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Rabenauer Anzeiger : 24.10.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191610243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19161024
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19161024
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-10
- Tag 1916-10-24
-
Monat
1916-10
-
Jahr
1916
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Japan. Die Japaner haben seit ihrem heimtückischen Überfall auf Deutsch-Kiautschou unmittelbar und aktiv in den Krieg nicht mehr eingegriffen. Trotz der flehentlichen Bitten ihrer Freunde haben sie es bis auf den heutigen Tag beharrlich abgelehnt, Truppen auf die europäischen Kriegsschauplätze Zu entsenden; sie beschränkten die Erfüllung ihrer Bündnis pflichten vielmehr darauf, für gutes Geld Waffen und Muni tion an Rußland zu liefern und diesem japanische Offiziere und Mannschaften zur Bedienung der gelieferten Geschütze Zu stellen. Es verdient bemerkt zu werden, daß Japan dem Deutschen Reiche nach jenem räuberischen Überfall nicht mehr zu nahe getreten ist, und daß die deutschen Kriegsgefangenen nirgends anders eine so gute Behandlung erfahren wie in Japan. Manches spricht für die Auffassung, baß Japan mit der Möglichkeit rechnet, seine Freunde von heute könnten morgen seine Feinde sein. Und soviel ist gewiß, daß Japan in rücksichtsloser Weise darauf ausgeht, dje Kriegswirren zur Erweiterung seiner Macht im fernen Osten auszubeuten. England und nicht minder das neutrale Amerika leiden schmerzlich unter den kaum noch verhüllten japanischen Aspirationen, können aber dem Nebenbuhler unter den heutigen Verhältnissen nicht in den Arm fallen. Amerika ist infolge seiner riesigen Waffen- und Munittonslieferungen an die Entente so ungerüstet wie möglich, und England bietet letzten Endes seine ganze Kraft, an der Somme zur Entscheidung zu kommen, auch darum auf, um endlich in den unermeßlichen Interessengebieten des fernen Ostens wieder als Machtfaktor austreten und den verbündeten Konkurrenten in die Schranken zurückweifen zu können. Asier» den Japanern lautet das Programm, das die Tokioter Regierung auch nach dem dieser Tage vollzogenen Kabinettswechsel unent wegt verfolgt und gerade jetzt während der Behinderung seiner europäischen und amerikanischen Rivalen zu verwirk lichen hofft. Unbekümmert um die Interessen Englands und um den Vertrag mit Rußland hat Japan sich in den Besitz der zäh erstrebten und uneingeschränkten Vormacht stellung in China gesetzt. Darüber herrscht auch in London kein Zweifel mehr, daß Japan unter schonungsloser Miß achtung der Integrität des Landes sich den ganzen Reich tum Chinas an Bodenschätzen, militärischen und wirtschaft lichen Einrichtungen aneignen und sich das Reich der Mitte einfach einverleiben wird. Die Durchführung seiner Pläne vor Störungen zu bewahren, ist Japan mit Erfolg bemüht. Es hat fein Pulver trocken gehalten. Und da heute das ganze Land sozusagen in eine einzige große Munitions- und Waffenfabrik verwandelt worden ist, so fällt trotz der Liefe rungen an Rußland für Japan genug zur Füllung seiner eigenen Arsenale ab. Das russische Geld ermöglicht die kostspielige Massenherstellung erst, und die Deckung des eigenen Riesenbedarfes wird unter dem Aushängeschilds der Lieferungen an Rußland unauffällig vollzogen. Japan entwickelt sich zur schwersten Gefahr für Englands Welt- Herrschaft. Sein Machthunger wird schwerlich gestillt sein, nachdem es China verschluckt hat. Ganz Asien beansprucht es, und wenn es dis Kraft dazu verspürt, wird es einmal auch vor einer Annektierung des reichen Indiens nicht zurück schrecken. Im fernen Osten ballen sich Wetterwolken zu sammen/ deren Blitze England dereinst tödlich treffen können. Ein japanisch-chinesischer Krieg wird in ganz China für unvermeidlich gehalten, die Mei nungen gehen nur noch über den Zeitpunkt des Kriegsaus bruches auseinander. Ob die in Peking vielfach vertretene Annahme zutrifft, daß Japan zu dem entscheidenden Schlage erst nach Beendigung des europäischen Krieges nusholen wird, muß dahingestellt bleiben, zumal die Voraussetzung der Unfertigkeit Japans, wie oben erwähnt, nicht Zutrifft. In China glaubt man, daß der Krieg in Europa nach einer Kriegserklärung Japans an das Reich der Mitte ein schnelles Ende nehmen würde, da die Ententeftaaten ihre Lebens- inieressen an dem letzten Weltmarkt, der noch unerschlossen und zukunftsreich wie kein anderer ist, um jeden Preis ver teidigen müßten. Chtnä selbst rüstet gleichfalls mit Ungestüm, um gegebenen Falles auch aus eigener Kraft dem japanischen Eroberer widerstehen zu können. Wie sich die Dinge im einzelnen abspielen werden, entzieht sich der Voraussicht; daß aber im fernen Osten sich weltbewegende Ereignisse vor- bereiten, liegt klar und offen zutage. Wir spekulieren nach Lem Vorgefallenen nicht auf Japans Freundschaft; dqß NM llatsr üsm Slalbmovck Roman von G. v. Goltz. „Rauschet Manzanareswellen, Rauscht aus eurer Tiefe auf, Und des Glückes Tränenquellen Stürzt dahin in raschem Lauf.* 12 Als jetzt die Sängerin wieder eine Pause müchw, da klatschte der Professor vor Begeisterung in die Hände, wie als Student, der einer Schauspielerin oder Sängerin huldigt. Er vergaß im Augenblick ganz wo er sich be fand. Signora Fratelli lächelte. Es mochte ihr doch sonderbar vorkommen, daß dieser Mann, der ihr im er sten Augenblick so ernst, so zurückhaltend entgegengetreten war, von ihrem Gesang sich so hingerissen fühlen konnte, das? er seinen Gefühlen »a dieser lebhaften und offenkun digen Weise Ausdruck verlieh. 6. Kapitel. Der Professor hatte sich schon erhoben, um ihr über dem Tischchen die Hände zu reichen für den Genuß, den sie ihm bereitet hatte, als sich seine Augen fast erweiterten und sein Gesicht einen starren Ausdruck annahm. Sig nora Fratello verfolgte erschrocken die Richtung seiner Blicke — was war denn geschehen, daß sich sein Wesen so veränderte, von einem Extrem in das andere ver fiel? Jetzt aber sprang die Italienerin freudig auf, legte die Guitarre auf den Tisch und eilte in freudiger Erre gung auf den Eingang zu, durch den soeben der Flöten spieler Djelma eingetreten war und in seiner sanften, lei sen Art, wie ein schüchterner Jüngling zögernd näher kam. »Ah, der Dritte im Bündel* rief die Italienerin freu Mautschou unv Tsingtau wiedererhaltsn werden, erwarten wir mit Bestimmtbeit. Wir verstehen auch die heillose Angst, in die Jovans Pläne und Taten das herrschfüchtige Eng- land versetzen. Nach England ist Japan der größte Egoist der Welt. Die Kümpfe an der Somme. Die Schlacht an der Somme wird man später wahr scheinlich die „dreimonatige" nennen, wenn es keine vier monatige wird, und dafür ist die Aussicht groß. Doch wenn wir nun einmal keststellen, wie die Dinge jetzt nach drei Monaten stehen, dann können wir es ungefähr voraussagen, so schreibt ein Amsterdamer Blatt, wie es am Ende des vierten Monats aussehen wird. Die Eroberung der deutschen Stellungen erfolgt so langsam, daß die Deutschen immer wieder neue Laufgräben hinter den ersten anlegen können. Nun sagen die Verbündeten zwar, daß die neuen Lauf gräben nicht so stark seien, wie die alten, aber das muß erst bewiesen werden. Die Eroberung der Laufgräben kostet in jedem Falle soviel Menschenleben, daß, wenn es wirklich einmal zu einem Durchbruch kommen sollte, es keine Reserven mehr gäbe, um ihn auszunützen. Auf diesem kleinen Stückchen einer der vielen Fronten verliert England allein nach den offiziellen englischen Verlustlisten 100 000 Mann im Monat. Wollten die Engländer an der West front durchbrechen, dann müßten sie wenigsten an zehn Stellen zugleich offensiv vorgehen; aber um eine Million Mannschaften im Monat zu verlieren, darauf ist selbst Kitcheners Armee nicht eingerichtet. Verlegenheiten für den Truppenersatz, über di- bestmögliche Auffüllung der englischen Armee sagt eine Lon doner Zeitschrift: Man hört nicht mehr viel von dem Vor schlag der Erhöhung des Militärdienstpflichtalters. Die Militärbehörde habe zu verstehen gegeben, daß es vorzu ziehen sei, die jungen noch verfügbaren Männer zu sammeln und, wenn möglich, die Dienstpflicht in Irland einzuführen. Da dieser letzte Plan aufgegeben werden muß, wird man wohl auf die Erhöhung des Dienstpfltchtalters zurückkommen, aber wenn man Männer über 41 Jahre, die im allgemeinen ein geringwertiges Militärmaterial darstellen, nicht einztehen will, so muß man doch diesen Leuten den freiwilligen Mili tärdienst gestatten, soweit sie körperlich geeignet dafür sind. Die Darstellung der Großkampftage an der Somme, die von zuständiger militärischer Seite soeben veröffentlicht wurde, muß jeden Leser an das Herz packen; ihn zugleich aber mit heißestem Dank gegen unsere unver gleichlichen Truppen und mit der Gewißheit erfüllen, daß diese Helden, die das Unmögliche möglich machten, 1'chUehUch aller feindlichen Macht und Wut trotzen und das Feld be- haupten werden. Vom 3. bis zum 13. Oktober waren die Kampftage an der Somme Großkampftage erster Ordnung. Ste stellen einen ebenso großen und vollen Erfolg der deutschen Waffen wie eine schwere Niederlage der Engländer und Franzosen dar. Das Drama an der Somme scheint sich feinem Höhepunkte zu nähern. Bapaume und Peronne waren die Ziele der gewaltigsten Kraftanstrengungen, die der Feind aufwandte. Bei Scully stürmte er nicht weniger als sechsmal hintereinander ver geblich an. Eingeleitet wurde der Angriff durch das stärkste, vom Morgen bis zum Abend sich ständig steigende Trommelfeuer unter Einsatz allerschwerster Kaliber. Gleich zeitig fand eine systematische Vergasung aller Verbindungen der Deutschen sowie sämtlicher irgendeine Deckung bietenden Mulden und Ortschaften statt; diese waren durch Brand granaten in Flammen gesetzt worden. Der außergewöhnliche Umsang des feindlichen Munitionseinsatzes ließ klar die Absicht erkennen, einen entscheidenden Angriff unternehmen zu wollen. Offenbar in der Hoffnung, seiner Infanterie durch diese gewaltige Kraftanftrengung der Artillerie den Weg zu einem leichten Siege geebnet zu haben, brach die englische und französische Infanterie gegen Mittag auf der ganzen Linie in dichten Massen, sechs bis zehn Wellen hinter einander, dahinter wiederum dichte Kolonnen, zum Angriff vor, letztere geführt von Offizieren hoch zu Pferde. Der Feind glaubte bestimmt, die deutsche Infanterie durch diesen Masseneinsatz schwerster Kaliber bereits vernichtet zu haben. Laut johlend und schreiend stürmten die Massen vor, dem sicher gewähnten Siege entgegen. - Umsp erschütternder war, was nun folgte. Die deutsche Infanterie hatte trotz dieser tagelangen, schwersten Beschießung trotz fehlenden Schlafes und der Unmöglichkeit einer aus reichenden Verpflegung bet der Bedrohung der rückwärtigen Verbindungen ihren inneren Halt und die Kraft zum Durch- halten nicht eingebüßt. Groß war die Zähigkeit, mit der der Feind trotz blutigster Verluste immer wieder von neuem anstürmte, größer aber war der Todesmut, mit dem die deutsche Infanterie trotz der großen, zahlenmäßigen Über legenheit des Feindes ihre Stellungen nicht nur hielt und verteidigte, sondern den Feind auch da, wo er eingedrungen war, in schneidigem Gegenstoß stets wieder hinauswarf. Bei Gueudecourt verließ unsere Infanterie ihre zerschoßenen Stellungen und die Granatlöcher und schoß stehend freihändig die dichten englischen Massen mit Gewehr und Maschinen gewehr völlig zusammen. Die dichten Kolonnen waren in dem überlegenen Feuer der deutschen Infanterie, Maschinen gewehre und Artillerie an einzelnen Stellen im wahren Sinne des Wortes medergemäht. An den Hauptbrenn- punkten der Schlacht befand sich eine wahre Leichenbarrikade. Die Verluste oes Feindes, namentlich die der Engländer erreichten an diesen Tagen eine bisher nie dagewesene Höhe. Die französischen Kompagnien zählen kaum noch 5g Mann. Der Feind ist stark geschwächt. Die französische Führung hatte, um den Kampfesmut ihrer Truppen zu beleben, zu dem bedenklichen Mittel gegriffen, die Infanterie vor dem Antreten zum Sturm überreichlich mit Alkohol zu versehen. Diese Tatsache beleuchtet blitzartig die wahre Stimmung im französischen Heere. Alle Gefangenen schildern diese als „kriegsmude", sie selber wären froh, durch ihre Gefangen nahme „der Hölle an der Somme* entronnen zu sein. Den Angriff des 12. Oktober bezeichneten sie als „nutzlose Schiäch terei* und „zwecklose Vergeudung wertvoller Menschenkraft". Die Stimmung der Unseren, deren Kraft und Ausdauer und der Schwere und Größe ihrer Aufgabe gewachsen ist, ist dafür umso zuversichtlicher und siegesfroher. Frankreich mürber als man glaubt, über Sarrail- Operationen und die innere Politik Frankreichs veröffentlicht die „Köln. Ztg." einen Bericht eines aus Frankreich zurück- gekehrten Gewährsmannes, wonach ein Abgeordneter auS dem Süden die Lage dahin zusammenfaßt: Es seien drei Lösungen möglich. Ein Erfolg Sarrails mache Briand un angreifbar. Eine Niederlage bringe entweder ein Ministe rium des Widerstandes bis aufs Messer oder ein Kabinett, das den Waffenstillstand und Friedensverhandlungen wolle. Am allerwahrscheinlichsten sei, daß diese Ministerien aufein ander folgten, daß nach Briands Sturz noch ein letzter ver zweifelter Versuch einsetze, das Geschick zu bessern oder zu wenden. Aber lange werde der Versuch nicht andauern. Denn Frankreich sei viel mürber als man glaube. Er per- sönltch glaube an keinen Erfolg Sarrails, dem es an Menschen und Munition fehle und dessen Soldaten von Krankheiten heimgesucht seien, wie er mit einem Brief von der Front belegen wollte. Auch die Presse stimmt in ihrer Haltung mit denen des Abgeordneten überein. Man fühlt in ihr die Erwartung eines Umschwungs. Dle Kriegslage. An der Somme haben die Franzosen und namentlich die Engländer nach ihren schweren Verlusten und Meder- lagen während der Großkampftage vom 6. bis 13. d. M. an Stoßkraft offensichtlich etngebüßt; ihre Angriffe setzen sich gleichwobl mit dem Mute der Verzweiflung und dem Aufgebot aller ihrer Machtmittel fort. Aber sowohl nördlich wie südlich der Somme blieben ihre Anstrengungen ergeb- nislos. Franzosen wie Engländer haben die Widerstands kraft unserer Helden bisher unterschätzt; sie werden noch weitere bittere Erfahrungen machen. Den Ruffen hat die Ausfüllung ihrer Lücken mit frischen Truppen garnichts genützt. Der Teil der Offensive, den sie nach Einstellung der neuesten Verstärkungen unternahmen, verläuft für ste verlustreicher und erfolgloser als jeder vor- aufgegangene. Nach den jüngsten Kampfergebnissen zu urteilen, sind die Ruffen erschöpft und außerstande, ihre Offensive mit irgendwelcher Aussicht auf Erfolg fortzusetzen. Die Kämpfe westlich von Luck gegen die Heeresgruppe Linsingen sowie südwestlich der genannten Festung gegen die Armee Bothmer endigten trotz der Zähigkeit und Heftig keit des feindlichen Vorgehens und der bis zu zehn Malen unternommenen Angriffe mit schweren Niederlagen für den Gegner, der gegen 2000 Gefangene und 10 Maschinengewehre dig aus und reichte dem Flötenspieler die Hand, wie ei nem alten, lieben Bekannten. Der Professor verfolgte mit fest aufeinandergepreßten Lippen und finsterem Blick diesen Akt der Begrüßung zwischen diesen beiden Menschenkindern zweier verschie dener Erdteile, Abstammung, Hautfarbe und Kultur. Also war es Loch so wie Mahi-Tddin ihm mitgetelt hatte — der Flvtenipieler war nicht nur in Signora Fratelli verliebt -7 verliebt bis zur Raserei. nHe er aus dessen eigeneck Mund gehört hatte, sondern diese erwiderte seine Liebe — oder spielte sie mit ihm ein falsches Spiel wie mit allen anderen Männern? Soeben noch so froh bewegt, glücklich fühlend wie noch nie in seinem Leben, riß ihn dieses Erscheinen des Flötenspielers aus seiner Glückseligkeit und wie ein Sta chel bohrte es sich in sein wild pochendes Herz. Wie im Triumph hatte Signora Fratelli den Flöten spieler an den Tisch geführt, der einfach und bescheiden sich vor dem Professor verneigte und gar nicht tat, als sei er schon einmal mit ihm zusammengetroffen. Dieser hätte am liebsten diesen ihm von allen Menschen der Verhaßteste gar keines Blickes gewürdigt, aber Djelma stellte sich so unbefangen, das sich gleich darauf der Pro fessor entwaffnet fühlte und sich gezwungen sah, die For men der Höflichkeit auch diesem einfachen Naturmenschen gegenüber zu wahren. Die Italienerin begann sofort eifrig auf den Flöten spieler einzusprechen und sich dann endlich wieder zu dem Professor wendend sagte sie: „Jetzt wird Ihnen ein musikalischer Genuß geboten werden, dagegen mein Gesang gewiß verschwindet." Der Professor hatte seine Ruhe, Ueberlegung und Selbstbeherrschung wiedergewonnen, wenngleich sich auf seinem Gesicht noch ein Zug von Enttäuschung und Bit ternis ausmalte. Ec entgegnete höflich: ^JÄ bedauere.es ^auf.das Lebhaftes, .beute mick die-- ies Genußes entziehen zu muffen, da ich schon zu tang^ hier verweilt habe: länger als es meine Zeit erlaubt und es wohl auch schicklich ist." „Wie sie wollen uns schon verlassen ?* fragte die Ita lienerin wie enttäuscht. „Ich — habe schon zu lange hier oerwcilh* entgeh nete der Professor, dem eine gewisse Verlegenheit anzu merken war. „Mein Führer wartet draußen am Wege; ich will heute einen Teil der Umgebung der Stadt durch streifen." „Sehen wir uns wieder?" Diese Frage der Italienerin hatte einen seltsamen Klang, es war nicht zu erkennen, ob sic aufrichtig gemeint war, denn ihr Gesicht zeigte dabei einen vollkommen schleierhaften Ausdruck. Der Professor sah erst sie an und dann den Flöten spieler, der den vollkommen stummen Zuschauer spielte. Er wußte offenbar nicht, sollte er zusagen oder unter ir gend einem passenden Vorwande absagen, weil er nicht wußte, ob diese Frage eine Einladung bedeute« sollte. „Ich kann es heute noch nicht sagen," entgegnete er endlich ausweichend. Mein Aufenthalt in Medeah ist ein sehr begrenzter -- vielleicht übermorgen schon kann meine Abreise erfolgen." „Wie schade; ich hatte mich schon darauf gefreut, Sie öfters als einen lieben Gast begrüßen zu können.* Diese Worte waren wirklich in einem so bedauernden Ton gesprochen, sodaß der Professor in seinem Entschluß, allen Qualen der Eifersucht aus dem Wege zu gehen und Medeah so bald wie möglich zu verlassen, schwankend wurde. „Ich kann leider kein festes Versprechen geben,' preßte er endlich heraus und entfernte sich nach einer höflichen Verbeugung rasch. ^Auf^Wiederfehen?* rief ihm die schöne Italienerin
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