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Rabenauer Anzeiger : 22.08.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191608223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160822
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160822
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-08
- Tag 1916-08-22
-
Monat
1916-08
-
Jahr
1916
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Rumäniens Schicksalssiunde. Als Italien zu Pfingsten vorigen Jahres unter Ver tragsbruch und schnödem Verrat in das Lager unserer Feinde abschwenkte, da hegte die Entente allgemein und ganz be stimmt die Hoffnung, daß Rumänien diese Schwenkung mit machen und sich mit seiner Wehrmacht an die Seite der Vierverbandsstaaten stellen würde. Diese Erwartung war vom Standpunkt der Ententemächte nicht unberechtigt. Rumänien treibt Realpolitik, es erklärte von Beginn des Krieges an, daß es beim Friedensschluß nicht leer auszu gehen gedenke und daß es mit dem Stärkeren gehen würde. Damals glaubte die Entente bekanntlich auf Grund der italienischen Hilfe an ihren schnellen und vollständigen Sieg. Rumänien, das die Dinge bis zu einem hohen Grade durch die Ententebrille betrachtet und die Hoffnung der Entente in weitem Maße teilte, hätte unter den damaligen Umständen sich zu seinem folgenschweren Schritt und damit zur Ver wirklichung seines Programms wohl bewogen fühlen können. Das Kabinett hielt jedoch trotz aller Petersburger, Pariser und Londoner Lockungen und Drohungen an der bisher be obachteten Neutralitätspolitik fest. Das Kabinett sah den Sieg der Vierverbandsmächte noch nicht als besiegelt an und verzichtete daher auf eine entscheidende Stellungnahme m Gunsten der einen und zum Schaden der anderen krieg- rührenden Partei. Es gab damit ein Beispiel weiser Be sonnenheit und Mäßigung. Wenn cs jetzt heißt, Rumänien hat sich entschieden, mit der Entente gemeinschaftliche Sache zu machen, so bedars diese Angabe doch dringend der Bestätigung. Rumänien hat durch sein bisheriges Verhalten bewiesen, daß es einen gesunden Blick für die Wirklichkeit hat und sich nicht leicht betören läßt. Es müßte diesen Blick vollständig verloren haben, wollte es nach dem Beispiele Italiens gegen die Zentralmächte losschlagen. Italien begann seine Feindselig keiten just in dem Augenblick, als die deutschen und öster reichischen Truppen nach dem glänzenden Durchbruch bei Tarnow-Gorliee den Grund zu der siegreichen Entscheidung des Krieges im Osten für das Jahr 1915 legten. Heute liegen die Dinge ähnlich, ja für den Vierbund noch erheblich besser als damals. Ungeheure Kräfte haben Russen, Fran zosen und Engländer nutzlos verpufft. Sie haben nirgends den erhofften Erfolg ihrer gleichzeitig unternommenen großen Vorstöße erreicht, dagegen so schwere Verluste erlitten, daß ihre Stoßkraft aelähmt'ist. Und Italiens Siege am Jsonzo, das sieht man heute schon deutlich, werden auf die gering fügigen und strategisch bedeutungslosen Erfolge beschränkt bleiben, die in der Einnahme von Görz gipfelten, eine Durch- stoßung oder auch nur Erschütterung der österreichischen Front ist nicht erreicht worden. Die Rückschläge werden ganz sicherlich nicht ausbleiben. Wenn Rumänien, wie man erwarten muß, an seinem Programm, mit dem Stärkeren zu gehen, festhält, so müßte es mit Blindheit geschlagen stin, wollte es jetzt den Augenblick zum Anschluß an die Ententemächte für gekommen erachten. Ist Rumänien kriegsbereit? Das ist die Frage, von der schließlich die letzte Ent scheidung abhängt. Auf diese Frage aber kann man recht verschieden lautende Antworten erhalten. Daß Rumänien unter den Balkanstaaien die Vormacht darstellt, ist während der letzten Balkankriege stets behauptet worden. Neuerdings konnte man von einem objektiv urteilenden Schweizer Sach verständigen dagegen hören, daß jene weit verbreitete Meinung durchaus irrig sei. Dieser schweizerische Kritiker sagte der „Baseler Nationalzeitung" zufolge wörtlich: „Die rumänische Armee ist unter den bestehenden Verhältnissen nicht auf der Höhe ihrer Aufgaben. Man spricht in Rumänien von dem schlechten Zustande Les griechischen Heeres; aber ich frage mich, ob es irgend ein Heer gibt, das schlechter ausgerüstet ist als das rumänische." In Rumänien bestehen divergierende Strömungen, und es ist nicht leicht, bas Staatsschiff zu leiten. Die Schwierigkeiten der Lage des Landes mit ihren möglichen Folgen kennt unsere Heeresleitung natürlich ganz genau und hat alle Eventualitäten in ihre Rechnung eingestellt. Für die von der „Franks. Ztg." gegebenen Darstellung, wonach Rumänien sich bereits endgültig gebunden habe, fehlt es noch an jeder Bestätigung. Aber selbst wenn Rumänien gegen sein Interesse militärisch in den Krieg eingriffe, so könnte das an der allgemeinen Lage nach dem heutigen Stande der Dinge nichts mehr ändern, sondern höchstens eine und auch nur 6lüek null Aas? Erzählung von Hermann. Eglofs. 3. Mutter und Sohn. 4 Es ist Mitternacht. Von einem der mit reichem Glanz ausgestatteten Tanzlokale Berlins, klingen die letzten Tanzweisen auf die Straße. Droschke um Droschke fährt Damen in zerknitterren Ballroben und Herren mit be staubten Gewändern, alle mit mehr oder weniger ermüde ten Gesichtern nach Hause. Die wenigsten gehen zu Fuß. Fast zuletzt kam ein Herr und eine Dame aus dem Vergniigungslokal, dessen Lichterglanz nach und nach zu verlöschen begann und diese beiden traten den Heimweg zu Fuß an. Der Herr mochte etwa dreißig Jahre alt sein; sein hübsches Gesicht drückte Herzensgüte, aber zugleich auch Mangel an Energie aus, wie beim Scheine der mächti gen Portallampen zu erkennen war, während die schön geformten Züge seiner Begleiterin, die in schwerer Seide rauschte, unbewacht Härte und Geringschätzung offenbarten. Die beiden waren Heinrich Gronau, Buchhalter in einem größeren Speditionsgeschäft und Helene Kupfer, welche allein in Berlin stehend, ihren Unterhalt angeblich durch feinere Stickerei bestritt. Sie wohnte in demselben Hause, wo Heinrich Gronau mit seiner verwittweten Mut ter eine mittlere Wohnung inne hatte. Durch ihre äuße ren Reize geblendet und durch ihr vornehmes Wesen be strickt, hatte Heinrich Gronau sein Verlöbnis mit einem wohl auch sehr hübschen, aber einfachen und bescheidenen Mädchen, Elise Werner, wieder gelöst. Vor seiner näheren Bekanntschaft mit Helene Kupfer hatte Heinrich unter dem Einflüsse Elise Werners ein sehr zurückgezogenes Leben geführt; das hatte sich aber jetzt eng begrenzte Verlängerung des Kriegszustandes herbei führen. Von Ler Westfront. Die englisch-französische Offensive an der Somme dauert nun schon in die siebente Woche hinein. Nachdem die verbündeten Feinde im ersten Ansturm ihr Ziel der Durchstoßung unserer Linien nicht erreichten, gaben wir uns der Hoffnung hin, daß sie es überhaupt nicht gewinnen würden. Diese Hoffnung hat sich erfüllt. Der Feind hat trotz immer noch wiederholter verzweifelter Anstrengungen keine Aussicht mehr auf einen nennenswerten Erfolg. Er verblutet vielmehr in seinen unablässigen Angriffen. Auch die neueste Taktik der Feinde, kurze Angriffe mit tief ge staffelten Wellen nach starker Artillerievorbereitung ernten keinen Erfolg. Die Beschießung Belforts. Unter der letzten Be schießung mit weittragenden deutschen Geschützen hat Belfort schwer gelitten, das ist den Berichten über den Besuch des Präsidenten Poincaree zu entnehmen, trotzdem bisher über haupt nichts an Schaden von französischer Seite zugegeben worden war. Es wird ferner berichtet, daß der Präsident die Stätten der Verwüstungen besucht habe. Großer Ge- läudeschaden wurde angerichtet. Die deutschen Ferngeschosse ind nicht nur in den Festungsrayon Belfort gekommen, andern haben durchweg auch mitten in die Stadt einge- chlaqen. Präsident Poincaree erwiderte auf eine Ansprache >es Bürgermeisters, daß er im Einverständnis mit dem Mi nister des Innern sich entschlossen habe, auf der Rückfahrt von einer Reise ins Elsaß Belfort einen Besuch abzustatten, um der schwer betroffenen Stadt die Sympathien der Re gierung und des Landes auszusprechen, er beglückwünschte den Maire und den Stadtrat zu ihrem tapferen Verhalten während der grauenhaften Prüfung bei den letzten Be schießungen durch Flieger und Ferngeschütze. Die Undurchbrechbarkeit der deutschen Linien im Somme-Gebiet stellen auch kolländische Blätter fest. Sie weisen darauf hm, daß der Durchbruch durch oie deutschen Linien an der Westfront trotz der Vorteile, welche die Ver bündeten hier und dort errungen haben, noch immer nicht geglückt sei. Der Kampf im Somme-Abschnitt geht uner müdlich weiter, aber der Durchbruch, der nötig ist, um den französischen und englischen Truppen Gelegenheit zu geben, tm offenen Felde und nicht im Laufgrabenkrieg den deutschen Armeen entgegenzulreten, läßt noch immer auf sich warten. Sollte cs den Verbündeten gelingen, die deutschen Truppen zum Aufgcben von Thiepoal zu zwingen, was dann? Nun, bann würden die Deutschen etwas werter zurückgchen müssen, aber selbst der Fall von Bapaume würde dadurch noch nicht einmal wahrscheinlich werden, geschweige denn der Durch- bruch, worauf die Verbündeten hinarbeiten. Wahrlich, es sieht noch nicht danach aus, als ob Joffres Prophezeiung vom Durchbruch der deutschen Streitkräfte heute oder morgen in Erfüllung geht. Die eigentlichen deutschen Linien halten überall stand. Ein entscheidender Sieg im Westen kann von den Ententetruppcn nach deren bisheriger Taktik, wie der schwei zerische Oberst Egli schreibt, nicht errungen werden, zumal die Schlacht an der Somme bereits fast vollständig zum Stillstand gekommen ist. Bei dem jetzigen Kampfverfahren könne auch keine Rede davon sein, die deutsche Armee all mählich aufzureiben, denn der Nachwuchs an Rekruten sei noch auf viele Jahre größer als die Verluste. Von der Ostfront. Die Russen wollen Bulgarien angreifen. Nach Meldungen aus Bukarest führt der russische Generalstab jetzt entscheidende Konferenzen mit den militärischen Leitern del Entente, um den Zeitpunkt sestzustellen, wann Rußland sein« Aktion gegen Bulgarien zu Lande und zur See beginnen soll. Mit seiner Schwarzen Meer-Flotte kann Rußland nie manden schrecken; einen Landangrtff könnte eS nur durch rumänisches Gebiet unternehmen; zu einem Durchmarsch russischer Truppen durch seine Territorien hat Rumänien bisher die Genehmigung versagt. Mit Waffengewalt den Durchzug zu erzwingen, wird Rußland nicht wagen. Der Kaiser weilt an der Ostfront, nachdem er während seines mehrtägigen Aufenthalts im Westen die gerade aus dem Kampfe kommenden sächsischen Truppen begrüßt und auch die Heeresgruppe des deutschen Kronprinzen hinter der Kampffront besichtigt hatte. Brussilows neue Taktik. General Brussilow, der für die schweren Verluste, die zu den erzielten Erfolge in keinem Verhältnis stehen, scharfer Kritik ausgesetzt ist, wen det jetzt eine neue Taktik an. Der Kriegsberichterstatter der Londoner „Times" meldet darüber aus Luck, daß die hef tigen Kämpfe an der Stochod-Front noch immer fortdauern, daß aber die Russen im allgemeinen nur wenige Fortschritte zu verzeichnen haben. Die Deutschen führen fortwährend Verstärkungen heran. Brussilows Taktik ist es jetzt, die Deutschen überall und gleichzeitig anzugreifen. Wenn der Feind die Russen irgendwo zum Stehen bringt, dann greift Brussilow an irgendeinem anderen Punkte die Deutschen an. Der Erfolg dieser neuen Taktik ist, wie die Darstellung des englischen Berichterstatters besagt, negativ. Rußlands Geldnot. Die russische Presse berichtet, daß die Reise Barks nach London und Paris von dem erwünschten Erfolg begleitet gewesen sei. Ein eigentümliches Licht auf dlese Feststellung wirft aber die fieberhafte Tätig keit Barks glei nach seiner Rückkehr nach Petersburg, um dem russischen Staate neue Geldmittel durch den inneren Geldmark zugänglich zu machen Am Tage nach seiner Rückkehr hatte Bark eine Zusammenkunft im Finanz ministerium, in der beschlossen wurde, unverzüglich an die vorbereitenden Maßnahmen zu einer großen inneren An leihe heranzutreten. Außerdem wird ein Übereinkommen mit einer Reihe der ersten russischen Banken betreffs einer Eisenbahnanleihe und ihrer Unterbringung auf dem inneren Markt in diesen Tagen unterzeichnet werden. Rumänien möchte die Entente nach griechischem Muster behandeln. Zu der von anderer Seite in Abrede gestellten Meldung von der Demobilisierung Rumäniens schreibt ein Bukarester Blatt: Anscheinend will die Entente mit Rumänien nach griechischem Rezept verfahren, indem es die Forderung stellt, entweder in Aktion zu treten oder zu demobilisieren. Die Meldung von einer Demobilisierung Rumäniens beruht darauf, daß die Jahrgänge 1871 und 1892, die bisher unter den Waffen standen, entlassen werden. Sasonows Nachfolger. Wie von vertrauenswürdiger Seite aus Stockholm gemeldet wird, hält man in dortigen unterrichteten Kreisen die Ernennung Botkins zum Minister des Äußeren für bevorstehend. Kammerherr P. Botkin war zuletzt russischer Gesandter in Lissabon und gilt als ein außerordentlich befähigter Diplomat. Politisch zählt er zu den rechtsstehenden Parteien, so daß seine Ernennung zum Minister als eine neue Stärkung des Kabinetts Stürmer angesehen werden darf. Kuropatkins Nachfolger. Den Oberbefehl an der russischen Nordfront wiro an Stelle des kaltgestelltcn Generals Kuropatkin laut „Voss. Ztg." der General Nußkt erhalten, der mit der Verteidigung Petersburgs betraut war und als einer der tüchtigsten russischen Heerführer gilt. Freilich soll sein Gesundheitszustand zu wünschen übrig lassen. Kuropatkin erklärte, er sei gern gegangen, da es ihm mangels der not wendigen Reserven unmöglich gewesen sei, Erfolge zu erzielen; er versicherte gleichzeitig, daß keiner seiner Nachfolger bessere Erfolge zu verzeichnen haben werde, so lange das jetzige System fortbestehe. Das kann schon richtig sein. General Rußki läßt sich vorsichtigerweise von vornherein krank sagen; geht die Sache unter seinem Oberbefehl fchief, wie er mit Recht voraussetzt, so hat er einen bequemen Rücktrittsgrund. Der italienische Krieg. Die Italiener setzten ihre Angriffe sowohl auf der Front Salcano—Merna, gegen die Höhen östlich von Görz als auch im Abschnitt südlich der Wippach bis Lokvica unaufhörlich mit großen Massen fort, während sie die anschließenden Räume unter starkem Artilleriefeuer hielten. Unse e Truppen schlugen alle Stürme blutig ab und blieben — vielfach nach erbittertem Handgemenge — an der ganzen Front im Besitz ihrer Stellungen. Auch bei Ptawa und Zagora, dann an der Dolomitenfront auf der Croda del Ancona wurden feind liche Vorstöße abgewiesen. Ein gewisser Schatten in» englisch-italienischen Verhältnis. Italien befindet sich vollständig im Schlepp tau Englands, gleichwohl ist man in London darüber ver- drofsen, daß es die letzte englische Forderuna noch nicht er- vollstündig geändert -- durch Helene Küpser war er in den Strudel der Vergnügungen geraten, um Triumphe mit der strahlenden, fast königlichen Schönheit Helenens zu feiern, Triumphe, die ihm über seine Verhältnisse hi naus Geld kosteten. « „Sie können sich gar mcht vorstellen, liebe Helene, wie unangenehm mir der Vorfall ist," sagte der Buchhalter jetzt z« seiner Begleiterin. „Ich hatte eine Nachtdroschke bestellt, im Voraus bezahlt und angeordnet, daß sie vor fahren sollte, sobald der Name Gronau gerufen würde. Ich trete vorhin auf die Treppe, rufe drei, vier Mal Gronau. Keine Antwort. Endlich sagt mir ein anderer Droschkenkutscher: „Gronau, lieber Mann, der ist schon vor einer halben Stunde nach Hause gefahren." „Ich bin also betrogen, ein anderer hat sich meines Namens bedient. Zürnen Sie mir also nicht, wenn wir zu Fuß wandern müssen. Die Nacht ist so schön und mild, daß der Gang hoffentlich nicht gar zu beschwerlich sein wird." „Ach, reden Sie nicht davon," entgegnete Helene Kup fer, „das ist ein Mißgeschick, welches sich ertragen läßt." „Gerne hätte Heinrich Gronau es gehört, wenn sie hinzu gesllgt hätte: „An Ihrer Seite wird das Mißge schick zum Glück," aber Helene Kupfer wußte, daß Män ner wie der Buchhalter um jo heftiger aujflammen, je spröder man sich ihnen zeigt. Heinrich Gronau unterdrückte einen Seufzer und fuhr fort: „Liebe Helene, Sie bewiesen mir gegenüber am heuti gen Abend eine so große Gleichgültigkeit, daß ich mich verletzt gefühlt habe." „Es tut mir leid, aber ich war mit meinen Gedanken auch nicht aus dem Balle." „Wie, und dar jagen Eie mir so offen, so rückhalts los?" „Und wünschen Sie, daß ich heuchle?" „Nein, Aber ich gab mir doch alle erdenkliche Möh«. Ihnen den Abend so genußreich als möglich zu machen." „Ich erkenne Ihre Bemühungen dankbar an, aber es stand nicht in Ihrer Macht, mich heiter zu stimmen, da — doch brechen wir davon ab. Wozu Ihr Gemüt mit Dingen belasten, die Ihr gutes Herz nur quälen müssen, da keine Hilfe möglich ist." „O, sprechen Sie, was ist geschehen, das Ihnen Ihren Frieden raubt, „bat Gronau dringend, „die Liede zu Ihnen wird mir das unmöglich Scheinende möglich ma chen helfen — sprechen Sie, sprechen Sie, liebe Helene." Diese schien mit sich zu Kämpfen und erst nach erneu erten Bitten gestand sie ihm, daß sie ihm heute zum Ball« nur gefolgt sei, um sein Vergnügen nicht zu stören — sie habe nämlich heute früh vnn ihrem Bruder in Kö nigsberg einen Brief erhalten, worin thr derselbe mit teilte, er habe für einen Freund vor einem halben Jahr Bürg schaft über 200 Taler geleistet. Dieser Freund sei nun vollständig zahlungsunfähig geworden und der Gläubiger halte sich nun an ihren Bruder. Dieser, ein Beamter könne die Summe auch nicht schaffen, daher drohten ihm die größten Unannehmlichkeiten. Die besorgte Schwester wußte dieses traurige Ereignis höchst ergreifend zu erzöh. len. Heinrich Gronau hatte ein sehr empfängliches Ge müt und folgte meist ohne Ueberlegung der Aufwallung seines Herzens und so rief er denn auch jetzt: »Liebe Helene, er gereicht mir zur Freude, daß ich Ihrem unglücklichen Bruder helfen kann, der sich den Fall zur Warnung dienen lassen wird." „Wie, Herr Gronau, Sie wollen und können ihm auch Helsen?" „Ich habe ein kleines Kapital bei dem Bankier Güld ner, der für mich kleine Börsengeschäfte damit macht. Morgen im Laufe der Tages werde ich die benötigte Summe in Ihre Hände legen."
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