Volltext Seite (XML)
England und Italien. Während von unsern Feinden Rußland und Frankreich sich in dem Augenblick, als sie den Krieg gegen uns vom Zaune brachen, bewußt waren, daß sie schwere Opfer würden bringen müssen, wenn sie sich auch im übrigen von ihrem bombensicheren Siege überzeugt hielten, hatten England und Italien bei ihrem Eintritt in den Krieg ganz absonderliche Meinungen. England glaubte, daß es durch die Teilnahme am Kriege nicht mehr leiden würde, als wenn es neutral bliebe; Italien fühlte sich als das Zünglein an der Wage Und vermeinte durch sein Eingreifen den unersättlichen Er oberungshunger stillen, gleichzeitig aber auch schnell und ohne sonderliche Mühe den Sieg für sich und seine neuen Freunde herbeiführen zu können. Ein grenzenloser Irrtum war es, den diese beiden Mächte begingen, als sie ohne jeden andern Grund als den der gemeinen Habgier das Schwert aus der Scheide zogen. England wie Italien würden, wenn sie heute noch einmal zu der Kriegsfrage Stellung nehmen könnten, auf Grund der in dem verflossenen Kriegsabschnitt gemachten Erfahrungen sich mit Händen und Füßen gegen eine Beteiligung an den Feindseligkeiten sträuben. Neid und schnöde Habgier hatten beide blind gemacht. Ein alter griechischer Spruch aber sagt schon: Wen die Götter ins Verderben stürzen wollen, den schlagen sie mit Blindheit. England leidet furchtbar unter den Wirkungen des Krieges. Seine täglichen Kriegskosten belaufen sich auf hundert Millionen Mark, zwanzig große Kriegsschiffe hat es verloren, die Dardanellen und Kut el Amara haben ihm außer schweren Verlusten eine folgenschwere Erschütterung seines Ansehens im ganzen Osten eingetragen, auf Frankreichs Schlachtfeldern opfert es in blutigen Hekatomben die Blüte seiner Jugend. In der Schlacht an der Somme hat es zusammen mit dem verbündeten Frankreich gegen eine halbe Million Mann verloren. Mit diesem Riesenopfer ist der Gewinn von 72 Quadratkilometern Landes erkauft worden, so daß für die Eroberung jedes einzelnen Quadratkilometers 7000 Mann geopfert werden mußten. Da noch 60 000 solcher Quadratkilometer im Westen zu erobern wären, wenn die Deutschen über die Grenze gedrängt werden sollten, so würde sich bei For etzung des Kampfes unter gleichen Bedingungen ein Verlust von 360 Millionen ergeben, d. h. weit mehr als die Gesamtbevölkerung Europas abzüglich Kußlands. ! Und Italien? Schwerer konnte das einstige Land deutscher Sehnsucht nicht getroffen werden, als es durch diesen Krieg geschlagen worden ist und noch täglich weiter geschlagen wird. 3840 Quadratkilometer mit 330 000 meist italienischen Bewohnern hatte Österreich seinerzeit dem damaligen Verbündeten für die Aufrechterhaltung der Neutralität, nicht etwa für die sich gebührende kriegerische Unterstützung geboten. 5700 Quadrat kilometer mit 430 000 Einwohnern, darunter jedoch nur 160 000 Italiener, hatte die italienische Regierung gefordert. Wegen dieser geringfügigen Differenz beging Italien Len unerhörten Verrat und überfiel den alten und bewährten Freund. In den 400 Tagen seines bisherigen Krieges hat Italien 2800 Quadratkilometer Landes, die zumeist von den Österreichern freiwillig geräumt worden waren, gewonnen, dafür aber gegen 300 Quadratkilometer eigenen Besitzes bet Asiago und am Monte Paralla verloren. Diesen verschwin dend kleinen Gewinn hat Italien erkauft mit rund zehn Milliarden Lire an Kriegskosten und etwa 800 000 Mann an Toten, Verwundeten, Gefangenen, Vermißten und Kranken. Jeder Quadratkilometer kostet den Italienern danach vier Millionen Lire und einen Verlust von 300 Mann. Italien besitzt überdies keinerlei Aussicht, das eroberte Gebiet zu behalten. Man braucht kein Prophet zu sein, um ihm vor aussagen zu können, daß es in diesem Kriege ein Ende mit Schrecken nehmen wird. Freventlich grub Italien sich selbst das das Grab seiner Ebre und seines Glücks. Stundschan. Die Wirkung unserer Zeppelin-Angriffe sucht England zu verheimlichen. Wie die „Köln. Ztg." hört, bringen norwegische Reisende die Mitteilung, daß norwegischen Dowofern verboten worden ist, die englische Küste amu- ragen triumphieren, kein Zweifel. Der deutsch-italienische Handelsvertrag ist zwar von keiner Seite offiziell aufgekündigt worben, hat seine Gültigkeit aber gleichwohl verloren. Nachdem Italien die Vertragsbestimmungen willkürlich gebrochen hat, hält sich auch Deutschland nicht mehr für gebunden an sie, sondern wendet gegenüber italienischen Erzeugnissen den autonomen Tarif an. Die Fabrikate aus ausländischen Tabaken, die ohnehin schon schwindelerregend im Preise standen, werden nach dem soeben in Kraft getretenen Verbot der ausländischen Labakeinfuhr noch teurer werden. Die Kosten entfallen jedoch aus die leisiunasiätuaeu Schullern. Da wir große Tabak- laufen. ES soll verhindert werden, daß die Erfolge der letzten deutschen Luftfchiffangriffe gesehen und weitergemeldet werden. — In Widerspruch zu der Erklärung der englischen Regierung, daß durch die Zeppeline keinerlei Schaden von Belang angerichtet worden sei, steht auch die Mitteilung der „Daily Mail", daß sie infolge der Zeppelinangriffe aus ihrem Versicherungsfonds Schadenersatzansprüche bezahlt habe. Dieser Fonds versichert die Abonnenten der „Daily Mail" gegen Zeppelinschäden, wenn es sich um schwere Be nachteiligung, wie Lebensoerlust oder schweren Vermöqens- verlust handelt. Englands Arger über unsere Tauchfrachtschiffe macht sich in grotesken Darstellungen Luft. Ein Londoner Blatt behauptet, die „Deutschland" wurde in kleinen Stücken an Bord neutraler Schiffe nach einem wenig besuchten amerikanischen Hafen gebracht, dort zusammengesetzt und mit Farbstoffen beladen. Dann fuhr sie triumphierend innerhalb der drei Meilenzone nach Baltimore. Ein anderes phantasiert: Die Reise war eine Versuchsfahrt. Kommt der gefürchtete Augenblick, da der Kaiser gezwungen wäre, den Verbündeten seinen Degen zu überreichen, so wird er sich dieser Demütigung und der Gefahr, den Rest seines Lebens auf St. Helena zu verbringen, dadurch entziehen, Laß er auf der „Deutschland" nach Amerika flüchtet. Weitgehende Kriegszietiorderungen erhebt eine Reihe von Persönlichkeiten, - meistens Trägern klangvoller Namen, die sich in München verewigt hat. In den betref fenden Versammlungen fehlt es auch nicht an Angriffen aus Lie Junius alter-Broschüre. Als bekannt wurde, daß der Ministerpräsident Graf Hertling den Bundesratsausschuß zusammenberufen wolle, da wurden zwei Versuche gemacht, die bayerische Staatsregierung für die Wünsche der All deutschen und ihrer Verbündeten zu gewinnen. Ein Ansturm erfolgte gegen den nach München von Ruhpolding zurück gekehrten Grafen Hertling, und als der Ministerpräsident sich ablehnend verhielt, kamen die Herren um die Audienz beim König ein. Der König empfing die Herren auch, lehnte es aber ab, deren Ideen zu seinen eigenen zu machen, sondern mahnte sie in freundlicher, jedoch ernster Weise, den leitenden Männern Deutschlands zu vertrauen und keinen Zwist in die Bevölkerung hineinzutragen. Die Sitzung des Bnndesratsausfchuffes für aus wärtige Angelegenheiten erfolgte am Dienstag laut „Tägl. Rundsch." auf bayerische Anregung. König Ludwig hatte hervorragende Männer seines Landes empfangen, die ihm ihre Wünsche in bezug auf die Leitung der auswärtigen Politik und der Kriegsziele vorgetragen haben. Es liegt daher auf der Hand, daß der Bundesratsausschuß für aus wärtige Angelegenheiten jetzt sich mit diesen Wünschen be schäftigen wird. Selbstverständlich wird die auswärtige und die Kriegslage Gegenstand der Aussprache sein. In der Hauptsache wird es sich aber um tnnerpolitische Fr"— handeln. Daß Frieoensfragen erledigt werden sollten, könnten oder müßten, ist müßiges Geschwätz. Daß der König den Empfang gewährt hat, so fährt das gen. Blatt fort, ist wohl Lie deutlichste Abfuhr, die von allerhöchster Stelle der halbamtlichen Entgleisung der „Bayerischen Sraatszeitung" zuteil geworden ist, die die politische Gruppe als „Intriganten" kennzeichnete, die der König empfangen hat. Wenn auch die sozialdemokratische und ein Teil der bürgerlichen Presse Bayerns von einer „Hinauskomplimen- tierung" bei dem Empfang schreibt, so sind die Herrschaften entweder schlecht unterrichtet, oder sie faseln wider besseres Wissen. Denn über die politische Bedeutung und Tragweite Les Empfanges besteht wohl auch bei diesen Leuten, die jetzt über eine „alldeutsche mißglückte Aktion in Deutschland" LISek »Hä Elas? Erzählung von Hermann. Egloff. I Die nachstehende Erzählung spielt in einer Zeit, wo sich Berlin wohl schon im Aufstieg zur Weltstadt befand, der aber erst nach der Einigung des Deutschen Reiches so gewaltig einsetzte. Es war die Zeit, wo noch die ehr würdige Droschkenkutsche in der Hauptsache den Ver kehr vermittelte, an Stelle der prunkenden Vergnügungs paläste noch einfachere Wein- und Bierlokale standen. Wo es bei allen passenden und unpassenden Gelegenhei ten bis auf die Straße schallte: Das ist das berliner Leben wie es weint und lacht. 1. Der Goldsohn. Im Hause des bekannten berliner Bankiers Güldner fand heute zur Feier des 60. Geburtstages des Familien oberhauptes ein glänzendes Fest statt. Aber noch eine »ndere Veranlassung war es mit, welche den Bankier veranlaßte, die Pforten des palastähnlichen Hauses einem größeren Kreis von geladenen Gästen zu öffnen. Der zweite seiner beiden Söhne, welcher die Rechte mit gu tem Erfolg studiert hatte, war in einem Lebensalter, wo mancher andere noch als Assessor nach Beförderung seufzt, schon zum Rate befördert worden und diese» Ereignisse mit zu Ehren veranstaltete Herr Güldner, der sich vom »escheidenen Kleinwaarenhändler allmälig zum bedeuten den Bankier emporgeschwungen hatte, ein Fest, so glän zend, wie es sein Reichtum gestattete. Er wollte damit zugleich dartun, als sei er es von Kindesbeinen an ge wöhnt, in solchen Verhältnissen zu leben. Es waren dazu eine große Anzahl Herren von Rang »nd Stand, Kunst und Wissenschaft teils mit, teils ohne Dame dieser Einladung gefolgt, um das Fest verherrli- chen zu helfen. Nur einer fehlte, der eigentlich einen Hauptplatz an der Festtafel hätte einehmen müssen — der älteste Sohn des Bankiers — den ein Familienzwist sernhielt, denn er lebte mit feinem Vater in bitterer Feindschaft. Es fragte auch Niemand nach ihm, wohl aus Taktgefühl für den Festgeber. Eben ist der zweite Gang vorüber, da schlägt Dr. Guido Steinbrück, Professor und Landtagsabgeordneter, der eine Weile sinnend dagesessen hatte, gegen das Glas, erhebt sich und spricht, indem die steigende Begeisterung seine Stimme verstärkt: „Meine verehrten Damen und Herreni Ein schönes Fest findet uns heute hier vereinigt. Un ser allverehrter Herr Güldner feiert seinen Geburtstag, die schönste Geburtstagstagsreude aber, die ihm zu Teil geworden ist, ist sicherlich die, daß gerade in diesen Ta gen sein Sohn in Anerkennung seiner außerordentlichen Verdienste um den Staat in einem noch frühen Lebens alter zum Rat befördert worden ist. Wir allen teilen diese wohlverdiente Freude unseres Wirtes und gönnen ihm die Freudenträne, welche in seinem Vaterauge glänzt. Möge es denn der Vorsehung gefallen, daß der junge Rat vom gereiften Rate bald zum Geheimen, der Ge heime zum wirklichen Geheimen Rate befördert werde. Glück und Freude walte in diesem Hause immerdar — unser Herr Güldner und sein Sohn leben hoch l" Lebhaft klangen die Gläser aneinander und alle An wesenden stimmten in^den dargebrachten Toast ein. Als das übliche dritte Hoch verklungen war, begann die Einzelunterhaltung wieder und dabei flüsterte am un teren Ende der Tafel ein Herr seiner Nachbarin mit ge- dämnpfter Stimme zu: „Es ist dem alten Herrn die Freude an seinem zwei ten Sohn um jo mehr zu gönnen, als jein anderer und Vorräte im Lande haben und selber ein rauchbares Kraut flauen, so ist das Einfuhrverbot nur zu begrüßen, da die Preistreibereien der ausländischen Importeure keine Grenzen aehr kannten. Polens Zukunft. Die kürzlich unterbrochenen Vev Handlungen zwischen Deutschland und Österreich - Ungar« über die polnische Frage werden demnächst fortgesetzt werden, und man nimmt an, daß sie dieses Mal zum Abschluß gebracht werden sollen. Wie der „Tag" hört, ist die vor einigen Tagen verbreitete Meldung, Graf Andrassy hätte eine Einladung ins deutsche Hauptquartier erhalten und sei dorthin abgerejst, nicht zutreffend. Vermutlich handelt es sich hier um eine Verwechslung mit dem österreichisch ungarischen Hauptquartier. Herr v. Batocki zum Ehrendoktor ernannt. Dem scheidenden Oberpräsidenten v. Batocki hat die juristische Fakultät Ler Alberts-Universität zu Königsberg (Pr.) die Würde eines Doktor jur. h. c. verliehen in Anerkennung seiner außerordentlichen Verdienste um die Verwaltung der Provinz Ostpreußen und im Hinblick auf seine gesetzgeberische Tätigkeit als Präsident des Kriegsernährungsamtes. Eine Reklamiertensteuer wird von der „Täg. Rundsch." empfohlen. Wie fruchtbar diese Steuer nach der finanziellen Seite für die Reichskasse werden kann, ergibt sich aus der Erwägung, das zu Anfang Les Krieges weit über zwei Millionen und jetzt noch rund eine Million Heeres pflichtiger zurückgestellt werden mußten. Aber auch unab- hängig von ihrer finanziellen Wirkung empfiehlt sich' die Maßnahme nach der sozialpolitischen, ja, sogar politischen Sette hin, — um einer nicht unbegründeten, wachsenden Mißstimmung den Boden zu entziehen. Denn in dieser schweren Zeit wird jede Bevorzugung als etwas Unerlaub tes empfunden, — sogar von den Bevorzugten selbst, ge schweige von denen, die die Opfer an Leben, Gesundheit, Vermögen darbringen. über die Behandlung von Stoffen für die Krankenpflege hat die deutsche Reichsregierung den Re gierungen der neutralen Staaten ein Dokument übermittelt, worin nachgewiesen wird, daß Deutschland dem hochherzigen Vorschlag des Königs von Spanien und der amerikanischen Regierung, Stoffen, die ausschließlich der Verwundetenpflege dienen, freie Beförderung zur See zu gewährleisten, sofort beigetreten ist. England hat jene Vorschläge zunächst auch angenommen, hat sich mit ihnen aber gleichwohl in Wider spruch gesetzt, indem es dem amerikanischen Roten Kreuz die Versendung von Gegenständen an das deutsche Rote Kreuz untersagte. EinProtest des früheren amerikanischen Präsidenten Taft dagegen wurde ablehnend beantwortet. Unter diesen Umständen ist Deutschland nicht mehr in der Lage, die Stoffe für Krankenpflege, die in den Bereich deutscher Seestrett- kräfte gelangen, wie bisher ohne weiteres frei passieren zu Ässen. Die deutschen Seestreitkräfte werden vielmehr Weisung irhalten, in Zukunft von dem ihnen zustehenden Recht auf Anforderung solcher Stoffe im Falle eigenen Bedarfs gebrauch zu machen. Gegen den nenm deutschen Posttarif wird noch so viel gesündigt, daß es angezeigt erscheint, dk Neuerungen hier noch einmal kurz zusammenzufassen. Dei Kriegszuschlag beträgt für Briefe im Orts- und Nachbar- ortsverkehr sowie für Postkarten zwei und einen halben Pfennig, für Fernbriefe 6 Pfennige. Der Ortsbrief bis 260 Gramm kostet sonach frergemacht 7,6 Pfennige, nicht freigemacht 16 Pfennige, der einfache Fernbrief bis 20 Gramm freigemacht 15, nicht freigemacht 25 Pfennige. Der doppelte Fernbrief (über 20 bis 260 Gramm) freigemacht 25, nicht sreigemacht 36 Pfennige, die Postkarte freigemacht 7,5, nicht freigemacht 15 Pfennige. Paket bis 6 Kg. in der ersten Zone kostet statt 25 Pf. 30 Pennig, auf alle weiteren Entfernungen 60 Pf. statt 50; Lazu tritt bei nicht freigemachten Paketen bis 6 Kg. der Portoruschlag von 10 Pfennig. Das Paket über 5 Kg. kostet in der ersten Zone 10 Pf., auf alle weiteren Entfernungen 20 Pf. mehr als bisher. Der Brief mit Wert- angabe in der ersten Zone 25, auf alle weiteren Entfernungen 50 Pf.; außerdem Lie Versicherungsgebühr wie bisher und . ^gemachten Wertbriefen der Portozuschlag von i0 Pfennig. Der Postauftragsbrief 35 Pfennig. ältester Sohn so schweres Leid und Kummer aus sein Haupt gewälzt hat." „So," entgegnete die Dame, „Herr Güldner hat also noch einen älteren Sohn? Wo befindet sich derselbe?" „Ich weiß auch nichts näheres über ihn. Er soll un ter die Zeitungsschreiber gegangen sein und in niederen Kreisen verkehren, auch spielt die Liebschaft mit einem armen Mädchen bei diesem Zerwürfnis eine Rolle mit. Die Dame erschauderte leicht. „Wie kann nur ein Sohn sich soweit vergessen und aus den lichten Höhen seiner Eltern herabsteigen." Diese Unterhaltung unterbrach das Zeichen zu einem neuen Toast. Dr. Krauß, ein bekannter und gefürchtet« Kritiker, erhob sich. „Meine Damen und Herren! Nachdem man der Verdienste des Herrn Rat Güld ner in gebührender Weise gedacht, halte ich es für Pflicht; des ältesten Sohnes unseres verehrten Herrn Festgeber, zu gedenken. Dessen Verdienste liegen zwar auf einem anderen Gebiete al» die seines Herm Bruders, aber Ver dienst bleibt Verdienst. Freiwillig hat er dem Wohlleben im elterlichen Hause entsagt, um als ein Held der Feder für Wahrheit und Recht zu Kämpfen. Ich habe das Glück der Gefährte seiner Kindheit gewesen zu sein und sah sein flammendes Herz oft mit seinem Kopf durch gehen, nie aber sah ich ihn an eine Gemeinheit auch nm anstreifen. Meine Damen und Herren, Sie werden sich wundern, daß ich diese Dinge hier verbringe, aber ich halte die Gelegenheit für geeignet, dem innigsten Wunsch Ausdruck zu geben, daß Vater und Sohn sich bald wieder die Hände zur Versöhnung reichen mögen. Da rauf lassen Sie uns die Gläser anstoßen, vereint in dem Wunsch, den ich soeben ausgesprochen habe. Da» verehrte Geburtstagskind und geschätzte Festgeber und sein Sohn Willibald, der Zeitungsschreiber, sie leben Hotz hoch, hochl