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Rabenauer Anzeiger : 25.11.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191611255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19161125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19161125
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-11
- Tag 1916-11-25
-
Monat
1916-11
-
Jahr
1916
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Optimismus im Kriege. Über dieses Thema hat der für seine schli^siellerischen Leistungen mit dem Orden Pour le merite für Kunst und Wissenschaften ausgezeichnete gegenwärtige Chef des stell vertretenden Generalstabss der Armee, Generalleutnant Freiherr v. Freytag-Loringhoven, eine Studie veröffentlicht. Zu jedem großen Wurf im Leben, so führt er darin aus, gehört ein gewisser freudiger Optimismus. Der Kaufmann und der Industrielle können eines solchen nicht entraten. Hat doch unser geschäftlicher Wagemut den Neid und die Feindschaft nahezu der ganzen Welt gegen unS hervor- berufen. Um fo mehr aber bedarf es des Optimismus im Kriege. In hohem Maße besaß ihn König Friedrich. Ohne ihn hätte er sich im siebenjährigen Kriege nicht aufrecht zu erhalten vermocht. Seinem Beispiel sind die Männer, die Preußen vor einein Jahrhundert aus tiefster Erniedrigung wieder emporrissen, gefolgt. In dem untrüglichen Vor gefühl, daß die napoleonische Weltherrschaft nicht von Dauer sein könne, haben Blücher und die sich an ihn schlossen, auch in den Jahren banger Erwartung, die der Erhebung von 1813 voraufgingen, an der Wiederausrichtung des Vaterlandes nicht verzweifelt. Wer in schwierigen Lagen Besorgnisse und Bedenken äußerte, verlor für immer Blüchers Vertrauen. Sehr bezeichnend schreibt in ähnlichem Sinne Moltke: Es gibt in jedem Hauptquartier eine Anzahl von Leuten, die mit großem Scharfsinn alle Schwierigkeiten bei jeder vorgeschlagenen Unternehmung hervorzuheben wissen. Bei der ersten eintretenden Verwicklung weisen sie überzeugend nach, daß sie alles vorhergesagt haben. Sie sind immer im Recht, denn da sie selbst nicht leicht etwas Positives vorschlagen, viel weniger noch ausführen, so kann der Erfolg sie nie widerlegen. Diese Männer der Negative sind das Verderben der Heerführer. Moltkes Schule wirkt glücklicherweise nach. „Männer der Negative" gibt el im deutschen Heere in leitenden Stellen nicht. Sie würden dort nicht geduldet werden. Im Heere herrscht bei uns nur positiver Siegeswille. Wie aber steht es damit in der Heimat ? Wohl werden dort die Leistungen unseres Heeres anerkannt, der organisalorischen Kraft, die sich in seinem ganzen Organismus offenbmt, zollt man Be- - wunderung, es herrscht Vertrauen in die Führung, aber der Blick hastet doch immer wieder sorgenvoll am emzcknen. Das ist zum großen Teil begreiflich und entschuldbar inmitten der Sorgen des Alltags, die durch mannigfache Erschwerungen und Ewbehrungsn noch gesteigert werden. Wohl werden Lie tapfer ertragen, aber sie erzeugen bei manchen eine Grund- stimmung, die Hoffnungsfreudigkeit nicht recht anfkommen lassen will. Es wäre ungerecht, das zu verkennen. Anderer seits aber sollten wir nicht vergessen, daß sich bei uns im Innern doch die Dinge im ganzen genomnien immer noch weit günstiger gestaltet Haden, als zeitweilig zu befürchten stand. Dafür sollten wir dankbar fein angesichts der unS von England angedrohten Aushungerung. Weil sie mißglückte, sah sich England erst veranlaßt, mit vollem Ernst tn den Krieg einzutret'en und Hunderttausende seiner Söhne an der Somme ohne greifbaren Erfolg zu opfern. Wo wir Zaghaftigkeit in dec Heimat wahrnahmsn, hat sie zum Teil ihren Grund in der Unkenntnis der Verhält nisse, wie sie an der Front herrschen. Wer nicht den Puls schlag des Krieges draußen gefühlt hat, macht sich leicht falsche Vorstellungen von den Dingen. Ihm erscheint selbst die nur vorübergehende Stockung einer Operation als ein Fehlschlag. Auch ein nur vereinzelter Rückschlag läßt ihn Schlimmes befürchten. Wer aber zu solchen Auffassungen neigt, sollte sich sagen, daß er damit unter die „TrübsalS- Spritzen" geht, wie Blücher alle Pessimisten zu nennen be liebte, statt, wie es im Hauptquartier des „Marschall Vor wärts" geschah, „in dem großen Gedanken dieses größten Krieges lebend, und in den höchsten Zielen das Maß besten zu suchen, was geleistet werden muß". Die Leistungen des Befreiungskrieges und die von 1870-71 sind von unserem Heere jetzt vielfach übertroffen worden. Der Weltkrieg mit seinen ungeheuren Anfor derungen hob uns über uns selbst empor. Die Erfahrungen früherer Kriege haben nur noch bedingte Gültigkeit. Blei benden Wert "aber wird stets das Beispiel großer Charak tere der Vergangenheit behalten. An dem feurigen Opti mismus, w e er in Blücher und Gneisenau lebte, wollen wir uns daher in dieser schweren Zeit ausrichien. Nur wo ein gesunder und hostnungssreudtger Optimismus herrscht, wird inan kühne Taten sehen. Soll er beim Heere vorherrschen, so darf er auch im Volke nicht fehlen. Ein Volksheer bedarf des Einklangs seiner Stimmung mit der in dec Heimat herrschenden, sie wirken wechselseitig aufeinander ein. Beherzigen wir daher das Wort unseres großen KriegSphilosophen Clausewitz: „Nur wenn Äolkscharakter und Kriegsgewohnheit in beständiger Wechselwirkung sich gegenseitig tragen, darf ein Volk hoffen, einen festen Stand in der polischen Welt zu haben." Die migiblichm Friedcnstmmittlungc». über die angeblich bevorstehende Friedensver mittlung schreibt die „Köln. Ztg." amtlich: Seit der Wider wahl Wilsons zum Präsidenten der Vereinigten Staaten treten die Gerüchte von einer angeblichen Friedensver mittlung der Neutralen unter Wilsons Führung wieder stärker auf. Zuerst wurden sie von englischen Blättern als Meldungen der amerikanischen Presse herübergegeben, und jetzt meldet ein Schweizer Matt, die Basler Nationalzeitung, aus angeblich diplomatischer Quelle, daß die Washingtoner Regierung sich bereit erklärt habe, auf die Einberufung einer Konferenz neutraler Staaten hinzuarbeitcn, für die die krieg- führenden Mächte ihre Friedensbedingungen formulieren sollten. Der Konferenzgedanke werde augenblicklich zwischen neutralen Staaten erörtert; die kriegführenden Stacken hätten sich inzwischen den Vorschlag eines Waffenstillstandes während der Ausgleichsverhandlungeu unter allen Umständen verbeten. Hierzu möchten wir bemerken, daß unseres Wissens Deutschland nach keiner Seite hin irgendwelche Friedens- unterhandlungen eingeleitet hat. Die Meldung des Basler Blattes ist vielleicht ein Versuchsballon, vielleicht aber auch einfach freie Erfindung, die an die bekannten Bestrebungen Wilfons anknüpft, im übrigen aber aller Anhaltspunkte entbehrt. Der Wunsch verschiedener neutraler Regierungen sowie auch Wilsons, dem Weltkriege durch Friedensoermittelung ein Ende zu setzen, braucht nicht angezweifelt zu werden. Vielleicht ist auch demnächst ein formeller Vorschlag in diesem Sinne zu gewärtigen. Von den Feinden hängt es ab, wie Deutschland mit den Pfändern verfährt, die ihm dank seiner Waffenerfolge zugefallen sind. Gewiß wird Deutschland nicht den Fehler begehen, bestimmte Erklärungen abzugeben, noch bevor es den Feinden beliebt, sich an Len Beraiungstisch zu setzen. Daß es verschiedenen Neutralen scheint, als reife die Zeit für eine Vermittlung allgemach heran, ergibt sich zwanglos aus der Kriegslage. Vor der Somme-Offensive mochte im Ausland die Ansicht verbreitet gewesen sein, daß der Weltkrieg doch noch eine andere Wendung nehmen könne. An werktätiger Unterstützung unserer Gegner durch mancke Neutrale hat es Label nicht geftm. Heute muh indessen, wie die „Voss. Ztg." betont, alle Welt zu der Überzeugung gelangt fein, daß es mit ber deutschen Parole: „Sie kommen nicht durch!" seine volle Richtigkeit hat. Aller Geschützauswand, alles Blutvergießen kann höchstens zu nur noch ganz winzigen Veränderungen der westlichen Kriegskarte durch unsere Feinde führen, während die Mittelmächte und ihre Verbündeten im Osten bemerkenswerte Erfolge erzielen. Der Höhepunkt des Krieges ist jedenfalls überschritten. So vertieft sich unter den Neu tralen die Empfindung, daß der psychologische Augenblick für eine Vermittlung naht. Vom ersten Schritt bis zum Ziel ist allerdings noch ein weiter Weg. Friedlicher Abtransport der belgischen Arbeiter. In ihrer Wut über den Abtransport der beschäftigungslosen belgischen Arbeiter tischt die feindliche Presse tagaus tagein ihren Lesern neue Schauermären auf. Da die Verdrehung der völkerrechtlichen Verhältnisse und der Gründe, die zur Überführung der belgischen Arbeiter nach Deutschland Ver anlassung gaben, nicht mehr Überboten werden kann, be richtet sie jetzt von Aufständen, schweren Zusammenstößen zwischen Arbeitern und deutschem Militär und von blutig verlaufenen Massenfluchtversuchcn. In Antwerpen, in Brüssel und an anderen Orten soll nach diesen Meldungen das deutsche Militär auf die der Abfahrt sich widersetzenden Arbeiter geschossen haben. Alle diese feindlichen Alarmnachrichten sind nach amt licher Feststellung erlogen. Weder in Antwerpen noch in Brüssel, noch anderswo ist cs zu Jwischensällen gekommen. Der Abtransport vollzieht sich vielmehr glatt und ortmunas- mäßtg ohne Störung. Ja, etn großer Tett der Abgeschobenen äst offensichtlich froh,. die erzwungene Untätigkeit wieder mit einer regelmäßigen Arbeit vertauschen zu können und die Gewähr einer ausreichenden Ernährung für die Zukunft zu besitzen. RmdMM Rußlands Protest gegen die Proklamierung des Königreichs Polen. Tue russische Regierung hat durch ihre diplomatischen Vertreter Protest erhoben gegen die Wiedererrichtung deS Königreichs Polen und erklärt Liesen Akt für eine Verletzung internationaler Verträge, die feierlich von Deutschland und Osterreich-Ungarn beschworen seien. Ein decartig mit besonderer Feierlichkeit geschworener Ver trag, so schreibt die „Nordd. Allg. Ztg." amtlich, ist uns nicht bekannt; vermutlich will die russische Regierung damit f hindeuten auf die Verträge de, Wiener Kongresses, hat aber, ganz abgesehen davon, daß dies« Verträge durch eine ganze Reihe von Kriegen durchlöchert worden sind, auch mit gutem Grunde sich so unbestimmt und duntrl ausgedrückt. Denn der direkte Hinweis auf den Wiener Kongreß würde jedem historisch gebildeten Leser sofort in Erinnerung ge rufen haben, daß hier keineswegs das polnische Land als eine neue Provinz dem russischen Reich zugeschlagen wurde, sondern daß ganz umgekehrt hier durch Übereinstimmung aller europäischen Mächte ein Königreich Polen geschaffen und die Krone dieses Königreiches dem Zaren übertragen wurde. Unter Anwendung seiner militärischen Überlegenheit und keineswegs auf Grund irgend welcher europäischer Ver träge, am wenigsten feierlich beschworener, hat dann Rußland das selbständige Königreich Polen verschlungen und es von Schritt zu Schritt weitergehend so sehr feiner Selbständigkeit beraubt, daß schließlich sogar der Name Polen verschwand und bloß ein Weichselgouvernement übrig blieb. Nicht also unter Bruch der Wiener Verträge von 1815 haben die beiden Kaisermächte gehandelt, indem sie das Königreich Polen wieder ins Leben riefen, sondern im Gegenteil die Rechts grundlagen von 1816 wieder hergestellt, die von Rußland gewaltsam unterdrückt waren. Daß die Polen, die jetzt als Freiwillige zu den Fahnen eilen, um ihre nationale Freiheit gegen die Wiederkehr der russischen Gewaltherrschaft zu ver teidigen, ihr eigenes Vaterland bekämpfen, das ist eine Vor stellung und eine Anklage, die kaum in Rußland selbst, ganz gewiß aber nicht bet den Völkern Zustimmung finden wird, die für nationale Freiheit ein Verständnis haben. Deutsche und englische ZioUdienstpflicht. Die Zu weisung von Arbeit sür die Kriegsindustrie und die Volks versorgung, wie sie in dem geplanten Zivildienstpflichtgefetz platzgreifen soll, wird keinen Lohndruck herbeiführen. Die Reichsbehörden werden vielmehr den Interessen und Wün schen der Arbeiter in jeder Hinsicht Rechnung tragen. So wird u. a. auch in das Kriegsardeitsamt eine Vertretung der großen deutschen Gewerkschaften berufen werden, ohne deren vorherige Anhörung keine Entscheidung in Arbeiter fragen gefällt werden fall. Hier tritt der grundsätzliche Ge gensatz deS geplanten deutschen Gesetzes zu dem seit länger als einem Jahre geltenden englischen Munitionsges-tz scharf zutage, daS die berufliche und persönliche Freiheit de, eng lischen Arbeiters aufs empfindlichste beschränkt Streiks und Aussperrungen wurden verboten, dte alten gewerkschaftlichen Arbeitsregeln völlig beseitigt, die Entscheidung aller A.beits- streitigkeiten erfolgt zwangsweise durch Schiedsgerichte, deren paritätische Zusammensetzung nicht gewährleistet, gegen deren Urteil aber keine Berufung zulässig ist. Auf alle diese Beschränkungen der persönlichen Freiheit glaubt der deutsche Gesetzentwurf angesichts der während des Krieges bewiesenen nationalen Disziplin der Arbeiterschaft und der vaterländischen Haltung der Gewerkschaften aller Richtungen verzichten zu können. So wird hoffentlich auch diese auf dem deutschen Grundsatz freiwilliger Opfer des einzelnen im Gemeininleresse aufgebaute größte aller bis herigen kriegswirtschaftlichen Organisationen ihre Ausgabe erfüllen, unsere vaterländische Kraft ins Ungemessene zu steigern und unscnn Feinden ringsum zu zeigen, daß der deutsche Wille zum Siege nicht nur rcch ungebrochen ist, sondern daß wir zur Abwehr der unercm staatlichen Dasein drohenden Gefahren noch weitere Kräfte aufzubringen im stande sind, mit denen unsere Feinde nicht gerechnet haben. Gin neues VorstandoruituUkd deu Reichsfleisch- Unter ckem Kalbmoak. Roman von G. v. Goltz. 26 Professor Dr. Gurlitt mußte vor sich hin lächeln, als er an den Traum der vergangenen Nacht dachte. Welche Lilder — alle mögliche und unmögliche — doch den Menschen zuweilen im Traume erscheinen. Ein unmög- ' Uches war es ganz sicher, daß die bezaubernde Signora i Fratelii ihm jemals als Gattin nach Deutschland folgen würde. Ein schöner Traum aber war es gewesen, dessen Verwirklichung das höchste Glück seines Lebens bedeu ten würde. Hinter Fenstergitter blickte er aus den Hof hinab, wo das lebhafte Treiben seine Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen mußte, was auch seine Absicht war, um seinen Gedanken endlich eine andere Richtung zu geben, nachdem sie sich so lange immer mit demselben Gegenstand be schäftigt hatten. Sobald dann das erste Frühstück vorüber war und der Führer kam, wollte er sich von demselben den Weg j nach dem Heim Djelmas zeigen lassen, um zunächst dem Flötenspieler einen Besuch abzustaUen, der gestern Abend ;o schnell davon gelaufen war und ihn alleine mit dem Italiener den Heimweg hatte antrelen lassen. Er wollte doch gerne wissen, welchen Eindruck der gestrige Tag bei ihm hinterlassen hatte. Sicherlich bereute er cs, daß er sich so vom Zorn hatte Hinreisen lassen, und da wollte er ihm wenigstens die tröstliche Nachricht bringen, daß er z nichts zu befürchten hatte. Schon im Begriff, vom Fenster zurückzutreten, da be merkte der Professor, wie der Neger, der ihn hier im Hotel bediente, und dessen Wohlwollen er sich bereits durch reichliches Trinkgeldgeben erworben hatte, vom Hose heraus ihm zuwinkte. In der anderen Hand, dir er hoch hielt, hatte er etwas wie einen Brief, wie der Professor ganz deutlich unterscheiden konnte. Ein Brief für ihn, das dünkte ihm doch sonderbar, wer sollte ihm denn einen Brief senden. Er sollte aber nicht lange im Zweifel bleiben, denn schon steckte der dunkelhäutige Wüstenfohn ohne weitere Förmlichkeit den Kopf zur Türe herein. Der halbe Oberkörper folgte, dann streckte er mit sreundlichem Grinsen dem Professor die eine Hand mit dem Brief entgegen, die andere ober unzweideutig zur Empfangnahme eines Trinkgeldes. Der Professor hatte schon während seines kurzen Hierseins erfahren, wie ausdringlich die e Bediensteten waren; um nun den Vriesbringer so schnell wie möglich wieder los zu werden, reichte er ihm einige kleine Münzen und nahm ihm dann den Eries ab, worauf er wieder wort los verschwand. Ein Brief im eigentlichen Sinne des Wortes war es nicht, was jetzt der Professor in der Hand hielt, hin und herdrchte und besah, sondern ein Stück irgendwo amge- sundcnes Papier, welches zusammengefalten und dann zusammenklebt war. Besonders vertrauenerweckend und appetuiich sah dieses Stück Papier nicht ans, aber er berücksichtigte, daß er sich in Afrika befand und der Ab sender eine Perlon sein mochte, die sich nicht viel mit Driesse! reiben abgab. Ob der Brief überhaupt sür ihn bestimmt war, das schien ihm denn doch zweifelhaft. Irgend welche Auf schrift, woraus dies zu erkennen gewesen wäre, trug er nicht. Er konnte das nur erfahren, wenn er den Brief öff nete und fo zögerte er auch nicht länger. Mit einiger Vorsicht löste er das Papier von einander da wo es zu- sammenklebt war und mußte nun unwillkürlich lachen, als er die Krähenfüße sah, mit welchen die Innenseite des Blattes bedeckt war. Als er aber begann, dieselben zu eulzifjern, da wurde sein Gesicht immer ernster je wei« ter er kam und als es wirklich fertig gebracht hatte und zu Ende damit mar, da ließ er die Hand mit dem Blatt sinken und blickte wie bestürzt nach, der Türe, als er warte er, durch diese kommend,, großes Unheil. „Fremdling, wenn Du zwischen Blnmen, Grä sern wandelst, so bedenke, daß oft schon die schillernde Schlange zu deinem Verderben lauert. Bedenke ferner, daß verlockend aussehende Früchte giftig fein können. Traue auch nicht den Menschen, die mit glatter Zunge dir Freundschaft heucheln, denn ihre Herzen können von Bosheit gegen Dich erMt sein. Selbst die schönsten Augen einer menschlichen Krea tur können unergrünolich sein, wie die vieltauscud- jährige Wüste, das weite unerforschte Sandmeer, die Heimat der giftigen Winde." Als Unterschrift war ein Etwas gezeichnet, was eine geringefte Schlange bedeuten sollte und eine warnende Hand. Der sonderbare Inhalt dieses Zettels wer allerdings im höchsten Grade geeignet, den Professor nachdenklich zu stimmen. Aus der Anrede war zwar nicht mit Sicher heit zu entnehmen, da: er tatsächlich sür ihn bestimmt war, aber eine große Wahrscheinlichkeit sprach doch da für. Während die Schrift auf einen des Schreibens wenig kundigen Menschen schließen ließ, salls sie nicht verstellt war, so verriet der Inhalt wieder, daß er keineswegs zu den ungebildeten gehörte. Eine eigentümliche Sprache und Ausdrucksweise mar das und «ollte jedenfalls eine Warnung sür ihn sein. Wer war der Warner und gegen wen konnte die Warnung gericht t sein? Er konnte den Zettel betrachten wie er wollte — er konnte ihn noch ein-, zweimal durchlesen, eine Antwort aus diese beiden fo inhaltjchweren Fragen konnte er nicht finden. > -
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