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Rabenauer Anzeiger : 02.12.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191612021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19161202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19161202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-12
- Tag 1916-12-02
-
Monat
1916-12
-
Jahr
1916
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D" veue Staatssekretär, Exzellenz Zimmermann, war bereits als Unterstaatssekretär die Seele des Auswärtigen Amtes, und es ging schon nach Kiderlens Tode die Rede, baß er zum Staatssekretär ausersehen sei. Damals hieß es, Gesundheitsrücksichten hätten von der Ernennung abschen lassen. Jetzt erfreut sich Exzellenz Zimmermann, der am 8. Mat 1859 in Frankenstein geboren wurde, also im 58. Lebensjahre steht, der besten Gesundheit. Der neue Staats sekretär ist ein ungemein vielseitiger und hochgebildeter Mann und hat sich im Parlament, wo er häufig den Staats sekretär und öfter auch den Reichskanzler vertrat, als aus gezeichneter Redner und Debatter hervorgetan. Herr Zimmermann ist eine stattliche Erscheinung mit echt ger manischem Typus und hoher Denkerstirn. Zu seinen übrigen glänzenden Eigenschaften gehören persönliche Liebenswürdig keit und ein verbindliches Auftreten. Der neue Staatssekretär hat die übliche diplomatische Laufbahn nicht burchgemacht. Mit 27 Jahren trat er als Referendar des Oberlandesgerichtsbezirks Königsberg in den Justizdienst ein, 1893 wurde er Gerichtsassessor und bald darauf trat er in den Konsulatsdienst ein. Er wirkte zu nächst als Vtzekonsul in Shanghai und dann als kommissa rischer Konsul in Kanton, isoo wurde er zur Vertretung des Konsuls nach Tientsin entsandt und erhielt dort für tapferes Verhalten im Boxeraufstand den Roten Adlerorden 4. Klasse mit Schwertern. 1902 aus Ostasien zurückgekehrt, wurde er nach längerem Urlaub in das Auswärtige Amt als ständiger Hilfsarbeiter berufen und zwar in die handels politische Abteilung. Er stieg dann schnell auf, wurde Lega tionsrat und Vortragender Rat und übernahm 1910 die damals neu geschaffene Stelle eines Dirigenten der politischen Abteilung. Nachdem er im selben Jahre den Titel Wirkt. Geh- Legationsrat mit dem Range eines Nates erster Klasse "hauen hatte, wurde er am 6. Mat 1911 als Nachfolger des erkrankten Herrn Stemrich Unterstaatssekretär des Aus wärtigen Amtes. Mit Exzellenz Zimmermann übernimmt em zielbewußter und willensstarker Mann, dem wir voll vertrauen dürfen, die Leitung unserer auswärtigen Politik. Die neuen Unterstaatssekretäro. Der neue Staatssekretär des Auswärtigen, Exzellenz Zimmermann, ist gewillt, die Reform des Auswärtigen Amies zum mindesten in organisatorischer Beziehung energisch in die Hand zu nehmen. Das geht aus der Ernennung von zwei Unierstaatssekretären in dem genannten Amte hervor. Einer der Fehler der bisherigen Organsation bestand im wesentlichen in dem Nebeneinander-Herarbeiten der ver schiedenen Abteilungen. Dieser Mangel wurde um so fühl barer he weiter der Bereich der Tätigkeit in den einzelnen Ab- trilunHn wurde. Zur politisch n, handelspolitischen und RechlsaLteilung ist jetzt im Kriege auch noch die Nachrichten abteilung als selbständiges Ressort getreten. Exzellenz Zimmermannn vermochte mit seiner gewaltigen Arbeitskraft aller Aufgaben Herr zu werden und die Geschäfte trotz der Unzahl der täglichen Empfänge zu erledigen. Das vermag jedoch kein Staatsmann, der neu in das Amt eintritt. Aus diesem Grunde wurden zwei Staatssekretäre ernannt. Von diesen wird Freiherr v. Stumm, wie die „Voss. Ztg." an nimmt, die politische Abteilung mit der Abteilung für Personalienangelegenheiten und die Rechtsabteilung leiten, während die Aufgabe des zweiten Unterstaatssekretärs, des Freiherrn v. d. Bussche - Haddenhausen die Sorge für die Einheitlichkeit der Geschäftsführung und für das Zusammen arbeiten der verschiedenen Abteilungen sein wird. Die bulgarische Vergeltung. Die bulgarische Vergeltung. König Ferdinand von Bulgarien richtete einen Armeebefehl an die gegen Rumänien kämpfende dritte Armee, in dem es heißt: Die erwarteten besseren Tage für die Vergeltung an unserem treulosen nördlichen Nachbar sind rasch gekommen. Die Vorsehung hat euch Gelegenheit geboten, mit Wucht und in ihrer ganzen Größe euerem neuen Feinde die Macht zu zeigen, die euch innewohnt. Unser Nachbar Rumänien hat uns ""Aoristen, wähnend, daß eure Entschlossenheit, eure Kraft geschwächt worden wären und daß jetzt der Augenblick ge kommen sei, sein räuberisches Werk von 1913 wieder auf zunehmen. Seine Unverschämtheit war beispiellos, beispiel los aber auch die Kraft des Orkans, der die feindlichen Horden von den. goldenen Gefilden der Dobrudscha, des Sitzes unseres alten Königtums, wegfegte. Der unvergleich liche Sturm auf die Festung Tutrakan, die ruhmvollen Schlachten bei Dobric und Silistria, der Angriff auf die mächtig ausgebauten Stellungen bei Cobadin und Topraisar, die Einnahme von Konstantzä, Medschidie und Cernavoda — all das wird für immer ein Sinnbild der unbeugsamen bulgarischen Macht sein. Beseelt von dem Gefühl der höchsten Pflicht gegen daS Vaterland, mächtig unterstützt von den tapferen, kriegstüch tigen deutschen, österreichisch-ungarischen und türkischen in edlem ritterlichen Wetteifer auf dem Felde der Ehre Euch verbündeten Truppen, habt Ihr Werke geschaffen, die die schönsten Augenblicke in unserer Kriegsgeschichte kennzeichnen, und Stolz erfüllt mein Herz bei dem Gedanken an das, waS Eure Tapferkeit- vollbracht hat. Der König schließt mit dem Ausdruck unveränderten Vertrauens in die unerschütterliche Haltung der Truppen und entbietet diesen namens der ganzen Nation enthusiastischen Gruß und innigen Dank. Mit Gotte- Hilfe werde das geheiligte Werk mit einem Triumphe ab schließen. , BeMWk Nachrichten. Nutzbarmachung der Ebereschenfrucht. Die be kannten roten Beeren der Eberesche, die sich außer im Walde besonders zahlreich an Chausseen, Feld- und Waldivegen finden, reifen im allgemeinen im Oktober, können aber auch noch im November mit Nutzen geerntet werden. Die reifen, süßen Beeren, die besonders nach leichtem Frost reichlich Zucker- und Apfelsäure bilden, sind genießbar und lassen sich nach Art der Preißelbeere zu Marmelade und Gelee ver arbeiten ; man braucht nur wenig Zucker zuzusetzen. Auch als Mischmarmelade, z. B. als Zusatz zu Apfelmarmelade, sind die Ebereschen wertvoll und haben dabei den Vorzug der Billigkeit. Hierzu kommt noch als besonders schätzens wert die Eigenschaft der Früchte, in Fällen von Gicht und Rheumatismus lindernd und heilend zu wirken. Zu diesem Zweck wird aus diesen Früchten eine Limonade hergestellt. Auch bei Durchfällen und Blasenleiden ist die Eberesche als Volksheilmittel geschätzt. Endlich ist die Vogelbeere ein gutes Vieh- und Wildfutter. Die Jugend als Helferin der Heimkriegfiihrung. Die Jugend mit ihren empfänglichen Herzen für begeisternde Ideen und ihrem Eifer zu hilfsbereiter Betätigung hat immer wieder, wo eS anging, nach bestem Können ihre Kräfte in den Dienst Ler vaterländischen Sache gestellt. Deshalb scheint der Gedanke besonders glücklich, durch die Jugend, die Schule und die Jugendpflege, auf die Volksstimmung im Kriege einzuwirken. Diesen Gedanken hat man in Godesberg in die Tat umgesetzt. Unter der Leitung des Bürgermeisters finden dort Zusammenkünfte der Lehrer und Lehrerinnen der oberen Klassen und der Leiter und Lei terinnen der Jugendvereine statt, in denen bis wichtigsten Maßnahmen aus dem Gebiet der Kriegswirtschaft und der Kriegsernährung und ihre Notwendigkeit ourchgesprochen werden, um der Jugend eine geeignete Belehrung über diese jetzt so wichtigen Fragen zu übermitteln. Dreses Goves« berger System der Kriegsbürgerkunde und ihrer Einführung dürf e auch anderwärts zu empfehlen sein. Der neue Aluminium-Pfennig, den der Bundesrat genehmigte, wird erst in einigen Wochen auf dem Markte erscheinen. Er wird etwas kleiner sein als das Kupferstück. Während dieses einen Durchmesser von 17,5 Millimeter hat, wird das neue Stück nur 16 Millimeter fassen. Die Alu minium-Münze wird dicker als das Kupferstück sein. Sie soll sich schon durch den Griff von anderen Münzen, namentlich von den Fünfpfennigstücken, unterscheiden. Aus einem Kilo gramm Aluminium werden 1250 Stück Einpfennigstücke ge prägt werden. Das neue Stück wird 0,8 Gramm wiegen. Beschäftigung von Fr,tuen und Jugendlichen in England während des Krieges. Nach den Berichten der Unternehmer an die Arbeitsnachweisabteilungen des Handels amts läßt sich die Zahl der im Juli 19 4 beschäftigten Frauen auf 3,2 Millionen schätzen. Die Zunahme seit dieser Zeit stellte sich im Llpril 1S16 auf 583 000 und im Juli 1S16 auf 866 000. Seit Kriegsbeginn hat also eine Zunahme um 27 vom Hundert stattgefunden. Zu berücksichtigen ist dabei, daß in dieser Gesamtzahl außer Landwirtschaft, Handel und Industrie einschließlich deS BeherberaunaSgewerbes auch die Der türkische Krieg. An der Kaukasusfront wurde auf dem rechten Flügel ein 40 Kilometer langer Teil der türkischen in der Gegend von Musch gelegenen Stellungen vorgeschoben, so daß unsere Verbündeten in den letzten Tagen aus diesem Flügel die Stellungen in einer Ausdehnung von 90 Kilometer und einer mittleren Tieft von 10 Kilometer vorgeschoben hoben. Die Kämpfe, die die Versolgungsabteilungen an dieser ganzen Krönt und besonders nördlich von Ktahi gegery feindliche Nachhuten lieferten, entwickelten sich zu un eren Gunsten. Wir machten Gefangene und erbeuteten Kr egs- matertal. Die Zahl der russischen Überläufer nimmt täglich zu. m oen Frauenberufen beschäftigten werblichen Hilfskräfte ge zählt sind, während die häuslichen Dienstboten und die in kleinen Läden und Werkstätten des Bekleidungsgewerbes tätigen Frauen und Mädchen wie schließlich die im Dienste des Heeres, der Flotte oder des Ro en Kreuzes usw. beschäf- rigien Krankenpflegerinnen nicht einbegriffen sind. Die Zahl der Dienstboten hat seit dem Kriege nach den Schätzungen des Amtes ungefähr um 150 000 abgenommen, während in Ker Krankenpflege etwa 27 000 Frauen und Mädchen mehr als vor dem Kriege tätig sind. Unmittelbar an die Stelle von männlichen Arbeitskräften sind nach diesen Feststellungen im April 1916 etwa 547 000 und im Juli 1916 766 000 Frauen und Mädchen geirrten. Eine Friedenskundgebung der italienischen Sozi alisten. Die sozialistische Partei brachte in der Kammer einen Antrag ein, der die Regierung auffordert, gestützt auf die letzten feierlichen Erklärungen von englischer und deut scher Seite, die Initiative zu ergreifen, um im Einverständ nis mit den verbündeten Regierungen und unter Vermitt lung Amerikas und der anderen ueutralen Staaten einen Friedenskongreß zusammenzuberufen. 28V Zentner Glasscherben. Laut amtlichem Bericht sind nach den letzten Zeppelin-Angriffen in London nicht weniger als 280 Zentner Glasscherben auf den Straßen zusammengefegt worden. Sir Hiram Maxim ist im Alter von 76 Jahren in London gestorben. Maxim ist der Erfinder des nach ihm benannten Maschinengewehres, das in diesem Kriege eine große Rolle gespielt hat. Er hat noch andere Erfindungen auf dem Gebiet der Artillerie gemacht uud sich auch mit Lem lenkbaren Luftschiff beschäftigt. Der Koffer als BadewannL. Ein Amerikaner er fand einen Reisekoffer, der ohne weitere Umstände als Bade wanne benutzt werden kann. Um den Preis von 75 Mark kann man so jeden Ausflug zu einer Badereise gestalten. Echt amerikanisch! Verhaftung russischer Baumwollieferanten. Nach dem eine Anzahl von russischen Zuckergroßindustriellen ver» haftet worden ist, kommt jetzt, wie aus Stockholm gemeldet wird, die Reihe an die russischen Baumwollieferanten. Großes Aufsehen erkegt es, daß nicht nur viele Baumwoll händler in Zentralrußland, sondern auch die hervorragend sten Baumwollieferanten Zentralasiens wegen verbrecherischer Spekulation vor da- Kriegsgericht gestellt werden. Schelmereien vom rage. Wie die Alten sungen, so zwitscher» die Junge». Mutter am Fenster blickt in den Schnee, — Wirbelnd fliegen die Flocken, — Von den Türmen die Essenszeit — Künden schallend dis Glocken. — Aus der Schule geöffnetem Tor — Stürzen die Mädchen und Buben, — Magen knurrend, das Mittagbrod — Harrt zuhaus in den Stuben. — Aber der Schnee, der blinkende Schnee, — Ist der erste im Jahre, -- Und, pardauz, ein Schneeball sitzt — Schon den meisten im Haare. — Schneeballschlacht nimmt ihren Lauf, — Hei, wie sind sie gesprungen: — Vater wirst die Granaten im Feld, — Jauchzend schneeballen die Jungen! — Stürmen dann in das Haus hinein: — „Mutter, ich hab ihn ver hauen. — Gleich schreib ich eS dem Vater hin, — Ach, der müßte mich schauen!" — Mutter streicht dem Jungen den Kopf; — „Vater im Himmel, gib Segen. — Schirme den Gatten und schütze den Sohn, — Leit' sie auf allen Wegen!" Unter ckem Halbinonck. Roman von G. v. Goltz. "Er hat sie getötet, der Wahnsinnige," dies waren die d-m welche Signor Fratelli endlich sprach, nach- " ftch von der ersten Ueberraschung oder Schmerz erholt zu haben schien. 'AA?" fragte der Professor erschüttert, der es gar noch nicht fasten konnte, daß dieses herrliche Weib, deren Persönlichkeit auf ihn einen so tiefen Eindruck gemacht hatte, wirklich tot sein sollte. „Wer anders, als dieser Flötenspieler, der sie immer mit seinen tollen Licbesanträgen verfolgte." »Djelma — er ein Mörder — ich Kann es nicht glau ben — wie sollte er dazu kommen, die Signora zu töten, wenn er sie wirklich liebte?" „Das verstehen Sie nicht," unterbrach der Italiener den Professor Kurz. „Ich werde ihn nicderschiesten, wo und wie ich ihn treffe — was war ich sür ein Tor, sei nem Treiben so lange ruhig zuzuschauen — und nun so ein Ende." Der Professor wollte noch den Vorschlag machen, doch sofort nach einem Arzt zu senden, aber der Eintritt der alten Meriam hinderte ihn daran, die sich mit schleichen den Schritten in das Nebengemach begeben wollte. Sie geberdete sich ganz furchtsam und drückte sich schell an der Wand entlang. Ein Anruf des Signors brachte sie zum Stehen. , , ., „War der verrückte Flötenspieler heute hier?" fragte er. „Hat Deine Gebieterin mit ihm gesprochen?" Die Dienerin zögerte mit der Antwort. Ihr Blick war angstvoll aus ihre leblose Gebieterin gerichtet, zu den beiden Männern wagte sie nicht aufzusehen. < Verschweige mir nichts -- daß er hier war, weiß ich, denn er hat sich bis jetzt noch im Garten verborgen ge halten." Meriam bestätigte die Vermutung des Signor und erzählte dann weiter, wie ihr Djelma heute so ganz an ders wie sonst vorgekommen sei. Anfänglich habe er mit der Gebieterin, wie schon öfters, ganz ruhig Kaffee ge trunken, dann sei er plötzlich wie rasend geworden und davon gelaufen. Die Gebieterin habe gleich nach seinem Fortgang über heftige Schmerzen geklagt und unaufhör lich nach dem Signor verlangt. Sie habe sich nicht an ders Helsen können, als in das Kaffee zu eilen. „Hier haben wir es," sagte nach der Erzählung der alten Meriam der Italiener. „Er wird sie vergiftet haben —- o, daß ich das Ungeheuer nicht selbst mit eigener Hand getötet habe — mußte es erst soweit kommen — seine Verblendung, seine Leidenschaft waren ja ganz offensicht lich." Es trat wieder gegenseitiges Schweigen ein, welches die Meriam dazu benutzte, um rasch und geräuschlos zu verschwinden. Der Professor trat näher an den Diwan heran und mit dem Ausdruck tiefsten Mitleides blickte er auf die leblose Italienerin, deren Gesicht noch nichts von der Schönheit eingebüßt hatte. Wohl waren die Eesichtszüge etwas vssrzerrt, was von dem Schmerz her rühren mochte. Eine Anwandlung kam über ihn, neben dem Diwan hinznsinken, um seinem Empfinden über den plötzlichen Tod der Signora Ausdruck zu geben und nur die Scheu vor dem Italiener hinderte ihn daran, dem eine sonder liche Erregung gar nicht mehr anzumerken war. So be gnügte er sich damit, einige Schritte näher zu treten und die herabhängende Hand der Signora zu ergreifen. Er fühlte es, daß er die Hand einer Toden in der feinen hielt — welche erschütternde Tragödie des Lebens hatte sich hier abgespielt war dieser sanfte Flötenspieler wirklich ein Mörder? Eine Weile verharrte der Professor in dieser Stellung, mächtig ankämpfend gegen den Schmerz, der in seinem Innern tobte, bis er wieder vollständig Herr feiner selbst geworden war. Er verbeugte sich dann wortlos argen den Italiener, denn er fühlte, daß seine Anwesen heit gar nicht mehr gewünscht wurde, da ja derselbe nicht den geringsten Versuch machte, ihn zurückzuhalten und verließ mit kurzem Gruß das Gemach. 12. Kapitel. Der plötzliche Tod der vergötterten italienischen Sän gerin bildete natürlich am anderen Tag in Medeah das Tagesgespräch, soweit man sie gekannt hatte, besonders, da ihr Tod auf gewaltsame Weise erfolgt sein sollte. Auch verbreitete sich bald die furchtbare Kunde, daß sie von Del- ma dem Flötenspieler ermordet worden sein sollte. An Wahrscheinlichkeit gewann dieselbe, als der Flötenspieler verschwunden war und er bei den Personen, die ihn zu letzt gesehen hatten, den Eindruck eines wahnsinnigen Menschen gemacht hatte. Weil aber bei den Orientalen ein Wahnsinniger wie eine Art Heiliger betrachtet wurde, so hatte Niemand an ihn Hand anzulegen gewagt, trotzdem der schwere Ver dacht eines Mordes auf ihm lastete. Der Professor hatte am anderen Tage sogleich seine RHsesachen zusammenpepackt — er wollte keinen Tag länger in der Stadt bleiben, wo er wirklich glaubte, daß seinem Herzen eine tiefe Wunde geschlagen worden sei. Nur eines wollte er noch gerne wissen, ob Djelma wirk lich der Mörder der Signora Fratelli war. Er konnte die Tat dann doch nur im Wahnsinn begangen ha ben rn Verwirrung des Geistes. Wo konnte er et was Näheres erfahren? Seine Gedanken kamen hierbei unwillkürlich auf Mahi-Eddin, dessen Person ihm immer so geheimnisvoll vorgekommen war, worüber er sich aber Keine Rechenschaft zu geben vermochte.
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