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Rabenauer Anzeiger : 28.10.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191610281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19161028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19161028
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-10
- Tag 1916-10-28
-
Monat
1916-10
-
Jahr
1916
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Die Mrkschafksfragen. In dem Präsidenten deS Kriegsernährungsamtes Herrn v. Batocki haben wir einen treuen und eifrigen Anwalt aller der Fragen, die unser leibliches Wohl und Wehe betreffen und uns nach den unmittelbaren Kriegsgefchehnissen am stärksten angehen. Mit Wort und Feder, im Parlament und Presse wird Herr v. Batocki nicht müde, für Aufklärung und Besserung zu sorgen. Besonders sympathisch wirkt an seinen Darlegungen der Freimut, mit dem er auch die Unzuläng« lichkeiten der vor ihm und von ihm getroffenen Organisa» tionen anerkennt. Der frische, goldene Humor, der ihm eigen ist, und der ihm im Parlament besonders gedankt wird, würzt das rein Sachliche und Geschäftsmäßige, das die Verwaltung seines Amtes erfordert, in erquickender Welse. Herr v. Batocki kann jedoch auch sehr ernst sein. Und ernste gewichtige Worte sind es, die er über das Verderben von Lebensmitteln äußerte, das in der KriegSzeit noch schmerzlicher als zu jeder anderen Zeit ist. » ° . Jedes Pfund Waren das jetzt verdirbt, so sagte der Präsident, ist ein Verlust für die Volkswirtschaft, der durch gleichwertige Ersatzwaren nicht ersetzt werden kann. Der Verlust wirkt um so empfindlicher, je knapper die Gesamt« ernöhrung wird. Obgleich in der Öffentlichkeit Übertreibungen nicht selten find, so ist es doch eine Tatsache, baß von den Milliarden von Zentnern, die an Lebensmitteln jährlich in Deutschland erzeugt, verarbeitet, versandt und verteilt werden, ein bedauerlich großer Teil und zwar von manchen Waren erheblich mehr als im Frieden verdirbt. Das muß von allen beteiligten Stellen mit aller Sorgfalt und, wo eS sein muß, mit Rücksichtslosigkeit bekämpft werden. Aber mast darf sich nicht etnbilden, baß dieser Kampf vollen Erfolg haben kann. Wundern kann man sich nicht, daß die auf Ausschaltung des freien Verkehrs beruhende Kriegswirtschaft selbst bet aller Sorgfalt der beteiligten Stellen das Verderben von Waren in größeren Massen herbeiführt, wie die Friedens« Wirtschaft. Dem volkswirtschaftlich geschulten Beurteiler sollte diese Tatsache, so traurig sie ist, eigentlich selbstver ständlich erscheinen. Wäre eS anders, bann wäre der Be weis erbracht, daß der ganze freie Handel, der diese Tätig keit im Frieben ausübt, völlig überflüssig, daß er ein Schmarotzer im Volksleben wäre, der selbst in der schwie rigsten Kriegszeit ohne Nachteil ausgeschaltet und nur als Kommissionär ohne Selbstinteresse benutzt werden könnte. Es ist völlig unmöglich, daß ein von fest besoldeten, ohne Privatinteresse arbeitenden und zum großen Teil nicht waren- und geschäftskundigen Beamten geleiteter, auf völlig neuer, im Frieden in keiner Weise vorbereiteter Grundlage errichteter öffentlicher Riesenbetrieb auch nur annähernd so billig und mit so wenig Reibungen und Verlusten arbeiten kann, wie der seit Jahrhunderten bis ins kleinste ausge bildete, auf die Ausnutzung der kleinsten Vorteile und bi, Vermeidung der kleinsten vermeidbaren Verluste angewiesene freie Handel. Die Summen, die durch die Ausschaltung des freien Handels bet aller Müde der an seine Stelle getretenen Stellen an Geld für Geschäftsunkosten, für Frachten und Aufbewahrungskosten und an Verlust durch Verderben von Waren zu Buche kommen, müssen größer sein, als sie im Frieden waren. Die zwangsläufige Kriegswirtschaft ist, wie die Dings liegen, unbedingt notwendig und eine Abkehr von ihr wäre tm heutigen Zeitpunkt verderblich. Aber trotz Lieser unbedingten Notwendigkeit bleibt sie ein Übel, und die Folgen dieses Übels müßen so lange mit in den Kauf genommen werden, bis der kerannahende Frieden cs einmal er» lauben wird, mit dem Abbau der Kriegszwangswirtschast zu beginnen und di« freie Friedenswirtschaft wieder in ihre Rechte einzusetzen. Wer für die Dinge verantwortlich ist, darf sich web.er in jener Hinsicht entmutigen, noch in dieser davon abhalten assen, alles daran zu setzen, um die unvermeidlichen Übel« tände wenigstens auf dar denkbar geringste Maß einzu« chränken. In dieser Richtung ist tatsächlich an allen Enden noch viel zu bessern, und jede vernünftige, sachlich begründete Angabe über bestehende Mißstände, jeder vernünftige sach kundige Nat, wie ihnen abgeholfen werden kann, wwd von uns mit Dank begrüßt werden. vle Kriegslage. Die Wochenwende hat uns und unseren Verbündeten reiche Erfolge beschteden, die zu schönen Hoffnungen auf weitere Erfolge berechtigen. An der Somme brachen di« feindlichen ANgriffsversüche vor unseren Hindernissen zu sammen oder erstickten in unserem kräftigen Wirkungsfeuer. Mit der Wahl dieser Worte deutet unsere Heeresleitung die Wucht unserer Abwehr und die verhältnismäßige Schwäche der gegnerischen Vorstöße an. Neutrale Kritiker haben ge sagt, die große Offensive ist zu Ende und ergebnislos ver- taufen. Man braucht nicht so weit zu gehen, sondern darf immerhin von der Zähigkeit der Feinde noch weitere ver- zweifelte Durchbruchsversuche erwarten; aber der Gang der Ereignisse hat auch in den Zaghaften unter uns das Ver trauen auf das Wort „Durch kommen sie nicht" zur Gewiß heit erhoben. Franzosen wie Engländer haben nirgends m unsere Stellungen auch nur ein dringen, geschweige uns einen Graben entreißen können; dafür haben unsere treff lichen Flieger den feindlichen Munitionslagern empfindlichen Schaden zugefügt. Wir dürfen jetzt von Erfolgen an der Somme reden, und wir tun es mit heißestem Herz.nsdanke gegen die Unvergleichlichen, Führer wie Truppen, die sie hcrbeigesührt haben. Die russische Entsatzoffensive zugunsten Rumäniens geht so weiter, wie sie begonnen hatte. Schwere Verluste und beständige Mißerfolge nagen an den Wurzeln der feindliche Kraft. Auch die Zahl der Gefangenen, die täglich gemacht werden, spricht von der steigenden Mutlosigkeit der Zarenheere. Herrlich sind die Triumphe, die Generalfeldmarschall v. Mackensen mit seinen Truppen gegen die Rumänen errungen hat, die auch an der Grenze von Siebenbürgen, wo Schneefall und Frost herrschen, unter schweren Verlusten Niederlage über Niederlage erleiden. Die verbündeten deutschen, bulgarischen und türkischen Truppen drangen an verschiedenen Punkten in die feindliche Linie Rasova—Tuzla ein. Das ist die Linie, welche die einzige Eisenbahnverbin dung zwischen Bukarest und dem Schwarzen Meere schützt. MMOM. Botschafterkonferenz beim König von Spanien. Der König von Spanien hat sich in Begleitung des Minister präsidenten nach San Sebastian begeben. Die Bemerkungen der Blätter über die Reise sind um so lebhafter, als sie mit der Ankunft der spanischen Botschafter in Frankreich, Ruß land und Italien und verschiedener anderer Diplomaten in San Sebastian zusammenfällt. Die formelle Erledigung des Lusitania-Falles. Einem New Forker Kabeltelegramm des „Petit Parisicn" zusolge steht Präsident Wilson nunmehr auf dem Standpunkt, daß Lie am 7. Mai v. I. erfolgte Versenkung des Dampfers der englischen Cunard-Linie „Lusitania" entschuldbar gewesen sei. Er habe eine von dem Botschafter Grafen Bernstorff überreichte Note angenommen, in der die deutsche Regierung es oblehnt, die Versenkung der „Lusitania" zu desavouieren. Die deutsche Regierung bat, wie die „Voss. Zig." dazu bc- meikt, die frühere amerikanische Auffassung, daß die Ver- senkung der „Lusitania" rechtswidrig gewesen fei, nie aner- kannt und jedes Zugeständnis nach dieser Richtung stets verweigert. Bei der oben erwähnten deutschen Note handelt es sich laut „Franks. Ztg." um die, die im Februar d. I nach Washington abgegangen ist und bisher nicht veröffent licht wurde. Amerikanische Blätter brachten damals einen Kurzen, amtlich nicht bestätigten Auszug aus dieser Note. Mit der Ernncnung des Prinzen Heinrich zürn Großadmiral der österreichischen Flotte hat diese den zweiten Großadmiral erhallen. Der Rang eines Groß admirals wurde in Österreich erst während oeS Weltkrieges geschaffen und bisher nur dem Flottenkommandanten Haus verliehen. Schon im Jahre 1902 war der Prinz öster reichischer Admiral geworden. Prinz Heinrich, der Bruder des Kaisers, wurde am 14. August 1862 geboren, 1892 wurde er Kapitän, 1895 Kontreadmiral, 1893 Vizeadmiral. 1903 wurde der Prinz Chef des ersten Geschwaders, dann Chef der Marinestation der Ostsee, 1906 Befehlshaber der aktiven Schlachtflotte, 1909 Großadmiral und General- inspekteur der Marine. DaS ^mißverstandene" Norwegen. Ein führendes norwegische» Blatt schreibt: Wenn ein Berliner Telegramm Meldet, der deutsche Gesandte in Christiania habe Weisung erhalten, nachdrücklich gegen die Handlungsweise bei norwegischen Negierung zu prostetieren, so scheint dieser Protest auf einem Mißverständnis zu beruhen. Dies schließt das Blatt au» der Äußerung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung*, die die Nachricht von dem deutschen Protest bringt ES beruhe nämlich vollständig auf einem Mißverständnis. ! so heißt es weiter, wenn die Norddeutsche schreibt, daß Norwegen irgendeiner kriegführenden Macht gegenüber di- Verpflichtung verneine, daß U-Boot-Verbot aufrechterhalten zu müssen. In der Antwort auf das Memorandum der Alliierten habe die norwegische Regierung ausgeführt, sie glaube sich nicht zum Erlaß eines Verbotes verpflichtet. Jetzt aber, da das Verbot durch königliche Verordnung vom 13. Oktober erlassen worden sei, werde es auch allen Krieg führenden gegenüber voll und ganz aufrechterhalten werden. Dies gehe mit aller wünschenswerten Deutlichkeit aus der Verordnung selbst hervor. Die Neutralen unter Englands Druck. England bereitet der holländischen Fischerei laut „Voss. Ztg." so enorme Schwierigkeiten, daß die ganze Fischerei eingestellt werden muß. Das Gesetz über die Verlängerung der Legis laturperiode des Reichstags um ein Jahr, das vom Kaiser am 16. d. Mts. im Großen Hauptquartier vollzogen wurde, ist im Reichsanzekger veröffentlicht worden. Milderung des Kartoffelausfuhrverbotes. Aus eine Eingabe erhielt der Abg. DrliuS-Halle folgenden amtlichen Bescheid: Der Präsident des Kriegsernährungs amtes hat Veranlassung genommen, an die Bundesregierungen die Bitte zu richten, dafür Sorge zu tragen, baß die Aus fuhrerlaubnis für selbsterbaute und für freihändig gekaufte Kartoffeln durch die Kommunalverbände nicht verweigert wird. Preußischerseits wird dieser Bitte Rechnung getragen werden. — Vielen Großstadtbewohnern, die Beziehungen auf dem Lande haben, wird diese Entscheidung sehr will kommen sein. Hoffentlich wird sie in der Praxis bald wirklich ausgeführt. Gesetz über die politische Zensur. Der Haupt ausschuß des Reichstags fordert in einem Anträge an die Vollversammlung die Überweisung folgenden Gesetzentwurfes an dieselbe Kommission, die auch den Gesetzentwurf betr. Schutzhaft während eines Kriegszustandes in Vorbereitung hat. „Wird im Deutschen Reiche auf Grund des § S des preußischen Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1881 oder eines an dessen Stelle tretende Neichs- gesetzes eine Zensur der Presse eingeführt, fo geht die voll ziehende Gewalt in Angelegenheiten der politischen Zensur auf den Reichskanzler über, der damit die Verantwortung für die Handhabung der politischen Zensur übernimmt. Die Bestimmungen des 8 4 des Gesetzes vom 4. Juni 1861 bleiben für das Deutsche Reich nur insoweit anwendbar, als es sich um die Zensur militärischer Angelegenheiten handelt. Die Festsetzung der für die Ausübung der politischen Zensur erforderlichen Organe erfolgt durch Bundesratsverordnung. l» knie «er Mm Illeiriie »In Die große Offensive an der Somme ist al- ab geschlossen zu betrachten, trotz der von den Generalen Joffre und Haigh jüngst geäußerten gegenteiligen Behaup tungen, ohne daß sie das beabsichtigte Ziel erreicht hätte, so sagt der militärische Mitarbeiter eines führenden holländischen Blattes in einem bemerkenswerten Artikel über die Kriegs lage. Wohl sei es den Alliierten gelungen, ihre Stellungen zu verbessern und Terrain zu gewinnen, vergleiche man in« dessen die Anzahl der zurückeroberten gänzlich verwüsteten Ouadratktlometer Land mit derjenigen, die sich noch in deut scher Hand befinden, so erscheine die Lage doch in einem ganz anderem Lichte. Wenn man nun einmal die Bilanz ziehe, dann gehe aus ihr hervor, daß der erzielte Gewinn in keinem Verhältnis stehe zu dem in diesem großen Unter nehmen angelegten Kapital an Menschen, Munition und Kriegsmaterlal. Von dem Eingreifen Rumäniens hatte man mehr er wartet. Die Enttäuschung ist groß. Vor allen Dingen der Mangel an Einheit in der Befehlsführung sei den Alliierten mehr wie verhängnisvoll gewesen. Trotz aller Konferenzen sei es bei der großen Verschiedenheit der Interessen nicht zu vermeiden, daß diese Einheit fehle, und das Eingreifen des neuen Bundesgenossen Rumäniens verursache nur eine Wiederholung des alten Spiels. Bei den Zentralmächten, bei denen die Interessen mehr in derselben Richtung gingen und wo die deutsche Führung in den Vordergrund trete, sei diese Einheitlichkeit der Befehlsführuna besser garantiert. Wenngleich die an der Spitze stehenden Personen der Entente diese Mängel wohl begriffen, sei eS doch für die Entente nahezu unmöglich, alle widerstreitenden Interessen unter Unter üem Ualbmoack. Roman von G. v. Goltz. 14 Eine Schwüle lag in der Lust und stimmte den Pro- sessor noch mehr herab. Wie in den Märchen, die von gesegneten, b'ühenden Himmelsstrichen erzählen, aus de nen ein unbarmherziges Spruch den Genius, die gute Gottheit ^erv.ieb, so schien es um ihn her zu sein. Er war di Zeit auf seinem Zimmer mit Schreiben beschäftigt; er hatte zunächst Briese in die Heimnt zu er ledigen und dann war er auch mit den Eintragungen in sein Tagebuch etwas im Rückstände geblieben und doch waren es gerade die Tage gewesen, an denen er soviel gesehen und erlebt hatte, wie kaum jemals in seinem Le ben zuvor. Am dritten Tag hielt er es doch nicht länger im Zim mer aus. Er bestellte den Führer und begab sich mit demselben aus den Weg. Sie gingen durch das Tor der Stadt, wo die Luft freier wehte, wo das Heu und der Thymian dufteten. Sie kamen an dem Brunnen vorbei, aus dem von jeher die Frauen aus der Stadt das Was ser holen mußten. Diese Brunnen unter Feigen- und Bananenbäumen bildeten ebenso den Sammelplatz der Frauen, wie die Kaffeehäuser den der Männer. Nach alter Sitte wird hier das Wasser und Scherz und Geplauder geschöpft. Eine Weile schaute der Professor mit Interesse diesem neuartigen Schauspiel lächelnd zu, während der Füh rer neben ihm stand und ihm dieses und jenes erklärte. „Ah, die alte Meriam ist auch dabei!" rief der Füh rer plötzlich, und zeigte mit der ausgestreckten Hand auf eine alte Negerin, die am Brunnen unter einer Gruppe laut durcheinander schwatzender und lärmender Frauen stand. „Meriam, wer ist dos?" fragte der Professor, der sich erinnerte, diesen Namen schon einmal gehört zu Ha yen, wenn er sich auch nicht gleich erinnern konnte, wo dies geschehen war. „Das ist die Dienerin der schönen Signora, der Sän gerin." Jetzt erinnerte sich der Professor sosort, den Ny»en gehört zu haben, als er das letzte Mal bei Signora Fra- telli gewesen war. „Ruft Eie einmal hierher, ich will sie sragen, wie es ihrer Herrin geht," sagte der Professor, einer plötzlichen Eingebung folgend. „Sie wird sich scheuen, hierher zu kommen," „Sollte dieses Geldstück ihre Scheu nicht überwinden helfen," meinte der Professor lächelnd, indem er dem Führer ein blinkendes Geldstück reichte. „Ich will es versuchen," entgegnete der Führer, indem er das in der Sonne funkelnde Geldstück hochhielt und kaut rief; „Meriam, komme einmal herüber, sieh dieses Geldstück schenkt Dir der Herr." Die Alte hatte die Worte vernommen. Wohl stutzte sie, aber die Aussicht, ein Geldstück zu erhalten überwand bei ihr alle Scheu und so kam sie langsam näher. In einer gewissen Entfernung blieb sie allerdings stehen, als getraue sie sich nicht, ganz nahe zu den Männern heran zukommen. Der Führer warf ihr das Geldstück zu, wel ches sie mit großer Geschicklichkeit auffing, wobei ihre Augen vor Freude leuchteten. Der Prozessor trat näher auf die Dienerin zu; sie blieb stehen, denn sie mochte ihn als einen Besucher ihrer Herrin wieder erkennen." „Auch dieses Geldstück soll Deine sein, Meriam und Du sollst weiter nichts dafür tun, als einen Gruß an Deine Herrin bestellen." Mit gieriger Hast griff die Alte auch nach diesem Geldstück und stammelte unter tiefen Knixen einige Dan- Kesworte in gebrochenem Französisch und ließ das Geld stück dann verschwinden. „Was macht deine Herrin, Meriam?" fragte der Pro fessor. „Besucht sie Djelma täglich?" „Die Alte schüttelte zuerst mit dem Kopf, al« habe sie nicht richtig verstanden, dann aber sprudelte sie schwer verständlich hervor: „Nix Djelma, kommt sich nur selten, aber schön spie len, Signora sein ganz entzückt, Djelma soll dableiben, aber ist zu traurig, will nicht mehr spielen." „Warum ist Djelma denn traurig, wenn er bei dei- nre Herrin weilt?" forschte der Professor weiter, dem die Auskunft der alten Dienerin sichtlich interessierte. »Sre ist doch so lieb und gut zu ihm, da sollte er doch viel mehr heiter und guter Dinge sein, sollte lachen und scher ten-" „Nix lachen und scherzen, Djelma ganz traurig sein — will auch nicht wieder kommen, wenn — " Die Dienerin hielt plötzlich erschrocken inne und blickte scheu um sich. Drüben am Brunnen waren die anderen Frauen aufmerksam geworden und schauten neu gierig hierüber, denn für sie war es ein großes Ereignis, die alte Meriam im Gespräch mit einem fremden Herrn, einem Europäer zu sehen. „Wenn, was willst Du noch sagen, Du kannst mir vertrauen, ich verrate Deiner Herrin nichts, sie ist eine gute Bekannte von mir und wird garnicht böse sein, wenn Du mir erzählst, wie es ihr geht. Der Professor hatte bei diesen Worten abermals ein Geldstück in die Hand genommen und steckte es der Ne gerin heimlich zu. Dieses wirkte wie ein Zauber und löste die Zunge der treuen Dienerin wieder etwas, denn trotz ihrer scheinbaren Beschränktheit begriff sie doch, daß dieser Fremdling Auskunft über die Vorgänge im Hause ihrer Herrin wünsche und daß sie, wenn sie ihm solche gab, ein gutes Geschäft machen konnte, - --
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