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Der Mord von Karlsruhe. Banditenkrkeg. Verbrechen «nd Dummheit zugleich. In der Wage der Gerechtigkeit. Ein abgefeimter Mordanschlag, die teuflische Absicht, ein Massenblutbad unter wehrlosen Menschen und Kindern anzurichten, bildeten den Beweggrund der französischen Flieger, die am Fronleichnamstage Karlsruhe überrumpelten und dort innerhalb einer Viertelstunde 117 Menschen tüteten und 140 verwundeten. Es war ein Morden, so verbrecherijch Mk> grauenvoll, daß die Geschichte seinesgleichen nicht auf weist. Karlsruhe mit seinen 134 000 Einwohnern liegt außerhalb des Kampfgebietes, ist eine unbefestigte Stadt und hat keinerlei militärische Bedeutung. Kriegerische Zwecke für den Flug nach der badischen Hauptstadt, der bekanntlich schyn Vorgänger gehabt hat, waren also von vornherein ausgeschlossen und können auch von den verlogensten Fran zosen für ihre verabscheuungswürdige Tat nicht angeführt werden. Wie England sich nicht schämt, alle ihm zu Ge bote stehenden Mittel zur Aushungerung des deutschen Volkes avMvendekr, so hat sich auch Frankreich zum Ban- ditenkrteg gegen die wehrlose Zivilbevölkerung erniedrigt, jeder ehrlichen und ritterlichen Kriegführung einen Faust- schlag ins Gesicht versetzt und seinen Namen mit untilgbarer Schande für ewige Zeiten befleckt. Die französischen Flieger Wählten für die Ausführung ihres Verbrechens den Fron- ieichnamstag, von dein sie wußten, daß an ihm Prozessions- Mge und Veranstaltungen getroffen werden, die im Freien unter Beteiligung großer Menschenmassen stattfinden. Sie entweihten frevelhaft einen hohen kirchlichen Feiertag und sprachen jeder religiösen Empfindung b uttgen Hohn. Der Verbrecherzug bewegte sich n unnahbarer Höhe direkt dem Festplatz zu; das großherzogliche Schloß, bas bei früheren Angriffen das Hauptziel bildete, wurde nur flüchtig berührt. Auf den Festplatz aber, hinein in die froh bewegte, friedliche Menge, da wurde heimtückisch das höllische Feuer hinabgesandt. Es waren keine Geschosse, die Explosiv- wirkungett erzeugen sollten, bas hat der Befund ergeben, sondern solche, die durch ihre Splitterwirkung auf lebende Ziele berechnet waren. Zur Menschenjagd hatten die Teufel in Menschengestalt sich aufgemacht. Das von ihnen anae- richtete Blutbad, dem 154 Kinder, von denen 82 auf der Stelle getötet wurden, zum Opfer fielen, erschütterte selbst die härtesten Solbatenherzen, die kein noch so wilder Sturm, kein Hanogranatenkamvf, so wütend er sich auch gestaltete, e auS dem Gleichgewicht zu bringen vermochte. Als Ver leitung deutscher Fliegerangriffe sollen die Feinde uns ihre Inmenschlichkeit nicht bezeichnen. Gewiß haben deutsche Flieger vielfach und wirkungsvoll feindliches Gebiet bom bardiert; sie haben aber ausschließlich und immerdar nur militärische Einrichtungen, befestigte Orte, Waffenfabriken oder Arsenale und dergleichen angegriffen, niemals aber die riedliche Zivilbevölkerung als solche. Nein, die notgedrun- zenen kriegerischen Maßnahmen der Deutschen unterscheiden ich von der verbrecherischen Bluttat unserer Feinde wie Tag und Nacht. Unsere Feinoe werben aber auch noch erkennen müssen, daß ihre Tat nicht nur ein Verbrechen, sondern auch eine Dummheit war. Sie haben Deutschland wohl tiefen Schmerz, aber keinerlei militärischen Schaden bereitet: dem neutralen Auslande aber wieder einmal bewiesen, wes Geistes Kinder sie sind. Oder glaubten die französischen Kulturträger doch, einen ihnen nützlichen Zweck mit ihrer Untat zu erreichen? Glaubten sie etwa, der Massenmord von Karlsruhe könnte das deutsche Volk mit Angst und Schrecken erfüllen und es unmutig machen zur tapferen Fortsetzung des Krieges. Man sucht den andern gern hinter der Tür, hinter der mau selbst ge standen. Die deutschen Fliegertaten haben offenbar einen panischen Schrecken und heillose Kriegsfurcht unter der Be völkerung Frankreichs und Englands erregt. Man glaubte ähnliche Wirkungen durch wahnwitzigen Massenmord in Deutschland zu erzielen. Aber man hat sich auch hier, wie schon so oft in diesem Kriege, furchibar getäuscht. Kein Zeichen bleicher Furcht oder schwankenden Zagens, auch nicht das leistste, ist in unserm deutschen Volke bemerkbar geworben. Dafür glüht m jedem deutschen Herzen um so brennender der Rachedurst. Vergeltung an den Buben zu üben, die heimtückisch deutsche Frauen und Kinder adschlach- teten, das betrachtet jeder deutsche Soldat heute als seine heiligste Aufgabe und Ehrenpflicht. Im offenen Kampf ver mögen sie uns nicht ZU treffen, ha haben die Unseren erst che Negierung muß es den einzelnen neutralen überlassen, wie weit sie sich den britischen stimmungen in diesem Sinne anzuwenden, so daß schon jetzt die Liste der von ihr verfemten Firmen mit ausschließlicher oder überwiegender Beteiligung neutralen Kapitals einen erheblichen Umfang angenommen hat und zahlreiche neutrale Länder umfaßt. Durch die Drohung der Aufnahme in die Liste üben Großbritanniens Vertreter in vielen neutraleu Ländern einen Druck ohne gleichen auf einen großen Teil der dortigen Handelswelt aus. Die deutsche Negierung muß es den einzelnen neutralen Negierungen überlassen, wie weit sie sich den britischen Übergriffen aus tatsächlichen Gründen fügen wollen, obwohl eine solche Nachgiebigkeit mit dem Geiste wahrer Neutralität schwer vereinbar erscheint. Vom Standpunkt deS inter nationalen Rechtes unterliegt es jedenfalls keinem Zweifel, daß das Recht der Neutrale», mit den Angehörigen einer kriegführenden Macht friedliche HandclS- und Finanz- beziehungen zu unterhalten, lediglich an den Grundsätzen über Sceprisen seine Grenzen findet, nicht aber durch Vermögcnssperre und amtlichen Boykott beeinträchtigt wer den darf. Englische Völkerrechtsderletzungen. Die deutsche Negierung hat den neutralen Staaten eine Denkschrift über völkerrechtswidrige Maßnahmen Englands gegen neutrale Firmen, die Handelsbeziehungen zu Deutsch land unterhalten, überreicht. Danach ist die englische Ne gierung durch ein Gesetz ermächtigt worden, Firmen im neutraien Ausland wegen ihrer feindlichen Staatsangehörig keit oder wegen ihrer Beziehungen zu Feinden den feind lichen Ausländern im Sinne der Vorschriften über das Handelsverbot glcichzustellen. Diese Gleichstellung bedeutet, wie durch eine Ausführungsverordnung näher sestgestellt wurde, nicht nur ein Verbot des Abschlusses neuer Handels- gescbäste mit britischen Firmen, sondern auch einen weit gehenden Eingriff ln die wohlerworbenen Privairechte der betroffenen Unternehmungen. DaS in England befindliche Vermögen dieser Unter nehmungen ist gesperrt, d. h. sie können ohne Genehmigung der Regierung nicht darüber versagen, Nach Gutdünken des Handelsamtes kann jeder ihnen gehörige Vermögensgegen stand im Vereinigten Königreich, insbesondere jeder Anteil an britischen Aktiengesellschaften und sonstigen Handelsgesell schaften, selbst wenn die Aktie sich nicht im britischen Macht bereich befindet, zwangsweise verkauft und der Erlös hinter legt werden. Das Handelsverbot hat zur Folge, daß Kauf und Lieferungsverträge der Betroffenen niit britischen Firmen in der Regel als aufgelöst gellen; auch können die Be troffenen vor britischen Gerichten nicht als Kläger auftreien. Die englische Regierung hat in einer halbamtlichen Auslassung sowie in einem Notenwechsel mit Amerika diese in der Geschichte der neueren Zeit unerhörten Eingriffe in die Privairechle von Neutralen damit zu rechtfertigen ge sucht, daß es es sich nur um eine gemilderte Übernahme des von der französischen Regierung auf dem Gebiete der Handelsverbote durchgeführten Nationalitätsprinzips handle, das angeblich von vielen neutralen Staaten als Grundlage ihres Verhaltens im Falle eines von ihm geführten Krieges bezeichnet worden sei; ja sie hat es unternommen, ihr Vor gehen als im Geiste der Rücksicht auf die Neutralen en:ge- geben hinzustellen. Die Haltlosigkeit dieses Rechtfertigungs versuchs liegt auf der Hand. Tatsächlich hat dle französische Regierung neutrales Eigentum nicht angetastet. Noch weniger hat irgendein neutraler Staat zu erkennen gegeben, baß er im Falle eines von ihm geführten Krieges ein solch.'s Verfahren anzuwenden beabsichtige. Die britischen Bestimmungen dagegen treffen nicht nur die im neutreulen Auslaud ansässigen Deutschen, sondern auch neutrale Firmen, wenn daran nur irgendwie deutsches Kapital be teiligt ist, ja wenn sie In nur irgendwelchen Verbin dungen mit deutschen Handelshäusern stehen. Die britische Negierung hat ja nicht gezögert, die Be fin Monat Juni wieder 87 feindliche Flugzeuge zur Strecke gebracht, während wir selbst nur sieben verloren. Feigheit uitd Hinterlist sind die soldatischen Eigenschaften unserer Feinde in erster Linie. Und die sind so gemein und nichts würdig, daß sie nicht scharf genug gezüchtigt werden können. Der Tag der Vergeltung wird kommen; der Mord von Karlsruhe wird dann schwer ins Gewicht fallen in der Wage der Gerechtigkeit. Rundschau. Dank des Reichskanzlers. Vor einiger Zeit hatten zahlreiche hervorragende Burger Leipzigs dem Reichskanzler eine Vertraucnskundgebung übersandt. Darauf hat Herr von Bethmann Hollweg mit einen: Dankschreiben geant- woAet, in dem es heißt: Die Kundgebung hat mich herzlich erfreut und bewegt. Indem die Herrn nur ihre freundliche Gesinnung gemeinsam bekunden wollten, haben sie, wenn ich sie techt verstehe, zugleich den Wunsch gehabt, Zeugnis zu geben von dem unverbrüchlichen Zusammenhalten von Mit gliedern deS höchsten Gerichtshofes, Vertretern der Wissen schaft und Kunit. beS Kandels und der Industrie mit der Führung des Reiches. Aus dem Bewußtsein solcher festen Übereinstimmung zieht die Leitung des Reiches in dieser enifcheibungsvoüen Zeit ihre beste Kraft. Seekrieg und Londoner Deklaration. Von der Aufhebung der Londoner Seerechtsdeklaration durch England versprechen sich Wiener Blätter eine Wendung im See kriege. Die Aufhebung, so sagen sie, bedeute eine glatte Abweisung aller amerikanischen Einsprüche «egen die eng lische Seewillkür. Wenn die Regierung der Vereinigten Staaten diese Aufhebung anerkännte, so verließe sie den Standpunkt, von dem aus sie bisher den deutschen U-Boot- krieg bekämpft habe. Statt der von Deutschland in bei letzten Note an Amerika geforderten Rückkehr zum Völker, rechtlich anerkannten Seerecht habe England nunmehr dessen letzte Reste beseitigt. Dadurch sei offensichtlich die Lage ent standen, für welche die deutsche Note neue Entschließungen der deutschen Regierung angekündigt habe, und es sei der Zeiwunkt eingctreten, wo die Mittelmächte mit allen ver- sügvaren Machtmitteln der englischen Vergewaltigung allei seefahrenden Völker ein Ende machen müßten. Die Suche nach dem Sündenbock, dem die Schult für den unerwarteten Mißerfolg der großen Offensive auf gebürdet wird, ist in England und Frankreich in lebhaftem Gange. Zumal England empfindet das Bedürfnis zur Mohrenwäsche, da es selbst erkennt, daß es die in den Herzen der Franzosen erregten glänzenden Hoffnungen gar zu herbe zerstört hat. Die Londoner Blätter fassen zunächst noch nicht eine einzelne Persönlichkeit, sondern eine ganze Gesell schaftsklasse, von der sie sagen, die Deutschen kannten nicht nur den genauen Angriffstag, sondern fast genau die Stunde. Bedeutende Persönlichkeiten in London schwatzen zuviel unt leide, entspreche das, was sich diese Leute und namentlich ihre Frauen in Klubs, Restaurants und auf der Straße er zählen, immer der Wahrheit. Unter dein Siegel der Ver schwiegenheit werden Dinge erzählt, die außerhalb des Kabinettzimmers nicht in den Mund genoinmen werden dürften. So sei es mit Kitcheners Reise nach Rußland ge wesen, so sei es mit der Offensive an der Westfront. Wahlkampf in Griechenland, Das Nationalbewußt sein der Griechen ist unter dem Druck der Entente erwacht und gelangt in dem Wahlkampfe, der gegenwärtig staitfindet, zum Ausdruck. König Konstantin ist nach wie vor der populärste Mann im Lande. Die Venizelospartei Hot zwar die Aufstellung eigener Kandidaten in allen griechischen Wahlkreisen beschlossen, Venizelos allein kandidiert in 96 Kreisen; seine Partei aber hat eine Verminderung ihrer Stärke um nahezu die Hälfte erfahren. Die Ententestaaten erklärten heuchlerisch, daß sie die politischen Rechie Griechen lands nicht antasten, sondern ini Gegenteil der Verfassung des Landes gerade Geltung verschossen wollten. Man darf gespannt sein, was die Scheinheiligen tun werden, wenn rotz der Überwachung der Wahlen durch englische und ranzösische Polizisten die Kammer dieselbe oder eine noch tärkere Mehrheit als bisher bekommt, die entschieden an der vom Könige geführten Neutralitätspolitik Griechenlands festhält. Die Durchführung der Pariser Wirtschaft^« beschlüsse wurde von der englischen Regierung in Angri- genommen. Das Kabinett in London beschloß, sofort di nötigen Schritte zu tun, um die Resolution der Paristr Konferenz zur Ausführung zu bringen. Der Premicrmlniste» Asguith wird demnächst Erklärungen zur Sache abgeben. Die Pariser Wirtschaftskonferenz sah bekanntich Maßnahmen vor zum Schutz des eigenen und zur Bekämpfung des feind lichen HandelS während des Krieges, mährend der nach folgenden Übergangszeit und für die spätere Friedenszeit. Irgendwelche konkrete Vorschläge enthielt die Resolution nicht, deutete nur allgemeine Richtlinien für Sperrzölle u. Ltolr aack llsbs. Erzählung von Eugen Hermann. 7 Die Baronin schien den eintretenden Gatten einen Augenblick forschend zu betrachten, ja es schien sogar, als wenn ihr Blick mit liebevoller Unruhe an ihm hafte, aber dies geschah mit einer Hast, als fürchte sie sich, bet diesem Blick der Teilnahme und des Interesses überrascht zu wer den und einen Moment später hatten ihre Züge den Aus druck so kalter Gleichgiltigkeit angenommen, daß sie einer Marmorbüste glich. »Wir stritten uns über den Grad Deiner Liebenswür digkeit/ begann ihr Bruder. »Und wer von Euch übernahm das schwer« Amt mei ner Verteidigung/ lächelte sie. »Natürlich Dein Gatte/ spöttelte der Bruder mit ei nem lauernden Seitenblick auf den Baron. »Da bin ich ihm natürlich Dank schuldig, wenn er es nicht der Opposition wegen getan hat/ antwortete die Baronin, den Tee einschenkend. „Es war bloß die Rede von dem Grade der Liebens würdigkeit/ bemerkte der Boron. »Und wenn Wilhelm so freundlich war, mich Deinen Verteidiger zu nennen, so geziemt es mir doch, offen zu sein — ich pries Deine Liebenswürdigkeit nicht, sondern sprach meine Bewun derung über den hohen Grad derselben aus." Die Baronin sah bei diesen Worten ihren Gatten fragend an und ihre Hand zitterte, sodaß die Taffe leise klirrte. „Arthur traut Dir nämlich kein Herz zu/ antwortete Herr von Achenbach an der Baronin Stelle, „und schätzt die Temperatur Deines Blutes sünf Grad unter Null." „Dann wäre ich ja noch schlimmer daran wie ein Fisch/ lächelte sie gezwungen. „Oder ich/ murmelte der Baron, aber so leise, daß nur seine Gemahlin es hören konnte. »Ihr seid doch vollkommen einig/ höhnte der Bruder und als die beiden Gatten schwiegen, setzte er noch hinzu, daß sie sich vor ihm durchaus nicht zu genieren brauchten, denn eine glückliche Ehe sei der beneidenswerteste Segen Les Himmels. Unter solchen und ähnlichen Bemerkungen, welche Schlag auf Schlag sielen, befand sich der Baron ivie aus der Folter und da seine Gemahlin sich vollständig passiv verhielt, ja, da <r zu bemerken glaubte, daß sie sich im 1 Einverständnis mit ihrem Bruder befinde und heimlich über ihn sich freue, kam er zu der Ueberzeugung, daß seine Gattin ihm absichtlich solche qualvolle Stunden be reite und er faßte den Entschluß, dieser geradezu lächer lichen Nolle, die er hier spielte, ein Ende zu bereiten. Eine Vermittelung durch den Bruder seiner Gattin war seine letzte Hoffnung zur Aussöhung gewesen, diese Hoffnung war fehlgeschlagen und die Bitterkeit hoffnungs loser, ja gedemütigter Liebe überflutete sein Herz. Er verwendete noch einen Teil dieser Nacht dazu, die Koffer zu packen, befahl am anderen Morgen, nachdem er nur wenig geschlafen hatte, seinem Kammerdiener, einen Wagen bereitstellen zu lassen und begab sich noch einmal in das Gemach feiner Gattin. Es war eigentlich das erste Mal, seit sie verheiratet waren, daß er in ihrem Zimmer erschien, sonst trafen sie sich nur bei den gemeinsamen Mahlzeiten, oder waren in Gesellschaften beisammen. Die Baronin saß an ihrem Schreibtisch, sie hatte ge schrieben und mar jetzt in Träume versunken, sodaß sie den Eintritt ihres Gatten nicht sogleich bemerkte und erst dann, als er sich absichtlich durch ein leises Geräusch be merkbar machte. Sie erschrak und sah erstaunt auf und ihr Erstaunen wurtze noch größer, als sie ihren Gatten in Reisekleiduna erblickte, noch mehr aber wuchs ihr Erstaunen über du auffallende Blässe die sein Antlitz beveckte. Mit auffallender Hast schob sie einige Blätter beiseite und verbarg unter denselben einen glänzenden Gegen- stand. »Verzeihen Sie/ die beiden Gatten sprachen das trau liche Du nur in Gegenwart dritter Personen aus, — „daß ich Sie überraschte/ sagte er mit erzwungener Kälte, „ich komme nicht um mich in Ihre Geheimnisse zu drän gen/ fügte er noch hinzu, „sondern ich will mich verab schieden. Sie wollen mich bei ihrem Bruder entschuldi gen. Ich glaube kaum, daß er mich sehr vermißen wird." Die Baronin wurde bleich. „Sie wollen einen Ausflug unternehmen?" fragte sie, nachdem sie sich von ihrem Erstaunen erholt hatte. „Ja, auf unbestimmte Zeit. Ich werde Ihnen das Nähere schreiben." In diesem Augenblick fuhr die Kutsche unten im Hof vor das Portab Die Baronin sprang schnell auf und eilte an das Fen ster. „Sie wollen verreisen?" fragte sie noch einmal verle gen zur Seite sehend. „Dringende Geschäfte rufen mich fort, gestatten Sie mir mich zu empfehlen. Es wäre mir unangenehm, Ihrem Bruder zu begegnen, er könnte meiner Versicherung nicht glauben — " „Er hat Sie gestern beleidigt — ich habe ihm deshalb schon Vorwürfe gemacht," stammelte Sie in steigender Be wegung. „Mich kann Niemand beleidigen, der so glücklich ist Ihre Liebe zu besitzen/ entgegnete er kalt. „Leben Sie wohl." Mit einer höflichen Verbeugung nahm er Abschied und schritt dann langsam der Türe zu.