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Rabenauer Anzeiger : 25.07.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191607259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160725
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160725
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-07
- Tag 1916-07-25
-
Monat
1916-07
-
Jahr
1916
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kenntnks ziehen, es rächt sich al y und das Elend wird Die Güte der Entente, Italienische Kriegserklärung an Deutschland? größten Woyttäters sür alle absehbare Zukunft verauben; denn Deutschland mar nicht nur Italiens bester Kunde, sondern auch der Brotgeber sür zahllose Italienische Arbeiter. Italien aber kann aus den jetzigen Vorgängen die Er- ille Schuld auf Erden. itäliecksl Banket, immer größer. Die neuen Verbündeten sehen den Jammer Italiens, erzwingen von dem schwergeprüften Volk aber gleichwohl immer neue Opfer. Bissolatt im Hauptquartier. Dasjenige Mitglied des neuen Kabinetts Boselli, das von jeher an der Spitze der Kriegsschreier spazierte, der politische Kommissar für Kriegsfragen Bissolaii weilt im Hauptquartier des Königs, nachdem er unmittelbar vorher mit Cadorna an der Trentinofront eine Besprechung gehabt hatte. Gleichzeitig wird bekannt, daß bedeutsame Ent« schließungen über die Beziehungen Italiens zu Deutschland unmittelbar bevorftänden. Da liegt die Vermutung nahe, daß es sich bet den Besprechungen um die Kriegserklärung an Deutschland handelt, die von den übrigen Ententebrüderit dringend gefordert wird. Wir können die italienische Ent scheidung imt Ruhe abwarten. Italien hat bekanntlich schon lange an die Türkei und an Bulgarien den Krieg erklärt, ohne daß die beiden Staaten etwas von der italienischen Kriegführung Melken. Wir haben jetzt der Form nach Ftieoey Mit Italien und würden, falls es zu der erwähnten Erklärung kommen füllte, fortan an der Form nach Krieg mit Italien haben. Wohl aber würde Italien dadurch, daß es in aller Form in den Krieg gegen uns eintritt, sich seines Rundschau. Die Konferenz des Reichskanzlers mit den Parteiführern bauerte fünf volle Stunden. Nach eingehenden Darlegungen des Kanzlers über die allgemeine Lage in politischer, mili tärischer und wirtschaftlicher Beziehung, fand eine in frei mütigster Weise geführte Aussprache statt, an der sich die erschienenen Abgg. Graf Westarp, Freiherr v. Gamp, Spahn, Bassermann, v. Payer und Scheidemann lebhaft beteiligten. Die sozialdemokratische Arbeiterpartei hatte auf die Ent sendung eines Vertreters verzichtet, über den Inhalt und das Ergebnis der Besprechungen wird Stillschweigen beob achtet. Daß der Reichskanzler eine Freigabe der Kriegsziel erörterungen in gewissem Umfange für die nächste Zukunft in Aussicht stellen würde, hörte myn laut „Magd. Zig." vor der Besprechung vermuten. Daß er irgend etwas über die bevorstehende Verschärfung des U-Bootskrieges ange- deutet habe, ist nicht wahrscheinlich, da die beiden konser vativen Berliner Organe zugleich auf die „Forderung des Tages" drängen, deren Erfüllung „die Kriegführung zu Lande gerade in den jetzigen schweren Kämpfen im Westen erleichtern könnte". Russischer Mtnisterrat im Hauptquartier. Die Abreise des vollzähligen russischen Minifterrats qqch dem Hauptquartier erfolgte, nachdem Ministerpräsident Der italienische Krieg. Die österreichische Heeresleitung meldet: Im Ortler gebiet wurde ein feindlicher Angriff auf das Thurwieser- Joch abgewiesen. Die Stadt Niva, unsere Front zwischen )em Borcola-Paß und dem Astach-Tal, sowie einzelne Ab- chnitte in den Dolomiten standen unter lebhafterem Artillerie- euer. An der Kärntnerfront dauern die Geschützkämpfe im Ma- und Raibler-Abschnitt fort. An der Jsonzofront entwickelte die feindliche Artillerie namentlich gegen den Görzer Brückenkopf eine regere Tätigkeit. Keine Kriegserklärung. Der römische Mitarbeiter der wohl unterrichteten „Stampa" ist in der Lage, in formellster Weise die Versicherung abzugeben, daß die großen Linien der Kriegspolitik Italiens keinem Wechsel unter worfen sein werden. Italien wird auf die deutsche Heraus forderung antworten. — Ein anderes italienisches Blatt erklärt: Sollte die deutsche Politik gegen uns eine Kriegs- Handlung auf militärischem Gebiete unternehmen, dann wird Italien ohne Zögern und Gewissensbisse zur Kriegserklärung als ultima ratto übergehen können und müssen. Vorher aber wäre eine Kriegserklärung nicht angebracht, auch des wegen, weil damit eine Richtungslinie entwertet würde, die seither mit Nutzen und unter beinahe allgemeiner Zustimmung befolgt worden ist und dahin zielt, Deutschland, gegen das wir keine besonderen Rückforderungen territorialer oder politischer Natur geltend zu machen haben, den Entschluß sür Neuerungen in den Beziehungen zu Italien zu überlasse^ Zu den deutsch-italienischen Beziehungen schreibt ein römisches Blatt, die italienische Regierung wünsche, daß das Land auch für den Fall einer Kriegserklärung Deutschlands an Italien seinen Gleichmut und sein Ver trauen bewahre. In der Kriegslage würde damit für Italien keine Änderung eintreten, da nunmehr dis energischste natio nale Verteidigung sowie der wirksamste Schutz der politischen und der Handelsinteressen Italiens dank seiner eigenen Kriegs- und Wirtschaftskraft sicher seien. Außerdem dürfe man di- eingehenden Abmachungen nicht vergessen, die die engst« Solidarität zwischen Italien und seinen Verbündeten gewähr leisteten. Zu der Frage, ob eine eigentliche Kriegserklärung erfolgen werde, sagt „Messagero", viele hielten sie für über« flüssig. Durch eine Kriegserklärung könne der tatsächlich bestehende Zustand von Feindseligkeiten zwischen Berlin und Nom nicht verschärft werden. , Italien erfährt die Wahrheit des Dichterwortes; „Das aber ist der Fluch der bösen Tat, daß sie fortzeugend Böses muß gebären" In schmerzlicher Weiss. Es büßt seinen schmäh, lichen Verrat, den es am 23. Mai v. I. mit der Kriegs- erklärung an Osterreich-Ungarn, seinen langjährigen treuen Verbündeten, beging, indem es auf der abschüssigen Bahn, auf die es sich treiben ließ, immer tiefer dem gähnenden Abgrund entgegen fortgerissen w rd. Als Mitglied des Dreibundes Hötte Italien von engli chen Angriffen auf seine Küste für den Fall der Versagung seiner Gefolgschaft nicht allzuviel zu befürchten gehabt. Es hoffte aber, mit leichter Mühe sich durch einen Krieg gegen das durch Rußland engagierte Österreich-Ungarn in den Besitz viel weiterer Gebiete zu sehen, als ihm von österreichischer Seite freiwillig eingeräumt worden war. Die Fanatiker der Straße forderten in blinder Habgier den Krieg, die italienische Negierung gab dem Geschrei nach und verübte eben Treubruch. Sie beging damit ein Verbrechen nicht nur an Treue und Glauben, sondern auch an dem eigenen Lande. Das italienische Volk leidet furchtbar unter den wirtschaftlichen Wirkungen des erfolglosen und verlustreichen Krieges, das Maß des Unheils wachst noch beständig. Ein Verrat drängt zu dem andern, das Schuldkonto häuft sich berghoch, immer größer. Die neuen Verbünde die sich in Danaergeschenken kundgibt, muß Italien noch preisen und ohne jede Rücksicht auf die eigenen Interessen nach der Pfeife seiner neuen Freunde und Geldgeber tanzen. In e nem außerordentlichen Ministerrat zu Rom teilte der Minister des Äußern Sonnino mit, daß in London ein sehr wicht ges Abkommen getroffen worden sei, durch das Eng land sich verpflichte, den italienischen Bundesgenossen in höherem Maße noch als bisher mit Geld, Munition und Kohlen zu unterstützen. „Ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen" hieß es nach dem römischen Dichter in Troja, als die Griechen mit ihrem großen hölzernen Pferde anrückten; auch England macht umsonst keine Geschenke. Italien hat sich vielmehr, halb gedrängt, halb freiwillig zu Gegenleistungen bereit finden müssen, deren Folgen der wirt schaftlichen Entwicklung des Landes einmal wie Fußangeln anhaften werden. Unter Bruch der am 21. Mai v. I., also unmittelbar vor der Kriegserklärung an Österreich getroffenes Vereinbarung, durch die beide Staaten für den Kriegsfall ihre gegensmtigen Privatrechte sicherstellten, verweigerten itälieMsche Bautest die Auszahlung der Guthaben deutscher Bankest sowie ' die schuldigen Zahlungen an Deutsche und lehntest auch jede Entschädigung für die Requisition der in italienischen Häfen liegenden deutschen Handelsschiffe ab. Als Deutschland endlich mit Gegenmaßregeln herantrat, brach das Geschrei von deutscher Herausforderung los, diö nur mit dem Kriege enden könnte, Der im nächsten Jahre ablaufende deutsch-italienische Handelsvertrag besteht noch; es bleibt abzuwarten, was die Negierung in Rom darüber beschließen wird. Sturmer tags zuvor dem Zgrest im Hauplquunier em längeres Telegramm des damals in London weilenden Finanzministers Bark vorgelegt hatte. Wissende behaupten, in diesem Telegramm hätte Bark an Stürmer die Nachricht gelangen lassen, die britische Regierung habe sich im Einverständnis mit der französischen gegen denAbschluß irgendwelcher russischer Ftnanzoperattonenmit Nordamerika Nischen Finanzgruppen ausgesprochen, ihre eigene Finanz- Yilfe an Rußland aber an bestimmte Bedingungen geknüpft, die nicht nur der einzelne Finanzminister, sondern nicht einmal der r u s sis ch e M in i st e rr at als solcher oyne vorherige Sanktion eines Kronrates England zuge- ftelien zu können qlaubte. Diese Bedin-'nnqeu scheinen laut „Voss. Ztg." in erster Linie militärischer Natur zu sein, denn der Zar hat, nachdem ihn Stürmer mit der von Bark stammenden Londoner Meldung bekannt gemacht, den In einem kaukasischen Kurort weilenden fran zösischen General Pau und den auf seinem südrussischcn Gute befindlichen General Ruhki zur Teilnahme an dem Kronrat nach dem Hauptquartier entboten. Auch General Kuropatkin soll eine Einladung erhalten haben. Kosnkenrevolte im Kaukasus. Erst nachträglich wird bekannt, daß in Jekaterinodar der Hauptstadt des Kubanschen Bezirks (Kaukasus) ernstliche Unruhen stattgefunden haben bei der Aushebung der jüngsten Jahrgänge des dortigen Kosakenhecres. Da die örtliche Polizei sich als ungenügend erwies zur Unterdrückung der Unruhen, wurden aus den umliegenden Stanizen vier Kosakensotnien nach Jekaterinodar beordert, die laut „Voss. Ztg." die Revolte nach bewaffnetem Einschreiten niederrangen, wobei es 18 Tote und eine große Anzahl Verwundeter gab. Amerika schützt die „Deutschland". Nach Neuyorkei Meldungen wurden vier amerikanische Torpedojäger nach Kap Virginia gesandt, wo sie vor der Mündung der Bucht patrouillieren sollen, um einen Bruch der Neutralität inner halb der drei Meilen Territorialgrenze zu verhüten, wenn die „Deutschland" in See sticht. Graf Zeppelin, Mitglied der ersten Württem« bergischen Kammer. An Stelle des verstorbenen Grafen Zeppelin-Aschhausen trat unser Lujtmarschall, Graf Ferdinand Zeppelin ais ritterschaftliches Mitglied in die erste Würtiem- Lergische Kammer ein. Bei der Einführung und Beeidigung des Grafen gab der Präsident der Freude und dem Stolze des Hauses Ausdruck, dem erfolgreichen, bahnbrechenden Eroberer der Luft, dessen Namen zugleich den Schrecken unserer Feinde bedeute, als Mitglied willkommcnheißen zu können. l Schwedische Gogonnratznahme. Gegen die Vex. etzung der Hoheitsrechte Schwedens durch Kaperung oder Beschießung deutscher Handelsschiffe in schwedischen Gewässern seitens russischer Kriegsfahrzeuge kündigte die Negierung des Königs Georg für den Fall der Fortsetzung dieser völkerrechts widrigen Akte energische Gegenmaßnahmen an. Beilegung des amerikanisch-mexikanischen Kon flikts. Präsident Wilson hat nach Washingtoner Meldungen den Vorschlag des Präsidenten Carranza angenommen, zur Schlichtung der Differenzen zwischen beiden Ländern eine Schiedskommission einzusetzen. Jedes der beiden Länder wird drei Vertrauensmänner dafür bestimmen. Frankreichs Jubel. Die Franzosen, deren kühn« Hoffnungen auf Englands Offensive schnell zusammen gesunken sind, freuen sich der deutsch.italienischen Verwicke lungen, ohne sich Rechenschaft darüber abzulegen, daß selbst eine italienische Kriegserklärung an Deutschland an der tat- sächlichen Lage nichts ändern würde. Der Pariser „Temps" erklärt Deutschlands veränderte Haltung gegenüber Italien aus Mißerfolgen der Politik des Fürsten Bülow, der ver gebens sich und den anderen eingeredet habe, er werde nach wenigen Wochen des Krieges von Luzern aus über den Frieden verhandeln. Bülows Vertrag, der die Rechte der Person und des Privateigentums zwischen Deutschland und Italien sicherstellte, sei realpolitisch und praktisch gewesen. Die Deutschen hätten die Zeit benutzt, und unter dem Schutz« des Übereinkommens sich beeilt, ihre Güter durch fingiert« Verträge an italienische Gesellschaften zu übertragen. Di« deutsche Maßnahme sei also nichts als ein Bluff, um der Welt zu zeigen, daß es Deutschland auf einen Feind mehr nicht ankommt. Der „Matin" zitiert laut „Voss. Ztg." wieder einmal den „Fetzen Papier", läßt sich aber aus Nom tele- Ltolr mir! Uebe. Erzählung von Eugen Hermann. H Der Trief des Barons schloß: Ich kann Ihnen sonst nichts Mitteilen, obwohl ich Ihnen noch so viel zu sagen hätte. Mögen Sie niemals meine Qualen seit unserer Verheiratung kennen lernen und den Schmerz, der mich fortwährend bewegte, diesen Brief an Sie zu schrieben. Will Ihr Bruder Ihren Wohnsitz teilen, so bin ich gerne damit einverstanden. Ich will manches bittere Wort aus seinem Munde, die mich zuw eilen wie Peitschenhiebe trafen, vergessen — ver geßen und vergeben sei alles, was in der Vergangenheit liegt." Arthur, Baron von Dörrender-. Wäre die Baronin dem ersten Eindruck gefolgt, wel chen dieser Vries auf sie machte, so hätte ihre Antwort dem Gatten doch endlich Klarheit gebracht, sie hätte ihm die Beweggründe ihres Benehmens mitgeteilt, sie hätte ihm in aller Kürze die ihr zugesügte Beleidigung vorge halten, und auch, daß sie es nicht gewesen war, welche diesen unhaltborcn Zustand verursacht hatte. Es würde dadurch vielleicht mit einem Schlage ein völliger Um schwung eingetreten sein. Als jedoch die erste Aufwallung ihres verletzten Stol zes ruhigeren Gefühlen Platz gemacht hatte, las sie den Brief zum zweiten Male durch und er erschien ihr nicht nur nicht weniger verletzend, sondern sie war sogar von der ganzen Denkungsweise, die ihn durchwehte, ergriffen und bewegt — das war der Mann, wie sie ihn einst ge liebt, dieler ruhige Stolz, der aus seinen Worten sprach, war es ja, den sie an ihm geschätzt hatte — und konnte dieser Mann, der so vornehm dachte und handelte, einst wirklich so unwürdig und so schändlich gehandelt haben, wie man ihr geschildert hatte? War wirklich ein Irrtum ausgeschlossen, wo wir Menschen doch so vielen Irrtü- > nern unterworfen sind? Sie hatte nie seine Rechtfertigung hören wollen und hatte einer Aussprache über die Vorgänge stets widerstrebt, jetzt war sie beinahe davon überzeugt, daß er sich doch rechtfertigen könnte, aber wie sollte sie ihm jetzt entgegen kommen, wie sollte sie es anstellen, den entstandenen Riß zu beseitigen, ohne in ihren und in seinen Augen ver ächtlich zu erscheinen? Es war ihr jetzt ganz unmöglich» einen Faden zum Anknüpsen zu finden. Die Baronin fühlte, daß nichts zwei Menschen schrof fer trennt, als gerade die Liebe, wenn einmal die Offen heit vor der Scham geschwunden ist; gegen einen Gleich gültigen hätte sie sich ausgesprochen, aber gegen den Ba ron wagte sie es nicht, hatte sie es von Anfang an nicht über sich vermocht. Der Schwager des Barons, Wilhelm von Achenbach, hatte, als er die plötzliche Abreise seines Schwagers er fahren hatte, im ersten Augenblick nicht daran glauben wollen und lachend geäußert, er werde wohl in kürzester Zeit als ein reuiger Sünder heimkehren. Als dies aber nicht geschah und seine Schwester ihm endlich den Brief ihres Gatten zeigte, da schlug er sich mit der Hand vor den Kopf und schritt mißmutig im Zimmer ans und ab, vor sich hinbrummend. „Ich habe mich doch in ihm geirrt," war aus seinem Selbstgespräch herauszuhören, „ich habe ihn wirklich nicht für so charakterfest gehalten. „Regina," setzte er laut hinzu, „Du hast ihm vielleicht doch unrecht getan, indem Du falsch unterrichtest wärest und ich bin zuweilen ihm gegen über zu weit gegangen in meinen Worten und Bemerk ungen." Die Baronin sah ihren Bruder erstaunt an, als habe sie ihn nicht verstanden. . Sie hatte sich oftmals über seine Worte geradezu empört und doch war sie außer Stande gewesen, sie zu verhindern. Während sie unsäglich unter den unnatürlichen Verhältnissen gelitten, hatte er nur höhnische Worte und spöttische Bemerkungen selbst in ihrer Gegenwart gehabt. „Ja," fuhr Wilhelm von Achenbach fort, „ich will auch nicht länger mit einer Beobachtung zurückhalten, di« ich längst gemacht habe — ich glaube, Dein Gatte liebt Dich wirklich — der Brief mag ihm schwer genug ge worden sein. Was übrigens die Wette und die Abschieds- feicr anlangt, so muß man darüber nicht zu strenge ur teilen, jüngere Männer und selbst angehende Ehemänner sind oft übermütig und wenn Arthur Dich wirklich liebt, so könntest Du ihm diese eine und letzte Entgleisung schon verzeihen." „Er liebt mich, glaubst Du?" Ihre Stimme zitterte leicht, während ihre Augen vor Freude strahlten. „Das glaubst Du und hast mir dies nicht früher gesagt? Im Gegenteil, Du hast mir öfters versichert, er liebe nur den Genuß und wäre sicher keines tieferen Gefühles, keiner wahren Liebe fähig. W lhelm, das mar recht unrecht von Dir gehandelt — Du weißt nicht, was Du mir an getan hast." Ihre Stimme bebte deutlich vernehmbar und ihre Au gen begannen sich mit Tränen zu stillen. „Um Gottes Willen — Weibertränen — Regina höre auf und fasse Dich." , „Du bist eben außer Stande, meinen großen Kummer zu erfaßen." „Ich dachte wirklich, es wäre ein unversöhnlicher Haß in Dir erwacht — wahrlich, auch Du bist ein Meister im Verstellen — wie alle Weiber. Ich hätte darauf ge schworen, daß Du an nichts anderes dachtest, als Dich zu rächen! Seltsam, Ihr Frauen seid doch ein eigenes Völkchen — man kann Eure Sprache lernen und doch nicht verstehen!" " ' -
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