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Rabenauer Anzeiger : 02.11.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191611029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19161102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19161102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-11
- Tag 1916-11-02
-
Monat
1916-11
-
Jahr
1916
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!en des Krieges )'s kleinen Ver« Die letzte Kriegswoche. Im Zeichen von Wahrheit und Recht. Der Reichstag. Die Konstabler der Gesittung. Somme und Douaue mont. Rumäniens Hilflosigkeit. Für die verbündeten beiden Kaisermächte Deutschland und Osterreich-Ungarn steht die Gegenwart im Zeichen von Wahrheit und Recht und für jeden einzelnen Reichsange hörigen im Zeichen der Pflicht. Das letztere galt auch für den Mann, der in der Kaiserstadt an der Donau jählingS der Mordwaffe eine- Fanatikers zum Opfer gefallen und der in der Gruft seiner Familie in der grünen Steiermark zur ewigen Ruhe beigesetzt worden ist, für den österreichischen Ministerpräsidenten Grafen Stürgkh, der in fünf Jahren das Staatsruder der habsburgischen Monarchie mit fester Hand gelenkt hat. Der Tote hat sich selbst nie als staatsmännische Größe, sondern immer nur als pflichttreuer, tätiger Beamter und Diener seines Kaisers hingestellt, er hat politische Geg ner, aber keine Feinde gehabt. Um so weniger konnte er wartet werden, daß ein Mörder sich von Fanatismus und seinem kranken Hirn treiben lassen würde, ein Menschenleben zu vernichten, dessen Erlöschen doch den ruhigen Gang der Ereignisse an der Donau nicht stören kann. Es ist traurig, daß der Weltkrieg mit all' seinem Jammer die Selbst beherrschung nicht so weit stärken konnte, daß sie den blinden, vernunstlosen Haß gegen einen einzelnen Menschen unter drücke. Auch der Anfang des Weltkrieges stand unter dem Eindruck eines Attentats; damals wurde der französische Sozialistenführer Jaures von einem Revanchemann erschossen. Die Weltgeschichte ist ihren Gang gegangen. Wie die uns feindlichen Mächte, die daS groß heraufbeschworen haben, versuch. , ... ......... ... brecher umsonst, die Achse des Schicksalswagens nach ihrem Willen zu stellen. Was kommen muß nach den Gesetzen deS ewigen Rechtes, wird der Welt beschert werden. Der Deutsche Reichstag hat seine Arbeiten wieder aus genommen, er wird sie, wie zu erwarten ist, in Einmütigkeit und in nicht zu langer Frist für diese Tagungsdauer zu Ende bringen. Das Aufflammen von einzelnen'Meinungs verschiedenheiten ist in der menschlichen Natur begründet, aber sie darf nicht zu politischem Sport werden, wie das mehr als gut in Friedenszeiten zu verzeichnen war. Erst müssen wir den Gegner zu Boden haben, dann können wir uns auf Weiterungen elnlassen. Ji.. Neichstagsausschuß sind auch die Ernährungsfragen geprüft worden. Sie sind nicht so, daß Bedenken sür die Zukunft bestehen müßten. Dem feindlichen Westeuropa droht eine Einstellung oder doch Beschränkung der Weizeneinfuhr, die für die Urheber deS Hungerkrieges gegen Deutschland sehr viel größere Benach teiligungen bringen kann, als in anderer Weise sie daS deutsche Reich erledigt hat. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, daß die jetzt in der siebzehnten Woche stehende Sommeschlacht in England und bei dessen Freunden keine große Hoffnungen mehr erweckt, so ist dieser in der neuesten Rede deS britischen auswärtigen Ministers Grey gegeben, in der er weiter nichts zu sagen weiß, daß die Welt vom deutschen Militarismus befreit werden und die Welt auch nach Kriegs- schluß in der Wahrung dieses Zieles einig bleiben müßte. England hat nicht bloß gegen Deutschland, sondern auch gegen schwächere neutrale Staaten so oft verbriefte und untersiegelte Verträge gebrochen, baß Herr Grey sich hüten sollte, seinen Staat 'als den Tugendstaat der Zukunst zu empfehlen, den man wird sich nicht mehr nach seinen Worten richten, sondern nach seinen Taten, die wahrlich deutlich genug reden. Und seine Zuhörer, die Männer von der Presse waren, werden sich ohnehin bet seinen Ausführungen mehr gedacht haben, als sie offen zu sagen für gut befanden. Wenn Grey die Alliierten, und natürlich allen voran Eng land, als den Konstabler der Gesittung bezeichnete und den Neutralen zu verstehen gab, sie müßten darauf bedacht sein, Vorschriften inS Leben zu rufen, kraft deren jedes Land, dar davon abweiche, als ein Feind des Menschengeschlechts angesehen und behandelt werde, so werden die neutralen Staaten daraus sehr richtig entnehmen, daß sie dein Wunsche Ehren-GrenS gemäß nach Englands Pfeife zu tanzen und den Kreis der Ententestaaten, durch den Deutschland einge schnürt werden soll, durch ihren Anschluß noch zu verstärken haben. Es ist selbstverständlich, daß gegen diese Zumutung allenthalben Bedenken aufsteigen. Bei seinem Besuche der westlichen Front bat der deutsch« Nüsti das Ringen an der Somme eine Schlacht genannt, die in der Geschichte nicht ihres gleichen kennt. Und was der menschliche Geist an Kampfmitteln auZsinnen, was mit Geld nur bezahlt werden konnte, ist dort zur Anwendung von unseren Feinden gelangt. Jetzt sind sie nun wohl so weit, daß sie umsonst nach den alleräußersten Mitteln suchen, mit deren Hilfe es ermöglicht werden soll, den deutschen Verteidigungswall, der den Weg nach Belgien, oder gar zum Rhein sperrt, zu zertrümmern. Schonungslos, wie wir es selbst vielleicht nicht in diesem Umfange erwartet haben, werden Zehntausende und aber Zehntausende erneut in den Tod getrieben, aber das grauenvolle Werk will nicht zum aussichtsreichen Erfolge sich wenden. Das eherne Pflicht gefühl, das den Deutschen in Fleisch und Blut übergegangen ist, trotzt weißen und farbigen Feinden ebenso, wie den Bajonett-Attacken des Fußvolkes und dem Trommelfeuer der Geschütze. Die englisch - französische Heeresleitung ist entschlossen, durch eine bis zum äußersten gesteigerte Kampf tätigkeit Russen und Rumänen zu entlasten und auch den Italienern Lust zu schaffen. In diesem verzweifelten Be mühen, das die Einnahme von Konstantza und Cernavoda Mit ihren unausbleiblichen Zukunftswirkungen nicht zu ver hindern vermochte, erfolgte auch die heftige Offensive gegen unsere Stellungen vor Verdun. Der Durchbruchsoersuch bei dieser Festung ist ein Beweis dafür, daß Engländer und Franzosen ihre Anstrengungen an der Somme für aussichts los halten und die Verluste in dem bisherigem Umfange nicht mehr zu ertragen vermögen. Damit ist indessen nicht gesagt, daß die feindlichen Operationen an der Somme zum Stillstand gekommen wären. Die Abschwächung der Angriffe, die festgestellt werden konnte, wurde von unserer Obersten Heeresleitung mit der Ungunst des Wetters erklärt. Unsere Heeresleitung erwartet also noch weitere feindliche Angriffe an der Somme, die Kraft des Gegners dort ist noch nicht gebrochen; aber unsere Führung ist vorbereitet, und bereit sein ist alles! Als Plan unserer Heeresleitung wird die defensive Haltung an der Westfront und das Suchen einer offensiven Entscheidung im Osten und am Balkan bezeichnet. Dabei müssen wir Rückschläge, wie den soeben vor Verdun erfolgten, Mit in den Kauf nehmen. Die Franzosen, die an der Nord ostfront von Verdun im Angriff bis zu dem brennendenf Fort Douaumont Vordringen und dort Boden gewinnen konnten, haben selbstverständlich die übertriebensten Mit teilungen Über ihren „Sieg" verbreitet, um auf die Neu tralen, die nachgerade an der viel gerühmten Überlegenheit der beiden Westmächte irre geworden sind, Eindruck zu machen. Es ist nicht deutsche Art, die Tapferkeit oder den Erfolg des Gegners zu verkleinern; die Wahrheit aber ist doch, baß die Franzen nur eine in ihre Linie gerissene Lücke wieder ausfüllten und sich in den Besitz eines strategischen Punktes fetzten, der einmal eine starke, schwer zu bezwin gende Panzerfeste gewesen, heute aber nur ein Trümmer haufen ist, der keinen Schutz gewährt. Von einer Durch brechung unserer Stellung ist natürlich keine Rede, und da die Kämpfe noch im Gange sind, so wird die Scharte hoffentlich schnell wieder ausgewetzt. Unsere Front steht bei Verdun so fest wie an der Somme, diese Erfahrung wird dem Feinde nicht erspart bleiben, und er wird sie mit erneuten Opfern zu bezahlen haben. Aus dem Osten kommt das Licht, aus dem Osten frohe Siegeskunde. Der russischen Offensive, die sich in Einzel kämpfe zersplittert hat, bleibt jeder Erfolg versagt, aus Siebenbürgen ist der Feind in alle Winde gejagt. Im Südwestzipfel dieses jetzt mit Ungarn verschmolzenen ehe maligen Grotzfürstentums haben deutsche und österreichisch ungarische Truppen den Vulkan-Paß erstürmt und im äußersten Noldosten des Gebildslandes machte unser Angriff nördlich Campolung Fortschritte. In der Dobrudscha aber hat die am 19. d. M. begonnene Schlacht, die uns in schneller Folge die Eroberung von Konstantza, Medgibia und Cernavoda brachte, zu dem rölligen Zusammenbruch der Gegner geführt. Die rumänisch-russischen Streitkräfte vermochten sich nirgends mehr zu entschiedenem Widerstande HU sammeln. Rumänien, das die Entente retten sollte, be darf selber aufs dringendste der Hilfe. Es wird ihm nur ein magerer Trost zu teil. Wie seinerzeit Antwerpen und Serbien, so wird ihm jetzt von England versichert, daß alles zu seiner Rettung geschehe. Wenn aber bereits alles ge schieht, was möglich ist, so kann Rumänien über sein Schicksal nicht mehr im Zweifel sein. Von der Ausführung des Be- Musses des Boulogner Krtegsrates, wonach der gesamte' rumänische Eeneralstab sofort zurückritt und durch englisch« und französische Offiziere ersetzt wird, hat Rumänien bitter wenig und es wälzt von seinem Standpunkt nicht mit Un recht den seinem eigenen Generalstab ausgesprochenen Tadel der Unfähigkeit auf die Heeresleitung der Entente ab. l General Sarrail schweigt, Italien leidet an unheilbarer Mißerfolgitis; in Griechenland scheint König Konstantins mannhafte Festigkeit den Sieg über alle Intrigen und Gewalttätigkeiten der Entente daoonzutragen. Der Zehn verband beginnt einzulenken. s' Zur Kriegslage schreibt uns unser Berliner Mitarbeiter: Den groß sprecherischen Franzosen ist der Mund schnell gestopft worden. Sie haben, durch unsichtiges Nebelwetter be günstigt, nicht durch die Kraft ihres Angriffs bis zu der ehemaligen Panzer feste und dem Dorf Douaumont vor dringen und beide in Besitz nehmen können. Aber darüber hinaus sind sie nicht vorwärtsgekommen. Dicht nördlich Douaumont nahmen unsere Truppen widerstrebend und nur auf ausdrücklichen Befehl, vorbereitete Stellungen ein, von denen aus sie alle weiteren feindlichen Angriffe, die mit be sonderer Heftigkeit auch gegen das zwei Kilometer südöstlich von Douaumont gelegene Fort Vaux gerichtet wurden, ab wiesen. Während unsere Heldrn so vor Verdun dem feind lichen Vormarsch Einhalt zu geb eten vermochten, schlugen sie mit voller Stärke alle feindlichen Angriffe im Somme- Abschnitt zurück. Die Geger hatten nicht den geringsten Erfolg, erhöhten jedoch in gewohnter Weise ihre Verluste. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz bleibt die Lage für unS gleich günstig, die Russen vermögen an der Erfolglosig keit ihrer Unternehmungen nichts zu ändern, einerlei ob sie ihr Glück mit Gasangriffen oder mit Vorstößen in zahlreichen aufeinanderfolgenden Sturmwellen versuchen. j über die siebenbürgtsche Grenze hinaus gewinnen wir im Angriff Gelände sowohl nach Nordosten zur Bukowina grenze hin auf der Straße nach Kampolung wie nach Süden über Predeal hinaus auf Sinaia zu, die bevorzugte Sommer residenz deS verehruugswürdigen Rumänenkönigs Karol. Die Tatsache, baß die Rumänen die Donaubrücke bei Cerna voda, die 36 Millionen Mark gekostet hatte, und das einzige Bindeglied zwischen der Dobrudscha und dem übrigen Reiche darsteute, selber zerstörten, läßt erkennen, welchen Umfang sie ihrer Niederlage beimessen. Sie glauben nicht mehr daran, daß ihnen die Brücke noch nützen könnte, und hatten nür noch das eine Verlangen, sie für den siegreichen Gegner unbrauchbar zu machen. Diese kurze Tatsache spricht Bünde. Die Beute von Constantza. Nach dem amtlichen bulgarischen Bericht verfolgen an der rumänischen Front in der Dobrudscha die verbündeten Truppen den Feind. Am Abend des 24. d. M. erreichten sie die Linie Taschavlu-See—Höhe 177 (westlich der Ortschaft Esteb)—Dorabantu—Toktomak—Höhe 128 bei Tefcea—Höhe 114—Höhe 107—Moviia—Mossu-Oprea—Kokurleni. Mitt« ,woch früh hat die 1. Infanterie-Division (Sofia) Cernavoda' genommen; die Verfolgung dauert fort. — Die in Constantza gemachte Beute ist beträchtlich. Sie beträgt 600 Waggons und mehrere Lokomotiven kder Bahnhof ist unbeschädigt ge blieben), zahlreiche Petroleumbehälter, fast sämtlich gefüllt, Schuppen am Hasen und Magazine, gleichfalls mit Waren gefüllt, und im Hafen selbst eine Flotte von siebzig türkischen Fahrzeugen, die von Rumänen zurückbehalten worden waren. Längs der Donau Ruhe. ES war von vornherein vermutet worden, daß den Verbündeten in Konstantza große Mengen Petroleum und Benzin in die Hand gefallen sein würden. Der bulgarische Bericht bestätigt diese Annahme. Konstantza ist in allererster Linie Petroleumhasen; die 4909 eingeweihten neuen und ganz modernen Anlagen sind die einzigen im Lande, die die Produktion der nordrumänischen EroSlquellen aufzustapeln gestatten. Von den beiden großen Hafenbassins ist der süd- iche Teil als Petroleumhafen eigens ausgebaut und steht in taatlicher Verwaltung. Es befinden sich dort große staat- iche Behälter, die insgesamt eine Menge von 180ÖV0 Tonnen Petroleum und Benzin fassen. Außerdem besitzen Privat- irmen, Banken usw. dort noch eigene Reservoire, die mit Unter üem kalbmoock. Roman von G. v. Goltz. 16 Sie waren noch nicht weit gegangen, da begegnete dem Professor und seinem Führer ein Trupp französischer Offiziere, die einer etwas abseits gelegenen Masserstelle zugingen, wo andere schon badeten. In diesem Augen blick war der Professor von Leutnant Fourges bemerkt worden, der sich unter den zum Bade gehenden Offizie ren befand. Der Leutnant winkte und rief ihm in seiner lebhaften Art zu, ebenfalls näher zu kommen und ein kühles Bad mitzunehmen. Hierzu fühlte er nun durchaus nicht das Bedürfnis, aber da er für den Augenblick nichts Besseres vor hatte, so wollte er das Leben und Treiben beobachten. Er hegte hierbei auch die Hoffnung, diesen Signor Fratelli kennen zu lernen, sür dessen schöne Schwester er sich mehr interessierte, als er sich selbst eingestehen wollte. Die Wasserstelle bildete ein Bassin in einer kleinen Bucht, zu der ein Hohlweg sührte. Schwarze Cypressen, überhängendes Gesträuch von roten Berberitzen und groß blätteriger Eppich wölbten ein Dach über dem Bade. Am Ufer, im feuchten Sande, standen dichtgedrängt Nohr, Pfeilkraut und Binsen, immerwährend im Winde leise bebend und flüsternd, umschwirrt von Wasserinsebten und Libellen. Weiter in das Wasser hinein schaukelten weiße Blumen mit den weit geöffneten Kelchen voll goidner Staubfäden ihre duftigen Häupter aus den leisen Wellen, während ihre breiten dunkelgrünen Blätter regungslos aus der Oberfläche des Weihers lagen. Dieser Ort hatte etwas mysteriös Anziehendes in sei nem Halbdunkel, während nur wenige Schritte weiter Heller Sonnenschein glänzte. Auch herrschte hier eine wohltuende Kühle, die erfrischend wirkte nach dem Aus tritt aus der jonnendurchglühten, bäum- und strauchlosen Umgebung, weshalb dieses Naturbad von allen Bewoh nern Medeahs sehr besucht und beliebt war. Nachdem Professor Gurlitt näher gekommen war, machte ihn Leutnant Fourges flüchtig mit den übrigen Offizieren bekannt. Er fand heraus, daß auch zwei da runter sich befanden, die unzweifelhaft deutscher Herkunft waren, sie gaben sich ihm aber als Deutsche nicht zu er kennen. Signor Fratelli schien nicht darunter zu sein, denn sein Name wurde nicht genannt. Ein lebhaftes Treiben entwickelte sich, die meisten Offiziere sprangen alsbald in das Wasser und tauchten unter wie das ver schmachtende Wild in das Bad, als der Professor vom anderen Ende des Wasserbeckens her ein an Toben gren zendes Lachen und Geschrei vernahm. Es mußte dort etwas ganz Besonderes vorgegangen sein, denn an des Professors Ohr schlug der Ruf: „Wir haben ihn, laßt ihn nicht wieder entwischenI Hussuh!" Es dauerte eine Weile, bis der Professor erkannte, um was es sich eigentlich handelte. Man hatte den Flötenspieler Djelma entdeckt, der in einem versteckten Winkel des Wasserbeckens ebenfalls ein Bad nahm; als er die Offiziere kommen sah, hatte er sich rafeb entfernen wollen. Man suchte ihn sestzuhalten, aus Scherz natür lich, denn der Flötenspieler war allgemein bekannt und in Folge seines unterhaltenden Spieles auch beliebt. Wie manche frohe Stunde hatte er schon in das alltägliche Einerlei hineingebracht; da man ihm dies auch reichlich lohnte, so wurde behauptet, daß er durchaus nicht der arme Flötenspieler sei, als welchen er sich den Anschein gab. Aber der Flötenspieler wollte sich durchaus nicht so leicht halten lassen. Er antwortete mit leisem Lachen, und spritzte seinen Häschern, um sie abzuhalten, Wasser in die Augen; diese erwiderten natürlich seinen Angriff und es entspann sich ein regelrechtes Wassergefecht. Nach allen Richtungen hin sprühten die Wasserstrahlen, aber Djelma übertraf die Franzosen an Geschicklichkeit, um ihn zu Haschen mußten sie die schwierigsten Schwimm bewegungen aussühren und doch entglitt er immer wie- der ihren Händen. Es waren ihrer aber zu viele, die sich an dem Fang beteiligten, endlich hielt man den Flötenspieler fest und zog ihn an das User. Als er sah, daß keine Verteidig ung mehr was nützte, ergab er sich lächelnd in sein lusti ges Schicksal und begrüßte die noch am Ufer stehenden Offiziere, unter ihnen den deutschen Professor, mit tiefer Verbeugung. 8. Kapitel. Es währte nicht lange, da umstanden alle den Flö tenspieler, der inzwischen seine leichte Kleidung überge- worsen hatte und die geliebte, von ihm unzertrennliche Flöte in der Hand hielt. Man umringte ihn so, daß er tatsächlich nicht mehr entschlüpfen konnte und er wußte auch, was sein Schicksal fein würde, ein hartes war es nicht. „Ein Konzert im Freien — Djelma muß ein Stünd chen spielen I' gab der älteste der Offiziere die Parole aus. Allgemein wurde dieser Vorschlag angenommen, man lagerte sich etwas entfernt von dem Wasserbecken in den warmen Sand, woraus die Zigaretten angezündet wurden. Professor Dr. Gurlitt hotte jetzt Gelegenheit, das Ge sicht des in der Mitte des Kreises stehenden Flötenspie lers näher zu betrachten. Er lällelte jetzt nicht mehr, im Gegenteil, ein schmerzliches Zucken huschte hin und wieder über sein Gesicht und in seinen Augen flackerte ein seit ames Feuer. Er schien sich jetzt unter den ge räuschvollen Offizieren nicht wohl zu fühlen; er verharrte schweigend und trocknete sein schönes Haar mit einem seidenen Tuch. i,.
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