grund hätten, um die Aufhebung der Grundrechte überall zu rechtfertigen, haben die unterzeichneten rc. beschlossen, daß sie die Grundrechte deS deutschen Volks durch den Bundcsbeschluß vom 23. Aug. 1851 für aufgeho ben nicht erachten und vielmehr dafür halten, daß- solche im Großherzogthum in gesetzlicher Wirksamkeit fortbestehen. Mortugak» Lissabon, 29. Febr. Graf Thom ar ist im Palast« sehr kühl auf- genommen worden. Zu den Hofbällen hat ihn die Königin nicht eingela den. Er hat daher di« Hauptstadt verlassen und sich mit seiner Familie nach seinem Landsitze in Thomar zurückgezogen. — In der Deputirtenkam- mer ist ein Tadels Votum gegen das Ministerium mit 86 gegen 8 Stim men verneint worden. Frankreich L Paris, 4. März. Die Regierung Ludwig Bonaparte'S hat nun zu wiederholten malen gezeigt, daß mit Hülfe des Belagerungszustandes und der hyperbonapartistischen Eifers der Präfecten und der sonstigen Mitglieder der Administration das allgemeine Stimmrecht eben kein allzu unbeherrsch bares Regimes. Die Candidaten Ludwig Bonaparte'S haben in Paris so- wol als in den Provinzen den Sieg davongetragen, und wenn trotz der Gefahren, die den oppositionellen Wählern entgegenstanden, trotz der zuneh menden Apathie der populären Elemente sich doch ein ziemlich lebhafter Kampf entspannen, so tröstet sich der Bonapartismus damit, daß keine Re- gierung in Frankreich sich je schmeicheln konnte, einstimmig im Lande aner kannt zu werden. Das ist nun auch" allerdings wahr, aber es sollte eben nicht vergessen werden, daß in ausnahmsweise« Zeiten wie die gegenwärti- gen Oppositionskundgebungen, und wären sie so leise und schüchtern wie