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Rabenauer Anzeiger : 11.11.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191611118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19161111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19161111
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-11
- Tag 1916-11-11
-
Monat
1916-11
-
Jahr
1916
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 11.11.1916
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Die Erstürmung weiterer wichtiger Leite der russischen Hnuptstellung am Narajowka-Ufer kennzeichnet die Lage im Osten. Auch in Siebenbürgen, wo die Kampftätigkeit an der Ostfront reger geworden ist, machten wir Fortschritte. In der Dobrudscha ereignete sich nichts Bemerkenswertes, in Mazedonien blieb die Lage unverändert Mit furchtbarer Erbitterung tobt die neunte Jsonzcychlacht, in der unsere Verbündeten Wunder der Tapferkeit verrichteten und alle, auch die wütendsten feindlichen Angriffe unter schwersten Verlusten für den Gegner abwersen. Der Verwirklichung ihrer Hoffnung auf Triest sind die Italiener nicht näher gekommen. Der Seekrieg. Die „Deutschland" in Amerika, Unser Untersee frachtschiff „Deutschland" hat auch die zweite Reise nach Amerika erfolgreich bestanden. Konnten an der ersten Mel dung Reuters über das glückliche Gelingen noch Zweifel ge hegt werden, so werden diese ourch den Bericht Ler ameri kanischen Zollbehörden in New London vollständig zerstreut. Danach befinden sich an der „Deutschland" keine Waffen und Munition. Es ist Befehl erteilt worden, die „Deutschland" als Handelsschiff zu behandeln. Die Ladung besteht aus 750 Tonnen Farbstoffen, Arzneien und Chemikalien. Mit berechtigtem Stolz blicken wir auf Kapitän König und die prächtige Besatzung des Tauchbootes, die wiederum bewiesen haben, daß die englische Seegewalt nur in der Einbildung besteht. Die englische Sperre wird immer wieder von unseren kühnen Seefahrern durchbrochen, und alle feindliche Auf« passerei und Hinterlist bleiben dagegen machtlos. Zu gleicher Zeit trifft nun die Nachricht ein, daß die amerikanischen Be hörden dem Vorschlag des Grafen Bernstorff, die oeutsch« amerikanische Post durch Handels-U-Boote befördern zu lassen, sympathisch gegenüberstehen. Auch das ist ein Beweis dafür, daß man in Amerika die Durchführbarkeit eines stän digen U-Boot-DiensteS zwischen Deutschland und der Union mehr und mehr zugesteht. Die neue Fahrt der „Deutschland", so schreibt die „Tägl. Rundsch.", ist die fünfte Durchquerung des Atlantischen Ozeans unter Wasser. Den beiden ersten „Deutschland"-Fahrten folgte das Heidenstück von „U 53", dem unerschrockenen Tauch kreuzer, der nach ruhmvoller Beutefahrt in den heimischen Hafen zurückkehrte. Und jetzt hat die „Deutschland" wieder die freundschaftlich-friedlichen Beziehungen zu Amerika durch ihre Fahrt zur Tatsache gemacht. Es verdient heroorgehoben zu werden, daß die „Deutschland" in New London an einer Stelle gelandet ist, die noch heute eine Stätte der Schmach für England sein sollte, denn dort erinnert noch heute ein Obelisk an die Niederbrennung der Stadt und Nieder- metzelung der wehrlosen Bevölkerung durch die Engländer im amerikanischen Freiheitskrieg von 1781. Amerika und der Tauchkreuzerkrccg. „Reuter" meldet aus Washington: Staatssekretär Lansing erklärte, daß die Regierung sich infolge deS Wahlfeldzuges nicht abhalten lasten werde, den Unterseebootkrieg im Auge zu behalten. Die Regierung stehe noch genau auf dem Standpunkt, den sie nach der Torpedierung dex ^SMex" angenommen habe. 21 Handelsschiffe im Kanal versenkt. Im Ärmel kanal hielten die Engländer sich für sicher. Sie hätten vor Lem Kriege jeden ausgelacht, der ihnen dort feindliche An griffe prophezeit hätte. Und heute haben sie dort schon die bittersten Erfahrungen machen müssen. Noch ist ihr Schrecken von Folkestone nicht gewichen, da müssen sie bereits von der Tatsache Notiz nehmen, daß deutsche U-Boote, die wohl behalten in ihren Heimatshafen zurückkehrten, innerhalb weniger Tage im Kanal 21 Handelsschiffe versenkten. Ver senkungen feindlicher oder solcher Handelsschiffe, die Bann ware für den Feind an Bord haben, werden täglich in größerer Anzahl bekannt. England hat das Fürchten längst gelernt, es lernt jetzt das Zittern. i Norwegen und Deutschland. Obwohl viele törichte Gerüchte über Ministerwechsel, Mobilmachung, Einberufung des Storthings, Ministerreisen ins Ausland usw. nach wie vor umlaufen, fetzt die norwegische Regierung ihre Bera tungen mit dem Präsidenten des Parlaments, den Partei- führern und Botschaftern fort. Es dauern auch die Versuche einzelner Blätter an, schüchtern eine Verständigung mit Deutschland zu empfehlen. Anscheinend als Folge davon bleibt auch die Börse im ganzen fest. Krieg und Wirtschaft. Die Eingeweide der Fische sind wertvoll, obwohl sie vielfach von unseren Hausfrauen verworfen werden, da sie an ihren Außcuwaudungcn das für die Küche so wert volle Darmfell bergen. Je fetter der Fisch ist, um so reich licher wird er Darmfett haben. Beim Zander ist Las Fett schneeweiß, bei den karpsenartigen Fischen schimmert es ins gelbliche. Seefische kommen ausgenommen an den Markt. Dorsche werden häufig auch unausgeweidet gehandelt. Mit dem Darmfett vermag man sofort den Fisch zu braten oder zu kochen. Mitunter bedarf es einer Zugabe von Butter oder Warmblüterfett. Ist der Fisch recht fett, so reicht sein eigenes Fett zur Zubereitung. In Osterreich-Ungarn kaufen die weniger bemittelten Leute die Eingeweide Ler Fische von den Fischhändlern, welche sich mit der Ausschlachtung der Fische, namentlich Karpfen befassen. Das Fett wird sauber von den Därmen gelöst und aus geschmolzen, nicht gebraten. Die Därme werden sauber ge reinigt und durch den Fleischwolf gedreht. Das ganze wird wie Ragout fein gegeben und schmeckt delikat. Das Fett ist zu diesem Gericht mehr als ausreichend. Kartoffel in Fisch fett gebraten, vermischt mit den zerkleinerten Fischdärmen, ist ein vorzügliches E sen. Man wolle beim nächsten Fischessen nicht unversucht lasten, das Fischfett zu prüfen. Gemüse als Brotaufftrkch. Bei der derzeitigen Knappheit an Brotausstrichmitteln wird auf eine in manchen Gegenden wenig bekannte Verwendung von gekochtem kalten Gemüse hingewiesen. Gekochtes mit etwas Mehl oder Fett geschmortes erkaltetes Gemüse ist auf Brot gelegt ein vor züglicher Ersatz für Butter oder Marmelade. Das Gemüse darf jedoch für diesen Zweck nicht zu kalt aufbewahrt werden, sondern mutz Zimmerwärme besitzen, da es in kälterem Zu stande sehr an Geschmack verlint. Die sogenannten „Ge müsebrote" enthalten reichlich Nährsalze und besitzen einen erfrischenden Geschmack. Besonders eignen sich erkaltete und zerkleinerte gekochte Mohrrüben als Brotaufstrich, aber auch andere Gemüse wie Spinat und die Kohlarten sind als Belag verwendbar. Ein Versuch ist daher jeder Hausfrau zu empfehlen. Große Sprottenfängo werden aus den Ostseehäfen gemeldet. Einzelne Fischboote brachten bet einem einzigen Fang bis zu 29 Zentner ein. Die Händler drückten in Ählbeck den Preis von 82 Mark aus 25 Mark herunter. Der Pfundpreis in den Räuchereien beträgt zur Zeit etwa 1,30 Mark; die Vierpfundkiste kostet etwa 4,50 bis 5 Mark. Hoffentlich verspüren die Großstädter auch recht bald etwas von diesem Segen. Die Kartoffelversorgung der Städte wird von den zuständigen Behörden aufs gewissenhafteste überwacht. Ober präsident v. d. Schulenburg veröffentlicht folgende Worte an die Landwirte der Provinz Brandenburg zur Beschleunigung der Kartoffelernte: Auf Grund der Bestandsaufnahme vom 5. ds. hat eine Nachprüfung der den Kreisen zu sofortiger Lieferung aufgegebenen Kartoffelmengen stattgefunden. Die neu festgestellten Mengen können und müssen unweigerlich von jedem Kreise aufgebracht werden. Die Herren Landräte sind mit strengen Weisungen versehen und mit Zwangs befugnissen ausgestatiet, um die ihrem Kreise auferlegien Lieferungen vollzählig und ungesäumt zu bewirken. Jede Verzögerung der Lieferungen kann an den Bedarfsstellen, Lie schon jetzt wegen langsamer Belieferung zeitweilig mit empfindlicher Knappheit ringen und vor Eintritt einer län geren Frostperiode sür diese cingedeckt sein müssen, gefahr drohende Zustände schaffen. Zu dem vaterländischen Sinn der märkischen Landwirtschaft vertraue ich, daß jeder Land wirt, ohne es zu Zwang kommen zu lassen, dem Vaterlande willig geben wird, was es in dieser ernsten Stunde für die Erhaltung seiner Bevölkerung auch außerhalb der rein länd lichen Gebiete braucht. Sacharin gesundheitsschädlich? „Vorsicht beim Verbrauch von Sacharin!" Unter dieser Überschrift hat un längst eine Zeitung verbreitet, daß Sacharin ein unver daulicher Mineralstoff fei, die Verdauung des genossenen Eiweißes verhindere und so bei manchen Menschen zu aller hand Unzuträglichkeiten führe. Vorsicht beim Gebrauch des Sacharins ist allerdings eine richtige Mahnung. Aber nur in dem Sinne, daß Sacharin nicht im Übermaß verwendet werden darf, weil es sonst bitter macht statt zu süßen, dann, daß es nicht gekocht werden darf. Daß aber Sacharin ein unverdaulicher Mtneralstoff sei oder die Verdauung des genossenen Eiweißes verhindere oder Magenschmerzen oder andere Unzuträgüchkeiten Hervorrufe, ist nicht richtig. Diese Fragen sind selbstverständlich vor der Zulassung des Sacha rins eingehend geprüft worden. Auch die Beobachtungen Les in den letzten Monaten gesteigerten Süßstosfoerbrauchs haben nichts ergeben, was auf eine solche Schädlichkeit schließen ließe. Die geringen Mengen, in denen Süßstoff verwendet wird, vermögen weder auf das allgemeine Be finden noch auf den Eiweißumsatz einen Einfluß auszuüben. Die Ausnutzung der Nahrung blieb bet Sacharinversuchen dieselbe wie bei Zuckerverbrauch. Aus wirtschaftlichen Grün den ist Sparsamkeit mit Süßstoff notwendig, der nur in begrenzten Mengen für den dringenden Bedarf hergestellt werden kann. Gesundheitlich aber bestehen keine Bedenken gegen die Verwendung. Die Ausdehnung des Bezugsscheines auch auf bisher bezugsscheinfreie Webwaren, Kleider usw. trifft die Geschäftsinhaber gerade vor dem Weihnachtsgeschäft sehr hart. Auch der Sondervorteil für die Ablieferer getragener Kleider, die dafür ein neues Kleidungsstück bekommen, ver mag kaum der Maßschneiderei den Verlust zu decken. Über dies ist ein derartiger „Kauf" mit einem tiefen Griff in den Beutel verbunden, denn nur für Kleidungsstücke, deren Kaufpreis ziemlich huch bemessen ist, gelten diese Sonder vorrechte. Solche Bestimmungen können unter Umständen pretStreibend wirken, wenngleich natürlich streng auf PrciS- übertretungen geachtet werden wird. Erleichterungen bei Erwerb eines Bezugsscheines treten wie bisher ein bei plötzlichem dringenden Bedarf, Verlust oder Beschädigung eines Bekleidungsstückes und bei TfauerNeidungen. Die Zeichen der Ei tspmmmrg- so heißt es in einem Telegramm des „Voss. Ztg." aus Christiani«, machen sich vor der Überreichung der norwegischen Antwortnote an Deutschland in der norwegischen Presse von der „Sozial demokraten", dem aus vielen Gründen den Reedern nicht gewogenen Arbeiterblatt, bis zu dem Hauptorgan der Schiffs reeder, der „Sjoefartstidenbe" geltend. Hinzu kommt die er neute Drohung des Schiffsreeder-Vereins, Fahrten von Eng land nach Frankreich und den atlantischen Häfen von der Versicherung auszuschließen. Gleichzeitig hat der Reeder verein die grüßte Vorsicht bei Neubestellungen in auslän dischen Werften angeraten, will jedoch ein direktes Regierungs verbot nicht empfehlen. Alles in allem kann man aus den meisten Betrachtungen der norwegischen Zeitungen den Wunsch herauslesen, den Standpunkt, den die Regierung in der U-Boot-Verordnung eingenommen hat, noch Einmal zu prüfen. Zurechtweisung durch Schweden. Gegenüber den französischen Blättern, die behaupten, es handle sich bei dem norweqisch-deutschen Streitfall um die Unterdrückung ganz Skandinaviens, schreibt ein Stockholmer Blatt: Ja, wenn die Ententemächte Norwegens Antwort zu diktieren hätten! Aber wir behaupten, daß die norwegische Antwort in Über einstimmung mit den Wünschen in Norwegen ausfallen wird, keinen fremden Bestrebungen nachzugeben und damit damit die skandinavische Einigkeit zu zersplittern. und Nach Londoner Meldung erklärte der republikanische Präsidentschaftskandidat Hughes in Beantwortung der Frage, ob er nicht für ein Ausfuhrverbot für Munition und für die Annahme der Entschließung des Kongresses sei, die Amerikaner davor warnt, auf Handelsschiffen der Krieg führenden zu fahren, er sei für die Aufrechterhaltung jeglichen amerikanischen Rechtes, einschließlich des Rechtes zu reisen und des Rechtes der Verschiffung. England will das U-Baot-Risiko übernehmen. Der englische Handelsmtnister Runciman hatte mit Vertretern eng lischer Handelskammern eine Beratung, wobei er ihnen die Errichtung einer Körperschaft vorschlug, deren Ausgabe darin bestehen soll, alle eingeführten Waren zu überwachen, ihren Ursprung festzustellen und zu bestimmen, ob und in welcher Höhe die englische Regierung die Versicherung von Schiff und Ladung übernehmen soll, da infolge der immer zahl reicher werdenden Versenkungen von Schiffen, die mit Bann ware fahren, die neutralen Kciegsversicherungen die Über nahme der Versicherung dieser Schiffe verweigern und hier durch die englischen Zufuhren im höchsten Maße gefährdet würden. Die Handelskammern werden in besonderer Tagung demnächst sich mit dem Vorschlag Runcimans beschäftigen. Aus der Kriegszeit. Von Georg Paulsen. Martini. Der 11. November ist der Eedächiuisiag des heiligen Martin, Bischofs von Tours, dem das eigen artige Schicksal zu teil wurde, in Ungarn (316) das Licht der Welt zu erblicken, in Gallien, Lem heutigen Frankreich, getauft und Bischof zu werden und in Deutschland einen LiS heute erhaltenen volkstümlichen Namen zu erlangen, popu lärer wohl wie in unserem heutigen feindlichen Nachbar« staah besten Patron er ist. An Sankt Martin, der ur« sprüngnch Kriegsmann war und als Muster aller christlichen Tugenden gilt, knüpfen sich zahlreiche, in weiten Volkskreisen bekannte "egenden, namentlich die von Gänsen, di» daS Versteck des bescheidenen Mannes verrieten, in dem er sich im Jahre 875 der Wahl zum Bischof von Tours entziehen wollte. Martin ist 807 (oder 400) im Kloster von Mat« mouiierS gestorben, das an der Stelle der Klause erbaut wurde, 1» Ler er laüge Jahre als Mönch gelebt hatte» Der 11. November gilt auch heute noch als Markt- und Lerminstag. Die Erzählung von der MartinSganS und zahlreiche andere Geschichten erklären sich leicht, denn den Martinstag verlegte die Kirche auf den Zeitpunkt des alten germanischen Herbstopfers, das auch mit Schmäusen und allerlei Mummen schanz begangen wurde. Bei diesen Martinsfesten spielte die Gans eine Hauptrolle. Aus der Verlegung der Martins- feier auf den altgermanischen Herbstopfertag erklärt sich auch die außerordentliche Volkstümlichkeit des Heiligen in Deutschland, besten Sinn und Gemütsakt den Deutschen mehr zusagte wie den Galliern oder Franken, die sich dort häuslich niedergelassen und von allen Ger manen durch die römische Nachbarschaft am meisten berührt wurden. Nur nicht iy der Tiefe ihres Christentums, obwohl thr König Chlodwig den Namen des „allerchristlichen Königs" aus Nom erhielt. Ju Len deutschen alten Martinsliedern wird der Heilige ein „guter Mann" genannt und mit ähnlichen charakteristischen ^»tnamen Macht, die deutlich bezeichnen, wie große Ver ¬ ehrung mancher für ihn hegte. Die Lustbarkeiten,'ost derber Art, die damit verbunden waren, hatten sich bis in die zweiie Hälfte des vorigen Jahrhunderts erhalten wurden dann aber unterdrückt, sehr zum Betrübnis der Jugend, die zum Martinstage singend von Haus zu HauS zu ziehen und allerlei Geben an Obst, Kuchen usw. einzu sammeln pflegte. In allerneuester Zeit ist versucht worden, der alten Sitte in verschiedenen Orten einen neuen zeit gemäßen Inhalt zu geben, was auch nicht ohne Erfolg ge blieben ist. Auf den Martinimärkten, namentlich in den ländlichen Bezirken, gab es nach guten Ernten viel harmlose Lust und Fröhlichkeit. Auf dem Lande war bis dahin alle Ernte arbeit erledigt, die Leute und das Gesinde hatten den Ertrag ihrer fleißigen Tätigkeit eingeheimst und kamen zur Stadt, um selbst den persönlichen und häuslichen Bedarf einzukaufen. Das war ein großer Tag für die Geschäftswelt. Nach mittags und abends gab es Musik und Tanz. So war ein Martinimarkt im Frieden. Jetzt geht es einfacher zu, aber vom Kriege erstrecken sich die Hoffnungen bis in die Friedens zeit hinein, die wir, wenn es nach Sankt Martin ginge, schon hätten. Von der Wahrheit und Gerechtigkeit ihres Patrons können die heutigen Franzosen erst recht viel lernen. Mit der Martiusgans wird cs Heuer, wie bekannt, freilich seine Bewandtnis haben. Wenn es neulich in Ber liner Zeitungen hieß, daß das Pfund Gans mit sechs Mark und darüber dort bezahlt wurde, so ist es wohl bei weitem nicht überall so arg; aber billig ist der Bratenvogel nir gendwo. Aber auch das wird sich ändern. Von Sankt Martin heißt es auch, daß er auf dem Schimmel geritten kommt, das heißt Schnee bringt. Leichten Schneefall und einige Grad Kälte hatten wir vor einigen Wochen schon in vielen Gegenden Deutschlands, aber die Befürchtungen, es würde damit ein strenger Winter einsetzen, haben sich nicht bewahrheitet. Es dürfte auch kaum so schlimm werden, wenngleich ein mäßiger Winter zur rechten Zeit natürlich immer viel angenehmer ist als ein launischer Nachwinter. Wen« man auf die Reise geht. In diesen Tagen werden nach und nach die Änderungen und Verminderungen einzelner Perlvnensüae tm Interesse der Güterzüge Platz greifen. Die Bahnverwauungen yaoen nach Möglichkeit dte lokalen Interessen geschont und auch dte Eingaben der Jnteressentenvertretungen tunlichst berücksichtigt. Die Neue rung dürfte sich also ohne einschneidende Schädigungen voll ziehen. DaS Publikum, bas sich in diesen Tagen auf eine Reise begeben will, wird aber gut tun, sich genau zu unter richten, ob nicht gerade für die in Betracht kommende Strecke Änderungen eingetreten sind. Das ist unlieb be sonders für die Heimfahrt, wenn man zum Bahnhofe kommt, und der letzte Avendzug ist abgedampft. Im übrigen war auf dem amtlichen Reichskursbuche und auf vielen privaten Kursbüchern der Vermerk zu lesen, daß für die KrtegSzett eine Gewähr für die genaue Innehaltung deS aufgestellten Fahrplans nicht übernommen wird. Zu beachten ist außer dem, daß Eisenbahn und Post vielfach mit neuen oder ver minderten Beamtenpersonal zu arbeiten haben, so daß eS ohne Überwindungen von Schwierigkeiten nicht ganz abgeht. Es gibt kein langes Besinnen darüber, baß in diesem Jahre die Weihnachtseinkäufe und der Erwerb von notwendigen und nützlichen Gegenstände nur zu House zu machen sind. Mehr wie je sind die Bürger einer Stadt heute au einander angewiesen, und die Voraussetzung von soliden Preisen ist die Achtung und Ehrung des soliden nachbarlichen Freundschaftsverhältnisses innerhalb der gleichen Stadlmauer. Bet dem zurzeit vorliegenden Warenvorrat kann der heimische Kaufmann am besten den Geschmack unter seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern Rechnung tragen. Man laste sich auch nicht durch hochkiingende, tönende Namen bestechen, hinter welchen, wie die Erfahrung der Kriegszett bewiesen hat, oft sehr wenig steckt. Am wenigsten aber fördere man die Wucherpreise. Auch die Genügsamkeit dient einem guten Gewissen, dem Bewußtsein, der Allgemein heit gegenüber keine Schuld auf sich geladen zu haben. Erhalten wir auch der Jugend die Freude am kindlichen Spiel, damit sie eS, eS ist das dritte Kriegswethnachten, in dieser ernsten Zett nicht verlernt. Die Jugend, -te unsere Zukunft bedeutet, muß daS Samenkorn deS Frohsinn- in Ler Brust bewahren, damit es zum deutschen Gemüt empor wachse, bas uns ebenso unentbehrlich ist, wie Treue und TaMkest.
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