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Rabenauer Anzeiger : 09.11.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191611093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19161109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19161109
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-11
- Tag 1916-11-09
-
Monat
1916-11
-
Jahr
1916
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'Ler Beisetzung unseres Unglücklichen Boelcke beizuwo'hnen. Sämtliche Hotels waren überfüllt. Menthalben auf öffent lichen wie privaten Gebäuden wehten umflorte oder auf Halbmast gesetzte Flaggen. Mit den Eltern, den Geschwistern, trauert ganz Dessau, ganz Deutschland! , Wenn im Feindesland die Völker über die Kriegs- Wahrheiten so genau unterrichtet wären, wie sie es nicht sind, dann hätte der Heldentod des ^liegerhaupimanns Bölcke ihnen sagen müssen, daß alles, was ihre Minister und Generale ihnen über die Gegenwart und Zukunft des Krieges erzählen, nicht stichhaltig sein kann. Ein Mann, der unzählige Male dem Tode ins Auge geschaut, der wahr- lich Taten genug vollbracht hatte, um ausruhsn zu können, der kämpft unerschrocken weiter, weil er für den Sieg seines Vaterlandes sich nicht genug tun kann, weil ihm dessen Größe höher steht als sein Leben. Er fürchtete den Tod nicht. Hauptmann Bölcke, obwohl jung an Jahren, ist doch ein Mann, auf den der Ausspruch des Ersten Gencral- quartiermeisters Ludendorff paßt: „Es gibt kein Verhängnis, der tapfere Mann schafft sich sein Schicksal selbst!" Die englische« Offiziere in den Kriegsgefangenen lager Osnabrück haben telegraphisch die Erlaubnis erbeten und erhalten, dem „in so hohem Maße bewunderten und verehrten Gegner" einen Kranz stiften zu dürfen. Auf der weißen Atlasschleife, die von dem wundervollen Kranz der Engländer herabfiel, stehen in Goldbuchstaben die einfachen Worte: „Von den englischen Offizieren, welche sich als Kriegsgefangene in Osnabrück befinden. 28. Oktober 1816." In Boelckes letzten Brief an die Familie steht wörtlich: »Mutter braucht sich die Umstände und Gefahren, in denen ich schwebe, gar nicht so grausig auszumalen. Man braucht sich doch bloß zu überlegen, mit welchem Plus an Erfahrungen ich in jeden Kampf gehe, abgesehen von allen anderen Vorteilen (flug- und fchleßtechnisch)." Nicht der Femd, der heimtückische Zufall hat unS den Helden geraubt, der im Herzen des deutschen Volkes unsterblich sortlebt. «Sv»'« "."7.'«'»«"' «»»usi,> r Nands-au. Englands Faust an der Kehle der Neutralen. Die Vergewaltigung der neutralen Handelsschiffahrt durch die Engländer nimmt immer groteskere Formen an. Wie der Kapitän eines neutralen Dampfers, der kürzlich von einem unserer Unterseeboote angehalten und versentt werden mußte, dem Kommandanten des letztere zu Protokoll gab, wurde das Schiff auf der Reise nach seinem Heimats- Hafen von den Engländern angehalten und nach Newport geführt. Dort hielt man ihn vier Monate lang fest und verweigerte schließlich die Abgabe von Bunkerkohle für die Heimreise. Als seine Geldmittel völlig aufgebraucht waren, fügte der Kapitän sich schließlich unter dem Druck der Not wendigkeit der englischen Forderung, Kohlen nach Italien zu bringen, um nur sein Schiff wieder in die Hand zu be kommen. Die Folge war schließlich die Versenkung des Schiffes. Ein ähnlicher Fall ist der des holländischen Dampfers „Oosterwijk" der Holland-Amerika-Linie, der auf der Fahrt von Newport News nach Rotterdam von den Engländern angehalten und gezwungen wurde, einen Teil seiner Ladung in Liverpool zu lassen. Wir können derartige, allem Recht und Billigkeit Hohn sprechenden Übergriffe Englands auf die Dauer nicht ruhig hinnehmen. Bringen die Neutralen, wie es leider den An schein hat, nicht mehr das Selbstgefühl auf, sich gegen solche Vergewaltigung energisch zur Wehr zu sehen, so wird es, wie der „Köln. Ztg." aus Berlin berichtet wird, schließlich Sache Deutschland sein, im eigenen Interesse und zur Wah rung deS Nestchens von Völkerrecht, den die schrankenlos- englische Willkür bisher verschont hat, auch seinerseits ent sprechende Maßregeln zu ergreifen. Man wird es der deutschen Kriegsleitung wahrhaftig nicht verübeln dürfen, falls sie sich gezwungen sehen sollte, nun auch ihrerseits die bestimmtesten Bürgschaften von den Neutralen zu fordern, baß die Ladung neutraler, für das eigene Land bestimmter Schiffe auch voll und ganz ihren Bestimmungsort erreicht und nicht etwa ganz oder teilweise in England hängen bleibt. Ein Londoner Blatt zur Friedensfrago. Wir glauben nicht, so schreibt ein Londoner Blatt, daß der Wunsch des Kriegsminister Lloyd George nach einem jähre- langen Krieg in Erfüllung gehen wird. Der Krieg hat nicht nur den Zentralmächten, sondern auch den Alliierten unheil- M—— MM!«! Politische Nachrichten. Handwerk und Reichsleitung. Eine besonnene Mah nung veröffentlicht die „Handwerkszeitung", das amtliche Organ der Handwerkskammer zu Berlin und Frankfurt a. O. in ihrer neuesten Nummer. Es heißt darin : Immer häufiger werden die Versuche, im deutschen Volke eine Bewegung gegen die politisch-militärische Leitung des Reiches Hervor zurusen. Wir Vertreter des märkischen Handswerks lehnen es ab, uns dieser Bewegung anzuschließen. Wir erkennen die Begründung, die ihr gegeben wird, nicht als genügend an, um eS zu rechtfertigen, in dieser schweren Zeit, die vor allem Einigkeit und deutsche Kraftanstrengung erfordert, einen Zwiespalt im deutschen Volke hervorzurufen, der den Glauben an unsere Kraft im In- und Auslande schwächt und daS Vertrauen zur Retchslettung erschüttert. Die Tatsache, daß die militärische und politische Leitung des Reiches sich in Alen wichtigen auf die Führung des Krieges bezüglichen s-ragen in Übereinstimmung befinden, daß alle Äußerungen der Reichsleitung im Reichstag Gewähr dafür bieten, daß der Vorwurf der Schwäche hinsichtlich der Krlegsztele und , Ahndung der Krieasmittcl unberechtigt ist, legt uns Kunsch nahe, daß die Angriffe auf den poli- ü des Reiches aufhören, die die Einigkeit im deutschen Volk die bisher so glänzend bewährt hat, in einen gefährlichen Zwiespalt verwandeln. Diejenigen, die mit der inneren Poiuik der NeichSleitung nicht einverstanden sind, mögen ihre abweichende Meinung nach dem Kriege zum Austrag bringen. Wir Vertreter des märkischen Handwerks, uns mit diesem einig wissend, erklären: Das märkische Hand- werk will während des Krieges von einer Störung dieser Einigkeit nichts wissen, denn nur Einigkeit macht stark. Neichstagspetitionen. Fortgesetzt laufen beim Reichs- tag Petitionen ein, die in ihrem Inhalt zum Teil nicht der Komik entbehren. Jeder glaubt natürlich, baß fein Vorschlag der beste sei und unbedingt berücksichtigt wenn nicht gar durchaesührt werden müßte. DaS 1g. Verzeichnis enthält «. a. folgende Bitten; Eine Frau bittet da um Verwendung Mrs tri Ler Garnison, ehre andere führt De- !riegszeit eine Mn be- Saanen und Simmenthal umfaßt, ist infolge der hohen Kriegspreise stark gestiegen. ES war auch gegenüber der letzten Viehzählung im Jahre 1911 trotz der Kriegszeit eine starke Vermehrung des Rindviehbestandes zu verzeichnen, während infolge des empfindlichen Mangels an Kraftfutter kommt Konkurrenz. Ein Herr bittet nämlich um Übernahme der von ihm konstruierten Lenkluftschiffe durch das Reich. Für die rasche Niederküinpfung Englands wird alles mög liche zu tun gefordert. Ein anderer will, daß alle entbehr lichen Hunde abgeschafft werden sollen, wieder ein anderer überreicht Vorschläge für die Schaffung einer vom deutschen Kaiser zu verleihenden deutschen Kriegsauszeichnung; Ka lenderreformen werden gefordert usw. In einer Eingabe wjrd die sofortige Enthebung des Reichskanzlers von feinem Amte gefordert und um die Veröffentlichung der vom Ein sender verfaßten Schriften von Reichs wegen gebeten. Ein Herr aus Bremen überreicht Friedensvorschläge! Vermischte Nachrichten. Eine BereinSliebhaberin. Eine in Brüx in Böhmen verstorbene ledige Rentnerin scheint eine besondere Vereins- ltebhaberin gewesen zu sein. Sie setzte in ihrem Testament jedem in Brüx bestehenden Verein ein Vermächtnis von 200 Kronen aus. Da es in Brüx über 200 Vereine gibt, so haben die Erben an sie insgesamt über 40000 Kronen aus zuzahlen, was diese gerade nicht sonderlich erfreuen wird. Sich „selbstversorgende" unredliche Elsenbahn- angestellte. In Halle a. S. wurden laut „Magd. Ztg." 28 Beamte und Arbeiter der Eisenbahn in Halle a. S., die seit dem Herbst v. Js. umzurangierende Güterwagen er brachen und Bohnen, Graupen, Zucker, Kakao, Kaffee, Schokolade, Tee, Tabak, Zigarren und Liköre in großen Mengen stahlen, von der Strafkammer zu Gefängnisstrafen bis zu einem Jahr verurteilt. 150 000 Mark in Golo gehamstert hatte ein Ein wohner im Altenlande bei Stade. Nachbarn hatten bemerkt, daß er wiederholt Goldstücke durchzählte und ängstlich ver wahrte. Als dies dieser Tage wieder geschah, glückte es, ihn dabei zu überraschen, wie er nicht weniger wie 158 080 Mark in Zehn- und Zwanzigmarkstücken vor sich aufgetürmt hatte. Der Goldschatz wanderte nun zur Reichsbank und wurde durch Neichsbanknoten, Reichskassenscheine und Dar lehensscheine ersetzt. ' Girr teures Mittagessen. Bei einer an einem der fleischlosen Tage, die tn Österreich auch amtlich für die Familien gelten, vorgenommenen Revision in Znaim wurde eine Familie bei einem Bratenschmause angetroffcn. Der Hausvorstand wurde zu 5Y00 Kronen Geldstrafe, Ser höchst- zuläsfigen Strafe verurteilt. Dabei wurde ihm für den Fall der Wiederholung der Übertretung eine Arreststrafe von über wucherische Salzpreise wird vielfach Klage geführt. Bei der Nachprüfung dieser Klagen hat sich er geben, daß das Publikum mit einen Teil der Schuld trägt, daß solche Preistreibereien überhaupt möglich werden. Trotz wiederholter Aufklärung der Presse lassen sich gewisse Kreise durch irgendwelche, von unlautern Elementen in die Welt gesetzte Gerüchte über bevorstehende Salzknappheit immer wieder zu Angstkäufen größerer Mengen Salz verleiten. Diese Massenaufkäufe, auf die die Händler nicht vorbereitet find, erzeugen dann tatsächlich eine augenblickliche örtliche Salznot, waS naturgemäß von gewissenlosen Händlern sofort zu Preistreibereien ausgenutzt wird. Örtliche Schwierigkeiten werden stets, wie das Publikum wohl selbst schon einzusehen gelernt hat, bald behoben sein. Gegen Preiswucher wurde energisch vorgegangen. Es wird hier noch einmal auf das Nachdrücklichste erklärt, daß Deutschland nicht nur imstande ist, den Salzbedarf der eigenen Bevöikerung im weitesten Umfange zu befriedigen, sondern daß es darüber hinaus in recht beträchtlichem Umfange Salz an daS neutrale Ausland abgeben kann. Kriegsgetraute Ehefrauen und die Gemeinde- tUlterstUtzung. Einen bemerkenswerten Beschluß faßte der Eeweinderat von Müssen St. Niclas, in dem er eS ablebnie. schwer de üver vte Ablehnung cmeS Urlaubsgesuches ihres Mannes. Es werden da ersucht um Einführung eines Pe- Iroleumersatzmittels, um Gewährung einer Entschädigung dafür, um Verwertung des vom Einsender erfundenen „treff sicheren Unterseebootsgeschosses" usw. Auch Zeppl" ' kommt Konkurrenz. Ein Herr bittet nämlich um üb. bare Wunden geschlagen. Es dürfte jetzt an der Zeit sein, einmal offen mit Freund und Feind über den Frieden zu sprechen. über das Anwachsen der direkten Steuern im Reich gibt laut „Köln. Ztg." ein Gutachten Auskunft, das der Finanzpolitiker Professor Gerloff dem Reichsschatzamt über die steuerliche Belastung in Deutschland während der letzten Friedensjahre erstattet hat. Danach betrug im Jahre 1913 das gesamte Steueraufkommen im Reich, Bundes staaten und Gemeinden, 5 Milliarden Mark einschließlich der Kirchen- bezw. Kultusabgaben. Von der Gesamtsumme ent fallen auf direkte Steuern 2,9 Milliarden Mark, der Rest auf Zölle und indirekte Steuern. Zieht man zum Vergleich die Zahlen des Jahres 1907 heran, so ergibt sich in diesen sechs Jahren eine Steigerung der direkten Steuern um 83,6 v. H. Das Schwergewicht der direkten Steuern liegt in den Bundesstaaten, und vor allem in den Gemeinden, einschließlich der Kommunalverbände. In den Gemeinden und Kommunalverbänden stiegen die direkten Steuern von 1907 bis 1913 von 1 Milliarde auf 1.7 Milliarde Mark, also um 68 v. H. Unter den direkten Steuern stehen an erster Stelle die Erträge der allgemeinen Einkommensteuer. In den Haushalten der Bundesstaaten erreicht der Anteil der Einkommensteuer am Gesamtertrag der direkten Steuern im Jahre 1607 54 v. H., im Jahre 1913 61 v. H. Rechnet man dazu auch die Gemeinden und Kommunalverbände, so entfallen im Jahre 1913 von den Steuern überhaupt 87 v. H. auf direkte Steuern. Es zeigt sich mithin in der kurzen Zeit von 1907 bis 1913 eine sehr starke Verschiebung der Steuerbelastung nach der Seite der direkten Steuern. Eine Bilanz des englich-französischen Postraubes ergibt, daß in der Zeit vom Dezember 1915 bis Ende September 1916 rund 24200 Briefposten aus Deutschland und rund 16 8000 Briefposten nach Deutschland dem Post raub der feindlichen Seemächte durch Befchlagnahme zum Opfer gefallen sind. Der Inhalt dieser Briefbeutel ist, fo weit er für Deutschland bestimmt war, später von der britischen und französischen Zensur nur in ganz geringem Umfange freigegeben und über die Niederlande oder die Schweiz nach Deutschland weitergesandt worden. England und Frankreich beschränkten sich nicht darauf, die auf den neutralen Dampfern befindlichen Briefposten nach und von den ihnen feindlichen Ländern zu beschlagnahmen und zu durchsuchen. Die Briefposten der neutralen Länder werden vielmehr ebenso behandelt, um auch die Briefsendungen zu fassen, die durch die Post in neutralen Ländern mit feind lichen Staatsangehörigen ausgetauscht werden. Die von einzelnen neutralen Mächten hiergegen wiederholt erho benen Proteste haben bisher keinerlei Änderung de« Verfahrens erzielt. Dio Zahl der englischen Soldaten in Frankreich, über die die Heeresleitungen der Entente das strengste Still schweigen beobachten, hat daS St. Galler Tagblatt auf eigen artiger Weise festgesteÜt. Der Londoner „Daily Telegraph" hat unter Zustimmung deS Generalissimus Haig eine Samm lung eröffnet, um jeden britischen Soldaten in Frankreich einen Weihnachtspudding zukommen zu lassen. Neuestens gibt das Blatt bekannt: „Total der bisher etngegangenen Gaben: 222 303 Schilling; ferner benötigte Summe: 677 697 Schilling." Dies ergibt zusammen 1200 000 Schilling, und wenn wir für einen Pudding einen halben Schilling rechnen, so solgt daraus, daß 2 400 000 Mann britischer Truppen auf französischem Boden stehen. Englands Schwarze Listen. Im Reichstag hat der Abgeordnete Dr. Müller-Meiningen an den Reichskanzler folgende Anfrage gerichtet: Die britische Negierung hat in völkerrechtswidriger Weise das System der sogenannten Schwarzen Listen eingeführt, d. h. sie veröffentlicht die Namen solcher neutralen Personen und Firmen, die wegen ihrer Handelsbeziehungen zu den Gegnern Englands feindlichen Personen gleichgestellt werden. Ist dem Herrn Reichskanzler bekannt, wie weit sich die Neutralen dem englischen Vor gehen gefügt haben? Und welche Stellung nimmt die Reichsleitung zu diesem System ein? an kriegsgetraute Ehefrauen Unterstützungen aus Gemeinde- Mitteln zu zahlen. Derartige Gesuche sollen ausnahmsweise zurttHgewiesen werden. Jugendverrohung in England. Wie ein holländisches Blatt niittejlte, steht sich England veranlaßt, gegen die zu- nehmende Verrohung der Jugend Maßregeln zu ergreifen. In 17 englischen Großstädten hat die Anzahl der Verbrechen Jugendlicher in den letzten zwei Jahren um 30 Prozent zu- genommen, in London um 68 Prozent. Diebstähle, Über fälle, Sachbeschädigung sind die hauptsächlichsten Delikte. Man erblickt den Grund neben dem Fehlen elterlicher Aus sicht und der Dunkelheit der Straßen vor allem tm Kino besuch. In Liverpyol hat man kürzlich duxch Zählung fest- gestellt, daß an einem Tage 1300 Kinder unter. 1k Jahren das Kino besuchten. Charakteristischerweise will yian zunächst eine Filmzensur einführen, offenbar um die vielen rqhen und verrohenden Darbietungen der englischen Filmindustrie zu beseitigen. Außerdem will man eine Kommission gegen die Verbrechen der Jugendlichen etnsetzen. Dev Wechsel im KriegS-Presseamt. Dem bis herigen Lefler deS KrieaS-Presseamts, Major Dcutelmoser, der als Nachfolger des Wirkl. Geh. Nats Dr. Hammann ins Auswärtige Amt berufen ist, ist durch Kaiserliche KabtnettS- Order unter Verleihung des Charakters als Oberstleutnant mit dem Recht, die Uniform der Offiziere deS Großen Generalstabes zu tragen, der erbetene Abschied aus dem Heeresdienst bewilligt' worden. Zu seinem Nachfolger in der Leitung des Kriegs-Presseamts wurde laut „Voss. Ztg." Major Stötten vom Großen Generalstab ernannt, der bis her dem Großen Hauptquartier zugeteilt war. Fürst Thun s. Der frühere österreichische Minister präsident Statthalter von Böhmen Fürst Franz Thun- Hohenstein ist im 69. Lebensjahre an Arterienverkalkung gestorben. Der Schlaganfall, der das Ende beschleunigte, soll auf die Erregung über die Ermordung des Minister präsidenten Grafen Stürgkh zurückzusühren sein. Fürst Thun war unablässig bemüht, die böhmische Sprachenfrage, die das schwerste aller österreichischen Probleme darstellt, zu Men, mitteln ein namhafter Rückgang der Mastschweine eintrat. In dem Jahrfünft 1911—15 betrug der durchschnittliche Fleischkonsum der Schweiz nicht ganz 40 Kilogramm auf den Kopf, im Jahre 1915 sank er auf 35 Kilogramm herab, was eine Einschränkung von 12,5 v. H. bedeutet. Der Bericht des Berner statistischen Büros führt im Anschluß hieran u. a. aus: „Der zahlenmäßig nachgewiesene Rück gang der Schlachtungen bestätigt den fühlbaren Mangel an Schlachtviehware und gibt schon an sich eine hinlängliche Erklärung für dis Preisverteuerung des Fleisches. Bei längerer Dauer des Krieges wird sich die Bevölkerung zweifelsohne auf eine weitere Einschränkung deS Fleischver brauchs etnrtchten müssen. Hanotaux leugnet das Deutsche Reich. Der frühere französische Minister des Auswärtigen Hanotaux sagte in einer Rede: Die Gründung des Deutschen Reiches sei nicht der Gegenstand einer legitimen und freien Anerkennung von feiten Europas gewesen, sondern nur ein innerpolitischer Ver trag zwischen gewissen deutschen Regierungen. Es gebe da her kein Recht für das Deutsche Reich innerhalb des euro päischen Rechtes, und die Mächte könnten ohne Skrupel etwas ignorieren, was ohne ihre Mitwirkung geschehen ist. Hanotaux geht so weit, zu fordern, daß bei den Beratungen über den Waffenstillstand nicht mit den Zentralbehörden, sondern mit jedem Bundesstaat einzeln verhandelt wird. Selbst das Pariser „Journal Les Debats" lehnt Herrn Hanotaux kühl ab und zitiert sogar zustimmend die Worte Hindenburgs, daß man Krieg machen müsse, um Frieden zu bekommen. Im übrigen widerspricht es mit dürren Worten Len Ausführungen Hanotaux über das „nicht bestehende" Deutsche Reich. Ob es eine Gewaltschöpfung Bismarcks war oder nicht, sei gleichgültig. Es ist gegründet worden und alle Staaten der Welt haben es anerkannt, indem sie mit ihm in reguläre Beziehungen eingetreten sind und Verträge aller Art mit ihm geschlossen haben. Das Reichsgefühl habe sich in 46 Jahren weiter entwickelt, und der Krieg hat es nicht geschwächt; es hängt, meint das Blatt sehr richtig, nicht von Frankreich ab, das Gefühl oder die Sache aus der Welt zu schaffen.. Fleischknappheit auch in der Schweiz. Die außer ordentlichen Verhältnisse der Kriegszeit haben auch in einem so günstig gestellten Lande wie die neutrale Schweiz zu einem starken Rückgänge des Fleischverbrauchs geführt. Der Wert des Viehstapels in dem besonders viehreichen ! . schweizerischen Kanton Bern, der Bezirke wie Emmenthal, ' ^chS Monaten angedroht.
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