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01-Frühausgabe Rabenauer Anzeiger : 03.10.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-19161003013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-1916100301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-1916100301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-10
- Tag 1916-10-03
-
Monat
1916-10
-
Jahr
1916
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mit se Der Seekrieg. Der neue Angriff unserer Luftschiffe stützen zwilchen der Polizei und der Menge. Das Volks- haus wurde geschlossen. Der deutsche Städtetag zur Kartoffelsrage. Der Hauptausschuß des deutschen Städtetages billigt ausdrücklich sämtliche Schritte, die der Vorstand getan hat, um bei den Spätkartoffeln den Gemeinden das ihnen gesetzlich zustehende Recht auf Festsetzung der Verbraucherpreise auch in der Wirklichkeit zu erhalten. Lebhafter Einspruch müsse gegen das Bestreben eingelegt werden, den Verbraucherpreis durch das künstliche Mittel einer Zuschußleistung aus öffentlichen Kaffen herabzusenken und die Städte durch gesetzlichen oder tatsächlichen Druck der Beteiligung an einem solchen Vor gehen zu nötigen. Es ist ein Irrtum, diese Zuschüsse mit den Zwischenhandelskosten in Verbindung zu bringen, deren Höhe durch unabänderliche Notwendigkeiten feststeht. Viel mehr bedeutet die Zuschußleistung eine Abgleichung der erhöhten Erzeugerpreise und damit die Gefahr, geringeren Widerstandes gegen solche Preiserhöhungen. Es sei für ausgeschlossen zu erachten, daß diese im Gebiet der Spät kartoffeln erfolgte Maßnahme bei anderen landwirtschaft lichen Erzeugnissen oder in sonstiger allgemeiner Form wiederholt oder ausgebaut wird. Neben den besonderen städtischen Gesichtspunkten, unter denen noch die Gefahr schwerster Erschütterung der städtischen Finanzen hervor zuheben ist, würden einem solchen Vorhaben auch die ernstesten kriegswirtschaftlichen Bedenken allgemeiner Art im Wege stehen. hat nicht nur London, sondern auch den geographischen und Mbustr ellen Mittelpunkt Englands, Nottingham und Kas nördlich davon gelegene Sheffield, getroffen, überall konnte der Erfolg in starken Bränden beobachtet werden. London mit seinen Waffenarsenalen und zahlreichen militärischen Anlagen ist von unserer Obersten Heeresleitung schon wieder holt als Festung bezeichnet worden. In den beiden andern Orten befinden sich die wichtigsten Fabriken Englands für die Herstellung von Waffen, Munition und sonstigen mili tärischen Ausrüstungsgsgenständen. Im Gefühl der Sicher heit, das die Lage "dieser Orte tm Herzen Englands ein« flößte, glaubte man doch, daß die Zeppelingefahr niemals bis dorthin reichen würde, waren alle die großen Fabriken von Nottingham und Sheffield mit ihren Arbeiterheeren für die Herstellung von Kriegsbedürfnissen umgestaltet worden. Sheffield wird auf einer englischen Kriegskarte ausdrücklich als militärisches Depot erster Klaffe bezeichnet. Daß bet dem Angriff auf London zwei unserer prächtigen Zeppeline abgeschossen wurden, während alle anderen trotz des wildesten Abwehrfeuers unversehrt zurückkehrten, schmerzt uns um der tapferen Besatzung willen aufs tiefste. Ein gelegentlicher Verlust kann und wird unsere Heeresleitung natürlich nicht abhalten, das von ihr für notwendig Erkannte auszuführen. Auch darf gesagt werden, daß die Verluste im Verhältnis zu der Häufigkeit und Kühnheit unserer Angriffe sowie der heftigsten Abwehrbemühungen des Feindes als gering zu bezeichnen sind. Den Helden der beiden untergegangenen Zeppeline zollt ganz Deutschland heißen Dank und bewahrt ihnen für ewige Zeiten ein ehrendes Gedächtnis. Der englische Bericht über unsern letzten Zeppelin- Angriff gibt weit mehr Schäden und Verluste zu, als dies in den früheren amtlichen Londoner Darstellungen der Fall war. Es heißt darin: Auf eine Stadt Miiteleugiands (es wurden jedoch zwei Orte, Nottingham und Sheffield, an gegriffen) wurden eine Anzahl Bomben geworfen, zwei Personen sind getötet und elf verletzt worden; man befürchtet, daß noch zwei Tote unter einigen Trümmern in dieser Stadt begraben liegen. Am Bahnhof ist einiger Schaden angerichtet, ungefähr ein Dutzend Häuser und Schuppen ist entweder zerstört und beschädigt und eine Kapelle und ein Warenhaus in Brand gesxtzt worden. Außer diesen sind keine Todesfälle außerhalb des Gebietes der Hauptstadt ge meldet, und obgleich sehr viele Bomben unterschiedslos über >ie besuchten Bezirke abgeworfen worben sind, ist der Sach- chaden unbedeutend; eine große Anzahl von Bomben fiel ns Meer oder auf offenes Gelände. Im Bezirk der Haupt« tadt London sind 17 Männer, 8 Frauen und 3 Kinder ge- ütet und 45 Männer, 37 Frauen und 17 Kinder verlebt; BerMischte Nachrichten. Die Klagen der städtischen Grundbesitzer. Der Berliner Hausbefitzerverein nahm in seiner jüngsten Sitzung eine Resolution an, worin es heißt, die ständig steigenden Zins« und Abgabelasten haben den Hausbesitz dem Zusammen bruch nahe gebracht. Die Spannung zwischen Einnahme und Ausgabe ist durchweg soweit zusammengeschrumpft, daß der wirtfchaftlich notwendige Ertrag nicht mehr erzielt werden kann. Bei einem großen Teil der Hausbesitzer sind die Aus gaben für den Grundbesitz bereits höher als die Einnahmen. Dieser wirtschaftliche Niedergang ist eine Folgeerscheinung des Krieges; er bestand schon lange vorher; der Krieg hat ihn noch verschärft. Die Schaffung eines gerechten und dauernden Ausgleiches zwischen Einnahme und Ausgabe ist unerläßlich und liegt im Interesse der Allgemeinheit. Die Erhaltung eines wirtschaftlichen gesunden Hausbesitzerstandes ist eine der wichtigsten Vorbedingungen für die Weiterent wickelung unseres gesamten Wirtschaftslebens. Denn mit der wirtschaftlichen Erschütterung des privaten Hausbesitzes, in dem über 40 Milliarden Mark hypothekarisch festgelegt sind, wird ein beträchtlicher (der zehnte) Teil unseres National vermögens notleidend. Nur unter Mitwirkung des Privat« hausbesitzes ist eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit preiswerten und zweckentsprechenden Wohnungen möglich. Die bisherigen Maßnahmen zur Beseitigung des Wirtschaft- lichen Notstandes des Hausbesitzes mit Hilfe von Staat und Kommune reichen nicht aus. Die Selbsthilfe ist deshalb dringend geboten. Sie wird erreicht werden durch ein ge meinsames, zielbewußtes Zusammengehen des Hausbesitzes mit allen am Grundbesitz interessierten Kreisen. Leerstehende Gewerberäume und Wohnungen in Berlin. Das Statistische Amt der Stadt Berlin gibt das Gesamtergebnis der Zählung vom 15. Mai d. I. be kannt. Danach gab es in der Reichshauptstadt an dem genannten Tage 19 739 leerstehende Gewerberäume gegen 12 384 am 1. November 1914 und 8706 am 1. Dezember 1913. Die Zahl der leerstehenden Wohnungen betrug am Zählungstage 9542 gegen 4886 am 1. November 1914 und 3012 am 1. Dezember 1913. Apfel-Wein oder Äpfel-Nahrung? Ein würtiem- bergischer Fachmann schreibt der „Franks. Ztg.": Deutschland und insbesondere Württemberg ist in Beziehung auf die Äpfelernts in diesem Jahr vom Glück begünstigt; es hat nach der reichen Ernte des Jahres 1915 wiederum eine gute mittlere Ernte zu verzeichnen! Aber eine jahrelange Erfahrung lehrt, daß selten zwei obstreiche Jahre aufein anderfolgen. Man kann deshalb mit ziemlicher Wahrschein lichkeit damit rechnen, daß 1917 für Avfel ein Fehljahr eintritt. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, in diesem Jahr alles Obst in weitgehendem Maße zur Volksnahrung heranzuziehen und auf Dauerware zu verarbeiten; es ist weiter eine vaterländische Pflicht, das Verlangen nach Apfel wein oder Apfelmost als Genußmittel zu bezähmen mit Rücksicht auf die dringenderen Bedürfnisse unseres Heeres und Volkes. Berücksichtigt man, daß von den etwa 65 Millionen Einwohnern Deutschlands kaum mehr als 500 000 (haupt sächlich in Süddeutschland) bisher gewohnt waren, Apfelwein eine beträchtliche Anzahl kleiner Wohnhäuser und Schuppen ist zerstört und beschädigt und eine Anzahl von Bränden verursacht worden, zwei Fabriken erhielten Beschädigungen, einige Eisenbahngüterwagen sind zerstört und an zwei Stellen Eisenbahnlinien leicht beschädigt. Von den beiden Zeppelinen, die in England ver loren gingen, scheint keiner unversehrt in die Hände der Engländer gefallen zu fein. Der eine stürzte brennend ab und war also vollständig zerstört; von dem zweiten berichten Londoner Blätter: Man sah es schwanken und schließlich landete es auf offenem Felde, vermutlich infolge eines Ma- schinendesektes. Die Mannschaft stieg aus den Gondeln und klopfte nachts um halbzwei Uyr an die Türen eines Bauern hauses an der Küste von Essex. Kurz nachher nahm eine Feldwache die Besatzung von 21 Mann gefangen. Die eng lischen Meldungen schweigen gänzlich darüber, ob das Luft schiff unversehrt in die Hände der Engländer gefallen ist, daher ist es vermutlich von der eigenen Mannschaft zerstört worden. öder Apfelmost zu irinken, so ist die Anzahl der Apfelwein- oder Apfelmost-Trinker im Verhältnis gering. Wie groß aber die Summe der der Volksernährung verloren gehenden Apfel ist, zeigt ein Rechenexempel: es gehen rund 20 Stück mittlere Apfel auf 1 Kilogramm, so daß man bei Verwen dung von 160 Kilo Äpfeln zu 100 Liter Saft 3000 Stück oder für 1 Liter 30 Stück Apfel benötigt. Rechnet man für jeden Apfelwein- oder Most-Trinker nur je ein Liter pro Tag, so kommen jährlich 10 950 Stück Apfel aus den Ver brauch des Einzelnen. Bei 500 000 Apfelweintrinkeru und einem täglichen Genuß von nur 1 Liter wären also für ein Jahr 5 475 000 000 Stück Apfel mit einem Gewicht von 273 750 000 Kilogramm oder 27 375 Waggon mit je 10 Tonnen nötig. Wieviel Hunger kann damit bei Alt und Jung gestillt werden, während der gewonnene Apfelwein oder' -Most nur geringen Nährwert besitzt! In der Kriegstagung der kaufmännischen Ver- bändo wurde die Frage der Überleitung der Kriegs- in die Friedenswirtschaft erwogen, wobei betont wurde, daß die Entlassung der Kriegsteilnehmer durchaus nach individuellen Gesichtspunkten erfolgen müsse. Alteren verheirateten und in fester Stellung befindlichen Leuten ist die Möglichkeit rascher Heimkehr zu sichern. Die Militärbehörden werden die Industrie durch Weitergewährung ihrer Aufträge unter-, stützen »nüssen, auMdie Verkehrsverwaltungen können mit Notstandsarbeiten 8N heimkehrenden Kriegern Verdienst möglichkeiten schaffen. Die selbständigen Kaufleute und Handwerker müssen durch die bestehenden Kriegskredit« und Darlehnskassen anfänglich unterstützt werden. Auch die Darlehnsgewährung an Kriegsgetraute zwecks Gründung eines eigenen Haushalts wäre zu empfehlen. Das Staats kommissariat zur Überleitung der Kriegs- in die Friedens» t muß der Vorläufer für einen wirtschaftlichen lab werden, der mit Erfolg allen Boykottbestcebün- erer Feinde nach dem Kriege widerstehen kann, ufgabe wird es auch sein, die Unabhängigkeit des ! Reiches dem Auslande dauernd zu erhalten und dieWieder- i gewinnung unserer hervorragenden Stellung auf dem Welt märkte zu fördern. Schließung der Hofterfchen Wurstfabrik. Die weit bekannte Berliner Wurstsabrik A. Hefter, Hoflieserant, dessen Gründer 1860 mittellos aus Guben nach Berlin kam, schließt mit dem 1. Oktober ihr Hauptgeschäft in der Leipziger Straße 98, nachdem der Betrieb in den Zweiggeschäften ; schon im vergangenen Monat eingestellt worden ist. Die f Schwierigkeiten in der Fleischversorgung, insbesondere das k Verbot zur Herstellung aller feinen Wurstwaren, ist dis Ursache des Geschäftsschlusses. Gleich am Tage der Geschäfts- eröffnung in der Leipziger Straße zertrümmerte eine Gas« explosion die Schaufensterfcheiben. Solch ein Ereignis war damals in Berlin noch eine Seltenheit und für Hester eine gute Reklame. Aus allen Stadtteilen kamen die Leute, um sich die Folgen der Gasexplosion anzusehen und kauften auch manche ausgelegten Waren. Meister Hefter verstand ausgezeichnete Wurst herzustellen und bald galt seine Ware als die beste in Berlin. Der Umfang des Geschäfts nahm ständig zu. Hester wurde schließlich Hoflieferant und grün dete einige Filialen. Nach seinem Tode führten seine drei Söhne bas Geschäft weiter. Nach dem Kriege werden die Hefterschen Geschäfte wieder eröffnet werden. Gefälschte Brotmarken waren seit einiger Zeit im Landbezirk Zweibrücken in Umlauf gesetzt. Als Fälscher wurde ein Schriftsetzer ermittelt, der auch eingesteht, Brot marken durch Nachdruck hergestellt zu haben. Durch die Untersuchung wurde festgestellt, daß bedeutend größere Menger: derartiger Marken in den Verkehr gebracht wurden, als von dem Beschuldigten bisher zugegeben worden sind. Tödlicher Unfall eines Regimentskommandeurs. In Berlin ist der Kommandeur des Füsilterregiments Prinz Albrecht von Preußen, Hannover, Oberst Frhr. von und zu der Tann durch einen Kraftwagen überfahren, mit doppeltem Schädelbruch in das Elisabeth-Krankenhaus gebracht worden und in der Nacht seinen Verletzungen erlegen. Verurteilungen wegen Landesverrats. Vor dem außerordentlichen Kriegsgericht in Kiel sind am 18. Septbr. wegen Landesverrats die Witwe Handt sowie ihre Tochter Erna zu je fünfzehn Jahren Zuchthaus, ihre zweite, erst 14 Jahre alte Tochter Luise zu einem Jahre Festungshaft ver urteilt worden. Die Verhandlung fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. wirtscha General gen uni eine Aus der kriegszett. Von Georg Paulsen. Mutter Germania hält die Schürze weit auf, damit von allen Hunderten, Tausenden und Millionen, die für die neue Kriegsanleihe bestimmt sind, nichts daneben fällt, son dern alles richtig dahin kommt, wohin es gehört. Dasselbe tut zur Zeit Madonna Marianne, die französische Republik; von Parts aus wirbt man mit heißem Bemühen ebenfalls, zu gleicher Zeit wie Deutschland, um eine Anleihe für die Kriegszwecke, aber das Geld scheint an der Seine nicht so einzugehen, wie man es wünscht. Und das ist fatal gegen über dem Erfolge bei uns, denn in Frankreich ist jede neue Anleihe, schon vor dem Kriege, als eine nationale Tat ver herrlicht worden. Im Kriege hat aber die Opferföhiakeit der Franzosen beträchtlich nachgelassen, ihr Reichtum steht nicht auf der stolzen Höhe, mit der sie immer gerechnet haben. Der Bundesfreund Rußland hat in den letzten Jahrzehnten zu viel davon gefchluckt. Eine gute Mutter gibt stets rnehr zurück, als sie nimmt. Und so erhalten alle deutschen Kriegsanleihezeichner in den Zinsen eine reiche Vergütung für ihre Opferwilligkeit. Die Kriegsanleihe wird noch auf Jahr und Tag hinaus gesegnet werden, und mancher wird bedauern, daß er nicht mehr hat zeichnen können. Mit dieser Stärkung des Nationalvermögens und Erhöhung des Einkommens wird es aber auch anderen ermöglicht, die Schürzen auszuhalten und sich der kommen den Einnahmen zu freuen. Das ist die deutsche Geschäfts welt, der Nährstand, in denjenigem Teil, der nicht mit den oft besprochenen Kriegsgewinnsten rechnet, sondern sich mit demjenigen begnügt, was das tägliche Geschäftsleben bringt. Der Oberbürgermeister einer deutschen Residenzstadt, in der das Kaiserpaar häufig Aufenthalt genommen hat, hat in diesem Sommer gesagt, das Publikum soll nicht auf das hören, was die Leute erzählen, sondern das beachten, was in den Zeitungen steht. Das ist Wahrheit. Uno das gilt nicht bloß für denjenigen Teil, der mit Kriegsberichten und Krtegsnachrichten angefüllt ist, sondern auch die sonstigen Spalten. In diesen Wochen, wo die Blätter von den Kämnen fallen und in der Natur das Versehen anhebt, da blüht bas GeMMebest' KW auf, und wlk erblicken an seinem Stamm neue Triebe und Schößlinge. Ein Zeichen dafür sind die Geschästsanzeigen in der Zeitung. Heut, wo der Krieg die Menschen so gewaltig packt, gewinnt für stille Stunden auch das Zeitungsinferat an Interesse. Und daS ist ganz gewiß gut. Neben den gewaltigen Erfordernissen der Zeit haben auch die bescheidenen Dinge des täglichen Lebens ihre Berechtigung. DaS Auge wendet sich auch wieder den Angeboten zu, die wir nun einmal sür unsere Persönlichkeit und für oen Haushalt bedürfen. Wir können vieles entbehren und entbehren es gern, adel wir wollen, soweit es in unseren Kräften steht, auch dem Wirtschaftsleben, Handel und Wandel, dem Handwerk und der Industrie dienen, auf welche Zehntausende angewiesen sind. In der Beschäftigung mit diesen Angelegenheiten des praktischen Lebens liegt für viele eine Ablenkung, eine leise Zerstreuung, die auch ihr Gutes hat. Dafür, baß die Nebendinge nicht zur Hauptsache werden, ist gesorgt. Und so wollen wir uns ruhig alles dessen freuen, was die rührige Industrie uns vorlegt, und die Tätigkeit rühmen, die aus den Spalten der Zeitungsanzeigen zu uns spricht. Wenn auch das Modenregister zu diesem Herbst in geringerem Maße aufgezogen wird, es bleibt des Beach tenswerten genug. Der Wechsel der Jahreszeit und der Tem peratur erhöht die Kauflust, und wer fucht, der findet fchon, was in feinen vier Wänden nötig ist. Für die kalte Jahres zeit möchte man auch den Feldgrauen dies und jenes hinaussenden, worauf sie sonst warten können. Der Woh nungsumzug, der ja auch jetzt nicht ganz erlischt, stellt seine Anforderungen, denn die Wünsche nach einem behaglichen Heime bleiben lebendig. Der Wechfelverkehr zwischen Stadt und Land ist kaum im ganzen Jahre so rege, wie jetzt im beginnenden Herbst, und die Gemeinsamkeit der Interessen, die nur scheinbar mitunter auseinander gehen, kommt dann recht zur Geltung. In diesen Kriegsläuften erschreckt niemand etwas, kann er auch nichts erschrecken, und so gleicht sich alles aus. Wenn unerfreuliche Anzeichen von gar zu großer Gewinnsucht da« zwischen auftauchen, so gibt es auch dafür eine Erledigung, denn unrecht Gut gedeiht nicht. DaS ist immer erkannt. Griechenland. Venizelos der Revolutionsschürev. Nach Mel dungen Londoner Blätter aus Athen hat Venizelos sich nach Kreta begeben, um sich auf dieser Insel an die Spitze der nationalen Bewegung zu stellen. In Athen war Montag früh von seinen Absichten noch nichts bekannt. Andere eng lische Blätter melden aus Athen, daß 21 000 Kretenser Reser visten und 18 000 Reservisten aus Mytilene, Samos und anderen Inseln in kleinen Dampfschiffen Saloniki zu erreichen versuchen. Man erwartet, daß Venizelos auf Kreta eine entscheidende Proklamation erlassen werde. Bisher hat Venizelos, so heißt es in der Londoner Meldung laut „Tag" weiter, sich dem König noch nicht feindlich gegenübergestellt, so daß dem König noch immer die Wahl bleibt, Venizelos als Führer der nationalistischen Bewegung abzurufen, indem er ihn als Ratgeber zu sich ruft. Reiche Griechen sollen die venizelistische Bewegung mit unbeschränkten Mitteln unter stützen. Die Garnison von Korfu erklärte sich für den Aufstand. Nach einer Meldung aus Sofia soll Venizelos vor Parteifreunden erklärt haben, für Griechenland sei ein Ein greifen in den Krieg unter den gegenwärtigen Verhältnissen bereits nachteilig geworden; daher werde er das jetzige Neutralitätskabinett dahin unterstützen, daß es die Her stellung der inneren Ruhe anstreben könne. Er trachte nach der Regierung, werde aber mit der Partei der Aufständischen gehen, um die Regierung auf ihre nationale Politik hin zu beaufsichtigen. Der türkische Krieg. An der Kaukasusfront auf dem rechten Flügel die üb lichen Scharmützel und zeitweilig aussetzendes Artilleriefeuer. Plündernde feindliche Soldaten, die unter dem Schutz von Luftfahrzeugen in der Umgegend der Halbinsel von Akyol gelandet waren, wurden mit Verlusten für sie vertrieben. Nach den letzten Berichten fügten wir dein Feinde in dem Augenblick, wo wir ihn zwangen, sich von dem Brunnen bei Tavale (östlich von Suez) zurückzuziehen, ziemlich schwere Verluste zu und nahmen ihm eine Menge Beute ab, die er bei seinem Rückzüge zurückließ.
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