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Rabenauer Anzeiger : 28.09.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191609285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160928
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160928
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-09
- Tag 1916-09-28
-
Monat
1916-09
-
Jahr
1916
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Die kehle Kriegswoche. . Frankreichs Nöte. Eine Unheilsprophezelung. Nussische Riesenverluste. Erfolge in Sieben bürgen. Italiens fadenscheiniges Kriegsglück. Mit dem jetzt erreichten Herbstbeginn von 1S16 sind rund zwei Jahre vergangen, seitdem ein Wall von Stahl im Westen die Franzosen und Engländer von der Meeres küste bis zur Grenze der Schweiz einzuschnüren begann, den zu zersprengen unsere Gegner sich in zahllosen blutigen Treffen vergebens bemüht haben. Unberechenbar ist der Schade an Geld und Gut, den der Feind sich in diesem Gebiet zufügte, unabsehbar die Verwüstung, welche diese ktlometerlange Schlacht in die französische Männerwelt hineingetragen hat, mit der auch England dem Kriege seinen Tribut entrichten mußte. Trotz aller Menschenwellen, die gegen den deutschen Wall geworfen wurden, ist er nicht geborsten, und die vor« getriebene englische und französische Infanterie hat wohl aufatmend die minder günstige Herbstwitterung begrüßt, die zeitweise die Erbitterung des Kampfes herabgemindert hat. Die Deutschen halten ihre Posten, wie es die Pflicht und die Kampffreudigkeit gebietet. Der feindliche Kriegsrat hat in Paris zu wiederholten Malen getagt, aber den Sieg, den er fest in die Hand wenigstens diesmal zu bekommen hoffte, hat er nicht durch die Tat erzwingen können. Die große Offensive im Westen ist ermattet, müde geworden. Daran haben auch die russischen Truppen, deren Vor handensein der deutsche amtliche Kriegsbericht vom Mittwoch in der französischen Front konstatierte, nichts ändern können. Die armen Teufel von Untertanen des „Friedenszaren" Nikolaus kämpfen also im Westen, auf ihrer Riesenfront im Osten, in der Dobrudscha, in Kleinasien, sie sind bei Saloniki angekommen, und verspritzen Woche für Woche weiter zu Zehnlausenden ihr Blut. Es ist doch ein grausiges Bild ür den Fremd, daß die russische Infanterie das Verlassen hrer Grabenstellungen verweigert, obwohl die eigene Artillerie ie beschoß. Da sieht nian, wie weit es auf der mosko- witischen Seite gekommen ist, und wie ost mag sich dieser Akt im Kriegsdrama schon früher abgespielt haben? Wenn nur Lie ungeheure Soldatenmasse den Sieg dauernd fesseln könnte, dann hätten die russischen Armeen triumphieren müssen. Rußland hat unbeschreibliche Opfer gebracht, darin haben die Zeitungen in Petersburg ganz recht, aber Glück und Sieg haben sie ihren Verbündeten nicht verschaffen können. Eine alte Moskauer Prophezeiung sagte dem heu tigen Zaren für seine Regierung schweres Unheil vorarks; das ist Wahrheit geworden. Der russische Gesamtverlust seit Kriegsbeginn ist auf mehr als zehn Millionen Mann beziffert worden. Das ist ein Ausfall, den Rußland in absehbarer Zeit um so weniger ersetzen kann, als es wirtschaftlich schwer daniederliegt. Weite Flächen konnten infolge des durch den Krieg veran laßten Menschenmangels nicht bebaut werden, die ungenügend bestellten Acker aber haben größtenteils einen Ertrag geliefert, der einer völligen A ißernte gleichkommt. Der Viehstand, mit dem so rücksichtslos wie nur denkbar gewirtschaftet wurde, ist tief gesunken, es fehlt unter den obwaltenden Verhältnissen auch an jeder Möglichkeit, ihn in ein oder zwei Jahren wieder zu heben. Wenn General Brussilow seine Leute rücksichtsloser und massenhafter, als ein Attila oder Napoleon es je taten, in den Tod trieb, so sind die Befehle des Oberbefehlshabers als Ausfluß der aller Orten herrschenden Verzweiflung über die militärische und wirt schaftliche Lags aufzufassen. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende; diese Erwägung war augen scheinlich sür die Anordnungen Brussilows bestimmend. Obwohl die russischen Truppen von heute sich denen des ersten Kriegsjahres an Tapferkeit und Todesverachtung viel fach überlegen zeigten, obwohl die Heeresleitung, wie schon erwähnt, vor keinem Mittel zurückschreckte, um die Truppen zu immer erneuten Angriffen vorzutreiben, wo die Peitschen hiebe der Kosaken ergebnislos blieben, da jagten die Gra naten der eigenen Artillerie die säumigen Kämpfer aus den schützenden Gräben, durchschlagende Erfolge wurden nicht erzielt. Schon wird von einem Ermatten der russischen Angriffskraft berichtet. Unsere deutschen Truppen aber, die vor allen andern den vom Pripjet bis zu den Karpathen orkanartig vorbrechenden russischen Niesenangriffen ein Halt geboten, kann das Vaterland nicht heiß genug danken. Auch ihren jüngsten Freunden, den Rumänen an der UM Sie Mrs bM klMsMZ sagte eine amtliche französische, in militärischen Dingen sehr unterrichtete Persönlichkeit einem Freunde der „Köln. Ztg.": Das ist das Schreckliche bei uns, alles stirbt. Ich weiß nicht, wo ich meinen Urlaub verbringen soll, um diesem Alp zu entfliehen. Wohin ich gehe, überall sehe ich Leute in Lrauer und Leichenbegängnisse. So ist es im Norden wie im Süden. An drei Stellen habe ich es nun versucht und nun kann ich nicht mehr. Am Tage der Abreise begrub man tn meinem letzten Aufenthaltsort den dritten und letzten Sohn meines Nachbars, der im Lazarett seiner Heimat gestorben war. Seine beiden Brüder liegen auf dem Schlachtfeld. Und so geht es überall. Die Leute bis zu 60 Jahren beruft man jetzt ein. Und diese ganzen Generationen, die ver schwinden, werden nicht ersetzt, selbst im kleinen Umfang nicht. Wir haben keine Geburten. Alles stirbt, aber Kinder werden nicht geboren. Familien, zu denen sieben, acht, neun erwachsene männliche und weibliche Angehörige gehören, haben zusammen nur ein, höchstens zwei Kinder. Um die Bevölkcrungszahl auf dem Stand vor dem Krieg zu hacken, müßten mindestens in jedem Haushalt vier, fünf Kinder sein. Diese schreckliche Krise in der Geburtenziffer hat zahl reiche Gründe. Vor allem heiratet man nicht mehr, weil das Leben immer teurer wird und die Gehälter nicht steigen. Wie sollen auch die kleinen Angestellten und Beamten mit 1500 oder 2000 Franken anständig eine Frau erhalten und die Gefahr laufen, Kinder zu haben? So sieht es allgemein in Paris. Bei einer großen Familie von 11 Brüdern und Schwestern z. B. heiraten vielleicht zwei, vier treten in Orden und fünf bleiben ledig. Sie wissen, das; ich überzeugter Katholik bin und fest an meiner Kirche halte, aber der Ein tritt in die Orden, wie er jetzt sich darstellt, beeinträchtigt die Geburtenzahl in zu hohem Maße. Wie die Dinge liegen, kann uns nur ein völliger Wechsel in der Lebensführung und Gcistesrichtung des französischen Bürgertums retten, und unglücklicherweise bringt der Krieg keine Hilfe. Im Gegenteil, man wird noch weniger heiraten als vorher, weil HS keine Männer mehr gibt, wefl Lie Zukunft zu unsicher ist, Donau Und am Schwarzen Meere, bringt die russische Hilfe kein Heil. In Siebenbürgen wurden die Rumänen in den mehrtägigen Kämpfen bei Hötzing vollkommen geschlagen und nah Süden zurückgedrängt. Der Szurduk-Paß, der unmittelbar an der Grenze liegt, ist wieder im Besitze deutsch-österreichischer Truppen, so daß diejenigen rumänischen Streitkräfte, die ihn zu verteidigen hatten, wieder auf ihr eigenes Gebiet zurückgeworfen worden sind. In der Do brudscha haben nach dem glänzenden Siegeszug der deutsch- bulgarisch-türkischen Truppen unter Feldmarschall v. Mackensen Russen und Rumänen erhebliche Verstärkungen herangezogen, namentlich auch zum Schutz der Eisenbahnlinie Cerna Woda- Constantza, so daß sich die Fortsetzung des Angriffs zunächst schwieriger und der Kampf wechselvoll gestaltet hat. Im letzten russisch-türkischen Kriege an der Donau von 1877 spukte in den russischen Verlustlisten geraume Zeit ein ein ziger Kosake. Zu solchen Frivolitäten kommt man heute nicht, aber zur wahren Erkenntnis über den Kriegsausgang kann sich die russische Regierung nicht aufraffen. Oder sie darf es nicht. Denn wenn auch der einstige Oberbefehls haber Nikolaus Nikolajewitsch heute nicht mehr der mäch tigste Mann im Zarenreiche sein soll, sein Geist und sein unversöhnlicher Haß geht doch tn den höchsten Gewalten um. Deutsche, Österreicher, Ungarn, Bulgaren und Türken stehen dort unten ihren Mann, wie überall. Das erfahren auch die einzelnen Teile der buntscheckigen Mischmasch-Armeen von Saloniki immer deutlicher. Daß die Italiener von dem Bulgaren so wacker geklopft sind, daß sie mehrere Tausend Mann Gefangene in deren Händen haben lassen müssen, das wird jedenfalls nicht durch eine Gedenktafel auf dem Kapitol zu Rom verewigt werden. Das italienische Kriegs glück ist fadenscheinig, das haben die betrogenen Italiener jüngst in Tripolis, in Afrika und in den blutigen Kümpfen mit Lem Könige Menelik von Abessynien früher gesehen, von dem ihr General Varatiri bet Adua vor zwanzig Jahren fast bis zur Vernichtung geschlagen wurde. Und mit der Einnahme von Triest ist es auch nichts geworden, die Hemmnisse sind zu groß. Die Verluste, die Italien sich in den ersten fünf Jsonzoschlachten holte, beliefen sich in die Hunterttausende; wir wollen den Ausgang des jetzigen Ringens abwarten. HuusiSa». Die Friedensdebatte der französischen Kammer war überaus reich an dramatischen Zwischenfällen und wichtigen Eingeständnissen. Es ist freilich bisher nur eine kleine Minderheit der Deputierten, die es wagt, die Dinge beim rechten Namen zu nennen; aber der Redner, der es bet der Erörterung über die geheime Krise der französischen Heeresergänzung tat, war kein Außenseiter, sondern ein patriotischer Vertreter der sozialistischen Partei, der tn Frank-. reich auch Minister entstammen. Und dieser Abgeordneter, Roux Costadau, erschütterte laut „Berl. Ztg." die Deputierten kammer mit den Worten: Frankreich ist im Verbluten, ganze Gesellschaftsschichten verschwinden, es gibt keinen Bauern stand mehr, Frankreich hat 60 Milliarden Francs und 5 Millionen Männer verbraucht, die 17 jährigen und die 18 jährigen stehen im Felde, die französische Nasse wird zerstört! Und in höchster und ehrlicher Erregung schloß Roux Costadau: noch ein halbes Jahr könne ein verant wortlicher Mann abwartend zusehen, dann aber müsse Schluß sein, dann dürfte es „keinen Sou und keinen Mann" mehr geben. Ministerpräsident Briand erwiderte mit einem Hymnus auf die Anstrengungen der Alliierten. Wenn Sie die Ziffern der Verluste Rußlands vor Augen hätten, so sagte der Minister, würden Sie einsehen, daß es die höchste Anstren gung gemacht hat, die man von ihnen überhaupt verlangen kann. Von England schwieg Herr Briand in diesem Zu sammenhang. Roux Costadau ließ sich jedoch nicht mundtot machen. Ich wiederhole, so erklärte er dem Ministerpräsi denten, daß bei den Opfern, die wtr bringen, die französische Nasse zerstört werden wird. Ich appelliere an Ihren Patri otismus, unsere Rasse zu retten. Ich will den Sieg, aber nicht den Sieg auf einem Kirchhof. Frankreich will leben. Die Russen haben uns ein paar Brigaden geschickt. Ich verlange vom Ministerpräsidenten, daß er von England die Absendung seiner drei oder vier Millionen Soldaten weil die Frauen zu verzweifelt sind, um zu heiraten, unv lieber sich in das Kloster flüchten werden, um aus einer Welt zu fliehen, die nichts Schönes mehr bietet. Die Lücken an unserer Front so fährt der Franzose fort, können wir nicht mehr decken. Wir können nur noch fremde Truppen einrahmen und ihnen Schneid einflößen. Außer dem ist daS Volk angeekelt vom Krieg und hat genug da von. Zu Beginn gab es freiwillige Meldungen in Fülle, jetzt keine mehr. Anfangs rückten die Rekruten und die ausgeheilten Verwundeten mit Freude zur Front aus, jetzt wollen sie nicht mehr dorthin gehen oder zurückkehren. Sprechen Sie mir nicht von Farbigen als Ersatz. Diese Truppen haben uns eine der großen Enttäuschungen des Krieges gebracht. Sie haben keinen Schneid, halten das Feuer nicht aus, wollen den Kanonendonner nicht hören und laufen weg wie die Hasen. Nur wenn sie von starken enropäischen Nahmen eingefaßt sind, gehen sie vor. Beim Zeichen zum Angriff sieht sich der Hauptmann oft allein, von den sogenannten tapferen und ergebenen Freunden Frank reichs ist keiner zu erblicken. Aber schließlich, die Kriegs- hanolungen quälen mich seit langen nicht mehr. Ich denke nur daran, wie das an Menschen verarmte Frankreich sich von seiner fürchterlichen Schwächung erholen soll. Nian soll nicht sagen, auch unsere Feinde litten ebenso. Das ist nicht wahr, denn sie haben Kinder, die Zukunst ihrer Raffe ist gesichert, wenn auch die Alteren fallen. Bet unserm Zwci- kindersystem fällt der einzige Sohn. Hat eine Familie zwei Sühne, so sttrbt der eine sicher, und der andere ist für sein Leben lang verstümmelt und trotz aller romantischen Ge schichten wird ihn kein junges Mädchen zum Mann begehren. Und wenn wir mit diesen Opfern den Sieg erkauften, müßte es ein Sieg sein, der unsere Feinde auf Gnade und Ungnade tn unsere Hände gibt. Wer glaubt noch an diesen Sieg a la Briand - Poincare? Trotz der Sommeschlacht, trotz Brussilows Offensive und dem Eingreifen Rumäniens glaubt niemand daran. Was würde er auch für Frankreich an Entschädigungen bringen, wenn unser Land inzwischen dahinstirbt? öerlängt. Unter Lieser Bedingung werde ich für das Buö« getzwülftel stimmen. Mit der Politik Briands muß der Krieg noch drei Jahre dauern. Frankreich wird verblutet sein, das ist richtig, so antwortete Briand, indem er gleichzeitig einen Redner zurück wies, der gesagt hatte: Ich verlange vom Ministerpräsidenten, der den Krieg nur wie ein Geschäft angepackt hat, lieber Friedensverhandlungen einzuletten, als weiter die Milliarden in den Abgrund zu werfen und die französischen Soldaten .as Feuer und in den Tod zu schicken. Briand lehnte dann, mit lauter Zustimmung der erdrückenden Kammermehrheit jede Eröffnung von Friedensverhandlungen ab, log, daß die Balken krachten, vom „unerlösten" Elsaß-Lothringen und dem langsam vorbereiteten deutschen Angriff auf das arglose Frankreich, überschlug sich in Phrasendreschereien und erklärte unter dem Jubel der großen Mehrheit, die sich von den Plätzen erhoben hatte, Frankreich würde aus dem Krieg siegreich und vergrößert hervorgehen. Wie oft und wts lange noch werden die Franzosen sich an solchen billigen Versicherungen, denen die Taten widersprechen, genügen Die Beratungen über den deutsch-österre-chischen Zolltarif sind in dieser Woche zwischen den deutschen und österreichisch - ungarischen Vertretern wieder ausgenommen worden, die in der Hauptsache der Sicherstellung eines gemeinsamen Zolltarifes gelten. Diese Verhandlungen sind schon seit Monaten im Gange; zuerst haben sie in Berlin, dann in Wien stattgefunden. Jetzt wird wieder in Berlin verhandelt. Die Beratungen waren sehr schwierig und gingen nur sehr langsam vorwärts. Immerhin ist es bisher gelungen, den größeren Teil der Arbeiten zu vollenden. Bei dem guten Willen, der auf beiden Seiten vorhanden ist, und bei Ler Notwendigkeit, etwas Brauchbares zustande zu bringen, ist laut „Tägl. Rundsch". anzunehmen, daß die jetzigen Beratungen zu der Lösung der Aufgabe führen werden. Das deutsch-schweizerische Abkommen perfekt. Einer Mitteilung der „Voss. Ztg." aus Bern zufolge sind nun auch die letzten Hindernisse, die dem Abschluß des deutsch - schweizerischen Handelsabkommens noch im Wege standen und eine kleine Verzögerung herbeiführten, beseitigt. Der vollständige Text sollte Donnerstag dem Bundesrat vorgelegt werden. Das Abkommen wird dieser Tage ver öffentlicht werden. Prisengerichte und Warenversteigerungen. Die von dem englischen Prisengericht für verfallen erklärten Güter werden gegenwärtig öffentlich versteigert. Die Waren sind mannigfaltig. Der Verkauf zieht viele Liebhaber an, namentlich Ladenbesitzer, die ihre Vorräte ergänzen. Die Daily Mail erwähnt, daß viel als „made tn Germany" gezeichnet ist. Eine belgische Anleihe in Amerika. Wie die Times laut „Köln. Ztg." meldet, hat der deutsche Bot- schafter in Washington der amerikanischen Regierung eröffnet, daß Deutschland eine in Amerika aufgenommene belgische Anleihe als null und nichtig erachten werde, solange es Belgien besetzt halte. Im christlichen bayerischen Bauernverein, der in München seine neunte Krtegstagung abhielt, erklärte Land tagsabgeordneter Schlittenbauer: Demütigend wäre der Frieden für uns, wenn meineidige Nationen etwa beim Friedensschlüsse ihren Willen diktieren könnten. Sicher ist der Friede, wenn durch unsere Waffenerfolge die Grenzen Deutschlands so gezogen werden können, daß jeder ruchlose Überfall für alle. Zukunft ausgeschlossen ist. Wir gehören nicht zu den Annexionisten, aber wir treten für eine starke, rücksichtslose Kriegführung ein. Wir sind nicht so blödsinnig, daß wir glauben, eine ganze Welt einfach niederbürsteln zu können, aber wir fordern, alle Mittel etnzusetzen, damit wir den Krieg gewinnen. Alles, was sonst über unsere Bestre bungen von einem gewissen Teil der Presse in Berlin und Frankfurt a. M. und sonstwo behauptet und verbreitet wird, tst nichts weniger als skrupellose Verdächtigung. Wir haben keine eisenfresserischen Absichten. In so großen Augenblicken sollten wir uns mit klein lichen Fragen der inneren Politik nicht abgeben, La müßte aller innerer Streit schweigen und müßten unsere Blicke nur auf den fürchterlichen Weltbrand gerichtet sein. Die Haupt sache ist, England, unseren Hauptfeind niederzuzwingen und Einen nsken feierten. hält ein Stockholmer Blatt für möglich, indem cs lau! „Voss. Ztg." schreibt: Gelingt es den Engländern und Fran zosen trotz ihrer täglich wiederholten gewaltigen Stöße nicht, den deutschen Wall im Westen zu sprengen, und siegen gleich zeitig die Deutschen im Osten derart, daß Rußlands letzte große Armee zusammenbricht und das an Naturschätzen reiche Rumänien in die Hönde der Mittelmächte gerät, dann dürfte es kaum noch einen vernünftigen Sinn haben, den Krieg noch einen Winter lang in den Schützengräben sorl- zusetzen. Daß die Engländer in Anbetracht ihrer Hilfsmittel nicht ohne weiteres werden aufhören wollen, ist allerdings anzunehmen, aber Rußland? Hindenburg dürfte dafür sorgen, daß ihm keine Möglichkeiten bleiben, neue Armeen aus dem Boden zu stampfen. Frankreich mit seinen Kriegs schulden von 80 Milliarden und dem Gedanken an seine un erhörten Btutopfer dürfte sich wohl schwerlich zum Selbst mord entschließen, den ein Abnutzangskrieg im Winter ve- dcuten winde. Offenbar bieten Rußlands rücksichtslose Generale bereits das Äußerste- auf, um die Sübwcsifrout der Zentralmächte zu sprengen. Die triumphierende Janit- fchmenmusik in Paris und London über die genommenen Dörfer zwischen Ancre und Somme und die Stücke wiedcr- gewonnenen griechischen Bodens werden das Urteil der Außenstehenden nicht trüben. Was die an Zahl schwächeren Deutschen in ungebrochener Verteidigungskraft geleistet haben, grenzt ans Wunderbare. Die Engländer werden nicht müde, neuerdings Fabeldinge von ihren Panzerautos zu berichten, die sie nach ihren schmerzlichen Erfahrungen mit den deutschen Maschinen gewehren auf den Plan gebracht haben, aber sie schweigen von ihren Verlusten. Unterdessen ist Mackensen im Begriff, die Linie Constantza—Cernowada zu sprengen. An Ler Somme wird Kriegsgeschichte gemacht, in dec Dobrudscha dagegen Weltgeschichte. Noch können freilich Überraschungen eintreten. Die Deutschen werden den Argwohn nicht los, daß England noch einen besonderen Schlag in den Gewässern und Ländern des Nordens vorbereitet. In dieser Beleuch- tunq erscheint die Note der Entente an Schweden den
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