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Rabenauer Anzeiger : 23.12.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191612235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19161223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19161223
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-12
- Tag 1916-12-23
-
Monat
1916-12
-
Jahr
1916
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Der jüngste russische Mnisterwechsel. Es vergeht kaum noch ein Tag, an dem im feindlichen AuSlande nicht ein plötzlicher Mnisterwechsel stattfindet. Nach der Aufrichtung der Diktatur Lloyd George in England und der Umbildung im französischen Kabinett sowie in der obersten Heeresleitung Frankreichs sprach man von ähnlichen Maßnahmen in Italien. Diesen ist jedoch der Wechsel im russischen Ministerium des Auswärtigen vorangeeilt. Nach allem, was verlautet, hat auch der erst vor ein paar Wochen ernannte Ministerpräsident Trepow bereits den größten Teil seiner Amtszeit hinter sich. Als er am 25. November d. I. zum Nachfolger Stürmers ernannt wurde, rückte der Unier- staatsserretär im Auswärtigen Amte Neratow zum Minister des Auswärtigen auf. Neratow war den Engländern als langjähriger Mitarbeiter und intimer Freund des früheren völlig verengländerten Ministers des Auswärtigen Sasonow in kwhem Maße angenehm. Um so auffälliger ist es, daß Herr Neratow schon jetzt wieder seines Postens enthoben wurde und in dem Reichskonirolleur Pokrowsky einen Nach folger erhielt. Dieser Ernennung wird eine symptomatische Bedeutung zugeschrieben. Nicht etwa in dem Sinne, daß der neue Minister etwa im Stürmerschen Fahrwasser segeln würde, sondern in dem, daß er sich England mit Haut und Haar verschreibt. Herr Pokrowsky ist im auswärtigen Dienste niemals tätig gewesen. Als Leiter des Auswärtigen Amies wird seine Beurteilung der Dinge daher durch keinerlei Sachkennt nis getrüi t sein. Die maßgebenden englischen Kreise fordern aber russische Minister dieser Art und in Petersburg tanzt man neuerdings nach der Londoner Pfeife. Pokrowsky hatte im Februar d. I. als Reichskontrolleur das Amt des Prä sidenten der Staatsschuldenverwaltung übernommen und als solcher die finanzielle Abhängigkeit Rußlands von Frankreich und England zur Genüge kennen gelernt. Als Ver treter Rußlands auf der wirtschaftlichen Vierverbands-Kon- ferenz zu Paris war Herr Pokrowsky bereits die Gefügigkeit in Person und zog sich van den noch nicht ganz der Eng- länderei verfallenen politischen Kreisen Rußlands den Vor wurf zu, er sei auf der Konferenz nicht als gleichberechtigter Kompagnon, sondern höchstens als Prokurist aufgctreten. Es wurde auch mitgeteilt, daß, als Trepow bei seiner ersten Unterredung mit dem englischen Botschafter Buchanan diesem wegen Neubesetzung des russischen Außenministeriums eine Vorschlagsliste unterbreitete, der Botschafter die auf der Liste verzeichneten Persönlichkeiten mit der Begründung ablehnte, jeder der dort genannten Herren würde durch zu starkes Temperament die Einigkeit der Eniente erschweren, worauf Trepow die an die beireffenden Herren ergangene Einladung, nach Petersburg zu kommen, wieder rückgängig machte. Der Witz nennt Herrn Pokrowsky, mit dessen Ernennung England durchaus einverstanden ist, den britischen Reichskonirolleur in Rußland. Wie bescheiden und artig das einst auf seine Macht so stolze Rußland geworden ist! Seine Abhängigkeit von England ist zur Entmündigung gediehen. Sv wandein sich die Schicksals der Völker. Einst blin zelte der damalige englische Staatssekretär Grey nach Ruß land hinüber und ließ sich von diesem ins Schlepptau nehmen ; heute sind die russischen Staatsmänner Marionetten in der Hand Englands. Freilich, Englands Billigung ver mag nicht jeden russischen Minister über Wasser zu halten. Das muß zur Zeit Trepow bitter erfahren. Sein wunder bares Versprechen, Rußland werde Konstantinopel und die Dardanellen als Siegespreis daoonlragen, hat ihm das Vertrauen der Duma so wenig eingetragen wie die Ver beugungen, die er vor der Volksvertretung machte. Die Mehrheit der Reichsduma fordert einen Mann an der Spitze der Regierung, der keine Geheimniskrämerei treibt, sondern offen und ehrlich handelt gemäß dem Willen der Duma mehrheit. Kurz, die Duma fordert einen liberalen Minister präsidenten, der in Rußland nicht zu haben ist. Auf Trepow haben sich die Mißtraucnskundgebungen der Duma, Magi strate, städtischen Vertretungen wie Hagelschauer ergossen. Natürlich wären diese Anfechtungen ausgeblieben, wenn man im ganzen Lande den Widerspruch zwischen den mili tärischen Mißerfolgen während dieses Krieges bis auf den heutigen Tag und den siegesbewußten Darlegungen der Negierungsoertreter nicht immer tiefer empfände. Dieser f Widerspruch wird aber mit jedem Tage stärker werden, oder f dir russischen Minister müßten sich gründlich ändern. RiMWau. Graf Bernstorff zur Frkedensfrage7 , . Unter dem gebotenen Vorbehalt, da sie aus englischer Quelle fließen, teilen wir folgende Londoner Meldungen über angebliche Äußerungen des deutschen Botschafters in Washington, Grafen Bernstorff, mit. Die Meinung der deut schen Regierung sei, so sagte danach Graf Bernstorff einem Vertreter der „Newyotk Sun", daß, wenn die Entente nicht rundheraus verweigere, über den Frieden zu sprechen, gegen Mitte Januar eine Konferenz im Haag stattfinden könne. Bernstorff lenkt die Aufmerksamkeit darauf, daß das deutsche Friedensangebot keine Friedsnsbedingungen enthält und daß es deshalb der Entente den Weg offen lasse, um über den Frieden auf Grund der von der Entente gestellten eigenen Bedingungen zu reden. Deutschland erwartet eine derartige Antwort und würde sie nicht als Hinderungsgi und betrachten. Der nächste Schritt wäre einfach der, einen Ort zu bestimmen, wo die Vertreter der kriegführenden Länder sich treffen können. Graf Bernstorff, so heißt es nach den gleichen Quellen an anderer Stelle, hat das amerikanische Publikum weiter hin über die Gründe unterrichtet, die Deutschland bewogen hätten, im gegenwärtigen Augenblick Friedensvorschläge "zu machen. Deutschland meint, alle kriegführenden Parteien zusammenzubringen, in der Hoffnung, daß ein freier Ge dankenaustausch über die Ursachen des Krieges und die Prinzipien, für die die kämpfenden Parteien streiten, erfolge. Weiter erklärte Bernstorff: Deutschland meint nicht, daß die Verbündeten von vornherein die Bedingungen annehmen müßten, die Deutschland eventuell vorlege," und daß es keinesfalls feststeht, daß Deutschland Gegenvorschläge zurück weisen wird. Meinungsumschwung i» der amerikanischen Presse. In der amerikanischen Presse scheint sich ein be merkenswerter Meinungsumschlag vorzubereiten. Wenigstens finden die New-Dark Times, die zuerst gegen Deutschlands Vorschlag Gist und Galls spie, jetzt plötzlich, daß der Vor schlag eine ruhige Erwägung verdiene und dis Neutralen befriedige. Die Gelegenheit sei geboten, eine offene, ehr liche, männliche Erklärung abzulegen über die Bedingungen, zu denen der Vieroerband den Frieden schließen würde. Diese Erklärung müßte auch das Ziel festlegen, für das die Verbündeten eventuell weiterkämpsen würden. Neue Überlegung in England. Der Vertreter eines englischen Blattes findet, daß die verantwortlichen Personen wegen der Friedensnote des Vierbundes jetzt viel weniger argwöhnisch sind als unter dem ersten Eindruck des Aner bietens. Auf den ersten Blick waren zwei extreme Auf fassungen zu bemerken, die eine war, daß Deutschland eine unbegrenzte Verlängerung des Krieges erwartete und sich deshalb seiner eigenen Bevölkerung gegenüber zu recht fertigen wünschte, die zweite war, daß Deutschland im Be griff sei zusammenzubrechen und, soweit möglich, Bedin gungen zu stellen wünschte, ehe es zum endgültigen Zu sammenbruch käme. Außer diesen beiden Auffassungen unter den verantwortlichen und gut unterrichteten Personen herrscht nach Angabe des erwähnten Korrespondenten noch die, daß Deutschland tatsächlich Frieden wünscht und wirklich ver meiden will, durchmachen zu müssen, was es durchmachen müßte, wenn der Krieg fortdauert. Nach den letzten Infor mationen ist Deutschland wirtschaftlich sehr in die Enge ge trieben, obschon es imstande wäre durchzuhalten, wenn es dazu gezwungen würde. Der Augenblick, um über den Frieden zu verhandeln, ist jetzt, nach den Erfolgen in Ru mänien, für Deutschland günstig. — Aus der Rede des Ministers Bonar Law, so heißt es weiter, schienen sich zwei Dinge entnehmen zu lassen: 1. daß die Regierüitg sich nicht weigern wird, die Vorschläge nach dem Wert, den sie be sitzen, in Erwägung zu ziehen; 2. daß sie , nicht" zulassen wird, daß über den allgemeinen Charakter der Bedingungen, unter denen sie einem Frieden zustimmen würde, auch nur einen Augenblick Zweifel herrscht. Kabinettsrat in Washington. Präsident Wiison hielt nach Londoner Meldungen eine Kabin.et ssitzung ab, die drei Stunden dauerte. Deutschlands Friedensangebot wurde besprochen und auch die Haltung, die di Vereinigten Staaten bei Übermittlung der Note an die Ententemächte einnehmen werden. Havas meldet aus Washington w Die Note mit den Friedensvorschlägen der,Zeutralmächte ist ill btt gestrigen Nächt'üngeköinmru. Präsident WilM ließ sik den Botschaftern von Frankreich, England, Rußland und Japan und den Gesandtschaften von Belgien, Rumänien und Serbien überreichen. In ganz Rom wird von nichts anderem geredet als von dem Friedensangebot, das von den offiziellen Sozialisten in zwei Fraktionssitzungen besprochen wurde. Zuerst wollte man einen neuen Frtedensantrag einbringen, ließ aber diesen Gedanken fallen. Auch die Reformsozialtsten sind zu einer Besprechung zusammengetreten. Die sozialistische Partei hat dis abwesenden Abgeordneten telegraphisch berufen, um weitere Sitzungen gemeinsam mit der Parteileitung abzu halten. Auch Abgeordnete der katholischen Gruppen sind zu einem Gedankenaurtouch zusammengetreten. —7 „SLampa" läßt sich ferner auS Rorn berichten, im Parlament herrsche die Meinung vor, das Friedensangebot werde von der Entente zurückgewiefen werden. Ebenso verbreitet sei jedoch die über- zeugung, daß sich eine vollständig neue Lage gebildet habe. Dle Petersburger Arbeiterschaft für den Frieden. In einer Sitzung des Oklobrisienklubs der Petersburger Duma wurde laut „Berl. Ug.« die Befürch tung laut, baß die Bauernbevölkerung und daS Heer auf eine glatte Ablehnung deS Friedensangebots in höchst uner wünschter Weise reagieren würden. In den Petersburger Fabrikgegenden fand eine Reihe von Friedensdemonstrationen statt, bei deren Polizei und Kosaken einschritten. Bezeich nend ist auch, daß das Petersburger Polizeidepartement zunächst den Plan hatte, den Wortlaut der deutschen Nor« im Interesse der öffentlichen Sicherheit nicht früher zu ver öffentlichen, bevor nicht die Antwort der Regierung vorläge. Zum Rücktritt v. Koerbers, des österreichischen Ministerpräsidenten, wird noch berichtet: Nach der Rück kehr des Monarchen aus Budapest wurde Dr. v. Koerber zur Audienz befohlen. Der Kaiser brachte gegenüber Dr. v. Koerber den entschiedenen Wunsch zum Ausdruck, daß der Ausgleich mit Ungarn bis zucken Krönungsfeierlich kelten unter Dach und Fach gebracht werden müsse. Koerber berief sich auf den Beschluß des österreichischen Minister rates, der dahin lautet, daß der Ausgleich nur auf parlamen tarischem Wege erledigt werden könnte. Hierauf wiederholte der Kaiser nochmals nachdrücklichst, daß er bis zur Zeit der Krönung in Budapest unter allen Umständen den Ausgleich fertig haben wolle. Darauf gab Koerber seine Demission, wobei er selbst Spitzmüller zu seinem Nachfolger empfahl. Die Verhandlungen Spitzmüllers sind ein gutes Stück vor wärts gekommen. Ein weiterer Fall englischer Baralong-Moral In Kamerun. Die völkerrechtswidrige, jedem gesunden Menschenverstand hohnsprechende Kriegführung der Engländer erführt eine weitere Beleuchtung durch einen Vorfall in Kamerun. Zwei deutsche Kaufleute begaben sich in einer Geschäftsreise auf spanische» Gebiet. In dem spanischen Dorfe Ayameken wurden die Eingeborenen, nach ihren Aus- sagen von Leuten in englischer Uniform, angestiftet, die Deutschen zu überfallen. Beide wurden, getrennt vonein ander, überfallen, gebunden und bann von den eingeborenen englischen Soldaten mit englischen Patronen erschaffen, während andere Eingeborene ihnen noch verschiedene Wun den durch Messer- und Lanzenstiche beibrachten. Die Leichen wurden ausgeplündert und nackt liegen gelassen, nachdem der eine von den Haupitätern, der englische Soldat Assam, den Leichen ein ein Ohr und eine Hand abgeschnitten und zum Mitnehmcn in Bananenblätter eingewickelt hatte. Wäh rend die spanischen Behörden ihre Untertanen gesetzesgemäß verurteilten, breitet England, was bei seiner Baralong-Moral nicht wundcrmmmt, seine schützende Hand über diese Mörder. Der Stellvertretende Generalstabschef über das Friedensangebot. Unter den vielen neuartigen Erscheinungen dieses Welt krieges, w führt der Chef de» Stellvertretenden Generalstabs, Generalleutnant Freiherr v. Freytag-Lorfnghoven aus, ist die Massenpsychose bei unseren Gegnern eine Ler seltsainsten. Bis auf vereinzelte Stimmen reden bei ihnen Presse und leitende Staatsmänner bis auf den heutigen Tag nach Nieder lagen und Mißerfolgen ohne Zahl, Lis ihrer Streitmacht widerfuhren, von nichts als Sieg und stellen Forderungen, ' die in schroffstem Gegensatz z,u ikrer militärijchen und Wirt» MKtlSL M MR. Erzählung aus dem Weltkriege nach einer Skizze von Robert Heymann. > 5 Für Rupprecht und seinen Kameraden war die Stun de der Ablösung gekommen und da kriecht auch schon die neue Ablösungsmauuschaft yor, so leise, daß es kaum zu hören ist. Aeußerste Vorsicht ist auch geboten. Die üblichen Formalitäten sind bald erledigt und nun kann Rupprecht sich mit seinem Kameraden zurückztzchru. Der erstere hat gegen seinen Nebenmann nichts weiter ver lauten lassen, schweigsam gehen sie zunächst in ihre Unter kunft zurück, wo sich der Ungar sofort der wohlverdienten Ruhe hingiebt. Rupprecht Hst aber noch etwas Wichtiges vor; rasch entledigt er sich der Sachen, die er mit aus Posten gehabt hat und macht sich dann noch einmal auf die Beine, ohne daß ihn sein Kamerad fragt, was er noch vor hat. Einige Zeit darauf steht der Rupprecht Mayer vor seinem Hauptmann, dem er mit kurzen Knappen Worten feine Beobachtung von heute mitteilt. .Du bist sicher, daß die Braudruine besetzt ist?" „Befehl, Herr Hauptmann, ich habe mehrere Schatten ganz deutlich beobachtet." „Mit der Artillerie ist der Trümmerhaufen schwer zu fassen. Immerhin — wir müssen die Schwefelbande von dort hinausjagen, schadet uns zu sehr." Der junge Tiroler steht wie eine Bildsäule. In ihm arbeitet etwas. Den Wink des Hauptmannes, daß er wieder abtreten Kann, übersieht er absichtlich. „Hast noch etwas auf dem Herzen ?" fragt der Haupt- manu. „Befehl, Herr Hauptmann, ich denke, die haben ein Telefon drüben." v „Das ist mit Sicherheit anzunehmen, denm nur so könnte der Beobachtungs-Posten sich mit den zurückliegenden Truppenteilen verständigen." Rupprecht zögert noch weiter zu reden; endlich aber sagt er: „Wenn man den Posten überrumpeln kynnte, ohne Lärm und ohne daß es jemand werkt und wmn daun ein österreichischer Soldat, der dss Welsche gut reden Kaun, sich an Stelle des italienischen Posten einsetzte —" Der Hauptmanll sieht den jrtngen Standschützen, der einen gar kühnen und unternehmenden Eindruck macht, einige Augenblicke sprachlos in das Gesicht. Donner ja — das ist eine Idee . . . aber , . . wer kann denn . . . der Hauptmann unterbricht seine eigene Geda nken mit der Frage: „Weißt du vielleicht einen, Rupprecht, der das Welsche so gut kann— aber nein, das ist zu gewagt." „Befehl, Herr Hauptmann, ich kann gut Welsch — hab hier an der Grenze viel mit Welschen zu tun gehabt." „Willst freiwillig 'nüber? Hast du dir auch überlegt, was das bedeutet und so leicht ist das Stück nicht, wie du dir das denkst? „ Eine knrzr Pause entstand — würde der junge Ti- 'roler wankend werden in seinem Entschlusse — würde ihm sein Wort leid tun? „Befehl, Herr Hauptmann — gefährlich mag es sein, aber mehr wie vier fünf Mann können nicht drinnen stecken und mit dennen werde ich— wenn alles gut geht ' — schon feriig— es sind ja Welsche." Der Hauptmann sieht eine Weile in die blauen Au gen des Tiroler. Wie zwei Bergseen leuchten sie in der Sonne. Sollte er nachgeben, schade um so ein junges Blut — das Wagnis ist zu groß. Aber solche Erwägungen Kaun es im Kriege nicht geben, denkt der Hauptmann weiter. Die Hauptsache ist : man macht einen Versuch. Die Idee des jungen Standschützen ist gut — ausgezeichnet sogar. Freilich, di^ dazu gehört grtztzter Mut und Lmftcht — schabe, wirklich schade um den Rupprecht wenn er den verlieren sollte, einer feiner heften Loldatrn, „Willst er als» wircklich wagen.?' „Befehl. Herr Hauptmann ich will e« wagen.' „Heute Nacht ?' „Üm zwölf Uhr, Ditte gehorsamst, den Draht mit nehmen zu dürfen. Will versuchen, telephonische Leitung herzuftellcn." „Bist ein samoser Kerl, Rupprecht. Wag's! die heilige Iungsrau steh' dir hei! ' Der Hmrptmann ist quch ein Tiroler Kind, er kennt seine Leute— jedep einzelnen Mann— er denkt und suhlt mit ihnen. Er reicht dem Rupprechtdie Hand, die dieser auch ohne Scheu treuherzig erfaßt, wie eine» treuen Be kannten Hand. „Hast noch einen Wunsch?' fragt der Hauptmann. „Nur einen kleinen, Herr Haupimmm — wenn ich nicht wiederkomme, kitt' ich Herrn Hauptmann, der Ver onika Bergried sagen zu lassen, daß ich es den Katzelma chern gegeben habe, die ihren Vater hingemordet haben. Und sie soll jeden Monat eine heilige Messe sür mein weelenheil beten lasten.' „Bist furchtlos und treu, Rupprecht, ich werde den Wunfch natürlich erfüllen, soll mir heilig sein, aber wollen hoffen, daß es nicht nötig werden wird." Der junge Tiroler Standschütze verbringt den Rest des Tages ohne sonderliche Aufregung und wartet den Abend ab. Er schläft dann auch noch ein paar Stunden fest und tief, fpm sich für sein Vorhaben zu stärken. Al- endlich Mitternacht angebrochen ist, da erhebt er sich, ohne erst geweckt worden zu sein, von seinem harten Lager. Er tritt aus der Unterkunft heraus, bleibt ei nen Augenblick aus seinen Stutzen schützt ychch und schaut rMLpm über die wohlbekannten Perge und Täler seiner geliebten HH» mal. - --- - - - - z"'"
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