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Rabenauer Anzeiger : 12.10.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191610129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19161012
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19161012
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-10
- Tag 1916-10-12
-
Monat
1916-10
-
Jahr
1916
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M M Msun englireks Verlsrtü sn üer 5vMS. Der Londoner „Daily Telegraph" verüffenriicht eine Zu sammenstellung der englischen Verlustlisten des Monats September und kommt zu folgendem Ergebnisse: Getötet 9S1 Offiziere und 16 082 Mann. An Wunden gestorben 229 Offiziere und 6334 Mann, sonst gestorben 24 Offiziere und 1154 Mann, verunglückt 4 Offiziere und 93 Mann. Verwundet 8807 Offiziere und 81 282 Mann, verwundet oder vermißt 34 Offiziere und 844 Mann. Vermißt und vermutlich gestorben 74 Offiziere und 86 Mann, vermißt 285 Offiziere und 9775 Mann, kriegsgefangen 6 Offiziere und 89 Mann. Davon konnten abgezogen werden 14 Offi ziere und 469 Mann, die irrtümlich als gestorben, vermißt ober verwundet angegeben worden waren. Hierdurch kommen wiesen fiat. Der Kongreß in Washington hatte bekanntlich ein Gesetz angenommen, das die englische Politik der Schwarzen Listen mit Gleichem vergelten wollte: englischen Schiffen, die die Frachtannahme amerikanischer Waren von Firmen, die auf der Schwarzen Liste stehen, verweigern, und die da- durch die amerikanische Handelsfreiheit beeinträchtigen, sollte umgekehrt die Ausklarierung in amerikanischen Häsen ver weigert werden. Dieser leise und verklausulierte Versuch einer wehrhafteren Vergeltungspolitik hat in England sehr verstimmt, und deshalb zeigt sich auch Wilson, nach den letzten Meldungen, über dieses Gesetz „sehr ärgerlich", besten Durchführung er über die Köpfe Lansings und des Kongresses hinweg verhindern will. L« W lingMmü WllmMmple sn Her 5onM find es, die den dortigen Schlachten ihren Stempel aus drücken, bemerkt ein Teilnehmer in der „Köln. Ztg/ Es ist ein Rollen, ein Zittern und Grollen, wie bei einem Erd beben. Wie Maschinengewehre rast das Feuer. Zwanzig Kilometer hinter der Front zittern noch die Fensterscheiben Und Hauswände. Keine Sekunde, aber auch wirklich keine Sekunde, wo nicht ein Artillerteschuß fällt. Es wird hell. Der Feind setzt mit Trommelfeuer ein. Man sieht nichts mehr. Die ganze Lust ist von grauem und schwarzen: auf- gewirbelten Staub geschwängert. Ununterbrochen pfeifen eiserne Vögel in der Luft, um beim Aufschlagen auf den Boden mit tausend Fetzen Verderben zu bringen. Von dem Schützengraben ist schon nichts mehr als eine Mulde übrig. Die Eingänge der Unterstände sind verschüttet. Mit dem Spaten arbeitet man sich heraus. Die Artillerie hat ihr Feuer weiter nach hinten verlegt. Schon beginnt unsere Rache für das Trommelfeuer. Handgranaten fliegen zu Hunderten in die Reihen der Anstürmenden. Maschinen gewehre tacken dazwischen. Verabredete Leuchtzeichen fliegen hoch, und schon beginnt unsere Artillerie mit Sperrfeuer. Ein Bild voll grausiger Schönheit. Der Gegner ist abge- schmiert. Eine neue Methode erfand er, um unsern eisernen Wall zu durchbrechen. Keine Artillerievorbereitung. Noch ist es kaum Tag geworden. Der Posten macht eine Meldung. Im ersten Augenblick hält man ihn für verrückt. Wir stürzen heraus und sehen's mit eigenen Augen. Bis auf 200 Meter führt der Gegner mit Autos neue Truppen an unsere Linie heran, um sofort anzugreifen. Tollkühn, aber er wird ab- aefchmicrt. Die Automotorpflüge werfen Gräben aus, bis ihnen unsere 21 Zentimeter-Mörser ein Ziel gesteckt haben. Es klingt unglaublich. Ich habe es gesehen mit meinen eigenen Augen. Und nun noch ein Erlebnis meiner Kompagnie. Halb zwölf nachts. Geringes Artillerieseuer. Wir sitzen im Unter stand, schlafen konnte ich nicht. Es lag mir etwas in den Nerven. Ich wußte es, obwohl es mir von anderen abge stritten wurde, heute nacht greifen sie an. Da, ein schriller Pfiff vom Posten 6, und schon fliegen zwei feindliche Hand granaten in meine Kompagnie. All>s stürzt hinaus. Die Maschinengewehre rasen los. Leuchtkugeln erhellen das Ge- lände taghell. Aber durch den Rauch der Handgranaten ist nichts zu sehen. Dort schreit einer auf, der getroffen. Einige Meter von mir krepieren so ein paar Saudinger. Ich bleibe verschont. Zwanzig Minuten dauerte das Theater, und schon kann ich dem Bataillon melden: „Feindlicher Angriff glatt abgeschlagen." Diese Freude! Nur mein Abschnitt war angegriffen worden. In all dem Grausigen doch so viel Erhebendes, was die Haltung der Mannschaften angeht. , M Verluste im September aus 6403 Offiziere und 118 78S Mann gegenüber 7071 Offizieren und 42 000 Mann im Juli und 4693 Offizieren und 123 0,94 Mann im August. In den drei Monaten zusammen betragen sie also 17 167 Offiziere und 278 874 Mann. Die Verluste bei der Marine betrugen im September außerdem noch 158 Offiziere und 329 Mann, von denen 11 Offiziere und 104 Mann gestorben sind. Das genannte Blatt stellt diese Ziffern zusammen und , kommt etwa auf 300 000 Mann Verluste. Wie sich aus der Aufstellung selbst nachweisen läßt, sind die durch die amt lichen Listen bekanntgegebenen Zahlen aber bei weitem höher. Das Blatt veröffentlichte bis vor kurzem über die amtlichen Verlustlisten hinaus noch eine Namensliste, die bei einer Zusammenstellung 1000 bis 3000 Namen mehr ergibt, als die amtlichen Ziffern betragen. Lorrek WSeniat- CosselS Heldemat. Der Oberleutnant von Costel, der südwestlich Row^o vom Flugzeug aus landete, die Bahnstrecke Rowno—Brody durch Sprengungen unterbrochen hat und nach 24 Stunden wieder abgeholt wurde, ist ein Sohn des langjährigen Jüterboger Landrats Geheimrat o. Costel. Seine Mutter ist eine geborene Gräfin Zeppelin, und eine Nichte des Lustmarschalls Grafen Zeppelin. Oberleutnant von Costel steht etwa im 24. Lebensjahr, hat kurz vor Beginn des Krieges in Schulpforta das Abiturium gemacht und ist als Fahnenjunker in das 18. Feldartillerieregiment in Frankfurt a. O. eingetreten. Er hat sich schon früher als Flieger hervorgetan und besitzt bereits das Eiserne Kreuz erster Klasse. Der Oberleutnant, der von dem Vizefeldwebel Windisch weit hinter der feindlichen Front südwestlich von Nowno abgesetzt worden war, schlich sich an die Bahn Rowno— Brody heran, unterbrach sie an mehreren Stellen durch mit- aeschlepvte Sprengpatronen und fand an einer verabredeten Stelle das Flugzeug wieder, das ihn zurückbrachte. In frühern Feldzügen und auch während des jetzigen Krieges haben Kavalleriepatrouillen unter unternehmungslustigen Offizieren sich durch die feindlichen Truppen geschlichen, um in ihrem Rücken Kunstbauten zu zerstören. Die Grenze ihrer Tätigkeit war von der Leistungsfähigkeit der Pferde ab hängig. Bei der großen Herbstoffenfive 1915 in der Cham pagne versuchten, woran die „Köln. Ztg." erinnert, di« Franzosen ähnliche Handstreiche mit Flugzeugen, wie Ober leutnant o. Costel ihn jetzt durchgesührt hat. Sie setzten landeskundige Leute hinter unserer Front ab, deren An- - schlüge gegen bis Bahnen aber an der Wachsamkeit unserer Landsturmmannschaften scheiterten. BeMiWe Nachrichten. Der Hauptausschutz deS Reichstags führte die streng vertraulichen Verhandlungen im engeren Kreise mit der Regierung fort. Diese Beratungen, zu denen bekannt lich Reichstagsmitglieder als Zuhörer keinen Zutritt haben, sollten bis Abend zum Abschluß gebracht werden. Der Hauptausschuß wollte Donnerstag die am Sonnabend abge brochenen Beratungen wieder aufnehmen, die zwar ebenfalls vertraulicher Natur, zu denen aber Abgeordnete als Zuhörer wieder zugelassen sind. Gutes Ergebnis der Kriegsanleihe. Die Zeichnungen auf die fünfte deutsche Kriegsanleihe sind bei den Groß banken in solchem Umfange erfolgt, daß laut „Voss. Ztg." auf ein befriedigendes Ergebnis zu rechnen ist. Wenn die ländlichen Zeichnungen sich in einem ähnlichen Verhältnis bewegen, darf der volle Erfolg der fünften Kriegsanleihe als gesichert gelten. Die fllnfto nnqarkfrhe Kriegsanleihe. Ofen-Pefter Finanzinstitute bereiten, wie der „Tägl. Rundsch." aus Wien gedrahtet wird, gegenwärtig eine Unternehmung zur Zeichnung der fünften ungarischen Kriegsanleihe vor. Eildampferdienst zwischen Königsberg und Berlin. Nachdem die Weichsel- und Oder-Wasserstraße jetzt auch für 400 Tonnen-Schiffe befahrbar ist, wird laut „Voss. Ztg." jetzt ein regelmäßiger Eildampferdienst zwischen Ostpreußen und Berlin bzw. Magdeburg eingerichtet. Die Linie Königs berg-Berlin wird durch direkte Dampfer, ergänzt durch ! Schleppkähne, unterhalten, wobei Dirschau, Graudenz, Nakel, Landsbera und Küstrin angelaufen werden. .. . Vie VmiMng von 18 rmsvirkksu Lsisillsvei war baS einzige Ergebnis, das unser jüngster Feind Md seinem Übergang über die Donau bet Rahovo, südlich vor Bukarest, erzielte. Um eine großzügige Operation mit well gesteckten Zielen hatte eS sich bei dem Übergang nicht ge handelt, sondern nur um einen überfallartigen Streifzug, Lei gegen den Rücken der Dobrudscha-Armee gerichtet war, um deren Verbindungen zu stören, Truppensendungen zu ver anlassen und damit zur Entlastung der Kämpfe südlich der Bahnlinie Ceryavoda—Constantza beizutragen. Allerdings mag die rumänische Heeresleitung die Absicht gehabt haben, die zunächst auf Kähnen und Booten herübergeworfenen Ableitungen allmählich zu verstärken, wenn sie weitere Truppen verfügbar gemacht hätte. Darauf deutet wenigstens, wie der militärische Mitarbeiter der „Voss. Ztg." hervor hebt, der Bau einer Pontonbrücke im Rücken der überge gangenen Truppen hin. Aber auch wenn eine solche Absicht nicht vorlag, war der Bau einer gesicherten Verbindung mit der auf dem Nordufer des Flußes liegenden Operations basts für den Fall notwendig, daß die Truppen zum Rück züge gezwungen würden, , „ Die rumänischen Truppen hatten sich nach ihrem über- gange der zunächst gelegenen sieben Ortschaften bemächtigt, Lie halbkreisförmig in einer Entfernung von etwa 7 bis 1» Kilometer von der Übergangsstelle entfernt liegen. Im Innern dieses Halbkreises liegt Rahovo. Die Rumänen werden diese Ortschaften sofort als Stützpunkte befestigt und Hindernisse zur Verteidigung eingerichtet haben. Auf diese Meise entstand ein richtiger Brückenkopf, der zunächst zum Schutz der dahinter ausgestellten Pontonbrücke dienen sollte. Auf einen konzentrischen Angriff muhten die Rumänen ge faßt sein, da ihre Übergangsstelle nur 80 Kilometer westlich von Tntrakan und ebensoweit östlich Rustschuk lag. Die Verhältnisse gestalteten sich für sie um so ungünstiger, als es österreichischen Motorbooten gelang, die Pontonbrücke zu zerstören und damit jede sichere Verbindung zwischen den beiden FiuMem abzuschneiden. Der Angriff der bulgarischen Truppen gegen den Brücken kopf hatte vollen Erfolg. Er erfolgte am 3. Oktober aus o>eM«er NichtML mm deg. yuö KMLuk vüraeaanaese» Erntedankfest im kaiserlichen Hauptquartier. Ein besonders schöner und feierlicher Dankgottesdienst war es, der auf Anordnung des Kaisers am Erniedanlsonn- tage im Großen Hauptquartier abgehalten wurde. Der Altar war mit Feldfrüchten geschmückt. Das Gotteshaus dicht gefüllt. Der ehrwürdige Ortsgeistlichr las die Luturgie. Die Predigt hielt der Oberhofprediger D. Drnander, über Psalm 50, V. 23: „Wer Dank opfert, der preiset mich. Und dies ist der Weg, daß Ich ihm zeige Mein Heil." Die dritte Kriegsernte, so führte er laut „Nordd. Allg. Ztg." aus, erfüllt uns nicht nur mit Dank, sondern mit Ehrfurcht. Es ist, als ob die eingebrachten Ähren ihre leise Sprache redeten: „Wir wuchsen, während der Krieg tobte. Wir reiften, während ihr bangtet um fallenden Regen oder mangenden Sonnenschein. Nun bringen wir euch baS Brot, das die Audhungerungspläne der Feinde zunichte macht, uud mit dem Brot neuen Mut. neue Siegeszuversicht, neue. Abteilungen. Der Feind wurde, wie der kmlgartsche'General- stabsbcricht schildert, entscheidend geschlagen und in östlicher Richtung zurückgemorfen. Am Abend war nicht nur die vorgeschobene Verteidigungsstellung, sondern auch die im Innern gelegenen Orte Rahovo und Babooo erobert. Die nach Osten geworfenen Rumänen trafen bei ihrem flucht artigen Abzüge auf die aus Tutrakan vorgegangenen Ab teilungen, von denen sie umfaßt und zum Teil vernichtet wurden. Nur geringfügige Reste haben sich auf Booten und Schiffen über die Donau retten können. Darnach hat der rumänische Donauübergang ein klägliches Ende gefunden. Da die Rumänen nicht über den engen Bereich des Brücken kopfes herausgekommen sind, konnten sie auch die rückwärtigen Verbindungen der Dobrudscha-Armee nicht stören. Sie haben auch die dortigen Kämpfe nicht entlastet, da größere Truppenverschiebungen nicht erforderlich wuroen und die bei Rustschuk und Tutrakan befindlichen Kräfte ausreichten, um den Gegner zu verjagen. Das mißglückte Unternehmen hat den Rumänen aber weitere schwere Verluste beigebracht. Die 15 bis 16 Bataillone scheiden aus den Reihen des ru mänischen Heeres aus, da sie zum größten Teil getötet oder gefangen genommen sind. Die Teuerung in England. AuS den Berichten deS englischen Regierungsausschusses zur Bekämpfung der Teue rung geht hervor, daß die Preise für Lebensmittel seit Juli um 62 Prozent in kleinen Städten und Dörfern gestiegen sind und um 68 Prozent in Städten von über 50 000 Ein wohnern. Wollene Bekleidungsstoffe kosten jetzt 75 Prozent und Unterkleidung 90 Prozent mehr, baumwollene Kleidungs stücke 50 Prozent, Schuhe 66 bis 75 Prozent mehr. Verurteilung wegen Verkaufs giftiger Pilze« Zu drei Monaten Gefängnis wurde die Eigentümerfrau Christiane D. aus Hanshagen bei Greifswald verurteilt, die vor mehreren Wochen auf dem Greifswalder Wochenmarkt giftige Pilze verkauft hatte. Die Strafe fiel deshalb so empfindlich aus, weil die Frau trotz des ausdrücklichen Hin weises eines Fachmannes auf die Gefährlichkeit der Pilze von dem Verkauf nicht Abstand genommen hatte. Der Mann mit den zwei Frauen. In den „Fa- mtliengeschichtlichen Blättern" führt ein Gelehrter beachtens werte Betrachtungen aus, die sich mit Krieg und Bevölkerungs ausgleich befassen. Schon nach dem dreißigjährigen Krieg hatte sich der fränkische Kreistag in Nürnberg mit der Frage beschäftigt, die von der Begünstigung der Bigamie uno der Priesterehe sowie von einer Einschränkung der Aufnahme in die Klöster handelt, „alles zur Vermehrung der Bevölkerung und zur Ersetzung der durch den Krieg und Krankheit abgegangenen Leute zu tun. Es sollte Mannspersonen unter 60 Jahren verboten werden, in Klöster einzutreten und Priestern gestailet werden, sich zu verheiraten, und jeder Mannsperson sollte zwei Weiber zu heiraten erlaubt sein. Ein Prager Professor erachtet es für geboten, nach dem Kriege von dem strengen Sittengebot der bet Kulturvölkern gültigen Einehe abzuweichen, zunächst etwa in der Weise, daß dem aus dem Kriege zurückkehrenden tapferen Krieger unter gewißen Voraussetzungen eine Vielehe gestattet wird. In der Zeitschrift „Das neue Deutschland" sagt laut „Tägl. Rundsch. Dr. Emil Opitz-Gießen in einem Aufsatz über den weiblichen Beoölkerungsüberschuß nach dem Kriege u. a. folgendes: „Daß derartiges (nämlich die Vielweiberei) im Orient und bei den Mormonen ausführbar war und ist, ist bekannt genug; daß es aber keineswegs zu unsittlichen Zu ständen geführt hat, ist leider recht unbekannt bei uns. Aber es würden sich bei uns jedem Versuch ihrer Einführung die allergrößten Widerstände entgegensetzen. Dazu ist die Einehe viel zu fest geregelt. Zudem könnte einfach wegen der Kosten frage die Vielehe nur für wenige Männer in Frage kommen... Noch schwieriger wäre die Durchführung . . . Sie wollten nach Amerika, daS geht jetzt aber nicht so letcht, und so konnten die beiden Abenteurer, zwei 16 und 17 Jahre alte Schüler, bald wieder ergriffen und ihren Eltern zugeführt werden, die ihnen hoffentlich einen gebüh renden Empfang bereitet haben, daß den beiden die Lust, nach Amerika zu reisen, für immer vergeht. Mit 2000 Mk. barem Geld und für 14 000 Mk. Wertpapiere hatten sich die Ausreißer versehen und waren erst nach Stettin gefahren, um nach Schweden und von dort nach Amerika zu kommen. Als der Plan scheiterte, hausten sie in Berliner Kellern. Um sich nicht durch Verkauf der ihren Eltern gestohlenen Papiere zu verraten, versenkten sie den Schatz in die Spree. Es ge lang, ihn zu heben, sodaß den Eltern kein zu großer Schaden entstanden ist. Das Testament auf der Ansichtskarte. Ein Kriegs teilnehmer ledigen Standes sandte aus dem Felde einer befreundeten Familie eine Ansichtskarte, in der er zunächst über seine Einschiffung von Memel nach Libau, über die Fahrt dorthin, die Eindrücke, die das Meer auf ihn machte usw. berichtete und dann am letzten Fünftel der vollbeschrie benen Karte folgendes schrieb: „Falle ich, erhält Marthel, Deine Frau 80 000 M. (dreißigtausend), meine Noten, Bücher, Kleider aus meinem Nachlaß. Meine Verwandten brauchen nicht alles zu schlucken. Euer Ernst. Herzl. Gruß." — Der Absender der Karte ist gefallen; die in der Karte bezeichnete Freundin verlangt von den Erben Auszahlung der 80 000 Mark. Die Rechtsfrage, ob hier ein gültiges Testament oorliegt, wird laut „Taal. Rundsch." von Justizrat Henschel- Breslau in der „Deutschen Juristenzeitung" verneint. Man wird kaum annehmen können, der Schreiber habe durch das Schriftstück eine auf „alle Nachbeteiligten, die gesetzlichen Erben usw. einwirkende testamentarische Verfügung" treffen Vollen. Die Verfügung selbst müßte noch hinzukommen.' Kraft!" Der zu uns so redet, ist der lebendige Gott, der uns nicht sinken läßt, und der nichts als Dank von unS fordert. Dieser Dank ist die Tat eines Glaubens, der nicht nur die natürlichen Zusammenhänge sieht, sondern Len, der diese Zusammenhänge aneinanderfügt. Unsere Feldgrauen sagen wohl, wenn sie aus dem Kugelregen zurückkommen: Ich habe Glück gehabt. Aber der Glaube sagt: Sie sind bewahrt geblieben. Und wenn einer entgegnen wollte: wenn Gott mich bewahrt hat, warum bewahrte er nicht den treuen Freund an meiner, Seite? — so kann ich zwar auf dies Warum keine Antwort geben. Aber ich kann sagen, wie ein Hauptmann aus der Sturmkolonne schrieb: „Die Fäuste lockern sich. Die Hände wollen sich falten. Aber nicht mit dem Verzweiflungsschrei um mein bißchen Leben, nein, um das Eine bitte ich Gott, laß mich recht sterben!" Der Glaube weiß sich auch im Tode in Gottes Hand. Aber Gott verlangt „Opfer" des Dankes. Opfer heißt: sich etwas versagen und es freiwillig darbringen. Einen Amerikaner, Ler mich neulich um Mit teilung der religiösen Einwirkung des Krieges auf unser Volk bat, wies ich auf den Opfersinn hin, der durch unser Volk gehe. Hinter jedem ausziehenden Rekruten steht eine Mutter. Zu diesem Opfersinn will uns Gott erziehen. Dazu der lange Trauerzug, der durch unser Laud zieht. Wenn die Dauer Les Krieges uns drückt, wenn die Last der Verantwortung irns zermalmen will, wenn die wahnsinnig gewordene Menschheit, die ihre eigene Kultur zerschlügt und ihre Kinder hmmordert, uns entsetzt — dann bringe dich selbst Gott, d. h. bringe deinen Willen in Selbst prüfung und Gebet in Ubereürstimmung mit Gottes Willen, und du wirft die Erfahrung machen; die reinen Herzens sind, werden Gott schauen. Nicht nur Helden der Schlacht werden uns aus der Kriegsnot zuwachsen, auch Helden des Glaubens. Bet meinen Reisim an beiden Fronten, bet meinem Gang durch v-ele Lazarette bin ich überwältigt von dem Eindruck, wieviel solcher Glaube, wieviel sittliche Kraft in unseren Kriegern lebt." i
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