13 DRESDNER PHILHARMONIE Instinkt, dachte weiter, Strauss wollte mit seinen Mitteln die Welt darstellen und kommentieren. Und so musste er ganz zwangsläufig zur Oper kommen, denn auf dem Weg dorthin war er längst. Dort hat te er alles, was er suchte, eine vorgefertigte Hand lung, also eine Geschichte, die er musikalisch aus malen und kommentieren konnte. 1894, mit 30 Jahren, hatte er das schon einmal probiert mit dem Musikdrama »Guntram«. Das war ein völliger Miss erfolg, auch musikalisch. Denn alles das, was er in seinen ersten Tondichtungen bereits erreicht hat te, schien vergessen, als er sich mit dem Musikdra ma ganz in die Wagnersche Tonsprache stürzte. Das war ihm eine heilsame Lehre. Jetzt ließ er sich ganz bewusst Zeit, lernte als Operndirigent viel, sam melte notwendige Erkenntnisse in der Praxis und konnte auf eine große Erfahrung blicken, als er 1901 sein »Singgedicht«, wie er seine neue Oper »Feuersnot« nannte, zur Uraufführung brachte. Das Ergebnis war schon besser, aber schließlich auch noch nicht so umwerfend, dass alle Welt wirklich aufgehorcht hätte. Doch dieser Durchbruch kam 1905 mit »Salome«. Da gab es denn auch viel Schimpf und viel Ehr’. Und nach all den vielen Aufführungen, die dann noch folgten, gab es so gar viel Geld, soviel, dass Strauss sich davon seine Villa in Garmisch kaufen konnte. Seither ist Strauss der Opernkomponist des 20. Jahr hunderts schlechthin und wohl der letzte, dessen Werke heute zum festen Bestand aller Opernhäuser der Welt zählen. War er im »Guntram« (1894) noch ein wirklicher Wagner-Epigone, so hatte er doch - vor allem über seine tondichterischen Orchesterwer ke - mehr und mehr einen persönlichen Stil gefun den. Das zeigte sich überdeutlich gerade in seinen beiden frühen Opern »Salome« (1905) und mehr noch in »Elektra« (1909). Strauss schien nun sogar eine Vorreiterrolle für die Moderne spielen zu wol len. Diese neuartige Tonsprache, die Härte der Dis sonanzen aber wurde umgehend als »kakophoner Krach« bezeichnet und regte zahllose Zeitgenossen »Ich hatte schon lange an den Orient- und Juden opern auszusetzen, dass ihnen wirklich östliches Kolorit und glühende Sonne fehlt. Das Bedürfnis gab mir wirklich exotische Har monik ein ... Der Wunsch nach schärfster Personen charakterisierung brachte mich auf die Bitonalität« - erinnerte sich Strauss seiner »Salome«.