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Rabenauer Anzeiger : 09.11.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191611093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19161109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19161109
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-11
- Tag 1916-11-09
-
Monat
1916-11
-
Jahr
1916
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Die letzte Kriegswochc. Die Parlaments. Dis feste Front im Westen. Russische Schmerzen. General Sarrail. Dio Präsidentenmahs. Der Deutsche Reichstag wollte sich am Sonnabend ver tagen. Die ursprüglich gesiegte Absicht wird nicht verwirk licht werden können, da die große Mehrheit der Abgeord neten nicht gewillt ist auseinanderzugehen, bevor die Ent würfe und Anträge des Hauses über Belagerungszustand, Schutzhaft und Zensur erledigt sind. Bei der ersten Lesung dieser Beratungsgegenstände erklärte ein Zentrumsredner zwar, was wir fordern, muß noch in dieser Woche Gesetz werden; bet der Ausdehnung aber, die die Verhandlungen zum wenigsten in die Breite nahmen, wird sich diese For derung nicht erfüllen lassen. Wir haben vielmehr damit zu rechnen, daß der Reichstag auch noch in der neuen Woche eine zeitlang versammelt bleiben wird. Möglich ist es, daß während einiger Tage die Plenarsitzungen ausfallen, um der Schutzhaftkommission uneingeschränkte Gelegenheit "zur Er ledigung ihrer Arbeiten zu bieten. Ein Beginn der Reichs tagsverhandlungen in der vierten Nachmittagsstunde, wie er neuerdings Mvde geworden ist, führt soviel Unzuträglichkeiten mit sich, daß man mit diesem neuen Brauche je schneller um so bester bricht. Bevor das preußische Abgeordnetenhaus am 16. d. M. seine Beratungen wieder auftrimmt, wird der Reichstag in jedem Falle seine Tore geschlossen haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird auch der Wiener Reichsrat, gegen dessen Einberufung während der Kriegszeit der er mordete Ministerpräsident Graf Stürgkh unüberwindliche Bedenken hegte, unter der Ministerpräsidentschaft des Barons v. Koerber sehr bald einberufen werden. Die am 3. Juli vertagte russische Neichsduma tritt am 14. d. M. wieder zu sammen. Die Kriegslage ist so günstig wie möglich und es wird weiter gut gehen. Dies Wort des Feldmarschalls v. Hin denburg darf nach wie vor an die Spitze jeder deutschen Kriegsbetrachtung gestellt werden, denn die Ereignisse be- weisen je länger je mehr seine Richtigkeit. Nach der Amahl der von einem Londoner Blatt gestifteten Weihnachtspuddings ist die Zahl der englischen Truppen an der französischen Front auf zwei und eine halbe Million Mann geschätzt worden. Die Schätzung ist reichlich willkürlich; aber daß England ins Feld gestellt hat, was es nur immer vermochte, und daß es alle ihm verfügbaren Kriegsmittel zur Erreichung Les großen Durchbruchs durch die deutschen Linien eingesetzt hatte, daran besteht kein Zweifel. Und was hat die gemein same, mit äußerster Anstrengung und rücksichtslosem Menschen einsatz durchgefuhrie Offensive bisher erreicht? Nichts, oder doch so gut wie nichts. Von dem erzielten Raumgewinn haben die vereinigten Gegner schon so manchen Graben wieder an unsere unwiderstehlichen Feldgrauen abtreten müssen. Englische und französische Angriffe sind in den letzten Tagen beständig unter blutigen Verlusten für den Feind gescheitert. Die deutsche Front aber, das hat soeben erst wieder der weltbekannte Militärkritiker eines norwegischen Blattes, also eines Organs, das außerhalb des Verdachts blinder Vorliebe für Deutschland steht, ausgesprochen, ist heute noch ganz und gar so stark und fest wie ehedem. Was die Alliierten aber in der besten Sommerzeit nicht vermochten, bevor die Deutschen ihre Verteidigung den neuen Angriffs. Methoden angepaßt hatten, das wird bei Regen und Schnee nicht leichter gehen, zumal da die deutsche Artilleriemacht inzwischen stark vergrößert ist. Die Sommeschlacht kann noch Hekatomben von Menschenopfern fordern; aber Tat sache ist, daß sie vom Erooerungs- zum Erschöpsungskrieg bereits übergegangen ist. Der Verdun-Jubel der Franzosen ist wie ein Rausch verflogen; was übrig blieb, heißt Katzenjammer. Die jüngste russische Offensive zeigt mehr Wahnwitz als Methode. In rücksichtsloser Weise opfert die russische Heeres leitung ihre Leute und steigert die blutigen Verluste ihrer eigenen Truppen ins Unermeßliche. Die feindlichen Masseustürme gegen unsere Schtschara-Stellung brachen blutig zusammen. Es war besonders den gut ausgebauten Stellungen der Unseren zu danken, daß unsere Truppen im ganzen nur 40 Tote und Verwundete hatten, während die Russen allein 1200 Tote vor unserer Front zurückließen. An der Narajowka haben unS unsere Erfolge eine wesentliche Verbesserung unserer Stellungen gebracht. Die Rusten suchten uns die von Len Unseren eroberten beherrschenden Höhen üuf Lem östlichen Närajowkä-Ufer mit dem Mule der Verzweiflung zu entreißen. Fünfmal stürmten sie da gegen an, jedesmal vergebens. Im zähen Aushalten wie im schnellen Sturm zeichneten sich auch die türkischen Truppen wieder hervorragend aus. Bei der wachsenden Erfolglosig keit ihrer Unternehmungen mag sich die russische Heeresleitung jetzt tatsächlich mit dem Gedanken einer Vertagung der großen Operationen tragen. Ein Petersburger Blatt schreibt "auf Grund der Auffassung militärischer Autoritäten, daß die Kriegsoperationen Rußlands angesichts der ungünstigen Jahreszeit in diesen! Jahre abflauen werden, ein Stillstand an der russischen Front stände bevor. Trifft das zu, so würde dazu wohl weniger das schlechte Wetter als die überlegene deutsche Strategie beigetragen haben, über die Ereignisse in der Dobrudscha lägen mehrere Tage lang amtliche Meldungen nicht vor. Unsere Erfolge in Sieben bürgen und die Gesamtlags im rumänischen Kriege sind dadurch nicht beeinträchtigt worden, daß eS im Schutze des Nebels rumänischen Kräften gelang am Szurduk-Paste eine unserer Seitengruppen ein Siück zurückzudrängen. In Mazedonien haben die serbischen Truppen sich in ihren ergebnislosen Angriffen dermaßen aufgerieben, daß sie von französischen Kräften abgelöst werden mußten. Diese letzteren werden von General Sarrail begreiflicherweise noch mehr geschützt werden als die serbischen Brüder. Die Eng länder halten sich wie gewöhnlich in Reserve. Die große Offensive Sarrails ist noch immer ausgeblieben, und es gibt militärische Sachverständige, die gar nicht einmal an die Möglichkeit ihrer Ausführung unter den obwaltenden Umständen glauben. König Konstantin von Griechenland hat mit bewundernswerter Standhaftigkeit allen Stürmen getrotzt, mit deren Hilfe die Entente sein Land in den Krieg Hineinzuwirbeln suchte. Griechenland hat bisher seine Neu tralität aufrecht erhalten können und es steht zu hoffen, daß die Regierung deS Königs auch weiterhin Herrin im Lande bleiben wird. Von Italiens Mitwirkung an der Sache der Alliierten ist und bleibt wenig zu verspüren, einen irgendwie maßgeblichen Einfluß auf die Kriegsentwicklung hat Italien, das nach der Hoffnung der Entente' die Entscheidung herbei-j führen sollte, nicht gewonnen. Die italienische und die rumänische Vundesgenostenjchast sind zwei Dinge, auf die die Ententestaaten nicht stolz sein werden. Die wirtschaft lichen Rückschläge des Krieges werden für Italien mit jedem Tage schmerzlicher. Seine mangelnde Leistungsfähigkeit ver schließt ihm auch die Kassen Englands, deren Goldstrom ohnehin nicht mehr allzu reich fließt. Die amerikanische Präsidentenwahl am nächsten Dienstag mag Wilson oder seinem republikanischen Gegenkandidaten Hughes den Sieg bringen, ihr Ergebnis wird an der aus wärtigen Politik der Union und ihrem Verhalten zum Kriege nicht» ändern. In dieser Beziehung bläst Hughes ganz in da» Horn WilsonS, ein Waffenausfuhrverdot gibh es nicht und an dem Grundsatz der Neifefreiheit aller Ame rikaner wird nichts geändert. Aber in der U-Bootfrage' nimmt Amerika eine Stellung ein, zu der sich das von Eng land abhängige Norwegen noch nicht hat aufschwingen können. Die Regierung Norwegens versagt den U-Booten, und betroffen von diesem Verbot werden der Natur Ler Sache nach nur die deutschen Fahrzeuge, den Aufenthalt in den Territorialgewässern des Landes gemäß der von Eng land ergangenen Aufforderung. Die norwegische Antwort auf die dagegen erhobenen Vorstellungen der deutschen Reichs regierung ist noch nicht bekannt geworden; aus den Stimmen der norwegischen Presse aber scheint hervorzugehen, daß im Reiche König Haakons die Einsicht in das Deutschland ohne jede Ursache angetane Unrecht dämmert und daß man bemüht ist, dem begründeten deutschen Verlangen nachzugeben. , V,V»-, Zur Kriegslage schreibt unS unser Berliner Mitarbeiter: Das Fort Vaux, das etwa 7 Kilometer südöstlich von Douaumont gelegen! ist, konnte von den Franzosen nicht erobert werden; denn es existiert nicht. Gleich Douaumont war auch Vaux zur Lahmlegung der Festung Verdun zerschossen worden. Es ist jetzt ein Trümmerhaufen, der keinen Schutz, dagegen der feindlichen Artillerie einen um so günstigeren Zielpunkt bot. Es wurde freiwillig geräumt und unsere Helden, die zu schade sind, um auf diesem wertlos gewordenen Punkte geopfert zu werden, wurden in sicherere Stellungen zurück- genommen. Ku dem bekannten französischen Siegesst,bei Hegt vaher kein Anlaß vor. t Auf der Nordostfront des Kriegsschauplatzes an der Somme entwickelte der Feind wieder lebhaftere Tätigkeit. Während östlich von Thiepval bei Courcelette ein englischer Angriff leicht abgewiesen wurde, kämpften die Franzosen mit äußerster Anstrengung auf der Linie LesboeufS-Rancourt. Ihre Erfolge standen wiederum in vollem Mißverhältnis zu ihren Verlusten. Sie wurden, wie unser Heeresbericht sagt, blutig abgewiesen und konnten nur bei Morval, das etwa auf der Mitte der genannten Linie liegt und an dem östlich von Combles gelegenen St. Pierre-Vaast-Walde ganz un bedeutende Vorteile erringen. Östlich von Maroal gelang es den Unseren trotz hartnäckigen französischen Widerstandes in den Nordteil von Sailly vorzudringen. Wie an der Narasowka der Feind durch Zurückweisung auf das Ostufer des Flusses die Hoffnung auf Lemberg zu rückstellen mußte, so ist ihm durch die Erstürmung seiner Stellungen am linken, d. h. westlichen Stochodufer der Aus blick auf Kowel verhängt worden. Kowel und Lemberg waren aber die Hauptziele der russischen Offensive. Die Er folge in den Karpathen und an den siebendürailcken Bällen eröffnen uns weitere günstige Aussicht. Die BeMhung des Hauptmanns Voelcke, unseres im Luftkampf verunglückten, aber unbesiegten Flieger Helden, fand am Donnerstag nachmittag auf dem Ehren- frredhof in Dessau statt. An der Feier in der Johanniter- kirche hatten nur die nächsten Angehörigen und ein kleiner Kreis geladener Gäste tetlgenommen. Am Trauerzuge be- teiligten sich eine Ehrenkompagnie des Ersatz-Bataillons des Infanterieregiments Nr. S3 mit Musik, Militär- und Krieger vereine, Vertreter der Behörden und Abordnungen von Schulen und Jugendwehren. Zu der Feier auf dem Ehren- friedhof waren der Herzog von Anhalt, als Vertreter des Kaisers Frhr. v. Lyncker und Vertreter des Kronprinzen und der herzoglichen und städtischen Behörden anwesend. Die Einsegung der Leiche am Grabe nahm ein Onkel des Toten, Pastor Boelcke, vor. Der Kaiser hatte schon durch Exzellenz von Below an der Bahre des in der Kathedrale von Cambrai ausbewahrten Helden einen Kranz niederlegen lassen. Zu der erhebenden Totenfeier in Cambrai waren außer den Eltern und Brüdern des verstorbenen ruhmge- krönten Helden auch Kronprinz Rupprecht von Bayern persönlich erscheinen. „Boelcke ist nicht im Luftkampft besiegt!" So sagte an der Bahre des toten Kameraden-'ein junger Offizier von der Jagdstaffel, der Boelcke angehört hatte. Sein Flugzeug ist betm Zusammenstoß mit einem anderen deutschen Apparat beschädigt. Aus 2000 Meter Höhe glitt er irn sicheren Spiralfluge abwärts bis auf 600 Meter, WO Lurch Böen das Flugzeug zum Absturz gebracht wurde. Durch Schädelbruch starb der Held. Keinen Schuß wies Ler wenig entstellte Körper auf. Aus allen Gauen Deutsch lands war man nach Dessau geeilt, um der Trauerfeier und Hauptmann Boelcke Unter Äem Ualbmollü. Roman von G. v. Goltz. d. Kapitel. 19 Shgyora Fratelli schien über den unverhofften Besuch des Professors ganz besonders erfreut zu sein und ihre Aufmerksam galt daher auch ist erster Linie demselben, während sich Djelma mit etwas weniger begnügen mußte. Rasch räumte sie den Diwan von den unordentlich da- raufliegenden Gegenständen und nötigte die beiden Män ner Platz zu nehmen, dann eilte sie in ein Nebengemach, durch dessen offene Türe der Professor die alte Meriam hantieren sah und dieser erteilte sie einige Befehle, dann kehrte sie wieder in das Zimmer zu ihren Besuchern zu rück, um sich denselben zu widmen. Don dem Professor, dem es anfangs etwas unbe haglich zu Mute gewesen war, schwand nach und nach alle Befangenheit angesichts der großen Freundlichkeit, mit welcher ihn die Italienerin überschüttete. Es entging ihm vollständig, wie ihr Wesen dabei etwas gezwunge nes an sich hatte, wie der Blick aus den von langen dunklen Wimpern beschatteten Augen zuweilen sekunden lang eigentümlich forschend und beobachtend auf ihm ruhte, während sie den sonst so vergötterten Flötenspie ler heute viel seltener eines Wortes und Blickes zu wür digen schien. „Sie Bcher," bemerkte sie mit einem verführerischen Lächeln zu dem Professor, „wie konnten Sie so lange fernbleiben, nachdem ich mich darauf gefreut hatte, wäh rend Ihres Aufenthaltes in dem für mich so langweili- ligen weltverlaffenen Medeah recht oft Ihrer angeneh men Gesellschaft teilhaft zu werden." Sie drohte ihm dabei so schelmisch mit dem Finger, daß es ihm jo eigen, jo Wrm um das Her- wurde, wie er es noch nie in Gegenwart eines Weibes gesuhlt. Ach, diese Signora Fratelli war auch so ganz anderer Art, wie die deutschen Frauen, welche kennen zu lernen er bisher Gelegenheit hatte, „Ich fühlte mich nicht ganz wohl, darum habe ich drei Tage lang das Hotel überhaupt nicht verlassen," entgegnete der Professor als Ausrede, da er die Wahr heit nicht gestehen mochte, aber er errWe dabei wie ein Schuljunge, der auf der ersten Lüge ertappt wich, da es eigentlich seinem Charakter widerstrebte, die Unwahrheit zu sprechen. „O, das ist sehr zu bedauern, Herr Professor. Es ist Ihnen das Klima wahrscheinlich nicht zuträglich. In der ersten Zeit hatte ich auch darunter zu leiden, man ge wöhnt sich aber schließlich auch daran. Nun Mhlen Sie sich aber wohl wieder vollkommen gesund und Djelma habe ich, wie ich annehme, Ihren heutigen Besuch zu verdanken?" „So ist es, Signora. Wir trafen uns ganz zusällig — ich hörte von ihm, daß mein Besuch angenehm sei, so solgte ich wenn auch zögernd, doch gerne." „Dafür verdient Djelma mein höchstes Lob, wie er uns nachher auch noch mit seinem Spiel ergötzen wird." Der Professor wollte der Italienerin noch von dem Abenteuer erzählen, welches er und der Flötenspieler auf dem Wege hierher erlebt hatten, aber da fiel sein Blick auf das zarte, duftige Gewebe eines Frauengewandes, welches wie eilig in eine Ecke geworfen war. Er glaubte ein ganz ähnliches Gewand bei der spukhaften Erschein ung gesehen zu haben und das erste Wort der Erzählung erstarb ihm daher wieder auf den Lippen. Das zartgebaute Windspiel, welches selbst in seiner warmen Heimat noch zu frösteln schien, schmiegte sich jetzt an den Professor und mehr aus Höflichkeit gegen seine schöne und liebenswürdige Herrin kraute er ihm die AUasohren. „Sie haben ein redliches Herz," fchmeichette die Jta- lienerin dem Professor. „Der Hund ist das treueste Tier und hat einen wunderbaren Instinkt für den Ehrlichen, niemals wird er einen Falschen liebkosen.* Signora Fratelli klatschte in die Hände, woraus die alte Negerin und ein brauner Knabe erschienen. Die erstere brachte auf einer Platte verschiedene Erfrischungen, die sie nach orientalischer Sitte auf den Boden nieder setzte, während der Knabe eine grüne Laterne an der Decke befestigte, da es schon etwas dunkel in dem Zim- mer geworden war. In dieser farbigen Beleuchtung strahlte die Italiene rin wie eine Sultanin und sie dünkte dem Professor an betungswürdig. In dem grünen Schein war ihr Bild ein geradezn bezauberndes, ein unvergeßliches. Der Pro fessor lehnte sich unwillkürlich in den Diwan zurück, ver sunken in ihrem Anblick. Keinen Augenblick kam ihm der Gedanke, daß gerade diese Beleuchtung gewühlt sein konnte, um aus die Sinne des Europäers einzuwirken, seine dankenden Worte, als sie ihm eine Schaale mit verzuckerten Früchten hinhielt, glichen mehr einem Stam meln — er kam sich wie ein unbeholfenes Wesen gegen über dieser himmlischen Fee vor. Jetzt holte sie die Mandoline von der Wand und leise mit den Fingern darüber hinstreichend summte sie dazu ein arabisches Liebeslied, ein Genuß, wie ihn der Professor sich nicht schöner denken konnte. Da plötzlich knurrte das Windspiel und lief nach dem Ausgang des Zimmers und richtete sich vor der ver schlossene Türe aus die Hinterbeine. „Er kommt!" sagte die Italienerin zischend und dann schleuderte sie das Instrument förmlich bei Seite. Aus diesem Verhalten schloß der Professor, daß die Signora einen ihr unangenehmen Besuch vermutete und fühlte sich dadurch selbst zu seinem größten Leidwesen wie aus allen Himmeln gestürzt, - --
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