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Rabenauer Anzeiger : 12.10.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191610129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19161012
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19161012
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-10
- Tag 1916-10-12
-
Monat
1916-10
-
Jahr
1916
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Die letzte Kriegswoche. Nachhall der Kanzlerrede. Gvotzknurpftage. Russische Mesenoerluste. Rumäniens Schicksal. Griechenlands König und Held. Die Schwingungen aus Ler vorwöchtgen Reichstags- fitzung mit der Rede des Reichskanzlers, die unserem schlimm sten Feinde England die Wahrheit schonungslos sagte und die ganze Kulturwelt darüber aufklärte, wo der wahre Ur heber aller Beschwerlichkeiten zu suchen ist, die der Weltkrieg auch für die neutralen Staaten gebracht hat, hallen noch heute nach. Die Worte des leitenden deutschen Staats mannes haben überall die verdiente. Würdigung erfahren, und sie haben bestärkt, was schon bekannt war, baß Deutsch land sein Recht und die Wahrheit weiter vertreten und sie zum Siege führen wirb. Daran ändern die langen Phrasen dreschereien nichts, die seit dem Beginn der großen Offensive um die Jabresmitte von unseren Feinden in Umlauf gesetzt worden sind. Die Ehrlichkeit findet auch heute ihre Wert schätzung, das zeigt das neue Übereinkommen mit der Schweiz und andere Tatsachen. Was unser Kaiser am Geburtstage des Feldmarschalls von Hindenburg von den deutschen Soldaten und ihren Führern gesagt hat, das klang hell in jeder deutschen Brust wider als Beweis für das herzliche Einvernehmen zwischen dem kaiserlichen Herrn und seinem Volk. Das Hot sich auch zum Opfertage für unsere helden hafte deutsche Kriegsmarine geoffenbart. Unser schlimmster Feind zwingt seine Bundesgenoffen, für welche die eng ische Freundschaft ein Fluch geworden ist, im Osten und Westen auszuhalten. Die Anstürme feindlicher Massen, zu deren Herbeiführung in Rußland die eigenen Waffen ein immer schauerliches Wort sprechen Müßen, gaben eine Höhe erreicht, die nach der Zahl der blutigen Opfer auf der gegnerischen Seite zu urteilen, nicht mehr überboten werden kann. Wie lange sie noch andauern werden, wissen wir nicht, aber mir sehen die Unerschütterlichkeit unserer un übertrefflichen Infanterie, die den Raum, den sie genommen hat, zu behaupten weiß. Großkampftage hat unser Erster Generalquartiermeister, dessen Berichte sich durch unvergleichliche Anschaulichkeit aus zeichnen, die Schlachten genannt, in denen die volle Wut und Machtentfaltung der G^ner sich offenbaren, damit hat General v. Ludendorff ein Wort geprägt, das knapp und klar die Ausdehnung des Völkerringens kennzeichnet. Es handelt sich um Höhenpunkte der feindlichen Anstrengungen, Lem Kriege eine entscheidende Wendung zu geben. An unserer übermenschlich tapferen Verteidigung scheitern auch die mit dem stärksten Einsatz von Menschen und Material und mit der denkbar größten Heftigkeit geführten Angriffe. Mit jedem neuen Sturmangriff bringen Franzosen wie Engländer neue furchtbare Opfer, dle im umgekehrten Ver hältnis zu den Erfolgen stehen. Es wurde auf einen bisher noch nicht beobachteten Versuch LeS Feindes hlngewiesen, den Erfolg an seine Fahnen zu ketten. Durch gewaltigen Artillerieeinsatz suchten die Gegner nach einer der jüngsten großen Schlachten die Festsetzung unserer Truppen in Len neu bezogenen Gräben unmöglich zu machen. Der blutige Zusammenbruch der bald darauf von der feindlichen Infanterie unternommenen Angriffe, bewies dem Gegner, daß auch diese neue Taktik an dem Verlauf der Dinge nichts ändert. Die kaum noch zu überbietenden Anstrengungen brachten dem Feinde nicht einmal den geringfügigen lokalen Gclände- gewinn, den er in früheren Schlachten erzielte. Die Ein buchtung, die unsere Stellungslinie zwischen Arras und Noyon, also auf der ain weitesten nach Westen vorgeschobenen Strecke, östlich von Albert zum größeren Teile nördlich und zum kleineren Teile südlich der Somme erfahren hat, ist für die allgemeine Kriegslage nahezu bedeutungslos. Die vom Feinde eroberten Orts liegen dicht beieinander und sind zumeist ganz kleine Dörfer, deren Namen selbst auch der gute Geograph vorher niemals gehört hatte, und die erst jetzt als Schlachiorte in der ganzen Welt bekannt und be rühmt geworden sind. Freilich ist von den Ortschaften wenig übrig geblieben, sie sind unter dem unaufhörlichen und zermalmenden Trommelfeuer dem Erdboden gleichge macht worden. Mag immerhin noch das eine oder das andere dieser kleinen Dörfer verloren gehen, durch kommen die Feinde durch unsere Reihen nicht, so daß für den Westen die Gewißheit besieht, daß wir und nicht die Gegner das Kriegsziel erreichen werden. Im Osten bemüht sich General BrufsiLow, noch einen entscheidenden Schlag vor dem nahenden Winter auszü« führen. An Hindenburgs 60. Geburtstage steigerte er west lich von Luck seine Anstrengungen aufs äußerste. Mit Peitschen und Stöcken und Artilleriefeuer ließ er die Truppen zu immer neuen Angriffen aus den schützenden Gräben vor- stoßcn, zwölfmal rannten die übrigen, siebenzehnmal Lie Gardetruppen gegen die Stellungen der Verbündeten an. So furchtbare Verluste wie bei diesen Angriffen, die im übrigen absolut ergebnislos blieben, haben die Russen noch nimmer erlitten. Neuschnee und dichter Nebel in den Kar pathen mahnen den russischen Generalissimus zur Eile, so Laß mit einer Wiederholung der verzweifelten Druchbruchs- versuche zu rechnen ist. Wir schauen nach dem bisherigen Verlaufe der Kriegsereignisse im Osten auch dieser Eventu alität unerschrocken ins Auge. Die Rumänen haben die erhoffte Hilfe von den Russen bisher nicht erhalten können, dafür aber umso schmerzlicher erfahren müssen, was es heißt, gegen die Zentralmächte Krieg führen. Der Donauübergang bei Rahovo, der den Zweck Halle, die rückwärtigen Verbin dungen der entsprechenden Truppenteile der Armee Mackensen zu stören, kostete den Rumänen 16 volle Bataillone. Diese rumänischen Truppenteile sind völlig vernichtet; aus den kümmerlichen Resten, die sich etwa durch die Flucht gereitet haben, läßt sich keine brauchbare Kampftruppe mehr Her stellen. In Siebenbürgen war der große Sieg des Generals v. Falkenhoyn bet Hermannstadt mit der Vernichtung der ersten rumänischen Armee verbunden. Rasch schreitet die Säuberung des Gebietes nach Osten und Süden vorwärts, im Sturm ward Fogaras erreicht, die halbwegS zwischen Hermannstabtun d Kronstadt gelegene Eisenbahn statlon. 80 Kilo meter nördlich davon im Gebiet des Görgeny-Gebirges und westlich von Paraid behaupteten die Rumänen sich zwar noch; aber Freude empfindet der Zehnoerband nicht mehr an seinem jüngsten Bundesgenossen und erwartet von ihm auch nicht mehr die erträumte Wendung des Kriegsglücks. General Sarrail wartet mit seiner buntscheckigen Armee in Saloniki noch immer auf den Augenblick, an dem Grte« chenland, mürbe gemacht, sich der Entente anschließen wirb, um dann mit seiner großen Offensive hervorzubrechen. Aber der griechische Weizen will für den Zehnverband nicht reifen. Wenn auch nur der zehnte Teil dessen zuträfe, was Lügen« Reuter täglich aus Athen berichtet, dann stände Griechen land schon längst wie ein Mann an der Seite der Entente truppen. An König Konstantin ist jeder Zoll ein König und ein Held. Die Zahl der Getreuen des Monarchen in Volk und Heer ist fortgesetzt so groß, daß die Ententevertreter sich vor der Anwendung äußerster Zwangsmittel scheuen. Sie suchen ihren Unmut hinter oer Lüge zu verbergen, daß deutsche Bcstechungsgelder im Betrage von Millionen die maßgebenden Kreise Griechenlands beeinflußten. Tatsache ist es, daß der glücklicherweise von langwieriger Krankheit wiederhcrgestcllle König mit starker Hand das Szepter führt und das Menschenmögliche leistet, um Herr im eigenen Hause zu bleiben. Auf dem italienischen Kriegsschauplatz stehen die Erfolge des Feindes nach wie vor im umgekehrten Verhältnis zu seinen Opfern und Verlusten, während vom türkischen Kriegsschauplätze manche erfreuliche Siegeskunde unserer Verbündeten zu uns herüberklingt. RuMchas. Zum 26 jährigen Reglerungsjubiläum des Königs von Württemberg sagt die „Nordd, Alla. Ztg." in einem Huldigungsartikel, Vie Zeitspanne umfasse einen Abschnitt württembergischer Geschichte, der mit einer erfreulichen, fortschreitenden Ent« wiaelung auf allen Gebieten deS öffentlichen LebenS erfüllt ist. König Wilhelm 8. hat von Beginn seiner Regierung an mit lebhafter Anteilnahme und tiefem Verständnis sein auf vorzüglicher Vorbildung fußendes Wissen und Können in den Dienst seines Volkes gestellt und über die Fortent wickelung der staatlichen Einrichtungen hinaus als unermüd licher Förderer von Wissenschaft, Kunst und Gewerbe gewirkt. Der König richtete seinen Blick aber stets auch auf die hohen Ziele, denen die lebendigen Kräfte des deutschen Volkes entgegenflrebten. So hat sich der würitembergifche Herrscher als treuer Pfleger des ihm überkommenen Erbes und als hoher Mitarbeiter an dem großen Werke deS Reichsbaues bewährt. Der HuldinungSartckel feiert dte Treue des Königs gegen da« Reick,, die sich in den harten KriegSjahren herrlich bewährt ünb schließt: Möge eine gütige Vorsehung König Wilhelm fernerhin beschützen und ihm noch lange Jahre eine glückliche Regierung verleihen, zum Heile Württembergs und zum Segen des Reichs. Der Hauptausschutz des Reichstags, der vorher die streng vertraulichen Besprechungen in engerem Kreise mit der Regierung zu Ende geführt hatte, nahm die am Sonnabend abgebrochenen vertraulichen Verhandlungen über Fragen der auswärtigen Politik wieder auf. Zu Beginn der Sitzung waren von der Regierung die Staatssekretäre v. Jagom y Capelle und Dr. Helfferich anwesend. Mit dem Pra ldenten des Reichstags wohnten zahlreiche Abge« ordnete den Beratungen als Zuhörer bei. Nachdem die Staatssekretäre v. Jagow und v. Capelle gesprochen hatten, kamen die Redner des Zentrums und der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft zu Wort. Die Verhandlungen waren wieder sehr eingehend, sollen aber so gefördert werden, daß am Mittwoch um 11 Uhr das Plenum mit seinen Bera tungen beginnen kann. » Debatten des Hanptausschusses, die mit großer Lebhaftigkeit geführt werden, und denen man mit allseitiger Spannung folgte, drehten sich am Donnerstag ausschließlich um die Fragen, die in der letzten Zeit die Öffentlichkeit leb haft beschäftigt haben. Dabei trugen die Verhandlungen völlig den Charakter einer abermaligen Generalerörterung dieser schon vielfach durchgesprochenen Frage. Als ein be- sonderes Merkmal kann man es laut »Tag* jedoch vielleicht betrachten, daß man allseitig zu einer endgültigen Klärung zu gelangen wünscht. Aber oabet zeigt cS sich zugleich wiederum, daß bet der Verschiedenheit der Ansichten diese Klärung kaum herbetgeführt werden dürfte. Denn nach wie vor stehen sich die Anschauungen schroff gegenüber. Eine Wandlung der Ansichten ist bisher auf keiner Seite zu spüren. Neue Momente sind wenigstens von keiner Seite inS Treffen geführt worden, und die Erörterungen bewegen sich in ma ritimer, politischer und wirtschaftlicher Beziehung in den be kannten Bahnen. Der Staatssekretär des RetchsmarineamtS v. Capelle beteiligte sich mehrfach an der Debatte. In den vertraulichen Beratungen des Haupt« ausschusfes des Reichstags haben laut „Freis. Ztg." dte Ausführungen des Reichskanzlers selbst, dann aber auch namentlich diejenigen des Staatssekretärs Helfferich auf alle Zuhörer einen großen Eindruck gemacht. Ob sich die Fronde von ihnen überzeugen lassen will, ist allerdings eine Sache für sich. Aber das wenigstens, denken wir, wird durch die ungeschminkte Darlegung der politischen und militärischen Situation erreicht werden, daß der Ton, in denen sich die parlamentarischen Auseinandersetzungen abspt-len, sich fern« hält von den aufreizenden und beleidigenden Phrafen, mit denen die Agitatoren draußen ihr Handwerk betreiben, und baß überhaupt in den Räumen des Reichstags nicht perfön- lkche, sondern nur sachliche Meinungsverschiedenheiten aus gefochten werden. Botschafterkonferenz in Washington. Den Reisen der amerikanischen Botschafter in Berlin und im Haag nach Washington liegen nach der Wiener „Neuen Fr. Pr." nur Wahlsorgen Wilsons zugrunde. Gerard ist einer der ein flußreichsten Führer von Tammany. Diese politische Ver einigung grollt Wilson, well er verschiedene Posten in New- Jork, die Tammany als ihren rechtmäßigen Besitzstand be- trachtet, nicht nach ihren Wünschen besetzt hat. Wohl hat Tammany für Wilson gestimmt, jedoch zu verstehen gegeben, daß sie sich für Wilson nicht sonderlich anstrengen werde. Der Gesandte im Haag, Dyke, Geistlicher, Professor und Intimus Wilsons, wird zugunsten Wilsons auf das religiöse und intellektuelle Amerika puritanischer Richtung zu wirken suchen, und wohl auch als Zeuge für Wilsons auswärtige Politik auftreten. Dle Botschafterkonfercnz in Washington, an der auch die amerikanischen Vertreter in Paris und London teilnehmen, wird sich namentlich auch mit der Frage der Friedensver- mittelung beschäftigen, die einen wesentlichen Teil im Wil- sonschen Agitationsprogramm bildet. Mit der Friedens- oermittelung wird Wilson indessen kein Glück haben. Eng land erklärte jeden VermittelungSantrag von vornherein für eine unfreundliche Handlungsweise, und auch in Deutschland wird man sich für eine aus den Bedürfnissen der Wahl agitation erwachsene FriedenSvermittelung nicht erwärme«. DaS um so wen aer, als Präsident Wilson sich Deütschlano gegenüber neuerdtnaS wieder reckt wenig wohlwollend be« Unter äem »albmonä. Roman von G. v. Goltz. 6 Der Professor wollte ärgerlich auffahren über diese Störung durch den Gaukler, denn seine ganze Aufmerk samkeit war noch immer einzig und allein auf die schöne Sängerin gerichtet, da legte Mahi-Eddm die Hand leicht auf seinen Arm. „Du bist erstaunt über meine Worte," sagte er dabei, „willst Du aber mehr wissen über den Gegenstand Deiner Bewunderung, so komm mit mir in den Garten; unter den Tulpenböumen will ich Dir einiges erzählen." Professor Gurlitt überlegte eine Weile — sollte er dem Manne solgen oder nicht? Schließlich siegte aber seine Wißbegier, etwas über die schöne Sängerin zu er fahren über das Mißtrauen gegen den Echlangenbändi- ger, zumal die Sängerin, von einer Anzahl Männer um ringt, jetzt seinen Blicken entzogen war. Die beiden gingen nun in den angrenzenden Garten, wo sie in den dunklen Laubengängen auf- und abschrit ten, während Gelächter und Musik aus dem Hause zu ihnen drang. Anfangs war dem Professor doch etwas eigentümlich zu Mute, wie er sich mit dem Gaukler so alleine befand und dieses Gesüh l, ein Gemisch von Furcht und Mißtrauen wich erst, als dieser zu erzählen begann: .Nach ihrem Namen würdest Du mich vergeblich fra gen, Fremdling, ich weiß denselben nicht, ich weiß auch nicht, woher sie gekommen ist. Nur soviel habe ich er fahren, daß sie eines Tages mit einem Manne, der ihr Bruder sein soll und der hier als Offizier dient, hier in Wedeah auftauchte. Sie wurde bald wegen ihres herr lichen Gesanges bekannt und ihre Schönheit bezauberte alle Männer. Ich kam auch zu jener Zeit gerade von Nubien heraus und traf seitdem mit ihr bei manchem Zest zusammen, wo ich meM Kßnste zeigte und sie mit ihrem Gesang das Fest verherrlichte, trotzdem sie anderen Glaubens ist —" „Woher weißt Du, daß sie keine Mohammedanerin ist?" fragte der Professor dazwischen. „Nein, der Mann, der sich ihren Bruder nennt, und sie kommen weither und aus einem unbekannten Lande, cs versteht hier nicht einmal Jemand ihre Spracht, wenn sie mit einander sprechen. Die Männer in Medeah um kreisten sie bald, wie die Schmetterlinge die Flamme, aber sie haben sich alle die Flügel verbrannt, denn kei ner kann sich rühmen, ihre besondere Gunst erworben zu haben, ihr näher getreten zu sein; man vergötterte sie — man betete sie sörmlich an. Ich durste sie zuweilen in ihrem kleinen reuenden Häuschen besuchen, da ich ihr kleine gezähmte Schlangen brachte, nach denen sie Ver langen trug, mit denen sie spielte und sich an ihnen die Hande kühlte. Einmal stand ich unweit von ihr auf dem Dache ihres Hauses. Es war schon Abend — sie lag bequem in einem Korbsessel und blickte traumverloren in den Mond — ich stand unweit davon auf das Gitter ge stützt, sie hatte mir eben einen Auftrag erteilen wollen — da klangen Hlötcntöne von der Straße herauf und er- üllten die mit dem Duft des Thymian und der Wein- blüte gesättigte Lust." Der Schlängeubändiger machte eine Pause, bis ihn der Professor mit ungeduldiger Stimme zum Weiterspre chen ausmunterte: „Was geschah weiter — erzähle rasch was nun er folgte." „Sie fing an zu weinen, saft wie ein Kind und dann fragte sie mich, wer so herrlich spiele. Kennst Du den Flötenspieler von Medeah nicht, entgegnete ich ihr. Sie verneinte es, bat mich aber, ihn schert zu ihr zu sühren. Ich eilte hinunter; das bezaubernde Flötenspiel war in- Wischen zwar vMgmmt, Mr iÄ.trgi Dj^na noch, de; lgngsam dahinschlenderte. Ich erzähUe ihm rasch, wie die schöne, fremde Sängerin von seinem Spiel ganz ent zückt sei und sie ihn zu sehen und zu sprechen wünsche. Djelma war wohl einen Augenblick starr vor Erstau nen, denn er mochte wohl eher alles andere als diese Aufforderung erwartet haben, dann aber ging es wie eine freudige Erregung durch seinen Körper und ich merkte wohl, daß ihm diese Aufforderung nicht unangenehm mar. Er folgte mir und bald standen wir vor ihr. Sie hatte sich in Erwartung unseres Kommens nach lässig in dem Korbsessel zurückgelehnt. Losgebunden floß das lange blauschwarze Haar über die herrlichen Glieder, über die weiße Gewandung. Sie schien sich noch ganz unter dem Eindruck der heftigen Gemütsbewegung zu befinden, in welche das Flötenspiel sie versetzt hatte. Es kostete sie keine große Mühe, Djelma zu bewegen, sein Spiel sortzusetzen, denn wie mir nicht entging war auch er schon dem Zauber unterlegen, der von dieser Fremden ausgeht —" „Djelma liebt die Sängerin?" stieß der Professor hastig hervor. Buch er ist unter Schmetterlinge geraten," fuhr der Schlangenbändiger fort. „Aber auch er wird sich an dieser Flamme die Flügel verbrennen wie all die ande ren Männer." „Du willst damit sagen, sie lockt die Männer in ihr« Netze," mit diesen Worten trat der Professor so dicht vor Mahi°Eddin, als wolle er sich tätlich an demselben ver greifen, dieser aber Kreuzte gelassen die Arme über die Brust und mit einem breiten Grinsen sagte er: „Fremdling ich wollte Dir nur diese kleine Geschichte erzählen — Mahi-Eddin weiß nicht was Du Liebe nennst." . i Nach diesen Worten war der Schlangenbändiger ver schwunden und der Professor stand alleine in dem hunk- len Laubenaana des Garten«, . r e L t r r r r e r I l i 8 'l < < 1 l i
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