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Rabenauer Anzeiger : 05.10.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191610052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19161005
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19161005
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-10
- Tag 1916-10-05
-
Monat
1916-10
-
Jahr
1916
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man, wie unsympathisch, ja verhaßt dem englischen Volke Las Dienstpflichigesetz ist, so kann man aus dem Umstande, daß die englische Heeresleitung eine neuerliche Verschärfung dieses Gesetzes für erforderlich hält, ersehen, wie weit man in den maßgebenden und wissenden Kreisen Englands und Frankreichs noch von dem Gedanken des Sieges entfernt ist. Sollte es in dem bisherigen Verhältnis weitergehen, so würden Engländer und Franzosen mehr als anderthalb Millionen Menschen opfern müssen, um auch nur den hundertsten Teil des verlorenen Gebietes wiederzugewinnen. Schließlich erschöpft sich auch der tiefste Brunnen. Wir haben jedenfalls ein Recht, es mit den Worten des Kaisers zu halten, »in Volk wie das deutsche kann nicht unterliegen. Wie im Westen, so hält auch im Osten der Feind seine Zuversicht auf einen baldigen Sieg nicht mehr aufrecht. Man vertröstet sich und die unter dem Schrecken des Krieges ächzenden Völker mit der Versicherung, daß im nächsten Frühjahr die entscheidenden Schläge geführt werden würden. Die Opfer, die die Russen zur Eroberung Lembergs und zur Erzwingung des Karpathenüberganges gebracht haben, sind geradezu unermeßlich. Sie werden für die Dauer der aroßen Offensive, also für die Zeit vorn 4. Juni ab, selbst von Petersburger amtlicher Stelle auf weit über 800 000 Mann beziffert. Diese Riesenverluste haben dem „genialen Trium» phator" Brussilow, dem der Zar einen Ehrensäbel schenkte, gezwungen, eine Pause in den Versuchen, die Stellungen per Verbündeten in Richtung Lemberg zu durchbrechen, ein treten zu lassen. In den Karpathen wird noch immer un unterbrochen gerungen; aber auch dort sind die Anstren gungen des Feindes, daS Ziel zu erreichen und eine Ver einigung mit Len Rumänen herbeizuführen, an dem helden haften Widerstande der Verbündeten gescheitert. In Siebenbürgen kamen die Rumänen nach dem ersten durch ihren verräterischen Überfall errungenen Erfolge nicht vorwärts, und in der Dobrudscha, durch welche die Ruffen im Triumph marschieren, die Bulgaren überrennen und sich mit den Truppen Sarrails vereinigen sollten, hat die Entente bittere Enttäuschungen erlebt. Der Herr Sarrail wird in der Geschichte dieses Krieges als der Mann mit den ewigen Vorbereitungen und Hindernissen fortleben, das unglückliche, von der Entente maltraitierte Griechenland kann einem in der Seele leib tun; wie immer aber auch das Kesseltreiben gegen das Land der einstigen Hellenen endigen mag, bas Bild des Königs Konstantin und seiner Getreuen wird leuchtend aus ihm hervorgehen. Li-, Die letzte Sriegswoche. Die Kanzlerrede. In Staub und Rauch vor unein nehmbaren Linien. Vertagung auf das kommende Frühjahr. Entente-Enttäuschungen. Der Deutsche Reichstag ist zu seiner vor mehreren Mo naten ins Auge gefaßten neuesten Kriegstagung programm gemäß zusammengetreten und vom Reichskanzler von Beth mann Hollweg begrüßt worden. Der leitende Staatsmann, Ler schon so manches Mal berufen war, zu den erwählten Vertretern des Volkes seit Kriegsausbruch zu sprechen, hat das in dieser schweren Zeit errungene Vertrauen sich voll bewahrt, und an dieser Tatsache können auch die Sonder meinungen einzelner nichts ändern, die glauben, auch in dieser Periode Ler nötigsten Einigkeit getrennt nach einem und demselben Ziele marschieren zu können. Aber was im Frieden möglich und unter Umständen auch ganz wünschens wert sein kann, empfiehlt sich in der Kriegswut nicht, wo imponiert werden muß, wo das Ziel erkannt und dieser Feststellung der Schlag auf dem Fuße folgen muß. Hinden burg waltet in der Front, und im Geiste des großen Feld marschalls muß der Reichstag arbeiten. Die deutsche Politik zieht unbekümmert ihren Weg trotz der Lügenbomben, die ihr die Feinde in den Weg streuen, und was sie durch den Mund ihrer Vertreter der Welt verkünden ließ, ist Wahrheit gewesen und geblieben. Die verzweifelten Anstrengungen, Lie im Westen Eng land und Frankreich gemacht haben, um ihren voreiligen Behauptungen und Ausstreuungen von Lug und Trug zum Siege zu verhelfen, sind von den beiderseitigen Heerführern noch überboten worben. Die Franzosen und Briten, denen schon so oft zugerufen ist, daß eS nur noch eine letzte An strengung koste, um den deutschen Wall von Heldenmut und Treue zu zerbrechen, denen aber dann immer wieder eine allerletzte und allerallerletzte Gewalttat auferlegt wurde, sollen wieder an ihre führenden Männer glauben lernen. Was nur möglich zu machen war, ist aufgeboten und mit Liesen Machtverhältniffen hier und da ein lokaler Erfolg erzielt worden, aber die Ausnützung, auf die es doch an kommt, mußte nach Ler Feststellung unseres Ersten General- yuartiermeisters Ludendorff im offiziellen Bericht unterbleiben. Die Londoner und Pariser Zeitungen werden ihren Lesern davon natürlich nichts sagen, aber im neutralen Auslande wird man diese Sprache verstehen. Der taktische Erfolg der Feinde, dem die strategische Ausnutzung kehlt, lohnt oen hohen Einsatz nicht, um den er erkauft ist. Und obwohl dem Feinde die Kriegsindustrie der ganzen Welt dienstbar tsh hätte er den jüngsten Gelände- gewinn an der Straße Peronne—Bapaume nicht errungen, wenn ihm nicht außerhalb seines und unseres Willens liegende Umstände zur Hilfe gekommen wären. Die Un sichtigkeit, die durch den unermeßlichen Staub verursacht wurde, der durch das fortgesetzte Einschlagen dec Geschosse in den ausgetrockneten Boden entstand, sowie durch den dichten Rauch der Geschosse, der auf den riesigen Staub wolken lagerte, bot dem Feinde willkommene Deckung. Die unter Lem Wolkenschutze heranschleichenden numerisch uns weit überlegenen Massen konnten von den Unseren nicht gesehen werden. So gelang es den Feinden die Unseren gewissermaßen zu überraschen und in die deutschen Gräben einzudringen. Aber nur auf einer Breite von etwa 12 Kilo meter und einer Tiefe von 3 Kilometer vermochten sie sich in den gewonnenen Stellungen zu behaupten. An allen übrigen Punkten wurden sie von unsern Helden im wütenden Nah'kampf gepackt und zurückgeworfen. Die deutschen Linien, auf die der Gegner nach seinen taktischen Erfolgen gestoßen ist, zeichnen sich durch ganz besondere Stärke aus, wie von den Kriegsberichterstattern hervorgehoben wurde. Diese Stellungen hatte wohl auch Kronprinz Rupprecht im Auge, als er sie uneinnehmbar nannte. 800 000 Mann frischer Truppen hatte England in Frankreich gelandet und in der großen Sommeschlacht ein gesetzt. Daß diese frischen Kräfte stark aufgerieben wurden, steht außer Frage. Die 360 000 Mann englischer Verluste, die bis zum 1ö. März zu verzeichnen waren, haben in den jüngsten Kämpfen einen starken Zuwachs erfahren. Da die Farbigen mit dem Eintritt der kühleren Witterung die Front verlassen müssen, da Frankreich bei seinen letzten Reserven angelangt ist, so sieht England sich vor die Notwendigkeit gestellt, durch Erhöhung des dienstpflichtigen Alters über 41 Jahre hinaus, seine Streitmacht zu verstärken. Bedenkt Deutscher Reichstag. Der Deutsche Reichstag wlcS am Donnerstag bei der Wiederaufnahme feiner Sitzungen alle Merkmale eines „großen Tages" auf. Bundesratstisch, Sitzungssaal und Tribünen waren bis auf den letzten Platz gefüllt, und groß war die Zahl derer, die sich vergebens um eine Einlaßkarte bemüht und namentlich die ihnen bekannten Abgeordneten wegen einer solchen bestürmt hatten. Mit dem Reichskanzler waren sämtliche Staatssekretäre und preußischen Minister erschienen. Die bevollmächtigten Vertreter der uns verbün deten Staaten und Griechenlands hörten die Kanzlerrede von der Diplomatenloge aus an. Präsident Kaempf be grüßte das Haus, indem er betonte, daß der Krieg jetzt seinen Höhepunkt erreicht habe, daß der neue rumänische Feind uns nicht schrecke, und daß in allen unseren Truppen noch der alte Offenstpgeist lebe und auch das deutsche Volk zum Durchhalten entschlossen fei bis zum endlichen Siege. Der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg, der darauf das Wort ergriff, betonte, Italien habe den Krieg gegen uns erklärt, weil England die Daumenschrauben immer fester anzog. Mit Rumänien bestand ein Vertrag über gegenseitige Waffenhilfe. Bratianu wollte mit dem Stärkeren gehen. Er hielt jetzt die Zeit für den Leichenraub gekommen. Über Bratianus Macheirschaften waren wir unterrichtet, noch sechs Tage vor der Kriegserklärung versicherte der König, das rumänische Volk wolle keinen Krieg, und er glaube nicht, daß Bratianu sich der Entente gegenüber gebunden habe. Noch am Tage der Kriegserklärung wiederholten der König und Bratianu ihre Friedensversicherungen. Die Entente hoffte auf den Abfall der Türket und Bulgariens und hat sich stark verrechnet. Harte Kämpfe seien auf allen Fronten noch auszufechten, ein Ende fei noch nicht abzusehen. Mancher Graben und manches Dorf könnte noch verloren gehen; aber durch kämen sie nicht, dafür bürgten unsere herr lichen Truppen aus allen deutschen Stämmen. An der Somme einzelne Erfolge der Feinde, die aber an der Ge samtlage nichts änderten, im übrigen erfolgreiche Abwehr aller Angriffe und damit Durchkreuzung der feindlichen Ab sichten. Am Balkan Scheitern der feindlichen Pläne. Die Kriegsziele unserer Feinde seien sehr weit gesteckt. Für uns war der Krieg vom ersten Tage an nur ein Ver teidigungskrieg. Die feindliche Eroberungslust ist schuld daran, daß die Berge der Toten sich täglich höher türmen. England will uns militärisch wehrlos machen und wirt schaftlich von aller Welt boykottiert sehen. Englands Pläne seien so herrschsüchtig, daß der Staatsmann gehängt zu werden verdiente, der gegen diesen Feind nicht jedes taugliche, im Kriege benutzbare Mittel gebrauchen wolle. AuSharren und Siegen ist unsere Parole. Die Einheit des Volkes hat sich im Kriege wunderbar bewährt. Freie Bahn für alle Tüchtigen sei unser Losungswort. Donnerstag 11 Uhr Weiterberatung. . Von der Westfront. Grohe englische Truppentransporte nach Frank reich. Nach einer Kopenhagener Meldung des „Tag" gehen, wie in England verlautet, wieder bedeutende Truppen transporte über den Kanal vor sich. Eine englische Kette englischer Frachtschiffe erstrecke sich ununterbrochen zmljchen den englischen und französischen Küsten. Während sie auf der einen Fahrt Truppen und Munition nach Frank reich schaffen, befördern sie auf der Rückfahrt zahllose Ver wundete und Tote aus der Sommeschlacht heim. Man er wartet für die nächsten Tage wieder eine vorübergehende Schließung der südenglischen Häfen für neutrale Schiffe Die Sommeschlacht steht auf ihrer Höhe. Der jüngste starke Angriff war fast noch umfassender vorbereitet worden als die voraufgegangenen. Wenn die feindlichen Unternehmungen gleichwohl fast überall siegreich abgeschlagen wurden, so danken wir das allein unfern über jeden Preis erhabenen heldenhaften Truppen und deren ausgezeichneten Führern, unserer unerschütterlichen Infanterie, wie es in dem Bericht der Obersten Heeresleitung heißt. In der Scmmejchlacht hat sich ein Vorgang wiederholt, der für die ganze Form dieser Schlacht typisch geworden ist. Nach unsinnigstem Trommelfeuer mit der von der ganzen Welt hergestellten Artilleriemunition überließen.wir nur die völlig eingeebneten Stücke unserer Front dem Feinde, darunter CombleS, das schon längere Zeit bewundernswerten Widerstand geleistet hat. Wenn man sich erinnert, baß das 2 Kilometer davon entfernte Maurepas genau vor einem Monat in FeindeShand fiel, dann wirb man dem Heiden- wütigen Widerstand Ler Deutschen, die hier die Stellung verteidigten, die größte Bewunderung zollen. Eine halbe Wegstunde in einem Monat I — welches mit allen modernen Mitteln ausgestattete Panzerfort hat, so sagt der Kriegs berichterstatter der „Nordd. Allg. Ztg.", solche Leistung auf zuweisen? Seine Angriffsbasis hat der Feind in den drei Monaten der Sommeschlacht nicht verbreitern können. So bleibt also Ler Druck auf die Pripherie beschränkt, und wenn die Gegner diese Peripherie alle Monate um eine halbe Wegstunde weiter vorlchtebrn, ,o werd'n pe doch ihr Ziel, den Durchbruch, ebenso wenig erreichen, wie ein Wanderer dm Horizont Vom Ballan. über die Lage in Griechenland fehlen authentische Meldungen. Die Entente beherrscht den griechischen Nach richtendienst, und die Vertretungen Griechenlands im Ausland erklärten, daß sie jede Verantwortung für die Athener Mel dungen ablehnen müßten. Daran, daß Venizelos von Kreta aus die Revolution und den Anschluß Griechenlands an die Entente einzuleiten bemüht ist, kann indessen kaum noch ge zweifelt werden. Wie König Konstantin, um dessen Krone es jetzt geht, der neuen Lage zu begegnen gedenkt, ist noch unbekannt. Venizelos selbst hat es als das Ziel seines Vor gehens bezeichnet, den König zum Krieg gegen Bulgarien zu zwingen. Die Revolution allein, so meint die „Kreuz Ztg." würde den König jedenfalls nicht zu einem solchen Schrille veranlassen, um so weniaer. als der Monarch im Valk und Unter dem Halbmond. Roman von G. v. Goltz. 2 Dr. Gurlitt hatte, so seltsam ihm dies selbst vorkam, kein rechtes Interesse mehr an der Natur seit der unver muteten Begegnung mit der schönen Frau — er, der da heim dem weiblichen Peschlechte so wenig Inieresse ent gegengebracht hatte. Er setzte aber seinen Spaziergang so lange fort, bis die hsreinbrechende Dunkelheit und auch der Führer ihn an die Heimkehr mahnten. Er kehrte auf einem anderen Wege zurück, wo ihm bald die bunten Lampen eines Kaffeehauses entgegcn- schimmerten. Nach einigem Ueberlcgen entschied er sich dafür, hier einzutreten. Er entließ den Führer, dessen Dienste er sür heute nicht mehr bedurfte, indem er ihn für den anderen Tag wieder bestellte, obwohl er sür den Augenblick selbst noch nicht wußte, ob er wieder einen Spaziergang unternehmen würde. Gleich darauf trat er in den viereckigen Hof eines echten arabischen Kaffee hauses. Welch ein buntes lebendiges Bild überraschte seine Augen, zumal es der Zufall wollte, daß es der erste Abend des Rhamasan war. Während dieses Monats wird von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang weder gegessen noch geraucht. Die Museimänner aber hatten jetzt beim Eintritt des Professors den Rosenkranz aus Sandelholz fallen lassen und hielten statt dessen die Bern steinspitze der Schlangenpseise in Händen. Buntgeklcidete Sieger aus dem Kassenstände reichten duftenden Mokka in vergoldeten Henkelkannen Jongleure tanzten in ihren phantastischen, fliegenden Gewändern durch die Anwesen den, die ihnen berettwilligst Platz machten und Leben und Bewegung schien mit einem Male in die Leute ge nommen zn sein. - -A, PurN wüste einigt SchrM ngher zu treten und wollte sich eben an einem Tischchen niederlassen, als plötz lich eine Todenstille entstand. Mes blickte gespannt nach dem Eingänge. Es zeigte sich dort zwar Niemand, aber es erklangen so süße, seufzende Töne — war es eine Flöte, der Professor vermochte es nicht sogleich zu unter scheiden Draußen klangen die Töne weiter, das buntgemischte Auditorium verharrte in andächtigem, an Entzückung grenzendem Lauschen. Die herrlichen Töne verhauchten, damit schwand auch die Stille und dem Professor war es als würde er au» einer ganz anderen Welt zurück- versetzt in die Alltäglichkeit. Aber nicht lange, da trat ein neue» Ereignis ein, der Spieler erschien selbst am Ein gang. die Flöte noch in der Hand. Es war ein ungewöhnlich schöner junger Mann, mit leicht gebräunter Hautfarbe; aus ihn konnte fast das Dichterwort angewendet werden: Die Brauen wehmütig dunkel, Die Stirne so licht und so klar, Umjchleiertes Sternengefunkel Sein göttliches Augenpaar. Etwas befangen schritt der junge Mann die Stufen, die in den Hofraum führten herab. Ein weißer Turban schlang sich um seinen Kops und ein ebenfalls weißer Burnus hing nachlässig in reichen Falten um seine schlan ken Glieder; in der linken Hand trug er die Flöte, in der Rechten eine Tuberose, derrn Blüte dem Alabaster glich. Dieser Blume widmete er seine ganz besondere Aufmerksamkeit, als sei sie ein kostbares Geschenk, die Anwesenden hingegen beachtete er zunächst weniger. Der Professor bereiste es nicht, hier in das Kaffeehaus eingctretcn zu fein; die üppige Vegetation, die ihn in diesem R^uin umgab, das pittoreske Treiben in diesem Palmen hose, die zauberhafte Musik, der Duft von Moschus und Serailpaftillen, der Anblick des hübschen jungen Flöten spielers, der jetzt neben ihm stand, erregte feine Phanta sie auf das Lebhafteste — eine nie geahnte Wonne er weiterte sein Herz. Der Flötenspieler, so lehr man auch von seinem Spiel entzückt fein mockle, wurde nach Art der Muielmänner durchaus nicht mit Lob überschüttet. Niemand erhob sich, nur mit einem srenndiichen Kopfnicken begrüßte ihn ein weißvermummter Scheck, neben welchem sich der junge Mann aus ein Kiffen niederließ, um sich nach dem Fallen mit Kaffee und Palmwein zu erfrischen. Kein Wort kam zunächst über feine Lippen. Die allgemeine Aufmerksamkeit wurde in diesem Au genblick auf eine neue Erscheinung gelenkt, die wie aus der Erde gezaubert in dem Lichtkreis erschien. Ein brvu- zesarbener Südafrikaner war es, der sür sein unschönes Gesicht durch eine wahre Prachtgestalt entschädigt war. Auf dem Kops trug der Dunkelfarbige einen seltsam ge formten Echiifkorb. „Wer ist denn dieser braune Mann?" fragte Dn Gurlitt einen neben ihm stehenden französischen Offizier, als er sah, wie sich jetzt aller Blicke auf den Mann mit dem Korbe richteten. Der Franzose musterte den Frager wohl mißtrauisch, entgegnete aber dann doch höflich: „Das ist ein gewisser Mahi-Eddin aus dem dattel reichen Blleduiyerid. In dem Korbe trägt er ylatthäutige Reptilien, denn er gehört zu der Sekte der Jongleure, die angeblich mit Selma-Eiser, dein Schutzpatron der Schlangen im Bündnis stehen. Sein Blick magnetisiert das Gewürm und durch seine Kunst nimmt er ihnen da» Gift. Die Frauen aber fürchten sich vor seinen Vipern und Skorpionen." Der Prozessor wollte noch einige Fragen an den fran zösischen Offizier richten, doch dieser wurde durch einige Kameraden von feiner Seite weggerufen und so mußten die Fragen unterbleiben. Eine andere Perjon aber war nicht in seiner Nähe. >
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