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145 schästigt sich vor allem mit der Organisation seiner Regierung, um seinem Batrrlande eine Aera der Ordnung, der Arbeit und des Gedeihen- zu er- öffnen. Dies« Aufgabe ist schön und groß genug. All« Ideen, die ihn und seinen Rath beschäftigen, sind FriedenSidecn. Was muß man denn also aus diesen KricgSgerüchten folgern? Es ist, wie wir e- schon gesagt, nichts An deres als der Krieg der falschen Gerüchte gegen die nationale Regierung Ludwig Rapoleon's. Großbritannien. London, 19. Jan. Während von vielen Seiten an ministerielle Uneinigkeit in Be zug auf die Neformbillfcage geglaubt wird, gibt der halbofficielle Obscrver die Versicherung, daß die Mitglieder des Cabinets darüber vollkommen einig seien und daß sogar die einzelnen Punkte der Bill bereits ausgearbeitet wür den, damit man den ganzen Entwurf dem Parlamente in den allerersten Sitzungstagen vorlegen könne. Wie natürlich, stellen alle halb oder ganz ministeriellen Organe das Cabinet, trotz seiner ungewöhnlich häufigen Con seils, als vollständig fest und gesichert dar. Selbst der Examiner schweigt diese Woche über die Krisis. Dagegen beharren radicale und toryistische Blätter im Glauben an die Unhaltbarkeit des Ministeriums. Ein eigen- thümlicher Ton klingt heute aus der Palmerston'schen Spalte der Morning Post. Dieser Verehrerin des Absolutismus in Frankreich und der Constitu tion in Oesterreich ist für die Consequenz der englischen Regierung bange. Lord Palmerston, sagt sic, gründete seine Allianzen auf eine liberale Prin- «ipienpolitik; solange er den Liberalismus im Auslande vertrat, war der Fortschritt im Innern eine consequcnte Bewegung. Die jetzige Regierung will die Freundschaft der absoluten Mächte zucückgewinnen und zugleich eine Reformbill verlegen. Wie reimt sich dies zusammen? „Jeder Wunsch, jede Neigung und Tendenz der Höfe, um deren Gunst man zu werben für nö- thig hält, steht in directem Widerspruche mit dem Geiste unserer Gesetze und Verfassung, mit jeder Gesinnung und Foderung unscrs Volks." — Aus bester Quelle erfährt man, daß die Negierung eine ansehnliche Verstärkung des Heeres und der Flotte beschlossen hat. Gleich nach dem Zusammentritte des Parlaments wird das Publicum darüber Genaue res hören, und man erwartet in der Thronrede eine motivirende Anspielung auf die Maßregel zu finden. Die Armee, heißt es, wird um 25,070 M. vermehrt, außerdem eine Miliz von 10,000 M. organisirt werden, um eine entsprechende Masse Infanterie, die in Irland steht, disponibel zu machen; endlich sei cs die Absicht der Negierung, die Mariners (Seesoldaten) um zwei neue Bataillons zu verstärken. Ein Küstcnwächter fragt: „Warum beordert die Negierung nicht die besten unserer Kriegsdampfer heim und hält sie in den Häfen der Seeküste dienstbereit? Es wäre nichts leichter, als alle Kriegshäfen von Chattam bis Plymouth durch elektrische Drähte mit einander zu verbinden, sodaß auf einen Wink aus jedem Hafen gleichzeitig bie disponible Seemacht auslaufen und sich auf den bedrohten Punkt be- Zeben könnte." — Admiral Dundas wird Anfangs Februar seine Flagge am Bord der Britannia (von 120 Kanonen) aufhiffen, und gleich darauf absegeln, um das Commando im Mittelmeer zu übernehmen. — Als zweiter Kommandant auf dem Cap, unter dem Oberbefehl von ! General Cathcart, ist der Generalmajor Charles Uorke ernannt worden. Demnach ist nicht nur Sir Harry Smith, sondern auch der unter ihm die nende Generalmajor Somerset abberufen. — Die Geldsammlungen für die aus dem Brande der Amazone Geretteten nehmen einen günstigen Fortgang. Die Herzogin von Kent, Mutter der Königin, hat 50 Pf. St. bcigesteuert. Hr. Acton Warburton, ein Bruder des bisjetzt noch immer vermißten Schriftstellers, ist auf einem Regicrungsdampfer in die See gegangen, um möglicherweise Gerettete und Verschlagene aufzusuchen. Der Herzog v. Wellington hat für die Wit wen und Waisen der auf der Amazone Umgekommenen 100 Pf. St. bei gesteuert. — In London starben im Jahr 1851: 77,866 Personen, davon 89,882 männliche, 57,984 weibliche Individuen, somit 1898 mehr Män ner als Frauen. Im Alter zwischen der Geburt und dem 15. Lebensjahre ssarben 25,712; von 15—^60: 37,998; von 60 aufwärts: 11,366. In Len südlichen und centralen Stadttheilen war das Verhältniß der Todes fälle am ungünstigsten. — Englische Blätter erzählen, daß der 83jährige Marquis of Angle sey dieser Tage erst mit eigener Hand 27 Stück Wildpret auf der Jagd erlegt hat. — Ein streng katholischer frommer Geistlicher, der vr. O'Toole, Vice- Präsident des Queen's College in Galway, hat sich gegen die Decrete oer Synode von Thurles aufgclehnt, indem er sich weigert, seine Verbin dung mit dem „goUl688" College aufzugeben. Dieses Beispiel von Auf klärung und Unabhängigkeit macht gewaltiges Aufsehen, vr. O'Toole hat an den Papst appellirt und beruft sich darauf, daß er, als ein in Frank reich ordininirter Priester, den irischen Bischöfen keinen unmittelbaren Ge- horsam schuldig sei. Belgien. II Brüssel, 19. Jan. Die Notifikation, welche die von den bekannten Ausweisungsdccreten Betroffenen dieser Tage erhalten haben: Paris zu ver lassen, hat unserer gastfreundlichen Stadt wieder eine bedeutende Anzahl p a- riser Gäste, wie Pascal Duprat, Thouret, Esquiros, Noel Parfait, Joi- gneaux, Saint-Ferre'ol und andere Exrepräsentanten zugeführt. Da sich un ter ihnen auch mehre bedeutende Schriftsteller befinden, so werden sie wol auch die seit kurzem sehr gesteigerte Thcktigkelt unserer Presse neuerdings he ben. Man spricht davon, daß E. Girardin hier ein journalistische- Unterneh men begründen wolle. Edgar Quinet will hier sein neuestes Werk, dessen Gegenstand die neuere italienische Geschichte, drucken lasse». Die Polizei, un ter ihrem neuen Chef Verhaegen, benimmt sich bisher sehr freundlich gegen die neuen Gäste; sogar Felix Pyat, den Hody noch im Decembcr gleich ei- nem Verbrecher in einem Zellenwagen nach Ostende bringen und dort gewalt- sam hatte einschiffcn lassen, ist jetzt im Vertrauen auf die liberalere Gesin nung des neuen Landespolizeichefs hierher zurückgekehrt. Ob dieser auch das in ihn gesetzte Vertrauen vollkommen rechtfertigen wird, ist allerding- fraglich. Einstweilen wurre jener Brigadier, der auf Einschreiten des Bür- gcrmeisters Brouckere den Vcrhaftsbefehl gegen Bianchi und Buchy nicht vollzog, mit Arrest und Suspension bestraft. Wie cs scheint, wollte das Ministerium durch diese Gcnugthuung den Schmerz des abgesetzten Landes- Polizeichefs und die Erbitterung seines Anhangs ein wenig mildern. Jeden falls bleibt cs ein sonderbares Verfahren: den Polizeichef wegen eines illi beralen Verhaflsbcfehls abzusetzc» und hinterher einen untergeordneten Be amten dieselbe Strafe erleiden zu lassen, weil er jenen Befehl nicht voll zogen hat. — Der französische Gesandte Quinette hat gestern dem Könige ein Schreiben Ludwig Napoleon's überreicht, in welchem derselbe sei nen neuen Regierungsantritt notisicirt. Das Schreiben soll in sehr allge meinen Ausdrücken gehalten sein und über die nächste Zukunft sich weder beruhigend noch besorgnißerregend aussprechen. ytnrerika. Die neueste amerikanische Post bringt Nachrichten aus Neuyork vom 6. Jan.: Ein Memorials mit dem Ansuchen, daß aller diplomatische Verkehr zwischen den Vereinigten Staaten und Frankreich suspendirt werden möge, wurde mit einem Votum von 21 gegen 14 Stimmen auf den Tisch des Hauses niedergelegt. — Kossuth ist im Versammlungssaale des Senats empfangen worden. Im Hanse ging die Resolution durch, zu seinem feier lichen Empfange ein Comite' zu ernennen. Hr. Kossuth, so berichtet die Times in Kürze, hat sich in einer Unterredung mit dem Staatssekretär des Innern dahin ausgesprochen, daß seine Mission in Amerika gänzlich fehlge- schlagen, und er selbst bitter enttäuscht sei. — Aus Californien kommen fabelhafte Berichte von Goldentdeckungen. Der Ertrag der Minen bei Ma riposa soll allen Glauben übersteigen. — In M ejico war infolge des durchgegangenen Tarifs der Reduction- Bill am 16. Dec. ein Aufstand ausgebrochen. Die Wuth der aufständi schen Massen kehrte sich zumeist gegen die Fremden, zu deren Gunsten die Bill ist, und viele Waarenlager derselben wurden zerstört und geplündert. Der Kongreß hat sich vertagt, nachdem er eine Anleihe von 2 Mill. Doll, bewilligte. Die Insurgenten unter Carabajal hatten Ceralvo geräumt und sich auf amerikanisches Gebiet zurückgezogen. «Königreich Sachsen. X Dresden, 21. Jan. In der heutigen Sitzung der II. Kammer be antwortete zunächst Staatsminister Behr die neulich vom Abg. Emmerich eingereichte Anfrage hinsichtlich des Anschlusses der Chemnitz-Riesaer Eisenbahn an die Sächsisch-Bairische dahin, daß die Regierung ebenfalls von der Nothwendigkeit einer baldigen Vollendung des ganzen Ei senbahnnetzes in Sachsen und insbesondere der Chemnitz-Riesaer Bahnstrecke überzeugt sei, daß sic aber diesmal eine diesfallsige Foderung aus Schonung der Steuerpflichtigen unterlassen zu müssen geglaubt, da kein Antrag des halb von den Ständen ausgcgangen. Sollte dies geschehen, so würde die Negierung die Sache in Erwägung ziehen. — Hierauf zum nächsten Gegen stände der Tagesordnung übergehend, fuhr man in derBerathung des Bud gets fort, und zwar zuvörderst der das Justizdepartement betreffenden Abtheilung, über welche Abg. Haberkorn Bericht erstattete. Für dieses De partement sind gefedert 268,300 Thlr. etatmäßig und 30,730 Thlr. tran sitorisch, in Summa 299,120 Thlr., also im Vergleich zur frühcrn Ver- willigung jetzt 4240 Thlr. ctatsmäßig mehr, 9703 Thlr. transitorisch weni ger und in Summa 5463 Thlr. weniger. Die einzelnen Positionen sind fol gende: 1) Für das Justizministerium nebst Kanzlei und Sportelfiscalat 31,833 Thlr.; 2) für das Oberappellationsgericht nebst Kanzlei 51,012 Thlr.; 3) die Bezirksappellationsgerichte zu Dresden, Leipzig, Zwickau und Budissin nebst deren Kanzeleien 102,275Thlr.; 4) Zuschuß zu den Besoldungen und Ad ministrationskosten der Untergerichte 50,000 Thlr.; 5) Untersuchungö- und Vagabondenkosten 60,000 Thlr.; 6) an Extraordinarien und insgemein 4000 Thlr. Dem Berichte ist eine Geschäftsübersicht der höhern Justiz behörden auf das Jahr 1850 beigegeben. Eine eigentliche Debatte fand nicht statt. Interessant war eine Bemerkung des Abg. v. Nostitz hinsichtlich der neuen Justizorganisation, gegen welche derselbe, wie man sich erinnert, bereits beim vorigen Landtage Bedenken erhoben. Nachdem er geäußert, daß die beruhigende Hinweisung auf den Kostenpunkt am Schlüsse des Be richts ihm „einen Stein vom Herzen" genommen, sprach er den Wunsch aus, daß die Regierung doch nochmals die Frage der Zweckmäßkcit einer Trennung der Justiz von der Verwaltung in Erwägung ziehen möge, und als ihm der Referent hierauf bemerklich machte, die Sache sei bereits in den 1848 vorgclegten Gesetzen principiell abgethan, fügte er hinzu, daß ein Princip, wenn man dessen Ausführung als bedenklich erkannt, sich än dern lasse; er für seine Person könne nur hoffen, die Negierung möge sich von den Nachtheilen überzeugen, die entstehen würden. Die Kammer ge-