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Montag. Erste Ausgabe. Vormittags II Uhr. 26. Januar 1852 »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Inscrtionsgeiühr für den Stau», cmcr Zkile 2 Ngr. Zu beziehen durch alle Post ämter de« In- und Ausland«», sowie durch die Expeditio nen in iveipzig (Querstraße Nr. «) und Drelden (bei E. Höckner. Sieustadt, An der «rücke, Nr. 2). Hsttti« für das Vierteljahr . I V.THlr.i jede einzelne Num mer 1 Ngr. Leipzig, ötlieZeitung er- — schein« mit «u-ntthnie de» VW Datsche AllMnne Zeitung Deutschla«». Es ließ sich erwarten, daß die „politischen Briefe" der Oberpost- amts-Zeitung auf ein bekanntes Ziel hinausliefen. Jetzt tritt dieses an das Licht. Sie geht aus folgendem vierzehnten Briefe hervor: „Seitdem alle Regie rungen sich überzeugt haben, daß die parlamentarische Form nicht das um schlingende Band für Deutschland bilden dürfe, steht cs gegen allen Wider spruch fest, daß nur ein Band gemeinsamer materieller Interessen den Er satz bieten kann, und daß geradezu Verzicht auf jede Besserung der Zu stände, auf die Lösung aller Zusagen zu leisten ist, wenn man den Weg der ma - teriellen Einigung nicht betraten will. Indem Oesterreich denselben anstrcbt, bethätigt cs, paß es ihm Ernst sei, das Versprechen der Verjün gung der Bundesverfassung zu erfüllen. Es benimmt diesem Streben nichts von seinem Verdienste, daß es zugleich den eigenen Vortheil zu fördern , be- stimmt ist. Wo eine Gemeinsamkeit der Interessen durch Lage, Geschichte und Nationalität, begründet ist oder begründet werden kann-, wird das im mer das Zeichen der Nichtigkeit großer gemeinsamer Maßregeln sein. Die deutschen Völker fürchten eine österreichische Hegemonie nicht. Die Abnei gung, welche lange entweder im Stillen genährt oder in. Wort und Schrift verkündigt ward, galt der chinesischen Abgeschlossenheit, der Starrsucht, der Erfrorenheit. Jetzt, wo auch in diesem Staate das öffentliche Leben in Fluß gekommen, werden gern andere Empfindungen gepflegt. Die Regie- rungen mögen über eine österreichische Hegemonie anders denken. Aber ein ausgesprochenes Verhältniß wird ja nicht verlangt und ein solches, welches vorhanden ist, ohne ausgesprochen zu sein, kann nicht abgelehnt werden und wirb eben dadurch erträglich. Die Hegemonie Preußens im Zollverein hat sich nicht drückend erwiesen, wiewol 16 Millionen schweren wiegen als 13, ein österreichische hat viel weniger Bedenkliches, weil den 37 Millionen 29 zur Seite stehen, darunter 16 unter einem Herrn. Rücksichten des Ein flusses, der Präcedenz zu erheben, wo cs eine große Nationalangclegenheit gilt, verbietet der Anstand. Aber man würde darüber auch ganz gewiß zur Tagesordnung übergehen." — In dem letzten Artikel der Neuen Preußischen Zeitung über die deut sche Flotte (Nr. 40) muß es nach der Berichtigung des Blattes heißen: „Preußen will andererseits aber das gegenwärtige Nordscegcschwadcr als ein Eigenthum des Bundes behandeln", anstatt erhandeln. 6 Berlin, 25. Jan. Die aus Hannover hier eingetroffene Nachricht von der Annahme des Scptembervertrags durch die große Mehrheit beider hannoverscher Kammern bringt die deutsche Zollfrage — wir möchten sagen, zu einem festen Abschlusse. Mil der nun durch die Kammern ausgespro- chencn Genehmigung des Scptembervertrags ist der norddeutsche Zollbund trotz aller Machinationen ins Leben gerufen. Der wiener Zoll- und Han- delsconferenz gegenüber steht dies als Thatsache fest. An dem Anschlusse Oldenburgs und Mecklenburgs ist nicht mehr zu zweifeln. — Es ist noch in den letzten Tagen mehrfach selbst von preußischen Blättern auf die Gefähr lichkeit der Wiener Zoll- und Handelsconferenz verwiesen worden und namentlich hat man hervorgehoben, daß von Baiern aus ein entschie denes Auftreten gegen die preußischen Intentionen sowol in Wien als auch später auf dem hier abzuhaltenden Zollvereinscongrcsse zu erwarten sei. Was die größere oder geringere Gefährlichkeit der Wiener Zollconferenz dem preu ßischen Zollverein gegenüber avlangt, so ist die Behauptung einer großen Gefährlichkeit" sicher Conjectur, wenn man auf die Erklärungen der einzelnen Zollvereinsstaatcn in jener Confercnz verweist. Was nun aber das behaup tete feindselige Auftreten der bairischen Negierung gegenüber dem Zollverein anlangt, so liegt dafür weder in dem Auftreten des bairischen Bevollmäch tigten in Wien noch durch anderseitige Kundgebungen der Regierung jenes Königreichs ein triftiger Grund vor. Vielmehr sind letztere in der jüng sten Zeit von einer Art gewesen, die zu andern Schlüssen berechtigt. Da gegen tritt, was Sachsen und Kurhessen anlaugt, ein schroffes Verhält niß gegen den Zollverein immer mehr in den Vordergrund und wird sich dasselbe aller Wahrscheinlichkeit nach noch mehr auf dem Zollvereinscongreß offenbaren. — Das durch den französischen Gesandten vor der neulichen Cour dem Könige überreichte Schreiben des Prinz-Präsidenten hat bei seinem vorwie- gend konventionellen Charakter politische Bedeutung so eigentlich nicht, wenn anders man den besondern Versicherungen einer durchaus friedliebenden und beruhigenden Politik eine solche nicht beilegen will. — In der I. Kammer ist von dem Abg. Klee und 20 andern (darun ter v. Gerlach, v. Manteuffel II.) abermals ein Revisionsantrag ein gebracht worden, welcher den Art. 94 dahin geändert wissen will, daß die Worte „bei allen politischen Verbrechen" gestrichen, also diese den Geschwo renengerichten entzogen werden sollen. v München, 23. Jan. Ich komme heute nochmals auf die gestrige, nur ihrem Resultate nach gemeldete Berathung der Abgeordnetenkammer über den Militäretat zurück. Von jeher gingen der Bewilligung dieses Etats die wichtigsten Erörterungen voraus und auch gestern sendeten die Parteien ihre tüchtigsten Redner auf den Kampfplatz. Die Regierung hatte alle mög liche» Anstrengungen gemacht, ihre Postulat« aufrecht zu erhalten, und der Kriegsminister erklärte sogar, daß er ein höheres Budget vorgclegt gehabt habe und daß er nur, weil er als Soldat gewohnt sei, höher» Befehlen zu gehorchen, sich bequemt habe, das vorliegende Budget, dem er nicht habe zustimmen können, zu vertreten. Es sei das Mindeste, was man be willigen könne, um die Armee im gehörigen Stande zu erhalten. Wie viel der Regierung daran gelegen sein mochte, ihre Foderungen bei der Kam mer durchzusetzen, das mag auch das Benehmen der meisten Mitglieder des Finanzausschusses beweisen, die den Einwirkungen von oben so wenig Wi derstand zu leisten vermochten, daß sie nun gegen ihr eigenes Votum im Ausschüsse sprachen und stimmten. Die Motive, die sic für diesen Wechsel in ihren Ansichten angaben, mußten auch schon während der Ausschußbcra- thung für sie vorhanden sein; neu hinzugekommcne wurden nicht vorge bracht. Die Gegner dieses hohen Armeestandes in Baiern, die Abgg. Kolb, Lcrchenfeld, Crämer und Andere, machten besonders geltend, daß in keinem Staate von Europa im Verhältnisse zu Baiern ein so zahlreiches Heer sei, daß selbst in den kriegerischen Zeiten Napoleon's die bairische Armee um fast die Hälfte kleiner war wie jetzt, daß man 300 Offiziere mehr erhalte als man gemäß den Bestimmungen des Bundes zu halten verpflichtet sei, daß man während zweier Rcgierungsperioden mit 6 Mill, ausgekom- mcn sei und daß man auch jetzt nicht für kriegerische Jahre, sondern für den gewöhnlichen Stand der Friedensjahre zu bewilligen habe. Dadurch würde dieser Etat permanent werden, Baiern sei nicht im Stande, diese Last zu tragen, die sich noch dadurch vergrößere, daß sich die gegenwärtige Formation des Heeres, um deren Erhaltung cs sich handelt, nach den Nach weisungen des Kricgsministeriums auf die Dauer nicht erhalten lasse. Würde man jetzt in, Frieden die Kräfte des Landes zu sehr in Anspruch nehmen, so würde dasselbe im Falle wirklich cinbrechcnder Kriegsnoth der Mittel be raubt sein, derselben zu widerstehen. Dazu komme noch, daß die Reduktion des Militäretats allein möglich mache, dem Volke eine Steuererhöhung zu ersparen. Pie Vertreter der Negierung, die Abgg. Lassaulx, Weis, v. d. Pfordten, der drei mal sprach, bemerkten entgegen: das Heer habe die Aufgabe, die Civilisation zu retten, und nach seiner Kraft würde der Werth des Staats in seinen Beziehungen gegen außen bemessen. Die ge genwärtige Formation sei eine nothwendige, sie lasse sich aber nicht mit ge- ringern Mitteln erhalten, als die Regierung fodere. Das Volk sei durchaus nicht überbürdet und würde mit Freuden die neue Last zu der alten tra gen, wenn eserfahre, daß es sich darum handle, die Selbständigkeit Baicrns zu wahren. Abg. Laffaulx erblickt insbesondere in dem Heere die einzige Kraft, die ein Volk, dessen Leben sich zum Abend neige, vor dem gänz lichen Untergange eine Zeit lang noch schützen könne. Auch müsse unS ein Blick auf das benachbarte Frankreich in dieser Beziehung zur Vorsicht mah nen. Eine Flibustierbande habe sich dort der Gewalt bemächtigt: die Be strebungen des Inhabers der Gewalt seien imperatorische — komme derselbe zu seinem Ziele, so führe uns dies unfehlbar zum Kriege; würde er aber von dem rächenden Schicksale gestürzt, so ständen wir vor einer neuen Ka tastrophe, der wir auch nur wohlgerüstet cntgegensehcn dürfen. Der Mi nisterpräsident sprach in hohen Phrasen, mit großem Pathos, von dem Be rufe Baierns das Bindemittel zwischen den beiden deutschen Großmächten zu bilden; denn nur durch die Selbständigkeit eines mächtigen Baierns könne die Einheit Deutschlands gewahrt werden. Den Beweis für die Wahrheit dieser Behauptung habe man im Jahre 1849 geliefert, und wie leicht werde die nächste Zeit wieder Gelegenheit bieten, diesen Beweis zu erneuern. So lange eine rationalistische Philosophie mit ihrem Gifte Jene anfresse, die naturgemäß berufen wären, die Civilisation zu schützen, würde dem Heere fast ausschließlich die Aufgabe bleiben, ihr Hort zu sein rc. Niemals haben wir aus dem Munde des Hrn. v. d. Pfordten weniger Gründe und mehr klangvolle Phrasen gehört als heute und es war gar nicht zu verwundern, daß ihm in diesem wichtigen Momente, wo es sich zugleich um den Fort- besih seines Portefeuille handelt, die Majorität der Kammer abtrünnig wurde, die, wie schon bemerkt, das Postultat der Regierung ablehnte, da gegen jenes des Ausschusses annahm. — Die Lübecker Zeitung schreibt aus Mölln vom 2l. Jan.: Es be stätigt sich, daß den Dorfschaftcn Schmielau, Stcrlci, All-Mölln, Breiten- seldc rc. Einquartierung angcmeldct ist; hinzugcfügt wird, daß in Hamburg ,4000 M. Bundestruppen bleiben sollen.