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irs *Londou,23. Jan. Von allen Jnvasion-projeclcn, die seit drei Wochen diSeutirt werden, spukt eines der englischen Presse am fleißigsten im Kopfe. Es ist die- der JnvasionSplan, den Baron Emile Maurice de Del lo n, ehemaliger Genieoffizier in französischen Diensten, sin« ira ol sluüio, aus rein wissenschaftlichem Interesse an der Sache in einer Flugschrift aus einandergesetzt hat. Die Broschüre, welche natürlich auch die VertheidigungS- mittel Englands in Anschlag bringt, kommt zu dem Schlüsse, daß die Lan dung von 150,000 Mann Franzosen mit Gepäck und Munition in drei Heerhaufen in Plymouth, Bristol und Nye nicht nur möglich, sondern ohne übertriebene Fährlichkeiten ausführbar wäre, und daß die stehende Armee Englands sehr dürftige Chancen hätte, die Eroberung Portsmouths von der Landseite und die Einnahme Londons abzuwarten. Zur völligen Si cherheit Englands hält Capitän Maurice daher die Errichtung von Forts auf der Südrüste, eine Vermehrung des Heeres und andere Rüstungen für unumgänglich nothwendig. Das war Wasser auf die Mühle unserer Alar- misten, und die vom Hauptmann Addison übersetzte Flugschrift liegt seitdem unter dem Kopfkissen jedes eifrigen Vaterlandsverthcidigcrs. Keines der alarmistischen „Eingesandt", welches sich auf Capitän Maurice berief, hat die Voraussetzungen erwähnt, von denen er ausgeht. Times und Morning Post aber referiren heute etwas genauer, obgleich mit verschiedener Nutzan wendung, über den Inhalt der drohenden Warnungsschrist. Da stellt sich denn heraus, daß nach Capitän Maurice der Transport jener drei Armee corps von 150,000 Mann erstens die ganze französische Kriegsflotte und zweitens die Hülfe von 291 mercantilischen Dampfern und 368 großen Kauffahrern in Anspruch nehmen würde; die in Toulon stalionirten Kriegs schiffe hätten nach Cherbourg herumzufahren, und ein Theil der fran zösischen Armee 170 Miles bis zum Einschiffungspunkle zu marschiren. Trotzdem scheint der Verfasser anzunehmcn, daß England, welches laut Mor ning Post 60 Linienschiffe, 50 Fregatten, 100 Corvetlen, 100 Kriegsdam pfer und 500 Kanonenboote liegen hat, daß England von der französischen Bescherung überrascht werden soll. Die Times, die ihre guten Gründe dazu hat, verzweifelt darum nicht an der Möglichkeit, ihren Lesern einen heilsa men Schrecken einzujagcn- Im Falle eines Krieges, behauptet sie, wird der Feind gewiß suchen England zum Kampfplatz zu machen; die französische Flotte kann im Kanal schwere Verluste erleiden, aber doch eine furchtbare Streitmacht auf unsere Küste schleudern; kurz, „alle Autoritäten sind dar über einig, daß, wenn man nur ein einziges Hinderniß, welches wirksamen Widerstand verspricht, zwischen London und Paris dem Eroberer in den Weg legte, an eine Invasion auch im Traume nicht gedacht werden würde." Morning Post dagegen meint, daß es eben nur Träume sind, die gar Nichts zu bedeuten haben. Belgien. ^Brüssel, 24. Jan. Noch hat seit dem 2. Dec. keine Maßregel der französischen Staatsretter hier einen so einstimmigen Ruf der Entrüstung ge weckt als die durch das vorgestrige Decrct verfügte Confiscation der or- leanistischen Güter. Wiewol seit einigen Tagen wiederholt angekün digt, überraschte sie doch allgemein; denn man hielt die Thatsache für so „unmöglich", daß Niemand jenen Ankündigungen Glauben schenken wollte, sondern sie als Börsengerüchke oder als böswillige Erfindungen der Feinde Napolcon's betrachtete Ich spreche nicht von den hier weilenden französischen Orleanisten und ihren belgischen Anhängern; denn eben diese hat der neueste Gewaltact am allerwenigsten bestürzt oder betrübt, da sie in ihrem pessimi stischen Optimismus oder optimistischen Pessimismus der festen Uebcrzeugung leben, daß jeder Schritt, den Napoleon auf dem seit dem 2. Dec. einge schlagenen Wege vorwärts mache, ihn seinem Untergange näher führt und sie die neue Maßregel freudig als eine gewaltige Annäherung zu diesem Ziele begrüßen. Aber es sind namentlich die Freunde des Staatsstreichs, und die große Classe der für die politischen Vorgänge Indifferenten, die über diesen Act bestürzt und empört sind. Ich will heute noch nicht näher auf den Eindruck eingehen, den er hier in den verschiedenen Kreisen hervorgebracht, weil das noch etwas voreilig wäre. Aber das Eine Resul tat glaube ich nach Dem, was ich gestern und heute beobachtet, schon jetzt mit voller Bestimmtheit aussprechen zu können: das Decret vom 22. Jan. hat der Republik einen unermeßlichen Dienst geleistet; es hat sie in den Augen ihrer Gegner rehabilitirt, in den Augen Jener nämlich, welche in der Republik noch immer den Inbegriff aller Willkürakte, Expulsionen, Confiscationen rc. von 1793 sehen, und die sich heute erstaunt fragen: wie es denn komme, daß die vielverlästerte Republik nicht nur jene Familie, welche sie vom Throne entfernt, ungestört im Besitze ihrer Güter gelassen, sondern sogar einem Mitgliede dieser Familie eine bedeutende Staatspension ausgesetzt, während heute der vielgepriesene Wiederherstellcr der Ordnung und der öffentlichen Sicherheit mit einem solchen ebenso ungerechten als unklugen Gewaltakt debulirt, und zwar gegen eine unglückliche Familie, deren Haupt einst gegen den Aufrührer von Boulogne und Strasburg so gelind verfahren? Unsere Journale, die noch gestern die diesfalls cursirenden Gerüchte als absurd und unmöglich zurückgewiesen, sind von ihrer Ueberraschung noch nicht so weit zurückgekommen, um den wichtigen Vorfall, den sie kurz referiren, heute schon näher besprechen zu können. Die Nation ist das einzige Jour nal, welches eine kurze Besprechung bringt. Daß die neue Maßregel und der mit ihr in Verbindung stehende Ministerwechsel von bedeutsa men Folgen sein und besonders die Reihen des Präsidenten noch mehr lichten werde, ist kaum zu bezweifeln. Man spricht heute bereits allgemein von dem schon erfolgt sein sollenden Rücktritt Dupin's von seinem ho hen gerichtlichen Posten; eine Nachricht, die bei aller Gesinnungslosigkeit, welche der Expräsident der Nationalversammlung in letzter Zeit gezeigt, doch nicht ganz unwahrscheinlich ist, da er, als Anwalt der Orleans'schen Fa milie und Verwalter ihrer Güter, durch den neuen Gewaltakt auch persön lich betroffen wird. «Königreich Sachfen. »Leipzig, 26. Jan. Heute Vormittag um 11 Uhr entstand in einem Keller des am Marktplatze gelegenen städtischen Gebäudes, „die alte Wage", plötzlich Feuer, das indessen bald wieder gelöscht wurde. Gestern Abend brannten in der Nähe unserer Stadt, zwischen den Dörfern Mölkau und Engelsdorf, zwei Feime nieder. Handel und Industrie. Aus Berlin vom 24. Zan. berichtet die Preußische sZeitung: Das Ge schäftslocal des Buchhändlers Simion ist vorgestern zwar entsiegelt und dem Eigenrhümer wieder übergeben worden, es ist demselben aber eine eigentliche Fortführung des Geschäfts nicht gestattet, sondern nur erlaubt worden, seine lau fenden Geschäfte abzuwickeln. Das betreffende Untersuchungsverfahren zur defini tiven Entscheidung der Sache ist sowol beim Polizeipräsidium als beim Gericht zur Einleitung gestellt. * Leipzig, 26. Zan. Leipzig-Dresdner 157 Br., 156'/, G.; Sächsisch-Baiersche 88'/, Br., 88'/, G; Sächsisch-Schlesische 101'/« Br., 1VÜ'/, G.; Löbau-Zittauer 27'/, Br.j Magdeburg-Leipziger 237 G.; Berlin-Anhaltische 112'/, Br., 112'/, G.».Berlin-Stettiner 127 G.; Köln-Mindener — ; Thüringer 77 G.; Friedrich- Wilheln-Nordbahn — ; Altona-Kieler 109 Br.; Anhalt-Dessauer Landesbankact. l-it. ä. 143 Br., IK. v. I23'/i G.; Wiener Banknoten 83 Br, 82'/, G. Paris, 24. Zan. 3pc. 102.50; 5pc. 65.00. IivWAvr körsiv am 26. ^an. 1852. 1 do/sn. 102--. 100 1097, 997. 56'/- k. s. pc. ivo vi. I» s. vv.rz rn. 1517° k.Ns pr. MO kic». »27. lausitrer <1°. 9'/° 2V« 6°. 6°. 'N ) 1. L. 8teavr-6rLlUt - uod 8tL»t»-8edulüell-LL««easok6tlle. 6. 23-/, 81V« Vien pr. 150 ll. tm 20 ü.-kos». pr. 100 pr. 100 pr. 100 pr. 10O pr. 100 ä<>. Serttü-^QksU L 200 ö!a8tI«!).-l^jpL. k 100 "rtiürjnßisekv 6s- suoür. 6. 15 6V. 6^4 KV. KV. ä°. ,1°. a°. 0°. 0°. <1°. v. 500 u. 200 0°.v. 500 u. 200 »otlvn Sre-I. 6°. k 657, k». „ p»°»ir 6°. 6». k 65 6o»v.-8pec. u. 0,6. wem 10 u. 20 kr. vow pr. Uk. lein Köln. pr. 250 6t. 0. pr^ 1M^6i. ». Serlin pr. 100 SU. 17. 6rt. Lremen pr. 100 LU. I-»6r. k 6 FE. Sre.inu pr. 100 FE. 17. Ort. krsoklurl n. IN. Usmdurx pr. 300 INK. Zoo. pr. 1 PI6. 8t. Ours« im 14-rNnier-kusse. k. Preus». 8t.-8ukuick-8cN-ine 8 37,7» l>r. 100 . . . . K.K.OesIr.INcl.pr. 1M6. » 47,7» k 57° 8. 2 INI. -r. 8. 2 IUI. '3 kn. >. 8. 2 »t. 13 KN. Ik. 8. 2 UI. 3 IUI. Leiien 6. IV. S. pr. 8l I-elprik. llunk-LeUen k FE. WO kk. 8. i2Ut. kk. 8. -2 «t. ik. 8. rrui. zk. 8. -2Ut. Lueu»w.k5Ax. K7.,»i». Sr. u. k 21 k. 8«. sut ioo kr. I7ie,irwk»7vr k 5 FE. , ,ul 100 itUklLnd . I»vui«clor L 5 FU. naod kerlngerm ^us- münr-ku»«e .... »ul 100 KMs.ru»». vieiu.imidelmper. 8 5 N° pr. 8Iüeii UvN. Due. k 3 Ätz. »ul 100 KMseri. 6". 6°' 6°. 500 - k 3 7, -> 37, 7° k 47, I-eIpr.-0res6.-k. p. Obi. k 37, 7, rbüNu^scbe Prior, vdl. 47,7, k. pr. 8Ieukr-0re6U-k»s»6llsek. "Vo tm 1000 u. KOOBS. 14 BS -k'. ? kleinere .... - 6". 67 kleinere ... kün. 8Lek». I-Ln6ren1ellkri6s6 k 37,7° imiv. 1000 u. 500 FE. 14 FE. k. e Kiewer« . . . . - ^el.6.ek.8.-8»ir. k.-6».bi» kliek. 1855 !.47„ -pkierk37°v.100FE. 6-. 86obs.- 8ebie». 47, pr. 100 Prior. 0dl. 6. ollem. Okmll.-Lles. kiseob. Lui. k 10 FE. 47°. 1-eip-iuer 8l»6I - 0biik»lIvlleo ll 3°/, ,m t v. 1000 u. 500 FE. 14 ./E. k. - kleinere . . . . - 6°. 6° 47° 6". 6° 47,7° 8Leb». erlll. ptunäbr. k 37, 7 i 500 . . i ?.100u.25 ik47° v-500 ? v . 100u. 25 , , - pe- 160 I-eipr. - l)res6n. Kiseub.-Lelieu 8 FE. 100 kvuißl. 8kek». 8i»»ts-pllpteie -> k 37° im i v. 1000 u. MO FE. 14FE. kleinere . . . . k 47° 6°. k 47,7° 6°. 6°. 6". 6°. 6°. k 5"« 6°. a«- 88 1VÖ7» 1037- 92-/. 817. 91'/. 1017, 877. 95 101 1097. 887. 1007. 100 957, 101 115 1567, 1127. 231 Feitirketon. s. ** Sertin„ 23. Jan. Haben wir früher den Bildhauer Drake besprochen, so wenden wir uns heute zu dem alten Rauch, der noch immer mit den Persönlich keiten au« der früher» Glanzzeit Preußens beschäftigt ist. Zu den beiden Seiten der Blücher-Statue sollen bekanntlich zwei Bildsäulen, die Generale Yorck und Gnei- senau vorstellend, gesetzt werden, deren Ausführung Rauch übernommen hat. Als wir ihn neulich in seinem in der Klosterstraße belegenen Atelier aufsuchten, fan den wir die Statue Yorck'S bereits ganz im Modell vollendet und bereit, um in Gips gegossen zu werden. Rauch hat den stets unzufriedenen und verdrießlichen Feldherrn so außerordentlich charakteristisch aufgefaßt, daß er den glücklichsten Contrast mit Blücher bilden wird. Er steht da, in den Mantel gehüllt, mit § dem gesenkten Schwert in der Hand, und mit jener grollenden ernsten Miene, die ihm eigen war. Von Gneisenau hat der unermüdliche alte Meister auch schon ein kleines Modell gemacht, welches er aber noch modificiren will. Als wir uns weiter bei ihm umsahen, erblickten wir die sehr ähnliche Gipsbüste von Humboldt, emen sehr eigenthümlichen MoseS im Modell, und noch so manches Andere. Am längsten aber verweilten wir bei der Gruppe von Goethe und Schiller, von der auch erst ein kleines Modell, wir glauben auf den Wunsch des ErbgroßherzogS vm, Weimar, angefertigt ist. ES macht einen wohlthucndcn Eindruck, zu sehen, wie sich die beiden Dichterheroen, die so innig miteinander verbunden waren, gegenseitig leise aufeinander stützen. Die Gestalten sind sehr schön und die Gesichter sehr edel und