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Rabenauer Anzeiger : 07.10.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191610073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19161007
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19161007
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-10
- Tag 1916-10-07
-
Monat
1916-10
-
Jahr
1916
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 07.10.1916
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Angriff folgte auf Angriff. Immer neue Divisionen rannten gegen unsere Gräben. Ein Trommelfeuer, welches den „mit nie dagswesenem Munitionsauswand" (Ausdruck des Tagesberichts) von den vorhergegangenen Tagen weit überbietet. Die Batterie wurde regelrecht zugedeckt. Sämt liche Leitungen zerschossen; Einschläge von leichten Kalibern, schweren Granaten und Brennzündern wechselten einander ab, explodierende Munition wirbelte in der Luft umher — und doch wurde gefeuert. Eines Morgens besetzte ich die Beobachtungsstelle, ein hoher Baum einige hundert Meter hinter der Batterie. Schon früh begann wieder das Trommelfeuer mit allen Kaltbern. Die Beobachtungsstelle ließ der Feind vorläufig einigermaßen in Ruhe, fo daß ich beobachten konnte. Auf einer Ferme lag das schlimmste Trommelfeuer. Von den Einschlägen der schweren Kaliber stiegen Rauchsäulen von 30 Meter Höhe auf; die dicken entlaubten Baumstämme flogen wie Streichhölzer in der Luft umher. Mein Haupt augenmerk richtete ich auf die Front links. Dort wurde der Kampf nur mit dem Gewehr geführt, die Artillerie konnte noch nicht mithelfen, da die Linien erst festgestellt werden mußten. Allmählich eröffnete der Feind auch ein Trommel feuer auf R . . ., ein Dorf links neben der Beobachtung. Schuß auf Schuß der schweren 21er rollte ins Dorf. Die Garde hielt es besetzt. Weiter vor dem Dorf lag die erste Linie. Kein Fleck im Dorf blieb unverschont. Balken, Steine, alles wirbelte in der Luft umher. Jeden zurück kehrenden Infanteristen hielt ich an, um mich nach der vordersten Linie zu erkundigen. Keiner wußte recht Bescheid. Die meisten verstört, andere, gänzlich von Sinnen, redeten wirres Zeug. Ob die Franzosen schon im Dorfe waren, konnte man auch nicht beurteilen. Das Trommelfeuer wurde allerorts immer rasender. Inzwischen kam meine Ablösung. Unter großen Schwierigkeiten gelang es die Batterie zu erreichen. Hier hatten die Granaten übel gehaust. Da kam der Befehl zum Stellungswechsel. Die Geschütze, soweit sie fahrbar waren, wurden herausgezcgen und in eine rückwärtige Stellung gebracht. Hie veiMdleliSe NieSttlsge Ser Kimm. Die am 26. September eingeleitete Um^assungSschkacht von Hermannstadt ist, wie schon berichtet, gewonnen und starke Teile der 1 rumänischen Armee vernichtend geschla gen von den deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen unter dem Oberbefehl des Generals von Falkenbayn. l Unser früherer hochverdienter Generalstabsches und einstige Kriegsminister, General v. Falkenhayn, der nach der Ernennung des Feldmarschalls v. Hindenburg zum General stabschef für anderweitige Verwendung vom Kaiser in Aus sicht genommen war, hat durch den glänzenden Sieg von Hermannstadt eine leuchtende Probe seines Könnens geliefert. Der Rothenturmpaß liegt unmittelbar an der Grenze, bis zu der die rumänische erste Armee also zurückgeworfen wurde, soweit sie nicht in der glorreichen Schlacht ihre Vernichtung fand. Die russischen Anstrengungen von Norden her in Siebenbürgen einzudringen und den Rumänen zu Hilfe zu kommen, wurden von unsern heldenhaften Armeen glücklich vereitelt. Der Verlust von Hermannstadt und die Vernich tung einer ganzen Armee muß nicht nur auf Rumänien, sondern auf oie ganze Entente wie ein Donnerschlag wirken. Nun unterliegt es keinen Zweifel mehr, daß es gelingen wird, alle auf den Eintritt Rumäniens in den Krieg gesetzten huhcu Erwartungen unserer Feinde und deren ganzen Balkanfeldzugsplan zuschanden zu machen. Das war ein großer und ein herrlicher Sieg, der in den Vierbunds« staaten allen mit Recht lauten Jubel auslöst, der unsere Zuversicht auf den guten Ausgang des schweren Ringens erhöht und der uns mit heißesten Dank gegen unsere herr lichen Truppen und deren ausgezeichnete Führer erfüllt. Die alte deutsche Hauptstadt Siebenbürgens ist durch die Schlacht bei Hermannstadt nicht nur vom Feinde befreit, sondern es sind auch eine ganze Reihe von rumäni- fchen Regimentern schon heute teils vernichtet, teils nach dem Süden übers Gebirge versprengt worden. Die über legene deutsche Führung hat den starken Gegner vollständig überrascht. Die deutsche Infanterie hat, wie der Bericht erstatter des „B. T." berichtet, nach beispiellosen Märschen, zum Teil in wildem Hochgebirge, durch, eine glänMü^Um« Airs der kriegszett. Von Georg Paulsen. Dor Tag der Fottenspendr, der in Millionen von Deutschen ein herzliches Gedenken an unsere Kriegsflotte, ihre heldenhaften Führer und wackeren blauen Jungen ge weckt hat, fiel genau vier Monate spater nach der Schlacht vor dem Skagerrak, an dem deutsche Geschwader dem „argen Vetter" nachdrückliche Beweise ihres Könnens ge geben haben. Das stolze Hochgefühl, das dieser Seesieg in jeder deutschen Brust weckte, hat jetzt die Spenden reichlich fließen lassen. Vergelten können wir den Mariners nie, was sie getan haben; aber unser Denken sollen sie kennen und sie werden es verstehen und im Gedächtnis bewahren. Vs kann gar nicht deutlich genug sein. Der Reichs- kanzler von Bethmann Hollweg hat in der Kriegszeit längst den Nock des Philosophen ausgezogcn und unverhüllt aus gesprochen, wie den Deutschen zu Mute ist. Von allen seinen Kriegswortcn hat keins so in der breiten Volksmenge ein« geschlagen wie das schmetternde: „Ein deutscher Staats- mann, der einem Feinde wie England gegenüber nicht jedes brauchbare Kriegsmittel anwendete, verdiente gehängt zu werden I" Das ist deutlich; aber dem John Bull und seinen Freunden gegenüber kann gar nichts derb genug sein. Die Engländer haben noch ganz andere Gedanken enthüllt, Ge danken, die an das alte Wort des Römers denken ließen: „Und zum Schluß noch eins: Karthago muß zerstört werden." Den Londoner Krämer-Politikern reichten die Karthager freilich nicht das Wasser. , Kriegsmale sind auf deutschem Boden und auch im besetzten Auslände mehrfach errichtet. Besonders im Osten nach der Verjagung der Moskowiter. Ein eigen artiges Monument in historischer Nachbarschaft ist jetzt an der Saale in Thüringen hergestellt. Allgemein bekannt ist der Napoleonstein gegenüber Pforta, dessen Schule einst der Reichskanzler besucht hat, auf dem hohen Kalkfelsen an der Saale, unweit der alten Bischofsstadt Naumburg. Der Stein ist nicht errichtet, weil Napoleon dort seinen Rückzug von Leipzig leitete, sondern 1815 zur Erinnerung an die Schlacht hei Belle Alliance, in der Navolevns Stern end- Hehungsoperation den südlich Hermannstadt stehenden Feind umfassend angegriffen, auf dem Gebirgskamine vor sich her gejagt und die Höhen des Noteniurmpasses besetzt. Dio Karpathoukämpfe. Je mehr wir uns dem Spät herbst, der besonders im Gebirgsgelände der Karpathen die Kampstätigkeit erschwert, nähern, desto zäher weben die russischen Anstrengungen, im Gebiet zwischen Dorna-Watra und dem Tartaren-Paß einen entscheidenden Erfolg davon gutragen. Über vier Wochen, seit der rumänischen Kriegs erklärung, dauern die Massenvorstöße der Feinde an, und noch immer sind sie von ihrem Ziele, von Nordosten nach Siebenbürgen einzubrechen, ebenso weit entfernt wie am 80. August, am Tage des Beginnes der letzten großen Kar pathenschlacht. Zwei Pässe, der Prislopaß und der über die Magura führende Borgospaß, sind das besondere Ziel der russischen Bemühungen. Aber weder im Raume von Kirli- baba noch im Raume des Mesticanesti und von Jacobeny sind den Russen Erfolge beschert gewesen. Alle Vorstöße gegen die einzelnen Höhen brachen regelmäßig zusammen, und auch die Eroberung irgendeiner Kuppe änderte an der Gesamtlage nichts, da schon auf der nächsten der erneute Widerstand einem weiteren russischen Vordringen ein Ziel setzte. Die ersten russischen Angriffstruppen bestanden zum Teil aus Reichswehr, dann bekam Leschitzki, wohl mit Rück sicht auf die Wichtigrest der ihm gestellten Aufgabe, junge Mannschaften und Kaoallerietruppen verschidener russischer Volksstämme. Trotzdem ist er nicht wesentlich weiter ge kommen, und auch die letzten Anstürme, wuchtiger und er bitterter als die vorangegangenen, brachten ihm, wie der Kriegsberichterstatter der „Voss. Ztg." meldet, keine Erfolge. Vermischte Nachrichten. Die Petersburger Botschaftsgebäude der Mittel mächte. Der Antrag in der russischen Duma, die in Petersburg befindlichen BotschaftspalaiS von Deutschland, Osterreich-Ungarn und der Türkei, wenn auch nicht zu zer stören, io doch zu russischen Lazarettzwecken zu verwenden, ist von Seiten der russischen Regierung abgelehnt worden. Begründet wird dieser Entschluß mit dem Hinweise, daß der russische Staat im feindlichen Ausland eine große Zahl von Botschaftsgebäuden besitzt, hinsichtlich denen die feindlichen Regierungen dementsprechende Gegenmaßregeln ergreifen würden. Die Teuerung, über die Kosten der Lebensmittel im Krieg und Frieden hat die Statistische Abteilung des Kriegs- ausschuffes für Konsumentenintereffen mit Hilfe städtischer Statistischer Ämter eine lehrreiche Aufnahme gemacht. Be teiligt sind Berlin, Hamburg, Frankfurt a. M., Hannover, Karlsruhe, Münster i. W., M.-Gladbach, Neuß, Offenbach und Konstanz. Verglichen ist eine Erhebung des kaiserlichen Statistischen Amts vom Jahre 1908 mit den Ergebnissen vom April dieses Jahres. Berücksichtigt sind 4000 Haus haltungen aller Bevölkerungskreise. Trotz der Verminderung des Verbrauchs kommt auf eine vierköpfige Familie im ganzen monatlich eine Seigerung von 44 M. 11 Pf. oder 73,47 v. H. Die Ausgaben stiegen für Brot und Backwaren um 46,90 v. H., für Kartoffeln um 236,14 v. H., für Butter, Margarine und Fette 68,39 v. H., Fleisch und Fleischwaren 28,79 v. H., Fische 390 v. H., Eier 248,86 v. H., Milch 24,64 v. H., Käse 226,71 v. H., Kaffee und Ersatz 188,94 v. H. Mehr ausgegeben wurden für Brot 5 M. 60 Pf., Kartoffeln 5 M. 69 Pf., Butter usw. 6 M. 45 Pf., Fleisch 6 M. 92 Pf., Fische 5 M. 07 Pf., Eier 6 M. 57 Pf., Milch 2 M. 08 Pf., Käse 2 M. 97 Pf., Kaffee 3 M. 76 Pf. Der Verbrauch stieg bei Kartoffeln um 50,02 o. H., fiel aber bei Brot um 35,49 v. H., Butter usw. 46,78 v. H., Fleisch 56,14 v. H., Eier 14 v. H., Milch 29,83 v. H., Kaffee 36,23 v. H. Fisch und Käse waren im Frieden nicht ermittelt. Dio Schwiegermutter ist kein Urlaubsgrund. Die französische Heeresleitung gibt bekannt, daß der Tod einer Schwiegermutter; ketn genügender Grund für die Beurlaubung eines Soldaten aus dem Felde ist. Hierzu bemerkt das Pariser Blatt l'Oeuvre, wie wir in der „Voss. Ztg." lesen, daß diese Maßregel zu den Bemühungen, die Heiraten in Frankreich mit allen Mitteln zu fördern, in krassem Wider« wruch stehe. Denn wenn man sich nicht einmal mehr am Begräbnis der Schwiegermutier ergötzen dürfe, freue einen oaS ganze Heiraten nicht mehr... Mehr. Weizenmehl, Zufolge Ermächtigung, des oiltig unterging. Dort haben jetzt Naumburger Jäger zur Übung kriegsmäßige Schützengräben aufgeworfen, und aus dem fo gewonnenen Steinmaterial ist ein hohes Monument für den Weltkrieg errichtet, das alle grüßt, die nach Westen ziehen. Eine Prüfung verschiedener Kriegspreise für Lebensmittel ist bekanntlich beim Kriegsernährungsamt im Gange. Jeder solcher Hinweis löst zahlreiche Wünsche aus, es regnet dann zahlreiche Vorschläge, und Kritiken folgen. Dabei soll des Guten aber doch nicht zu viel getan werden, denn dann gibt es nur Stockung und Verwirrung, überall kann es nicht gleich sein, und alle Verbesserungen sind nicht mit einem Male durchzusühren. Es darf nicht vergessen werden, baß hundert Worte mit tatsächlicher Be gründung besser sind, als tausend Worte voll Vermutungen. Danach ist besonders auch die Kartoffelversorgung zu be« rechnen: Nicht viel Kartoffeln haben wollen, sondern alle Kartoffeln recht aufbewahren und benützen. Unpünktlichkeit in der Fertigstellung des Essens ist in der Kriegszcit mitunter unabwendbar, aber es gibt gestrenge Herren, die sie nicht gelten lassen wollen und ihre eigene Saumseligkeit beim Erscheinen am Tische aus der Friedenszeit heute ganz vergessen Haven. Sie können bei den Feldgrauen im Trommelfeuer der Front sich Rats erholen, wenn sie felbst zu Haufe zu Tische trommeln. Aus halten, aushalten, aushalten, dann ohne Serviette essen, und darauf den Feind mit Bajonett und Handgranaten empfangen, das ist Kriegsküchensolge. Trommeln wollen wir auch zu Hause, aber zum Kriegsanleihe-Zeichnen. Unter Kollege«. Der englische Premierminister As quith ist bekanntlich auf den deutschen Reichskanzler schlecht zu sprechen, der ihm gründlich die Wahrheit sagte. Sehr verdientermaßen. Ähnlich stand es mit Bismarck und Glad- stone, dem großen alten Mann der Briten. Der dünkte sich ein gutes Stück größer, als Bismarck. Asquith denkt sich am Ende noch mal so groß, als Bethmann Hollweg. Deutschland und England nach dem Kriege betitelt sich ein im Septemberheft der Deutschen Juristenzeitung ver öffentlichter Artikel deS Wirkl. Geh. Rais Professor Laband, in dem Englands Verhalten während des Krieges einer Ministers für Handel und Gewerbe hat der Polizeipräsident von Berlin vom 1. Oktober d. IS. ab bis auf weiteres gestaltet, daß bei der Bereitung von Weizenbrot Weizenmehl ünoermischt verwendet wird und daß bet der Bereitung von Roggenbrot Roggenmehl bis zu 30 Gewichtsteilen durch Weizenmehl ersetzt wird. j Der Kaiser und das deutsche Lied. Kaiser Wilhelm hat einen von der Stadt Frankfurt a. M. zur Förderung des Volksliedes bereitgestellten Betrag zur Herausgabe aus gewählter Volkslieder bestimmt, die für die Soldaten tm Felde geeignet sind. Daraufhin ist durch Mitglieder der Kommission für das kaiserliche Volksliederbuch und des Ver bandes der Vereine für deutsche Volkskunde zunächst in vier Heften eine Sammlung „Alte und neue Lieder" heraus« gcgeben worden. Dank der kaiserlichen Bestimmung konnten bereits 100 000 Hefte unseren Krieg 'M und ihren Familien überlasten werden. E'me G. m. b. H. mit Familienanschluß. Eine merkwürdige G. m. b. H. ist in jeder Beziehung die „Deutsche Monopol-Gesellschaft für Handel und Industrie". Das Ge schäftslokal ist ein kleines einfenstriges Zimmer einer Privat wohnung, und der gerichtlich eingetragene Geschäftsführer ist ein vorgeschobener Strohmann, der sich um den Geschäfts- betrieb garnicht kümmert. Gegen diese G. m. b. H. klagte eine Kontoristin um Schadenersatz. Es handelt sich um fol genden Tatbestand: Die Gesellschaft suchte eine Kontoristin mit Familienanschluß und monatlichem Taschengeld. Ein Mädchen aus Mecklenburg trat die Stelle an, aber seine Kenntnisse genügten angeblich nicht, und es wurde als Wirtschafterin des Herrn Direktors beschäftigt. Schließlich schickte man das Mädchen heim, es sollte warten, bis man es wiederhole. Monate vergingen darüber. Als nun die Kontoristin mit Schadenersatzansprüchen sich meldete, wies sie der Direktor ab, aber das Kausmannsgericht sprach der Klägerin den verlangten Gehaltsanspruch zu. Kurpfuscherei mit dem Schießgewehr. Ein Häusler aus Przegnitza im Kreise Rybnik nützte den in Oberfchlesten noch weit verbreiteten Aberglauben aus, daß man erkrankte Pferde und Kühe durch Schreckschüsse heilen könne. Er schoß, so ost er als Heilkünstler gerufen wurde, den erkrankten Tieren unter den Leib und erntete für feine Behandlung klingenden Lohn, ohne daß freilich sein Mittel half. Schließ lich machte die Behörde dem Unfug ein Ende und erstattete Anzeige. Von einer Strafe wegen groben Unfugs sah daS Gericht ab; es verurteilte den Angeklagten, weil er für feine heilenden Schüsse keinen Waffenschein besaß, zu einer Geldstrafe von 45 Mark. Eine Kindesunterschiebung bildete den Gegenstand einer Anklage gegen eine Rentenempfängerin und deren Tochter vor dem Schwurgericht eines Berliner Landgerichts. Die Tochter hatte ein Verhältnis mit einem Tischler, der ihr auch die Ehe versprochen hatte. Inzwischen hatte er jedoch ein anderes Mädchen kennen gelernt und diese, da sie eine größere Mitgift hatte, geheiratet. Da verfiel die Verlassene auf den eigenartigen Gedanken, sich als Mutter eines Kindes auszugeben, Las aus dem Verkehr mit dem Treulosen ent sprossen sei. DaS Kind hatte sich das Mädchen von außer halb verschafft. Die Same kam jedoch ans Tageslicht, und nun mutz das Mädchen fein Vergehen mit drei Monaten Gefängnis büßen, während die Mutter freigesprochen wurde. Ein sonderbarer Heiliger stand vor den Schranken eines Berliner Schöffengerichts. Es handelt sich um einen älteren aus Armenien gebürtigen Diamantenhändler, der sich wegen Beleidigung und Nötigung zu verantworten hatte. Der Angeklagte wies jedoch diesen Vorwurf entrüstet zurück, er sei ein sehr ernster Mann, der als seine Aufgabe be trachte, Verirrte auf die rechten Wege zurückzuführen. Er halte einen sehr innigen Verkehr mit einem 20jährigen Mädchen, das er wie ihre Schwestern bald ganz unter seinen Einfluß bekam. Die Freundin seiner „Braut", die diese ihm auf Vorhaltungen als ihre Verführerin bezeichnet hatte, hatte der exotische Herr dazu bestimmen können, zehn Stunden lang ihre Missetaten zu berichten. Das verschüchterte Mädchen hatte ihre Unschuld beteuert, aber ihre Selbstbestimmung immer mehr verloren und ein Geständnis niedergeschrieben, das ein Sammelsurium des blühendsten Blödsinns war. Der Angeklagte behauptete keinen Zwang angewendet zu haben, das Mädchen habe alles aus freiem Antriebe niedergeschrieben, eine Beleidigung habe ihm völlig ferngelegen. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu einem Monat Gefängnis. scharfen Prüfung unterzogen wird. Vor allem, so heißt es dann, muß man sentimentalen Anwandlungen widerstehen, möglichst bald nach dem Krieg ein sreundjchastiiches Ver hältnis zu England wiederherzustellen. Das würde Deutsch lands unwürdig sein. Es darf nicht vergessen, sondern muß sür alle Zett dem deutschen Nationaibewußisein tief ein« geprägt werden, daß England den mörderischen Krieg lediglich aus Geldgier und niedrigem Eigennutz, und ohne daß Deutschland ihm das geringste zuleide getan hatte, vom Zaun gebrochen und sich mit den andern Mächten zur Zer störung des Deutschen Reichs und zur Vernichtung des deutschen Volks verschworen hat. Auch England wird den Haß und die Feindschaft gegen Deutschland nach dem Krieg fortsetzen, und es heißt: Gleiches mit Gleichem vergelten. Daraus ergibt sich die möglichste Fernhaltung. Von der englischen Vermittlung im Warenhandel und im Geldhandel, durch die England sich bereichert und alle Völker bewuchert, sollten sich die deutschen Import- und Exportbäuier und Banken soviel als möglich befreien. Völkerrechtliche Ver träge sollten so wenig wie möglich mit England abgeschlossen werden; denn sie werden von England, wenn eS darauf ankommt, doch nicht gehalten. Englische Militär- und Marineattaches und andere englische offizielle Sttone sollten nicht zugelasscn, und den Gesandten und Konsuln sollte auf die Finger gesehen und ihr Treiben beaufsichtigt werben. Das ganze Verhalten Deutschlands gegen England muß von dem größten Mißtrauen durchdrungen sein, und man darf von dem hochmütigen und arroganten Benehmen der Eng länder sich nicht imponieren lasten, wie dies vor dem Krieg in Deutschland so häufig der Fall gewesen ist. Deutschland kann auch ohne die Freundschaft Englands seinen welt geschichtlichen Weg gehen, namentlich wenn es sich mit dem politischen Antipoden Englands, mit Rußland, verständigen kann. Den Vater erstochen. In einem Streite bedrohte ein Pächter in Nedelfitz-Ausbau, Pommern, seine Frau mit einer Schußwaffe. Der älteste Sohn eilte seiner Mutter mit einem in der Wohnung befindlichen alten Säbel zu Hilfe und verletzte den Vater durch einen Stich so schwer, daß er in kurzer Zeit starb.
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