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Aus Konstantinopel von 3. Jan. wird geschrieben, daß die Confkren- zen des französischen Gesandten, Hrn. v. Lavalette, mit dem Troßve zier und mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, die vordem so häufig stattfanden, aufgehört haben und daß man aus diesem Umstande fol gere, Hr. v. Lavalette habe ein Ultimatum in der Angelegenheit des Heili gen Grabes überreicht. Glaubwürdiger vernimmt man jedoch von anderer Seite, es sei dies nicht der Fall und beschränke sich das angebliche Ultima tum .blos auf neue, vielleicht dringlicher gestellte Vorschläge Frankreichs, welche die Pforte nunmehr in reife Erwägung ziehen will. «Königreich Sachsen. X Dresden, 14. Jan. Auf der Tagesordnung der I. Kammer stand heute ein vom Bürgermeister Hennig abgestatteter Bericht der ersten Depu tation über das mittels Dekrets der Staatsrcgierung vom 6. Dec. 1851 der Ständcversammlung vorgelegte rcvidirtc Disciplinarregulativ für die Com- muualgarde, das infolge eines Antrags der letzten Ständeversammlung von der Regierung erlassen worden war. Der Gegenstand gab der Kam mer zu keiner wesentlichen Bemerkung Veranlassung und wurde durch ein stimmige Annahme des von der Deputation empfohlenen Antrags: „von einer speciellen Bcrathung des vorgelegten revidirten Regulativs abzusehen, vielmehr dasselbe im Ganzen anzunehmen und hiermit gleichzeitig die von der Negierung beantragte nachträgliche Genehmigung auszusprechen", ohne weiteres erledigt. Ergiebiger an Discussion war die U. Kammer, wenn auch im Re sultate — einstimmige Genehmigung der Vorlagen, resp. der Deputations anträge — mit der jenseitigen übereinstimmend. Man setzte die Bcrathung des Berichts der zweiten Deputation über den Baue tat fort und bewil ligte die noch vorliegenden Postulate dieser Abthcilung des Staatsbudgets, welche im Ganzen 781,850 Thlr. etatmäßig und 114 Thlr. transitorisch (14,451 Thlr. mehr alö früher) betragen, ebenso unverändert wie das ge stern bereits bewilligte, die Straßen-, Chaussee- und Brückenbauten betref fende. Die übrigen Positionen beziehen sich auf die Regierungs-, Land- und Forstgebäude, den Wasserbauetat, die Brandverfichecungsbeiträge und all- gemeine Eisenbahn- und andere technische Zwecke. Hcrvorzuheben ist eine interessante Mittheilung des Staatsministers vr. ZschinSky, welche derselbe auf Anregung des Abg.v. Nostitz, über die Ausführung des schon von früher her unsern Lesern bekannten Justizreorganisationsprojccts machte. Nach die ser Mittheilung ist die Regierung bereits auf Grund des Gesetzes vom 23. Nov. 1848 ans Werk geschritten. Von den für die 32 Bezirksgerichte nö- thigen größern Bauunternehmungen sind zehn in Ausführung begriffen; von den weniger umfänglichen acht in Ausführung begriffen und eins beendigt. Die Anzahl der Einzelgerichte wird 85 betragen, von deren Gebäuden be reits 56 vollendet und acht in der Ausführung begriffen sind. Der dem Staat zur Last fallende Kostenaufwand wird, wie der genannte Staats minister versicherte, die Summe von 860,000 Thlrn. (von denen 200,000 Thlr. schon von den letztversammelten Ständen bewilligt worden sind) nicht übersteigen. Der zweite Berathungsgegenstand betraf das Entschädigungshono rar der Präsidenten der Kammern. Hinsichtlich desselben wurde ohne vor hergehende Debatte folgender Vorschlag der Deputation (Referent Abg. Poppe) angenommen: „Die Kammer wolle sich gegen die Bewilligung der von der hohen Staatsrcgierung beantragten Aufwandsentschädigung von 300 Thlrn monatlich für jeden der Herren Präsidenten erklären; dagegen den Antrag stellen, daß jedem der Herren Präsidenten anstatt des einfachen der doppelte Betrag der Tagegelder, welche ein Abgeordneter erhält, ausgezahlt werde." Handel im- Industrie. Kerim, 1-1. Zan. Freiw. Anl. 102?/,; St.-Sch.-Sch. 89'/,; Seehdl-Pr.-Sch. 120'/,; Bankanth. lOO'^Br.; FrdrichSdr. 113'/,,; Wdor. 109'/,; Berl.-Anh. IK.ä. u.v. I13'/,Br., Pr.-Act.99V,; Berl.-Hamb. 102'/, Br., Pr.-Act. 1O2'/>; Berl.-Potßd.-Magdb. 75V2, Pr.-Act. 97'/,; Berl.-Stett. 129'/,, Pr.-Act. — ; Köln-Minden 108, Pr.-Act.1O3'/, Br.; Fr.-W.-Nordb. 39'/,, Pr.-Act. 101 Br.; Halle-Lhüring.77'/r Br., Pr.-Act. 101"^; Magdb.-Wittenb. 6-1'/„ Pr.-Act. 102'/,; Krak.-Oberschles. 82'/,, Pr.-Act. —; Oberschl. IK. -1. 136 Br., ö. 122'/, Br.; Poln. Schatz-Obl. 83; Poln. Pfdbr. alte — ; Poln. Pfdbr. neue 94°/»; Part. 500Fl.86'V Br.; 300Fl. Poln. Bankcert. IK.ä. 30081.96'/,; 8.200Fl. 19°/,; Amstcrd.k. 142'/», 2 M. 142'/,; Hambg. 151'/», 2 M. 150'/»; London 3 M. 6. 22'/,; Paris 2M.80'/,; Wien 2 M. k. 81"/,; Augsb.j2 M. 101'/» Br.; Brekl. 2 M.99'/,; Leipzig 8 Lg. 99'/,; Franks, a. M. 2 M. 56. 14 ; Petersb. 3 W. 105'/». Wien, 13. Jan. 5pc.Met. 94'/,; 4'/,pc.Mct. 83'/,; Bankact. 1227; Nordb. 156'/»; 1839er Loose 118'/,; lo.mb. Anl.88°/»; Lond.12, 20; Amsterd. — ; AugSb 125; Hamb. 184; Paris 147'/,; Gold3I; Silber 25. Valuten und Contantcn waren während der Börse noch I'/, Proc. höher. Paris, 13. Jan. 3pc. 69.15; 5pc. 104. 15. London, 12. Jan. Consolk 96'/,, '/». auch neqnch» ergönlich-e Anekdoten. So wird z. B. von Gutunterrichteten behaupt«, Saß Emile he Tirardin nur auf sein inständiges Bitten (um sich noch einen Rest der Popularität zu bewahret,) in die (zweite) Liste aufge- nommen worden, er aber schon vor dem Erscheinen des ExpulsionsdecretS sein Amnestiedecret erhalten habe, und er demnach Paris wahrscheinlich gar nicht oder höchstens— um die Täuschung noch etwas länger fortzuführen — auf kurze Zeit verlassen werde. darin einig, daß in der vielempfohlenen „Festigung" auch nicht Ej« erfolg reicher Schritt geschehen sei und daß Lord I. Russell ln die bemtkleidens- »erthe Lag« versetzt ist, mit seinem ruineuartigen Collegium, welches durch die Stürme der. vorjährigen Session und den Austritt von Lord Palmerston mehr Bresche als Mauer ist, vor das diesjährige Parlament zu treten. Daß er sich unter solchen Umständen nicht sechs Wochen halten kann, ist eine Ansicht, die so sehr Wurzel gefaßt hat, daß selbst die eifrigsten Freunde des Whigministeriums sich nicht mehr die Mühe nehmen, sie zu bestreiten. Der Globe sucht die Speculationen der toryistischen Blätter (Post, Hcrald rc.) auf ein pro tectionistisches Ministerium lächerlich zu ma chen; ebenso entschieden wendet er sich aber gegen den Vorschlag anderer Blätter (wie Daily News), das Cabinet durch Männer aus der Manche- sterschule zu verstärken. Dies hieße von der Politik „unparteiischer, guter Nachbarn" gegen jene Staaten auf dem Continent abgehen, welche man in letzter Zeit so zwecklos beunruhigt habe; den Jargon de§ Friedenskongresses mit dem der demokratischen Association vereinigen, die Doctrinen von Cob- den mit denen Koffuth's verschmelzen, mit den Zähnen knirschen und dann -cm bewaffneten Absolutismus — ein offenes Maul zeigen (to 8ko>v our xum8, Zahnfleisch — statt Zuns, Kanonen). Eine so lächerliche Politik sei undenkbar. England habe sich genug mit dem Auslande beschäftigt und müsse an das eigene Hauswesen denken. — Der Marquis of Lansdowne hatte vorgestern unmittelbar vor der Geheimrathssihung in Windsor eine Audienz bei der Königin. Dies gab vielleicht Veranlassung zu der durch den Standard verbreiteten Nachricht von seiner Resignation. Von den heutigen Morgcnblättern wird diese An gabe weder bestätigt noch widerlegt. — Der Globe zeigt an, daß die Königin das Parlament in Person eröffnen wird. — Es ist jetzt gewiß, daß die (Prometheus-) Streitfrage mit Ame rika friedlich ausgeglichen wird. Das Foreign Office hat dem amerikani schen Gesandten die befriedigendste Antwort gegeben, daß der comman- Lirende Offizier sich eine Eigenmächtigkeit habe zu schulden kommen lassen, für die er zur strengsten Verantwortlichkeit gezogen werden soll. — Der Observer bringt die wichtige Nachricht, daß der bisherige Gou- , verneur der Capcolonie, Sir Harry Smith, an dem General George Cathcart seinen definitiven Nachfolger gefunden habe. Dieser Offizier ist jetzt ungefähr 60 Jahre alt; er trat im Jahre 4810 in den Kriegsdienst. In den Jahren 1813 und 1814 stand er als Lieutenant und Adjutant bei seinem Vater, dem General Cathcart, war im Jahre 1813 bei Lützen, Bautzen, Dresden und Leipzig, dann 1814 bei der französischen Campagne. Im Jahre 1815 war er einer von Wellington's Adjutanten und diente in solcher Eigenschaft bei Waterloo. Seit dieser Zeit war er zum General ! avancirt und soll sich viel mit theoretischen Studien abgegeben haben. > Belgien. H Brüssel, 12. Jan. Wie Sie leicht denken können, beschäftigt man sich auch hier lebhaft mit den napoleonischen Expulsionsdecreten vom 10. Jan.; daß sie bei den Napolconisten qugnck-müms ungetheilt Beifall finden, versteht sich von selbst. Im Allgemeinen jedoch begegnen sie unge- theilter Misbilligung; so z B. selbst bei jener Classe unsers Bürgerthums, die aus Friedensliebe und in ihrer Freude über die erhöhte Geschäftsthätig- Leit dem 2. Dec. und seinen Folgen bisher Beifall gezollt. Stolz auf seine mehrhundertjährigen, die individuelle Freiheit bestens garantirenden, stets eifersüchtig bewachten, und tapfer verthcidigten Rechtsinstitutionen und mit einem sehr lebhaften Rechtsgefühl begabt, kann sich der Belgier mit diesen Massenproscriptionen unmöglich befreunden; und allen Argumenten, mit wel chen man deren durch die außerordentlichen Verhältnisse herbeigeführt sein sollende Nothwendigkeit zu beweisen sucht, setzt er entrüstet sein einfaches: „>nrn8, 8un8 juZomont,— c'vst sbomwsbls!" entgegen. Bei den „Ex- pulsirten" selbst, deren größter Thcil sich seit langem hier befindet, haben die Decrete nur geringen Eindruck hervorgebracht. Sie hatten nichts Bes seres erwartet, und hätten übrigens, auch ohne das Erscheinen dieser De- «rete, an eine baldige Rückkehr nicht zu denken gewagt. Der weitern Zu kunft aber sehen sie ziemlich getrosten Muthes entgegen, da sie den gegen wärtigen französischen Zuständen keine lange Dauer zutrauen; und eben aus diesen Dekreten suchen sie neue Belege für ihre Ansicht zu schöpfen. Pro skriptionen, meinen sie, vcrrathen Furcht und Unsicherheit, die Ludwig Na poleon nicht fühlte, wenn er wirklich der allgemeinen Zustimmung Frank reichs und seiner Stärke so gewiß wäre, als dies officiell und in der ccn- surirten pariser Presse behauptet wird. Außerdem haben diese Decrete bei Len Betroffenen und auch in weitern Kreisen der guten Meinung, welche man seit dem 2. Dec. von Napoleon's Selbständigkeit zu hegen begonnen, bedeutend geschadet. Ich war zufällig im Cafe de l'Europe, dem Haupt quartier der Proscribirten, anwesend, als der Moniteur vom 10. Dec. an langte. Die Proscriptionslisten wurden analytisch durchgegangen, und fast bei jedem Namen die eine oder andere Person aus Napoleon's Umgebung bezeichnet, welche diese und jene Proscription aus persönlichen Motiven er wirkt, und bei den Meisten zugleich die Geschichte des diesem Act persön licher Rache zur Quelle dienenden Zwistes zwischen den, Proscribirenden und Lem Proscrihitten erzählt. Und der Umstand, daß manche höchst ungefähr- liche Persönlichkeiten auf den Proscriptionslisten figuriren, während viel be- Leutendere Persönlichkeiten, z. B. Michel de Bourges und Andere, frei aus- S'ngen, scheint allerdings dafür zu sprechen, daß bei Anfertigung der Li- sten persönliche Motive mehr als Rücksicht der „öffentlichen Sicherheit" in- fluirt haben mögen. Uebrigens circuliren über die Anfertigung dieser Listen