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Die letzte Kriegswoche. Unbedingte Siegeszuversicht. Die Pflicht zum Der» trauen. Ruhlands Furcht vor einem Sommer wie dem vorigen. Die Kriegsschrecken über England. Unerschütterliche Siegeszuversicht war die Stimmung, In der sich im Bundesratsausschuß für auswärtige Ange legenheiten alle Mitglieder mit dem Reichskanzler begegneten. Zu einer solchen Zuversicht haben wir gottlob ein volles Recht. Heute mehr denn je. Das ist eine köstliche Gewiß heit, denn sie verbürgt uns nicht mehr oder weniger als den endgültigen Sieg. Heftiger und mit einem Einsatz stärkerer Kräfte als gegenwärtig können unsere Feinde nie wieder gegen uns anrennen. Der jahrelang vorbereitete Plan der gleichzeitigen Offensive ist jetzt, von dem Entente heer in Saloniki abgesehen, in der Ausführung begriffen. Seit dem 4. Juni wütet die Offensive im Osten, seit dem 1. Juli tobt die Sommeschlacht. Zu Beginn dieses Monats eröffneten die Franzosen erneut ihre Angriffe gegen die von uns eroberten Stellungen vor Verdun, zu derselben Zett schritt Cadorna zur Offensive, die in der sechsten Jsonzo- schlacht zum Ausdruck kam. Von kleinen, für die Entscheidung , unmaßgeblichen lokalen Erfolgen abgesehen, haben unsere ' Feinde alle trotz gewaltigster nicht mehr zu überbietender Anstrengung nichts erreicht. Unsere und unserer Verbün- ! beten Linien stehen noch heute so fest und unerschütterlich ! wie vor dem Beginn der großen allgemeinen Offensive unse rer Feinde. Der Gegner hat auch nirgends Aussicht, unsere granitenen Stellungen zu durchbrechen. Wir bleiben nicht einmal im Westen auf die Abwehr beschränkt. Nur zwischen Somme und Ancre befinden wir uns in der Verteidigung, bei Verdun setzen wir unsere Angriffe unbekümmert um die heißen englisch-französischen Anstrengungen in der Picardie und in Flandern erfolgreich fort. Im Osten hat sich unser Verteidigungskrieg vielfach schon zum Angriffskriege durch gerungen. Auch den Italienern wird schneller Halt geboten werden, als sie es bis zur Stunde glauben mögen. Wir haben in der Tat ein Recht auf unbedingte Siegeszuversicht. Jedes Recht schließt Pflichten ein. Das Recht unserer Siegeszuversicht bedingt die Pflicht des Vertrauens gegen über den leitenden Männern auf den Kriegsschauplätzen und in der Regierung. Wie das deutsche Volk in allen seinen Kreisen für unsere Heerführer nur Gefühle unbedingten Vertrauens und heißen Dankes hegt, so ist es auch den Leitern seiner Politik, die in allen einschlägigen Fragen sich im vollen Einvernehmen mit den maßgebenden militärischen Stellen befinden, Vertrauen und Dank schuldig. Auch das haben me Mitglieder des Bundesratsausschusses soeben ein mütig bekundet, und dieser Kundgebung kann und soll das gesamte deutsche Volk sich rückhaltlos anschließen. Eintracht ist die Voraussetzung des Erfolges. Noch nimmer ward das deutsche Volk besiegt, wenn es einig war. Dürfen wir den endgültigen Sieg und den ehrenvollen dauernoen Frieden auch noch nicht von heute auf morgen erwarten, so ist doch der Ausgang des Ringens nur eine Frage der Zett. Deutsch land hat, wie der Unterstaatssekretär des Auswärtigen Amtes erst dieser Tage wieder gegenüber einem Budapester Zeitungs« Vertreter hervorhob, mit keinem ausländischen Staatsmann Friedensoerhandlungen geführt. Das hat es nicht nötig; aber es hat im Gefühl seiner Stärke sich wiederholt zum Frieden bereit erklärt. Die Entente, die unter Englands Druck keine ähnliche Bereitwilligkeit gezeigt hat, lebt in dem Wahne, mit der jetzigen Offensive ihre Lage verbessern zu können. So lange dieser Wahn, der ein Irrwahn erster Klasse ist, durch unsere herrlichen Feldgrauen nicht in den Froschpfuhl verbannt worden ist, so lange müssen die Feind seligkeiten bedauerlicherweise fortdauern. Die Schuld daran aber tragen nicht wir, sondern unsere Feinde. Die große russische Offensive erstickt im Blut ganz ebenso, wie es der feindlichen Frühjahrsoffensive am Narocz- see ergangen war, nur daß die Verluste der Russen jetzt noch zehnmal größer sind als damals. Rußland fehlt es nicht an Menschen, wohl aber an Soldaten und ganz besonders an Führern. Gerade unter den russischen Offizieren fordert jedoch die jüngste Offensive, deren Gesamtverlust jetzt schon mit 750 000 gefallenen oder verwundeten Russen beziffert wird, ganz ungeheure Opfer. Das kann und wird auf den Fortgang der Kämpfe um so stärkeren Einfluß ausüben, als unsere eigenen Verluste noch unter dem in diesem Kriege gewohnten Durchschnitt liefen. Die Wirkungen sind auch heute schon in erfreulicher Weise zu spüren. In der Buko- Llüek llircl Clas? Erzählung vvn Hermann. Egloff. 2 Die Gäste des Bankier Güldner befanden sich nach diesem Trinkspruch des Dr. Krautz in großer Verlegen heit. Sie blickten nach dem Festgeber, dessen Stirne sich zornig runzelte und die Hochs tönten, als wenn Jedem etwas in der Kehle steckte, das den Ton nicht frei hin durch ließ. Nur ein älterer Herr, ein Beamter aus dem Finanzministerium, der aus die anmatzenden Emporkömm linge nicht gut zu sprechen war, stieß herzhaft mit Dr. Krautz an und sagte: .Herr Doktor, Eie haben Ihren abwesenden Freund brav verteidigt — es macht Ihnen alle Ehre und mich dünkt, das kann kein böser Mensch sein, der einen sol chen Freund hat." Der Bankier, der auch diese Worte gehört hatte, rückte ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her, »äh rend sein zweiter Sohn, der mit seiner Gemahlin ebenfalls an der Tafel satz, verlegen auf den Teller blickte und seiner jungen Gattin Purpurröte in das Antlitz stieg. .Hochgeehrte Damen und Herren," mit diesen Wor ten erhob sich jetzt Bankier Güldner. .Herr Dr. Krauß hat mit seinen zwar wohlgemeinten Worten doch eine wunde Stelle meines Herzens berührt. Wenn ein Sohn sich dem ausdrücklichen Willen und Wünsche» seiner Eltern widersetzt, so hat er keinen Platz mehr in deren Herzen. Folgen Sie jetzt den einladenen Tönen der Mu sik zum fröhlichen Tanze." In diesem Augenblick sprangen, wie durch einen Zau berspruch die Flügeltüren zu dem anstoßenden Saale auf und ein wohlgeübtes Orchester ließ die Aufforderung zum Tanze von Weber ertönen. Die Gesellschaft erhob sich ,on der Tafel und trat paarweise in den Saal. - Nur einige Herren blieben zurück, unter ihnen Dr. Krauß, ivina setzen die Truppen des österreichischen Thronfolgers ihren Vormarsch erfolgreich fort, in den Karpathen wurde dem Feinde gründlich eingeheizt. Auch südlich des Dnjestr erlitten die Russen bei dem Versuch, die neuen Stellungen der Verbündeten anzugreifen, empfindliche Schlappen und schwere Verluste. Glänzend zmückgeworfen wurden alle feindlichen Angriffsversuche im Stochod-Knie und in Wol hynien. Dort bildete das Vorgelände der österreichischen Stellungen ein riesiges Leichenfeld. Hindenburg leistet nichts Halbes, er macht ganze Arbeit. Die Gegenstöße der Ver bündeten werden immer wirksamer. Die Hoffnung der Unseren und die Furcht der Gegner, daß die Kriegführung sich in absehbarer Zeit im Sinne der vorjährigen deutsch, österreichischen Offensive vollziehen werde, unter deren Druck die Ruffen wild Reißaus nahmen, alle ihre Festungen bis Brest-Litowsk und darüber hinaus verloren und erst weit im Innern des eigentlichen Rußlands wieder Fuß zu fassen vermochten, beginnt Wirklichkeit zu werden. So groß die Strapazen auch sind, die unsere und unserer Verbündeten Helden im Osten zu überstehen haben, so groß wird auch der schließliche Erfolg sein und alle Mühen und Opfer tausendfach lohnen. Im Westen halten die Engländer ihre Kraft noch immer nicht für gebrochen, obgleich sie nach den ungeheuren Ver lusten, die sich nach dem Ergebnis des ersten Schlachtmonats bereits auf 230 000 Mann an Toten und Verwundeten be liefen, außerordentlich geschwächt worden ist. Die Stoßkraft des Gegners ist offensichtlich stark erlahmt und reicht zu großen allgemeinen Angriffen nicht mehr aus. Auch die bescheidensten Erfolge bleiben den Gegnern versagt. Ja es hieß bereits, daß sie die Offensive zwischen Ancre und Somme gänzlich einstellen und ihr Heil an einem anderen Punkte der Front versuchen wollten. Jeder nachfolgende Versuch, dessen darf man gewiß sein, wird aber noch weit kläglicher scheitern als der vorangegangene. Die Engländer haben, wie uns von kompetenter Stelle versichert wurde, ikre uanze Streitmacht in Flandern eingesetzt und können ein gleich starkes Heer wie oas aufgebotene noch weniger alS die Ruffen je wieder auf die Beine bringen. England spürt die Schrecken des Krieges an seinem Leibe. Auch im eigenen Lande. Zum vierten Male innerhalb noch nicht zweier Wochen haben unsere Zeppeline die Ostküste Englands angegriffen und an den militärischen Einrichtungen und Munitionsfabriken nachgewiesenermaßen schweren Schaden angerichtet. Über Frankreichs Erschöpfung verlohnt es sich nicht mehr zu reden; sie liegt sonnenhell zutage. Der Angriffsoersuch vor Verdun war ein Verzweiflungsakt, der den unaufhaltsamen militärischen Zusammenbruch der Repu blik nur noch beschleunigt hat. Die Hekatomben, die Italien zur Erzielung eines Er- folges opfert, wiegen nicht entfernt den Gewinn auf, den Carborna im Görzischen errang. Daß mit der Eroberung deS Görzer Brückenkopfes die Stadt Görz dem Feinde an- heimsaüen würde, war nicht mehr zweifelhaft. Görz ist im Grunde nur noch ein Trümmerhaufen. Der Zugang zu der Stadt hat angesichts der starken österreichischen Stellungen dem Feinde jedenfalls ganz unverhältnismäßig neue schwere Verluste eingetragen. Am Balkan ist die Lage unverändert. Die große Offensive des Generals Sarrail wird so beständig angekündigt, daß niemand mehr an ihre Ausführung glaubt. Herzliche Freude haben überall im Vierbund die schönen Erfolge der Türken in Südpersien, im Kaukasus und am Suezkanal erweckt. StuudschM. Gegen Englands Schwarze Listen. Amerikas Note gegen die Schwarzen Listen Englands auf denen zum Zweck Ler Boykottierung alle die Firmen vermerkt sind, die irgendwelche Beziehungen zu deutschen Handelshäusern unterhalten, gibt Lem peinlichsten Erstaunen der amerikanischen Regierung über die Proskriptionsliste Ausdruck und schildert die „harte, ja unheilvolle Wirkung" einer solchen Politik auf den Handel Amerikas. Was auch immer im Hinblik auf internationale Verpflichtungen über die Gesetzmäßigkeit der Parlamentsakte, auf die sich die Praxis der Schwarzen Liste in ihrer gegenwärtigen Hand- habung durch die englische Regierung gründet, gesagt wer den mag, so heißt es in der Note weiter, die Regierung der Vereinigten Staaten sieht sich genötigt, ein derartiges Verfahren als unvereinbar mit wahrer Gerechtigkeit, auf richtiger Freundschaft und unparteiischer Ehrlichkeit zu de- trachten, die die Beziehungen befreundeter Regierungen zu einander kennzeichnen sollten. England wird auch diese Note, wie alle andern, Lie es von Herrn Wilson empfangen hat, einfach zu den Akten legen, und der Präsident der amerikanischen Union wird sich in seiner Engelsgeduld gegen- über England damit zufrieden geben. Man stelle sich aber vor, was Herr Wilson unternehmen und androhen würde, wenn Deutschland sich einen auch nur annähernd so scharfen Eingriff in den Handel der Neutralen erlaubte, wie England ihn mit seinen Schwarzen Listen begeht! So lauge die Schwarze Listen Englands, so sagt ein norwegisches Blatt, im offenbaren Widerstreit mit allem Rechtsbewußtsein ständen und das willkürliche Ergebnis eines unkontrollierten Machtmißbrauchs seien, oft genug gar ' auf falsche Angeberei, Unwissenheit und Mißverständnisse zurückgingen, würden dadurch Zustände wieder eingeführt werden wie in Frankreich vor der Revolution, wo die be rüchtigten Lettres de rächet genügten, einen Mann zu richten. Deshalb muffe das ganze System der Schwarzen Listen, wie es jetzt von England gehandhabt werde, von neutraler Seite offen als im höchsten Grad unmoralisch und für jedes Gerechtigkeitsgefühl anstößig bezeichnet werden. Wohl wäre man Lis zu einem gewissen Grad genötigt, sich vor der Macht zu beugen; aber man dürfe deren Ausüber nicht glauben lassen, daß man die Macht als Recht anerkenne. > Portugal in englischen Kette». Im portugiesischen Parlament gab, wie Pariser Blätter aus Lissabon melden, der Finanzminister Costa bekannt, Englands Zusage liege vor, Portugals derzeitigen Kriegsbedarf durch englische Schatzscheine zu decken, deren Einlösung im Wege einer von Portugal aufzunehmenden, in England unterzubringenden Anleihe erfolgen solle. Die Bedingung dieser Finanzoperation sei Portugals militärische Unterstützung auf den Kriegs schauplätzen Europas. Lissabon englische Festung! Die portugisische Haupt stadt Lissabon wird schweizerischen Blättern zufolge gegen wärtig befestigt. Der englische Gesandte erklärte, daß die Engländer sich in Lissabon festsetzen würden. Als Flotten stützpunkt wäre Lissabon den Engländern, die sich in Calais festsetzten und denken, hier sind wir und hier bleiben wir, gewiß außerordentlich wertvoll. Daß aber die Portugiesen der britischen Weltmachtsgier selbst ihre Hauptstadt ohne Widerstand ausliefern sollten, ist doch schwer vorstellbar. Unsere heutigen Feinde werden es uns aber einmal danken, wenn sie durch Deutschland von der englischen Unersättlich keit befreit werden. über Rumänien sagt ein bayerischer Geschäftsmann, der soeben nach längeren Aufenthalt in Bukarest heimkehrte, in den „Münch. N. N.": Wenn auch infolge der angestrengten Arbeit der Entente die Sympathien der Rumänen nicht gerade Deutschland und seinen Verbündeten gehören, so gewinnt man doch bei längerem Aufenthalt in Rumänien keineswegs den Eindruck, als ob das Land bereits ent schlossen sei, sich gegen Dsterreich-Ungarn oder Bulgarien zu !, wenden. Eine offene oder versteckte Feindseligkeit gegen Deutschland ist vollends nirgends zu bemerken. Trotzdem » das Leutsche Element w Rumänien im Rückgang begriffen ist, kann man auch heube noch als Deutscher in Rumänien i sich unbehelligt aufhalten — aber tue Geld in deinen Beutel. Der Kaiser und die Wehrkraftjungen. Die Wehr, ftaftgruppe des Gymnasiums Neustadt a. H. unternahm vor einiger Zeit einen, Ferienausflug zu einer Burgbesichtigung. Plötzlich wurde bekannt, daß der Kaiser und die Kaiserin ihr Erscheinen auf der Burg melden ließen. Die Wehr- kraftler entboten mun dem Kaiserpaar, das mit Prinz Oskar unL dessen Gattin in drei Autos einlraf, einen herzlichen Willkomm. Als 'der Kaiser an den Wehrkraftjungen vorbei- schritt, fragte ernste, woher sie seien, woraus prompt die Antwort erfolgtet: „Vom Helfferich-Gymnasium, Majestät." — „So, so, aus? Neustadt a. H.? Nicht wahr, die Römer hier waren guteMoldaten?" — Jawohl, Majestät, und wir wollen gerade 'solche werden." — „Recht so!" Während der Kaiser sich'mit Len Wehrkraftlern unterhielt, machte dis Kaiserin eine photographische Ausnahme der Szene. Nach dem der Kaiser laut „Münch. N. N." dann eine halbe Stunde den Ausgrabungsarbeiten an einem Römerbrunnen beige wohnt HÄte, erfolgte die Abfahrt unter den Hurrarufen der Wehrkraftjungen.. „Ich bin kein Freund vom Tanz," >agte er zu einem Bekannten, der ihn fragte, ob er nicht mit in den Saal kommen wolle. „Der Zweck meines Hierseins ist erfüllt — ich habe mit der Glocke der Wahrheit geläutet und die Töne, welche ich weckte, werden lange nachhallen. Das wird der schönste Tag meines Lebens sein, an dem ich Vater und Sohn wieder versöhnt weiß." 2. Der verlorene Sohn. Während noch die Sirenengesänge der Strauß'schen Walzer in dem Güldnerschen Hause erklangsn, folgen wir den Spuren des anderen Sohnes des Bankiers. Wir müssen uns zu diesem Behuse in ein entlegeneres Stadt viertel Berlins, in ein sogenanntes Arbeiterviertel bege ben. Es ist Sonnabend; wir steigen eine nicht eben sehr bequeme Treppe in eine bekannte und nicht gerade in schlechtem Ruf stehende Kellerwirtschaft hinab. Hinter dem Schänktische steht der wohlgenährte Wirt mit feistem, settglänzendem Gesicht, welcher fast jedes Mal, wenn er eine „Weiße" kunstgerecht eingeschänkt, nämlich dergestalt, daß er aus zwei Flaschen immer drei Gläser gießt, eine kleine Stärkung zu sich nimmt. Auf dem Schänktisch stehen malen ch gruppiert ein halber gekochter und ein halber roher Schinken, ein Teller mit marinierten Herin gen, zwiebelreich, ein anderer mit sauren Gurken, eine Schüssel mit Kartoffelsalat, Schrippen Brod und Salz kuchen. Von einem Wandregal herab strahlt eine Bat terie von Flaschen mit Likeur, oder richtiger gesagt, Schnaps hernieder. In dem ziemlich geräumigen, mit Steinen gepflaster ten Keller herrscht jenes Halbdunkel, in welchem sich doch manche Gäste recht wohl fühlen. Seitlich vom Schank- tisch hing eine Oellampe an der Wand und auf jedem der acht Tische des Kellers bran»te ein Talgstummel. Das an und für sich schon matte Licht dieser Beleuchtungsart wurde noch durch dichte Rauchwolken sehr umflort. Die Tische waren alle besetzt; da saßen Arbeiter, de ren Antlitz der Arbeitsstaub noch bedeckte, dort sonnen verbrannte Fuhrleute; hinten in einer Ecke hagere, asch fahle Gesichter mit tiefliegenden, qlanzerloschenen Augen, deren Besitzer keinen eigentlichen Broderwerb haben, die ihre schwachen Kräfte Jedem leihen, der sie gut bezahlt und keine schwere Arbeit von ihnen verlangt, wobei sie ihr Gewissen nie zu Rate ziehen. Die Unterhaltung an den verschiedenen Tischen ist auch nach Art der Gäste verschieden. Hier fragt ein bleicher jungen Mann einen. änderest ungefähr im gleichen Alter stehenden Gast: „Sage einmal Eduard, Du sührst doch ein recht nob les Leben, was arbeitest Du denn jetzt?" „Arbeiten, nee mein Lieber, so dumm war ich früher einmal, wo ich für fünfzehn Groschen den ganzen Tag an der Hobelbank stand — die Strapazen hatte ich denn doch gründlich satt." , „Hast Du in der Lotterie gewonnen? „Lotterie, hat sich was, zu einem Loos hat das Geld bei der Arbeit nicht gelangt." „Dann verstehe ich nicht, wie Du ein schönes Leben führen kannst, um das man Dich beneiden könnte. „Ist auch nicht nötig, daß Du es verstehst. Dir abei kann ich es ja verraten, Adolph — ich bin aus einem Heiratsvermittelungs-Birreau angestellt —" „Was — auf einem Heiratsvermittelungs-Bureau — was machst Du denn da?" „Ich habe als Sekretär die Kunden zu empfangen welche in den heiligen Stand der Ehe treten wollen, sonsi aber keine Gelegenheit haben. Da muß ich denn der Herrchen und Dämchen tüchtig was vormachen und das andere besorgt dann aneine Prinzipalin — o, die versteh! es und ist auch nichts knauserig gegen mich."