Suche löschen...
Rabenauer Anzeiger : 30.09.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191609309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160930
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160930
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-09
- Tag 1916-09-30
-
Monat
1916-09
-
Jahr
1916
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 30.09.1916
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vis zum billeren Ende. In ihrem blindwütigen Hatz arbeiten unsere Feinde, England voran, noch immer auf die Zerschmetterung und Vernichtung Deutschlands hin. Wie auf der sozialdemokra tischen Reichskonferenz festgestellt wurde, wiesen sogar die für den ewigen Weltfrieden einst entglommenen Vertreter Ler Arbeiterorganisationen und sozialistischen Parteien Eng lands und Frankreichs wiederholte von deutscher Seite er gangene Anerbietungen zu gemeinsamer Aussprache zurück. Die Friedensbedingungen, die in kurzen Intervallen von englischen Politikern veröffentlicht werden und in ihrer Maß losigkeit den Widerspruch und die Entrüstung jedes unbe fangen Denkenden erregen, sind daher nicht als Produkte Ler überhitzten Phantasie einzelner, sondern als durchaus ernst gemeinte Forderungen weitester Kreise aufzufassen. Was Mitglieder der englischen Regierung sich an Friedens« forderunaen bereits geleistet haben, geht bekanntlich auf keine Kuhhaut. Soeben ist England wieder mit einer Liste hervorgetreten, in der vorgeblich nur das Unerläßliche, das bet längerer Kriegsdauer entsprechend zu erhöhen sei, zu sammengestellt wird. Danach werden Deutschlands Kolonien den Mächten aufgeteilt, die sie eroberten, Belgien wird mit einem gehörigen Gebietszuwachs wiederhergestellt mit Aachen und Umgegend, Luxemburg wäre Belgien etnzuverleiben und mit 200 Millionen aus der von Deutschland zu zahlenden Kriegsentschädigung zu bedenken, Belgien erhält 2 Milliarden, die Deutschland als Strafe für den Neutralitätsbruch zu zahlen hat, außerdem 10 Milliarden Kriegsentschädigung. England, Rußland und Frankreich bekommen selbstverstäno« lich gleichfalls entsprechendeEntschädigungen, Elsaß-Lothringen mit dem Saartal, mit Trier und Umgebung fällt an Frank reich, ganz Preußisch-Polen wird Rußland einverleibt, ebenso ein Teil von Ostpreußen. Den ganzen Flottenbestand hat Deutschland als Ersatz für die von ihm versenkten Schiffe auszuliefern, LaS gelte sowohl von Kriegs- wie von Handels schiffen. Die englische Unersättlichkeit ist von diesen Opfern indessen noch nicht befriedigt, sie ver langt noch mehr und verlangt, ihren Rachedurst zu stillen. Deutschland muß seines Kriegsmaterials in dem Maße be raubt werden, daß es in Zukunft niemals mehr als höchstens etwa eine halbe Million Mann aufstellen kann. Der Kieler Kanal müsse nicht nur internationalisiert, sondern durch Ententetruppen besetzt werden. Als Strafe für seine Misse taten z. B. an der (Spionin) Cavell und dem (Franktireur) Kapitän Frnatt müßte Deutschland es sich gefallen lassen, daß einige seiner neuzeitlichen Gebäude, in erster Linie aber das Generalstabsgebäude in Asche gelegt würden, auch die große Kölner Rheinbrücke müßte zerstört werden. Bis zur Durchführung aller dieser Bedingungen sei Deutschland von den Ententetruppen besetzt zu halten. Erwägenswert sei die Zerstörung des Deutschen Reiches durch Auflösung in seine einzelne Teile, d. h. also durch die Zurückführung in Lie ehemalige Kleinstaaterei. Die Ententemächte müßten sich unverzüglich über die Ausstellung dieser das Mindestmaß darstehenden Bedingungen einigen und sich zu ihrer rück sichtslosen Durchführung durch Geheimvertrag verpflichten, wobei die Wegnahme des gesamten deutschen Eigentums im Gebiete jeder Verbandsmacht vorbehalten bleiben könne. Es geht um alles, nicht nur um Deutschlands Selbständigkeit und Freiheit, sondern einfach auch um Deutschlands Existenz. Geht es nach Englands Willen, der in weiten Kreisen der Entente staaten ein zustimmendes Echo findet, bann wird das Deutsche Reich einfach eine Beute der feindlichen Mächte und von diesen habgierigen Wölfen verschlungen. Diese Gewißheit besteht, und mit ihr müssen wir uns abfinden. Wir müssen alle unsere Kräfte daran setzen, nicht nur im Felde, sondern auch daheim, um in diesem gewaltigen Ringen, in dem es um Sein oder Nichtsein geht, obzustegen. Nichts kann uns diese nun einmal bestehende Wahrheit eindringlicher zum Bewußtsein bringen, als die Bekanntgabe der zynischen Friedensbedinaungen unserer Feinde. Eines aber können wir uns zum Tröste sagen: Die Raubgier unserer Feinde widert uns zwar an, aber sie erschreckt uns nicht, sie entfacht den Siegesmillen in unserer Brust nur zu um so hellerer Flamme. Das deutsche Volk hat bereits Opfer gebracht, die groß und schwer waren, aber des sind der Himmel und Lie ewigen Sterne Zeugen, Laß es in einem Kampfe um sein Dasein, um seine Behauptung als ein einiges deutsches Volk bis zum letzten Mann und bis zur letzten Patrone kämpfen und sich eher selbst in die Luft sprengen als den Tigerhänden eines erbarmungslosen Feindes ausliefern würde. Aber zu diesem Äußersten wird es nicht kommen. Unsere Feinde besitzen ihre Hauptstärke in ihrem großen Munde und in der Teufelei ihrer Pläne, in Waffen und Fäusten sind sie weniger stark und von der hohen Kriegs begeisterung, die nur die Wahl kennt zwischen Siegen oder Sterben, sind sie himmelweit entfernt. Wir wissen wohl, daß wir noch Schweres zu überwinden haben, bis die letzte feindliche Niedertracht machtlos geworden ist; aber stärker als alle unsere Feinde ist unser Glaube an unsere gerechte Sache, unser unerschütterlicher Wille zum Sieg und unsere zur Gewißheit erstarkte Zuversicht, daß nicht unsere Feinde, sondern Laß wir einst den Frieden diktieren werden. Vom Balkan. Nach dem amtlichen bulgarischen Bericht herrscht an der rumänischen Front an der Donau Ruhe. In der Dobrudscha entwickelte sich in der Linie Casicci—Enghez—Karaköj ein großer Kampf. Der Feind griff mit etwa 20 Bataillonen, 8 Batterien und 9 Eskadronen an, wurde aber durch einen Gegenangriff in die Flucht geschlagen und bis zum Einbruch der Dunkelheit von unserer Kavallerie verfolgt. Deutsche Flugzeuge beschossen erfolgreich die Donaubrücke bei Cerna« voda und die feindlichen Lager bei den Dörfern Cochirleni und Jvrinez. An der Schwarzen-Meerküste Ruhe. An der mazedonischen Front wurde auf Len Höhen der Stara Nerecka Planina zwischen dem Prespa-See und Florina nördlich der Bigla-Hohen die feindliche Infanterie durch unser Artilleriefeuer zersprengt. Unsere vorderen Abteilungen haben die feindlichen Gräben genommen. In der Mogle- nitza-Niederung wurde ein feindliches Bataillon, welches gegen Sborsko und die Höhe Preslab vorzudringen ver suchte, durch Feuer zersprengt. Westlich des Wardar Ruhe. Östlich des Wardar ist die feindliche Infanterie nach starker Artillerievorbereitung vorgegangen. Sie wurde jedoch durch Feuer in ihre alten Stellungen zurückgeworfen und zum Rückzug in ihre alten Stellungen gezwungen. An den Hängen der Belaste« Planina haben wir die Dörfer Cal- Misch und Soeti Petka genommen. Zwischen den lett- genannten Orten und der Höhe Dewatepe hat der Feind ein Lager mit viel Kriegsmaterial zurückgelassen. An der Strumafront schwaches Artilleriefeuer, an der ägäischen Küste Ruhe. Rumäniens Niesenvevluste. Nach zwanzigtägigen Kämpfen betragen, nach einer Sofioter Erkundung des „Pester Lloyd", die Verlust« der Rumänen 70 000 Mann an Toten und Verwundeten und 30 000 Mann an Gefangenen. Mehr als ein Viertel des rumänischen Heeres ist somit bereits außer Gefecht gesetzt. Deutschland zur Helmsendung dar griechischen Truppen grundsätzlich bereit. Der griechische Gesandte hat in mündlicher, vertrauensvoller Aussprache mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts zu erkennen gegeben, baß es seiner Regierung lieb wäre, wenn die nach Deutsch land übergesührten griechischen Truppen bald nach der Schweiz geleitet würden, um von dort auf einem noch zu vereinbarenden Wege nach Griechenland befördert zu werden. Im Einvernehmen mit der Obersten Heeresleitung hat der Staatssekretär dem Gesandten amtlicher Mitteilung zufolge erwidert, daß Deutschland die griechischen Truppen in loyaler Beobachtung der mit ihrem Befehlshaber getroffenen Ver einbarung lediglich als Gäste betrachte und daher grund sätzlich gern bereit sei, dem Wunsche der griechischen Re gierung entgegenzukommen. Wir müßten jedoch tatsächliche und wirksame Sicherheiten dafür erhalten, daß die in den deutschen Schutz aufgenommenen Truppen von dem Vier verband nicht unterwegs ihrem Vaterlande entzogen oder für ihre neutralttätstreue Gesinnung und Betätigung ge straft würden. Die ganze Angelegenheit hat für Deutschland im Grunde nur ein rein menschliches Interesse, darf aber kaum politische oder gar militärische Bedeutung beanspruchen. Das ergibt sich klar aus dem Sachverhalt: Das vierte griechische Armee- korps hatte, da es sich von dem Vierverband bedroht und Lem Verhungern ausgesetzt sah, den Schutz und die Gast freundschaft Deutschlands yngerufen. Deutichland gewährte Liesen neutralen Truppen feine Gastfreundschaft. Wenn der König von Griechenland seine Truppen wieder haben will, hat das Deutsche Reich weder Anlaß noch Neigung, sich diesem Wunsche zu widersetzen. Nur erwächst Deutschland aus dem Gastrecht die Verpflichtung, die Gewähr zu verlangen, daß die griechischen Offiziere und Soldaten unbehelligt von der Entente auch wirklich in die Gewalt des griechischen Königs gelangen können, überdies hat Deutschland auch keine Möglichkeit, auf diese Griechen einen Zwang zur Rück kehr auszuüben. Es muß vielmehr, wie die „Voss. Ztg." hervorhebt, die Entscheidung in ihr eigenes Belieben stellen, denn sür Deutschland sind sie nicht Offiziere und Soldaten, denen die deutsche Regierung befehlen kann, sondern nichts als neutrale Gäste. über die Vorgeschichte des rumänischen Verrats machte der zurzeit iy Berlin weilende bisherige bulgarische Gesandte in Bukarest einem Vertreter der „Voss. Ztg." be- merkenswerte Mitteilungen. Danach hätte der französisch« Ministerpräsident Briand tatsächlich den französischen General stab mit Rücksicht auf Rumänien veranlaßt, trotz des ernst lichen Widerstandes Englands das Salonikiabenteuer durch- zuhalien. Die Bedingungen Bratianus für das Eingreifen Rumäniens an der Seite des Vierverbandes wären gewesen! Erstens: die Entente muß Griechenland zum Mitgehen zwingen. Zweitens: falls Griechenland nicht dazu zu be wegen ist, muß die Armee Sarrails auf 400 000 Mann erhöht werden. Drittens: die Russen müssen die Karpathen auf einer breiten Front bezwingen und zudem mindestens Lemberg und Kowel nehmen, bevor Rumänien den Krieg erklärt. Viertens: die Russen müssen mindestens 200 000 Mann in die Dobrudscha einrücken lassen. Fünftens: die Vier« verbandsmächte müssen sich verpflichten, den direkten Verkehrsweg von Wladiwostok und Archangelsk nach Reni herzustellen, damit die Munition auf der ganzen Linie unter englischer Kontrolle nach Rumänien gelangen könne. Eine englische Kontrolle verlangten sie deshalb, weil sie zu den russischen Behörden kein Zutrauen hatten. Im letzten Augenblick aber sei Rumänien zum Eingreifen gezwungen worden durch die ernstliche Drohung Briands, daß Sarrail sich von Saloniki ganz zurückziehen werde, und durch die Drohung Rußlands, den Durchmarsch durch die Moldau zu erzwingen, um von dort aus die Karpathen anzugreifen. Infolgedessen verzichtete Bratianu auf die Forderung der - vorherigen Besetzung von Lemberg und Kowel. Er erklärte sich damit einverstanden, daß Lie Russen statt der verein» iarten 200 000 Mann nur vier Divisionen nach Rumänien chickten. Er nahm endlich Abstand von seiner Forderung, laß die Sarrailsche Armee auf 400 000 Mann erhöht werde, Rimdschau. Die Petrolenmwerke von Petroseny gerettet« Den verfolgten Rumänen werden keine Ruhepausen gegönnt, so daß sie auf ihrem Rückzüge nichts zerstören können. Sie haben große Verluste erlitten. Es wurden weder die Pe troleumwerke von Petroseny beschädigt, noch hat die Eisen bahnlinie Schaden genommen. Auch alle Jndustriewerke in der ganzen Gegend sind unversehrt geblieben. Die Rumänen konnten nicht einmal die aufgestapelten Holzvorräte weg schaffen. Als Beleuchtungsmittel ist das Petroleum durch Gas und Elektrizität stark verdrängt worden, ein wichtiger Faktor im Wirtschaftsleben bleibt es gleichwohl. Rumänien liefert allerdings nur einen bescheidenen Teil der Peiroleum- Welternie. Die Gefamiproduktion beträgt 178 Millionen Faß oder 275 Millionen Hektoliter, davon entfallen 81 Millionen auf Amerika, 80 auf Rußland, 5,9 auf Holländisch- Ostindien, 4,2 aus Galizien und nur 2,1 Millionen Faß aus Rumänien. Der Rest verteilt sich auf Indien, Japan, Kanada. Auch Deutschland produziert Petroleum, freilich nur in der winzigen Menge von 860 000 Faß im Jahr. Zur Förderung des Goldbestandes der Reichs- bank wird mitgeteilt: Die Lösung aller noch vor uns liegenden Kriegs- und Wirtschastsausqaben ist hauptsächlich von der Hohe unseres Goldbestandes abhängig. Nicht zuletzt bietet die Höhe des Goldbestandes der Reichsbank nach ein gekehrtem Frieden die Gewähr einer vorteilhaften Umstellung unserer Wirtschaft auf ihre Friedensaufgaben. Da nun die in den Händen des Volkes befindlichen Bestände an ge münztem Golde durch freiwilligen Umtausch naturgemäß ab genommen haben, die Zahlungspflichten des Reiches dem Aus der kriegszeit. Die erste Herbstwoche ist Ler Arbeit voll. Denn sie ist die letzte im dritten Quartal des Jahres, schließt den großen Michaelistermin (29. Sept.) in sich ein und geht dem ersten Oktober unmittelbar voran, der in diesem Jahre für eine ganze Reihe von deutschen Bundesstaaten als der erste Sonntag im Monat Oktober LaS Erntedankfest bringt. Wir haben zu danken und wir können aus vollem Herzen danken, die göttliche Allmacht hat es in dieser dritten Kriegsherbsternte gut mit uns gemeint. DaS deutsche Volk ist gesegnet. Der Segen ruhte auf seinen Fahnen und Feldern; er hilft uns fort über die krausen Gedanken und die Griesgrämlichkeiten des Tages. DaS Arbeits- und Geschäftsleben, die nie während deS ganzen Feldzuges gerastet und gerostet haben, stellen jetzt besondere Ansprüche. Mieten, Zinsen und andere Ver pflichtungen sind mit dem Ouartalsschluß wieder fällig, aber sie sind schon früher geordnet und festgelegt worden, so daß kein allzu empfindlicher Druck ausgeübt wird. Gerade in diesen finanziellen Angelegenheiten hat sich die deutsche Organisation als Meisterin bewährt, so daß die Zeichnungen für die deutsche Kriegsanleihe nicht darunter im mindesten zu leiden hatten. Und es kommen auch Gelder ein. Die Zinsen der Wertpapiere, die niemals zu fließen aufgehört haben, gehen für alle deutschen Staaten, Städte und für das Reich prompt ein, während in Feindesland viele Hände sich vergebens ausstrecken. Die Erträge unserer Kriegsanleihe bedeuten dagegen auch einen herbstlichen Segen. Der Umzug zum Oktober war in Friedenszeiten ein Ereignis. Er ist im Kriege stark abgeebbt, nachdem sich jeder nach seinen Verhältnissen eingerichtet hatte, und ist dann in mäßigen Grenzen geblieben. Da heute nicht gut Neueinrichtungen und Reparaturen so, wie es gewünscht wird, schnell erledigt werden können, so ist auch das ein Grund mehr, vor dem Umzuge sich reichlich zu besinnen, bevor er beschlossen wird. Die Bautätigkeit ruht zumeist, doch deuten schon Anzeichen darauf hin, daß sie einen ge deihlichen Aufschwung nehmen wird, sobald die Verhältnisse sich günstiger gestalten. Der Städter saat, daß viel Geld für Lebensmittel aufs Land hinausgeht. Jetzt kommen aber auch die Wochen, in denen viel Geld vom Lande zur Stadt hineingelangt. Der Landwirt hat die Einnahmen für den Ertrag feines Acker baues, seiner Milchwirtschaft, seiner Vieh« und Geflügelzucht, und er kann seinen Bedarf decken, der sich für Haus und Hof herausgestellt hat. In Stadt wie Land hat es den kleinen Leuten nicht an Verdienst gemangelt, von einer besonders bemerkenswerten Arbeitslosigkeit ist keine Rede. Im Gegenteil werden Arbeitskräfte gesucht. Mit Recht wird aber darauf hinaewiesen, daß niemand, sei er männlichen oder weiblichen Geschlechts, einen Anspruch darauf hat, in der Zuweisung von Arbeits- und Verdienstgelegenheit be sonders wählerisch zu sein. Herummäkeln gilt nicht, weder beim Essen, noch in der Arbeit. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß mit der Herabsetzung von Lebensmittelpreisen verschie dentlich begonnen ist. Der Prahler hat nichts, wohl aber der Stöhner! So sagt ein bekanntes Volkswort in Friedenszeiien. Wir wollen nicht sagen, daß das nun auch für alles Kriegsverhältnisse paßt, aber mitunter doch wohl. Unser Feldmarschall von Hindenburg ißt einfacher, wie mancher, der zu Hause ge- blieben Ist, und wenn aus dem Hauptquartier des deutschen Kronprinzen neulich erzählt wurde, daß es Mittags Suppe und Eierkuchen gab, so kann die Hausfrau in der Regel auch damit aufwarten, besonders wenn sie die sorgfältig ge pflegten Beziehungen zu ländlichen Kreisen hat. Man darf im allgemeinen die Dinge nicht nach den lauten Kritiken, sondern nach den schweigenden Tatsachen beurteilen. Das ergibt sich aus dem Umstande, daß gewisse Leute von einer neuen Spezies von vergeßlichen Kellnern erzählen, nämlich solchen, die sich beim Verzehren von Mahl zeiten keine Fleischkarte geben lassen. Es muß doch also nicht so genau darauf ankommen. Einen guten Rat soll unser Publikum darum mit in den Herbst hinein nehmen, sich nicht nach dem zu richten, was erzählt wird, sondern nach dem, was in den Zeitungen steht. Da waltet die Kriegs wahrheit ob. Darum ist die Zeitung ein guter Hausfreund. Hans Wald. Krieg und Wirtschaft. Kutschwagenreifen, Billardbande und Gummi- teppiche. Zur Anregung, diese Dinge zum Nutzen des Heeres oder der Allgemeinheit zu beschlagnahmen, wird amtlich geschrieben: Die abgelieferten Auto- und Fahrrad bereifungen werden nach Ausbesserung entweder der Heeres verwaltung oder Personen zugeführt, denen die weitere Benutzung des Autos bzw. Fahrrades gestattet ist. Die Bereifungen finden also nach ihrer Ablieferung in ihrer ursprünglichen Form weitere Verwendung zum Nutzen des Heeres oder der Allgemeinheit. Nur gänzlich unbrauchbare Bereifungen werden zu Regeneraten umgearbeitet, einge- schmolzen. Anders liegt die Sache aber bei Kutschwagen reifen und Billardbanden, die seit längerer Zeit überhaupt nicht mehr angeferiigt werden, sowie bei Gummiteppichen und -läufern, deren Anfertigung zwar nicht verboten, jedoch nur unter Verwendung von Gummiabfällen geringster Art zulässig ist. Würde die Heeresverwaltung auch auf diese Gegenstände zurückgreifen, so käme nicht in Betracht, sie in ihrer ursprünglichen Form weiter verwenden zu lassen, sondern es könnte sich nur darum handeln, sie als Altgummi zu Regeneraten zu verarbeiten. Die Altgummimengen, die auf diese Weise gewonnen würden, wären nicht beträchtlich. Diese Waren, besonders Gummiteppiche und -läufer, würden nur ein minderwertiges Regenerat ergeben. Die Einziehung derartiger Gebrauchswaren würde demnach in überwiegen dem Maße wirtschaftliche Werte zerstören, ohne einen entsprechenden Vorteil sür die Heeresverwaltung oder Allge meinheit zu bieten. Mit der Wildschadenvcrhiitnng beschäftigte sich der Neichsbeirat im Kriegsernährungsamt. Als Übelstand wurde es bezeichnet, daß nach verschiedenen Landesrechten, insbe sondere nach der preußischen Jagdordnung, der Jagdbcrech- tigte im Eigenjagdbezirk nicht zwangsweise zum Wildabschuß angehalten werden kann. Als unzulässig wurde es ferner bezeichnet, daß gegenwärtig noch Kartoffeln oder andere zur menschlichen Ernährung oder als Viehfuiier in Betracht kommende Stoffe an Wild verfüttert werben. Es herrschte Einmütigkeit dahin, daß diese Mißstände beseitigt werden müssen. Allseits wurde gewünscht, Laß die stellvertretenden
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)