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Vas allgemeine Wohl ist höchstes Gesetz. Unter den Lasten des Krieges hat auch das deutsch« Volk zu leiden wie seine Gegner, die Lebensmittelversorgung bereitet ihm infolge der Verhinderung aller überseeischen Anfuhren durch England sogar besondere Schwierigkeiten. Und doch erträgt das deutsche Volk die Beschwerlichkeiten, die der Krieg ihm auferlegt, und die Opfer, die er von ihm fordert, leichter und ist in höherem Matze von der Unerläß« lichkeit der mancherlei Kriegshetmsuchungen überzeugt al- unsere Gegner. Während im feindlichen Ausland die Un geduld ost recht stark zum Ausdruck gelangt und louteS Murren über die Kriegsschädigungen bis an das Ohr der Regierenden dringt, bekundet daS deutsche Volk heroische Geduld und Zuversicht. Wie erklärt sich dieser Unterschied? Abgesehen von Eigentümlichkeiten des Volkscharakters und der Tatsache, daß wir und unsere Verbündeten große mili tärische Erfolge errungen haben, die dem Vierbunde den endlichen Sieg gewährleisten, liegt die Lösung des Rätsels vornehmlich in dem zum Gemeingut aller Deutschen ge wordenen Bewußtsein, daß wir den uns aufgezwungenen Krieg zur Erhaltung und zum Heile des ganzen deutschen Volkes führen, während auf der gegnerischen Seite der Krieg von vereinzelten leitenden Persönlichkeiten zur Befriedigung von Neid, Haß und Eroberungssucht vom Zaune gebrochen wurde, ohne daß die Interessen der Völker jener uns feind lichen Staaten auch nur tm geringsten berücksichtigt wurden. Fürst und Volk sind eins, sie kämpfen bei uns in unauflöslichem Bunde für die ge meinsame Sache, für Haus und Hos jedes einzelnen gegen die uns allen von den Feinden angedrohte Vernichtung. Diese Gemeinsamkeit und Zusammengehörigkeit ist auch durch die soeben tm Westen erfolgte Übertragung des Oberbefehls über Armeegruppen an die Kronprinzen des Deutschen Reiches, Bayerns und Württembergs zum bündigen Aus druck gebracht worden, nachdem schon tm Osten neben dem Prinzen Leopold von Bayern der jugendliche österreichisch ungarische Thronfolger, Erzherzog Karl Franz Joseph, den Oberbefehl führt. Das hat auch der Nestor der deutschen Bundessürsten, der verehrungswürdige König Ludwig von Bayern, bekundet, als er gelegentlich der Einweihung des neuen Nürnberger Justizgebäudes in seiner Ansprache aus die in dem großen Sitzungssaale angebrachten Wandsprüche hinwies und von diesen neben dem Worte „die Gerechtigkeit ist die Grundlage der Staaten" bas andere besonders her vorhob: „Das allgemeine Wohl ist das höchste Gesetz." So ist es in deutschen Landen alle Zeit gehalten worden, diesem Grundsätze entsprechend wird auch der gewaltige Völkerkrieg geführt und bis zum Ende ausgetragen. DaS ganze deutsche Volk weiß es, daß es seine Sache ist, die von dem Kaiser und den militärischen und politischen Ratgebern des Mon archen geführt wird, und daß auch für jede Kriegshandlung das Wohl des Ganzen oberstes Gesetz und unabweichbare Richtschnur ist. Eine Besserung unserer Lage muß der Friede bringen, den wir einmal schließen werden, so sagte Bayerns König und Herr. Der Herrscher unter strich dieses Wort scharf und ausdrücklich, indem er erklärte: Wie lange der Krieg noch dauern wird, wissen mir nicht; aber etwas anderes wissen wir gewiß, daß wir keinen Frieden schließen werden, der uns erniedrigt, sondern nur einen Frieden, der uns eine bessere Stellung gibt, als wir sie bis jetzt hatten. Dank der Standhaftigkeit und Ausdauer unserer tapferen Truppen werden wir diesen Krieg bestehen, vor dem der Kaiser uns so lange Jahre bewahrt hat; alle aber, die draußen für uns geblutet haben, sollen nicht glauben, daß die zu Hause Gebliebenen verzagt sind. Nein, Zaghastigket und Schwäche liegen unserem Volke trotz der harten Prüfung ebenso fern wie Unmut und Nörgelsucht. Einer für alle und alle für einen, so halten alle Deutschen brüderlich zusammen. Sie kämpfen trotz der Feinde über ragenden Zahl in der vollen Erkenntnis, daß von dem Aus gange dieses Kriegrs das persönliche Wohl und Wehe jedes einzelnen von ihnen abhängt, und daß das große Ziel der freudigen Darbringung auch schwerer und schwerster Opfer würdig ist. Das ist Deutschlands Heldentum, dem der Siegespreis und endlich ein Friedensschluß beschieden sein wird, durch den das höchste Gesetz, das Heil des ganzen Volkes, verwirklicht und vollendet wird. Rundschau. Ein Krlegsrat beim Zaren Uber Rumknien. übe: Kopenhagen geht der „Köln. Ztg." eine Meldung aus Peters, bürg zu, wonach der Zar infolge der ernsten Kriegslage ach dem rumänischen Kriegsschauplatz einen großen Kriegsrat nach dem Hauptquartier berief, woran auch die höchsten rumänischen Militärs teilnehmen werden. Die rumänischen Offiziere werden im Namen des Königs den Zaren an sein Versprechen erinnern, Bukarest durch Einrichtung einer rus sischen Luftabwehr gegen deutsche Luftangriffe zu schützen und soviel russische Truppen zur Verfügung zu stellen, daß jede feindliche Invasion unmöglich sei. Die aus Bukarest kommenden Nachrichten lauten ernst. Die Bevölkerung ist infolge deS unaufhaltsamen Vorrückens der deutsch-bulgarischen Truppen und der erfolgreichen Lustangriffe von panischem Schrecken ergriffen. Infolge der unerwartet schnellen Ein nahme von Tutrakan bereiten die Behörden die Abreise und die Wegschaffung der wertvollen Geheimarchive der Mi nisterien binnen kürzester Frist vor. Auch die königliche Familie ist bereit, auf ein gegebenes Zeichen die Flucht nach Rußland anzutreten. Zahlreiche wohlhabende Ru mänen haben bereiK die Stadt verlassen, während die niedere Bevölkerung ruhig den kommenden Ereignissen entgegensieht. Nach einer Meldung des „Tag" geben Budapester Blätter eine Drahtung der Bukarester Moldawa wieder, wonach die rumänische Köntgsfamilie Bukarest verlassen hat. Der augenblickliche Aufenthaltsort der Königsfamilie ist nicht bekannt. Der König soll einer Meldung zufolge nach einem in Eile neu hergerichteten PalaiS in Galatz gezogen sein. Nach einer anderen Information befindet er sich in Jassy. Diese letztere Meldung klingt wahrscheinlicher, da auch die gesamten Staatskassen, fast alle Ministerien und die obersten Behörden ihren Sitz nach Jassy verlegt haben. Einräumung des Verlusts des „Leonardo da Vinci." Nach verzweifelten Versuchen zur Geheimhaltung muß sich die italienische Regierung endlich bequemen, die Vernichtung des Großkampfschiffes „Leonardo da Vinci" mit dem Verlust von 21 Offizieren und 227 Mann im Hafen von Tarent einzugestehen. Die Verschweigung wird kläglich begründet durch die Notwendigkeit der Geheimhaltung der Untersuchung, die aber in Wirklichkeit jetzt erst beginnt. Der Ton der Presse ist daher ziemlich erregt. Im „Secolo" fragt der Äbg. Ciraolo, wann die traurige Mißachtung des Volkes enden werde, bas man wie unmündig behandelt, obwohl die ganze Welt die Vernichtung des Schiffes seit Monats frist kannte. Das Blatt bemängelt, daß heute noch nicht sestgestellt ist, ob ein Verbrechen vorliegt, während das Volk von einem deutschen Anschlag überzeugt ist. Der Marine- Mitarbeiter des „Corriere della Sera" bestätigt, um dt« Regierung zu verteidigen, daß auch England im Oktober 1914 bas Grotzkampsschiff „Audaclous" verlor und verschwieg. Der „Corriere" beklagt die Schwere des Verlustes, hofft aber, daß das Schiff gehoben werden könne. über den Untergang des „Leonardo da Vinci" meldet „Corriere della Sera" aus Tarent, daß am 2. August, abends 11 Uhr 10 Minuten, Stadt und Meer plötzlich von ungeheuren Feuergarben erhellt wurden. Sofort hätte man zahlreiche Explosionen gehört, welche die Häuser erzittern machten und die Fenster eindrückten. Vom Ufer aus habe man ein brennendes Schiff gesehen, von dem fortwährend neue Teile unter starkem Getöse in die Luft flogen. Der Brand sei vermutlich durch Selbstentzündung von Naphta in einem Behälter in der Nähe des HeckturmS ausgebrochen. Alle Löschversuche seien vergebens gewesen. Der Kommandant habe deshalb die Schottentüren öffnen und die Munitionskammern überfluten lassen, worauf daS Feuer nachließ. Das Schiff habe sich auf die rechte Seite gelegt und sei nach 40 Minuten untergeganaen. Der erste und zweite Kommandant hätten den Tod gefunden. Sie werde»« wie die Tiger kämpfen. Die zornige Entrüstung über den Verrat deS rumänischen GrenznachbarS kennt in Ungarn keine Grenzen. Es war keine hohle Phrase, was der Führer des äußersten Flügels der magyarischen Unabhängigkeitspartei, Graf Karolyi, Rumänien für den Fall eines solchen Überfalls angekündigt hat: Die Ungarn werden gegen Rumänien kämpfen wie Tiger. Dieses Wort aus dem Munde eines Mannes, den die Vieroerbändler als einen heimlichen Gesinnungsgenoffen betrachtet und offenbar deshalb aus der Gefangenschaft entlassen haben — wurde er doch bei Beginn deS Krieges von einem Schiffe herunter geholt, auf dem er von einer amerikanischen Agitationsreise Der italienischr Krieg Obwohl die Italiener eine erhöhte Kamvftätigkeii ent ¬ gegen die Regierung des Grafen Tisza und für die Unab hängigkeit des ungarischen Staates mit Anschluß an die Westmächte zurückkehrte —, dieses Wort des Grafen Karolyi fand den stürmischen Beifall des ganzen ungarischen Abge ordnetenhauses und kam einem jeden Ungarn aus dem Herzen. Schon strömen Freiwillige in Scharen herbei, um es wahr zu machen, Freiwillige jedes Alters, soweit sie bei der mililtärischen Musterung als für den regulären Waffen dienst untauglich bezeichnet worden sind oder unter und über den Grenzen der Militärpflicht stehen, und die Heeresleitung hat sofort ungeordnet, sie in entsprechender Welse auszurüsten und auszubtlden, um sie an geeigneter Stelle zu verwenden. Die Rumänen werden es also wie die Italiener in Tirol und Kärnten erfahren, so wird der „Köln Ztg." aus Wien gemeldet, was es heißt, die hochgemute und tapfere Be völkerung des Nachbarstaates bis aufs Blut zu reizen; auch sie werden in den Klü ten und auf den Gipfeln der Berge Standschützen finden, die mit dem heiligen Zorne der Ent rüstung bis zum letzten Atemzuge die geliebte Heimat gegen den verräterischen Eindringling verteidigen werden. Enver Pascha. Die hohe Auszeichnung, die der Kaiser dem stellvertre tenden Oberbefehlshaber der türkischen Armee und Flotte» Generalleutnant Enver Pascha, dadurch zuteil werden ließ, baß er den trotz seiner Jugend hochbewährten Heerführer a la suite des Garde-Füsilier-Regiments stellte, trifft einen Würdigen. Enver Pascha, der in seiner Heimat erfolgreich an dem Reformwerk teilgenommen, hat sich in allen Stel- lungen, die er bisher bekleidete, als treuer Freund Deutsch lands bewiesen. Schon als Militärattaches in Berlin und später als Kriegsminister und Armeeführer hat Enver Pascha stets auf eine möglichst enge Verbindung des deutschen und des türkischen Reiches hingearbeitet. Enver Pascha steht erst tm 34. Lebensjahre, jedoch schon vor Jahren wurde er al ber Mann bezeichnet, der einmal auf die Geschicke der Türket den größten Einfluß erlangen würde. Er hat die auf ihn gesetzten Erwartungen im höchsten Maße erfüllt, indem er sich ebenso erfolgreich als Reorganisator der politischen wie der militärischen Einrichtungen des osmanischen Reiches be währte. Ihm gelang es trotz aller Schwierigkeiten, wie der militärische Mitarbeiter der „Voss. Ztg." hervorhebt, die Volkskräfte des türkischen Reiches im weitesten Umfange zum Heeresdienst heranzuztehen und alle Hilfsmittel des Landes militärischen Zwecken dienstbar zu machen. Namentlich zu Beginn des Krieges war bas eine außerordentlich schmierige Aufgabe, die nur von einer so energischen Persönlichkeit wie Enver Pascha gelöst werden konnte, bei der glühende Vater landsliebe, höchste Tatkraft und eine scharfe Erkenntnis des Erreichbaren sich verbinden. Es galt die Neuformation deS türkischen Heeres be schleunigt durchzuführen und das Heer sofort zur Verwendung im Felde bereit zu stellen. Dabei war die Türkei von jeder Zufuhr abgeschnttten und nur auf ihre eigenen Kräfte an gewiesen. Was das Heer an Waffen, Munition, Ausrüstung und dergl. gebrauchte, mußte im Lande selbst hergesteut werden. Mit Unterstützung der in der Türkei befindlichen deutschen Osfiziere und Beamten gelang dies aber in über raschend kurzer Zeit. Die ganze Tätigkeit der deutschen Offiziere aber konnte nur deshalb so fruchtbringend wirken, weil sie von Ewer Pascha nach jeder Richtung hin gefördert wurde. Der vorausblickende Politiker und Armeeorganisator ist auch der Heerführer, der die Operationen des türkischen Heeres auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen leitet und eS zu großen Erfolgen gebracht hat. Die a la suite <-Stelltmg Enver Paschas beim Gardefüsilierregiment, den populären Maikäfern, ist eine hohe Auszeichnung, wie sic den Mitgliedern fürstlicher Häuser, Heerführern und hohen Generalen zuteil zu werden pflegt. Mit der Stellung a la suite ist das Recht zum Tragen der Regimentsuniform verbunden. Das Garde füsilierregiment fft eins der wenigen Garderegimenter, das nach der letzten Rangliste keinen Offizier a la suite aufwles. Feldmarschall von Hindenburg steht a la suite des dritten Garderegiments zu Fuß. Eläck unv Llas? Erzählung von Hermann. Eglofs. 1l> Aber was war das, der große starke Mann begann plötzlich zu wanken; seine Hand griff nach der Stirne und dann sank er mit dem leisen Ausruf: „Ist es mög- sich," auf einen Stuhl. „Ilm des Himmels Willen, was steht in dem Brief ftir eine Nachricht," mit diesen Worten eilte Frau Martha an die Seite ihres Gatten. „Wie sind doch die Wege der Vorsehung so wunder bar," sagte endlich Willibald Güldner, indem er sich wie der erhob und ausraffte. „Du wirst es tatsächlich nicht sür möglich halten, aber da lies Du den Brief einmal selbst." „Aber laß mich doch erst Elise eine Taffe Kaffee an- bitten." Dieselbe aber wehrte mit aller Entschiedenheit ab, so daß nun Frau Martha noch gespannter wurde, was ei gentlich in dem Briefe stehen mochte, der auch ihren Gat ten so aufgeregt hatte, dazu das Benehmen der Freundin. Nicht ohne ein gewißes Bongen ergriff sie den 4 Seiten vollbeschriebenen Brief. Derselbe war von Heinrich Gronau und an seine ein stige, treulos verlaßene Braut Elise Werner gerichtet — es war ein Abschiedsbrief von ihm. In demselben schilderte er ihr sein Unglück — sein im höchsten Grade selbst verschuldeter Unglück, das er nun al» eine gerechte Strafe betrachten mußte. Er bat sie gleichzeitig um Verzeihung und verhehlte ihr nicht, daß es ihm nicht mehr möglich sei, zu leben, die Schande mit sich herumzutragen. Ausführlich schrieb er ihr, wie er von Helene Küpser verleitet worden war, vom Pfade des Rechts abzuweichen. Und hier kam nun die Stelle, welche Willibald Güldner so in Aufregung versetzt hatte — es stand da ganz deut lich verzeichnet, daß Gronau auch dadurch mit ins Un glück geraten war, daß er durch Zahlungsunfähigkeit des Bankhauses Güldner sein Guthaben nicht zuriickerhalten konnte. Nun begriff auch Frau Martha den Schrecken ihres Gatten, denn trotz der Feindschaft, die zwischen ihm und seinem Vater bestand, mußte er doch ihn, dem Sohn bei seinem strengen Rechtlichkeitsgefühl ganz besonders schmerz lich berühren, daß, wenn auch indirekt, durch seinen Vater ein Mensch in den Tod getrieben wurde. „O, jetzt segne ich Deinen Onkel, liebe Martha, der Dich zu seiner Erbin eingesetzt hat. Wenn mich an- 'angs Deine Mitteilung davon und das viele Geld gleich- giltig gelassen hatte, weil ich nicht ein angenehmes Leben auf Kosten meiner Frau sichren wollte, so ist das jetzt anders" „Ich verstehe Dich Willibald — wir müssen sofort Herrn Gronau helfen, daß er das Geld wieder in die Kaffe tut." „Es ist zu spät — er weilt sicher nicht mehr unter den Lebenden," jammerte Elise Werner. „Wann haben Sie den Brief erhalten, Fräulein Wer- , er?" fragte jetzt Willibald Göldner, der seine Energie wicdergefunden hatte und begriff, daß es galt, rasch und entschlossen zu handeln, wenn er ein Menschenleben noch retten wollte, denn aus dem Briese ging hervor, daß es dem Buchhalter bitterer Ernst mit seiner Absicht war, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. „Heute Morgen, ich bin ganz von Sinnen darüber geworden und wußte nicht, was ich tun sollte, da ich sonst Niemand aus der Welt habe. Zweihundert Taler, ach so eine große Summe, ich hätte ganz gerne meine Er- jparnisse hergegeben, aber die reichen nicht ganz und um diese Summe hat ihn so eine verworfene Person betro gen." „Auf die Höhe kommt es jetzt nicht an, Fräulein Werner," entgegnete Willibald Güldner, „darum brauchen Sie sich nicht zu künimern. Das Nächste ist, daß wir noch rechtzeitig dazwischenkommen, um ihren Bräutigam von diesem unseligen Schritt zurückzuhalten — allergrößte Eile dürste geboten sein." Rasch hatte sich Willibald Güldner angekleidet und zuni Ausgehen fertig gemacht. Der von seiner Frau ihm geschenkten Brieftasche hatte er zweihundert Taler ent nommen, das Andere derselben aber wieder zum Aufbe wahren gegeben. „Was willst Du zunächst tun, Willibald?" fragte ihn Frau Martha. „Das weiß ich iür den Augenblick noch nicht, liebe Martha. Das Nächste und Beste wird sein, ich verstän dige sofort die Polizei und fordere sie auf mit mir sofort Nachforschungen anzustellen." „Ach, nur das nicht — nur die Polizei nicht, das würde er mir nie verzeihen," fuhr jetzt Elise Werner auf, die bisher wie gebrochen auf einem Stuhl gesessen hatte. „Seien Sie unbesorgt, Fräulein Elise — ich will doch Herrn Gronau Helsen und da werde ich ihn doch nicht dem Strafrichter überliefern. Lassen. Sie mich nur machen, ich werde schon einen Vorwand finden, den ich der Po lizei angeben kann. Die Hauptsache ist, daß wir Herrn Gronau noch nm Leben antreffen. Seinem Briefe nach scheint er völlig zusammengebrochen zu sein unter der Wucht der Schuld, die ihm nun allerdings zum Bewußt sein gekommen ist." Nachdem er rasch mit seiner Gattin noch einige Worte leise gewechselt und sich von Elise Werner die Adresse der Wohnung Gronaus hatte sagen lassen, verließ Willibald Güldner das Zimmer. ---