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Werkeinführung • 3. Sinfonie von Johannes Brahms Der Augenzeuge Richard Specht hat ein nettes Bild von Bülow und Joachim erhalten: „Joachim und Bülow, beide aus echtem Metall, waren verschieden sehe Festouvertüre“ gebären half. Und Kalbeck glaubt auch, eine Briefzeile des Komponisten art seinen Verleger Fritz Simrock deute auf ältere Quellen: wie Stahl und Quecksilber. Auch äußer lich. Der eine groß, gedrungen, breit brüstig, voll Würde der Erscheinung „Wenn ich etwa noch einmal Notenblät ter aus meiner Jugendzeit finde, so will ich sie ihnen auch schicken“, eine und des Gangs, der andere klein, zierlich, agil, ein Nervenbündel, bissig geistreich, sprühend in Enthusiasmus und Bosheit. Das bewegliche Männ chen mit schlich tem, schütteren Grauhaar, der schönen, klaren, wenn auch oft unmutig ge fürchteten Stirn, den auffallend hel len, graublauen Augen und dem sar kastischen Mund, des sen mokanter Ausdruck durch das kleine Schnurr bärtchen und die dolcharti- nerkung aus einem Brief vom 15.09.1883, wendet der Biograph auf den ersten Satz an. Tatsächlich erklingt ein wohlbekanntes „Leitmotiv“ am Anfang der Sin fonie: der all übergreifende Gedanke „f-a-e“, „Frei, aber ein sam“ und die Variante „f-a-f“, „Frei, aber froh“, musikalisches Ma terial aus der Ju gendzeit des Hambur ger Tonsetzers, erhält durch das Einstreuen eines ,as“ eine neue Richtung, ge Bartfliege am Kinn nicht Joseph Joachim eine andere Qualität. erhöht wurde, quirlte vor Lebendigkeit.“ Lauschen wir jetzt noch einigen Asso ziationen, die durch die 3. Sinfonie aus Die Trübung blieb auf die Dritte ange wandt absolute Musik, denn der Erfolg dieses Werkes war so berauschend wie gelöst wurden. Max Kalbeck, der ver diente Brahmsbiograph, möchte die bei den Mittelsätze als Faustvertonungen erkannt haben, ein Kompositionsplan Brahmsens, der vielleicht seine „Tragi- bei der gefeierten Zweiten. Sechs Jahre lagen zwischen diesen Werken, und Brahms schrieb die neue Sinfonie in gewohnter ungestörter Ruhe zurückge zogen in Wiesbaden und in verschiede- 10 J Kontrapunkt-Konzerte