Volltext Seite (XML)
BmnittagS 11 Uhr. «. Januar 18S2 Dienstag. Eeipzig. »Ir ZtiNing tr- sch«u>» mit «»«»«hmt »<« «o„tag« «»glich j«ei «al un» wird au«-cg«be» in Leip, zig Pormlttag« l l Uhr, Abend« « Nhr; inDresden Abend« b Uhr, Vormittag« 8 Uhr. Nr. 8. Deutsche Mgeuieiue Zeitung. Lu beziehen durch alle Post ämter de« In- und Auilande», sowie durch die Expeditio nen in Leipzig lk>«erstva-e Nr. 8) und Dresden (bei <L. Höckner, Neustadt, A» der Brücke, Nr. 2). Wrei» für da« Vierteljahr I V-Thlr^ jede einzelne Num mer l Ngr. «Wahrheit ««d Recht, Freiheit und GesetzI» JnsertionSgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Wege« -eS KefteS wird heste -ie zweite ytuSgave wegfalle«. 6 Berlin, s. Jan. In der heutigen Sitzung der I. und II. Kammer fand die Wahl de« Präsidenten und Vicepräsidenten statt. In der l. wurde Graf Nittberg mit 88 Stimmen gegen 31, welche Abg. Baumstark erhält, zum ersten Präsidenten erwählt. Vicepräsidentrn wurden die Abgg. Brüggemann, mit 68 Stimmen, und Traf Jtzenplitz mit 62 Stimmen. Gegenkandidat war für beide Vicepräsidentenstellen Abg. v. Bethmann-Holl weg, welcher jedr-mal 51 Stimmen erhielt. In der ».Kammer erhält Abg. Graf Schwerin von 282 Stimmenden 146, Abg. v. Bodelschwingh (Hagen) 131 Stimmen. Abg. Graf Schwerin übernimmt den Vorsitz mit Worten des Dankes für da« ihm bewiesene Vertrauen. Er verweist auf Preußens Zukunft und fodert die Versammlung auf, dieser wie der Mission Preußens einge denk zu sein. Eine Fahne schwebe allen Parteien vor: der Eid der Treue und des Gehorsams gegen den König und der gewissenhaften Beachtung der Verfassung. (Lautes Bravo.) Nach der Wahl des ersten Vicepräsidenten Geppert mit 168 gr- gen Abg. Simson, der 103 Stimmen erhielt, beantragt Abg. ».Vincke, eine besondere Cbmmission zur Vorberathung des Wentzel'schen Antrags, das in der vorigen Session beschlossene Gesetz über die Verantwortlichkeit der Mi nister betreffend, niederzusetzen. Der Antrag ward nach einiger Discussion abgelehnt. ES wird hierauf zur Wahl des zweiten Vicepräsidenten geschrit- ten. Die Mehrheit der Stimmen (148) erhielt der Abg. Steinbeck. In dem neuesten handelspolitischen Artikel der Preußischen Zeitung werden „zur Erklärung der Handlungsweise der preußischen Regierung, welche, seit Jahren bemüht, eine deutsche Zolleinheit zu Stande zu bringen, die Mitwirkung bei der österreichischen für jetzt ablehnt", die Be denken erörtert, „welche in dem wiener Reichsrathe selbst zur Sprache ge kommen sind und den Fürsten Schwarzenberg bereits dahin gebracht haben sollen, mit den Zollprojccten vorwärts zu schreiten, ohne Mitwirkung der Finanz- und Handelsministerien, weil deren Einmischung, auf concrete Ver hältnisse und Sachkenntniß gestützt, unbequem zu werden drohte". Dies« Bedenken betreffen die Verschiedenartigkeit der deutschen und der österreichi schen Gewerbcgesetzgebung, das Tabacksmonopol und das in Oesterreich be stehende Verzchrungssteuersystem. *Berlin, 4. Jan. Nicht nur aus allen Theilen des Landes lesen wir hier täglich Berichte von der Rührigkeit der alten Kirchen und den Umtrieben der religiösen Vereine, sondern unter unfern eigenen Augen, hier in der Hauptstadt, bemerkt man auf alt-religiösem Gebiete eine Thätigkeit, welche an die der Demokraten und Demagogen in den Jahren 1848 und 1849 erinnert. In den 36 Kirchen und Gotteshäusern Berlins werden je den Sonntag circa 40 Vormittags-, circa 30 Nachmittagspredigten und vier Abendgottesdienste gehalten; die Zahl der Wochenpredigten beläuft sich durchschnittlich auf 22, außerdem finden allwöchentlich elfKindergvttesdicnste statt, sodaß also mehr als 100 förmliche Cultusübungen auf die Woche kommen. Hierzu kommen noch jede Woche zwei bis fünf Versammlungen von Heidenmissionsvereinen; vier bis sieben Zusammenkünfte der Vereine für innere Mission, und endlich noch die periodischen Versammlungen der Gu° stav-Adolf-Vereine, der Bibelgesellschaften, des Evangelischen Vereins, der Diakonenversammlung, des Vereins gegen Vergiftung durch Alkohol und vieler anderer, welche insgesammt mehr oder minder religiöser Natur sind. Von oben herab wird diesem lichtfeindlichen Treiben weder in der Hauptstadt noch in den Provinzen entgegengetreten, und in Ostpreußen kann sogar die sonderbare Sekte der Anabaptisten ungehindert ihr Wesen treiben und durch ihre herumziehenden Missionare fortwährend ziemlich zahlreiche Prosc- lyten machen. München, 3. Jan. Nach vierzehntägiger Vacanz hatte der Präsi dentder Kammer der Abgeordneten auch heute wieder eine Sitzung an beraumt. Wol in Voraussicht Dessen, was heute folgte, oder mindestens in der Erwartung, daß, wenn die Kammer auch beschlußfähig sein sollte, doch nur Wenige über die beschlußfähige Zahl anwesend sein würden, hatte der- selbe nur die Anzeigen einiger vollendeter Berichte, ohne Berathung oder Schlußfaffung, auf die Tagesordnung gesetzt. Obwol nun die Hälfte der Kammermitglieder in München anwesend ist, und diese Anzahl hinrcicht, Beschlüsse zu fassen, so war die Kammer doch nicht beschlußfähig und cs blieb deshalb dem nicht wenig unwilligen Präsidenten nichts weiter übrig als durch Namensaufruf die Zahl der Anwesenden zu constatiren und die Sitzung sodann wieder aufzuheben. Die nächste Sitzung wurde, weil am 6. Jan. wieder einmal Feiertag ist, auf den 7. Jan. anberaumt. Diese Nachlässigkeit der Kammer in der Erfüllung ihrer Pflichten wird ihren Ein- druck im Lande yervorbringcn und namentlich der Partei des VolkS boten, der schon seit Jahren gegen das kostspielige und überflüssige „Land- tageln" loszieht, eine willkommene Gelegenheit bieten, seinen Eiser für den Absolutismus zu bethätigen. Mil Bedauern müssen wir es aussvrechen, daß auch die Bänke der Opposition, die, um sich in der Volksgunst zu er halten, dem einzigen Boden, in dem sie wurzeln kann, sich am meisten vor dem Vorwurfe der Nachlässigkeit schützen sollte, in gleichem Verhältnisse Lücken hatten wie die Sitze der Majorität. — Es geht das Gerücht, daß die Staatsanwaltschaft gegen den Polizeidirector Grafen v. Neig er Sberg we gen willkürlicher Verhaftungen und sonstigen Misbrauchs der Amtsgewalt eine Untersuchung einzulciten beabsichtige; ich zweifle aber sehr, ob das Ge richt auf eine solche Untersuchung gegen einen Mann, der in den höchsten Regionen großes Vertrauen genießt, cingehen werde. Jedenfalls wird dies« Sache in der Kammer zur Sprache kommen, da der Abg. Prell eine In terpellation an die Ministern des Innern und der Justiz gestellt hat, ob sie von diesen gesetzwidrigen Vorfällen Kenntniß genommen haben und ob sie dagegen schleunigst einzuschreiten gedenken. Wahrscheinlich wird aber diese Anfrage dadurch gegenstandslos werden, daß die Polizei die von ihr in rechtswidriger Untersuchungshaft Zurückgehaltenen, ehe die Interpellation auf die Tagesordnung gebracht wird, wieder freigebcn wird. Als Grund der Verhaftungen gibt man an, die Polizei beabsichtige auf diesem Wege zu erfahren, wo das Vermögen des aufgelösten Wandcrunterstützungsvereins hin gekommen sein solle, indem sie die diesem ehemaligen Vereine angehörigen Verhafteten so lange im Gcfängniß zurückzuhalten drohte, bis sie sich hier über befriedigend erklärt haben würden. Nach bairischen Gesetzen darf aber die Polizei Niemanden ohne Urtel festhaltcn, der sich legitimsten kann; ruht aber auf dem Verhafteten der Verdacht, ein Verbrechen oder Vergehen be gangen zu haben, so hat sie denselben im Laufe dec ersten 24 Stunden an das zuständige Gericht abzuliefern. Eine längere Untersuchungshaft durch die Polizei ist etwas Neues, das erst in diesen Tagen erfunden worden ist. — Man hatte erwartet, daß die alljährlich mit dem Neujahrstage wieder kehrende Ordensvert Heilung auch einige Sterne auf die getreue Brust etlicher Abgeordneten liefern werde. Es ist dies aber nicht erfolgt, da die 80 Orden, welche verliehen wurden, nur an Offiziere und Beamte und an den Präsidenten der Kammer der Reichsrathe gelangten. Dadurch gewinnt die Nachricht, daß die Verspätung der Berathung des Budgets vom König unwillig ausgenommen werbe, an Wahrscheinlichkeit. München, 3. Jan. Man spricht hier davon, baß die Regierung eine Abänderung unsers Preßedicts vom 4. Juni 1848 in mehren Punkten den Kammern vorzulegen beabsichtige. — Das königliche Kreis- und Stadt gericht Landshut hat die Unterdrückung von Heine's „Nomanzero" ver fügt, weil in genannter Schrift „die christliche Religion durch Ausdrücke der Verachtung und Verspottung angegriffen wird". ° Frankfurt a. M., 2. Jan. Die von mehren Bundesregierungen gegen die ncukirchliche Bewegung des Deutsch-Katholicismus und die sogenannte Freie Kirche ergriffenen Maßregeln, sprechen allerdings dafür, daß die kirchliche Bewegung im Schoose der Bundesversammlung bespro chen und als gefahrbringend erkannt wurde. Ein Bundesbeschluß von bindender Kraft für alle Bundesstaaten liegt aber nicht vor, und so beste hen wenigstens die deutsch-katholischen Gemeinden in manchen Staaten un gehindert fort. Dies ist auch bei der hiesigen dcutsch-katholischen Gemeinde der Fall, ohne daß man sagen könnte, daß sie an Wachsthum wesentlich zugcnommen, und ebenso wenig hat der Aufruf zur Bildung einer Freien Gemeinde dahier einen Erfolg gehabt. Ein allgemeineres Interesse erweckte aber der gestrige Gottesdienst der Deutsch-Katholiken in der von ihnen mil- benutzlen lutherischen St.-Peterskirche. Es wurde derselbe nämlich von dem Prediger der unterdrückten deutsch-katholischen Gemeinde in Hanau, Glaß, und zwar in Anwesenheit der, trotz der Kälte, aus Hanau gekommenen Gcmeindeglieder, gehalten. Die Kanzelrede, welche an das die deutsch-ka tholische Kirche auch in Kurheffen getroffene Schicksal anknüpfte, verfehlte bei dem Nednertalent des Predigers um so weniger ihre Wirkung, und ergrei fend war der Eindruck, als die zahlreichen Zuhörer am Schluffe des Gottes dienstes ein kräftiges „Eine feste Burg ist unser Gott", anfiimmtcn. Nach dem Gottesdienste hatten die Hanauer Deutsch-Katholiken eine bcrathcndc Ver sammlung.— Das Gerücht, cs sei der Schriftsteller Or. German Mäurer seiner nun über zwei Monate andauernden Hast entlasten worden, ist vor eilig. Die Untersuchung gegen Mäurer ist zwar längst geschlossen, und der Untersuchungsrichter soll auch sofort die Freilassung desselben gegen einstwei lige Caution beantragt haben. Das Appcllationsgcrichl glaubt aber sein