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01-Frühausgabe Rabenauer Anzeiger : 03.10.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-19161003013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-1916100301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-1916100301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-10
- Tag 1916-10-03
-
Monat
1916-10
-
Jahr
1916
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Sriegskeuerung. Preissteigerung auf allen Gebieten des täglichen Lebens ist die naturgemäße und unabwendbare Begleiterscheinung jedes Krieges. Unter. Englands Führung hatten unsere Feinde indessen gehofft, daß sie von der Teuerungskalamität kaum merkbar betroffen, die Zentralmächie dagegen durch sie vernichtet werden würden. Deutschland sollte gleich einer ge waltigen Festung ausgehungert werden. Dieser Gedanke war einer der stärksten Trümpfe im Kriegsplan unserer Gegner; England hatte eine Zeit lang von seiner Verwirk lichung schlechthin den schnellen und bequemen Sieg erwartet. In diesem Kriege ist so manches anders gekommen, als es die Mächte des „herzlichen Einvernehmens" sich eingebildet hatten. Die Spekulation auf die Aushungerungsmöglichkeit Deutschlands haben unsere Gegner als verfehlt zum alten Eisen geworfen, das beweisen Englands außerordentliche militärische Anstrengungen. Wirtschaftlich können sie uns nicht totkriegen. Sie möchten vor Neid bersten, daß sie sich auf Grund der steigenden deutschen Eisenbahneinnahmen sogar zu dem Eingeständnis bequemen müssen, daß Deutsch lands Wirtschaftsleben sich den. Kriegsverhäliniffen voll kommen anzupassen vermocht hat und in vielen Branchen in geradezn erstaunlicher Blüte steht. Jeder Deutsche wird nach Kräften bemüht sein, diesen Eindruck bei unsern Fein den noch dadurch zu vertiefen, daß er der fünften Kriegs anleihe zu einem möglichst glänzenden Ergebnis verhilft. Er entspricht damit auch einer Aufforderung Hindenburgs; hat doch der Feldmarschall erst dieser Tage erklärt, wir könnten dem weiteren Verlauf der Kriegsereignisss mit voller Zuversicht entgegensehen; aber Moneten brauchten wir, ohne die gehe es nicht. Das wahre Verhältnis In der Preisbildung des Vierbundes und in der unserer Feinde hat sich in geradezu überraschender Weise zu unsern Gunsten gestaltet. Während in Berlin, dem größten Ver brauchszentrum Deutschlands, eine durchaus nicht gering fügige Herabsetzung des seit vielen Monaten unverändert gebliebenen Brotpreises angekündigt werden konnte, kamen aus England Nachrichten über neue sprunghafte Erhöhungen Les Weizenpreisss. Unmittelbar darauf erfuhren wir, daß nicht allein das Brotgetreide, sondern so gut wie alle wich tigen Bedarfsgüter auf dem englischen Markt rasch, stetig und ausgiebig teurer wurden. Die Gesamtanzeigeziffer des Londoner „Economist", die den Preisdurchschnitt der Jahre 1901—1903 zur Grundlage nimmt und demgemäß mit 100 Prozent ansetzt, betrug nach amtlicher Feststellung der „Nordd. Allg. Ztg." unmittelbar vor Kriegsausbruch 116,6 v. H., im Januar 1915 138,5 v. H., im Dezember 1915 165,1 v. H., im Juni dieses Jahres 191,5, im August 198,7 v. H. Für den September ist infolge des Steigens der Weizen- und Baumwollpreise mit einem kräftigen Ruck nach oben zu rechnen, Ler dis Zahl weit über die Grenze des zweiten Hunderts emporschnellen lassen wird. Unsicher und sprunghaft ist bei unsern Feinden die Preisentwickelung, während sie sich bei uns in festen Bahnen bewegt und durch behördliche- Anordnungcn in heilsamer Weise gedämmt wird. Abge sehen von Fleisch und Feit, mit denen wir unsern Feinden gegenüber im Nachteil sind, ohne daß eine Gefahr für unser Durchhalten bestände, steht es in der Ernährungsfrage besser um uns als um unsere Gegner, obwohl diese scheinbar an unerschöpflichen Quellen sitzen. Brotgetreide steht in Eng land anderthalb mal so hoch im Preise wie bei uns. Sind auch die Mengen der uns zur Verfügung stehenden Nahrungs mittel nur begrenzt und läßt sich eine Preissteigerung nicht überall verhindern, so sind wir doch im Unterschied von unsern Feinden gegen unliebsame Überraschungen geschützt, Lie unsern von Lem freien Spiel der Kräfte des Weltmarktes abhängigen Feinden jeden Augenblick zustoßen können. Im Gegensatz zu unserer eigenen, durchaus befriedigenden Ernte ist die Welternte im großen und ganzen ungünstig ausge fallen und muß geradezu als eine Mißernte bezeichnet werden. England und seine Verbündeten sind aber außer stande die Preise auch nur der wichtigsten Lebensmittel vor einem Steigen auf gefährliche Höhen zu bewahren. Der Unmut in den breiten Schichten des englischen Volkes über die Lebensmiitelieuerung und die sprunghafte Entwickelung der Preise.ist außerordentlich groß.. Die Möglichkeit, daß Unter Sein Ualbmonck. Roman von G. v. Goltz. 1. Kapitel. 1 Es war ein von ihm schon lange gehegter Wunsch, den Dr. Gurlitt, außerordentlicher Professor an einer reichsländischen Universität, in Erfüllung gehen sah, als er sich endlich in Marseille nach Nordasrika, nach Algier einschiffen konnte. Ein bedeutendes Privatoermögen und da er noch unverheiratet war, ermöglichte es ihm, in den letzten vier Jahren stets eine größere Sommerreise zu Stu dienzwecken zu unternehmen. In diesem Jahre war nun Nordafrika das vorgenommene Ziel seiner Reise, nachdem er sich zuvor noch einige Wochen in Frankreich aufge halten hatte. Mit größerem Wohlbehagen und Befriedigung ist wohl kaum von einem gelehrten Reisenden das schöne Mittelmeer mit bewundernden Blicken verfolgt worden, wie von dem Professor, noch dazu, weil das schönste Wetter herrschte. Der blaue Himmel lächelte förmlich, und die linden säuselnden Winde verjagten jeden anderen Gedanken, sodaß sich Dr. Gurlitt ganz der Betrachtung des Meeres hiugab. Der schöne Sommertag neigte sich seinem Ende zu; der Professor saß sür sich alleine, abseits von den ande ren Passagieren auf dem Verdeck, denn er kümmerte sich absichtlich nicht um die anderen Mitreisenden. Als end lich die Sonne untergegaugen und die Schiffslaternen ihr Licht verbreiteten, da saß Dr. Gurlitt noch immer in seinen Betrachtungen da. Er schaute die Sterne an, die je näher man dem Süden kam, immer größer, immer funkelnder wurden. Hei! Da schoß ein Delphin aus der stillen Flut empor; hinter ihm drein spielten Phosphor funken . . . der Wind wehte frischer — es war ein Abend zum Schwärmen und Träumen. während LK Kriegsverlaufs aus Len Aushuttgerern noch die Ausgehungerten werden, ist daher keineswegs von der Hand zu weisen, wie es ein großes neutrales Blatt jüngst andeutete. In jedem Falle haben wir die Sicherheit und Beständigkeit, während unsere Feinde sich ewig von der Gefahr peinvollster Überraschungen umlauert sehen. Ruudschsli. Amerika und Japan. In Washington wächst die Furcht, daß Japan an China Forderungen gestellt hat, die Amerika des chinesischen Handels berauben müßten. Diese Furcht findet lebhaften Ausdruck in einem Briefe, den die Amerikanische Exportvereinigung an das Staatsdepartement gerichtet hat. Sie verlangt darin Schritte, um solch eine Katastrophe zu verhüten, und führt aus, die Geschichte der Tätigkeit Japans in der Mandschurei sei die Geschichte des fast vollständigen Aufhörens des amerikanischen Handels. Der Washingtoner Berichterstatter der Eoentng Mail sagt laut „Köln. Ztg." dazu, die fremden Botschaften hätten all mählich eingesehen, daß Amerikas Einfluß in China nicht länger mehr von Bedeutung sei, und hätten ihre Negierungen entsprechend unterrichtet. Es werde in diplomatischen Kreisen offen versichert, der Posten des amerikanischen Gesandten in Peking sei zu solcher Geringschätzung herabgesunkcn, daß dem Gesandten Reinsch nur noch eine höchst oberflächliche Achtung erwiesen werde. Er werde nicht länger mehr in das Vertrauen der führenden Kreise gezogen. Das diplo matische Korps lächelte über die Leichtgläubigkeit, mit der das Staatsdepartement Japans Wort annehme, daß der Statusquo nicht gestört werden solle. Man hege unter den Diplomaten keine Täuschungen über das, was Japan in China vorhabe. Allgemein gebe man zu, daß das Ab kommen, welches Staatssekretär Rout und Botschafter Taka- hira einst über China abgeschlossen hatten, ein toter Buchstabe geworden sei. Die Kämpfe an der rumänischen Grenze in Süd ungarn haben den Rumänen bewiesen, daß die ihnen gegen überstehenden Österreicher keineswegs ermattet öder keines Widerstandes mehr fähig seien, wie ihnen die Entente vor zuspielen beliebte. Mit blutigen Köpfen wurden sie am Szurduk- und Vulkan-Paß heimgeschickt. Auch hier in Süd ungarn, in den Ausläufern der Transsylvanifchen Alpen ind die Kämpfe ausgesprochene Gebirgskämpfe, wie sie in len Vogesen, Argonnen, Karpathen, an der italienischen ^ront sich abspielen. Eine wundervolle Hochgebirgsschönheit st über das ungarisch-rumänische Grenzland gebreitet. Nur ind hier die Felsen kahl, keine grünenden Wälder ziert Wand oder Gipfel. Jedes Stück Holz mutz demnach erst den Weg zum Gipfel hinauswandern. Überhaupt muh olles, was die Truppe oben braucht, erst in mühevoller Arbeit vom Tal hinaufaebracht werden, jeder Bissen Proviant, jeder Schluck Wasser, jedes Stück Material zum Bau von Schlaf stätten und Unterständen, zu schweigen von Maschinen gewehren, Geschützen, Munition, technischen Geräten. Treue Wacht halten die Truppen hier oben. So oft der Rumäne bisher versuchte, aus den Positionen, die er in den ersten Tagen des Überfalles durch seine ge waltige zahlenmäßige Überlegenheit den schwachen Grenz truppen entreißen konnte, weiter vorzubrechen, hat er sich nichts als blutige Köpfe geholt. Dort unten, schreibt der Berichterstatter der „Köln. Ztg.", nördlich dem Flecken Börzeny, in den der Feind eindrang, bemerkt man mit dem Glase unzweideutige Zeugnisse für einen dieser Versuche. Dort wollte vor kurzem eine rumänische Kompagnie vorrücken. Ganz nach den Regeln des Exerzierplatzes und Manövers marschierten die Truppen an, denen der Krieg wohl noch ein Buch mit sieben Siegeln war: in Reih und Glied, mit Spitzenreiter, in geschlossener Kolonne. Verwundert be trachteten die Unsern das sonderbare Schauspiel, das ihnen in langer Kampferfahrung fremd geworden war. Dann pfefferte die österreichische Gebirgsartillerie einige Schüsse in d e gedrängte Masse, und in wilder Flucht stob alles aus einander. Deutlich erkennt man noch auf der Wiese neben der Straße im Hellen Sonnenschein allerlei Kleidungs- und Ausrüstungsstücke, die die kopflos Davonjagenden hastig von sich warfen, um sich leichter in Sicherheit zu bringen. So war es im Tal. In den Bergen war und ist es nicht anders; jedes geplante Vorrücken erstickt im Sperrfeuer der Nach glücklicher Fahrt, betrat Dr. Gurlitt in Algier den Boden Afrikas, des „schwarzen Erdteiles" zum ersten Male. Er fand eine schöne, Helle, belebte Küstenstadt: leuchtend zogen die vielfarbigen Wolken darüber hin, gleich bunten Riesenvögeln, die mit ausgespannten Flü geln das Aethermeer durchsegeln. Als der Professor vom Hasen zur Stadt hinausging, begegnete ihm ein weißvermummter Araber, der ein mit zwei Körben beladenes Maultier am Zaume führte. In einem dieser Körbe saß ein bildschönes, kleines, braunes Mädchen, dessen Lockenkops aus einem Wald dunkel roter Ranunkeln emportauchte. Es lachte jetzt über den Fremden und bewarf ihn mit Ranunkeln. Blumen auf den Weg gestreut, — was konnte er Besseres verlangen? Nach einigen Tagen des Aufenthaltes in Algier setzte Dr. Gurlitt seine Reise in das Innere des Landes fort. Er hatte absichtlich vor seiner Abreise aus Deutschland kein bestimmt umgrenztes Reiseprogramm ausgestellt, son dern seine Absicht war es dieses Mal, seine Entschlüsse auf der Reise selbst zu treffen. In Medeah, einer fran zösischen Garnisonstadt, wollte er einige Tage länger Auf enthalt nehmen, um die wirklich sehenswerte Umgegend zu besichtigen. Diese Stadt liegt unsern des Zacca-Gebirges, umduf tet von reicher Weide, wo Tymian sproßt, Absinth und die hochstaudige Pflanze des Alfa, aus deren Fasern Matten und Körbe geflochten werden. In einem Hotel, das diesen Namen nach europäischen Begriffen nicht ganz verdiente, aber es war das Beste in der Stadt, stieg der Professor ab und nahm ein Zimmer in Beschlag. Er gönnte sich nicht lange Ruhe, dann war er schon zu seinem ersten Ausflug gerüstet. Durch Magnolien alleen und riefenhohe, weißblühende Kaktushecken schritt er gemächlich hinter einem Führer her. Es war die schönste Tageszeit: vor ihm strahlte der Horizont orange gelb, hinter ihm verschmolzen in sanftes Rosenrot. Die ganze Landschaft, die ganz« Stadt war von den bunte sten Tinten überhaucht. Zuweilen erhob sich ein Wind stoß von Osten her und warf ihm den würzigen Bliiten- staub in das Gesicht. Der Weg war ziemlich einsam, er begegnete nur we nigen Menschen. Jetzt bog er um eine Ecke und wollte soeben eine Brücke betreten, die über einen breiten Gra ben führte, als ein reizender Anblick die Schritte des Professors fesselte. In der Mitte der Brücke erblickte er plötzlich eine weibliche Gestalt in so malerischer Umgebung und Stell ung, daß er aus das Höchste davon überrascht wurde, um so mehr, als er auf eine Begegnung mit einer Europäerin am wenigsten gerechnet hatte, denn als solche erwies sie sich ihm durch ihre Kleidung und durch ihr unverschlei- ertes Gesicht. Sie trug ein weißes Gewand geschmückt mit bunten Bändern, was sehr gut zu dem blaffen Ge sicht mit dein dunklen Augen und schwarzen Lockenhaar paßte. Mit einer Französin hatte sie weniger Aehnlichkeit eher mit einer Spanierin oder Italienerin. Während sie bisher auf der Brücke gestanden und den Blick zum Himmel gerichtet hatte, kam sie jetzt ha stigen Schrittes Dr. Gurlitt entgegen. Sie ging aber an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten. Der Wind blies die Falten des weißen Kleides weit auf, sodaß der Professor davon säst gestreift wurde und ein Dust, den er nicht un terscheiden konnte, ihm entgegenströmte. Die Fremde war an dem Professor vorüber. Unwill kürlich wandte dieser sich um und blickte der Enteilenden eine ganze Weile nach. Er vermochte es aber nicht, an den arabischen Führer eine Frage nach dieser Europäerin zu richten. Er wollte nicht neugierig erscheinen, obwohl er doch gerne etwas Näheres über das herrliche Wesen erfahren hätte. Unfern, bevor es sich entfalten kann. Weiter südwestlich, nahe Lem Massiv des Meteriz, das sich über 700 Meter hoch erstreckt, erkennt man deutlich die Wirkung der öster reichischen Artillerie, die dort dieser Tage eine rumänische Stellung exakt entzweischoß. Die Wut über den feigen Überfall der Rumänen ist bei Österreichern grenzenlos. Die Wut stieg noch, als man in diesen Wochen entdeckte, daß der unehrliche Gegner auch in Ungarn die bestialischen Manieren an den Tag legte, mit denen er sich in der Dobrudscha besudelte. Es ist erwiesen, daß rumänische Soldaten hier im Gebirgskampf Verwundete aus den Reihen der Unsern ermordet haben. Rache sür den Verrat, Rache für diese Grausamkeiten zu üben, ist die grimmige Sehnsucht der Verteidiger Ungarns. Drohender Negeraufstand in Siidwestafrika. Nach Privatnachrichten, welch« der „Köln. Ztg." aus Deutsch- Südwestafrika zugehen, ist man dort äußerst besorgt über das unverständliche Verhalten der englischen Verwaltung gegenüber den Eingeborenen, welche mit neuzeitlichen Waffen und Munition versehen werden, während der weißen Be völkerung außer Jagdgewehren alle Waffen und Munition entzogen bleibt. Die Befürchtung, daß «m neuer gefähr- sicher Aufstand in Aussicht steht, kehrt in allen Nachrichten wieder. Stürmers Rücktritt. In Petersburger gut unter richteten Kreisen wird Stürmers Rücktritt von neuem als nahe bevorstehend bezeichnet. Als Nachfolger wird mit großem Nachdruck der englandfreundliche frühere Minister des Auswärtigen und Vorgänger Stürmers auf diesem Posten, Ssasonow genannt. Seine Kandidatur ist als Folge des ständig wachsenden Einflusses des englischen Botschafters Buchanaan und als ein Zurückweichen der russischen Regie- rung vor dem englischen Drucke anzusehen. Stürmer soll als Mitglied der russischen Regierung in Petersburg ver bleiben. Für den Reichskanzler tritt die nationalliberale Parteileitung ein, indem sie in ihrem parteiamtlichen Organ eine Ausforderung des Abg. Körting zum Sturze des Reichs kanzlers zurückweist. Nus dem deutschen Arbeitsmarkto pulste das Wirt schaftsleben im ersten Monat des Kriegsjahres der amtlichen Statistik zufolge mit derselben Kraft, mit der er sich seit der raschen Umstellung auf die Kriegswirtschaft sortentwickelt hat. Dem gleichen Monat des Vorjahres gegenüber läßt sich vielfach noch eine weitere Steigerung in der Beschäftigung erkennen. Für den Bergbau wie für die Eisen- und Metall industrie zeigt sich die gleiche lebhafte Anspannung wie im Vormonat und im Vorjahr. Zum Teil tritt hier wie in dem der Regel nach stark beschäftigten Maschinenbau eine Verbesserung des Beschäftigungsgrades dem August 1915 gegenüber hervor. In der elektrischen wie in der chemischen Industrie zeigen einzelne Zweige auch Lem Vormonat gegen- über eine Steigerung in der Beschäftigung; insbesondere ist auch hier wieder vielfach eine den, Vorjahr gegenüber günstigere Lage zu verzeichnen. Auch in der Holzindustrie hat im Vergleich zum Vormonat teilweise eine Verbesserung des Geschäftsganges stattgefunden. Im Bekleidungsgewerbe ist dem Vormonat gegenüber in einzelnen Zweigen eine Abschwächung eingetreten; eine Anzahl von Betriebszweigen erfreute sich' aber besserer Beschäftigungsverhältniffe als im August 1915. Auf dem Baumarkte ist ein allgemein er heblicher Fortschritt zwar nicht eingetreten, doch machte sich wie im Vormonat auch im August in einzelnen Gebieten eine Verbesserung geltend. über die Vernichtung eines grohcu englischen Munitionslagers hinter den britischen Linien in Frank reich kann die „Nordd. Allg. Ztg." melden, daß es sich um eines der größten englischen Lager, 16 Kilometer südöstlich Calais, handelte. Dieses Lager, das für 100 Millionen Mark Munition enthielt, flog infolge eines deutschen Fliegerangriffs in der Nacht zum 21. Juli bis auf den letzten Schuppen in die Lust. Da das englische Parlamentsmitglied King in einem Briefe nach Neuyork einen Tag kurz vor dem 16. August als Explosionsdatum angibt, so handelt es sich vielleicht um eine zweite Explosionskatastrophe, die den Verlust der Engländer dann verdoppeln würde. Ernste Unruhen brachen in Lissabon aus. Nach einer Meldung des Pariser „Petit Journal" aus Madrid brachen in Lissabon ernste Unruhen aus. 67 Personen wurden verhaftet. In Oporto kam es zu blutigen Zusammen-
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