Volltext Seite (XML)
WaöenauerAnzeiger MW strHmOt, Seismdms, Sch, Mnimkrf, M>i,SftGch O. Amtsblatt für den Stadtrat zu Rabenau. Erscheint Montag, Mittwoch und Freitag nachmittags. Abonnementspreis 1,50 Mark vierteljährlich. — Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 15 Pfg., für auswärtige Inserenten 20 Pfg-, Reklamen 30 Pfg., im amtlichen Teil 35 Pfg., tabellarischer Satz entsprechend höher. Jeder Anspruch auf Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. — Für Fehler in telephonisch ausgegebenen Inseraten übernehmen wir keine Verantwortung. Redaktion, Druck und Verlag von Hermann Marbeck in Rabenau. Nummer 87. Fernsprecher: Amt Deuben 2120 Dienstag, den 25. Juli 1916. Fernsprecher Amt Deuben 212« 29. Jahrgang. Von den Kriegsschauplätzen. Großes Hauptquartier, 2l. Juli 1916. Westlicher Kriegsschauplatz. Der gestern gemeldete englische Angriff in der Ge- gend von Fromelles am 19. Juli ist wie sich herausge- stellt hat, von zwei starken Divisionen geführt worden. Die tapfere bayrische Division, auf deren einen Front abschnitt er stieß, zählte mehr als 2000 Leichen des Fein des im Vorgelände und hat bisher 481 Gefangene, dar unter lO Offiziere, sowie 16 Maschinengewehre abgeliefert. Auf beiden Ufern der Som m e holten die Feinde gestern, wie erwartet wurde, zu einem Hauptschlage aus. Er ist gescheitert. Die Angriffe wurden nach kräftiger Vorbereitung auf einer Front von nahezu 40 Kilometer von südlich Pozidres bis westlich Bermandovillers in zahlreichen Wellen angesetzt. Mehr als 17 Divisionen mit über 200 OM Mann nahmen daran teil. Das kärgliche Er gebnis für den Gegner ist, daß die erste Linie einer deut schen Division in etwa 3 Kilometer Breite südlich von Hardecourt aus dem vordersten in den 800 Metern da hinterliegenden nächsten Graben gedrückt wurde und daß feindliche Abteilungen in das vorspringende Wäldchen nordwestlich von Bermandovillers eindrängen. Auf der gesamten übrigen Front zerschellten die wütenden An läufe an der todesmutigen Pflichttreue unserer Truppen unter außerordentlichen Verlusten für die Feinde. Auch der im Grabenkriege überraschende Einsatz englischer Reiterei konnte daran natürlich nichts ändern. Es sind bisher 17 Offiziere und rund 1200 Mann gefangen genommen worden. Von der übrigen Front sind Ereignisse von besonderer Bedeutung nicht zu berichten. Die Artillerie- und Minen werfertätigkeit war südlich des Kanals von La-Bassäe und nordwestlich von Lens sowie in den Argonnen und beiderseits der Maas zeitweise gesteigert. Nördlich von Ben-Dresse (im Aisne-Gebiet) gingen kleine französische Abteilungen nach ergebnisloser Sprengung vor und wur den abgewiesen! der Trichter wurde von uns besetzt. Ein im Luftkampfe abgeschossenes feindliches Flug zeug liegt zertrümmert südlich von Pozieres, ein anderes ist nordöstlich von Vapaume in unsere Hände gefallen. Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg Südöstlich von Riga raffte sich der Feind nur zu einem schwächlichen Angriffsversuche auf, der im Keime erstickt wurde. Russische Versuche, beiderseits von Fried richstadt über die Düna zu setzen, wurden verhindert! nördlich von Dweten hat eine kleine Abteilung das West ufer erreicht. Nordöstlich von Smorgon sind vorge schobene Feldwachen überlegenem feindlichen Angriffe ausgewichen. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold Die Lage ist unverändert. « Heeresgruppe des Generals v. Linsingen Nachdem zwischen Werben und Korsow russische Angriffe zum Stehen gebracht waren, wurde der nach Werben vorspringende Bogen vor erwarteten umfassenden Angriffen zurückgenommen. Armee des Generals Grafen v. Bothmer Abgesehen von kleinen Vorfeidkämpfen, keine Er eignisse. Balkan-Kriegsschauplatz. Nichts Neues. Großes Hauptquartier, 22. Juli. Westlicher Kriegsschauplatz. Im Somme-Gebiet haben unsere Gegner nach ihrer verlustreichen Niederlage des vorhergehenden Tages gestern aus größere einheitliche Angriffe verzichten müssen. Ein zelne Teilvorstöße sind mühelos abgewiesen oder schon im Entstehen unterdrückt morden. Bei Säuberung eines Engländernestes im Foureaur-Wäldchen machten wir eimge Dutzend Gefangene und erbeuteten neun Maschinen gewehre. Die lebhaften Artilleriekämpfe wurden mit Unterbrechungen fortgesetzt. Nördlich von Massiges (Champagne) blieb heute in der Frühe ein französischer Angriff auf schmaler Front ohne Erfolg. Beiderseits der Maas steigerte^ sich die Artillerie tätigkeit zeitweise zu größerer Heftigkeit. Gestern früh und heute nacht scheiterten feindliche Angriffe im Front abschnitte von Fleury. Eine unserer Patrouillen nahm in der französischen Stellung nordöstlich von St. Die l4 Mann gefangen. Der Flugdienst war Tag und Nacht beiderseits sehr tätig. Mehrfache feindliche Bombenabwürfe haben nur geringen militärischen Schaden angerichtet, teilweise aber unter der Bevölkerung Opfer gefordert, so in Laon, wo eine Frau schwer verletzt und drei Kinder getötet wurden. Unsere Gegner verloren sieben Flugzeuge im Luftkampfe. Leutnant Wintgens hat seinen lO. und li., Leutnant Höhndorf seinen IO. Gegner außer Gefecht gesetzt. Se. Majestät der Kaiser hat seiner Anerkennung für die Lei stungen des Oberleutnants Frhrn. von Althaus, der bei Roye Sieger über einen französischen Doppeldecker blieb, durch Verleihung des Ordens ?our le märite Ausdruck verliehen. Oestlicher Kriegsschauplatz. Beiderseits der Straße Ekau—Kekkau trotzen bran denburgische Regimenter weiter den starken russischen Massenangriffen, die am Nachmittag wieder ausgenommen und bis spät in die N: cht fortgesührt wurden; sie sind sämtlich unter den schwersten Verlusten für den Feind zusammengebrochen. Von der übrigen Front sind Ereignisse von beson derer Bedeutung nicht zu berichten. Balkan-Kriegsschauplatz. Die Lage ist unverändert. Großes Hauptquartier, 23. Juli 1916. Westlicher Kriegsschauplatz. Zwischen dem Meere und der Ancre haben in ein zelnen Abschnitten lebhaftere Feuerkämpfe stattgefunden; in der Gegend von Richebourg ist eine stärkere feindliche Erkundungsabteilung abgewiesen worden. Zwischen Ancre und Somme kam es nach tagsüber gesteigerter Artillerietätigkeit abends und nachts erneut zu Jnfanteriekämpfen an der Front Thiepval—Guille- mont. Die hier angesetzten englischen Angriffe blieben trotz rücksichtslosen Einsatzes an Menschen erfolglos; bei und westlich von Pozidres, am Foureaux-Wäldchen und am Westrande von Longueval führten sie zu heftigen Nahkämpfen. Zwischen Guillemont und der Somme wurden Angriffsversuche des Gegners bereits in den Aus gangsgräben durch Sperrfeuer erstickt. Südlich der Somme folgten dem zeitweise sehr starken, von uns in gleicher Weise erwidertem Feuer nur vereinzelte franzö sische Vorstöße, die mißlangen. Es sind über 100 Ge fangene eingebracht, darunter einige Offiziere. Im Maasgebiet Artilleriekämpfe von mehrfach gro ßer Stärke. Östlich des Flusses wurden im Abschnitte von Fleury feindliche Handgranatentrupps, im Bergwalde (nördlich der Feste Tavannes) Erkundungsabteilungen abgewiesen. Südlich von Damloup gewannen wir in Richtung des Gehöftes Dicourt Gelände, machten Ge fangene und Beute. Die Stadt Müllheim i. B. und in der Nähe gele gene Dörfer wurden gestern von einem französischen Ge schwader mit Bomben belegt. Wir haben zwei der feindlichen Flugzeuge im Luftkampf abgeschossen und den Angriff sofort mit schwerem Feuer auf die Stadt Belfort beantwortet. Oestlicher Kriegsschauplatz. Südöstlich von Riga wurde spät abends ein feind licher Angriff im Sperrfeuer zum Scheitern gebracht. Übergangsversuche der Russen bei Zahatka (südwest lich von Beresteczko) wurden durch deutsche Batterien verhindert. Balkan-Kriegsschauplatz. Nichts Neues. Lokales und ZiiMches. Rabenau, 24. Juli 1916. * Auszeichnung. Leutnant Georg Reinicke vom 22. Pionier-Bataillon, welcher bereits Inhaber von 3 Kriegsauszeichnungen ist, erhielt jetzt das Ritterkreuz vom Albrechtsorden 2. Klasse mit Schwertern und das österreichische Verdienstkreuz 3. Klasse. * Sport. Der erst kürzlich hier gegründete Fuß ballklub „Germania" wurde von der I. Mannschaft des Klub „Sturm" in Deuben zu einem Wettspiel gefordert. Germania" schlug „Sturm" mit 15:6 (9:1). Ein drei faches Wippra dem jungen Verein. * In wenigen Tagen sind seit dem Siebenschläfer tage volle vier Wochen vergangen und fast scheint es, daß die alte Regel: Regnets am Siebenschläfertage, so regnet es sieben Wochen, in diesem Jahre recht behalten sollte. Mit Ausnahme von einem höchstens zwei Tagen hat es seit dem 27. Juni geregnet. Mag auch die Wetter vorhersage „keine erheblichen Niederschläge" oder „auf klärende" Witterung für den nächsten Tag verkünden, etwas regnen, zum mindesten ein klein wenig sprühen wird es doch. Und dabei herrscht ein Tiefstand der Tem peratur, daß man bald von Kälte reden kann; in vielen Wohnungen hat man doch auch wieder geheitzt — und das am 24. Juli! Daß eine solche Witterung der be vorstehenden Getreide- und Kartoffelernte günstig sei, wird niemand behaupten wollen. Wird doch schon jetzt die Befürchtung ausgesprochen, daß die Kartoffelernte nicht ganz so ausfallen wird, wie sie möchte und soll. Hoffen wir aber das beste, unser lieber Herrgott hat sein deutsches Volk noch nie verlassen, und wie er es in den letzten zwei Jahren gar herrlich über alle Feindestücke hinweggeführt, so wird er ihm auch über die jetzige Zeit hinweghelfen, daß wir auch Heuer ein fröhliches Ernte- und Dankfest feiern können! Obernaundorf. Am Sonnabend abend wurden von einem hiesigen Gutsbesitzer zwei Frauen aus Deuben, Frau Sch. (früher in Rabenau) und Frau K. auf seinen Fluren beim Stehlen von Kartoffeln ertappt. Sie sind der Strafbeyörde zur Anzeige gebracht. Diese Taten sind um so verwerflicher, da die Kartoffeln noch in der Blüte stehen und das Wachstum unter 4 Wochen nicht beendet ist, wodurch dem Besitzer ein doppelter Schaden entsteht. Auch werden dadurch die Kartoffeln der allgemeinen Volksernährung entzogen. Wendischcarsdorf. Unsere so gern besuchte Sommer frische weist dieses Jahr leider einen recht schwachen Be such auf. Es haben sich nur gegen 30 Sommergäste ein gefunden. Der Krieg und die Lebensmittelknappheit sind allein die Ursache dieser so geringen Beteiligung. Das Restaurant zur Heidemühle hat sich bisher immer eines fleißigen Besuches von Schulen erfreuen können. Dippoldisryalde. Ferkelmarkt. Von den aufgetrie benen 17 Ferkeln wurden 16 verkauft zum Preise von 55—82 Mark pro Paar. Kreischa. Der diesjährige Herbstmarkt fällt aus, obwohl dem Gemeinderate Bedenken gegen die Abhaltung desselben nicht beigingen. Der Marktmeister, der den Aufbau der Budenstadt bisher besorgte, hat aus finanzi ellen Gründen für dieses Jahr den Aufbau abgelehnt, weil er im Vorjahre noch Zuschüsse leisten mußte. Glashütte. Ein anonymer Briefschreiber, der die Militärbehörden belästigte und Personen aus Glashütte mit seinem Gift bespritzen wollte, ist jetzt ermittelt worden. Es handelt sich um einen bereits zum Militär eingezo genen Mechaniker, der aus Neid über den „Sündenver dienst" namentlich bezeichneter Personen diese als ab kömmlich hinstellte, während sie zum Teil reklamiert gewesen waren. Die Briefschreiberei wird noch ein Nach spiel haben. Altenberg. Die Heuer sehr ertragreiche Heuernte ist nun auch in unserer Gebirgsgegend in vollem Gange. Da es aber fast jeden Morgen nebelig und regnerisch ist, so wird die Einbringung des duftenden Heues zumeist etwas mühsamer. Pirna. Mit der vom Rate vorgeschlagenen Er höhung der jetzt 15 Mark betragenden Hundesteuer be schäftigte sich das Stadtverordnetenkollegium. Die Ent scheidung fiel dahin, daß einem Zuschlag von 5 Mark für die Dauer des Kriegs nur dann zugestimmt werden könnte, wenn gleichzeitig eine Katzensteuer eingeführt würde. In Verbindung hiermit geht an den Rat das Ersuchen um die Einführung einer solchen Steuer. Wurzen. Der Stadt- und Sparkassenkassierer der Stadtgemeinde Trebsen, Otto Berger, ist beim Baden in der Mulde in der Nähe des Schlosses Trebsen ertrunken, vermutlich infolge eines Herzschlages. Leipzig. In der Schlußverhandlung des Leipziger Schwurgerichts wurden noch vier Arbeiterfrauen bzw. Arbeiterinnen wegen schweren Landfriedensbruchs zu 10 und 7 Monaten, zwei weitere wegen einfachen Land friedensbruchs zu je 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Zwickau. Die am Sonntag vom Blitz getroffene Anna Vogel ist der dabei erlittenen Verbrennung erlegen. Ihr Bräutigam Riedel wurde sofort vom Blitz getötet.