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Positives bekannt geworsen. Gegen Vte den Vereinigten Maaten von England versetzten Fußtritte hat er in seinen Wahlreden ffo wenig Notiz genommen wie Herr Wilson in seinigen. Was diese Fragen angeht, so wird voraus- ^rchtllch auch dann, wenn Wilson wider Erwarten nicht ae-' wählt werden sollte, eine wesentliche Änderung kaum ein treten. Europa hat daher von der Präsidentenwahl in Washington eine wesentliche Änderung der amerikanischen Politik m Bezug auf seine Angelegenheiten nicht zu erwarten. Zur Kriegslage schreibt uns unser Berliner Mitarbeiter: Das Wetter beginnt seinen Einfluß auf die Kriegshandlungen überall in steigen dem Maße bemerkbar zu machen. DaS zeigt sich wie auf allen übrigen Kriegsschauplätzen auch auf dem westlichen. Von einer Einstellung der Kampftätigkelt ist allerdings keine Rede, nur von einer Einschränkung. Ob diese Einschränkung der feindlichen Angriffstätigkeit ausschließlich eine Folge des Wetters und nicht vielmehr zugleich auch eine solche der Erschöpfung nach den ungeheuren Verlusten ist, bleibe dahin gestellt. Tatsache ist jedenfalls, daß alle Angriffsversuche der Franzosen und Engländer beiderseits der Somme ver eitelt wurden. Auch vor Verdun ist es ruhiger geworden; die Franzosen, die dort nach ihrem Zufallserfolg bei Dou- aumont eine entscheidende Wendung deS Kriegsglückes erwartet und im stolzen Siegesjubel bereits in alle Welt hinausgetrommelt hatten, sind wieder um eine bittere Er fahrung reicher geworden. Die russische Offensive beschränkt sich nicht auf den Süd teil der Front, sondern greift auch auf deren Zentrum über, wie der Angriff auf unsere Schtscharastellung bet Kraschin beweist. Der Angriff wurde blutig abgewiesen; die russischen Verluste waren also auch hier wieder bedeutend. Südlich von Luck, am oberen Styr unweit Berefteczko, hatten wir Erfolge in Vorfeldkämpfen. Die größte und verheißungsvollste Siegestat des Tages vollbrachten deutsche und türkische Truppen jedoch am Ostufer der Narajowka. Erst ganz un längst war daS Westufer dieses Flusses vom Feinde gesäubert und diesem die Aussicht auf Lemberg verriegelt worden. Die schützenden Höhen des Osiufers der Narajowka boten dem Feinde keinen Halt. Vorstellungen und wichtige Höhen stellungen wurden ihm von deutschen und türkischen Truppen entrissen und zahlreiche Gefangene gemacht sowie neun Ma schinengewehre erobert, die der Feind auf seinem Rückzug nicht mehr hatte mitnehmen können. Auch in Galizien, süd westlich von Stanislau, hatten russische Kräfte einen Miß erfolg. WaS in Siebenbürgen geleistet worben ist, zeigt die große Beute der Armee Falkenhayn. In der Dubrudscha, W0 Unsere verfolgenden Truppen in Fühlung mU ruMchen und rumänischen Streitkräften stehen, ist eine Änderung der Lage nicht eingetreten und über die wettere Kamvfhandlung nicht berichtet worden. Im Cernbogen erlitten oie Serben eine empfindliche Niederlage. Kmdfchm. Eine italienische Skandalaffiire hat sich aus dem alten Streit über die Frage entwickelt, ob Italien Hilsstruppen nach Frankreich senden" soll und kann. Bissolati trat bei Cadorna vergeblich dafür ein. Er soll auch mit dem König gesprochen Haden und dies wieder ohne Erfolg. Der Mi nister für die Verbindung mit der Armee nahm fein Amt ernst und wiegelt das Osfizierkorps gegen den Generalstabs chef auf. Nun scheint Cadorna nie beliebt gewesen zu sein, und seine Kriegführung wird von vielen scharf getadelt. Die Erfolge sind ja auch eben nicht groß, die Verluste dafür um so größer. Der Oberst im Generalstab, Douhet, sand sich bereit und verfaßte eine Denkschrift gegen Cadorna, die er in drei Exemplaren dem Abgeordneten Mosca für die Mi nister Sonnino, Bissolati und Ruffini übergab. Der unselige Mosca vergaß eine Abschrift, wie es heißt, in der Eisenbahn. Jedenfalls gelangte die Denkschrift irgend wie in Cadornas Hände, der keinen Scherz verstand und vom Ministerrat wütend die Verhaftung Biffolatis forderte. Man erwiderte ihm, daß der Minister immun fei. Cadorna forderte nun, daß die Anklage gegen Bissolati vor dem Staatsgerichtshof erhoben würde. Auch das scheint abgelehnt worden zu fein. Er forderte die Erschießung des Obersten Douhet. Der Ministerpräsident vermittelte und der Oberst ?am läut „Vofs. Ztg." Nkt einem Jahr Gefängnis davon. Kommentare zum Prozeß beseitigte die Zensur. Bissolati aber zieht es seither vor, wie der „Avanti" witzig sagt, sich „aus Gesundheitsrücksichten" nicht mehr in die Armeezone zu begeben, da der „Minister für die Beziehungen zur Armee" nicht wissen kann, wie Cadorna mit dem Sergeanten Bissolati umgehen würde, wenn er ihn in seine Hände bekäme. Er zieht es vor, wie der weiland Minister für Triest, Herr Bar- zilai, fein Amt symbolisch auSzuüben. Die Zenfurdebatten des Reichstags zogen sich bis in die zehnte Abendstunde hin. Es ist alles gesagt worden, was zur Sprache gebracht werden konnte, und nicht bloß ein- und zweimal, sondern noch öfter. Der Wunsch nach einer Reform der Zensur wurde einstimmig von allen Red nern des Hauses geäußert, wie es im Verlaufe der Kriegs- tagungen schon wiederholt geschehen ist. ES ist beim Reichs- tag wie ein Verhängnis, je weiter und brester die Debatten sich ausdehnen, um so geringer ist ihr praktischer Ertrag. Die Zensur-Debatte wird von dieser Kegel keine Ausnahme machen. So lange die Zensur besteht, und während der Kriegsdauer ist sie nach der Meinung der Regierungsver treter und zahlreicher Abgeordneter unentbehrlich, werden sich auch Unzulänglichkeiten und Mißgriffe zeigen. Die Zensur ist von dem subjektiven Ermessen des Zensors ab- hängig, und die persönlichen Meinungen gehen nun einmal auseinander. Mit dem Friedensschluß wird die Zensur ent- 'behrlich und mit ihr verschwinden dann auch Belagerungs- zustand und Schutzhast. Bis dahin müssen wir uns mit süen obwaltenden Zuständen abfinden und ihnen in gewifsen- chafter Weise Rechnung tragen. s Frankreichs Verluste an der Somme. Von Pariser Stellen war nach Washington gekabelt worden, die fran zösischen Verluste an der Somme seien auf einer Stufe ge blieben, die bei Bekanntwerden die Welt in Staunen setzen würde. Die französischen Gefangenen, die das Leichenfeld durchschritten haben, bezeichnen dagegen laut „Nordd. Allg. Ztg." die Sommefront als die Hölle und sind erschüttert von den ungeheuren Verlusten, die die Franzosen hier erlitten haben. Gefangene Jäger von der 47. Divistion schätzen die Verluste, die ihr Bataillon bei den letzten beiden Angriffen erlitt, auf 30 bis 50 v. H. Offiziere der 10. Division sagen auS, daß ihre Mannschaften einen ausgesprochen demorali sierten und verwahrlosten Eindruck machten. Die Verluste hätten schon vor Antritt zum Sturm 20 v. H-, im ganzen wenigstens 60 v. H. betragen. Gefangene Jäger der 127. Division meinen, die Angriffe könnten nur noch „Schläch tereien" genannt werden. Bald werde Frankreich keine Menschen mehr haben. Ein Sergeant der 56. Division er klärt, sein Regiment habe allein n,shr°nd de» Anmarsches und in der BereitschaftLsteNung durch die deutsche Artillerie 80 bis 50 Mann von der Kompagnie verloren. Besonders groß sind Lie Verluste bei der Feldartillerie. Leute von der 51. Division geben als Beispiel an, daß eine einzige Batterie 20 Tote und 10 Verwundete hatte. Ein Jäger der 47. Division kam als Überläufer und erklärte, Hunger habe ihn zum überlaufen getrieben, weil seine Truppe feit zwei Tagen nichts mehr zum essen bekommen haben. Infolge des deutschen Artilleriefeuers feien von 10 Essen holern 7 tot liegen geblieben; sein Regiment wäre infolge der schweren Verluste keine Angriffstruppe mehr. Ein an derer Gefangener erzählt: Meine Kompagnie ist vernichtet. Wir waren 220, jetzt find noch 40 übrig, und eS ist immer noch nicht zu Ende. Es ist ein wahres Gemetzel an der Somme. Im Briefe eines Verwundeten vom 5. Oktober indet sich folgende Stelle: In meiner Korpnralschast sind äst alle gefallen. Es ist wirklich schrecklich! Ähnlich äußern ich auch viele andere Gefangene, und da will die französische Heeresleitung im neutralen Ausland den Eindruck erwecken, als seien ihre Verluste an der Somme so unbedeutend, daß die Offensive dort noch beliebig lange fortgesetzt werden könnte« Die dritte englische Anleihe in Amerika. Mit seiner neuen nimmt England den dritten Kredit von den Vereinigten Staaten auf. Die vor einem Jahr erfolgte Anleihe betrug 2 Milliarden Mark, von der aber dem fran zösischen Schatzamt die Hälfte abgegeben werden muhte. Die zweite Anleihe umfaßte 50 Millionen Dollar, und die jetzige wird 60 Millionen Dollar betragen, zusammen also 3,2 Milliarden. Dieser Betrag, sagt die „Times", gibt aber noch nicht den ganzen Umsang der während des Krieges von Amerika an England gewährten finanziellen Unter stützungen wieder, denn außerdem ^wurden noch zahlreiche Präsidentenwahl in Amerika. Am ersten Dienstag im November, der in diesem Jahre auf den 7. des Monats fällt, findet nach der Verfassung in jedem vierten Jahre die Wahl des Präsidenten der Ver einigten Staaten von Nordamerika statt. Die Wahl ist recht eigentlich eine Volkswahl. Sie wird nicht, wie in Frank reich, durch Kammer und Senat, sondern auf dem Wege der Volksabstimmung vollzogen. Jeder der 47 Unions staaten wählt so viel Waklmänner, wie er Vertreter im Repräsentantenhaus und im Senat besitzt. Diese Wahl männer, die natürlich auf einen bestimmten Präsidentschafts kandidaten eingeschworen sind, vollziehen in Washington die Wahl, von deren Ergebnis nicht nur die Staatsleitung, . sondern auch die Gestaltung der Kommunalverwaltung und schließlich des gesamten öffentlichen Lebens der Union ab hängt. Über den Ausfall der Wahl herrscht bis zur Stunde volle Ungewißheit, da noch im letzten Augenblick Über raschungen eintreten und die Stimmabgabe der kleineren Parteien oder der Frauen, denn auch diese sind bekanntlich in mehreren Unionsstaaten wahlberechtigt, den Ausschlag geben können. Die beiden Präsidentschaftskandidaten, die einander gegenüberstehen, sind der bisherige Präsident, der Demokrat Woodrow Wilson, und sein republikanischer Gegen kandidat, Charles Evans Hughes (sprich Jueß). WUson hatte seine Wahl im Jahre 1912 der Spaltung der repu blikanischen Partei zu danken, für die die beiden Expräsidenten Roosevelt und Taft kandidierten. Beide zusammen erhielten 7,6 Millionen Stimmen, während Wilson es auf nur 6,29 Millionen brachte. An die Wahl des berühmten Gelehrten, der lange Zeit als Präsident an die Spitze der Universität von New Jersey gestanden und zwei Jahre lang als Gouverneur des StaateS New Jersey gewirkt hatte, waren große Hoffnungen geknüpft worden. Seit 1896 hatte die republikanische Partei die Präsidenten gestellt, die in ein seitiger Verfolgung ihre» plutokratischen Programms man ches Unheil herbeigeführt hatten. In seiner Antrittsrede am 4. März 1913 hatte Wilson ein zum Teil mit hinreißen dem Schwung vorgetragenes sozialpolitisches Programm entwickelt, in dem er darlegte, daß die großen industriellen Leistungen der Union unter dem republikanischen Regierungs system vielfach ohne Ansehung des Menschenwertes hervor gebracht worden "feien. Wilson proklamierte den Schutz deS Eigentums und deS persönlichen Rechts, den Schutz der Arbeiter. Seine Kampfansage gegen die Riesentrusts hat er so wenig einlösen können, wie irgendeiner seiner Vor gänger. Wie weit er den von ihm beim Amtsantritt ver kündigten Grundsatz der Gerechtigkeit immer und namentlich in den Fragen der auswärtigen Politik betätigt hat, das wird die Geschichte noch festzustellen haben. Das Wort von Ler einseitigen Neutralität deS Herrn Wilson, die Weigerung Les Präsidenten, ein Waffenausfuhrverbat zu erlassen, ob wohl ein solches Verbot im Einklang mit der von Wilson bekundeten Friedensliebe gestanden und den Krieg abge kürzt hätte, sind bekannte Dinge. Für die innere Politik Amerikas hat Wilson manches geleistet, den Frieden bisher erhalten und den Wohlstand gemehrt. Hughes ist im Gegensatz zu Wilson in Europa eine ziemlich unbe* kannte Größe. Gr wurde am 11. April 1862 in Glen Falls, einer Fabrikstadt in der Nähe von Neuyork geboren, und steht also im 55. Lebensjahre. Er studierte Kunst- und Rechtswissenschaft und wurde 1884 Richter am Neuyorker Gerichtshöfe. Als folcher war er bis 1906 tätig mit zwei jähriger Unterbrechung, während deren er als Professor der Rechtswissenschaft an der Columbia-Hochschule wirkte. Während seiner Nichtertätigkeit war er vielfach von der Negierung mit der Untersuchung der Verhältnisse verschiedener öffentlicher Unternehmungen beauftragt worden und erwarb sich dadurch ein hohes Ansehen. 1907 wurde er Gouverneur von Neuyork. Dieses Amt bekleidete er bis zum Jahre 1910, um es alsdann mit dem eines Richters am Obersten Gerichts hof der Vereinigten Staaten auf Berufung des damaligen Präsidenten Taft zu vertauschen. In den Fragen der inneren Politik Leckt sich das Programm von Hughes im wesentlichen mit dem von Wilson, denn Wilson vertrat nicht eigentlich das demokratische Programm, sondern ein solches der republikanischen Partei, daS er durch mancherlei Reformen etwas ummodelte. über die Haltung von Hughes in den Fragen der auswärtigen Politik ist noch wenig k ' Luter äsm Halbmouck. Roman von G. v. Goltz. 18 Einen Augenblick waren der Prozessor und der Flö tenspieler stehen geblieben, um der seltsamen Erscheinung nachzuschauen, als aber nichts mehr zu sehen war, da blickte der Erstere wie zufällig zu Boden und dabei sah er zu Füßen seines Begleiters etwas im Grase blinken. Er bückte sich danach und fand einen Ring mit einem großen Opal. Sein Bedenken schwand sofort — er be gann den Zusammenhang zu begreifen, er wollte aber gegenüber diesem einfachen Naturmenschen noch schweigen, dessen Glauben an Geistererschcinungen doch nicht so leicht zu erschüttern war. „Sieh, Djelma, wie großmütig Dein Geist ist," sagte er lächelnd, „er verwandelt die Tautropfen im Grase unter Deinen Schritten in Opale." Kopfschüttelnd betrachtete der Flötenspieler den Edel stein,' er wurde immer nachdenklicher. „Der Opal ist ein Talisman," sprach er dann, „den die bösen Geister und Djinnen fliehen — Opale bringen auch Glück." „Gewiß befindet sich der schon im Glück, der solche Edelsteine sein Eigen nennen kann. Stecke den Ring an den Finger." „Nein, ich will keinem Gespemte angetraut sein; ich mag den Ring nicht — behalte Du ihn — wie seltsam ist das." „Nun gut, so will ich einstweilen den Geisierring für Dich ausbewahren, bis Du den Mut hast, ihn selber zu tragen. Ich wette, das schönste Abenteuer verbirgt sich dahinter, Du willst es nur nicht gestehen, aus Furcht, ich könnte Dich darum beneiden." „So wahr der Halbmond mein Talisman ist und ich keines anderen bedarf, so wahr spricht meine Zunge, wenn ich sage, das; diese Erscheinung, wie auch der Opal, mir ein völliges Rätsel sind. Suche es zu ergründen, mir ist es völlig gleichgültig. Meine Liebe und mein Haß geben meinen Gedanken genug Beschäftigung — sagte ich Haß — nicht doch — ich weiß davon nichts — glaube nicht daran — vergiß dieses Wort aus mei- nem Munde." Nach diesen Worten klammerte sich der Sprecher wie ängstlich an den Professor und drängte ihn zum Weitergehen. Auf einem Weg, den der Professor noch nicht gegan gen war, erreichten sie nach einer langen Wanderung das grünumrangte Häuschen, welches Signora Fratelli bewohnte. Sie hatten auf dem ganzen Weg hierher nur wenige Worte gesprochen — die Erscheinung schien auf den Flötenspieler wirklich einen tiefen Eindruck" gemacht zu haben. Eigentlich hatte der Professor keine große Lust, der Sängerin noch einen Besuch abzustatten, denn dies fland nicht in seinem Tagesprogramm und dann war es auch nunmehr schon spät geworden. Nur weil ihm Djelma immer wieder versicherte, die Signora habe so dringlich nach ihm gefragt, willigte er schließlich in diesen späten Besuch ein. Als habe die Signora den Besuch der Beiden erwar tet, ihre Schritte schon vernommen, so trat sie unter die Türe des Häuschens, als die Besucher in den Garten eintraten und kam ihnen entgegen. Ein zierliches Wind spiel folgte ihr in tollen Sätzen, sprang jetzt an dem Flötenspieler, wie einem alten Bekannten, hoch hinauf und stand betroffen vor dem Professor still; als dieser aber das Tierchen freundlich ansah, begrüßte es auch ihn nach Hundeart. Aus dem Fenster sah jetzt die alte Me- riam, sie schien etwas betroffen zu sein, als sie den Pro- sessor neben dem Flötenspieler erblickte, dessen Besuch bei ihrer Herrin sie wohl heute nicht mehr erwartet hatte. Der Professor suchte seinen späten Besuch zu entschul digen, doch die Signora schnitt jede weitere Erklärung ah, mit geradezu übertriebener Freundlichkeit lud sie die Besucher zum Eintritt in das Haus ein — sodaß auch der Professor seine Zurückhaltung etwas verlor und er dem Zauber unterlag, welcher von dieser Italienerin aus- givg. Das gewölbte Gemach, welches sie betraten, machte auf den Professor gerade keinen anheimelnden Eindruck. Selbst wenn er berücksichtigte, daß er sich in Afrika und nicht in Europa befand, so dünkte ihm, als wenn Ord nungssinn, Sinn für ein anheimelndes, gemütliches Heim nicht zu den Hauptugenden der Signora zählten. Nirgends war Sorgfalt zu entdecken, sondern zeigte sich Unord nung, die allerdings bis zu einem gewissen Grade vielen Künstlerinnen eigen ist. In den Augen des Professors war Signora Fratelli eine Künstlerin und daher hielt er ihr es zu Gute, wenn er in ihrer Wohnung nicht alles in Ordnung fand. An den Wänden hingen Etageres, grell bemalte Brettchen, zwischen geschnitzten vergoldeten Säulen an bunten Schnüren, Diese kleinen Möbel waren mit po lierten Muscheln, Krysiallen und kleinen Gegenständen aus Bernstein beladen und gaben dem Gemach einen aufdringlichen Anstrich. Den Plasond zierten Straußen eier, die an gelb- und blauseidenen Schnüren und Qua sten balanzierten. Vogelbauer mit lärmenden Vögeln hingen ebenfalls wahllos an den Wänden. Die Fliesen des Bodens bedeckte eine große staubige Alfamatte, vor dem Diwan aber lag ein Leopardensell, wahrscheinlich das Geschenk eines kühnen Jägers, der auch zu den Verehrern der verführerischen italienischen Sängerin ge hörte, es war ihm ja auch erzählt worden, daß die Sig nora hier in Medeah förmlich mit Geschenken überschüt tet werde, die sie nun bunt durcheinander hier aufstapelte ohne sie besonders zu beachten.