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Rabenauer Anzeiger : 27.07.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191607278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160727
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160727
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-07
- Tag 1916-07-27
-
Monat
1916-07
-
Jahr
1916
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 27.07.1916
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Die letzte Kriegswoche. Erntezeit. Furchtbarste Kämpfe, Die Grundlatze des» Sieges. Russische Erschöpfung. Sarrails Amtsmii« digkeit. Italienische Intrigen. Erfolge der Türkei. ES ist Erntezeit. Auf den Feldern rauscht des Schnitters Sense durch den goldenen Wald der Halme. Von der Stirne trieft der Schweiß. So mühsam ist die Arbeit selten gewesen, so dicht und stark wie Heuer steht das Korn nur in besonders guten Erntejahren. Vom ersten Morgengrauen bis zur anbrechenden Nacht schaffen unermüdlich Weißigs Hände, um den reichen Segen trotz der Tücken beS Wetters zu bergen. Hinter den Mähern schreiten die Frauen und Mägde, die mit flinken Griffen das im Schwad liegende Getreide zu Bündeln zusammenfassen und durch ein Stroh band umschließen. Die gebundenen Garben werden un verweilt zu Mandeln zusammengestellt. Durch die Auf stellung ist das Korn vor den Wirkungen des Regens besser geschützt und dem trocknenden Winde freier ausgesetzt. So dicht wie in diesem Jahre haben die Mandeln selten bei einander gestanden. Man ermißt aus ihrer Dichtigkeit erst recht den ganzen Reichtum der heurigen Ernte. Möge uns der Himmel nun bloß gnädig sein und seine Sonne scheinen lassen über unseren Feldern, damit wir seine gütigen Gaben ungeschmälert bergen können. Das ist das brünstige Flehen von Stadt und Land; denn es hängt viel; es hängt alles für unser Volk von der Einbringung dieser Ernte ab. Ernte zeit ist es auch draußen auf den blutgetränkten Schlacht feldern in West und Ost. Auch da gab es und gibt es noch ch draußen auf den blutgetränkten Schlacht feldern in West und Ost. Auch da gab es und gibt es noch immerfort beispiellos heiße Arbeit. Aber der treue deutsche Gott ist mit unseren Helden in Stürmen und Schlachten und hilft ihnen zum Sieg. Und wie wir um Sonnenschein bitten für unsere Ernte, so hoffen wir, daß über den Schrecken und Furchtbarkeiten dieses Krieges, über den toten Helden und über den Trümmern verwüsteter Felder, Städte und Dörfer endlich und in nicht allzu ferner Zeit die Sonne des Friedens aufgehen und einer Zukunft leuchten wird, die reicher und schöner ist, als die Vergangenheit war. Das Ringen an der Somme war furchtbar. Einen schwereren Tag als den 14. Juli, den Tag des National festes der Republik Frankreich, haben unsere heldenhaften Truppen noch nicht durchzumachen gehabt. An jenem 14. Juli fiel den Engländern, die mit rasender Wildheit in sechs Wellen tiefen Sturmlinien ohne jede Rücksicht auf die eigenen Verluste vordrangen, der Ort Longueval mit dem hart östlich anstoßenden Delville-Wäldchen in die Hände. Aber wie unsere Tapferen die Spitze des Kegels, den die neue feindliche Front jetzt beschreibt, schon vor einigen Tagen bei dem Dorfe Mache eindrückten, so litten sie auch den Englishman nicht lange in der gewonnenen Position. In heldenmütigem Ansturm rückten sie ihm auf den Leib und entrissen ihm Dorf und Wäldchen wieder. Verzweifelt wehrte sich der Feind; aber es gab kein Erbarmen, er mußte zurück. Groß ist die Zahl der Gefangenen, die er im Nah kampf verlor, weit großer offenbar die der Gefallenen und Verwundetem Die blutigen Verluste der vereinigten Gegner ind fo riesengroß, baß Massenangriffe nach Art der er- olgten bis auf weiteres nicht zu erwarten sind. Mögen die Engländer selbst imstande sein, die in ihre Reihen gerissenen urchtbaren Lücken durch Reserven wieder auszufüllen; mit )er ursprünglichen Heftigkeit vermögen sie ihre Vorstöße nicht mehr durchzuführen. Die große Artillerievorbereitung für die Kämp e, die mit dem Verlust von Longueval und Delville endigten, erzielte nicht entfernt mehr di? Wirkung des Trommelfeuers, daS die Schlacht an der Somme eip- leitete. Und eder erneute Versuch wird noch schwächlicher ausfallen. Dis Stoßkraft der Franzosen scheint in den ersten Stürmen verpufft zu sein; die französischen Angriffe südlich der Sotnme des Barleux. Velloy und andern Stellen wurden sämtlich angewiesen und brachen zum Teil schon in unserem Artsueriefeuer zusammen. Der große englisch- französische Offenstpvlan in Flandern und in der Picardie ist gescheitert. Nachdem der feindliche Angriff äufgefangen und zilür Stillstand gebracht worden war, werden die Geg ner jetzt unaufhaltsam zuruckgedrängt. Das Ringen ist noch nicht zu Ende, schwere Kämpfe stehen uns noch bevor; aber der Grund zum Südlichen Siege ist gelegt. Während die Kymvftätigkeit aus der übrigen Front im Westen in Scharmützeln vorfühlender Patrouillen besteht, ^ht es bei Verdun fortgesetzt heiß zu. Die Franzosen wissen, was mit dieser ihrer stärksten Festung für sie auf war Die deulsch-ttalienischen Rechtsbeziehungen. In der italienischen Presse wird seit einigen Tagen in durchsichtiger Absicht der Versuch betrieben, die öffentliche Meinung Italiens durch unrichtige oder entstellte Behaup tungen über deutsche Maßnahmen auf dem Gebiete des Privatrechts irrezufuhren. Die „Norbb. Allg. Ztg." stellt amtlich diesen Treibereien den einfachen Tatbestand gegen über : dem Spiele steht. Vecvun steht ihnen höher als die Somme, die drohende Katastrophe von der Festung abZuwenden, sind sie mit verzweifelter Anstrengung bemüht. Sie halten ge hofft, die große Somme-Schlacht würde starke deutsche Kräfte von Verdun abziehen. Diese Hoffnung hat sie be trogen. Nach Angaben der Entente haben die Deutschen vor Verdun 2000 Geschütze vereinigt, davon 40 ganz schwere, 700 schwere und 1260 Feldgeschütze. Ob diese Zahlen zu treffen, muß dahingestellt bleiben; soviel aber ist sicher, daß unsere Artillerie weit mehr als ihre Schuldigkeit getan und' unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen einem tapferen zähen und vorzüglich eingebauten Gegner gegenüber unseren Sturmtruppen die Bahn zur Erstürmung einer feindlichen Position nach der andern geebnet hat. Unsere Helden stehen vor der inneren Verteidigungslinie von Verdun und werden ihr Ziel erreichen. Die große russische Offensive erschöpft sich gleichfalls, die russische Heeresleitung hat zur Erzielung eines durch greifenden Erfolges rücksichtslos Hunderttausende geopfert. An den Karapathen hat sie ihr Schicksal ereilt. Südlich des Dnjestr und in der Bukowina entfaltet der Gegner nur noch eine schwache Kampstätigkeit und beschränkt sich im wesent lichen auf die wirkungslose Verschwendung von Artillerie munition. Wie es mit der Festigkeit der feindlichen Linien beschaffen ist, zeigt am besten die Tatsache, daß der Gegner über den Pruth zurückgeworfen wurde. Mit ihrem Angriffs- versuch auf die Hindenburg - Armee haben die Russen nicht nur auf Granit gebissen, sondern sich auf glühendes Eisen gefetzt. Die heftigen und mit Niesenmassen angesetzten An griffe scheiterten vollständig und trugen dem Feinde nach Hindenburgs Meldung ungewöhnlich schwere Verluste ein. Wenn Hindenburg, der doch schon ganze russische Armeen vernichtete, von ungewöhnlich schweren Verlusten des Feindes spricht, so heißt das etwas. Am Balkan ist die Lage noch immer unverändert. Nach Meldungen aus Saloniki hat der Oberbefehlshaber der dortigen Ententetruppen, der französische General Sarrail seinen Rücktritt angeboten da einer seits sich die Gegensätze zwischen ihm und der Bevölkerung verschärft haben und er andererseits die ihm erteilten Be- kehlS nicht ausführen könne, da die ihm zugeführten Truppen stets anderweitig verwendet werden. General Sarraii gedenkt weiter eine Denkschrift auf an den Präsidenten Poincare abzufasfen, worin er die verhängnisvollen Folgen des innerfranzostschen Unfriedens auf die militärische Lage der Franzosen darlegen will. Besonders glücklich wird sich der General in seiner ewigen Tatenlosigkeit kaum fühlen. Aus der Begründung seines Gesuchs geht hervor, haß ihm die besten Truppen stets genommen werden, um in Frank reich Verwendung zu finden. Italien, das in seinem Kriege mit Österreich die klSg. liche Rolle weiter jpielt, in der eS sich stets befunden, sucht aus Betreiben seiner Verbündeten durch schnöde Rechtsver letzungen Deutschland zu einer Kriegserklärung herauszu- fordem, ähnlich wie sie vor einigen Monaten gegenüber Portugal erfolgen mußte. Daß Italien, bas von England mit Geld, Kohle und Munttion ausgehalten wird, fein Ziel durch Lügen, Intrigen und Verleumdungen anstatt durch eine offene und ehrliche Tat zu erreichen trachtet, erinnert an seinen bübischen Verrat gegenüber Österreich-Ungarn im Mat vorigen Jahres. An der allgemeinen Lage ändert eine italienische Kriegserklärung nichts; unter einer tödlichen Verfeindung mit Deutschland, seinem besten Kunden und uneigennützigsten Wohltäter, würde Italien nach dem Frie densschluß jedoch bitter zu leiden haben. Hoch erfreulich war der Sieg, den die verbündeten Türken in Tripolitanien über die Italiener baoontrugen. 6000 Soldaten, 200 Offi ziere, 24 Geschütze, die dem Feinde abgenommen wurden, vildeten^ben Sregesprei^. Auch sonst haben die Türken neuerdings schöne Erfolge zu verzeichnen gehabt, so nament lich in Südpersien und im Westen von Ägypten. Ägypten aber ist EnglandsAugenstern. Nm 21. Mai 1S1S, also Unmittelbar vor Lem Abbruch der diplomatischen Beziehungen, wurde zwischen dem Staats sekretär von Jagow und dem italienischen Botschafter Vollati eine Verständigung wegen der Behandlung der beiderseitigen Staatsangehörigen und ihres Eigentums für den Fall eines Krieges getroffen. Die Verständigung sicherte den beiderseitigen Staatsangehörigen den Schutz ihrer Person und ihres Eigen tums zu, dergestalt, daß alle die Maßnahmen, die England, Frankreich und Rußland in völkerrechtswidriger Weise ge troffen haben, wie die Internierung von Zivilpersonen, oie Sequestration oder Liquidation von Privateigentum, die Beinträchtigung von Patentrechten sowie das Verbot der Erfüllung privatrechtltcher Forderungen, zwischen Deutsch land und Italien nicht stattfinden sollten. Darüber hinaus wurde den Beziehern von Unfallversicherungsrenten deren Fortbezug gewährleistet. Auf die in den Häfen der beiden Länder liegenden Kauffahrteischiffe des andern Teiles sollten die Regeln der Sechsten Haager Abkommens über die Be handlung der feindlichen Kauffahrteischiffe beim Ausbruch der Feindseligkeiten Anwendung finden. Da der Kriegszustand zwischen Deutschland und Italien bisher nicht eingetreten ist, war die Verständigung ihrem Wortlaut nach nicht anzuwenben; indes konnte nach ihrem Sinn und Zweck kein Zweifel darüber bestehen, daß die beiderseitigen Privatrechte vor Eintritt eines Kriegszustandes nicht ungünstiger behandelt werden durften, als'es für den Kriegsfall vorgesehen war. Neben der Verständigung waren selbstverständlich, solange der Kriegszustand nicht bestand, auch die Bestimmungen des deutsch-italienischen Handels vertrages vom 6. Dezember 1891 zu beachten. Die italienische Regierung hat sich jedoch sowohl den Verpflichtungen des Handelsvertrages, wie denen der Maiverstänoigung in will kürlicher Weise entzogen. Die größtenteils bereits bekannten Rechtsverletzungen Italiens werben dann im einzelnen beleuchtet. Gegen den bestehenden Handelsvertrag verstieß Italien in gröblichster Weise, als es unter dem Druck Englands die in seinen Häfen liegenden deutschen Handelsschiffe requirierte. Ent gegen dem Mai-Abkommen gingen die italienischen Behörden planmäßig darauf aus, die Einziehung deutscher Forderun gen zu verhindern. Die italienische Regierung verweigerte ferner die Zahlungen von Entschädigungen sür requiriertes deutsches Eigentum während des Krieges. Alle Vorstellungen Deutschlands schlug Italien in den Wind und bestritt, Rechtsverletzungen zu begehen. So lange noch Aussicht auf Verständigung vorhanden war, hat Deutschland sich jeder Gegenmaßregel enthalten. Gleichwohl erklärte Italien, daß es sich an bas Abkommen nicht mehr gebunden erachte, da die deutschen Militärbehörden der Ausreise von Italienern Schwierigkeiten bereiteten. Reiseverzögerungen, die nach den Bestimmungen der Vereinbarung entstehen mußten, waren von uns jedoch nach Möglichkeit'verhindert worden. Gegenüber Banken und Berufsgenoffsnschaften mußten Gegenmaßnahmen getroffen werden; ein Zahlungsverbot, wie es in der italienischen Presse erwähnt wurde, ist nicht erlassen. Nicht Deutschland, sondern Italien hat den deutsch- Italienischen Handelsvertrag und die deutsch-italienische Mai- verständtgung gebrochen; nicht Deutschland, sondern Italien hat sich von den durch diese Verträge auferlegten Völker- rechtlichen Verpflichtungen ausdrücklich losgesagt. Wenn die italienische Presse die Sache anders darstellt, so ist dies eine gröbliche Irreführung der öffentlichen Meinung Italiens. Die Kampfe an der Somme waren tagelang von einer beispiellosen Heftigkeit. Die Eng länder die immer wieder frische Reserven einsetzen und fort während Verstärkungen heransühren, gingen mit beispielloser Kräfteentwickelung zur Entlastung der Franzosen vor, deren Jnsanterieangriffe im Vergleich zu früheren Tagen erheblich an Wucht verloren haben. Mit allen nur erdenklichen Mitteln und nach einer ungeahnten heftigen artilleristischen Vorbereitung versuchten sie, unsere Linien zwischen Somme und Ancre zu durchbrechen. Auf schmaler Front findet das blutigste Ringen dieses Krieges und der ganzen Weltge schichte statt, so daß man ohne Übertreibung von einem Cisenhagel sprechen darf, in dem Freund wie Feind ununter brochen stehen. Noch immer wütet die furchtbarste aller Schlachten, die Entscheidung ist noch immer nicht gefallen. Mit Ungestüm warfen die Engländer sich erneut gegen Longueval und Delville und drangen in Ort und Wald ein. Ltok unk! Itiebs. Erzählung von Tugen Hermann. Menschenkenntnis verlassen habe, die mich so im Stich gelassen hat und daß ich nicht Deinem guten Rat gefolgt bin. Als ich Dir die Beleidigung mitteilte, welche meiner Schwester als Braut vor ihrer Hochzeit widerfahren war, gabst Du mir den vortrefflichen Rat, mich doch noch et was näher über den Vorfall zu erkundigen und danach aller dem eigenen Ermessen meiner Schwester Regina zu überlassen und erst dann einzugreifen, wenn die Notwen digkeit mich dazu zwinge, ihre Ehre zu wahren. Das war Dein Rat und ich erkenne jetzt, daß er sehr gut war. , , , Es befremdete Dich damals, daß ich bei meinem sonst so entschiedenen Charakter mich auf einen solchen Ausweg einließ, durch welchen Reginas Ehre am allerwenigsten gewahrt erschien und Du warst erstaunt, daß ich mich so gar später mit der von ihr getroffenen Lösung einverstan den erklärte, da sie, wie Du sehr richtig behauptest, hoch gar keine Garantie sür das Glück Reginas bot. Ich will Dir jetzt die Erklärung für mein damaliges Verhal ten geben, obwohl ich von vornherein gestehen muß, daß ich den Charakter meines Schwagers ebenso falsch wie den meiner Schwester beurteilt habe. Ich bin nicht vermögend, strebe aber danach in die Höhe zu kommen und zwar auf eine Höhe, wo das Le ben wirkliche Genüsse bietet. Dieses Streben paßt aber nun wieder wenig zu meiner trägen Natur. Als ich er- suhr, daß meine Schwester sich mit einem vornehmen und reichen Manne verlobt habe, baute ich darauf sofort aller hand Luftschlösser. Ich hoffte, daß es mir nun nicht an Empfehlungen nach oben h n fehlen und ich nun bald irgendwo einen guten Poften erhalte. Aber diese Lust schlösser zerrannen, als ich erkennen mußte, daß der Ba ron wohl sehr reich war, am Hofe und in den ersten Ge sellschaften verkehrte, sonst aber wenig Einfluß besaß und jetzt nur danach trachtete, sich eine gemütliche Häuslich' 12 „Höre auf mit solchen Worten,' wies die auf das Höchste erregte Baronin ihren Bruder zurecht, „kannst Du denn nie ein vernünftiges Wort sprechen, oder einen Rat geben.' „WaF in aller Welt soll ich denn sagen und raten? Bor alleM kleine nicht, Regina, das steht meiner stolzen königlichen Schwester gar nicht gut. Wenn es sich her ausstellt, daß Ihr Beide Euch doch liebt, dann kann Euch ja geholfen werden. Ich werde selbst Deinem Gat ten Nachreifen upd ihn zurückbringen.' „Niemals l" unterbrach ihn die Baronin unwillig auf fahrend. „Wich das Dein letztes Wort in dieser mehr wie heiklen Sache fein?" „Er könnte mich doch nicht mehr achten. Geh, Wil helm, laß mich allein, ich werde ihm meine Antwort schreiben und mögest Du niemals den gleichen Schmerz empfinden, den Du mir bereitet Haft." 6. An demselben Tage gingen zwei Briefe von dem Gute des Barons von Dörrenberg nach der Residenz. Zwei Briefe, die wohl nach dem Inhalt verschieden waren, aber doch ein und denselben Gegenstand betrafen. Der erste war von Wilhelm von Achenbach an einen seiner Freunde, einen Herrn von Saalburg, den zweiten hatte die Baro nin von Dörrenberg an ihren Gatten gerichtet. Wilhelm von Achenbach schrieb: „Lieber Saalburg, ich habe einen sehr dummen Streich gemacht, ich kann wohl sagen, es ist der Dümmste meines Lebens, der von den fatalsten Folgen begleitet ist und ich bedauere es auf das Lebhafteste, daß ich mich so aus meine keit zu gründen, nachdem er den Freudenbecher des Le bens bis zur Neige geleert hatte. Er besaß weder ein flußreiche Verbindungen, noch das Interesse, sich solche zu verschaffen. Er begrüßte mich als den Bruder seiner Braut, das war alles und da er auf meine leisen An deutungen nicht einging, so sah ich wohl ein, daß ich von ihm in dieser Beziehung nicht« zu hoffen. Ueberhaupt kam mir der Baron im Anfänge mit seinen abgeschmack ten Redensarten recht blasiert vor, daß nur schwer ein verwandtschaftliches Gefühl in mir aufkommen konnte. Nachdem sich meine Schwester doch noch entschlossen hatte, unter gewissen Bedingungen die Ehe mit dem Ba ron einzugehen, glaubte ich nicht anders, als sie habe die Absicht, sich an dem Baron zu rächen. Auch mir ge fiel diese Lösung, denn dadurch eröffnete sich mir dir Aussicht dauernd in der Nähe meiner Schwester bleiben zu können, gewissermaßen als ständige Mittelsperson zwischen dem seltsamen Ehepaar. Die Verhältnisse haben sich nun ganz anders entwi ckelt, als ich annahm und ich habe mich in dem Cha rakter meines Schwagers geirrt — es hat sich immer mehr herausgestellt, daß er ein Mann mit Grundsätzen ist und er meine Schwester aufrichtig liebt. Aber an Stelle, daß die beiden Eheleute durch das Zusammenle ben einander wieder näher getreten wären, hat sich dec Riß noch erweitert und jetzt ist es vollkommen zum Bruch gekommen. Was vorgesallen ist, kann ich so ausführlich nicht schreiben. Der Baron weilt wohl augenblicklich noch in der Residenz. Er scheint ernstlich die Absicht zu haben, in das Ausland zu gehen. Ich kann mich nicht frei von der Schuld sprechen, daß sich die Krisis bis zu diesem Punkt zugespitzt hat. Wenn Du die Gelegenheit ergrei fen könntest, um den Baron noch einmal auszusuchen — vielleicht wäre es doch möglich, da» Mißverständnis auf- rukläre«.
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