Zwei Schweizer Künstler in Dresden M it dem Tode König Augusts III., Sohn von August dem Starken, und dem Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 ging das fürstlich-barocke Zeitalter in Dresden zu Ende, eine Epoche, in der Dresden zur Stadt von europäischem Rang aufgestiegen war. Den allgemeinen gesellschaft lichen Veränderungen entsprach der Wandel in der Malerei. An die Stelle barock-dekorativer, vom Hof in Auftrag gegebener Werke trat nun bürgerlich-schlichte Kunst im Sinne der Aufklärung. Anton Graff [1736 -1813] stammte aus Winterthur und gelangte über Augsburg und Ansbach nach Dres den. Er war durch Charakter und Begabung, aber auch durch die Umstände seines Lebens und Schaffens in Dresden dazu ausersehen, eine ganze Epoche in Bild nissen zu verewigen. Er wurde Hofmaler, Akademiemit glied und Professor für Bildmalerei. Adrian Zingg [1734-1816] lebte seit 1766 in Dres den. Er wurde als Kupferstecher Mitglied der Dresdner Kunstakademie und berühmt durch seine Landschafts kunst. Gewöhnlich schreibt man die Erfindung des geläufigen, populären Namens »Sächsische Schweiz« den Schweizer Künstlern Anton Graff und Adrian Zingg zu - sie gelten als künstlerische Entdecker dieses malerisch reizvollen, früher sehr abgelegenen, dann im 19. Jahrhundert je doch nach und nach touristisch erschlossenen Gebietes. Harald Marx »Die Schweizer Künstler Anton Graff und Adrian Zingg in Dresden« (Auszug)" Anton Graff, »Selbstbildnis im Alter von 58 Jahren« (1794, Ausschnitt) und »Die Elbe bei Blasewitz« (o.J.) Adrian Zingg, »Dresden vom Waldschlößchen gesehen« Wagner iw E in ewig Flüchtender, so könnte man das Schick sal von Richard Wagner [1813-1883] be schreiben, von dessen Fesseln er sich erst seit der Luzerner Zeit im letzten Lebensdrittel befreien konnte. Der königlich-sächsische Hofkapellmeister war aktiv beteiligt an den bürgerlich-revolutionären Bewegungen von 1848/1849 in Dresden, entkam nur zufällig seiner Inhaftierung und floh nach Zürich, wo er neun Jahre lebte (1849 -1858). Über Zürich gelangte er schließlich nach Tribschen bei Luzern. Dort mietete er ein unbe wohntes, herrschaftliches Landhaus - unmittelbar am Vierwaldstädter See gelegen - und fand dort so etwas wie eine Heimat: »Wohin ich mich aus meinem Haus wende, bin ich von einer wahren Wunderwelt umgeben: ich kenne keinen schöneren Ort auf dieser Welt, keinen heimischeren als diesen.« In Tribschen arbeitete Wagner unablässig an den »Meistersingern von Nürnberg«, des sen Uraufführung 1868 unter von Hans von Bülow in München stattfand. Schon ein Jahr später beendete er die Partitur des »Siegfried« und beschäftigte sich im Anschluß sofort mit der musikalischen Skizzierung der Lb ZERN Cäsar Willich, Richard Wagner (1862) »Götterdämmerung«. Im Jahr 1870 erreichte Richard Wagner mit der Einweihung des Festspielhauses in Bay reuth den Gipfel seines Ruhmes und die Erfüllung sei ner lebenslangen Träume. Es waren vor allem die Tribschener Jahre, die ihm Ruhe und Kraft für sein gewaltiges Lebenswerk gaben. Katja Fleischer »Richard Wagner als Emigrant in Zürich und Luzern« (Auszug)*