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Rabenauer Anzeiger : 20.06.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191606207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160620
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160620
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Rabenauer Anzeiger
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Jahr
1916
-
Monat
1916-06
- Tag 1916-06-20
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Monat
1916-06
-
Jahr
1916
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Berstorbene das Amtdes österreichisch-ungarischen Botschafters am Berliner Hofe. In dieser Zeit hatte er mehrere Auf gaben von erheblicher Tragweite zu erfüllen, u. a. die Er neuerung des Handelsvertrages mit Deutschland. Auch an der Erneuerung des Dreibundes hatte er wesentlichen An teil, und der Verrat Italiens im vorigen Jahre bereitete ihm daher eine dovvelt herbe Enttäuschung. In seine Bot schafterzeit fielen ferner zu wiederholten Malen schwer? Krisen der österreichisch-ungarischen Monarchie in denen Deutsch- lano sich als treuer Freund der Donaumonarchie bewährt hat. Er genoß das vollste Vertrauen der beiden Kaiser und der politischen Kreise Berlins, die seine diplomatischen Fähig keiten hoch veranschlagten und seinen aufrechten Charakter schätzten. Von Kaiser Wilhelm wurde ihm der Schwarze Adlerorden verliehen. Admiral Jellicoo über hie Seeschlacht von Horns Riff. Der Oberbefehlshaber der englischen Flotte Admiral Jellicoe bekennt in einer Drahtung an die ihm unter stellte Marine, daß diese bei Horns Riff reinen Sieg errun gen, sich aber höchst rühmlich gehalten habe. Ich wünsche den höheren Offizieren, Kapitänen, Offizieren und Mann schaften der großen Flotte, so heißt es laut „Tägl. Rundsch." in der Drahtung, für die Art und Weise, wie die Schiffe in dem Gefecht am 31. Mai 1S16 geführt worden sind, meine hohe Würdigung auszusprechen. Zu diesem Zeitpunkt, da genaue Auskünfte noch nicht zur Verfügung stehen, ist es nicht möglich, auf Einzelheiten einzugehen, aber es sind mir genügend Tatsachen bekannt, so daß ich wohl endgültig er klären kann, daß die ruhmreichen Überlieferungen unserer tapferen Seeleute in der würdigsten Weise gewahrt wurden. Umstände sehr ungünstiger Art haben es der Flotte nicht möglich gemacht, einen vollen Sieg zu erringen, den, wie ich weih, alle Mitglieder der Flotte erwarteten. Unsere Verluste sind schwer gewesen. Wir vermissen viele unserer tapferen Kameraden. Aber obschon es schwierig ist, genaue Auskünfte bezüglich der Verluste des Feindes zu erhalten, zweifle ich nicht, daß diese Verluste nicht geringer find als die eigenen. Der Admiral kündigt für später genauere Mitteilungen an; sie werden für England noch wesentlich ungünstiger lauten, wenn sie die Wahrheit nicht dreist auf den Kopf stellen. Ein persischer Talisman sür den Kaiser. Kaiser Wilhelm hat ein Ehrengeschenk, das der in Wien ansässige Perser Mehdi Gaffen, ein Künstler auf dem Gebiete der Bearbeitung von Türkisen, als Zeichen dankbarer Ergeben heit aller Mohammedaner in Gestalt eines großen Talis mans hergestellt hat, angenommen und ihm hierfür eine kostbare Busennadel mit seinen Initialen übermitteln lassen. Anschlag gegen das englische Königspaar? Nach Haager Meldungen der „Köln. Volksztg." ist in der englischen Munitionsfabrik Slough, in der viele Belgier als Arbeiter angestellt sind, ein Attentat auf das englische Königspaar versucht worden, ohne daß es gelang, den Ur hebern auf die Spur zu kommen. Am 31. Mai stattete das englische Königspaar der Fabrik einen Besuch ab, wobei aus unerklärlichem Grunde in nächster Nähe des Königspaares eine Handgranate explodierte. Der Privatsekretär des Königs, Lord Stamfordham, wurde verletzt. »chsen« städten Verkür? bungsstelle betraut. Schonet die Kornfelder! Ein Bauersmann in Bayern nahe einem bekannten Badeort hatte zur Zeit der Kornreife sehr über die Badegäste zu klagen, weil sie auf der Suche nach den blauen Cyanen ihm seine Acker ver^ trampeltest. Vor einigen Jahren hatte der Mann nun an " ' lender trampeltest. Vor einigen Jahren hatte der Mann nu den Feldwegen seines Besitztums Warnungstafeln folg, Fassung aufstellen lassen: „Das hier ist Korn, Du Oi,. horn l Die Menschen wollen eS genießen, Drum tritt es nicht mit Füßen!" Die derb-komische Warnung hatte vollen Erfolg. Jetzt, da die Zeit der Kornreife heranrückt und dis Kornblumen ihre begehrten Blüten entfalten, erinnert man sich ihrer wieder, denn gerade jetzt im Kriege sollte kein Körnchen Brotgetreide unnütz vergeudet werden. Die Kartoffelknavphelt, die sich in einigen Groß städten bemerkbar macht und zum Beispiel in Berlin zm Verkürzung der wöchentlichen Wochenrate von zehn auf fünf Pfund geführt hat, während als Ersatz eine um 850 Gramm erhöhte Brotration gewährt wird, ist angesichts der bevor stehenden Ernte unbedenklich. Die Frührartoffeln stehen bereits in der Blüte und versprechen einen reichen Ertrag. So günstig ivie in diesem Jahr ist der Stand der FeW flüchte nur selten gewesen. Die wogenden Getreidefelder mit den über Mannesgröße emporraaenden kräftigen Halmen und Ähren bieten ein Bild, das jedes Herz erfreut. Auch Kartoffeln, Kohl und sämtliche Gemüse geraten vorzüglich. Die Obstbäume versprechen gleichfalls Ausgezeichnetes, be sonders verheißt die Apfelernte Erfreuliches. Das Beeren obst ist in unendlicher Fülle vorhanden. Warmes und sonniges Wetter, mit besten Eintritt wir rechnen dürfen, wird schnell all die herrlichen Ernteschätze zur Reife bringen. Ist uns der Himmel gnädig, und wird die Ernte gut ein« gebracht, dann werden die Lebensmittelportionen allgemein wieder erhöht werben können. Von Aushungerungsmög lichkeit keine Spur, bas mögen die Engländer sich hinter die Ohren schreiben; wir werden im Gegenteil nach den Wachest der Knappheit Fettlebe machen können. Tucherspavnis. Die Sicherung unserer Tuchvorräte, die durch die Beschlagnahme der Textilvorräte vor etwa einem halben Jahre in die Wege geleitet wurde, ist durch die neuerliche Bestimmung, wonach bis zum 1. August de» Absatz im Kleinhandel um 20 Prozent des Jnventurerasb« nisses. gekürzt wird, noch stärker gewährleistet worbest. Später werden Stoffe nur noch gegen Bezugsscheine abge geben. Während der Inventur, die sofort vorzunehmen ist, darf ein Verkauf überhaupt nicht stattfinden. Es handelt sich hier nur um Vorsichtsmaßnahmen. Die Regelung soff den sparsamen Verbrauch der vorhandenen Bestände herbei führen, damit auch bei noch so langer Dauer des Krieges am Ariedensschluß für die in die bürgerlichen Berufe zurück kehrenden Krieger genügend Stoffe vorhanden sind. Da neben sollen die benötigten Stoffe für Behörden, öffentliche und private Krankenanstalten bereitgestellt owie die Her stellung und der Vertrieb von Ersatzstoffen gefördert werdest. Mit der Durchführung der Aufgabe wird die Reichsbeklet- Ein nachahmenswertes Beispiel geben die Forst ämter der Rheinpfalz. Um der Bevölkerung eine billige und gute Fleischnahrung zu bieten, lassen nämlich diese Forstämter Rehböcke und Nehgeißen abschießen, die sie dann pfundweise aUshauen und zu mäßigem Preis abgeben. Reicher Veerensegen. Nach einer schlechten Ernte vor zwei Jahren und einer völligen Mißernte im Vorjahr verspricht die Heidelbeere Heuer eine Vollernte; auch die PrelLrlbeers. Lj? tw Vorjahr, eins völlige Mißernte brachte hat schön verblüht und versprüht sehr gur zu werben. Wenii jedoch die voraussichtlich gute Ernte dem Verbrauch zuge führt werden soll, ist ein strenges Vorgehen der Behörden notwendig, da die Erfahrungen früherer Jahre zeigten, daß die Beeren durch unvernünftige Leute noch vor der Reife abgerissen und vernichtet werden. Strenge Schutzmaßregeln sind auch schon im Interesse der ärmeren Bevölkerung not wendig, die mit dem Beerensammeln alljährlich ein schönes Stück Geld verdient. SVV Jnngkröhen am Breslauer Markt. Die An« regung, in diesem Jahre auch junge Krähen der mensch lichen Ernährung dienstbar zu machen, veranlaßte die Fleisch versorgungsstelle der Stadt Breslau, einen solchen Versuch tm machen. Sie bestellte 600 Jungkrähen und ließ sie auf VW Markt durch die Wildbrethändler verkaufen. Der Preis mächtig zusammengebrochen und dann ver Vater und Tochter verbrannt. In Lkebenwerda brach in dem Lindorfschen Wohnhause Feuer aus, das mit großer Schnelligkeit um sich griff und in kurzer Zett daS HaüS mit seinen Hintergebäuden m Asche legte, die be den Be wohner des Hau es, der Sattlermeister Johannes Lindorf und seine LOjähr ge Tochter kamen in den Flammen um. Vater und Tochter sind wahrscheinlich im Schlafe erstickt oder bei dem Versuch, das nahe Fenster zu erreichen, ohn mächtig zusammengebrochen und dann verbrannt. Eine Lokomotive aügestürzt. Am Nachmittag des ersten Pfingstfeiertages trug sich auf der Schmalspurlinie Mügeln—Geising, (Kreishauptmannschaft Leipzig) ein nicht unbeträchtlicher Unfall zu. Kurz nach 6 Uhr entgleiste infolge Schienenbruchs zwischen Bärenhecke und Schüllermühle die Lokomotive des von Geising kommenden Personenzuges, stürzte in die Müglitz und riß den unmittelbar nachfolgenden Personenwagen aus den Gleisen, während alle übrigen un versehrt blieben. Glücklicherweise hat der Unfall kein Menschenleben gefordert; doch sind zehn Personen leicht und zwei erheblicher verletzt worden. Ärztliche Hilfe war sofort zur Stelle, auch sand die Bergung der Beschädigten unverzüglich statt. Der Betrieb konnte mit Verspätungen weniger Züge aufrechterhalten werden. Ein Anekdote über Nikita. Ein in Montenegro weilender österreichischer Forscher ließ sich von Einheimischen folgende angeblich authentische Anekdote von Nikita erzählen: Der König der schwarzen Berge wendete sich einmal leut selig an einen alten Bauer in Niegus mit der Frage: „Du, Djuro I sag mir, was glaubst du, was heißt man Politik?" Nach einigem Besinnen erwiderte Djuro: „Weißt du, Gospodar, das ist o. Wenn ich lüge, dann heißt es: Du lügst, Djuro, du bist der Sohn eines Hundes. Wenn aber du lügst. Gospodar, dann heißt man es — Politik." Ein schweres Verbrechen scheint an einem Porzellan maler aus Lichte verübt worden zu sein, dessen Leichnam aus der Saale bei Saalfeld geborgen wurde. Die Leiche weist eine Strangulationsmarke und an der Stirn eine tiefe, klaffende Wunde auf, außerdem fehlten bei dem Toten Geld- bör e und Uhr. Grobfeuer. In der Heineschen Wurst- und Fleisch- warensabrst zu Halberstadt entstand ein großer Brand. Pack«, Lager- und Räucherraum standen in Flammen. Die Feuer wehr, Kürassier- und Jnfanterieabteilungen löschten, unter stützt von Zöglingen des Lehrerseminars. An 200 000 Büchsen mit je 10 Pfd. Inhalt sind verbrannt oder doch wenigstens ko durch bis Hitzs beschädigt worden, daß sie nicht mehr als für das Stück betrug 50 Pfennig und der Liebhaber für diese neue Speise fanden sich so viele ein, daß der ganze Vorrat verkauft wurde. Die Schreibstube im D-Zuge. Die Handelskammer in Köln beschloß kürzlich, beim Eisenbahnminister eine sehr vernünftige Anregung zu befürworten, nämlich daß in D- Zügen, sei es durch Einstellung besonderer Wagen oder durch Bildung besonderer Abteile, Einrichtungen geschaffen werden, durch welche es den Reisenden gegen Bezahlung einer Be nutzungsgebühr ermöglicht wird, geschäftliche Angelegenheiten, deren Ordnung im Abteil oder vor den Mitreisenden nicht angängig ist, während der Reise zu erledigen. Wenn die Gebühren nicht allzuhoch werden und die Einrichtung einiger maßen dem Zwecke entspricht, dann ist sicher eine rege Be nutzung zu erwarten. Gegen mangelhaftes Schuhwerk. In der nächsten Zeit wird noch eine Verordnung des Bundesrats ergehen, die sich auf die Fußbekleidung bezieht. Der Zweck dieser Verordnung wird aber laut „Tägl. Rundsch." weniger darin bestehen, einen sparsamen Verbrauch der vorhandenen Be stände zu veranlassen, als vielmehr darin, die bürgerliche Bevölkerung vor dem Erwerb mangelhaften Schuhwerks zu bewahren. Selt Krieasbeginn sind auch für Leder aller hand Ersatzmittel geschaffen worden, und die zu erwartend» Verordnung wird darauf abzielen, den Gebrauch solcher Ersatzmittel soweit wie möglich einzuschränken. Der Bürgers mann soll, wenn er ledernes Schnhwerk kaufen will, die Gewißheit haben, Schuhwerk aus Leder zu haben. Vom Unteroffizier zum Oberst befördert. Das russische Amtsblatt veröffentlicht einen Ukas des Zaren, durch den der Dragoner Gadowski vom Unteroffizier zum Rang eines Obersten befördert wird. Die außerordentliche Be förderung wird nach der „Magd. Ztg." in Zusammenhang mit einer Rettungsaktion bei der Gefährdung des Lebens des Zaren und des Thronfolgers gebracht. Günstige Aussichten für die Pilzernte. Allem Anschein nach steht uns ein gutes Pilzjahr bevor, denn schon jetzt fand man in den Wäldern, wie auch zahlreiche Funde mancher PfingstauSflügler bestätigten, prächtig entwickelte Stein- und Birkenpilze, die bei der jetzigen Fleischknappheit eine willkommene nahrhafte und schmackhafte Bereicherung der Kücks bilden. Der Zeltungsochs. Ein Pariser Blatt, das einen heftigen Kampf gegen die Lebensmtttelteuerung führt, die auch in Frankreich stark zu spüren ist, hat vor kurzem, wie die Wiener „Arbeiter-Zeitung" berichtet, einen originellen Newels dafür geführt, daß die von der Präfektur für Rind- leisch sestgestellten Höchstpreisen im Verhältnis zu den tat- ächlichen Viehpreisen zu hoch angesetzt sind. Die Adrnini- tration des Pariser Blattes kaufte nämlich einen prächtigen Achsen von 635 Klg. und ließ in schlachten. Das Bezugs recht auf das Fleisch bekamen die Abonnenten, denen die bestellten Teile ins Haus gebracht wurden. Sie waren außerordentlich zufrieden, besonders weil sie 8v. H. weniger bezahlen mußten, als die Präfekturpreise betragen. Und bas Blatt hat noch einen Profit gemacht. Die eigenartige Demonstration war allerdings nur- in Frankreich möglich, wo die meisten Zeitungen eine geringe Zahl von Abonnenten haben und nicht in Gefahr geraten, es mit den leer Aus gehenden zu verderben. Dauerware, sonoern zum sofortigen Verzehren verkauft werden müssen. Auch der Schoden an Gebäuden und Maschinen ist beträchtlich. Es scheint Brandstiftung vorzu- ltegen. Die Städte-Feuersozietät hat bereits 1000 Mark Be lohnung für die Ermittlung des Täters ausgesetzt. Das Pfingstfest war vom Wetter wenig begünstigt. Regenwetter und Hagelschauer, Gewitter und eine Tempe ratur, die der Junimitte durchaus nicht entsprach, gab es allerwegen. Gleichwohl war der Verkehr lebhaft. Und wer sich in Wald und Flur erging, der hat seine Freude gehabt an dem herrlichen Saatenstand. Auch gehungert hat keiner der Ausflügler. Konnten die Wirte auch nicht wie in Friedenszeiten mit Speise aufwarten, so boten die von Hause mitgenommenen Lebensmittel Linen vollen Ersatz. Aus der üriegszelt. Die letzte Mahlzeit. Mit dem Hute in der Hand hatte der Kapitän des großen britischen Kriegsschiffes „Hamshire" den hohen Gast seines Panzers an der Schiffstreppe empfangen. Offiziere und Mannschaften waren in Paraoeausstellung. Mylord Kitchener War in vortrefflicher Laune, die eisige Kälte, die sonst von ihm in der Unterhaltung nicht selten ausging, war heute wie fortgeblasen. Er reichte allen Offizieren die Hand und begab sich dann mit seinen Begleitern in die für sie be stimmten Kajüten. Der Kapitän atmete auf. Die Ehre, dem stolzen Lord nach dem Reiche des russischen Zaren überführen zu dürfen, wurde wenigstens nicht durch unnötige Bitterkeiten beeinträchtigt; Mylord war die Huld selber. Einer der Offiziere schlug einem jungen Midshipman, einem Hagern Schotten, der so dürr war, wie er lang war, freundschaftlich auf die Schulter. „Heute können Sie sich einmal Fett auf die Rippen essen, Kamerad. Ein Dinner, wie daS ist, welches uns heute Sr. Lordschaft zu Ehren er wartet, bekommen wir sonst nicht im ganzen Jahre. Beson ders der Pudding..." Er schnalzte mit der Zunge. Der junge Mensch mit schwermütigen Augen sagte ernst: „Freuen Sie sich nicht zu früh, Leutnant, wir werden diesen Pudding nicht genießen." Der Leutnant blickte ihn verdutzt an. „Was sagen Sie? Mauden Sie etwa, der Lord unv feme VEeuei vAien solchen Appetit Mitgebrochh daß sie uns nichts übrig lasten werden ? Oder —" er lachte, „ist daS etwa rin« Ihrer be- rühmten Prophezeiungen, haben Sie wieder ein zweites Gesicht gehabt? Da will ich doch unsern Küchenchef infor mieren, daß der Pudding unter allen Umständen auf den Disch kommen muß." Noch immer laut lachend entfernte er sich, um jedem, der es hören wollte, zu erzählen, was er gehört hatte. Das Wetter hatte auf die gute Launs Seiner Exzellenz keine Rücksicht genommen, Regenschauer, Nebel und Stürme umgaben den Panzer. Der Lord kam nicht an Deck, er arbeitete mit seiner Umgebung. Daß die Reise nach Ruß land ging, war für niemand an Bord ein Geheimnis geblieben; wenn irgend wem, so mußte es dem ersten Soldaten Englands gelingen, dort eine neue kräftige Offen sive einzuleiten. Und vielleicht war es dann bald der briti schen Armada beschicken, der deutschen Flotte eine Lektion zu erteilen. Die Offiziere hatten von dahin zielenden Plänen der Admiralität erzählen hören. Wenn man nur zur rechten Zett aus Rußland zurück mar. Nun, man fuhr mit Lord Kitchener und seinem Glück. Grauer Dunst umwallte in den Abendstunden das Panzerschiff, als in der Ofstziersmesse das Dinner gerüstet wurde, zu dem alle Offiziere, soweit sie nicht durch den Dienst fern gehalten wurden, nach dem Wunsche Les Feldmarschalls geladen waren. „Wir werden pünktlich unser Reiseziel er reichen ?" fragte er. — „Ew. Lordschaft können sich aus mein Schiff verlassen", erwiderte der Kapitän zuversichtlich. „Eine Gefahrenzone befiehl hier nicht?" fragte der Adjutant der Exzellenz den ersten Offizier des Panzers. Der zuckte lächelnd die Achseln. „Wie sollen die Gerlnan's Hier her kommen? Unsere Schlachtflotte versperrt ihnen in der Nordsee den Weg. Und die Tauchboote und Zeppeline können bei diesem Wetter auch nichts anfangen. Außerdem ist die Entferung viel zu groß. Seine Lordschaft braucht sich keine Sorgen zu machen." Der Adjutant nickte zufrieden. „Lord Kitchener und Sorgen? Bis heute ist ihm alles gs. lungen. Und er wird auch diese Deutschen niederzwingen." Die festliche Tafel, festlich und feierlich wie eine Sieges mahlzeit, vereinte die Begleitung des Fcldmarschalls mit diesem und den Offizieren des Panzerschiffes. Die elektrischen Kerzen flammten, Uniformen und Orden blitzten. Der bunkelrote Portwein funkelte in den Gläsern. Der Lord machte feine Komplimente für die Ausstattung der Tafel und der Küche. „Ich glaube nicht, daß man heute abend irgendwo bet unseren Feinden so speist," sagte er lächelnd die Schild krötensuppe kostend. „Alt-England hat gut vorgesorgt, und wenn der Krieg zehn Jahre dauert. Die Deutschen werden bald genug merken, wenn es nicht schon der Fall ist, was der Mangel bedeutet. Damit zwingen wir sie auf die Knie. Ihrer Fryuen und Kinder wegen haben in Südafrika die Buren die Waffen aus der Hand gelegt, und bet den GermanS wird es nicht anders sein. Wirerleben es. Vor her aber werden unsere Schiffe ein Wort mitsprechen." Und sie tranken auf einen großen Sieg. Draußen heulte der Sturm lauter. „Die Deutschen stecken in ihren Häfen, aber wir schaffen es," sagte der Kapitän. Champagner kam, und er trank den perlenden Wein auf das Wohlsein und den Erfolg seines erlauchten Gastes. Das „Hip. hip, Hurra!" dröhnte nur so durch den Raum. Unten an der Tafel, wo die jüngeren Offiziere saßen, entstand ein Gekicher. „Kamerad, da kommen die Stewards mit dem Pudding," sagte der Leutnant zu dem Schotten. „Sie behaupten, nur werden ihn nicht verspeisen ? Ha, ha, ha l" „Wir werben ihn nicht verspeisen," war die kalte Antwort. Das Lachen schwoll an, um dann mit einem Male in den Gesichtern wie erfroren zu erstarren. Ein qualvoller Schrei wollte sich aus der Kehle ringen, aber er saß fest. Und wo waren Lord Kitchener und der Kapitän? Welche entsetzliche Macht hatte sie weit fortgerisscn? Da brach der Angstschrei aus der Kehle, aber nur, um sofort vom gurgelnden Wasser des Ozeans, das in gewaltigem Strudel einbrach und alles überflutete, erstickt zu werden. Der Tod war da, und seine Hand hatte die Vernichtung beendet, kaum daß sie be gonnen hatte. Die Tafelrunde war verschwunden, und fast unmittel bar darauf das ganze schwere Panzersthiff. Letzte, bange Schreie verklangen im Rauschen der Wogen, unter ihnen war Lord Kitchener und sein Glück versunken. Versunken der Stea, versunken das stolze Wort: „Wir erleben es noch.
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