niert: Die ästhetische Wirkung des Tonmaleri schen in der Pastorale erschöpft sich nicht in einer musikalisch stilisierten Nachahmung der Natur, sie vermittelt vielmehr darüber hinaus den Ausdruck der seelischen Empfindungen, wie sie in den Satzüberschriften angedeutet sind. Die Uraufführung der Pastorale erfolgte unter der Leitung des Komponisten am 22. Dezember 1808 im Theater an der Wien, und zwar bei jenem, heute würde man fast sagen Horror-Konzert, in dem auch die 5. Sinfonie, das 4. Klavierkonzert, die Chorphantasie sowie mehrere Sätze der C-Dur Messe erstmalig erklangen. Das mehr als vierstündige Konzert, das in einem kalten Saal und mit einem schlecht vorbereiten Orchester stattfand, wurde aber nicht zum erwarteten Erfolg. Bruch „Gehen Sie hin und spielen Sie endlich einmal die anderen Konzerte, die ebenso gut, wenn nicht besser sind!“ So hat Max Bruch fast ein wenig verbittert im hohen Alter über sein eige nes erstes Violinkonzert gesprochen, das seinen Weltruhm begründete und bis heute fast als ein ziges seiner Werke beim breiten Publikum erhal ten hat. Es gehört neben denen von Beethoven, Mendelssohn, Brahms, Tschaikowsky und viel leicht noch Sibelius zu den sechs der meistge liebten und -gespielten der an sich nicht knapp besetzten Gattung. Und das bei einem sonst fast vergessenen, gleichwohl durchaus produktiven und keineswegs mediokren Komponisten. Wenn Mozarts, Schuberts oder Mendels sohns Tragik in der Kürze ihres Lebens lag, so liegt die Katastrophe in der künstlerischen Exi stenz Max Bruchs in einer biblisch langen Lebensdauer. Wäre er nach dem enormen, alles überstrahlenden Erfolg seines g-moll Violinkon zerts gestorben, er gälte als einer der genialsten Komponisten des 19. Jahrhunderts. Doch Max Bruch überlebte nicht nur das vergötterte Vor bild seiner Jugend, Felix Mendelssohn. Er über-