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Sarrasanis Were. Da stehen sie, seine treuen Weggenossen! — Das sind sie, die ihn begleiteten auf allen seinen Fahrten, in Hunderte von Städten, nach fast aller Herren Länder. — Und wo man seinen Namen in Ehren nennt, da weiß man auch von ihnen zu erzählen und ist des Lobes voll über diese klugen, schönen Tiere. — Womit soll man beginnen? Es sind ihrer so viele, und die einzelnen jeder Gat tung so ausgesuchte, seltene Exemplare, daß die Wahl schwer fällt. Da aber der Begriff des deutschen Zirkus seit den Renzschen Zeiten und auch die von Hans Stosch ge schaffene und mit den Jahren immer mehr ausgebaute Bedeutung der deutschen Riesenschau und alles dessen, was dazu gehört, so innig verknüpft und grundlegend verwachsen sind mit der fachkundigen Zucht, der liebe vollen Pflege und meisterhaften Dresfur der Pferde, so mögen sie den Reigen eröffnen. Das Wort „Stall" scheint hier den damit sonst landläufig verbundenen Sinn verloren zu haben, denn — tritt man während der Vorstellungspausen einmal in diese drei hohen, luftigen Ausstellungshallen des Dresd ner Zirkustheaters der Fünftausend, die so geschickt zu Stallzwecken eingerichtet worden sind, und in denen auch nach zweimaliger Kriegsmusterung noch hundert fünfzig edle Pferde, vor Sauberkeit glänzend in Reih und Glied dastehen, wie in einer Kavalleriekaserne, — dann staunt man unwillkürlich über die Fülle von Raum und Licht, die der Bauherr da seinen Tieren zu gemessen hat. Aber er wußte wohl, was er tat, — denn sie sind ja seine „Besten"! Durch sie gelangte er mit zu Ruhm und Ehren im Reich der Manege, und er dankt es ihnen nun, als echter Tierfreund, wo und wie er nur kann. Da stehen stolze Trakehner, als würdige Vertreter des königlich preußischen Staatsgestüts, auf den ersten Blick erkennbar an ihren schlanken, gestreckten und doch kraftvollen Formen, — in traulichem Verein mit einer Reihe herrlicher Rapphengste aus dem kaiserlich russi schen Orloffgestüt, mit der charakteristischen runden, vollen Halslegung, den schnittigen Gängen und prächtigen Schweifen, die ehedem den Stolz des Berliner Zirkus Busch bildeten, der auch noch mit vierundzwanzig Araberschimmeln und den berühmten „Treppenpferden" vertreten ist. Aus einem der vornehmsten Häuser, dem alten kö niglich niederländischen Zirkus Oskar Carrö, dessen Be sitzer kurz vor seinem Hinscheiden sein gesamtes lebendes und totes Inventar an Sarrasani verkaufte, weil er es in keine besseren und tierlieberen Hände zu geben wußte, stammen sechzehn Prachthengste, alles Braune, Füchse, Schweißsüchse und Kohlfüchse, die trotz ihres meist ehr würdigen .Alters siedendes Blut in den Adern zu haben scheinen, denn ihr Temperament ist auch heute noch kaum zu zügeln. Carre lieferte auch die „Kanonenpferde", eine prächtige, militärisch einexerzierte Nummer voll Schmiß und Schneid, den bissigen und wohl infolge seiner schwie rigen Arbeit auf der rollenden Tonne besonders bösarti gen Perserhengst „Tiger" und noch viele andere Pferde. Der Zirkus Angelo entsandte u. a. seine bildschönen zehn Füchse und die „Wildwestschimmel", die meistens von Stosch selbst vorgeführt werden. Ungarische Voll blüter, dänische Kaltblüter, persische Tigerpferde, java nische Schecken, mexikanische Mustangs und amerikanische Bockpferde vervollständigen diese seltene Sammlung, zu der — außer dem ursprünglichen Pferdematerial Sarra sanis — nicht weniger als drei Zirkusse von Ruf ihre besten Bestände hergegeben haben. Kein Wunder daher, daß dieser Stall seinesgleichen sucht! — Auch ein großes Rudel schöner, quecksilbriger Zebras, das wertvolle Zebroid „Pitt", 23 Dromedare und Kamele und das gutmütige, schlaue Nilpferd „Oedipus" mit sei nen wackelnden Ohren, das einen Wert von 16000 M. besitzt, und ein mit einer kompletten Dampfheizungsan lage versehenes stehendes und ein fahrbares Wasserbassin sein eigen nennt, sind noch vorhanden. — Und dann die 15 Elefanten! — Man fchaue sie sich an, diese 14 grauen Riesenleiber und Mimichen, die liebe Kleine aus Afrika! Sie haben etwas Imponierendes an sich, als lebendige Zeugen einer längst vergangenen Epoche, mit ihren ewig wippenden Köpfen und den kleinen klugen Augen, die wie Menschen augen blicken und — zwinkern können. — Mimi, die schon achtjährige Zwergin unter den Riesen, hat das runde Sümmchen von 10 000 Mark bei ihrer Anschaffung gekostet, denn sie ist nicht, wie vielfach angenommen wird, im Zirkus geboren, obwohl die neben ihr stehende Jenny mit dem wulstigen Mammutschädel, und Jumbo, der srühere Theatermeister im Zirkus Busch, der neun Jahre lang die Kaskaden sür die Pantomimen hineinschob und die Requisiten heraustrug, bevor er nach Dresden kam, — es sich einzubilden scheinen . . . Sonst könnten die beiden Größten die muntere Kleine nicht so mütterlich betreuen. — Bei der gutmütigen Jenny geht diese Liebe zu Mimi so weit, daß sie ohne die Kleine keinen Schritt von ihrem Podium heruntergeht', es sei denn eben, — daß Mimichen mitkommt. — . . . Und getreulich wandern sie denn auch allabendlich zusammen im großen Aufzuge von „Aischa" durch die Manege. — Da ist der mürrische Arno, der gefesselte Cyclop, dem man im Sommer 1915 die Stoßzähne absägen mußte, weil er das Verboxen seiner Stallgefährten nicht lassen wollte, und auch noch keines Menschen Freund war. Hier ist die Quelle, wo unsere Zoologen interessante Studien an wissenschaftlich wertvollem, weil erlesenem Tiermaterial anstellen könnten, — auch über Tiersympa thien und — die Antipathie der Geschöpfe, in denen die Bestie lauert. — Denn wohl verwahrt in geräumigen, starken Ver ließen befinden sich im Untergeschoß des Marstalles die großen gelben und gestreiften Katzen: 13 sibirische und bengalische Tiger und 21 Löwen! — Und wahrlich, ein gefährlicher Kampf ist es, den ihre beiden Dompteure, der mutige Draufgänger Otto Sailer, dessen Brust das Eiserne Kreuz und die badische Tapferkeitsmedaille schmücken, mit den Tigern, und den Hermann Haupt, der überlegene, forsche Löwenbändiger, mit ihren meist recht mißvergnügten Zöglingen auszu fechten haben, wenn diese großen Dressurgruppen im Spielplan erscheinen. — Sie beide gehören dem Unternehmen schon lange, Haupt sogar neun Jahre an. — Er diente von der Pike auf. War zuerst Löwenwärter bei dem verstorbenen Leiter des Leipziger Zoologischen Gartens, dem Kom missionsrat Pinckert, und ging dann mit der bekannten Tierfreundin Claire Heliot und ihrer bis damals wohl unübertroffenen Löwengruppe auf Reisen. So kam er zu Sarrasaui, und das war sein Glück. Denn hier wurden seine Fähigkeiten bald erkannt, und es dauerte nicht lange, bis er selbst im größten deutschen Wander unternehmen eine Löwengruppe vorführte, der inzwischen auch die Pinckertschen Prachtexemplare und noch viele andere einverleibt worden waren, und die alles bisher Gesehene bei weitem übertraf. Hier fand Haupt auch seine Gattin, die er dann selbst wieder in die Geheimnisse der Tierbändigung ein weihte, bis sie ihm, als Opfer ihres gefahrvollen Berufes, im Februar vorigen Jahres in Berlin jäh und grausam durch einen einzigen Tatzenhieb gerade seiner Lieblings löwin „Kätzchen" getötet wurde! — Das alte Los der Fahrenden! — Sonniges Glück und wehester Schmerz — Triumphe der Arbeit und des Könnens und schicksalschwerste Schläge dicht nebeneinan der und unvermeidlich vereint! Aber der Wille zum Leben, der Drang zur Betäti gung, — die Liebe zu seinen Tieren siegten auch bei Haupt: — „Kätzchen könnt' ja nichts dafür! . . . Hat sich wohl nur erschreckt, . . als Frauchen — hingefallen war!" So beschwichtigte der Gramgebeugte sein zer wühltes Innere unter Tränen, und — schenkte seinem Kätzchen, das ihm seines Liebstes genommen hatte, — das Leben. Aber heute ist Kötzschen krank, hat Lungensckwäche und liegt in einer warmen, geschützten Ecke im Sonnenbad auf einem Dache im Zirkushof an der Briestraße. — Zum größten Leidwesen von Haupt und andern, — denn es war das beste Tier unter Sarrasanis Löwen. Im Bereich der Manege ist eben nichts beständig als der Wechsel: „Da mußt du dir nischt bei denken, — Hermann! Beim Zirkus is eben alle Dage anders" — wie der brave Robert Milton, — Sarrasanis Hausfaktotum seinen Freund gutmütig zu trösten versuchte! — Alle Tage anders —: Aber, der Erfolg bleibt und heißt: Sarrasani! ' 8t. D Kür die vielen wobltuenden ke- I wei8e ber^beber Teilnakme an dem /E, V oebmerrlieben Verüwte, cler un8 dureb eien Heldentod un8ere8 geliebten, bollnunZ8vollen 8obne8, Kruder8, 8cbwaMr8, 0nkel8 unel kräuti^anw Paul 8ekneiäer LrsntL-Keservist, Ink.-keK. 178 /4 betrollen bat, 8preeben wir bierclureb ^u^Ieieb im blamen aller Hinterbliebenen un8eren iuniKStvn Dank au8. Rabenau, Orokö>8a, Dresden. ^amilio lüouis ZekZrsirLer. Dir, lieber Kaul, ruken wir ein „Kube 8ankt" in dein kerne8 Orab naeb. klöcklicb und unerwartet erbielten wir die 8ebmerrdiebe dlaekriebt, dak un8er einrn^er, lieber, unverZeklicber, bollnunMvoller 8obn und kruder, Arthur Altrsä östriß 8oläat in einem Kronaäior-Kogiment in den Kei88en kämplen an der komme durek einen Oranat8plitter am 24. jub 1916 8ebwer ver wundet wurde und am 25. lull im biübenden Zdter von 23 labren 8wn beben opkern mu88te. lm tiekten Lcbmer^ -ei^en dw8 an Oroköl8a, den 13. ^u^u8t 1916. äi6 tieftfauennllkn titel'« » neb8t 2 8ebwe8tern und Narie Asvknsode a>8 kraut. 3 M / Oer öexuAsscIlein. - W Unterroiobneto Kosebäfto geben biormit ibrer werten Xunösobaft be kannt, öass kerugssekeinvorllruoke in unseren Kesebäften ru entnebmen 8inä unö öem kaufenden Publikum bei äer Ausfüllung ües Xopfes rles Vor- W üruekes gern bebiMieb sinü. /Ule weiteren kuekünfte bereitwilligst. W Unsere auswärts wobnenüen Xunäen bitten wir, kerugssebeine von W ibrer dortigen Ortsbebörüe au8g6fertigt mitrubringen, öa wir 80N8t llle ge- W wünsekten Waren sofort niobt ausbälllgen können. W Unsere Verkaufspreise sinö unvSräriüSrr geblieben; freie Ar- W tikel geben wir auob weiter oiine VeruAZsekeine ad. W Oarl 5a.: Lmil Seidel, Douis Ldorloin. D W lnb.: ssrieäriek Uspel. W ^.ldin Dörrer. Laukdaus Fortuna. LuAON Rudel. W W Osuken» Oeor^ Sode vsuksn. Allen Nachbarn und lieben Bekannten sagen wir für die uns in überraschender Weise dargebrachten Glückwünsche und Ge schenke zu unserem goldenen Ehejubiläum nur hierdurch unseren herzlichsten Dank. Obernaundorf, 12. August 1916. Heinrich Börner und Frau. „karatin" Erbsensuppe, 6rütre-8uppe, Kraten^osen-Würfel, 8al-ll6ll6n-8o8en-Wüff6! empfiehlt Fritz Pfotenhauer. D Ziuklbaun suchen 8rnst Wolf H. Lio. kbotossvapkis- u. Liläövrakmsn hält in allen Größen vorrätig Max Wünschmann. MsWemkitn sofort gesucht. . ss. 8ekmiüt L 60., Rabenau. ZtsrkekrE empfiehlt §r. ktotellkauer. Ne U-WS a.'N.lcüsslÜcb, wuse^Sr ffbevmä.kfivu>d.'M -o vAckem NklaPs <^escksu.^-ts^ ÄwfmeL^sclE^svtsn sa^su. awf Assem. Ät^e^e allen unseren i Qelsa, §lu-q.ust igi6. s AlOaco Hö-üls iv.