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Rabenauer Anzeiger : 15.08.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191608159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160815
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160815
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-08
- Tag 1916-08-15
-
Monat
1916-08
-
Jahr
1916
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Da? Telegramm im Stadtverkehr bis fünf Worte ein- schließlich 40, über 5 bis 10 Worte einschließlich für jedes Wort zwei Pfennig mehr, also 42, 44, 46 Pf. usw.; über zehn Worte für sedes Wort 5 Das Telegramm iw sonstigen Verkehr bis fünf Worte einschließlich 60 Pf., Übel fünf bis zehn Worte einschließlich für jedes Wort 2 Pf. mehr, also 62, 64, 66 Pf. usw., über 10 Worte für jedes Wort 7 Pfennig. Der Rohrpostbrief kostet 35, die Rohrpost karte 30 Pf. Im Fernsprechverkehr beträgt die jährliche Pauschgebühr in den kleinsten Netzen 88 M., steigend bis 188 M. in Netzen mit mehr als 20 000 Anschlüssen. Die jährliche Grundgebühr in Netzen von nicht mehr als 1000 An schlüssen 66 M-, steigend bis 110 M. in Netzen mit mehr als 20 000 Anschlüssen. Die Gebühr für Ortsgespräche bei An schlüsse gegen Grundgebühr 5,5 Pfennig für jede Verbindung ; die Gebühr für Gespräche im Verkehr von Ort zu Ort bei einer Entfernung von nicht mehr als 25 Km. 22 Pfennig für je drei Minuten, steigend bis zu 2,20 M. bei einer Ent- fernung von mehr als 10 000 Km. Bruchpfennige bei nicht genügend frankierten Sendungen werden auf volle Pfennigs aufwärts abgerundet. Unverändert sind die Gebühren ge blieben für Drucksachen, Geschäftspapiere, Warenproben, Postanweisungen und Zeitungen. Die Engländer komme». über einen Monat dauert die Offensive der Engländer und der Franzosen an, in der die ersteren ihren Verbün deten, sowie der staunenden Welt zeigen wollten, wie sie es fertig bringen konnten, die Deutschen durch Belgien bis an den Mem oder gar über diesen Fluß zurück zu treiben. m Verlauf dieses Monats heraus- gestellt, daß auch die seltsamsten Berechnungen sich als falsch erweisen werden, wenn das Tempo der britischen Offensiv« f" weiter entwickelt wie bisher. Dannt kommt ein Hoffnunocn^süm gewiß nicht zu den englischen . Isländer kommenl Wenn dieser Alarmruf an dei deutschen Front ertönt, so sind, darin stimmen alle Bericht« von Kriegsberichterstattern und sonstige Zuschriften überein, unsere Feldgrauen elektrisiert. Dann geht das Kampffeuei "w ersten Tage durch die Reihen, und aus den sonst so kühlen Augen leuchtet die heiße Kampflust. Hüben wie drüben sind es entschlossene Gegner, die einander gegen überstehen, zähe Soldaten, die wissen, daß es die Ausdauer lsh welche den Erfolg, den entscheidenden Sieg verleiht. Zu der kriegerischen Feindschaft, die doch niemals der Ritterlich keit entbehren darf, gesellt sich auch wohl , eine tüchtige Portion Haß, und doch liegen die Anschauungen über den ßeind auf beiden Seiten verschieden. Man denkt über de« Feind anders oder hat doch wenigstens über ihn anders gedacht. Und daß es so gekommen ist, daran tragen nicht die Deutschen schuld. .... „ „ Daß die deutschen Soldaten wissen, daß die Engländer unsere erbittertsten Feinde sind, das ist ganz selbstverständlich. Aber sie haben unter diesem schärfsten Gegner doch nicht Len einzelnen britischen Soldaten verstanden, sondern dieser Todfeind Deutschlands war die Regierung in London und ihre Politik, während die beiderseitigen Armeen für die Ehre und den Ruhm ihrer Heimatländer zu kämpfen hatten. Diese soldatische Stellung ist aber dann von den Briten verändert und total verlassen worden. Nirgendwo sind Lügen und Verleumdungen so schamlos und niederträchtig wie in London betrieben worden, und den englischen Soldaten sind die Deutschen in einem mehr als unwürdigen Licht gezeigt worden. Daraus ist auch der Hochmut und die Anmaßung entstanden, die selbst bei gefangenen Briten noch gegenüber den Deutschen zu verzeichnen waren. Die widerliche Szene, bah Offiziere mit einem Brot Fußball spielten, ist von Eng ländern daraestellt worden. Es war deutsches Brot, dem sie damit ihre Gesinnung zeigen wollten. Die Deutschen sind den Engländern nicht bloß als barbarische, sondern auch als feige Gegner bezeichnet worden. Viele bestialische Szenen, die irgendwo in der Welt verübt worden waren, erhielten in illustrierten Journalen an der Themse die Köpfe und Uniformen deutscher Soldaten für die Missetäter. Andere Greueltaten, die abkonterfeit wurden, waren direkt frei erfunden. Dies Treiben bestand schon vor dem Weltkriege, als die „Jnvasionsfurcht" in England ihre Blüten trieb, und steigerte sich im Feldzug. Daß es bet unseren Feldgrauen tiefe Erbitterung erwecken mutzte, ist nur natür lich. Mit der Verleumdung unserer Krieger als feige, die den eigenen angeworbenen Soldaten Mut machen sollte, haben sich die Londoner Lügner selbstverständlich am meisten geschadet, denn die Aufdeckung dieser Trugdarstellungen hat doch einen tiefen Eindruck gemacht. Am schimpflichsten hat aber die britische Militärver waltung selbst dadurch gehandelt, daß sie in der Wahl der Waffen gegenüber den Deutschen jede Redlichkeit und Ritter lichkeit vermissen ließ. Schon im Anfang des Krieges wur den bei verwundeten und gefallenen deutschen Soldaten Wirkungen der sogenannten Dum-Dum-Geschosse verzeichnet, Kugeln, die die Engländer selbst gegenüber wilden Tieren und sodann gegenüber barbarischen Völkern, wie den Suda nesen, zur Anwendung brachten. Dahin gehören auch die Wolfsgruben, wie sie in Indien zur Erlegung von Tigern eingerichtet werden, in welchen sich die hineingestürzten Körper auf spitzen Pfählen ausspießen, und die Greueltaten der indischen Gurkhas, die dem überraschten Gegner die Kehle durchschnitten, die Anwendung von Gasbomben rc. Alle diese Mittel haben den Engländern keine nach haltigen Errungenschaften eingebracht, aber sie konnten an den Deutschen nicht spurlos vorübergehen und sie gleich gültiglassen. Darum die Stimmung, wenn der Ruf erschallt: „Die Engländer kommen!" Dann sind die Unseren zum rechten Empfang bereit, und gilt es, nachzustoßen, dann geht es ohne Rast und Ruhe vorwärts, dann wird der letzte Atemzug daran gesetzt. Und vor allem zeigt sich der heiße Kampfeszorn im Handgemenge, dann zeigen die Deutschen den weißen und farbigen Briten, was bei uns „Armschmalz" bedeutet. England muß sich über seine eigenen Verluste noch klar werben. Jeder neuen Offensive-Ankündigung ant wortet der jubelnde deutsche Ruf: „Laßt nur die Engländer kommen!" Vermischtes. Handels-Flugschiffe nach Amerika? Unseren Handels-Tauchschiffen sollen ausländischen Mel dungen zufolge in nächster Zeit Handels-Luftschiffe zugesellt werden, die den Warenverkehr mit Amerika über den Ozean hinweg vermitteln werden. Es soll sich dabei um Riesen zeppeline handeln, von denen zwei an den jüngsten Angriffen gegenEngland teilnahmen. Die neuenRiesen-Handelsluftschtffe sollen für ein ungeheures Steige- und Kraftoermögen ein gerichtet sein und eine Schnelligkeit bis zu 200 Kilometer in der Stunde entwickeln können. Die Möglichkeit eines Lusschiffsverkehrs mit Amerika ist gewiß nicht ausgeschlossen; unsere Zeppelinwerften sind auch sicherlich imstande, alle Schwierigkeiten einer so weiten Luftfahrt zu überwinden. Ob die Sache aber schon so weit gediehen ist, wie die aus ländischen Meldungen behaupten, das bleibt doch noch ab zuwarten. Daß uns das Ausland den Handelsverkehr mit Amerika über dem Meere zutraut, nachdem wir ihn unter i>em Ozean weg soeben mit der „Deutschland" in verheißungs voller Weise eröffnet haben, enthält auch schon das Aner- ienntnis der deutschen Überlegenheit. über die Reichsbekleidungsordnung bestehen irr» sümliche Auffassungen. Insbesondere ist die Meinung ver breitet, daß vom 1. August ab alle Webwaren nur gegen Bezugsschein veräußert werden dürfen. Wie der Verband deutscher Detailgeschäfte der Textilbranche mitteilt, gibt es Tausende von Webworen, die auch nach dem 1. Angust ohne jede Beschränkung abgegeben werden dürfen. Ebenso irrtümlich ist die Auffassung, als ob die der Bekleidungs- ordnung unterstellten Waren seit dem 1. August wesentlichen Preiserhöhungen ausgesetzt seien. Das Gegenteil ist richtig. Durch die Bekanntmachung beir. Preisbejchränkungen bei Verkäufen von Web-, Wirk- und Strickwaren ist Vorsorge getroffen, daß die Waren nur insofern im Preise erhöht werden, als es wegen der Kriegslage notwendig ist. Der Titel Frau. Der Großherzog von Baden er mächtigte das Justizministerium, ledigen weiblichen Personen die Führung der Bezeichnung „Frau" zu gestatten, wenn sie mit einem Kriegsteilnehmer in der ernstlichen Absicht der Verheiratung verlobt waren, die Eheschließung nur wegen Todes oder Verschollenheit des Bräutigams unterblieben ist and der Tod oder die Verschollenheit mit dem Kriege im Zusammenhänge stehen. Kriegstinte. Eine besondere KriegStinte zum Be schreiben von leimschwachen Papieren ist 'jetzt fertiggestelli worden. Proben derartiger Tinten haben sich als brauchbar erwiesen. Es dürfte einige Zeit vergehen, bis die Kriegs tinte im Handel zu haben ist. Der Unterichtsminister hat schon jetzt in einer besonderen Verfügung es als zweckmäßig bezeichnet, in den Schulen auf die künftige Verwendung der Kriegstinte einzuwirken. Ein seltener Fall von Schwämmeveraiftung er eignete sich in München, wo sich nach dem Genuß von Schwammpilzen in der Familie eines Gußputzers, bestehend aus Mann, Frau und zwei Kindern von 12 und 14 Jahren, Schwämmevergiftung einstellte, die sich bei Lem 14 Jahre alten Sohne in einem Tobsuchtsanfall äußerte; er packte fein 5 Monate altes Brüderchen und warf das Kind vom ersten Stockwerk in den Hausflur. Der Kleine, der einen Schädelbruch erlitt, wurde in das Kinderspital, die beiden Knaben in das Krankenhaus gebracht. Entdeckung einer unterirdischen Höhle auf dein Regenstein durch die Wünschelrute. Auf der bekannten, von Ausflüglern vielbesuchten Burgruine Regenstein am Harz hat der Rutengänger Otto Edler von Graeve bis jetzt unbekannte unterirdische Höhlen und Gänge durch die Wünschelrute festgestellt. Es handelt sich laut „Magdeb. Ztg." um ein Grabgewölbe von etwa zwei Metern Lange, einem Meter Breite und zwei Metern Tiefe, sowie um zwei Gänge. Der Regenstein oder Reinstein war bekanntlich der Sitz des auch von Julius Wolff in seinem Harzroman „Der Raubgras" geschilderten Grafen von Regenstein. Er ist gegenwärtig ein kleines preußisches Gebiet im Braun schweigischen. Die einhauende Kavallerie. In seiner Lebens beschreibung erzählt Ludwig Richter eine kleine Erinnerung auS den Lagen feiner Schulzeit. Er war kein besonders eiftiger Schüler, und die Rechenstunde erfreute sich seiner geringsten Teilnahme. Nicht selten benutzte der künftige Maler sie zu künstlerischen Vorübungen auf der Schiefer tafel. Einmal zauberte er eine gewaltige Schlacht auf den dunklen Grund hin, und im „blinden Eifer des Kompo nierens" widerfuhr cs ihm dabei, daß er halblaut seinen zuschauenden Nachbarschülern zurief: „Aber jetzt muß die Kavallerie einhauen!" Da ließ sich plötzlich hinter seinem Rücken die empörte Stimme des Lehrers vernehmen: „Ja, etnhauen soll sie, einhauen soll sie!" Zugleich sauste ein Rohrstöckchen unbarmherzig auf den Schlachtenmaler herab. Die Tafel wurde konfisziert und sogar zum Direktor getragen. Der kleine Ludwig aber als Märtyrer seines Kunsttriebes verbrachte den Rest Lieser Rechenstunde vor der Tür des Klassenzimmers und zwar in Reuetränen. Wie die Wurst verteuert wird, zeigte die Ver handlung vor einem Berliner Schöffengericht gegen einen Fleifchermeister wegen Kriegswuchers und Vergehens gegen Magistratsverordnungen. Der Angeklagte hatte Oldenburger Wurst, die er für 3 Mark eingekaust hatte, für 5,50 Marl das Pfund verkauft; er rechtfertigte sein Vorgehen mtt der Begründung, daß die Wurst weich gewesen sei und durch längeres Hängen ein Trockenverlust eingetreten sei. Der Amtsanwalt hielt Lie vorliegende Übervorteilung Les Publikums für so ungeheuerlich, daß er 1000 Mark Geld strafe in Antrag brachte. Das Schöffengericht erkannte jedoch nur auf 200 Mark Geldstrafe. Zuchthausstrafen für Kaninchendiebe. Das von den Laubenkolonisten gehaltene Kleinvieh, Kaninchen, Hühner und Tauben, war schon in Friedenszeiten für gewisse Diebes- „Svezialisten" eine begehrte Beute. In letzter Zeit habe-, diese Diebstähle sich noch gemehrt. Von einem Berliner Gericht wurden zwei Diebe dieser Art zu strengen Strafen verurteilt; sie hatten die gestohlenen Tiere, um sie besser fortschaffen zu können, gleich an Ort und Stelle geschlachtet. Das Gericht erkannte gegen die beiden Angeklagten auf je drei Jahre Zuchthaus. Die großen Brände in Rußland sind auf eine Geheimgesellschaft zurückzuführen, von der 30 Mitglieder verhaftet wurden. Neuerdings wurden zwei Mineralwaffer- fabriken in Moskau etngeäschert, in denen Gummi lagerte. Der Schaden beträgt acht Millionen Rubel. In Bobrujsl brannte ein Stadtteil mit den Gebäuden deS Hilfskomitees der Prinzessin Tatjana ab. Es liegt Brandstiftung vor, um die ungeheuren Schwindeleien und Unterschlagungen zu vertuschen. Aus der Ariegszeit. Laurentiustag. Von Georg Paulsen. Im August 1914 hatten die Reitersleute bei ihren Pferden im Eisenbahnwagen auf Stroh gesessen oder ge legen, wie sich gerade der Platz darbot, und waren dem Feinde entgegengefahren. Sie hatten sich schneidige Attacken erhofft, je mehr desto besser, um den Engländern und Fran zosen zu zeigen, was deutsche Hiebe bedeuten. Klar war der Himmel und ruhig die Nacht. Die Sterne leuchteten und blinkten, aber dazwischen funkelte es blitzend zwischen Himmel und Erde. Es glitt herab wie Feuerfunken und verschwand, ein seltsames, überirdisches Schauspiel in der Sommernacht. Die Erwartung und Aufregung von nahenden Kämpfen hatte die Leute wachgehalten, sie verfolgten aus ihrem Wagen heraus das Glänzen und Blinken in den Lüften. Es wurde immer stärker und fesselnder „So kann es un Gefecht zugehen," meinte ein junger Mensch, der noch mitten in seiner aktiven Dienstzeit stand. „So können die Kugeln saufen, da kriegt man ein Stück Vorgefühl davon. Hui, seht mal, das waren drei, vier mtt einem Mal und auf derselben Stelle. Wenn die einem ge- "de auf den Kopf fallen! Ui je, ich danke bestens!" -Na, Müller 4, Dein Kopf könnte es aushalten," wars ein Sergeant unter allgemeiner Heiterkeit dazwischen, Lem der junge Kavallerist in der Rekrutenausbildung das Leben sauer gemacht hatte. „Aber macht Euch keine Gedanken, Kinder, so von oben herunter fliegen Euch die Kugeln in der Schlacht nicht auf den Schädel. Und wenn sie es täten wäre es Euch auch egal. Sobald „Marsch, marsch!" ^blasen wird kümmert einen bloß der Feind, den man vor sich hat. Alles andere ist schnuppe!" „Daher heißen die Dinger da oben in Ler Luft auch Sternschnuppen," ulkte ein Einjähriger, was ihm einen strafenden Blick des Vorgesetzten Lintrug. „Lassen Sie sich das Schulgeld wiedergeben, wenn Sie nicht besser in der Naturgeschichte Bescheid wissen. Also, Müller 4, weißt Du, pas SterMnupven find?" „Weiß ich," antwortete Müller 4 wichtig, „wenn man ein Zehnmarkstück in der Tasche hat und wünscht sich noch zehn dazu, wenn gerade eine solche Schnuppe vom Himmel runterpurzelt, dann bescheert sie einem der heilige Laurentius, bevor das Jahr vorbei ist." „Wenn das so ist, dann möchte ich wirklich rin paar Lage im Jahre Müller 4 sein," sagte der Sergeant unter schallendem Gelächter. „Müller 4, wie kannst Du heute, wo wir heute Meu bet« Feind fahren, wiche Nabo^- gedanken haben? Wenn wir heute etwas beim Fallen der Sternschnuppen zu wünschen haben, so ist es, daß unsere Eskadron das erste feindliche Geschütz und die erste feind liche Fahne oder Standarte erbeutet. Verstanden?" „Zu Befehl. Aber ich wünsch' auch, daß ich zu Hause die Marianka wieoersehe." „Wirst Du schon, denn solches Unkraut vergeht nicht. Aber nun aufgepaßt, Kinder, und wenn wieder ein so recht leuchtendes Sternstück herunterpurzelt, dann schnell gewünscht, wenn wir alle dasselbe wünschen,, muß es doch für einen etntreffen. Jetzt! Na, Müller 4?" „Hab' ich gewünscht, daß ich dem buckeligen Schneider bet der Rückkehr aus dem Krieg eine tüchtige Tracht Prügel geben kann, weil er die Marianka hat küssen wollen, wie sie mir geschrieben hat." Müller 4 strahlte ob dieses gerade im Augenblick des Sternschnuppenfalles gehegten Wunsches. „Müller 4!" brauste der Sergeant auf. Da kam eine Station in Sicht Ein langes Jahr war vergangen bis zum nächsten Laurenttustage. Die frischen Reitersmänner waren von den Rossen gestiegen und saßen in den Schützengräben. Die Sternschnuppen leuchteten wieder und in der Tiefe des Grabens schien es ihnen, als ob das himmlische Feuerwerk ihnen direkt auf den Kopf fallen wollte. Sie waren nicht mehr alle beisammen, die Gefechte hatten Lücken in die Reihen gerissen, und fremde Gesichter waren an die Stelle der alten Kameraden getreten. „Veränderung ist immer was wert im Leben," lachte der Sergeant, den eine mächtige Stirnnarbe zierte, „aber wenn ich offen sein soll, es gefiel mir im vorigen Jahre befier, als wir uns da» erste Geschütz bslten. Wir sahen infam in der Tinte, aber inan konnte sich ooch rühren. Hier? Meine Andromeda sah mich ordentlich traurig an, als ich zu ihr sagle: ja, mein Tierchen, nun geht das Plaister im Graben an, und Du bleibst hier." „Kann man aber doch auch hier die Sternschnuppen sehen," sagte Müller 4, der alle Zusammenstöße unverwundet überstanden hatte. „Haha," lachte der Sergeant, „da meldet sich ja der Außenseiter. Na, Müller «, Dein Nebenbuhler hat seine Tracht Prügel noch nicht fort. Wünscht Du sie ihm heute nochmals?" „Nein," sagte Müller entschieden, „krummer Schneider ein braver Mann. Hat mir große Wurst als Liebesgabe geschickt und geschrieben, Marianka hätte alten Schornstein feger geheiratet. Hat uns alle Beide betrogen. Laß sie laufen." „Bravo!" sagte der Einjährige lustig. „Und ich wünsche mir ..." Da sank er zurück, eine Kugel hatte ihm die Stirn durchbohrt. Es war still geworden, niemand achtete mehr auf den Schwarm der Laurentius-Sternschnuppen. Da lag der tote Kamerad, — und was mochte der sich gewünscht haben? Sankt Laurentius hatte einen leuchtenden Gruß aus den himmlischen Regionen bestellt, es war als ob ein Signal, ein Feuerwerk abgebrannt würde zum Zeichen eines Angriffs. Aber noch war alles still, die an Bewegung gewöhnten Feldgrauen empfanden die Enge des Raumes. „Wenn es doch ein bißchen Leben geben wollte, was, Müller 4? Heute ist die Stimmung gerade recht zum Dreinfchlagen." „Zu Befehl," sagte der. „Hau ich jeden, der herein will, kaput!" Und da kamen die Feinde, sie wollten herein. Ein blutiges Handgemenge entstand, bis der Angriff abgeschlagen war. Vorbei war manches Hoffen, manches Wünschen. Laurentiustag!
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